,-W Wer Urania . Humoreöle von Freiherr v. Schlicht. Und wenn man sich auch aufhing, es half doch nichts: der Krause ivar zu dumm. So etwas von Dumm heit war überhaupt noch nicht da gewesen. Wenn die im Dienst er gr.:uten Untervsfigiere des Abends im Ksasinv zusammenfaßen und Wundergeschichten von dummen Re lruten erzählten, denen sie erst die hör-irre Bildung beigebracht hätten, dann erzählte zum Schluß der Ser · eant Biille von seinem Kranse. her auch nur dann. Sonst ver wünschte der Setaeant den seiner Erzietkung andertrauten Mustetier vom Morgen bis zum Abend zum Teufel. Aber der Teufel dachte nicht da ran, ihn zu holen, er ging irym sogar absichtlich in einem ganz weite Bo gen aus dem Weg, damit rause ihm in seiner grenzenlosen Dumm heit nicht freiwillig in die Arme liefe. Krauseg nicht vorhandene Weis heit wirkte aus seine Vorgesetzten um so deprimiren er. als er, wie der Sergeant Biille gleich an einem der ersten Tage sehr richtig bemerkte, mach seiner äußeren Veranlagung den Anschein erwecke, als liabe er auch die innere Begalmngf eine glän zende militärische Karriere zu machen und ed, wenn auch nicht gerade bis zum Untervsfizier, so doch vielleicht bis zum Geseeiten zu bringen« Der Mustetier Krause war ein bitt-hübscher Kerl, und ein paar Pa radebeine hatte er —- einsach klaf sischl Und man begriff die sonst doch so vernünftige Natur nicht, daß sie in dem Gehirn eines so hübschen Kerls ein solches Mistbeet angelegt hatte. Eigentlich hintte dieser Ver gleich mit dem Misibeet, aus dem sein Erfinder, der Seraeant Bülle, elir stolz war, ganz bedentlich denn aus einem Mistbeet wächst sehr vieles, in dem Gehirn des Mustetier Krause s.·.—..-------i So waren denn alle sehr froh, erls Krause sich nach glücklicher Vol lendung seiner militiirischen Aus ibilcunn unter den Freirvilliaen mel dete. die Spielleute werden wollten. Vorn hauptmann herunter bis zu seinem Gaul sreuten sich alle, da sie Krause los wurden und der ul sreute sich darüber nicht am wenig-— sten. Wieviel nerviise Sporenstiche hatt-. er nicht von seinem Reiter be lonrmen« wenn Krauie allen Ermah nunaen enm Trotz anstatt Rechts uni« ,,.stelirt« machte und anstatt der Wenduna «Lintgum« den Griff: «Priisentirt das Gewehr!« aussiibrtr. Die Kompagnie war den Krause los, dafiir hatte ihn nun der Ba-: taillonstambour. Auch beim Mili-’ tär ist des einen Freud ve- andereni Leid und umgehter und als der! Bataiilonstambour von dem Zuwachs-! ersulzr, ten sein Federvieb erhielt, dachte et ernstlich daran, sich den Bataillongtarnbouritock in das Herz zu stoßen und von dieser Welt Ab schied zu nehmen. Alter sein Leid verwandelte sich iuld in eitel Freude, denn schon an. einem der ersten Tage machte er dies Entdeckung, daß Krause wirtlich musikalisch veranlagt war. Er hatte ein sehr seines Gehör, und die sal schen Töne, die er, am Anfang mit recht viel Ein-etc vermenat, in sein Dorn hinein und d.rnn wieder hin ausklies, lorrigirte er nanz von selbst so lange. bis sie ihm richtig erschienen und es dann auch wirtlich waren. Aber so richtiq Krauie auch bild blies, seine Dummheit verlies-, ihn trotzdem nicht, und die zeigte sich darin, vaß er stets ein falsche-. Signal blies. Anstatt: »Das-i ihr noch nicht lang nenun geschlafen?