Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, November 19, 1909, Zweiter Theil, Image 15

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    ,-W
Wer Urania .
Humoreöle von Freiherr v.
Schlicht.
Und wenn man sich auch aufhing,
es half doch nichts: der Krause ivar
zu dumm. So etwas von Dumm
heit war überhaupt noch nicht da
gewesen. Wenn die im Dienst er
gr.:uten Untervsfigiere des Abends
im Ksasinv zusammenfaßen und
Wundergeschichten von dummen Re
lruten erzählten, denen sie erst die
hör-irre Bildung beigebracht hätten,
dann erzählte zum Schluß der Ser
· eant Biille von seinem Kranse.
her auch nur dann. Sonst ver
wünschte der Setaeant den seiner
Erzietkung andertrauten Mustetier
vom Morgen bis zum Abend zum
Teufel.
Aber der Teufel dachte nicht da
ran, ihn zu holen, er ging irym sogar
absichtlich in einem ganz weite Bo
gen aus dem Weg, damit rause
ihm in seiner grenzenlosen Dumm
heit nicht freiwillig in die Arme liefe.
Krauseg nicht vorhandene Weis
heit wirkte aus seine Vorgesetzten um
so deprimiren er. als er, wie der
Sergeant Biille gleich an einem der
ersten Tage sehr richtig bemerkte,
mach seiner äußeren Veranlagung
den Anschein erwecke, als liabe er
auch die innere Begalmngf eine glän
zende militärische Karriere zu machen
und ed, wenn auch nicht gerade bis
zum Untervsfizier, so doch vielleicht
bis zum Geseeiten zu bringen«
Der Mustetier Krause war ein
bitt-hübscher Kerl, und ein paar Pa
radebeine hatte er —- einsach klaf
sischl Und man begriff die sonst doch
so vernünftige Natur nicht, daß sie
in dem Gehirn eines so hübschen
Kerls ein solches Mistbeet angelegt
hatte. Eigentlich hintte dieser Ver
gleich mit dem Misibeet, aus dem
sein Erfinder, der Seraeant Bülle,
elir stolz war, ganz bedentlich denn
aus einem Mistbeet wächst sehr vieles,
in dem Gehirn des Mustetier Krause
s.·.—..-------i
So waren denn alle sehr froh,
erls Krause sich nach glücklicher Vol
lendung seiner militiirischen Aus
ibilcunn unter den Freirvilliaen mel
dete. die Spielleute werden wollten.
Vorn hauptmann herunter bis zu
seinem Gaul sreuten sich alle, da sie
Krause los wurden und der ul
sreute sich darüber nicht am wenig-—
sten. Wieviel nerviise Sporenstiche
hatt-. er nicht von seinem Reiter be
lonrmen« wenn Krauie allen Ermah
nunaen enm Trotz anstatt Rechts
uni« ,,.stelirt« machte und anstatt der
Wenduna «Lintgum« den Griff:
«Priisentirt das Gewehr!« aussiibrtr.
Die Kompagnie war den Krause
los, dafiir hatte ihn nun der Ba-:
taillonstambour. Auch beim Mili-’
tär ist des einen Freud ve- andereni
Leid und umgehter und als der!
Bataiilonstambour von dem Zuwachs-!
ersulzr, ten sein Federvieb erhielt,
dachte et ernstlich daran, sich den
Bataillongtarnbouritock in das Herz
zu stoßen und von dieser Welt Ab
schied zu nehmen.
Alter sein Leid verwandelte sich
iuld in eitel Freude, denn schon an.
einem der ersten Tage machte er dies
Entdeckung, daß Krause wirtlich
musikalisch veranlagt war. Er hatte
ein sehr seines Gehör, und die sal
schen Töne, die er, am Anfang mit
recht viel Ein-etc vermenat, in sein
Dorn hinein und d.rnn wieder hin
ausklies, lorrigirte er nanz von selbst
so lange. bis sie ihm richtig erschienen
und es dann auch wirtlich waren.
Aber so richtiq Krauie auch bild
blies, seine Dummheit verlies-, ihn
trotzdem nicht, und die zeigte sich
darin, vaß er stets ein falsche-. Signal
blies. Anstatt: »Das-i ihr noch nicht
lang nenun geschlafen?« blies er: »Ihr
lieb-en Leute aelit tu Bett. der haupt:
mann links befohlen«, und anstatt
»Alarm« blies er zum Essenholen.
