Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, December 17, 1909, Zweiter Theil, Image 15

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    M ————]1
H Wust Essbkkibkbmk non l
Dink- Innksttngki.
No. 493. Der Philipp, was mein
hosband is, der is jetzt so bei un. bei
iwwer sein "’Nordpol-Krehs end-us
komme. Es hat noch e paar Däg ge
nomme gehabt, wo er alle Odend in
den Wedesweiler sein Saluhn iwwcr
den Nordpol argumentet un gefeit hat
Un alle Nacht is er mit en Dust heim
komme. Sie könne sich denke, daß lo
ebbes e Frau un Ma nit gleiche dicht.
Der Wedesweiler hat gesagt, ich sollt
nur ganz still sein, der Philipp deht
sich seine Hörner schon ablaufe. Das
is denn auch schneller komme, wie ich
eckspecltet gehabt hen Den annere
Abend hat er auch tvidder wie gewöhn
lich in den Wedestveiler sein Scheunt
gesasse un der Nordpol war widder
das Tappicl. E paar von die rehgel
ler Kostiemersch, die hen das gar nit
gegliche un hen gesagt, wenn der Phi
lipp nit das Sodtscheckt drappe deht,
dann dehte se nit mehr in sein Platz
komme. Der Wedesweiler hat ihn e
paar mal den Wink gewwe, daß er
Truhel kriege deht,-wenn er nit mit
den dume Geschwätz stappe deht. Aw
wer stobborn wie der Philipp is, hat
er den hint nit genomme. Er hat
mit den Nordpol gebrach als ob er
seit seine sriiheste Kindheit on tein an
nere Plah gelebt hätt un die ganze
Suraundinas von den Nordpcsl wie
sei Partei kenne deht. Es hat nit lang
genomme, da sin die Kostiemersch et
lich geworde, awwek das hat den Phi
lipp alles nickg ausgemacht un schließ
lich hat er geklehrnt, daß die Völiegi
männer in die erschte Lein froh ware«
daß der Nordpol dislowwert wär, bi
kahs der Nordpol wär doch ennihau
die echte lheitnath von die species-nan
ner un besor lang dehte se sich alle
penschjionire lasse un dehte atn Nord
pol ihr heim mache. Da hat der Kar
penterbahs gesagt: »Jetzt is es awwer
genug, von den Stoff; wie tannst du
denn nur so silligeo Zeug tahte, wo
jeder Pruhs sok fehle duht.« Da is
der Philipp awwer in die Wall kom
me. »Ihr seit Hornviehcher, hat er
gesagt, wiszt Jhr denn noch nit, daß
die Poliesmänner von den Nordpol ih
ren Name hen?« Well, well, hat der
Wedesweiler gesagt, seht wasch ich
meine Händ in Jnnosenz un ich duhn
sor dei Lewe nit mehr ga»rantire.«
Jnskett jetzt still zu sein, stellt sich der
Philipp uss en Stuhl un hallert:
»Ihr Blechtöph. wenn Jhr noch nit
soviel wißt, daß sich der Name aus
»Pol« und «JJemann« zusammesetze
duht un daß da draus Policeman
werd?«
So, das hat den Philipp seine iilack I
gesickst. Die Fellersch sin aufge
tschumpt, hen sich auf den alte Esel ge
sterzt un hen ihn ganz schrecklich ver
harnmatscht un hen ihn an die Sttitt
geschmisse. Un das Schlimmste dabei
is, daß ich die Piebels gar nit blehme
tann. Die Geschicht mit die »Pol
Jce« Männer hat er —— ich sin schuhr,
irgendwo gelese un hat es ietzt als en
Fäckt vorgebracht, bitcchg ich sin
schuhr, daß der Tschoit nit aus sein
Brehn komme is. Wie er selle Nacht
heim is komme, da hen ich mich zu
erscht ganz schrecklich gesuchst un ich
hätt garniets drum gennve, wenn die
Fellersch ihn ganz doht gehaue hätte.
Dann hen ich oss Kohrg auch widder
sarrie sor ihn gesiihlt un hen gedenkt,
die verdollte Rossijahns sollte all er
restet un wege Diehrtwehlerei gepon
nischt lver’n.