« blies er: »Ihr lieb-en Leute aelit tu Bett. der haupt: mann links befohlen«, und anstatt »Alarm« blies er zum Essenholen. Der Bataillonstambour rang die Hände. lir war ein begabter Mensch und suchte iich tlar zu machen, daß Krause eines Taaes auf Wache wäre und ani Befehl der Vorqesetzten das Alarmsiansal geben sollte. Was dann. wenn die aanzen Leute des Resi ments auf Grund des falschen Sa nais anstatt feldinarschmöszin mit dem Gewefdr nur im Millichanzu mit ten Eßniipsen in der Hand au dem Kilernenbof antreten wurden Selbit die vPhantasie eines malt-n ssnnia gewordenen Dichters tönnte sich das Donnertvetter nicht vorstel len, daß sich dann iiber dem Haupte des Tainbourrnajor entladen würde. denn er war der Lehrer und somit siir das oerantwortlicks, was seine Schüler tlsaten und bliesen. sSo naan er sich denn seinen Zög linq ganz besonders vor, aber alle Miit-e war veraeivns, bis er dann plöhlich dahinter lam. daß in Krau ies Vernsechielunasinitem wie er es nannte, doch eine aeivisse Ordnung herrschte. Der blies nicht an Stelle des richtigen Signals einmal dies, dann jenes falsche, sondern regel mäßig dasselbe falsche. Da freute sich der Bataillonstambour und ge dachte des großen Wortes: »Dein Manne tann aebolien werden« So nat-m er sich seinen Schüler von neuem vor: »Nun nassen Sie mal auf, Krauie, Sie find zwar noch diiminier als tu dumm« aber doch nicht io dumm, daß nicht ein begab ter preußischer Unterofiizier doch noch etwas aus Ihnen machen kann. Bei Ihnen liegt wenigstens Sinn im Unsinn: Wenn jemand jent zu Mshneni t: Blaien Sie Alam, dann bla en Sie sutn Essenhplen. --.....j ..—-.-..- -k Hzåkxsp Ä - ..—-.—. In Zutunft irr-äffen Sie sich sagen: Alam, aha das ist das Essensianal, das in Wirklichkeit das Alarmsignal ift, und wenn Sie dann damit fertig sind, haben Sie Jhre Sache gut und vor allen Dingen richtig gemacht. Und wenn Sie Reoeille blasen sollen, dann denken Sie: Aha, das ist das Signal zum Zapfenftreich, dann bla sen Sie Jhren Zapfenstreich, und wenn der dann fertig ist, war das die richtige Reveille.« Es war eine lange Rede, die der Tambourmajor da hielt, denn es gibt viele Signale, und als er endlich ge endet hatte, fragte er: ,,Haben Sie das nun begriffen, Krause?« Der wußte in seiner Dummheit gar nicht, was er begriffen haben sollte, er begriff nur fo viel, daß er sich bei jedem Signal ein falfcheg denken und dann aus Verfeben das richtige bla fen solle. Und das that er denn auch, er that es sogar fo gründlich, daf; er sich nun sogar etwas ganz Falfches dachte und statt des Alarms Onicht mehr wie bisher zum Essenholen, fon dern zum Schlafengehen und nicht mehr wie friiher anstatt der Rebeille den sapfenftreich sondern denSturtn angrrff blies. Der Tambourmaior sah ein htr war auch feine Weisheit zu Ende; er rang sich die Hände wund und flehte den Hauptmann an, Kraufe in die Kompagnie zurückzunehmm Aber der houptmann blieb unerbittlich, und felbst des hauptmanns Pferd schüt telte energifch den Kopf. Das war doch wirklich zu viel verlangt: sie waren froh, daß sie den Krause los waren, und nun sollten sie ihn wieder neh men? Nein, daraus wurde nichts. So blieb Kraufe hornist, und der Tambourmajor befahl sich und feinen Zögling dem Schuhe des Allerhöch ften. Da geschah es, daß das Regtment zu einer zweitägigen Gefechtsiibung gegen die Nachbargarnison