Der Bataillonstambour rang die
Hände. lir war ein begabter Mensch
und suchte iich tlar zu machen, daß
Krause eines Taaes auf Wache wäre
und ani Befehl der Vorqesetzten das
Alarmsiansal geben sollte. Was dann.
wenn die aanzen Leute des Resi
ments auf Grund des falschen Sa
nais anstatt feldinarschmöszin mit
dem Gewefdr nur im Millichanzu
mit ten Eßniipsen in der Hand au
dem Kilernenbof antreten wurden
Selbit die vPhantasie eines malt-n
ssnnia gewordenen Dichters tönnte
sich das Donnertvetter nicht vorstel
len, daß sich dann iiber dem Haupte
des Tainbourrnajor entladen würde.
denn er war der Lehrer und somit
siir das oerantwortlicks, was seine
Schüler tlsaten und bliesen.
sSo naan er sich denn seinen Zög
linq ganz besonders vor, aber alle
Miit-e war veraeivns, bis er dann
plöhlich dahinter lam. daß in Krau
ies Vernsechielunasinitem wie er es
nannte, doch eine aeivisse Ordnung
herrschte. Der blies nicht an Stelle
des richtigen Signals einmal dies,
dann jenes falsche, sondern regel
mäßig dasselbe falsche. Da freute
sich der Bataillonstambour und ge
dachte des großen Wortes: »Dein
Manne tann aebolien werden« So
nat-m er sich seinen Schüler von
neuem vor: »Nun nassen Sie mal
auf, Krauie, Sie find zwar noch
diiminier als tu dumm« aber doch
nicht io dumm, daß nicht ein begab
ter preußischer Unterofiizier doch
noch etwas aus Ihnen machen kann.
Bei Ihnen liegt wenigstens Sinn im
Unsinn: Wenn jemand jent zu
Mshneni t: Blaien Sie Alam,
dann bla en Sie sutn Essenhplen.
--.....j ..—-.-..- -k Hzåkxsp Ä - ..—-.—.
In Zutunft irr-äffen Sie sich sagen:
Alam, aha das ist das Essensianal,
das in Wirklichkeit das Alarmsignal
ift, und wenn Sie dann damit fertig
sind, haben Sie Jhre Sache gut und
vor allen Dingen richtig gemacht.
Und wenn Sie Reoeille blasen sollen,
dann denken Sie: Aha, das ist das
Signal zum Zapfenftreich, dann bla
sen Sie Jhren Zapfenstreich, und
wenn der dann fertig ist, war das die
richtige Reveille.«
Es war eine lange Rede, die der
Tambourmajor da hielt, denn es gibt
viele Signale, und als er endlich ge
endet hatte, fragte er: ,,Haben Sie
das nun begriffen, Krause?«
Der wußte in seiner Dummheit gar
nicht, was er begriffen haben sollte,
er begriff nur fo viel, daß er sich bei
jedem Signal ein falfcheg denken und
dann aus Verfeben das richtige bla
fen solle. Und das that er denn auch,
er that es sogar fo gründlich, daf; er
sich nun sogar etwas ganz Falfches
dachte und statt des Alarms Onicht
mehr wie bisher zum Essenholen, fon
dern zum Schlafengehen und nicht
mehr wie friiher anstatt der Rebeille
den sapfenftreich sondern denSturtn
angrrff blies.
Der Tambourmaior sah ein htr
war auch feine Weisheit zu Ende; er
rang sich die Hände wund und flehte
den Hauptmann an, Kraufe in die
Kompagnie zurückzunehmm Aber der
houptmann blieb unerbittlich, und
felbst des hauptmanns Pferd schüt
telte energifch den Kopf. Das war doch
wirklich zu viel verlangt: sie waren
froh, daß sie den Krause los waren,
und nun sollten sie ihn wieder neh
men? Nein, daraus wurde nichts.
So blieb Kraufe hornist, und der
Tambourmajor befahl sich und feinen
Zögling dem Schuhe des Allerhöch
ften.
Da geschah es, daß das Regtment
zu einer zweitägigen Gefechtsiibung
gegen die Nachbargarnison ausriicttr.