Well, ich hen gut zu ihn getend un
da is er in so ebaut zwei Däg widder
iwwer die Krankheit enaus gewese
Awwer ei hat ihn doch gut gedahn
un er hat in meine Pressenz wenig
stens das Wort «Nordpol« garnit
mehr gernenschent un wenn er nur e
wenig Kalt geketscht hat, dann hat er
schon die Schills kriegt, bitahö es hat
ihn an den Nordpol denke mache. Jetzt
muß ich Jhne noch ebbes annerschter
sage un ich denke, das is nickt tote en
miener Trick. Un ich gehn nit seht,
·wenn ich den Wedesweiler, sein gute,
lieive Freund vor alles hlehme. Da
is nämliche-Zeller mit en Plockhut
un groß gewerselte Vase un Eigliises
ins han- tonnne un hat sich alt den
Mennetschet von e Assetheater inno
duhst. St hat gesagt, er wär essreht
seine Montiet dehte keine Kraut mehr
stehe un er Ittiszt sor den Riesen sor
e annere Attriickschen auszude. Da
hätt er dann soviel von den Philipp
gehört un er wollt emal sehn, ob er
ihn nit ali en Seitschoh heiern könnt.
Er deht ihn gute Wehtsches bezahle
un es deht ihn ans vier bis fiins Dah
ler die Woche nit ankomme, das meint,
wenn er gut mache peht. Well, der
hat awwer ehbes von mich zu höre
kriegt. Jch hen zu ihn gesagt, wenn
seine Affe das Bißneß nit mehr duhn
konnte, da sollt er doch emol selbst den
Stont prowiere un ich wär schnhr,
daß die Piebelg von hunnert Meile
herbei komme dehte, for ihn zu sehn;
er hätt so ebbes in sei Fehs, was eini
gen Aff in den Schatte stelle deht. Es
hat e lange Zeit genomme, bis ich den
Kanne davon tohnwinzt hatt, daß der
Philipp nit an den Market wär. Es
hat mich auch jemand an das Telle
sohn gerufe un hat wisse wolle, wie
lang es schon wär, daß der Philipp
kein von seine Nordpol-Spells mehr
gehabt hätt. Er wär arig interesstet
in den Kehs un er deht wische, daß ich
ihn gleich tahle soll, wenn er widderz
seine Simptems hätt. Jch hen ge-,
fragt, wie es komme deht daß er so
intereßtet wär un da hat er gesagt
das wär nur seine Duttie un da hem
ich gefragt wer er denn ennihau wär
Un denke Se nur emal, da hat de
Feller gesagt, er wär der thperinq
tendent von den Jnnsehn - Eseilumki
Well, was denke se von so e Gemein-«
heit! Wenn ich ausfinne duhn, daß,
der Wedesioeiler da der Ohrietschin
nehtcr von is, dann hat es awwer ge
schellt.
Mit beste Riegards
Yours
Lizzie HansstengeL
—
Eltern-Mich
»Nun, nie befindet sich Jhre Frau
Tochter, die junge Frau Gräsin?«
»O, ich und mein Mann sind sehr
glücklich über diese Partie. Sie kön
nen sich keinen Begriff machen. wie
der Graf unsere Tochter liebt. Was
er ihr nur an den Augen absehen
kann, das miissen wir ihr laufen.«
Sie traut ihm altes zu.
Schwiegermutter: »Der Lehrling
tann 'mal zur Apotheke gehen und fiir
mich etwas zum Einnehmen holen!« i
Schwiegersohm Auf demselben
Wege soll er Rattengift mitbringen
Schwiegermutter (spitz): »Du hoffsi
soth daß er das unterwegs verwech-·
e t.«
Gemeinsame Ausgabe-n
»Aber. liebe Frass unser Klei
dungztonto ist in der kurzen Zei
schon mit zweihunderturrdoierzig Mut
belastet!«
»,Al)er lieber Mann, es sind dodi
gemeinsame Ausgabenf
»Ja wahrhaftig! Für mich ist ein
Krawatte siit achtzig Pfennig dabeiIz
Wiederverweqduns.
»Der Meyer soll ja gestern in de
Sitzung des Vertehrsvereins eine sul
cninante Rede gegen die Juasverspä
tungen gehalten habenk -
Kunststiidi Es war fast wörtlid
dieselbe, die seine Frau ihm neuli
gehalten hat ais er zu spät zum Esse
gekommen war!«
Lebenslich.
