Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, December 31, 1909, Zweiter Theil, Image 14

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    Der verschollene Sohn
Rom-a von
M. Betzhold
II
(25. FortfehungJ
»Nun wohl, können Uhr und Ring
sichs dein Lebenden enitvendet sein?«
Wieder schüttelte der General das
haupt.
»Alle diese Bermuthungen führen
zu nichts«, sagte er, «fie regen nur
auf. Also schweigen wir davon.«
.Herr v. Bach hat wieder geschrie
den«, antwortete Elfriede.
»Seit-en hoffnungen hat er wohl
entsa s« fragte die Generalin mit ei
nem orsrhenden Blick.
.-«Keinesivegs, er hat zuverlässige
Nachrichten erhalten, daß Eduard
noch leben soll·«
Der General hliclie betroffen auf;
es lag doch etwas in »dem Tone, in
dem feine Tochter das sagte, was ihn
erkennen ließ, daß sie ihrer Sache
sicher war und mit der Sprache fo
reihi nicht heraustiicten wollte.
·.Zuverliifsige Idachrichien?« fragte
er zweifelnd
»Bist-de Dir das aanz unmöglich
erscheinen- Pa i«
«leriede, prich, sage uns Alles,
has Du weist«, nahm die Generalin
in fieberhafier Erreguna das Wort,
indem sie ihre band auf den Arm des
Mädchens legte. «Gduard lebt?«
»Ja denn, er ledi!« nickte Elfriede.
Der General griff nach dem Stock,
der neben seinem Sessel lehnte, er
schien das Bedürfnis zu fühlen, et
was in der Sind zu haben, worauf er
sich stüsen bunte
»Dann Du es beweisen, Elftie
def« rief er.
»Deine-T ich lann’s Papa, aber
M regt es zu sehr auf.«
.Sapper1nent, eine freudige Aufre
guna ist immer eine vortreffliche Arz
nei. fie kann einen kranken Körper Je
sund machen. Aber ich will ruhig sein,
ganz ruhig, liebes Kind, und nun sag«
offen heraus, was Herr v. Bach ge
schrieben hat«
»Willst Du wirklich ruhig sein?«
fragte Elftiede bewegt. ,Und auch
Du, liehe Man-ai«
«Ruhia, sobald wir Gewißheit ha
ben«, erwiderte die Generalin, und
der alte here nickte ihr zu, als ob er
sagen wolle. das sei auch seine Ant
wck .
»Herr v. Bach m mit eduard u
fammengetroffen, fie befinden ich
Beide nicht«
»Elfriode, ift es Wahrheit?« rief
der General. »Und wann, wann
werde ich den Sohn wiedersean«
»Schon in der nächsten Woche, wenn
Ihr die Frau Majorin und mich nach
Köln begleiten wollt. Hier iit der
Brief des herrn v. Bach, foll ich ihn
vorlese-ri«
»Ja, thu’ö, mein Kind«. sagte der
alte here mit zitternder Stimme,
»meine Augen find trüb geworden, ich
könnte in diesem Augenblick keinen
Buchstaben ertennen.«
Elfriede las langsam, danrit iein
Wort des bedeutungsvollen Briefes
den Eltern verloren aing. und fo
gron und gewaltig auch die Aufregung
der Lenteren fein mochte, unterbrach
doch keine Silbe, trin lauter Ausruf
das leiende Mädchen Die Generalin
hatte die hände auf dem Tische gefal-;
tet, sie blickte mit nassen Augen zu.
dem Gatten auf, der hoch aufgerichtet:
dastand und erft fest, als Ekfriede en-i
dete, mit einem lauten Jubelruf dem!
gepreßten Herzen Luft machte. »
»Wie viel Kummer und Sorge wä
re uns erspart geblieben, wenn wir va
vpn eine Ahnung gehabt hätten!« sagte
die Generalin leise. »Den-« Allgiitigen
gebührt der erfte Dank —' .
»Und iden Schutt, den Doktor Win
ter, lasse ich in’g Zuchthaus stecken!«
rief der General, während er, auf
feinen Stock gestützt, einige Schritte
in's Zimmer hinein that. »Sapper
ment, das gebt ·a wieder prächtig, die
Schmerzen si verschwunden ich
hat« ja gesagt, eine freudige Nachricht
iti eine gute ArzneiL —- Peter!«
Die Tdiir wurde im nächsten Au
genblick geöffnet und der Bursche
stand auf der Schwelle
»Ehe Flasche Selt!« befahl der
alte herr. .
