Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, December 10, 1909, Zweiter Theil, Image 16

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    W
ann-i Heirath-gesuch.
Eine Berliner Geschichte von K on
radsiernling
Die heirathen-it unter den Män
nern «gefesten Alters« schien nicht
sitz-i groß zu sein; fünf Antwort
schreiden waren nur eingelaufen auf
das »reelle heirathsgesuch«, das
Fräulein Martha Beerbaum, Buch
halterin bei C. F. Weber, in die Zei
tung gefest hatte.
So wurde ihr denn die Wahl nicht
sonderlich schwer, und sie entschied
sich nach kurzer Ueberlegung für die
seiverdung eines Herrn Friedrich
Mike-, desfen sauber und fehlerlog
geschriebenen Brief sie nun nochmals
durchlas, ehe sie sich zur Antwort ent
Hist-.
Die ganze Art und Weise, in der
oerr Müller sich erklärte, gefiel
Fräulein Beerbaumz sie antwortete
deshalb, daß auch sie nicht abgeneigt
wäre, am kommenden Sonntag Nach
mittag gegen fünf Uhr in der Kon
ditorei von Aschinger ani Alexander
plah zu fein und werde eine rathe
Rose vor sich auf den Tisch legen, an
der er sie erkennen sollte.
So legte sie denn arn Sonntag ihr
bestes Kleid an, kaufte eine volle, dun
kelrothe Rose und machte sich auf den
Weg
herr Friedrich Müller hatte sie be
reits erwartet; denn als fie Platz ge
nommen und die rothe Rose vor sich
auf den Tisch gelegt hatte, erhob sich
ein herr von einem der Nebentische
und trat auf sie zu:
»Friiulein Mortha BeerbaumW
fragte er grüßend.
»Jawohl, mein Herr-L« entgegnete sie
erröthend. ;
Darauf stecte er sich vor und nahm
an ihrem Tische Platz.
Martha Beerbaums Herz schlug
zum Zerspringen: dieser Mann war
schön; nicht mehr ganz jung, aber
kraftvoll, männlich. mit flottem
Schnurrbart und lebhaften, dunklen
Augen« denen er bisweilen einen
träumerischen Ausdruck zu geben
wußte.
Sein Benehmen war sicher und ge
wandt; nur seine Kleidung entsprach
nicht ganz seinem sonstigen Auftreten.
Uber Fräulein Beerbaurn fand als
bald eine Entschuldigung dafür: ein
Junggeselle, dem die weibliche Pflege
fehlte, dar bisher immer in möblirten
Zimmern gewo nt hatte, mit dem —
wie er selbst chrieben hatte —- das
Schicksal nicht immer ganz freundlich
umgegangen war: das erklärte eben
manches.
Bescheiden trank er, wie sie, eine
Tasse Laffen half ihr —- und auch
wohl sich —- durch ein paar geschickte
Worte über die ersten Augenblicke der
Berlegenheit hinweg und führte sie
alsdann aus dem Jnneren der Stadt
hinaus unter die schattigen Bäume
des Thiergartens.
Und hier schüttete er ihr sein herz
aus, in so ehrlicher Weise, mit so
schlichten, einfachen Worten, daß
Martha Beerbaum keinen Zweifel
mehr an der Aufrichtigkeit seiner Ab
sichten und seines ganzen Wesens
überhaupt hegen konnte.
»Es itt ja heute tem ungewoin
licher Weg mehr, Fräulein Martha«,
—- sagte er —- »auf dem wir uns ge
funden haben Aber Sie sollen des
halb nicht denken, daß es sich für mich
nur um ein Geschäft, um eine soge
nannte Bernunstheirath handelt. Ich
tenne Sie jetzt erst seit einer Stunde,
und dennoch lam ich —- nicht nur gu
ten Gewissens —- sondern aus der
ehrlichsten Ueberzeugung meines Her
zens Jhnen sagen: ich liebe Sie.«
O . . .« machte Fräulein Beer
bannt und sah erröthend zu Boden
»Jawohl, liebe Martha« —- fuhr
er sort —- »der erste Eindruck ist ja
immer ausschlagend und . . . wenn
Sie es deshalb wagen wollen . . . mit
einem schlechten, einfachen Men
schen. «
Ei war inzwischen dunlel gewor
den, Und Fräulein Beerbaum, die sich
an dem Aeußeren ihres neuen
Freundes ebenso sehr wie an seiner
weltmiinnischen, aewandten und doch
auch wieder schlichten Und treuherzi
seg Art förmlich berauschte, wußte
nichts Besseres zu thun, als ihm ihre
Lippen zum Ausse, zum Verlobungss
bese, zu reichen.
