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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Dec. 31, 1909)
Die rethe satte-m Erzäblnnq ron M Geer-av sinaide Markt-ten ins- Ort schlechthin die »rothe Mariotpa« genannt, schaute von der kleinen Treppe, die zu ihrem Etschiift emporfuhrte, noch einmal über den stillen« schlecht beleuchteten Platz. hinter der kleinen Dama, dern Stadt vertvaliungghaus, verschwand eine Ko satenpatrouille. Sonst war Niemand zu erspähen. Nishi einm hatte heute die greue Magazine-locke an· schlagen, nicht ein Kaufen den Laden betreten. Keine Kvpete in der Kasse; aber der Termin vvr der Thür, wv die Wechsel und Rechnungen zu bezahlen waren. Wenn der Gatte, der als Reisender fiir eHne Warfchauer Firma reiste, nicht die nöthigen Summe-: sandte, dann iiins digte der Hauswirth und die Lieferan ten ließen pfiinden, tvie sie seit Jahres friit drohten. Die Martowa stierte triibe vor fich hin, dann strich fie iiber ihre rothen Haare und bereitete unter Seufzen alles file die Nacht· Die holzliiden wurden vorgelegt, die Schrsnle verschlossen, die offenen Waaren mit Tüchern bedeckt, nur die leere Blechschachtel, die Kasse, ließ sie stehen. Die stahl heut- Niemand! Sie trat in das angrenzende Zimmer, das als Wohnraum diente. Jhre Kinder hatten die mit Wasser qelochte Grüße verzehrt und saßen arbeitend und grü belnd hinter ihren Büchern. Man sprach wenig bei den Marlows. »Nun, Mutter, bist müde?« fragte Peter, ihre Gestalt mit dem Blick feiner dunklen Augen haftig umsangend. Sie nickte iumrnervoll, erstaunt und erfreut zugleich. Die Marlowa tvnnte laum lesen und schreiben, litt darun ter und fühlte tiefe Ehrfurcht vor ihrens gebildeten Kindern. Jhr Mann und? fie hatten elend gedarbt, damit dies Kinder lernten. ? »Nun hast Du uns bald ijber den Berg!« ertlörte steter und nickte ihr zu. »Es kommen bessere Zeiten!« Er schritt an ihr vorüber zur Treppe, um Khrill zu folgen· LEEine Selunde ftrich s.ine hand tosend iiber ihre Wange. Dann verschwand er. Das war ihr noch nicht passirt, der rothen Martowat Ein Erzittern glitt über sie hin. Zärtlichkeiten oder Lie besbeweife waren ihr noch nicht begeg net. Mit verliiirtem Lächeln tappte sie sich langsam hinaus. Eine verpestete Luft schlug ihr aus dem Raume. der nie geliiftet werden konnte, entgegen. Nur halb enttlcidet, warf sie sich auf das harte, schmutzige Bett nieder. Eine Woge heißester Zärtlichteit iiir ihren hochbegabten Aeltesten hob ihr nach außen so lalt scheinendes Mutter gefiihl noch höher. Die Marlowa lauschte hinaus, sie hörte die hölzernen Treppen lnarren. Jhr schien es, als dränge auf einmal dumpfes Stimmen gemurmel durch die dünnen Wände zu ihr. —- Ein laltes Entsetzen lähmte ihren Blutstrom, so daß ihr der Athem eine Selunde verging. Mit einem Schlage war ihr klar, was da in dem fensterlosen Zimmer hinter dem Laden vorgehen mochte. Es lag in der Luft. Alle Welt rannte es sich zu, daß die Revolutionäre wieder am Werte wa ren, daß geheime Versammlungen stattfanden. Das Weib verschlang die Hände in wilder Angst. Wenn ihre Kinder mit den Anderen im Bunde waren, wenn ihre Wohnung etwa der Schanplatz solch verbotenen Zusam mentreffens —- und die Polizei erfuhr davon —- — An allen Gliedern bebend, erhob sie sich und schlich barfufk durch den klei ne. Gang bis zu der Thür. Licht schimmerte durch die Ritzen. Vorsich tig gediimpftes Sprechen ertönte. Eine fremde, tiefe Stimme ward hörbar. Die Martowa drüctte ihr Ohr gegen ein Astloch, das