Nach langem Anmarsch stieß man
auf den Feind, das Gefecht begann,
um erst am späten Nachmittag abge
brachen zu werden und erst gegen
Abend wurden die Quartiere in einem
Dorf bezogen. Die Anstrengungen
des Tages waren groß gewesen, aber
sie hatten auch ihr Gutes: alle glaub
ten jetzt sicher zu sein, daß sie jetzt ru
hig durchschlafen könnten und nicht in
der Nach alarmirt würd-en, um die
trotz heftigster Gegenwehr am Nach
mittag verlorene Position durch einen
plötzlichen Ueberfall in der Dunkelheit
wieder zu gewinnen.
Aber es ist die alte Geschichte, daf;
die Vorgesetzten über ein und dieselbe
Sache oft ganz anders denken, als die
Untergebenen. Der Oberst konnte es
nicht über das Herz bringen« dein
Gegner einen solchen Erfolg ruhig zu
lassen. Wozu war dag Dunkel der
Nacht da« wenn er es nicht ausnutzteZ
Der Regimentsstab war nicht in
dem Dorf selbst einguartirt, sondern
auf einem Gutshof, der eine kleine
Viertelstunde entfernt lag. So schickte
denn der Oberst seinen Adiutanten in
die Welt hinaus-: »Neiten Sie in das
Dorf, werten Sie den ersten Horni
sten an dessen Quartier Sie vorbei
kommen und lassen Sie den Mann
Alarm blasen. Dann kommen Sie
selbst sofort zu mir zurück, fiir den;
Fall eines Alarms habe ich den
Stabsoffizieren und Hauptleuten be »
reits heute Mittag genaue Befehle er
theilt.« «
Der AdjutanL galoppirte gleich
darauf von dannen, und mit. scharfen
Augen spähte er nach einem Hause
aus, vor dem sich, der Vorschrift ge
mäß, zum Zeichen, dasz dort ein
Spielmann untergebracht sei, ein aus
Stroh geflochtenes Horn befand
Jetzt hatte er ein Haus erreicht; er
stieg vom Pferd, klopfte an die Fen »
sterscheiben bis der hornist wach«
wurde und sich zeigte, vergewisserte
sich durch eine Frage, dasz er auch
wirklich den Spielmann selbst vor sichs
habe, befahl diesem Alarm zu blasen
und galoppirte gleich daraus durch
das Dunkel der Nacht zu seinem
« Oberst zurück.
l Der hornist aber, den der Adxutant
aus den Federn geholt hatte, war un
glücklicherweise der Hornist Krausc
Der war einen Augenblick vor
Schrecken ganz starr, das-, es nun
schon mit der Nachtruhe vornher sein
solle, dann aber tleidete er sich schnell
an, stülpte sich den Helin auf Den
Kopf, nahm das Horn zur Hand und
eilte aus die Straße, um Alarni tu
blasen.
Er sehte das Instrument an die
Lippen, aber es tarn tein Ton her
aus« denn er blies nicht; er hatte dac
Signal vergessen.
Wie war doch das nur?
Er stand allein mitten aus der
Dorsstrasze und zermarterte sich sein
Gehirn: Wie war das Signal doch
nur?
Gott sei Dant, da siel ihm wieder
ein« was der Batatllonstambour ihm
gesagt hatte: Wenn Sie Alarm bla
sen wollen, dann blasen Sie zum
Essenholen, dann wird's richtig. Aber
nein, das war ja sriiher gewesen, be
vor der Unterossizier ihm die Rede
hielt. Wenn er jetzt zum Essenholen
blies, dann würde es ja das Signal
Zum Schlafengehen und bei dem Sig
nal «Schlasengehen« blies er »Das
.--s-ä.—--.-—M«--.-« .,,.-.«..- —
Ganze avanciren« und statt dessen
»Das Ganze Halt« und statt »Das
IGanze halt« ,,Seitengewehr pflanzt
.aus«, und wenn er das blasen sollte,
»mußte er an das Signal »Rechte
Seite der Straße frei« denken, dann
wurde es richtig, und wenn er
»Strasze stei« blasen wollte, dann
mußte et an Zapsenstreich denlen und
bei diesem an das Signal zum »Ein
steigen in die Bahn« und bei diesem
an den »Ossiziersrus zur Kritik«.