Jst-I stiehl. herr General! Nur
eines«
»Sapperment, Kerl, hast Recht, mit
einer komme ich nimmer aus, und die
M trinken das tilde Gift auch
gern —- alfo zweit dali! Kannst
fiir M auch eine Flaer Mofelwein
m dein Leser mitbringen und auf
ist Munddeit des jungen Herrn
W verstand-Irr
sue-Tet- tdu mit sichtbar-m Ek
M en.
»De- Vektn Lteutenant-' Oragte er
INatürlich alter Junge! Der Herr
Lieutenant lebt und kommt in der
nächsten Woche heim —- jo so, einst
weilen Mut halten, verstanden?«
»Ja Befehl, hat Genera1!«
Der Bursche hatte die Thüre kaum
hinter sich zugezogen, als er draußen
im Kot-Um aus voller Brust einen
Dunst-ruf auf-stieß daß die Damen
. erschreckt emporfuhren
Drum Ket1!« sagte der General
Mm was-und ek mit kqßeu
a das immer datchmaäJk
« .- « ten und anhänglich,
. Axt-n staats-Hm verlieren. Sapper
uicht mehr
erinnern. Ra, und Du wirst nun auch
wieder heiter werden, Mein-sie wies«
Er war vor seiner Frau stehen ge
blieben, seine Sand ruhte auf ihrer
Schulter und ihre schönen Augen
leuchteten vor Glück und Freude.
»Es-damit wird nun wohl hier blei
ben«, fuhr er fort, ,er wird die Ueber
zeugung gewonnen haben, daß es nir
gend besser ist als daheim! Und der
Schust, der Naturforscher, soll in’s
suchtqu —«
aAber wir wissen ja noch nicht, was
zwischen ihm und Evuard vorgefallen
isi!« unterbrach Eifriede ihn.
»den er uns nicht belegen? t er
mich nicht um eine Summe ldes
barsch falsche Vorspiegelungen betro
gen «
»Alle auch dass«
«Jawodl, auch idasl Kurz vor seiner
Abreise tam er zu mir, um Abschied
zu nehmen. Natürlich mußte ich ihn;
noch einmal meiner Dankbarkeit ver
sichern und ihm meine Dienste anbie
ten, das lag ja in«der Natur derSacha
und nun tam’s heraus. dafz er Geld
nöthig hatte. Er sprach von feiner
Professur, von der Gründung eines
eigenen herdes und klagte dabei, daß
sein kleines Vermögen aufgezehrt fei.
da mußte ich ihm denn meine Kasse
.zur Verfügung stellen und es war mir
sogar lieb, daß er nach einigem Zö
gern tausend Thaler antwng
»Der kleine Berlnft lä t sieh ber
schmerzen«, schaltete die Generalin ein.
«Sapperment —- ja, aber mich är
gertiT daß der Schuft mixh geprellt
a .«
Peter trat in diesem Augenblick mit
Flaan und Gläsern ein. er stellte
den Kühleirner neben den Sessel aus
im- Teppich und löste geschickt und
! tunftgerechk den Silberhelm einer
Flasche.
Rnallem herr Generali« fragte er,
Psissia lächelnd.
.Jawohl, knallen!« lautete die Ant
wort und in der nächsten Sekunde
flog der Pfropfen zur Decke empor,
lindess der Bursche mit der blüthens
zweiszen Serviette den tobenden Wein
s berubite und dann die Gläser füllte.
) Auf das Wohl Eduards!« sagte
jder General bewegt, indem er fein
HGlai erhob. »Nng eine fonnige Zu
; kunft ihn entfchädigen fiir die ftiirmis
sche Bergangenheit!«
Der alte here hatte sein Glas auf
lCinen Zug geleert, fein Blick ruhte
sägtn voll Wohlwollen auf dem Bur
i
»Dann ifi die hochzeit?« fragte er.