»Was mache ich blosz mit nkeinex
armen Haaren! Ob das Haarfiirbei
wohl gefährlich ist?«
»Frei! ich sehr! Jch hatte einen Be
kannten in Ihrem Alter« der that ei
auch, und schivupp —- war er mit ei
ner Wittwe mit sechs Kindern ver
ieirathet.«
Bei-rat.
Moseö, im gapzen Theater kein faine
Publikum-, wir zwei bei-Im sind di
oberen Zehntausend allein!«
Kommerziemäthim ,·3chau der az
Der Schuf-may
.-"«.·:Un ss-’.-s:« Use-k
Professor (det sich von seiner Frau
scheiden ließ): »Du verläßt also jetzt
mein haus, Adele! So wünsche ich
dir denn alles Gute für die Zukunft
und biet han du ein Abgangs-.
zeugnis!« 4
Zeitgemäße Warnungen. J
»Land ohne Bevölkerung ist Wild
niß, und Bevölkerung ohne Land ist
Verwilderung der Massen«.
. Das ist die als Paradoxon aufge
stellte Ansicht des großen Eisenbahn
Erbauers im Nordwefien, James J.
Vill; dem ersteren Zustande seien wir
entrissen, dem zweiten treiben wir, J
wenn nicht Abhilfe geschaffen wird, sei- j
ner Meinung nach, rapide zu. Undf
zwar macht er die Farmer und den von
ihnen betriebenen Raubbau dafür ver- i
antwortlich Jedes Jahr werfe-das;
in den Ver. Staaten unter Kultur ge- i
brachte Landareal einen geringeren
Ertrag pro Arke ab, und sei es nur
noch eine Frage der Zeit, wann die
schnell nachsende Bevölkerung sich auf
einem erschöpsten Boden befinden
werde, der sie nicht mehr länger ernäh- i
,ren könne. Er prophezeit als Folge«
hiervon Einfuhr von Lebensmitteln,
Auswanderung des energischen Theils
der anieritanischen Bürger, allgemeine
Armuth-wenn nicht den jetzigen ver-I
saswenderischen Methoden des Land-i
baus Einhalt geschehe. I
Das Problem, »was wir thun müs- !
sen, um uns zu ernähren«, löst Hill i I
folgender Weise:
l »Der Werth unserer jährlichenchs
Erzeugnisse ift jetzt ungefähr 8 Mil
) liaiden Dollars. Dies tann leicht ver
doppelt werden. Das für Agrilultur
geeignete Land musi aber zu diesem
Zwecke richtig behandelt werden, nnd
ist es die gegenwärtig dringendste
Pflicht nationalen Selbstschutzes, hier
fiir Sorge zu tragen. Jndolenz,
schlechte, topflose Farm - Methoden!
und Habsucht haben bis jetzt die Agri- s
tuliur verhindert, ihren richtigen Plaß i
im Leben der Nation einzunehmen,und
den Werth sowohl des Grund und Bo
dens wie seiner Erzeugnisse zu verviel
fältigen. Man sollte sich nicht länger
gegen den Fortschritt moderner Joeenj
stemmen. Die bewaffneten Flotten ei
nes sich unseren Hafen nähernden
Feindes würden nicht so schreckenerre
gend sein, als der unbarmherzig näher
und näher heranrückende Tag, an wel
chem wir weder genügende Lebensmit
tei, noch die Mittel solche für unsere
Bevölkerung zu taufen, haben werden.
Die Former müssen die Zukunft der
Nation retten, gerade so, wie sie deren
Größe in der Vergangenheit aufgebaut
haben.«
Kurz, Hill empfiehlt die intensive
Kultioirung kleinerer Farmen durch
praktische Leute mit wissenschaftlicher
Ausbildung Er citirt die Warnung
Tr. Samuel Johnsons an Spanien
vor einhundertundfünfzig Jahren, in
welcher dies damals nach Schätzen su
chende Land in ungünstiger Weise mit
der-: Wein bauenden Frankreich vergli
chen wird. »Spanien,« sagt Hill, ,,ift
heut( ein Bettler unter den Nationen.
Frankreich hat zu den Früchten des
Weinstocks tausend andere Produkte.
seiner fruchtbaren Felder nnd Gärten
hinzugefügt, seine Hauptstütze bildet
aber auch heute sein landwirthschaftli
cher Reichthum. Dieser hat Frankreich
zum reichsten Lande derWelt gemacht.«
Jn ähnlicher Weise vergleicht Hill
Deutschland mit England, in welch’ z
letzterem Lande Horden Beschäfti
3gungsloser Arbeit suchten, um nichts
als entmannendeMildthätigkeit zu fin
den.