- Der Hand toar also besiegelt; und
aus dem Rückwege schlug Marthe
seerbauin selbst var, den Tag im
Mrant oder wohl besser umsl
sei Demptnsli zu beschle
Friedrich MMU zögerte einen Un
M; nnd dann entsesnete er mä
etism rieth-reites- Utlidlag sei-M
W dunklen Unsere.
,- dmxs ims, liebe Marth
mäeu wir gleich iet- erst
und der schon hedenllkch »Hast auf
die Reise zu gehen«
Marthe Beerhauen war geradezu
hezauhert von seiner Offenherzigteit
und Oiederkein er war nicht nur ein
schöner« gewandter Mensch —- er war
auch ehrlich und sparsam. Das er
" freute sie fast ans meisten an ihm.
»,Nun Verr Müller« —- sagie sie
deshalb, glücklich und verlegen zu
gleich —- »wir sind uns ja doch nicht
mehr fremd. Wenn Sie also erlauben
würden, daß ich . . . daß wir .
ich meine, Sie könnten von mir, die
ich Ihnen ja doch nun bald näher
stehen werde, ohne Scheu annehmen,
daß . . .
»Mensalö!« Friedrich Müller fah
förmlich entrüstet aus —- »niemals
werde ich gestatten, daß Sie, .....
daß wir auf Jhre Kosten ..... schon
knein Ehrgefühi würde das nicht
geben. Nein Marthal Des-Li mü en
Sie einsehen. Und -- nicht wahr?
— Sie zürnen mir deshalb nicht. Es
wird noch so manchen Tag stehen« an
dem wir qliicklich und zufrieden mit
einander speisen können, meinetwegen
auch einmal des Sonntags bei Kein
pinsti.«
Martha Beerhaurn schwieg; sie
nickte nur mit dem Kopfe, und ihre
Finger drückten zärtllch seinen Arm.
Dann hatte er sie nach Hause be
gleitet und sie war, selig lächelnd
und immer nur an ihn denkend, zu
Bett gegangen.
In den nächsten Tagen sahen sie
sich immer nur aus eine kurze halbe
Stunde, des Abends wenn er sie vorn
Geschäft abholte und nach hause be
gleitete ;
Jeden Morgen aber ernten ne ei-j
nen Gruß von ihm; entweder eines
Ansichtstarte oder auch einen länge-?
ten Brief, in dein er von dem Gliict i
sprach, das er in ibr gefunden, unds
die Zukunft siir sie beide in den ro-j
frgsten Farben ausmalte s
Gegen Ende der Woche tbeilte ers
ibr mit, daß er verreisen müsse; nurs
aus zwei Tage, wie er sagte: zu Ver-!
wandten in die Provinz, aus deren
Grundstück er noch ein paar tausend
Mart zu steben babe; er brauche die
ses Geld als Kaution in seiner neuen
Stellung.
Udartba hätte ihm gern ihre Er-·
sparnisse für diesen Zweck angeboten;
sie batte aber seine Empfindtichteit in
Geldsachen tennen gelernt und unter
ließ es deshalb.
Arn Montag tam er zurkickx und
als er sie vorn Geschäft abholte,
schmollte sie zunächst ein paar Augen
blicke. weil er ihr nicht einmal eine
Auftchtitarte gesandt und vermuth
ltch also gar nicht an fie gedacht
hätte.