tief im Holze lag, und verharrte in der gebückten, unbeauemen Stellung, während ih: Herz fo wild; . pochte, daß sie anfangs den Sinn derl - Rede des Unbekannten laum verstand» - frstt nach und nach erfaßte·sie, wag er; ag e. Er schilderte die unerhörten Grau samkeiten. die in den Gefängnissen vor » sich gingen, dies schrecklichen täglichen hineichtungem die Plündereien, die mit den Haussuchungen verbunden wa ren. Und alle Greuel schob er dem Gouverneur zu, der bei Wein und Spiel mit französischen Weibern seine Tage verpraßte, während das Gouver nement unter feinem Druck litt und der Zustand des verstörtten Schutzes ihm die Rechte eines Selbstherrscheri gab. .i »Und was«habt Jhr befchlosseni« - hörte sie Awdotja fragen. H ; »Er stirbt du.ch die Kugel. Nur sein Tod brinyt uns Rettung, denn einer seiner Spürhunde hat eine Lifte s«";—, in Händen, auf der all’ unsere Namen stehen. Wir in der Gouvernements - stadt können morgen schon oerhaftet . s· werden« darum müssen wir Euch die ; Mission übertragen,« antwortete der · Fremde. « - »Das Loos entscheidet« erklärte » Atodotjas kühle, helle Stimme. J-- «Drei müssen bereit fein, damit -"; -— nichts fehlgehe!« 7 »So loosen wir dreimal!« Man hörte leises Stühlerücken, das Zerreißen von Papier. »Peter Martow zum ersten! — Jlja ;- Gronentol — deotia Martosva!« — sprach wieder der fremde Mensch — »Viel-tut Jhr anf« »Ich nehme ant« ertlärte ihr Aktie ster »Ich auch, mit Freudent« rief ihre Tochter unwillkürlich lauter, worauf sofort ein Zischen als Ermahnung folgte. »So werde ich Euch das System er tlciren und Euch den Stadtplan geben· Wir müssen den Ort vorsichtig wählen. Am besten in der Nähe des Stadtpar kes. Dort wollen wir uns sammeln und mit den Arbeitern aufstellen. Die Allem, die Bäume und die vielen Men schen erleichtern die Flucht, die mir dann decken tönnent Seht her —- —« Die Kraft der Mariowa war er schöpft. Sie schlich in ihren Altooen zurück, tauerte sich auf den Boden, lehnte die Stirn gegen den Betteand und stierte vor sich hin. Jhr schien. als hätten sich Bergeslasten auf sie gewälzt und raubten ihr die Denitraft, lähm ten jede klare Empfindung —- Das war ja das Furchtbarste von allem! -—· Ein Attentat auf den Gouverneuri — Und ihre Kinder, ihre Kinder! — Der Tag kam. Peter und Awdotja schienen zwar etwas blaß, waren sonst aber unverändert. Kyrill lernte eifrig. Die Martotoa wußte nicht, ob er über haupt an der Verschwörung betheiligt war. Worttarg wie immer lebte die Familie neben einander. Mit Flickar beit beschäftigt, hockte die Mutter im Laden, in den tein Käufer kam. Kein Mensch sah dem bleichen Weibe mit dem von Entbehrung und Kummer ab gestumpften Gesichisausdrucke die wil den. verzweifelten Pläne an« die ihr fieberhaft arbeitendcs Hirn irenzten Am nächsten Tage schickte der Vater aus Warschau fünf Nabel Das war gut! Die Vorräthe waren erschöpft Der Kaufmann gab nichts mehr, nnd Aivdotja mußte Lebensmittel vom an deren Ende der Stadt holen, damit er nicht das Geld mit Beschlag belegte. —- - Die Stunden verstrichen. Und zum ersien Male erschien es der Martowa. alk- ob sie rasten. Das vestanvige: »Was thun-e Was thun?« trieb sie auch fast an den Rand des Wahnsinns. Endlich schien ihr eine Erleuchtung zu werden. Eine stille Energie lam über sie. Jhr Antlitz erhielt seinen stumpsen Ausdruck zu rück. Nur scharfe Beobachter hätten in ihren Blicken etwas verhalten Wildes finden können. Wer hatte seht aber Gedanken für andere? »Ich muß zum Kattunlieferanten in die Stadt," erklärte die Frau am Sonnabend Morgen ihren Kindern, nahm den alten Hut, den schwierigen Mantel und drehte die Hand auf die Tasche, die merkwürdig abstand. Sie begegnete teiner Gegenrede Nur Kn rill fragte: »Bist Du Abends zurück?