Ziiruaiomnienv aus einierira iagi
Hill dann:
»Zum ersten Male in der Geschichte
iinseresz Landes ziehen Tausende von
Farinerii ans Staaten wie JoivaI
Ransa9, Missouri, Michigan, Wiscon
sin und Minnesota aug, um neue
Heiinstätten im tanadischen Nordwe
sten zu finden, infolge der Billigkeit
der ihnen dort angebotenen Ländereien
nnd der Schwierigkeit, sich solche in
den Ver. Staaten zu verschasseii.«
,,Etivas haben wir ja schon begon
nen zu thun, uin Abhilfe zu schaffen.
Wir uerausgaben große Summen, um
bis dahin werthloseLändereien inObst
xslantagen und Gärten zu verwandeln.
Dies ist aber gering anziischätzen im
Vergleich zu dem, was gethan werden
niusi.«
Er hebt sodann die Vortheile inten
siren Landbau-Z hervor, und die gün
stigeren Verhältnisse, welche dag Le
ben aus dem Lande heute so viel an
nehnilicher machen als früher. »Hal
tet die Kinder auf der Farin und gebt
ihnen eine gute Erziehung, prägt ihn
nen aber die größte Achtung sitr Be
bauiing des Landes alg ehrenhaste
und iviinschenswertheKarriere ein.« Er
preist die landwirthschastlichen Schu
len, erklärt aber, »wir können nicht aus
diese warten, denn die Noth wartet
nicht aus die nächste Generation, sie ist
schon seh da.« Er schlägt vor, ein
oder zivei Kriegsschisse jedes Jahr
iiieniger zu bauen, und mit deni da
iurch ersparten Gelde alle Jahre we
nigstens tausend Mustersarmen, jede
ison vierzig bis sechzig Arres, einzu
richten, und zwar möchte er eine solche
Farni möglich in jedem Igrikulturs
Distrilt haben, unter der Leitung ge
schulter Leute, die richtig organisirt
sind. «
Für die Mitte dieses Jahrhunderts
steht Hill eine Bevölkerung von 200
Millionen site die Ver. Staaten vor
»aus. »Unsere jetzige Jahresproduk
s tion von Weizen ist 650 bis 700 Mil
s lionen Bushelz sie ist seit 1882 um 25
Prozent gewachsen, während die Br
völterung sich um 68 Prozent ver
itnehrt hat. Und diese Prozentsätze
Werden in Zukunft steh noch weiter von
feinander entfernen, wenn nicht durch
intelligente Arbeit der Boden dazu ge
bracht wird, das doppelte von dem
hervorzubringen als heute, wie dies in
anderen Ländern, mit Boden, welcher
seit Jahrhunderten unter dem Psluge
gestanden und der von Natur bei wei
tem nicht so sruchbar ist, als der uns
rige, ersolgreich durchgeführt wird.«
Auch B. F. Yoatum, das verdiente
Mitglied des Berwaltungsrathes des
Rock Island-Frisch Bahnnetzes, sah
sich dieser Tage veranlaßt, eine Mah
nung an die Former in einer gelegent
lich der Jahresausstellung des Staates
Texas gehaltenen Rede, zu erlassen.
Für ihr eigenes Wohl und dasjenige
des ganzen Landes, sollten sie mitein
ander tooperiren, um die Landwirth
schafi auf eine gesunde geschäftliche
Basis zu bringen.