»Im Frühjahr, herr General!«
»Gut, wir reden vorher mit einan
der. ich werde zu Deinem haushalt
mein Scherflein beitragen.«
Peter wollte seinen Dank für diese
Güte ausnrechen, aber der General
winkte ihm, sieh zu entfernen, dann
bat er um den Brief Kurts« um ihn
noch einmal zu lesen.
«Sopperment, dieser Doktor v.
Bach ift ein ganzer Mann«, sagte er.
.Scheut keine Gefahr und keine Stra
pazen, bis er feine Aufgabe aelösi hat.
Das gefällt mir, der junge Herr kann
von mir fordern, was er will, ich wer
de es ihm geben, wenn dies in meiner
Macht liegl.«
.Und fordern wir-d er etwas von
Dir«, scherzte Elsriede.
»So, weißt Du das schon? Was
ist es?«
»Meine hand.«
«Ah, ich half mir’ö gedacht«, sagte
der General, mit feiner Frau einen
bedeutunasoollen Blick wechselnd, «es
ist nicht schwer zu errathen, trenn man
den Schlußsai dieses Briefes gelesen
bat. Aber darüber kann ich nicht ver
.fiiaen, er wird sieh an Dich wenden
-miissen.«
»Und wenn dies geschieht, welche
Antwort wird er erhaltenk fragte
die Generalim
; Elfriede schlug ergliihend die Au
iaen nieder. »
,.Mein Herz bat er fchon«, sagte sie
leise, »wie könnte ich ihm da meine
! band oerweigern!«
»So weiß ich also, was ich ihm zu
antworten habe«, ntctte der General
befriedigt, »aber wir wollen’s abwar
Iim Jetzt, Kinder, sorgt für das
Abendbrod, es ist spät geworden, und
heute wird wiss vortrefflich schme
cken.«
Die Vorbereitungen waren rasch ar
troffen und die Generalin lenkte nun
das Gespräch auf die Vergangenheit
Eduards. die Stoff genug zu lebhafter
Unterhaltung bot.
Mitternacht war nahe, als man sich
trennte, um zur Ruhe zu gehen, aber
trotz der späten Stunde wollten die
Auaen des alten herrn sich nicht
schließen.
Ein Chaos von Gedanten wogte tn
feinem htrn und je eiriger er sich ie
mähte. einen Eidieter Gedanken festzu
halten und zu verfolgen, desto hö
stieg die innere ereguug ’
den Schlaf fern hielt.
Mltch war ed ihm, als ob er ein
teiles Geräusch vernehme; er richtete
sich empor und horchte. .
Ein Stittl lz brach, vielleicht war
Its-? »Ist-NR Tat-M M
»Es ,
Mr
Aan llui im sie-TM
k
Wsen war und abermals di: He
bauptuna geäußert hatte sein Schlaf
zinnner mätle feucht sein. Sie hatte,
plme eine Erlaubniß dazu abzuwar
ten, die Zimmer wieder besichtigt —
hina dieser Besuch wirllich mit dein
Einbruch zusammen?
Wieder trachte es draußen —- der
General stieg schnell aus dem Bett.
kleidete sich nothdürstig an und er
ariss den Revolver der aus dem Nacht
tischchen lag
Leise trat et in das onst-Lende Zim- i
mer in dem sein Selretlir stand; erz
hörte dar Geräusch iest deutlicher es·
konnte nicht anders sein der Dieb
kletterte an dem Spalier heraus, er
mußte sich dem Fenster schon sehr nahe
befinden.
Der alte here war nicht gesonnen,
zu warten. bis der verwegene Bursche
ihm gegenüber stand, er riß das Fen
ster aus und blickte in die Finsternisz
»hinnnter.
! Reine Bewegung. Schust, oder ich
Wiss-» tief ek.
s Ein Fluch war die Antwort, das
Brechen der Latten und Zweige ver
rieth dem General, daß der Berhrecher
die Flucht ergriff.
Der Aetger darüber, daß der Bur
sche ihm abermals entwischen sollte,
übers-rannte ihn, er seuerte den Schuß
ab und ein leiser Schrei bekundete,
daß die Kugel getroffen hatte.
Einige Minuten später befand sich
Peter an der Seite seines herrn, der
inzwischen die Damen beruhigt hatte.
Eine Laterne wurde angezündet, der
Bursche bewaffnete sich mit einem
Kavalletiesäbeh während der General
den Revoloer mitnahm.