« —- ,,Jch denke.« lautete ihre Antwort. Ein seltsames Lächeln umspielte ihre blassen Lippen, als sie den Zug bestieg. Ihre Finger umtlammerten den Revol ver, den sie mühevoll der Tochter aus dem ärmlichen Reisetörbchen entwendet hatte. Aber ihr Herz schlug ruhig, kein Nerv in ihr zitterte. — Jn der Gouvernementsstadt anae kommen, gab sie sofort eine Devesche nach Warschau aus, in der sie dem Gat ten telegraphirtet »Komm sogleich heim, Kinder holen. Unglück gesche hen.« Sie bezahlte mit der letzten Ko peie, die ihr von den übersandten süns Rubeln geblieben war· Nun hatte sie kein Geld zur Rücksahrt. Nun mußte es geschehen. Ohne zu zittern, stand sie endlich vor dem hiinenhasten Manne in der kostbaren goldgestickten Unisorm, der sie hochmüthig musterte und seinen Bart mit gepflegter Hand, an der Juwelen blitzten, strich. Er war in seinem Ses sel vor dem Schreibtisch sitzen geblieben· Hinter ihr, an der Thür, waren zwei Kosaten postirL Der Gouverneur las ihr Nationale, das ein anderer aufgeschrieben und ihm überreicht hatte: «Sprich, Weib," be fahl er endlich. »Ich habe nur wenig Zeit!« »Man-gen —— am Sonntag --— bei der Prozession«« sagte sie langsam, ,,will rnanc Euer Exzellenz am Stadtpnrt beim Denkmal ermorden.« Er hob den Kaps. Sein rothes Antlitz erblaßte. »Wer?« stieß er her dor. Sie zog den Revoloer aus der Ta sche, dessen Bau sie sorglich studirt hatte, ihr Finger packte den Hahn, noch von der Schürze verborgen. »Zehn junge Leute sind mit Brom ningj bewasfnet.« »Kennst Du sie persönlich?« fragte er erhebend. .J0!« »So nenne ste, gute Frau!'« flehte er mit weißen Lippen und zitternden Händen. Die Martowa wandte sich langsam nach den Soldaten um. »Dars- ich sie Eurer Exzellenz leise sagen,« meinte sie unentschlossen, «ich möchte -—— —— nicht —-·——« Der tiesige Mann war sast sinnlos vor Angst »So tritt heran,« stam melte er. »Du wirst reich belohnt wer den! Aber wage nicht, zu tilgen, sonst —- —« Seine Augen hingen an dem Weibe in seiner ärmlichen Kleidung. Er glaubte, daß hungcr und Elend sie zu der Beträtherei trieben. »Ich schcnle Dir tausend Rubel, wenn —« Schon stand sie neben ihm und beugte sich vor. Ehe er zur Besinnung kam, hörte er iSckireiy fühlte etwas Kaltes an feinen-i Kopfe und vernahm einen Knall. Dann ( sank er hinteniiber und schlug zu» Boden. i Sie, die nie eine Waffe in Höndeng gehabt, hatte gut getroffen. Der Gou- H verneur war todt. Mit kaltem Lächeln und geheimem Frohlocken ließ sie sich4 von den hinzuftiirzenden Männern( niederschlagem treten und fesseln. Dasl Regierungsqebäude, dann die ganzel Stadt geriethen in wilde AufregungJ als die Kunde von dem aeqliickten At-; tentate sich verbreitete. Man schleppte( die Mörderin in’s Gefängniß. « Die rothe Markowa verweigerte jede( Nahrung. Sie sprach kein Wort mehr nach ihrer That und ließ sich mißhan deln und hängen, ohne Schmerz oder Angst zu verrathen. Peter und Aw dotja brauchen nicht zu Mördern zu werden. Die Kinder sind gerettet. Was kommt es auf mich an? war ihr letzter Gedanke· AL , ,—-, Des Rinberb Haupt. f tue- J. nach-. Durch den Brand der Mittagsson Ine schwankt ein bunter Zug von Tiirs - ten mit finsteren Gesichtern, von ver-« schleierten Mädchen, die auf Efeln rei ten, und schlanlen