»Die Farmer,« sagte Herr Yoakum,
»hal)en der Anwendung von Ge
schöftsmehtoden in der Führung ihrer
Operationen nicht die sorgfältige Auf
merksamkeit geschenkt, wie sie es thun
sollten.«
»Den Interessen des Producenten
wird nicht durch· politische Agitatoren
gedient, welche darauf herumreiten,
alle Gesellschaften und Institutionen,
ohne Unterschied, zu verdammen.«
»Wenn man solchen Demagogen
klarmachen wird, daß ihre Reden grö
ßeres Interesse erregen und zu besseren
Resultaten führen werden, wenn sie
darin Pläne und Methoden zum Ans
bau, zur Verbesserung der Transport
wege, zur Erhökxsng der·Produltivi
tät des Bodens und andere Beiträge,
welche thatsächlich zurEntwiclelung des
Landes dienen können, besprechen,
hauptsächlich aber, wenn sie engere
Kooperation unter den Producenten,
Kaufleuten, Bankiers und Trank-por
teurs anregen, so werden ihre Anstren
gungen in die richtigen Bahnen gelentt
werden und viel Gutes bewirten.«
»Wenn durch Kooperation der Bah
nen mit den Farmern von Texas dies
letzteren einen Cent per Pfund Baum
wolle mehr erzielen lönnen, so wird
ihnen dies jährlich 815,000.000 brin
gen. Solche Dinge müssen aber, wie
jedes Geschäft, vom Standpunkte bei
der Kontrahenten in Betracht gezogen
und zu beiderseitigem Besten erledigts
werden« l
W
Abhänqu
Wie man sich am besten abhiirten
lann, lehrt Professor Kußmaul auf
Grund eigener Erfahrungen in feinen;
trefflichen Lebenserinnerungen, deren
Leltüre wirklich einen hohen Genuß ge
währt. Er schreibt:
Es bat lange gedauert, bis ich lernte,
meine Füße vor Erlältung zu schützen,
überhaupt meinen Körper gegen Tem
peratureinflijsse widerstandsfähig zu
machen, mit einein Wort, mich abzu
; hätten.
Die gebräuchlichen Mittel zum
Warmhalten der Füße, Pelzsutter des
Schiihiverts, eingelegte Fußsohlen,
Ueberschuhe u. dgl· sind Palliativmittel
und hätten die Haut nicht ab, tragen
nach Umständen dazu bei, sie noch wei
cher zu machen. Pelzfutter wird durch
das Wasser, das aus der Haut stets ab
dunstet, bald feucht, leitet dann die
Wärme zu gut und ist nur schwierig
trocken zu halten. Ueberschuhe taugen
nur dann, wenn sie den Fuß nicht luft
dicht umschließen. Am iriirmsten hiel
ten mich ganz kurze. nur un den Find
cheln reichende Ueberscden, die sich über
die langen trug und mindestens einmal
am Tage mit neuen wechselte. Unan
genehm aber ist dabei, daß man das
Schlier entsprechend weiter einrich
ten musi· Wirtliche Alsbartung erzielte
ich allmählich durch jahrelang fortne
setztes tägliches Eintanchen der Füße
in kaltes Wasser und Akwaschen der
Beine mit dem Schwamm vig zu den
Knien heraus, mit rasch nachsolaendem
Wiedererwärmen im Bett, Morgens
turz vor dem Aufstehen.
Dieses einsache Verfahren läßt sich
zu jeder Jahreszeit leicht ausführen
und es verlangt leine aroßen Vorkeh:
rungen. Jedes lzur Aufnahme beider
Füße hinreichend große, tiefe und star
ke Wasserbecken eignet sich dazu. Am
besten irird das Betten schon am Abend
zuvor mit Wasser so hoch gestillt, das-:
die Fiifze darin bis iiber die Finijchel
eintauchen, und an das Bett stellt; da
neben sind Trockentijcher gerichtet Be
solgt man gewisse Vorsichtsmaszregeln,
so lernt die verzärtelste Haut das kalte
Wasser- ertragen. Man darf nur nicht
gleich mit Zu niedrigen Temperaturen
beginnen; man fängt je nachdem die
c’(ndivid1u-n reagiren, mit RU, jt 86
Grad an nnd geht ganz sachte im Lau
fe von Wochen aus 70 Grad, nur aus
nahmsweise tiefer, herab. Unter allen
Umständen muß man dem kurzen, nur
wenige Selunden währendem Fuszbade
ein rasches lsrlvärmen der Beine fol
gen lassen. Dies geschieht in der Regel
in wenigen Minuten« wenn man sie
nach sliichtigemAbtroclnen in das war
me Bett zuriiabringtz ein Abreiben ist
unnöthig; je r.ischer die Beine in das
Bett zurückgeliracht werden, desto besser
wir das Fußbad ertragen. Bei sehr ge
schwächten und alten Personen meide
man zu niedere Teinperaturen und
bleibe bei 80 Grad.