ausriicttr. Nach langem Anmarsch stieß man auf den Feind, das Gefecht begann, um erst am späten Nachmittag abge brachen zu werden und erst gegen Abend wurden die Quartiere in einem Dorf bezogen. Die Anstrengungen des Tages waren groß gewesen, aber sie hatten auch ihr Gutes: alle glaub ten jetzt sicher zu sein, daß sie jetzt ru hig durchschlafen könnten und nicht in der Nach alarmirt würd-en, um die trotz heftigster Gegenwehr am Nach mittag verlorene Position durch einen plötzlichen Ueberfall in der Dunkelheit wieder zu gewinnen. Aber es ist die alte Geschichte, daf; die Vorgesetzten über ein und dieselbe Sache oft ganz anders denken, als die Untergebenen. Der Oberst konnte es nicht über das Herz bringen« dein Gegner einen solchen Erfolg ruhig zu lassen. Wozu war dag Dunkel der Nacht da« wenn er es nicht ausnutzteZ Der Regimentsstab war nicht in dem Dorf selbst einguartirt, sondern auf einem Gutshof, der eine kleine Viertelstunde entfernt lag. So schickte denn der Oberst seinen Adiutanten in die Welt hinaus-: »Neiten Sie in das Dorf, werten Sie den ersten Horni sten an dessen Quartier Sie vorbei kommen und lassen Sie den Mann Alarm blasen. Dann kommen Sie selbst sofort zu mir zurück, fiir den; Fall eines Alarms habe ich den Stabsoffizieren und Hauptleuten be » reits heute Mittag genaue Befehle er theilt.« « Der AdjutanL galoppirte gleich darauf von dannen, und mit. scharfen Augen spähte er nach einem Hause aus, vor dem sich, der Vorschrift ge mäß, zum Zeichen, dasz dort ein Spielmann untergebracht sei, ein aus Stroh geflochtenes Horn befand Jetzt hatte er ein Haus erreicht; er stieg vom Pferd, klopfte an die Fen » sterscheiben bis der hornist wach« wurde und sich zeigte, vergewisserte sich durch eine Frage, dasz er auch wirklich den Spielmann selbst vor sichs habe, befahl diesem Alarm zu blasen und galoppirte gleich daraus durch das Dunkel der Nacht zu seinem « Oberst zurück. l Der hornist aber, den der Adxutant aus den Federn geholt hatte, war un glücklicherweise der Hornist Krausc Der war einen Augenblick vor Schrecken ganz starr, das-, es nun schon mit der Nachtruhe vornher sein solle, dann aber tleidete er sich schnell an, stülpte sich den Helin auf Den Kopf, nahm das Horn zur Hand und eilte aus die Straße, um Alarni tu blasen. Er sehte das Instrument an die Lippen, aber es tarn tein Ton her aus« denn er blies nicht; er hatte dac Signal vergessen. Wie war doch das nur? Er stand allein mitten aus der Dorsstrasze und zermarterte sich sein Gehirn: Wie war das Signal doch nur? Gott sei Dant, da siel ihm wieder ein« was der Batatllonstambour ihm gesagt hatte: Wenn Sie Alarm bla sen wollen, dann blasen Sie zum Essenholen, dann wird's richtig. Aber nein, das war ja sriiher gewesen, be vor der Unterossizier ihm die Rede hielt. Wenn er jetzt zum Essenholen blies, dann würde es ja das Signal Zum Schlafengehen und bei dem Sig nal «Schlasengehen« blies er »Das .--s-ä.—--.-—M«--.-« .,,.-.«..