So traten sie in den Garten hinaus,
um den Verwundeten zu suchen.
Die Stelle. an welcher der Verbre
chet den Einbruch versucht hatte, war
leicht zu erkennen, lagen doch die
Trümmer des Spalieti aus dem Bo
den, von hier aus lonnte man auch mit
Sicherheit den Fußsvuren des Ent
slohenen folgen, sie zeigten sich in tie
fen Cindriicken aus dem Nasen und
den Blumenbeeten.
Aber den Berbrecher selbst sanden
sie nicht, er war entkommen, die Spu
ren führten bis zu der Stelle des Git:
teti, an der er hinübetgestiegen sein
mußte.
hier, und zwar arn Gitter selbst.
entdeckte Peter einige Blutflerlen, man
durfte also nun mit Sicherheit an
nehmen, daß der Verbrecher verwundet
war.
22.
An dem Morgen, der diesem ereig
nißvollen Tage folgte, ging hagen so
fort nach dem Frühstück in das Bis-I
reau des Kreisrichters, um diesemj
mitzutheilen, was der Fährmann am
Abend vorher ihm berichtet hatte.
Der Richter war über diese Ent
hiillungen allerdings im höchstem
Grade erstaunt, aber er mußte auch
der Ansicht des Fährmanns beipilich:
ten, daß auf Grund dieser Aussagen
teine Untersuchung eingeleitet werden
könne, da jeder Beweis fehle und ein
Verdacht allein nicht zur Berhaftung
der Ebeleute Heß berechtige.
Während er dies dem Beamten aus:
einander setzte, erhielt er ein Billet,
indem die Majorin v. Bach ihn in ei
ner wichtigen Angelegenheit um seinen
Besuch bat, und er benutzte diese will-. s
tommene Gelegenheit sofort, um diel
Unterredung abzubrechen.
»Ich werde über die Sache nachden
ten und noch weiter mit Jhnen dar
über reden,« sagte er, während er sei
nen Hut ergriff, um der Aussorderung
der Majorin Folge zu leisten, »fahrenl
Sie fort, die oerdiichtigen Leute zuj
beobachten, und seien Sie versichert,j
daß ich energisch einschreiten tverdeJ
sobald sich mir dazu die BerechtigungT
bietet.« i
hagen tonnte und wollt-e sich bei?
diesem Resultate seiner EnthüllungenJ
nicht beruhigen, er meinte, die Aussa- j
gen Schorn’s seien hinreichend, um
eine haussuchung zu rechtfertigen, und
in Einer großen Stadt wiirde diese
auch jedenfalls sosort angeordnet wor
den sein«
Er begriff die Aengstlichteit des
Richters nicht, jeht wollte er sich mit
seinem Gesuch an den Bürgermeister
wenden und wurde er auch von diesem
abgewiesen, so blieb ihm nichts mehr
übrig. als der Staatsanwaltlchast
Bericht zu erstatten und ihr das Wei
tere zu til-erlassen
Er ging sofort in’i Rathhaus, aber
er hatte teine glückliche Stunde ge
wählt. Der Bürgermeister war ver
stimmt, die tiefe Furche zwilchen den
Augenbrauen ließ das aus den ersten
Blick erkennen, und diese Vernim
mung wurzelte um so tiefer, weil ihr
ein kleiner Familienzwift zu Grunde
lag
Aber dadurch ließ hagen sich nicht
abhalten, nach kurzer Einleitung seine
Euthn vorzutragen
Der M dM We ichs-W
su, er konnte auch feine März-us
nicht verhehle-, aber er schsttelte tros
dein mit zweite Ider Miene das haupt.
- Schrecken enegenden Geheimntssen
wichtig thut. «
»Aber man greift das Alles doch
nicht aus der blauen Luft herausk« et
’widette Hagen ärgerlich. «S00kn ist
ein müttischer, schweigsamer Mensch,
der tein Wort zu viel sagt —«
,.-Und doch gehe ich jede Wette mit
Ihnen ein, daß et heute alles das zu
! tücknitnmt, was et gestern gesagt hat!
sWeshalb sollte heb den Förstek er
schossen haben? Diese Behauptung
klingt ganz unglaublich, ich degreife
nicht, daß Sie irgend welchen Werth
darauf legen tönnen.«
i
» »und ich vegeeise nicht. das Sie so
leicht darüber hinweggehen! Nach den
Gründen eines Verbrechens habe ich
nicht zu fragen, ich halte mich an die
Thatsachen.«
Der gestrenge herr hatte die Brauen
zusammengezogen die derbe Antwort
verledte ihn, sie weckte seinen Groll.