Aber woran mußte er denken, wenn
»er Alarm blasen wollte
Er dachte nach, daß seine Stirn sich
weitete, daß der Helm sich verbog und
dasz ihm der Angstschweisz in hellen
Strömen oon der Stirn herunterlief.
Er mußte das Signal finden, er
mußte blasen, das war ihm befohlen,
ihm ganz allein von allen Spielleuten
des Regina-um« und cr stand hiflos
da und wußte sich nicht zu helfen.
Er war von allem Denken noch
diimmer geworden als sonst, so daß
« er schon gar nicht mehr denlen konnte.
Da in der höchsten Noth sandte der
Himmel ihm einen rettenden Gedan
ken: »Ich werde alle Signale blasen.
die ich lenne, dann muß eines davon
ja auch das Alarmsianal werden«
Und er blies ein Signal nach dem
anderen —- nur das einzige, das et
blasen sollte, blies er nicht« das ber
aasz er.
Er blies, aber niemand hörte ihn,
die Schläfer lagen nach den Anstren
gungen des Tages wie todt aus dem
Lager, und die bei dem Spritzenhauö
aufgestellte Wache war zu weit ent
setni, als daß sie ihn hätte hören tön
nen. Und wenn doch hin und wieder
ein Ton zu dem Posten liiniiberllangz
dann alaubte er, in dem Nachtwäch
ter des Dorfes seien durch die An
wesenheit der Soldaten militärische
Erinnerunaen wach geworden und er
versuchte, um sich die Zeit zu kürzen,
auf seinem Horn alte, lönast verges
iene Signale wieder zu finden.
Und so liiitte Hornist Krause viel
leicht bis an sein Lebensende da drau
fien auf der Dorfftraße weiter getutet,
wenn nicht von neuem der Adjutant
erschienen wäre, um nachzusehem wo
die Konipagnien eigentlich blieben. Je
näher er herantam., desto deutlicher
börte er die verschiedenen Signale,
und mit einem Mal wurde ihm auch
klar, wag die zu bedeuten hätte. Für
eine Selunde lädmte ihn der Schre
cken, und alles, was er auf dem Her
zen hatte, fafzte er zusammen in dem
einen Schrei: ,,Firause!«
Dann gab er seinem Gaul die Spo
ren und raste zur Wache. Wenig spä
ter war das Neaiment wirklich alari
mirt, aber es war zu spät, der ge
plante Uebersall mifilang, da inzwi
; schen auch der Gegner sich in Marsch
gesetzt hatte.
Hornist Krause war an dem gan
Jzen Unglück schuld, aber er tam mit
leinein blauen Auge davon, er wurde
nicht einmal bestraft, weil gegen so
rsiel Dummheit doch lein Kraut ge
wachsen ift, aber er wurde als Spiel
; mann abgelöst und in die Kompagnie
- zurückgeschicth
Der Hauptmann bekam einen Tos
desfchrerlen, das Hauptmannspferd
aber erst recht, und als der Haupt
mann nach Wiedereinstellung des
Krause in die Kompagnie zum ersten
Mal seinen Gaul besteigen wollte, er:
kannte er seinen Rappen nicht wieder:
Der Gaul batte über Nacht schnee
weiße Haare belommenl
---—---s—s--I
Eine Sängerin tu Muchmmk
Als die beriibmte Sängerin Fodor
in hamburg zur Zeit der Belagerung
durch die Russen 1814s engagirt
nur« fand lediglich um ihretioillen
von Seiten der französischen Besatzung
ein Ausfall aus die Behgerer statt.
Einst flog bei einer Ausführung eine
Kanonenlugel durch das Dsach des
Theaters. Doch daraus machte sich
die Fodor nichts, ivogegen ihr endlich,
da sich die Belagerung in die Länge
,iog, und die Kühe sämmtlich ge
schlachtet waren, der Mangel an
Milch lästig wurde. Ohne Milch war
die Fodcr lauin fähig zu singen, denn
sie hatte sich so daran gewöhnt, wal
rend der Zwischenatte der Ausfüh
rung Milch zu trinken, daß eg ihr
außerordentlich schiwer fiel, sie zu ent
bebten. Als die französischeVefatzung
hörte, in welch Nin-lieber Lage sich
ihre Liebtinggsanaekin online-, oe-"
schloß sie qglanh diesem Mangel ab
inhelsen In der nächsten Nacht
wurde also ein Ausfall aemachl, und
richtig eine Kuh im Triumph zurück
aebracht, welche man über der Biilme
im Malerzimmek unlerbtacbte und so
ost molk, als Madame Fodok durstig
lVAk.