»Liebe Martba« — entgegnete er
ernst und strich sich rnit der Hand
über die Stirn —- «ich war in der
That nicht in der Stimmung, dir zu
schreiben, obivobl ich viel an dich
aedacht dabe. Mein Besuch bei den
Verwandten war nicht besonders er
steuli . Es find brave Leute: aber
es gedt ihnen nicht sonderlich. und
mein tleinei Kapital kann ich keines
falls vor Oktober zurückerhalten
Das ist mir peinlicher als du glaubs;
denn die Kaution muß unbedingt bei
Antritt meiner Stellung gezahlt wer
den« Geschieht das nicht, so muß ich
eben zurückgetreten und« .. . er vol-I
lendete den Satz nicht, sondern sob;
nur ernst und nachdenttich vor sich;
nieder. ;
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;
Meiste
Marthe-! Beerbaum zögerte einen
Augenbiick und sagte dann beinahe
vorwurfsdoll:
«Fritz, hnst du denn aar nicht an
mich gedacht?'·
»Gewiß, Kind —«, sagte er on
scheinend zerstreut — Jerade des
bcgb ist es mir ja doppelt schmerz
ii .«
Wie selbstlns er ist. iaate sie sich
bei diesen Worten, und fuhr dann
laut fort:
»Nein, du verstehst mich nicht. Ich
meine an mein Geld, an meine Er
sparnisse.'«
»An dein . . . ?«
»Aber ich sagte dir doch, daß ich
fünftausend Mart besitze, ein kleines
Erbtheil und was ich mir selbst dazu
gespart habe-«
.Richtia! Und nein, Martha
es geht nicht«
«Eö geht, Iris —« sie wurde
förmlich energisch —- ,,wir können die
Papiere —- ei sind Konsols —- schon
morgen verkaufen, und du zahlst das
bnare Geld bei deiner neuen Firma
etn.«
»Nun gut!« —- er gab endlich nach
—- ,,rvir müssen dann eben bis Otto
ber mit der hochzeit warten, denn
eber kann ich mein Gekd nicht er
halten. Ach, und ich hätte dich doch
schon so gern den Sommer Eber als
Gattin an meiner Seite geschnit«
Er seufzte noch einmal schwer und
schien den aanzen Abend iiber der
sttsmt in sein
Um Tase war er jedoch
wieder erer Laune. Als sie Ie
- meins-Im die Kessels versank-.
te er sogar darsber das sit
de — ipr ihm Meter-wiss
— Inn eigentlich bettelt-tinY dast n
GFFIM Mit-ca ite Mit-I
n- p n- WMF sei
te- pwithmn. bei
is UWM
END I. «
ten setra ein und war nun Ader
in beßre - ·nrsumg.
Er prornenirte mit ibr die .Lin
den« entlang, traut eine Tasse Kas
fee bei .Jvfty« mit ihr und be tt
nur, daß er ihr nicht auch den ni
seidenen tönne, da er sich rnit einem
feiner neuen Kollegen zu einem Giafi
Bier verabredet hätte.
Den nächsten Abend versprach er
ibr jedoch. Sie erwartete ihn vor
ihrem Geschäft, eine volle Stunde —
vergebens.
Als sie auch am nächsten Morgen
teine Nachricht von ihm erhielt.
schrieb sie ihm nach der Müller-ie
ftraße. Der Brief tam als unbe
siellbar zurück: »Adrefsat nnbetannt
wohin verzogen.'·
Jetzt wurde sie ängstlich, und eine
duntle Ahnung stieg in ihr auf.
Aber nein! Das war ja nicht mög
lich. Sie that ihm sicher unrecht.
Außerdem hatte sie ja auch die
Quittung über das eingezablte Geld
in händm
Sie wartete noch einen Tag, noch
einen zweiten. Dann ging sie zu sei
ner Wirthin.
Frau Beusernann in der Artillerie
ftraße war wenig liebenswürdig
»Herr Müller ist vor vier oder fiinf
Tagen von mir fort gezogen. Wohin,
.hat er nicht angegeben."