Statt solche einfache, zu jeder Jah
reszeit und fast allenthalben leicht zu
beschaffenden Fuszbäder zu gebraut-hem
huldigen Schwärmer siir ,,Naturheil
mittel« demBarsuszlausen aus thausri
schen Wiesen und blinlenden Schnee
seldern. Aber der alte Spruch des
Plinius behält recht. Was in Wind
und Wetter aufgewachsenen Burschen
und Dirnen keinen Schaden bringt und
sie hart zu machen mithals, kann den
Zärtlingen, die sich vom Arbeitstisch
aus an solche Kuren wagen, recht übel
bekommen.
—-...-—
Skcms Ostens
Der Name des kleinen schottifchen
Dorer dicht an der englischen Grenze
ist unlöslich verbunden mit bedrängten
Liebezleuten, hartherzigen Vätern,
peitscheschwingenden Postillonen, und
gsaloppirenden Pferden. Jn vielen
Romanen der alten Schule bedeutet er
den dramatischen Gipfelpuntt, und
manchem um Stoff verlegenen Maler
hat ein junges Paar aus der Nothä -
bolfen, das durch Regen und a f
spritzenden Schlamm an einem nach
Gretna Green zeigenden Wegweiser
borbeifagt oder im ländlich patriarcha
lifchen Posthofe ängstlich ausfpähend,
den Wechsel der Pferde abwartet, die
es an dieGrenze der englischenHeimath
und der Macht tyrannischer Vormun
der bringen sollen. Auch in Deutsch
land ist, wenigstens älteren Leuten,
Gretna Green bekannt als Zuflucht
minderjähriger El)eftandskandidaten,
welche die Zustimmung der Eltern oder
Vormünder nicht finden konnten. Jn
Schottland hat nocki der Satz des lano
nischen Rechts Geltung, daß durch
übereinstimmende Willenserllärung
eine giiltige, wenn auch wegen Unter
lassung der vorgeschriebenen Formen
strafbare E-l)e. zustande kommt. Um
den Beweis einer derartig abgeschlosse
nen Ehe zu sichern, wird aber auch in
Schotiland eine Erklärung vor Zeugen
oder eine Beurkundung des Ebekonsen
les Verlangi. Jn England sind seit
derMitie des 18. Jahrhunderts Form
lichkeiten vorgeschrieben deren Nichtbe
achtung tlngijltigkeit derEhe zur Folge
hat und die eine heimliche Ehe unmög
lich machen, doch galten außerhalb
Englands eingegangene Ehen als zu
Recht bestehend, wenn die am Ort der
Abschliefzuna gültigen Gesetze befolgt
worden waren. Verlobte brauchten
alfo nur die schottifchgGrenze zu;
überschreiten, um der Bequemlichkeitenf
des« kanonijchenhRechtg fltheilhafsptig zus
werden. Da Stern-a Ureen dran ans
der Grenze und einer großen Straße»
lag, wurde es meistens als Ziel auser
loren; der Grobschmied des Dorfes,
der das England zunächst liegende
Haus bewohnte, schmiedete die Ehen
und trug sie in ein Register ein.
Seine Nachfolger setzten das eintrag
liche Geschäft fort; schade, daß keiner
von ihnen Aufzeichnungen hinterlassen
hat. Jm Durchschnitt wurden jedes
Jahr an tausend Eben englischerPaare
jenseits der Grenze abgeschlossen; man
darf wohl annehmen, daß die meisten
Eheleute in spätern Jahren gern weit
mühsamere Reisen unternommen hät
ten, um die in Gretn.i Green geschwie
dete Fessel zu sprengen; denn jugend-;
liche Schtoärnierei und, schlimmer noch,
schlaue Spekulation und Mitgiftjagd
geben schlechte Bürgscksaften für dauer
hastes Glück. Es war also nur dan
lenswerth, daß der DurchbrennersRo
mantit ein Riegel vorgeschoben und
1856 ein Gesetz erlassen wurde, nach
dem eine schottische Ehe nur dann gül
tig ist« wenn die Verlobten sich vor
dem theabschluß mindestens drei Wo
chen in Schottland aufgehalten haben;
die Eltern haben infolgedessen Zeit ge
nug, vorzeitig ausgeflogene Nestlinge
wieder unter ihre fchützenden Flügel zu
nehmen. Die Erinnerung an Gretna
Streen wurde dieser Tage lebendig ge
macht durch die Anliindigung eines der
in Ungtano so yausigen uno Dom Pu
blikum stets mit brennendem Interesse
Verfolgten Titel- und Erbschaftspros
Fesse. Der dritte Lord Mardonald
hatte in Gretna Green die Tochter des
Herzogs von Gloucester geehelicht.