Seibei3, die mit. Stöcken und lauten Rufen: »Hurlu, hurlu« die Thiere zum Laufen an treiben. Ein Beutezug der Seibels. « Seit Jahrhunderten pocht das räu berische Blut in den Adern der gro ßen, freiheitsliisternen Männer. Seit Jahrhunderten war ihre ltiegerische Wildheit der Schrecken der Feinde. Bis ein kluger Sultan ihre · Macht brach, ihre Männer zurückschickte in die Gebirgsdörfer, ihre Krieger nicht mehr in sein Heer aufnahm. Nun leben sie in der Wildniß der Berge östlich von Smyrna und heißen ihre Frauen das Feld bebauen und jagen Leoparden und Bären, bis das Krie aerblut sie auf die Landstraßen treibt, sie wehrlose Neifende überfallen. Waa ren und Kostbarkeiten stehlen und die Ueberfallenen zu Gefangenen machen läßt. Nur gegen hohes Lösegeld erhal ten sie ihre Freiheit zurück Wie eine Kette des Verderbens tchließen sie sich ostwärts um den Sandfchal Smnrna. Und in Hunder ten von tiirtifchen Herzen flammt Rache und Haß gegen diese räuberi schen Seibets mit den bloßen Knieen und nackten Knöcheln, mit der leisen Verachtung fiir Mohammeds Lehren und wilden Glut ihrer Sinne. Der Beutezug liettert über die Vor höhen der Bosherge Fern im Osten ragen die schlanlen Minaretts von «Alafchehr in die blaue Luft, und die iSeufzer der Gefangenen fliehen zu riick in die bunten Straßen der Hei matstadt und werten Rache. Zwischen hohen Platanen schim mern die ersten Häuser von Karassar. Hellweiße, niedrige Häuser. Der Sirystjl stürzt sich donnernd unter einer Steinbriicke hindurch in das Thal. Das Lachen der Seibels wird lauter. Sie sind in der Heimath Von den Höhen der Berge geschützt, kauern ihre Häuser an den Ufern des Sirn siil· Vor den Thüren stehen die Frau en und zählen von weitem die kost bare Beute. Tschaliirlii tritt hervor, der Häuptling Karassars. Er war es, der liihnste der Männer, der den Ueberfall leitete. Frohlockend läßt er den Zug an sich vordeiziehem Er weist den Türiinnen ihren Gefatigenensitz. Elfenbeinfarbene, ringgeschmiickte Arme strecken sich hil scflehend aus —-- er lacht nut. »Die Rache ist nahe«, tnirscht ein Türle mit funkelndem Auge. Tfchaiiirlii lacht. »Der neue Gouverneur sucht Dich —- Tschatiirlii«, zischt ein anderer. Da lachte er noch lauter. i F I Als die Dämmerung aus dem Thale des Sirystil aufstieg bis an die Gipfel der Berge, hallten die Mauern Fearassars wider von lauten Männer tritien und huschenden Frauenfiißen Hohe, lichiante Gestalten traten aus den Häuferm die nackten, weißen Knie der Männer leuchteten, die Waf fen in den Gurten blitzten auf. Lauter und lauter wurde das Leben, das- in der Mittaghitze geschlafen hatte. La chen und Rufen brach sich in den en gen Straßen. Der Schall der Tritte, die lauten und leisen Worte, das sin gende Sprechen der Mädchen ver einigte sich zu einem feurigen Lied der sFreudq das bergwiirts nach Osten »Mi- » Das Fest der Siegesfreude wurde; lgeieiert « Mitten in die Felsen der Bosberge l·ineingehauen streckte sich die riesiqe lTkmpelhalle An den glitzernden Wän Ideiib brannten in erzenen Schalen fla -ckernde Feuer. An jeder Flamme stan den leichtgelleidete Mädchen u. streu ten ein grünes Pulver hinein. Ein fühltcher Wohlgeruch schwelte bis un ter die Decke des Gewölbes. Auf dem Boden lagen dicke, weiche Teppiche Geschnihte Perlmutt ausgelegte Sessel st- 1her, mit Kissen und Scidensi , . »n. Die Luft war seuchtwarm Ein i. iet, bartloser Sei bel mit fonntifch funtelnden Augen stand am Eingang des Tempels und spritzte aus einem Bronzebecken jedem