Dann schloß sie die Thür wieder.
Martba Beerbaum begriff noch ira
rner nicht und wagte nun den lesten
Schritt —- sie ging zu dem Banthause,
zeigte die Quittung vor und fragte
nach der gegenwärtigen Adresse des
herrn Friedrich Müller·
»Zum nicht bekannt-· — eruarre ihr
der Kassirer knapp, schlug aber dann
doch seine Bücher nach, priiste die
Quittung und gab sie ihr mit einem
bedauernden Achselzucken und mit den
Worten zurück —- »,,eine Einzahlung
in dieser Höhe ist am genannten
Tage bei uns nicht gemacht worden;
außerdem isi die Unterschrift dieser
Quittung gefölscht.«
Marthe Beerbaum war trog ihrer
weiblichen Schwächen ein starles
Mädchen: nur aus Selunden schloß
sie die Augen, dann trat ste zurück
vom Schalter und verließ wortlos den
Kassenraum . . .
Draußen lachte ihr die warme
Frühlingjsonne entgegen; aber sie
fühlte ihren belebenden hauch nicht.
Sie sah auch nicht, was um sie her
vorging, hörte nichts, sondern dachte
nur immer das eine: Betrogen, um
das sorgsam gehiiiete, mühsam er
sparte Geld beirogenl
Dann ging sie langsamen Schrit
tes. mit theiinenlosen Augen vor sich
hinsiarrend, in ihr Kontor zurück,
nahm an ihrem Arbeitspult Platz
und begann wieder zu arbeiten, wie
-sie es nun schon zwanzig Jahre lang
gethan hatte.
Jndische Zauberlunst.
Von Ludwig Segebarth.
Es gibt noch heutigen Tages eine
große Menge von Leuten, die steis
und sest behaupten, daß die indischen
»Zaubertiinstler" im Besitze von übers
natürlichen Kräften wären. Wunder
dinge wurden erzählt, die, wenn sie
wirklich der Wahrheit entsprachen, al
lerdings geeignet sein würden, dem
Zuhörer «da5 Gruseln zu lehren«.
Die Frage, welchem Umstande es zu
Jverdanten ist« daß eine so hohe« Mei
; nung über die Fähigkeit der braunen
-Gautler platzgreisen tonnte, läßt sich
unschwer beantworten. Die europiii
schen Jndienschrer sind selbst schuld
daran. Theils ließen sie sich thatsäch
lich durch die oerblüssende Geschicklich
leit der Zauberer täuschen, theils be
richteten sie absichtlich ungeheuerliche
Stückchen der holuspotusmänner,
wenn sie dem alten Wunderlande den
Rücken gelehrt hatten und wieder in
ter heimath saßen, lediglich um sich
bei der staunenden Mitwelt noch in
teressanter zu machen. Viele Bücher
sind über indische Zaubertunst ge
schrieben worden, die meisten jedoch
besinen wissenschastlich wenig Werth,
da sie von groben Unrichtigteiten
strotzew So verwechseln die Herren
Autoren mit Vorliebe die Gautler
mit den Yogis und Faiiren. Leytere
sind astetische, büßende Wunderthäter,
deren Thun ein religiöses Motiv be
stimmt.
Von allen indischen Städten gilt
Madras als das hauptquartier der
hexenmeister. Von hier aus über
schwemmen die schlauen Gesellen nicht
nur die übrigen Provinzen des stie
senreiches, sondern auch das eure
päische Festland. Es muß· jedoch gleich
bemerkt werden, dasd .,«besseren
Künstter in den seltensten Fällen in
das Ausland gehen. Wer also ihrt
Wortsinn-n deutet-tu will dort
»kleinen Unsslug« nach Indie
nicht scheuen; aus seine Kosten wiri
er schon Ismene-, selbst wenn alles aut
natiiriiche Leise M sich —Uet
« sen. das der Vorgang. was Nerven
tihel anbelangt, taum iihertroffen
werden tann. —- Jn dem sonnendurch
glühten Winkel einer Rebenstrasze ha
ben sich einige ausgemergelte Gauller
mit sinsteren Gesichttziigen häuslich
niedergelassen und zeigen einem ver
ehrlichen Publikum ihre Kunst. End
lich tommt der Bastettrick an die
Reihe. Die hexenmeister werfen einen
Korb trachend auf die Erde, blicken
dann wie suchend und wild im Kreise
umher und greifen dann aus der Zu
hörermenge eine hübsche junge Ta
mulin heraus. Vergeblich leistet das
Mädchen derzweifelten Widerstand.