O-—-.-.-.-s—
Die Handelns-h
Auto—mobilsabtet: »Sind alle
Weil-jenen im Kasten?«
Diener: »Jawohl!«
»Alle Kisten tm FabrzeugF
»Jawobl!«
»Ist aeniiaend Gasolin im Tanl?«
»J»1wokil!«
«.s).ist ou die Schutzbrillen mitne
bracht?«
,,Jamohl!«
»Gut, dann hole smal die Banknos
lentclle, welche oben aus meinem
Schreibkisdie liegt, damit wir genü
gend Geld bei uns haben, um die
Strafen in zahlen. Nachher kanns
lodaehen.«
--.-.
Man kann recht glücklich fein, ohne
sagen zu können, was das Glück ei
gentlich ist
s
Die Abrechnung
Stizze von Alfred Capus. -—»
DeutschvonGertrudKöbner.
Während Chumbon nervös ganze
Haufen von Schriftstücken in den Ka
min warf, Schublaven aufrisz unv
wieder zuwarf, herumlief und unver
ständliche Worte murmelte, verrichtete
Antoniu, sein Diener, ruhig und tiihl
seine Arbeit, rückte die Möbel zurecht
unv ftäubte sie ab. Dann fragte er:
»Kann ich den Ktam da jetzt an
zünden, gnädiger Herr?«
Chambon nickte und gleich darauf
verzehrte eine lustige Flamme all die
Papierr. Dann griff er nach dem
Kurs-buch.
»Ich habe noch drei bis vier Stun
den vor mirs ;
Dann ließ er sich seufzend in einen
Sessel fallen !
Wegen-» -ie sich doch nicht auf qnä ;
diaer Herr«, sagte Antonin »So et !
mag kann jedem pafsiren. Vergange f
nek Ialyr gina es Ihrem Freunde eben s
so . .. Wie hieß er doch gleich?« f
»Vavon vielleicht?« i
,»·a, Herr Vaoon. Seine Spetu »
lativnen waren nicht qegliiclt. Er ist
abgereist, und sent geht es ihm im!
Auslande ganz vorzüglich . . ."
»Er hatte ein Possivum von sechs
Millionen. Ich hätte auch fast Geld
durch sishn verloren«, fuhr Chasmbon
fort. »Damals hin ich mit einem
blauen Auge davon aelommen!«
Antonin schien einen Augenblick zu
zöqern
»Der aniivige Herr wird mir das,
was ich sagen will nicht übel nehmen.
Ich liebe schon lange in den Diensten
des anädigen Herrn, und ich bin dem
anädigen Herrn stets ein, treuer Die
ner qewesen.. .Wie boch belaufen sich
die Vassiven des anädiaen Herrn?..
Chambon richtete sich auf und
stampfte mit dem Fuße: f
»Das ist gerade das Unglück, mein
armer Antonini Mein Paisivum ist
kaum der Rede werth... Nicht ein
mal der sechste Theil dessen. was Va
von gehabt hat . . .. Nicht einmal der
zehnte Theil!«
»Es geht wirklich ungerecht in dieser
Welt Ini« schlosr Antonin »Aber«.
fuhr er fort, ,,sinsd Sie ganz sicher, daß
Sie nicht übertreiben? Bleibt Ihnen
denn gar tein Ausweg mehr?«
Chaman schentte seinem Diener,
einem alten pedantischen Junggesellen,
volles Vertrauen.
»Wenn ich heute Abend nicht ab
fahre, to werde ich morgen Abend oder
spätestens übermorgen verhaftet«, ant
wortete Ehambom
»Der gnädiae Herr muß das besser
verstehen als ich«, erklärte Antoniu.