eintretenden Manne eine betäubend duftende Flüssigkeit über das unbe deckte haupt. Nur Männer traten ein. Sie legten den breiten, waffenstarrenden Leib gurt in eine Ecke und streiften die Snffianpcrntofseln von den Füßen. Jni Hintergrunde der Halle wallte ein bläulicher Rauch. Ein starker Ro scngeruch schwebte daraus hervor in den vorderen Raum. Jn der Mitte der Decke stieg eine runde Oeffnung bis un den Abhang des felsigen Berges empor. Der besternte Himmel leuchtete tiefschwarz. Die Augen der harrenden Menge waren auf den Boden gerichtet. Als ein fahlbläulicher Schein sich iilser den fatten Purpur der Teppiche breitete. blickten sie auf. Der nlte Seibek stand mitten unter der Decken bffnung Seine hanere Riesengeftalt, in weiße Tücher gehüllt, wurde mehr und mehr von dem bläulichen Mond licht überfluthet Als der Mond hoch oven über dem offenen Kreisrund stand und der Priester sein Gesicht liob, das geisterhaft bleich aufleuchtete. klangen die erzenen Becken, von den Jünglingen Katassars geschlagen. Der Nebel im Hintergrunde leuch irte röthlich — — breite Feuer flainmten hinter ihm auf und Urtheil ren Ihn Die Priesterinnen, junge, kaum ge reifte Mädchen, drehten sich in sinn verwirrenden Tänzen. Sie hatten Perlen und Goldspanaen in das Haar geflochten und seidene Bänder und bealeiteten ihre weichen Bewegungen mit halblautem, eintönigem Gesang. Die Feuer erstickten mit ihrer« trit l·en Wärme jeden frischen Lufthnuch Die Gerüche slutheten durcheinander im durchleuchteten Rauch und hüllten die Köpfe der Männer in einen Nebel des Rausches und Begehrens. Uner 1riidlich schlugen die schönaewachsenen Jünglinge die hohlen Becken, die Svanaen an den Knöcheln der Prie ftcrinnen klirrten im Takt. Eine Wolke der Verzijckiina lagerte über der heftig athmenden Menge. Sie merkte nicht auf die vorsichti aen Schritte draußen, sie hörte in ihrem Taumel nicht den Feind heran seltleichen auf den tiickiscben Sohlen der Verrathes. Ueber die Felsenöff nung oben beugte sich ein duntler Kopf, zwei sunkelnde Augen tranken das bunte Bild der waffenlosen Män ner tief unten in der Felsenhalle Und iwieder hinab glitt der feindliche Fuß. iTag Verderben staute sich vor dem ; Trmpeleingana. ! Während die Mädchen der Seibeks im Tanze ihre Glieder wiegten, quol )len ungesehen Haufen von türkischen iSoldaten in die erleuchtete Halle. Ein Offizier stürzte sich mit feiner Schaar auf den Stapel der Waffengurte. Schiisse krachten und donnerten in rielftimmigen Echo von den Wänden. Die Seibeks stießen ein Wutbgeheut aus· Sie warfen sich mit Stühlen und Bronzebecken auf die Angreiser. sscfslossen ihre eisenstarke Arme um die I gxrfchmeidigen Körper der Türken und Herstampftm Verwickelten sich noch shalbbetöubt in die Teppiche. Die Mädchen drängten sich zitternd in ;emem Winkel zusammen. Keines Hdcchte daran, die Feuer zu hiiten. ’ ,,5000 Franl fiir Tschatürlü’3 ;.5·".opf!« brüllte ein Offizier durch das i Getöse, und die Soldaten schossen wie twahnsinnig und heulten: ,,5(«)00 i Frank!