Die Gauller fesseln sie lunstgerecht,
umschlingen sie mit einem weitmaschi
gen Fischernej und stopfen sie unter
drohenden Reden in den Korb
hinein. Schnell wird der Deckel
darübergestiilpt und das eigentliche
Schauspiel beginnt. Unter marter
schiitterndem Geschrei stoßen die
Zauberer scharfe spise Degen ab
wechselnd von den verschiedensten
Richtungen tief in den Korb hin
ein. Die Wirtung ist schwerlich.
helles rothes Blut sickert langsam
aus dem Gele auf den staubigem
dürstenden Boden, wo es unheimliche
kleine Kugeln bildet. Endlich reißt,
wie im Wahnsinn ein Gantler mit
einem hestigen Armschwung den
Deckel oon dem Korbe, springt mit
beiden Füßen in letzteren hinein und
tritt den »durchld·cherten Mädchenlörs
per« anscheinend zu einem formlosen
Breinusajnmenz ·Schließlich has-it er
ckscsspsl lllklc, steigt CUQ OIM DIEle
heraus, gefolgt von der unverleyten
and aller Bande ledi en Tamnlim
Es versteht sich von selbst, daß Letztere
mit zur Gesellschaft der Zauberer ge
hörte. Jedem Degensiich ging ein
bestimmtes Stichwort voraus, nach
welchem das Mädchen eine entspre
chende Stellung irn Korbe einanan
so daß sie von der Waise nicht verle t
werden lonnte. Bei der Schlug
stene krümmte sich die geschmeidige
Tarnulin derartig. daß sie einen
»Ring« bildete in der bauchigen
Wölbung des Korbe-T so daß die
Füße des status-senden Gauklers nur
eine leere Stelle bearbeiteten. Das
oerrneintliche Blut bestand aus einer
farböbnlichen Flüssigkeit Wie schon
vorber erwähnt, ist die agnze Bor
siibrung so ausregend, daß noch vor
hundert Jahren die christliche Geist
lichkeit dieselbe verbot. Die Staats
raison mag allerdings dabei ein ge
wichtigeö Wort mitgesprochen haben,
da zweifellos die grausamen -
stinkte sanatisirter bindui und -
mmedaner bei dem Anblick eines
olchen grausigen Schauspiel-i neue
Nahrung erhielten. Mit Vorliebe
bedienen sich die indischen Gaukler
schrecklicher oder doch wenigstens an
scheinend furchtbarer Mittel, um aus
ibre Zuschauer einzuwirken. So klagt
zum Beispiel ein Zauberei in beweg
lichen Worten den Umstehenden sein
Leid. Möglich aber macht er eine re
signirte spat-bewegung, ergreift ein
scharses Messer und schneidet sich zum
Entseten Alter die Zunge ab. Auch
die Lösung dieses Stückchens erklärt
sich ebenso natürlich wie barmloö,
denn das abgeschnittene Fleisch ist in
Wirklichkeit nichts Andere-, als eine
— Melonenscheibe. Nicht immer je
doch ist das Blatt-ergießen nur ein
scheinbares. Viele tGaiLtler stoßen
lich out Wuntch tpitze Yeaoein uno
Nägel durch Wangen, Ohren tin-d
Nase. Schon seit der Kindheit her
sind diese Körperitellen »bec1rdeitet",
die Wunden also nur leicht vernorbi,
so daß des Blut insolqe neuen Ritzens
der Houi leicht dein verletzten Theile
entströmt. Auf eine Täuschung der
Sinnesorqerne beruht es jedoch, wenn
der Zaudern eine hondvoll Nähna
deln und einen Zwirngfaden »herun-·
terschluckt« und nach geraumer Zeit
die Nebeln auf dein Faden gereiht
wieder zum Vorschein bringt Jn
den Magen praktiziten die Künstler
überhaupt gern etwas hinein, was
dort nicht hingehört. So verschlingt
solch ein Tausendsassa vor aller
Augen eine kleine Glocke und gebietet
dann lautloie Ruhe. Nun siingi er
an, sich zu wiegen und zu drehen, und
man hört deutlich aus dem annern
seines Körpers das Metall klingen.