»Dann muß der gnädige Herr eben
fahren. Mit Geld in der Tasche
kommt man nirgends in Verlegenheit.«
Unwillliirlich fühlte Chainbon nach
seiner Briestasche, und bei dem Ge
danken, mag sie rnihieli, überkasm ihn
eine gewisse Erleichterung. lfr zog
seinen Pelz an, nahm seinen Spazier
stock und seinen Hut und sagte dann
ganz leise zu Antoniu:
»Um ein Viertel vor acht Uhr sei
auf dem Bahnhof."
Die Wohnung Chambons lag ganz
dicht bei den Boulevards. An der
Ecke der Straße begegnete er einem
Kollegen von der Börse, und sie schüt
telten sich freundschaftlich die Hund«
»Gehen Sie in den Klub?«
»Ja, ich will mal hineinsehen!«
»Ich komme gleich nach.«
Das war thatsächlich das beste Mit
tel, sich bis zur Abfahrt zu beschäfti
gen. Uebrigens war es auch ein ge
schickter Schachzug sich kurz vor dem
definitiven Verschwinden noch einmal
zu zeigen.
Nachdem er mehrere Jahre aller
hand getrieben hatte, war er schließlich
auf die Börse gegangen. Zuerst hatte
er Glück gehabt. Allmälig begann
man ihm Geld anzuvertrauem denn
man hielt ihn siir äußerst vorsichtig.
Ohne besonderen Grund begann er ei-«
nes schönen Tages dann zu verlieren,
genau so, wie er vorher gewonnen
hatte, und da er seiner Meinung nach
sich nicht mehr halten tonnte, so be
schloß er, sich mit dem Rest, der ihm
blieb, und der noch ein ganz hübsches
JSiimmchen augmachte, aus dem
Staube zu machen.
Chambon gehörte aber nicht zu den
.zt)nischen Vörsianern ohne Skrupel
sund Gefühl Er leistete gern einen
» Dienst und wußte seinen Egoismug in
Yliebenstoürdiger Weise zu verstecken.
Jn der Nacht, die auf den Zusammen
bruch folgte. schlief er schlecht. Einen
Augenblick hatte er sogar den Gedan
ken, nicht zu fliehen, sondern ruhig ab
zuwaeten, das iibrig bleibende Geld
seinen Gläubigern zur Verfügung zu
stellen und sich reuniiithig richten zu
lassen.
Doch, nachdem er festgestellt hatte,
daß der Theil, der aus jeden seiner!
Klienten kommen würde, zu unbedeu
tend war, hatte er sich doch lieber ent
schlossen, zu geben und alles mitzu
nehmen«
Er ging erst in den kleinen Saal
des Klubs. Dort hielten sich meist die
älteren Mitglieder auf, Geschäftsleute
oder Rentner, die sich am Battaratf
nicht betheiligten Die einen spielten
an kleinen Tischen Bezique, andere
Erarte, andere wieder unterhielten
sich. Man merkte den Leuten an, daß
sie sich dort zu Hause fühlten, nnd es
herrschte eine etwas lärmende, geist
volle Bertraulichleit.
Auf den ersten Blick sah Chambon
t
«
I
jEmil Belin, eines der ältesten Mit
ngieder des Klubs. Er war sein
Klient. Er spielte Karten, doch als
er Chambon sah, lächelte er ihm zu
und sagte:
»Wollen Sie nicht eine Partie mit
mir spielen?«
Emil Belin war ziemlich reich. Er
hatte alle Klippen der Spekulation
glücklich umschifft und begnügte sich
jetzt damit, von Zeit zu Zeit in ganz
sicheren Sachen, wie er zu sagen
pflegte, kleinere Beträge zu riskiren.
Manchmal, wenn er fühlte, daß ein
Börsianer im Glück war, zögerte er
nicht, in feinem Gefolge auch größere
Summen aufs Spiel zu setzen, und
bis jetzt war er auch noch nicht hinein
gefallen. Er hielt sich mit Vorliebe
an Anfängen Er nannte das: die
Jungen beschützen. Chambon war
ihm sympathisch, und er hatte ihm
weit· größere Kapitalien anvertraut,
als er gewöhnlich that. Er rühmte
denn auch bei jeder Gelegenheit sein
Finanzgenir.