Nach der Geburt zweier Kinder, eines
Sohnes und einer Tochter, empfand
Ladn Macdonald religiöse Strudel we:
gen ihrer Heirath und setzte es durch,
daß in England eine zweite (Eheschlie
s1ung stattfand. Wie es scheint, ist
durch die zweite Gheschliefzung infolge
Verzwickter gesetzlicher Bestimmungen
die erste Ehe ungiiltig gemacht worden,
so daß die beiden Kinder nicht als ehe
liebe Kinder zu betrachten waren. Der
Sohn, Alexander Mart-anglo nahm,
als er vorkVerwandten ausgedehnte
Gitter in Yorlshire erbte, den Namen
Bosdille an; die Pcerschaft und die
Stammgiiter der Macdonalds gingen
auf den zweiten, nach der englischen
siheschlieszung gebotenen Sohn Gad
srey über. Der Enkel des enterbten
Alerander Macdonald oder Bosville
klagt nun gegen die Erben Godfreys
aus Abtretung des Titels und der Gü
ter mit derBegriindung, das-, die zweite
Eheschlieszung die erste nicht habe un
wirksam machen können und daß sein
Großvater Alexander zu Unrecht des
Erbgeburtsrechts beraubt worden sei.
Eine Fahrt mit Zeppeun Ill.
Seine Eindrücke von der Fahrt mit
Zeppelin lll., zu der Gras Zeppelin
die Reichstags- u. Bundesrathsvettre
ter letzthin eingeladen hatte, hat der
Reichs- und Landtagsabgeordnete
Prof. Dr. Hieber in einer stimmungs
vollen Schilderung zusammengefaßt,
der wir folgendes entnehmen:
Man sieht die blaugriinen Fluthen
und das unvergleichlicheFarbenspiel,
das die Sonne auf dem asserspiegel
hervorzaubert, von Augenblick zu
Augenblick tiefer unter sich. Es ist
nicht, als werde man selbst gehoben,
sondern als versänte unter uns die
untgebende Welt tief und tiefer. Der
i
Jubel der Hoch- und Hurrarufe von
da unten verklingt immer mehr, um
allmählich für uns verstummt zu sein:
nur dem Auge noch sind die rufenden
Menschenmassen und ihr verwirrendes
Gedränge vorhanden. Die gewollte
Höhe, es werden etwa 100 Meter sein,
ist erreicht. Jn stiller einsamer Erha
benheit schweben wir dahin. Reine
Ruhe umfängt uns im sonnedurch
glühten Aether. Das im milden Son
nenlicht glitzernde Wasser entfaltet all
seine zauberhafte Schönheit. Himmel
und Erde, See und Berge, Feld und
Wald, Schiffe und Menschen, alles in
wunderbares Licht getaucht, ein einzi
ges berückend schönes Licht- und Far
bennreer. Das Gefühl dankbarer Er
hebung übermannt uns. Woran
Jahrtausende vergeblich sich sbgemiihi.
was als ein unerfüllbarerTraum durch
die Menschengeschichte gegangen, was
auch heute noch manchen als Inbegriff
aller Gefahr« ja, fast wie eine Ver
suchung der Gottheit erscheint —- es
ist hier leibhaftig verwirklicht, ja, es
erscheint uns wie etwas durch lange
Erfahrung völlig Erprobtes und
Selbstverständliches Vom See geht
es bald landeinwärts. Eine neue
Fülle von Bildern breitet sich unter
uns aus. Hoch über die Häuser und
Gärten Friedrichshasens we geht un
sere stolze Bahn. Wie aus get Spiel
schachtel hier-hergestellt, alles so zierlich
und kindlich, liegt das Städtchen, wie
von trippelnden, rusenden, winkenden
Zwerglein belebt, zu unsern Füßen!