« f Die Flammen wurden immer dunk llrr, immer röther. lectten wie feurige Jungen an den Felgiviinden hinauf und sanken tnisternd zusammen. Die lFelsen drölinten dumpf unter dem Stöhnen und Schreien. Es war fin ster in dem Tempel; nur ein kleiner Kreis in der Mitte war matt erhellt vom hereinsluthenden Mondlicht. l Die Seibels kämpften waffenlos .lrie Verzweifeltr. Freund und Feind ! war nicht mehr zu unterscheiden. j Der Geruch des Blutes mischte sich in die letzten Weihrauchwolken. Der Boden war feucht. Die Kämpfenden sirauchelten über die Gefallenen, rissen sick wieder empor und stürzten sich aus die erftbeste Gestalt, die vor ihnen auf tauchte. Wie Bestjen bissen sie sich in einander fest. Plötzlich draußen ein schriller Pfiff. liin Knäuel von llnverwundeten und Vlutenden wälzte sich dem Ausgang-r su. Aber eine Kette von tiirlischen Soldaten iverrie die Oeffnung. Vor dem Tempel fielen die letzten unter den krummen Säbeln Kein Seibel sah sein Weib nieder. Karassars Häu scr flammten zerstört in die Voll mondnacht. Die Wasser des Sirystil schnellten vorwärts-, rothgesärbt vom Blute der Getödteien, bis hinab zum Mendereg. Von den Höhen des Bosberges schlich ein Mann zu Thal. Tschalür lü! Er hatte sich durdx die Deckenösf nnng gerettet, uls die Feuer im Ber löschen waren, nnd nahm die Rich tnna nach Westen, dem Meere zu. Ioch einmal sah er zurück nach Ka rasser. Er sah in das lodernde Flam menmeer. dort, wo am Mittag ge raubte Türkenmiidchen um Gnade ge fleht hatten, und ballte die Faust zu rück nach Alaschihr. »5000 Franl auf meinen Kopf —- —- behaliet sie —- ihr Handel« 44 Os- , —- Ein Ausweg. Privatietials ihn ein Herr anpumpen will): Jch würde Jhnen die 14),000 Mart Darle hen geben, aber schaun Sie, ich habe fiins Töchter — Sie sind doch ein ver lxeiratheter Mann! —- hem Na, ich lann mich ja scheiden lasse-« Der Seenchlehrer. humoreste von Iesrg Versich. Jn mindestens zehn verschiedenen IBcrusen hatte der schöne und ritterli Iche Herr Adalbert —- der Familien nanie thut nichts zur Sache —- in Australien, wo er als schisfbriichi ger Kavalier eingewandert war, sein Heil versucht, aber in keinem war er auf einen grünen Zweig gekommen. Da wurde er Sprachlehret. Ei nes Tages traf er in der Bitt-Steckt in Sidney, in welcher Stadt unsere Geschichte spielt, einen alten Bekann ten, auch einen Vielgepriisten, der einst bessere Zeiten gesehen hatte und seinen Schöpfer pries, daß er als Kassenbote bei einer Bank eine An stellung gefunden hatte. Man fragte sich die gegenseitigen Schicksale ab, und Herr Adalbert rückte etwas lleinlant damit heraus, baß er seine Beschäftigung als Ha senarbeiter aufgegeben habe. um sich als Sprachlehrer selbstständig zu machen. Der Kassenbote steckte eine Mitleids miene auf. »Sprachlehrer? Hin, das ist auch tein leichtes Brot Da wäre ich doch an Deiner Stelle lieber ein anderer Lehrer geworden. Zum Bei spiel Reitlehrer im Tattersall, wo die Herrschaften das Reiten lernen. Du warst doch draußen im Busch so gut zu Pferde machtest uns die schwer sten Kunststücke im Sattel vor und holtest Dir bei jedem Wettrennen den ersten Preis.« Der schöne Adalbert sah zu Bo den und wurde roth. »Weißt Du«, erwiderte er, »Mit lehrer im Tattersaal bin ich ja auch schon gewesen. Aber da ist mir ei ne dumme Geschichte passirt, eine sehr dumme Geschichte. Mit einer hübschen Miß! Sie war so reizend, - ich kann Dir nicht beschreiben, wie reizend sie war. "Und als ich ihr einmal half, vom Gaul herunterstei gen, flog sie wider Willen in meine Arme. Und da habe ich ihr einen Kuß gegeben. Jch mußte sie küssen. wahrhaftig, ich mußte! und da war’s natürlich aus mit der Stellung. Gleich aus« Der Freund sagte nicht ohne Ta del: »Na, das war wirklich ein sehr dummer Streich. Da fällt mir übrigens ein: Wir haben seit Anfang des Monats einen Volontär im Ge schäft, einen dicklöpfigen Heilands niann aus Batavia. Ein Junge mit vielem Geld, der hier Englisch und sonst was lernen will, dem aber das Vergnügen mehr zusagt als die Ar beitl und der bloß daran denkt, sun sgen Ladies den Hof zu machen. Derj fragt mich neulich, ob ich nicht je-l mand wüßte, bei dem er lfnglisch ler nen könnte — ver Dampf, versteshst Du? Es wäre ihm immer so nein-Z lich, wenn er mit den Misses plan sdern wolle, und sie verstanden ihn nicht recht. Jetzt hat ers auf ganz was Gediegenes abgesehen, auf Miß Kitty Goulburn, die Tochter von dem reichen Shipcharidler. Hast Du wohli schon den Namen gehört?