»Müszte man solchen Bermuthungen
und darauf gestühten Behauptungen
Glauben schenken, so hätte ich längst
den General verhaften müssen,« sagte
er spöttisch, «die Frau Brintmann be
zeichnet diesen Deren ja mit zuver
sichtlichser Sicherheit als den Mörder
ihres Mannes. Und die Frau Print
mann ist eine ebenso glaubwiirdige
Person« wie der Fährmann Scham-«
«Verzeihen Sie, das bestreite ich!
Die Frau Brintmann leidet an einer
sixen Jdee ——"
»Und Schorn hat seine Beheuptung
im Rausch ausgesprochen, das ist nach
meinem Dafürhalten noch weniger
glaubwiirdig.«
Kommen wir zur Sache, here
Bürgermeister,' sagte hagen ungedul
dig, »wollen Sie eine haussuchung
anordnen?«
«Aus welchen Beweis hini Sie
; müssen doch selbst einsehen, daß ich es
Jnicht tann."
«Gut,« erwiderte der Beamte, wäh
rend er sich zum Ausbruch anschickte.
»ich werde dem Herrn Staatsanwalt
darüber berichten und ihm das Wei-’
tere überlassen«
Jn gereizter Stimmung verließ er
das Rathhaus und diese Stimmung
wurde keineswegs heiterer, ais er auf
dem Marltplag dem Nentner Görner
begegnete, dessen endloses Geschwäh
ibm in dieser Stunde nicht angenehm
sein inonte.
Aber schon die ersten Worte Göt
ner’s, die in gewohnter Weise mit ei
ner Prise eingeleitet wurden, sesselten
seine Aufmerksamkeit
.Wissen Sie schon?' sagte der Rent
ner. »Hei dem General ist in der do
rigen Nacht wieder ein Einbruch der
sucht worden«
»Mir dersuchi?' fragte Zagen.
»Oder auch ausgeführt?«
»Deine nichts, als ein Versuch, die
Spuren sind noch zu sehen. Der Ge
neral hat aus den Schust geschossen,
die Kugel soll getroffen haben, aber
weiter weiß man nichts.«
Das war eine wichtige Nachricht,
der Beamte mußte gewaltsam an sich
halten« um seine Aufregung zu ver
bergen, damit in der Seele Görner’s
tein Verdacht geweckt wurde.
»Das ist ja sehr beunruhigend!«
sagte er. »Aber Sie werden mich fiir
jeßt entichuldiaen, ich habe noch ein
dringendes Geschäft zu besorgen, wir
sehen uns wohl bei Tisch. dann tön
nen Sie mir Alles recht ausführlich er
zählen.'«
Er ließ den Rentner stehen und
eilte von dannen.
Ueber den Vorfall konnte der Ge
neral selbit ihm die genauefte Aus
tunft geben, er schlug den Weg nach
Klemensruh ein, und als er hier ein
traf, war das Erste« was der General
ihm mittheilte, daß er seinen Burschen
schon seit einer Stunde fortgeschiett
habe um ihn rufen zu lassen.
Dann berichtete der General das
Vorgefallene und er schloß rnit der
Versicherung daß er den Burschen ge
troffen habe, wie dies ja auch aus den
Blutspuren unzweifelhaft hervorgehe.
»Ich dente, wir werden ihn nun
finden,« sagte der Beamte, »der Kerl
muß fich ja an einen Arzt wenden, um
die Schußwwde turiren zu lassen.«
Eine halbe Stunde später stand
hagen wieder dem Bürgermeister ge
genüber, der die Stirne unwillig in
Falten zog
«Jth können wir die Probe ma
chen,« sagte er mit erzwungener Ruhe. :
« «gestern Abend ist in Memensruh wie- «
der ein Einbkuch versucht und der Ver
sbrecher dabei durch einen Schuß ver
qundet worden, haben Sie den Poli
zeidzxner heute Morgen schon gesehn-W
« ein.«
»Dann möchte ich Sie bitten, ihn
rufen zu lasen«
«Seine Frau hat ihn trant gemel
det,' erwiederte der Bürgermeister ach
seizuckend, «er soll sich start erkaltet
haben.«
»den, dann muß der Itzt zu ihm
geschtat werden«
mild-zu bin ich allerdings berech
«Und auch verpflichtet nachdem ich
Ihnen rneiaen Verdacht genannt
habe,« sagte M in ernstem Tone.