Gesährlicher schon sieht es aud,
wenn sich die Gauklee ein Schwert
durch den Schlund stoßen und dann
rote aus Ungeschicklichkeit den Grifs
des Mordinstrunrentes abbrechen
Mchtsdestoroeniqer zieht sich der
Künstler die Klinge unbeschadet am
Rücken wieder heraus. —- Dek be
rühmte Manqotrick kann in der That
nicht anders als verblüssend geschil
dert werden. Als Einleitung gehen
diesem qewshnlich ein paar »nur-etli
liche Nummern« voran-. Der Gaul
lee bekommt zunächst wiederholt ei
nen heftigen Duftenonsull, wol-ei er
noch und nach ein geöffnetei Ja
scheunniser, welches lutge Zieht ist,
eine »zw- e, scheußliehe S nne und
ähnliche use äus dem Munde speit.
Dann endlich bohrt et ein Loch in die
sei-, läßt vom Publikum einen
sang-sent wählen vergräbt ihn in
der Mann und spriY nun augen
- tosend seine St M ussssornieln
s Fee-ruf wirst er eine leinene Decke
i her den Sandhaufen und hält eine
stets- Insproche »ein die Rasch-neu
set , Schluß Miet. vorsich
tipr M M des
iiber den kein-enden Rang-stern.
Wieder erfol eine tleine Rede, und
nun lehen d Umherftehenden unter
dein geliifteten Leinen ein ge n Cen
timeter hohes Pflänzchen priesen.
welches schließlich nach ähnlichen Ma
nipulationen die stattliche Gräße von
einein halben Meter annimmt. Daß
es sich bei dein ganzen Experiment
nur um eine geradezu wunderbare
Fingerfertigteit der Herenmeifter han
delt, bedarf wohl weiter keiner Erklä
rung. Doch nun zu den Schlan en.
welche in Indien eine so große olle
spielen. Der Zauberer richtet ein
paar Worte an feine Umgebung und
lniibft dabei einen zusammengenäh
ten Lederftreiten ab, den er fich utn
die Düften geschlungen hatte. Er
schüttelt ihn hin und her, tnäult ihn
zusammen, tritt darauf und beweist
damit. daß nichts Ledendes in ihmJ
vorhanden ift. Da fällt sein Blick aus
die Mangoterne, welche aus ihrem
Behälter herausgefallen sind. Schnell
wirft er den Lederstreifen wie achtlos
in die Nähe feiner iibrigen Gerätty
schaften und verschließt zunächst die
Kerne sorgfältig in der dazu bestimm
ten Büchse. Nun nimmt er das Leder
wieder vorn Boden auf, ftreift mit
der Hand die Flächen desselben ent
lang, und hervor schießt eine Schlan
ae, zischt windend-, und — das Pu
blikum weicht meistens im ersten
Schrecken fluchtartig eine Anzahl Me
ter zurück. Während nämlich der
Gauller die Manaoterne verpactte und
die Ausmertfamteit der Zuschauer auf
sich lenlte, schlubfte die bis dahin ber
borgen gehaltene, gut dreisirte Schlan
ge schnell in den Lederschlauch hinein.