« ,,Goulburn? Ja, sreilich!« stottertes Adalbert. »Der Goulburn aus der Bridge Street. Und auf das Fräu-: lein hat s der junge Herr abgesehen? Hat keinen schlechten Geschmack « I Etwa vierzehn Tage später fragte der Jüngling aus Batavia Mis; Kitt-, i Goulburn als man beim wotifvtelj eine Pause machte: »Spreche ich nichts schon recht nett Englisch, Miß? Jchz lerne jetzt per Danips.« : Die Misz lachte, dasz man ihres weißen Zähne sah. »Ja es geht mit Dampf « meinte sie und prustete und zischte wie eine überheizte Maschine. »Aber verstesj hen tann man leider nur wenig.« ; Das ohnehin nicht geistreiche Ge sicht des jungen Mannes wurde sehr lang. »Ich weiß, ich habe teine gute Aus sprache,« sagte er· »Es ist sehr un angenehm, aber ich habe einen guten Lehrer der mir schon diesen Fehler abgewöhnen wird.« —- s Nach einigen weiteren Wochen schien " es Fräulein Kitty jedoch, als sei ders Fehler nur noch schlimmer geworden. »Ich verstehe Sie sast gar nicht mehr,« ertlärte sie offen. »Es ist noch mehr Dampf dabei als neulich, aber rich tiges Englisch noch weniger.« »Sie meinen oag auo auch-« er-I widerte er niedergeschlagen »Im Kon tor hat man mir schon dasselbe ge sagt. Man hat sogar behauptet, es sei mehr die Sprache von Eingebore nen, Papuas oder Mooris· O, mein Lehrer ist böse geworden, als ich es ihm erzählt habe! Jch sollte nichts aus diese Reden geben. Das Undeuiliche meiner Aussfrache wür de bald verschwinden, und dann wür de ich Englisch sprechen wie ein Buch. Morgen habe ich wieder eine Stunde bei ihm —- im Viktoria - Part.« »Im Viktoria - Part? Jrn Freien haben Sie Unterrichi?« »Auch Methode meines Lehrers. Er sagt, im Freien sprichi man freier und leichter als im engen Zimmer. Man hat mehr Lusti« »Mehr Damps!« witzelte die Miß. »Aber die Methode muß ich doch auch kennen lernen. Wann sind Sie mor aen im Paris Von sechs bis sieben Uhr? Nun, dann werde ich mich zu fällig ebenfalls dort :infinden." Jn einem einsamen Theil des Vik l torta · Paris vernahm Miß Kitth die laute Stimme eines Manne-, und gleich daraus die ihres lespartners, der das Gesagte wiederholte. Sie lauschte, hinter einem Gebüsch verbergen. Es war eine merkwürdige Sprache, die an ihr Ohr schlug, aber nicht allein im Munde ihres Verehrers klang sie fremdartig, auch der Leh- . rer bediente sich ihrer. Auf einem lleinen Umwege näher te sie sich, wie unabsichtlich, den beiden. Als der Holländer, der schon nach ihr ausgeschaut hatte, sie bemerkte und grüßte, blickte auch der Sprachlehs rer aus. Er erschrak sichtlich, während ihre Züge sich bei seinem Anblick verfin stcrtcn. Der junge Mann aus Batavia machte eine Handbewegung, als ob er vorstellen wollte, aber Misz Gaul burn hinderte ihn daran, indem sie in eisigem Tone sagte: ,,Bemiihen Sie sich nicht, ich kenne den Herrn be reits. Darf ich Sie bitten, ihm die heutige Stunde zu honoriren und sich mir anzuschließen?