Ver gestrenge here versank in M
W Ists dieser Verdacht M
II W M- dann W M
» lich gemacht werden und die Pflicht
gebot ihm den Kriminalbeatnten da
» tin mit allen Kräften zu unterstiisen
.Jch werde Jheer Aufforderung
nachkommen und den Doktor Gitter
unverzüglich denachrichtigen lassen,«
sagte er nach einer Pause.
»Dann bitte ich Sie, ihn auch da
«rauf aufmerksam zu machen, daß er
sein besonderes Augen-nett auf die
Verwundrung richten muß. Deß wird
die Verwundung natürlich leugnen-«
«Jch werde daran denken,« unter
brach der Bürgermeister ihn, »aber ich
fürchte, daß Jhr Verdacht sich als un
begründet erweisen wird.«
daaen hegte diese Befugniß nicht
er alaubte feine Sache ziemlich sicher
zu lein: gleich nachdem er das Bureau
verlassen hatte. trak er in die Woh
nung des Palizeidienets.
Die Frau Heß kam ihm entgegen,
leln scharfer, erfahrener Blick las lo
fokk innere Unruhe und Mißtrauen in
kihtsxsskiakvs .. -
T
»Im oaoe rnn eurem Manne erwa
tu reden«. sagte er ruhig, indem er
sich, obne eine Einladung abzuwarten,
niederließ. «too tresse ich ihn?'·
»Deine ist er nicht zu sprechen«, er
widerte die Frau mürrisch.
«Weohalb nichts«
»Weil er trant ist« s
»Na, ei wird so schlimm nicht sein.".
sagte der Beamte, »und ich rnuß dies
Sache heute noch in Ordnung bringen,
weil ich morgen oder übermorgen ver
reisen will. Jdr tennt mich doch?«
« .holzbiindler bagem wenn ich nicht
(rre.«
.Jatvobl, der bin ich, und ich suche
einen Aussehen der meine Geschiiste
hier besorgen kann, während ich in
Holland bin. Euer Mann tönnte das
übernehmen, die Arbeit ist leicht und
ich zahle gut.«
,.I-a, wenn er gesund wäret«
»Ach was, er war gestern noch —«
»Er hat schon lange getlagt«, sagte
die Frau, denn Mißtrauen zu schwin
den schien, »aber er tonnte sich ja nicht
schonen, da ist ed denn gestern tIlbend
turn Ausbruch getommen.«
«Halot Ihr einen Amt-"
«Wozn? Ich verstehe triebe als ein
Arzt, und toir sind nicht so gut ge
stellt, daß wir Doktor und Apotbe er
bezahlen tönnen.«
Der Beamte stünte das Kinn aus
den Knon feines Stockes und blickte
sich forschend in dem Zimmer inn,
die örmliche Ausstattung mußte aller
dinas dieser Behauptung zur Bestä
tigung dienen.
lFortieIung solgt.)
Schwarze Truppen in der fran.
zösischen Armee.