s Auf der Insel Jana experimentirt der
Zauberer fchon auf eine gefährlichen
Art und Weise. Er fchiittet aus ei
i nem Korbe eine tleine, aber sehr ge
Hährliche Giftschlange beraus, greift
Idas flüchtende Thier am Kopfe und
beiszt diesen schnell ab· Während er
- den elelhafien Bissen verzehrt, hält er
den ihm zufchauendrn Leuten den
zappelnden Rumpf entgegen.—Hiihsch
macht eg sich, wenn der indische Kisntstz
ler Wann durch ein troaenes Oreo
areßt, letzteres mit einern Tuche wie
der sorgsam trocken reibt, und dann
unter rasch hervorgestoßenen Zauder
sormeln neues Naß nachschiittet. Jeht
ereianet sich das Wunderbare: das
Wasser hält sich im Sieb, ohne abzu
f!ies-en. Das Tuch war nämlich mit
einer Fettpaste impräanirt, wodurch
die feinen Poren des Sirt-es wasser
dicht zugestopit wurden.
Viele Kunststücke haben unsere hei
mischen Prestidigtateure mit ihren
indischen Kollegen gemeinsam. So
z. B. das »Aus-der-Lust-greisen' oon
Thalern resp. Rupien, das Estarnæ
tiren von Gegenständen, die in der
band gehalten wurden, um dann im
Munde, und zwar in oekänderter
Form, wieder zusm Vorschein zu korn
lnen. Es würde natürlich viel zu
weit führen, wenn man alle Leistun
gen der braunen Wunderrnänner er
llören wollte: so möae es denn ge
nügen, nur das Dargebotene anzu
führen und dem Leser die Lösung
des Probleme selbst zu überlassen.
Wäre es nicht herrlich, wenn alle
Menschen ebenso wie die indischen
Zaudern aedratene Tauben aus den
Bäumen wachsen lassen lönntenS
s Würde die haussrau nicht selig sein.
I wenn sie ed verstünde. Reis in taltern
sWasser en lochen? Und wie wiire
. unsere Kolonialregierung entzückt,
I wenn die Anstedler in den wasserar
men Schutaebieten das labende Naß
auF Steingt«4lrervorzuquetschen ver-!
« r- ---stzt«t. -f--(
mouimu um« «- »m««»,, -»...
recht cesällig ist das Geheimnisz, drei
verschieden gefärbte Pulverhöuschen
in einer Bronreschale mit Wasser zu
mischen, das Ganze gehörig zu quir
len, die Flüssigkeit hinunterzuschlucken
und —- die Pulver dann völlig trocken
und nach dem Tonwertb gesondert
wieder aus dem Munde aus den Erd
boden zu vusten. Wunderbar mathet
das Verschwian eines Jünglinge
an: dieser wirft ein weißes Seil in
die List-, wo es srei schweben bleibt,
und tlettert dann geschwind an dem
Strick in die höhe, bis er vor den
Augen der Zuschauer binter einer
analmenden Rauch-walte dem irdischen
Dasein entrückt wird. Vorsichtshak
ber wird diese Leistung jedoch nur in
spärlich erleuchteten Felienböblungen
vorgesiihrt.
Man dnrs wohl mit Recht bebaut
ten, daß-die indischen Zank-riet sich
allgemeiner Beliebtheit erfreuen. Die
einheimische Bevölkerung schätzt die
Darbietungen, deren Anblick die em
vsindlichen Gesiiblönerven so »nett"
erregt, und der Europäer begrüßt die
Herenmeister mit Freuden, da sie ihm
aus interessante Art and Weise über
manche langweilige Stunde in dem
alten Wundern-rede ninweghelsem
-—.
We m Oste
Schneidermeister: »Ist-mer« wenn
ich mein Geld ben möchte, trösten
Sie mich rnit .brern reichen Onkel;
der scheint aber such nichts mehr her
ausrtitten in wolle-P
Its-diebis- Wen Sie, Meister
chen; gestehen sie iben doch Inst inei
ne Schnitt-ist«
W
umkrnutsrsenuczs wein- tqu se
Vuberbauet ba, bern bebe ich sum
erstenmal versucht. einen Zahn zu zie
bes
«M, undi«
»si, is leicht das aber nicht;
stets-at Ist er n geschrien da war
»Es-«
, .