« Der Jüngling hielt sich siir ver-« pflichtet, zu gehorchen. Da ließ sich das Fräulein noch vernehmen: »Und noch besser wird es sein, Sie lohnen den Herrn fiir immer ab und verzichten aus seine weiteren Dienste. Denn entweder versteht er nichts von seinem Fach oder er treibt ein lächerliches Spiel mit Ihnen. Sie werden bei seinem Unterricht die englische Sprache nicht erlernen, sondern was Sie schon da von wußten, nur wieder verlernen.« Herr Adalbert hatte daaesianden, als lasse er eine verdiente Züchtigung über sich ergehen. Jetzt aber mein te er seelenruhigt »Miß Gvulburn, Sie haben Grund, mir zu zürnen, denn ich habe mich damals im Tatterfall nicht sein be nommen. Aber ich kann's nicht un aeschehen machen, und wenn ich’s könnte, würde ich mich auckk noch be sinnen. Es ist doch eine er schön sten Erinnerungen meines Lebens! Ihr gutes Recht ist, anders über den Vorfall zu denken und sich zu rächen. Nehmen Sie Jhre Rache, berauben Sie mich dieses gelehrigen Schülers! Was ich ihm zuleide gethan habe, ha be ich Jhretwegen gethan. Als ich erfuhr, daß er, der gern ein Don Juan sein möchte, auch Jhnen nach stellte, Ivollte ich ihm wenigstens die Liebeserklärung nach Möglichkeit er schweren.« Der angehende Don Juan schien Lust zu haben, sich aus den Sprach lehrec zu stürzen, aber der sah nicht danach aus, als ob er sich fürchte Und seine männliche Haltung impo nirte auch dem Fräulein. Durste sie ihm so bitter grollen? Er war bis liber die Ohren verliebt in sie, das hatte er ja ossen eingestanden, und aus Liebe zu ihr hatte er auch mit dem slatterhasten Anbeter aus Batavia diesen Schabernack getrieben, über den sie hell hätte lachen mögen. »Sie sehen mich auch, heute zum letzten Male,« schloß Herr Adalbert seine Rechtsertigungsrede. »Ja Au stralien blüht mein Weizen nicht, da von habe ich mich nun überzeugt. Meine Verwandten in Europa haben mir die Mittel zur Heimreise geschickt, und niit dem nächsten Schi.ss segele ich ab. Leben Sie wohl, Miß Goul burn!« Und er verneigte sich tief vor ihr. Der Holländer knurrte etwas, ein Segenswunsch schien es nicht zu sein. Das Fräulein schwieg. Als Herr Adalbert sich aber zum Gehen wand te, ries sie ihn nach: »Ich würde doch die Abreise nicht übereilen! Wenn Sie noch einige Zeit in unserem Lan de bleiben wollen, nicht als Sprach lebrer, sondern Kaufmann, als Kor respondent für fremde Sprachen, so sprechen Sie doch morgen in unserem Kontor vor: Goulburn u. Co» Beid ge-Street. Jch werde mich dafür verwenden, daß Sie bei uns einen Platz erhalten. Und wenn Sie mir jetzt Jhre Begleitung schenken wollen, können wir gleich das Ersorderliche besprechen.« Mit wenigen Schritten war Adali«« beri an ihrer Seite, und stolz und glücklich ging er neben ihr durch die grüne Pracht des Viktoria-Paris. Und diesmal war es bestimmt kein Segenswnnsch, was « der Jüngling aus Batavia murmelte, als er ihnen nachblickte. —- Diplomatisch Mutter: »Warum hast Du den jungen Herrn nicht gefragt, ob er was srühstücken wolle?« Tochter: »Ich weiß genau, baß er um diese Zeit nichts ißt.« — Mutter: »Da hättest Du ihm gerade erst recht was anbieten können.« --— Dis pen s. Pantoffelheld Cum Tage der Kontrollversammlung): »Du wirst entschuldigen, Frauchen, aber heute muß ich den Militärgeseden ge horchen.« —- FataL A.: »Warum ist denn die Verlobung des Professors zurückgegangen?« —.- B.: .,Nur wr gen seiner schrecklichen Zerstreutheit. Will er seiner Braut eine Schachtel mit einem Rosenbouquet senden, ver gißt aber schließlich das Bouquei hineinzulegen und schickt bloß die leere Schachtel mit der Inschrift: Dein Ebenbild-»