Jn erhöhtem Maße hört man aus
Frankreich den Alarmruf, daß die Be
völterung in steter Abnahme begriffen
ist. Nach den amtlichen Geburtszifs
fern waren im Jahre 1907 nur 774,
000 Geburten gegen 794,000 Todes
fälle zu verzeichnen, also ein Fehl
betrag von 20,000 Existenzen Die
männlichen Geburten haben seit
dem Jahr 1882 um 62.(100 ah
genommen. Diese Zahlen beweisen
also, daß die Sorge der Franzosen
nicht unberechtigt ist« denn dieser Rück
gang muß naturgemäß die Stärte der
französischen Armee höchst nachtheilig
beeinflussen. Die Zahl der waffen
fähigen Leute vermindert sich im Ver
hältniß zur Abnahme der männlichen
Geburten Tie Stätte der Armee
wird aber auch weiterhin dadurch he
einträchtigt, daß man zur Erhaltung
des herresbestandes sich gezwungen
sieht, eine große Zahl Retruten in das
Heer einzustellen, die siir die Anstren
gungen des Dienstes oder eines Feld
zuges zu schmächlich sind. Aus die
sem Grunde macht sich auch ein bedeut
liches Anwachsen der Krankheits- und
Sterblichkeitsziffer in der Armee de
mertdar. Jrn letzten Jahre wurden
7200 Mann gegen 1600 im Jahre
1886 der Tuberkulase wegen ausge
mustert. Jn den französischen Zei
tungen und Zeitschriften werdenStimi
men laut, die auf die große Gefahr
wegen des starten Anwachseni der
deutschen Bevölkerung hinweisen· So
sagt der Abg. Messimh, daß Frank
reich nach Ablauf von 15 Jahren 100,
000 Waffensähige weniger werde ein
stellen tönnen, daß also das Heerfnach
Ablan dieser Zeit urn vier Armee
torps vermindert wäre. Man müsse
iohne Zögern an ein heilmittel denten.
Das wirksamste und nächsiliegendste,
welches Irantreich besitzt, empfiehlt ein
Ofsizier der Kolonialarmee, Oberst
Man-tin Er schlägt var. den Aus
all an Waffenfiihigen im eigenen Lan
durch schwarze Retruten zu ersetzen,
die aus den afritanischen Besitsungen
entnommen würden. Da fehl diese
Frage fiir Frankreich eine brennende
wird und weil sa alle militärischen
Maßnahmen Frankreichs an Deutsch
land hinausgehen, so diir e es von
Jnteretse sein« wie man sich die Schaf
sung und praktische Verwendun die
ses neuen Truplpenbsftsndes den tt.
Seit mehr a e 50 Jahren unterhal
ten die Franzosen in ihren afritanii
schen Kolonien Eingedorenentruppem
die aus dem Wege der Anwerdung ge
wonnen werden. m Jahre 1857 toar
es nur ein satai on« 1884 wurde ein
Regisseur geendet åm Laute de- rek
ien Jahre iti dieser Bestand erheblich
vermehrt worden- cr sest sich angen
lilicklich ans 4 nordaquitants siegt
mentern und s data onen eingelen
fchee Preises-es Mein-new von denen
eins in M dagailah drri im Kotig
und ein anderes in Marotto unterge
bracht wurden. Diese Armee ist 16,000
Mann start. Die schwarzen Trup
ven werden sehr gelobt und die Ge
schichte der französischen tolonialen
Unternehmungen zeigt, daß sie viele
Beweise von Zuverlässigkeit. Auidauer
und Tapferkeit abgelegt haben. Wir
erinnern an die hervorragenden
Dienste. die sie unter der Führung der
französischen Osfiziere Gallieni. Caze
majon und Marchand in den verschie
densten Theilen des Kolonialreichs
Frankreich geleistet haben.
Jn frischer Erinnerung stehen noch
die zwei Bataillone Tirailleurs unter
dem General d’llndrade im Jahre
1908 in Maroklo. Sie iamen im
März jenes Jahres zur Verstärtung
des sranziisischenExpeditionilorps nach
Casablanea, nachdem sie in größter
Eile aus altgedienten Soldaten und
Relruten zusammengestellt waren.
Unter diesen befand sich eine größere
Anzahl, die bereits 15 Jahre gedient
»und aus Entlassun und Versorgung
Anspruch hatte; sie ließen sich von
’neuem unwert-m um an der Exvedis
;tion theilzunehmen. Es mag wohl
nicht, wie es die Franzosen gern dar
stellen. aus Begei terung fiir die gute
Sache geschehen sein« sondern die Aus
sicht au ein frisches, fröhliches Plün
dern. ie Retruten hatten zum Theil
erst eine achttligi e Ausbildung. Die
Senegalesen zei neten sich durch Aus
dauer und wildenMuth besonders aus.