Nach einem Blick auf die Uhr nahm
Chambon seinem Kunden gegenüber
Platz und murmelte bei sich:
»Ich habe noch reichlich Zeit. Es
wäre wirklich gelungen, wenn ich ihm
vor meiner Abreise noch ein paar
Goldstücke abnähme. Doch während
er die Karten mischte, gewann seine
angeborene Gutmüthigkeit wieder die
Oberhand, und er dachte: »Diese:
arme Belin! Nein, wirklich, es wäre
mir lieber, ich verlöre ein bischen. Er
wird morgen schon genug Aerger ha
« ben!«
Doch er hatte im Gegentheil ern
ganz unerhörtes Glück. Doch da Ve
lin es verstand, zur rechten Zeit aufzu
hören, so erhob er sich und erklärte:
»Für heute habe ich genug verloren!«
Er hat entschieden kein Glück mit
mir, dachte Chambon, und nachdem er
die Banknoten, die er soeben gewon
nen, in die Westentasche gesteckt hatte,
verließ er unauffällig den Klub. Es
blieb ihm noch eine Stunde, um zu
essen, und obwohl er nicht den gering
sten Appetit verspürte, so ging er doch
in eines der großen Restaurants am
Boulevard. Der Obertellner, der ihn
erkannte, trat dienstbeslissen an seinen
Tisch.
Ehambon bestellte, was er zu essen
wünschte, und während er zerstreut ein
Stück Weißbrot niit Butter bestrich,
erfaßte ihn ein Ekel vor seiner Lage.
Morgen würden also alle diese lächer
lichen Kellner wissen, daß er, Cham
bon, an der Börse in die Luft geflogen
und auf und davon fei! Der ganze
Boulevard würde darüber sprechen.
Die Zeitungen würden verächtliche
Artikel über ihn schreiben. AllenthaL
ben würde man ihn als Spitzbuben
bezeichnen! Und Belin, dieser arme
BelinI Er würde den größten Verlust
erleiden . . . Ja, Chambon war in
diesem Augenblick wirklich schlechter
Stimmung!
»Ich garantire dafür, daß die
Schnepfe vorzüglich ist,« sagte der
Oberlellner, der selbst die Schüssel
servirte.
Er liebte Schnepsen über alles. Er
war überhaupt ein großer Fein
schmecken Er aß den größten Theil
des töstlichen Milde-« und da zur
Schnepfe ein gutes Glas Burgunder
gehört, so bestellte er eine halbe Fla:
sche alten, feurigen Weines-. Eine
Tasse heißen ziasfee5, ein Gläschen
Litör, eine gute Jntportirte hatten
schnell die letzten schweren Gedanken,
die ihn bedrückten, verscheucht; ein
töstlicheg Wohlbehagen durchdrang
seinen Körper.
Ehambon zahlte gab reichlicher
Trinkgeld nnd verließ dann festen
Schrittes das Lokal. Jn Wirklichkeit
war seine Lage ja gar nicht so schlecht,
vor allem im Vergleich zu den Jahren
des Elends-, die er einst verlebt hatte.
Er war vierzig Jahre alt, gesund und
hatte die Taschen voller Tausend
franessck;eine. »Wenn ich mir’5 recht
überlege, bin ich durchaus- nicht böte
darüber, daß ich abfuhren muß-«
Antonin erwartete ihn auf dem
Bahnhos. »Ich habe das Billet siir
den gnädiaen Herrn gekauft: Genäct
habe ich jedoch, wie befohlen, nicht mit
gebracht.«
»Ich werde aueg Ycoryme an Ort
und Stelle taufen. In drei bis vier
Tagen werde ich Dir schreiben, und
Du kommst msir dann nsach.«
»Ich bin erfreut, zu sehen, daß der
gnädige Herr feine aute Laune Voll
ständig wiedergefunden haben!« fügte
Antonin mit einem Blick auf dass ge
rötbete Gesicht seines Herrn hinzu.
»Ja, vollständia.«
»Ich basbe für den anädiaen Herrn
einen Eckplatz beleatt«
- »Seht gut! Auf Wird-ersehen An
tonin!«
Chiambon reichte feine-m Diener
leutfelia die Hand Dieser berührte sie
achtungsvoll und entfernte fix-b dann.
Jsm Worten machte es sich Chsambon
bequem. Ihm aeaeniiber fafi ein etwa
aleichnltriger Herr. Er trua auch ei
nen schönen Pelz. Sein aanzes Gepöck
bestand aus einer Neifetafckie
«Vielleicht ein ,,Kolleqe«?« dachte
Chasmbon äußerst vergnügt Und die
fer Gedanke vertiirzte ihm in anqe
nehmer Weite die ersten Stunden sei
ner Reife.