wie seltsam müßte erst der Flug über
eine Riesenstadt wie Berlin uns anmu
tbenl Es gibt ja fast gar keine Ge
heininissr. kaum mehr lauschige Gar
tenplätzchen, verschwiegene Eckchen vor
den« alles überfliegenden Auge des
Luftfahrers· Und wenn erst die Ein
und Zweislieger Mode werden, wird
man amEnde bald genöthigt sein, durch
besondere Gesetze Haus und Garten
gegen ihre aufdringliche Neugier zu
schützen. Die Straßen der Stadt und
vollends das Straßennetz, das Stadt
und Dörfer, Aecker und Wiesen verbin
det, idie Wege, die durch Wälder und
Felder sich ziehen, liegen, bald wie
eine prächtige geometrische Figur, bald
wie ein wundervoller bunter Teppich,
in schärfster Uebersicht und lichterKlar
heit vor uns ausgebreitet. Bauers
leute landeinwärts sind im vollsten
Erntegeschäft, das ihnen den Gang
unter die festfeiernde Menschenrnenge
nicht gestatten will; sie haben ja auch
den Anblick des Luftungethiims schon
oft genossen Aber wenn die jubeln
den Massen auf den Schiffen einen be
zaubernden Anblick boten, schöner noch
uno ergreifender war es eigentlich doch
noch, wenn Bauer und Bäuerin,
Knechte, Mägde und Kinder mit
Sensen, Gabeln, Rechen, Tücher, Hü
ten. Tanzen und Springen uns grüß
ten Jetzt fliegen wir über den herrli
chen Wald, der sich bis gegen Tettnang
hin breit und lang hindehnt; einer
griinen Wiese von wogenden Wipfeln
oder einem leicht sich wiegenden blau
grijnen Riesenlornfeld vergleichbar,
liegt er vor uns· Reizend ist’s, wie
offenbar der huschende Riesenschatten
des Fahrzeugs einige Rehe aufscheucht.
Vom andern Ende grüßt in weißem
Glanze das Tettnanger Schloß und m
der Ferne links die Reihe der Thiirme
von Ravensburg der alten Weisen
stadt. Argen und Schussen ziehen sich
wie Silberfäden durch das lichtiiber
flutbete Lind. Unsere Fahrt wendet
sich wieder dem See zu, über dieKirch
thiirme von Erthirch und winkt-kar
gen fliegen Wir hinweg· sie-met- Au
genblick verläßt uns das Gefiihx völli
ger persönlicher Sicherheit Es ist ein
fo ruhige-s stiedlicheg Gleiten, daß
man auch das Auf und Ab kaum als
eigene Bewegung empfindet, vielmehr
nur an der sich stets veränderndenLage
des Schiffskörpers und des Lauf
gangs sozusagen abliest und kon
ftruirt. Von irgendwelchem Schwan
ken. Schwindelgefiihl oder gar See
krcsnkheit keine Spur. Auch der Lärm
der Schraubenfliigel und Motore, der
in den Gondeln ein Gespräch fast un
möglich macht, ist für uns im Mittel
gang so gemildert, daß man bequem
sich unterhalten kann. Wir fliegen
iilser die Landzunge von Langenargen
und Schloß Monfort hinaus, nun
wieder umkreist von den Dampfbooten
und Nachen, Motorbooten und Gou
dcln. Zehntausende jubeln dem Besie
ger der Lust zu. Und kaum daß wir’s
uns- versehen, sind wir auf dem offenen
See gelandet, so ruhig und sicher, daß
man’s bei etwa geschlossenen Augen
überhaupt nicht gemerkt hätte. Der
Riesenleib des Schiffes schwimmt aus
der bewegten Flnth Durch den Lauf
gang kommt der Graf uns entgegen,
un: uns zum Aussteigen einzuladen.
Glänzende Aussicht
Onkel: »Nun, Fritz, Du strahlst ja
vor Freude! Heute ist es Dir in der
Schule wohl besonders gut ergan«gen?"
»Fein war’s! Der Lehrer hat ge
sagt: Die Letzten werden die Ersten
seini«
Im Eispalaft
Junge Dame: »Ach, ich kann die
Schauspieler nicht ausstehen, es ist
eine zu eingebildete Gesellschaft!«
Herr: »Aber mein Fräulein, sehen
Sie, ich bin doch auch ein Schauspie
ler, von mir können Sie doch nicht sa
gen, daß ich eingebildet hint«
Junge Dame Cbeabsichtigt ihren
Fehler wieder gut zu machen): a,
ja, ich meinte auch nur die gröfz en
Künstler, die kleinenSchaufpieler kom
men ja nicht dabei in Betracht!«