E ist-ersi- »beiali0t« wäqu
I l T
IFrTcheeteT Zachariusl Wie gomnist
de daher?«
»Eicha! E Automobilche bat rner
Beinche abgeiahrek
Umrisse-akuten
..D-er Lotomotiviiibrer Müller hat
sich schon zum dritten Male verlobt.«
.Das- bringt fein Beruf so mit
sich.«
»Wieso?«
.Na, er glaubt immer, er habe seine
Lotomotive vor sich: kaum bat er
»angebalten«, so läßt er sie schon wie
der «laufen'.«
III Ier Schille
Lebrm »Streichinstrumente sind
zum Beispiel die Geige, der Baß, das
Cellv. Wer weis-. vielleicht noch eins?
Fritz-Dem »Der Pinsel.«
Ein-and
»Es war nicht bitbfch von dir, Lott
chen, daß Du vorhin nicht die Wahr
beit sagtest; ich bin fett über vierzig
Fabre alt, tann mich aber nicht ent
sinnen jemals geloqen zu baan
Papa, du sagtest aber doch neu
lich. irn Alter ließe das Gedächtnis
to furchtbar nach!«
Der Pil. ssr den sich Alles dreht.
. Gnädiqu »Warum decken Sie denn
fest fchcn zum Abendessen, Minna?«
»Ja. mein Ward muß ieht schon
Ene .Stunde früher in der Kaferne
ein.«
sersseifelte Wahl.
Gläubiger: ,·,... Jetzt werde ich
Sie meinen beiden Töchtern vorstellen
z- etner nach der andern —- dann
tönnen Sie wählen, welche Sie wol
len!· tBringt die eine, welche fehr
häßlich ift). Nun, wie gefällt Sie
Sehran Oder full ich die andere brin
gen «
Schuldner: »Jawohl, bitte! Ich
nehme unter allen Umständen ie
andere!«
Der sen-Miche.
»Diese Nacht hat mich mein Backen
zahn wieder fo gepeinigt. da es nicht
zum Aushalten war; fchlie lich hin
ich aus ’m Bett gesprungen mit dem
festen Vorfah: »Jett muß er herau3!«
Schnurftracls bin ich zum Zahnarkt
gelaufen und habe dem beinahe de
Nachtqlocke abgerissen. Aber als er
gekommen. da war mir auf einmal
der ganze Muth vergangen. Jch stot
terte, ich hätt’ Unfua gemacht, wurde
nach der Wache gebracht und muß fest
zehn Mart Drdnungsftrafe zahlen«
Her Gericht.
«J-ch lann eidlich bekunden, daß
der Kläaer sich wie ein Rindvieh be
nommen hatt«
»Das laan nur ein Schafston be
hauvten!"
Richter: »Da die Personalien der
Parteien feftqeftellt sind, erkläre ich
die Verhandlung fiir eröffnet-«
Wssrliche Dritten-.
Zwei Stadtherrn, der eine lang
und hager, der andere bucklig un
. krumm, machen sich im Wirthshaus
über einen an einem Nebentiich sitzen
den Bauern lustig. Ruhig hört der
Bauer die zwei eine Weile an. Auf
einmal aber wendet er sich in drohen
der haituna gegen vie Spötter und
ruft: »Wenn ihr zwei ietzt nicht auf
hört, dann baue ich den einen
krumm und den andern gravi«
Das stritti.
»Das ist aber nicht schön von Dir,
Fritz« daß Du nur artig bist, wenn
man Dir auf die Finger sieht!«
»Aber, Papa, Du rauchst ja auch
bloß, wenn die Mama fort ist!«
Mit eint-th
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I,;.- -
Professor Umn neuen Kollegen):
»Seht lohnend sind die Spaziergänge
in unserem Stadiparh aber man
kann sich leicht verirren. Wenn Ihnen
das einmal paksiten sollte, io holen
Sie einfach mich, ich zeige Ihnendann
des rechtes XII-» d
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