Ertltfrunw «
,,Papa, was ist denn der Kampf
ums Da«fein?«
»Wenn man zuviel zu verzehren hat
oder zu wenig!" .
c. diese Weil-et!
-s«.-:.--—
Frau: »Ueberl)iaupt, ich lasi’ mich
von dir scheiden, du kannst von heut
an thun, was du niagsi!«
Mann: »Ach gut! Dann geh’ ich
jetzt zum Klamemerbräni«
Frau: »Waas!? Ohne meine Er
laubniß!? Uitterfic»h’.dich!««
Die Pantoffclheldcm
Fremder lAbends im Wirlkyskaus):
»Der ganze Stammiifch ist ja auf ein
mal leer geworden!«
Wirth (vetächtlichi): « a, siebe
Männer und lein Hausichlüssel!«
Das glückliche Gesicht
Frau (bei einer Trauung leise zu
ihrer Nachbarin): »Die junge Frau
bringt ishrem Mann ack)-zigiaiisend
Mark mit; blas sieht man ihr nicht
anl«
»Nein, aber ih-m!«
Reiterei
Vetter: »Was sind denn das eigent
lich fiir Federn an Deinem Hut?«
Cousine: »Das sind ganz gewöhn
liche Gansfedern!«
Vetter: »Na, das freut mich, daß
Du Dich wenigstens nicht mit fremden
Federn sch»miickst!«
Ein Trick.
»Mein Sohn«, sagte ein alter Bett
ler, der den Tod nahen fühlte, »ic?
hinterlasse dir ·ein Paar tausend Mar
und einen guten Trick... Ich habe
mich nämlich jeder Ehefrau gegenüber
als Verehrer aus der Jugendzeit ans
aespielt, den des Himmels Strafe fiir
feine Untreue getroffen hätte . . . Frag
ten sie mich nach meinem Namen, so
behauptete ich, ihn aus Scham nicht
nennen zu tönnen... Ich sage dir,
mein Sohn, jede Frau weinte Theti
nen und beschenkte mich überreicht
lich ...«
Umschriebcn.
Feldwebel tin dser Mannschaftb
schallen »Ench rreaen eurer Dummheit
beim wahren Namen nennen darf i?
leider nicht, aber Kerle, gebt acht, da
unter euch nicht noch einmal die Rin
derpest augdri.chst!«
l Sie kennt sich aus
i Jsme eFrau: »Ach, Mania, möch
teft Du mir nichit Deinen Hausarzt
senden? Fritz sieht so entsetzlich blaß
und leidend ausl«
Mutter: »Hm, — ich werde Dir lie
ber meine Köchin senden!«
- Schlau.
Bauer Czu seinem Buben, der zum
ersten Mal Milch in die Stadt sährt):
»Erst aießt nian Wasser in die Kiibel,
dann die Milch drauf! So macht
man’s! Nacha kannst D’ in der Stadt
schwören, daß D-’ zur Milch kein Was;
ser «an·sen hast!«
Moder-te Frauen.
Gatte: »Wenn eg- Dir schon nicht
möglich ist, die zwei fehlenden Knöpsse
an meinen Rock anzunäls’n, so lege
wenigstens ’1nal Nabel und Zwirn auf
mein NachtiastL ich werde mir das
selber besorgen.«
Frau: »Na, Du mußt doch wissen,
wo ich Nabel und Zwirn aufbewahrt
habe.«
Vermögensaradmcsscn
Kannst du mir nielit mal ein Bild
von deiner Frau zeiaenZ — Deine
Frau ist allerdings nicht schön, aber sit
soll sehr reich sein!«
»Das ist ek- ja — jeder, der das
Bild sieht, will mich sofort anpmnss
pen!«
Beschäftigung.
»Was macht Ihr Sehns«
»Er Versehlt Berufe.«
Fcinck Unterschied
Mutter seines frisch qeadelien Ban
iiers, zu einem Gast): »Das sind lau
ter thioqriphien meines Sohnes.
, Hier sehen Sie ihn als Kind, hier als
Mann und hier — als Bat-mi«