Nur bekleidet mit einer leichten Tro
penunisorm, führten sie in eiskaltem
Regen Tagesmiirsche von 30 bis 45
Meilen aus. Man erinnert sich in
Frantreich noch gern der wilden Tap
ierteit der Turtos im Kriege 1870, die
sich lei Weißenburg aus die deutschen
Linien iiiirzten, wie ein Regiment der
Armee Ovurbatis nach großer Tapfer
teit bei Schnee und Glatieii mit stand
haster Ruhe unter den Kugeln der
Deutschen bei Verrieret die schweizei
rische Grenze überschritt.
Run sagen die Franzosen, wenn ih
nen ihre schwarzen Truppen bei ihren
tolrsnialen Unternehmungen so hervor
ragende Dienste leisten, warum sollte
inan sie nicht auf dein Kontinent ver
wenden. Da sie also wunderbare mi
liiärische Eigenschaften zei ten, tönne
man sie unter den franzöischen Fah
nen einstellen. Man geht aber noch
weiter, denn der Oberst Mangin will
die schwarzen Truppen nur zum Theil
in den Kolonien lassen, der übrige
Theil und sedensalls der größere, soll
in Irantreich, natürlich an der Ost
grenze, untergebracht werden. Man
rechnet folgendermaßen: Die Bei-älte
tung des französischen Afritaö umfaßt
heute 10 Millionen Einwohner. Sie
werde mit Leichtigteit siir das Mutter
land, um dort die Liiaen zu stillen, ein
jährliches Kontingent von 7000 Mann
stellen. Nach Verlauf von 10 Jahren
verfüge man über eine zuverlässige
schwarze Armee, die mit den alten
Soldaten als Reserve immer noch an
wcchien würde. so daß eine arabische
Armee von mindestens 100,000 «be
wunderungswiirdigen« Soldaten ge
schaffen wäre, «wiirdig" ihrer Vorfah
ren des Krieges 1870· Weiter ichlii t
der Oberst Mangin vor, dasz diee
schwarzen Regirnenter mit Rücksicht auf
den Unterschied in den Gewohnheiten
mit den einheimischen Truppen in La
gern mit ihren Frauen untergebracht
werden müßten. damit sie das gleiche
Leben führen könnten, wie im Sudan.
Tie Organisation der schwarzen Ar
mee würde nach Berechnung des Oberst
Mangin eine vermehrte Ausgabe von
jährlich höchstens 7 Millionen Franks
siir die ersten Jahre ausmachen, und
bis ihre vollständige Stätte erreicht
sei, d. h. in 12 Jahren, 27 Millionen;
das wiirde aber völlig wieder ausge
tichen werden« denn nach Ablauf die
fer Zeit ergehe sich im Mutterlande in
folge der Bevölkerungsabnahme ein
Feblbetrag von 62,000 Mann, der 70
Millionen erspare.
Wenn man diese Aussiihrun en
liesi,inöchte man sie zunächst wohl nicht
ernst nehmen und sie aus Rechnung
einzelner Phantastni se en. Leider
aber finden diese Gedan en im fran
äsischen Bolt immer mehr Nahrung,
so dass man schließlich an eine Ver
wirtlichung solcher Jdeen thatsächlich
glauben mu . Es läßt das beinahe
auf eine De adenz dieses Volkes schlie
ßen. Sollte die Ilbsicht aus hrt
werden, so m« te man daran zw sein.
ob die Franzo en damit einen Fort
schritt in der Kultur sestftellen, indem
sie als erste Nation uneiviltsirte Mil
ter den entwickelten Nationen vollkom
men gleichsiellen, oder ob sie nicht that
sschlich ans ihren bei ieder Gelegenheit
ausgesprochenen Kulturstolz verzichten
aus Angst vor ihren Nachbarn tin se
wußtseiii, daß sie den Keim irrn tier
fall bereits aufgenommen ha
—«- —
Den tiefen Blick für Welt und Le
ben kann man nicht aus ver Vogels-ek
spestive gewinnen.
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Jn England hat man eine neue Art
Brot zu machen erfunden. Die vielen
hungernden dort wären froh, wenn sie
nur Brot vor; der atlten Ist hätten.
u den Bauten, die ihren ck
ver edlen, gehört gon sicher der rie
venskempeL den die ünf mittelamerii
tanischen Republilen in Tartogeno er
richteten.
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Männer sprechen gern von der Fet
on heit, — Frauen von dem —
Zur nstiqen.