- — Ganze avanciren« und statt dessen »Das Ganze Halt« und statt »Das IGanze halt« ,,Seitengewehr pflanzt .aus«, und wenn er das blasen sollte, »mußte er an das Signal »Rechte Seite der Straße frei« denken, dann wurde es richtig, und wenn er »Strasze stei« blasen wollte, dann mußte et an Zapsenstreich denlen und bei diesem an das Signal zum »Ein steigen in die Bahn« und bei diesem an den »Ossiziersrus zur Kritik«. Aber woran mußte er denken, wenn »er Alarm blasen wollte Er dachte nach, daß seine Stirn sich weitete, daß der Helm sich verbog und dasz ihm der Angstschweisz in hellen Strömen oon der Stirn herunterlief. Er mußte das Signal finden, er mußte blasen, das war ihm befohlen, ihm ganz allein von allen Spielleuten des Regina-um« und cr stand hiflos da und wußte sich nicht zu helfen. Er war von allem Denken noch diimmer geworden als sonst, so daß « er schon gar nicht mehr denlen konnte. Da in der höchsten Noth sandte der Himmel ihm einen rettenden Gedan ken: »Ich werde alle Signale blasen. die ich lenne, dann muß eines davon ja auch das Alarmsianal werden« Und er blies ein Signal nach dem anderen —- nur das einzige, das et blasen sollte, blies er nicht« das ber aasz er. Er blies, aber niemand hörte ihn, die Schläfer lagen nach den Anstren gungen des Tages wie todt aus dem Lager, und die bei dem Spritzenhauö aufgestellte Wache war zu weit ent setni, als daß sie ihn hätte hören tön nen. Und wenn doch hin und wieder ein Ton zu dem Posten liiniiberllangz dann alaubte er, in dem Nachtwäch ter des Dorfes seien durch die An wesenheit der Soldaten militärische Erinnerunaen wach geworden und er versuchte, um sich die Zeit zu kürzen, auf seinem Horn alte, lönast verges iene Signale wieder zu finden. Und so liiitte Hornist Krause viel leicht bis an sein Lebensende da drau fien auf der Dorfftraße weiter getutet, wenn nicht von neuem der Adjutant erschienen wäre, um nachzusehem wo die Konipagnien eigentlich blieben. Je näher er herantam., desto deutlicher börte er die verschiedenen Signale, und mit einem Mal wurde ihm auch klar, wag die zu bedeuten hätte. Für eine Selunde lädmte ihn der Schre cken, und alles, was er auf dem Her zen hatte, fafzte er zusammen in dem einen Schrei: ,,Firause!« Dann gab er seinem Gaul die Spo ren und raste zur Wache. Wenig spä ter war das Neaiment wirklich alari mirt, aber es war zu spät, der ge plante Uebersall mifilang, da inzwi ; schen auch der Gegner sich in Marsch gesetzt hatte. Hornist Krause war an dem gan Jzen Unglück schuld, aber er tam mit leinein blauen Auge davon, er wurde nicht einmal bestraft, weil gegen so rsiel Dummheit doch lein Kraut ge wachsen ift, aber er wurde als Spiel ; mann abgelöst und in die Kompagnie - zurückgeschicth Der Hauptmann bekam einen Tos desfchrerlen, das Hauptmannspferd aber erst recht, und als der Haupt mann nach Wiedereinstellung des Krause in die Kompagnie zum ersten Mal seinen Gaul besteigen wollte, er: kannte er seinen Rappen nicht wieder: Der Gaul batte über Nacht schnee weiße Haare belommenl ---—---s—s--I Eine Sängerin tu Muchmmk Als die beriibmte Sängerin Fodor in hamburg zur Zeit der Belagerung durch die Russen 1814s engagirt nur« fand lediglich um ihretioillen von Seiten der französischen Besatzung ein Ausfall aus die Behgerer statt. Einst flog bei einer Ausführung eine Kanonenlugel durch das Dsach des Theaters. Doch daraus machte sich die Fodor nichts, ivogegen ihr endlich, da sich die Belagerung in die Länge ,iog, und die Kühe sämmtlich ge schlachtet waren, der Mangel an Milch lästig wurde. Ohne Milch war die Fodcr lauin fähig zu singen, denn sie hatte sich so daran gewöhnt, wal rend der Zwischenatte der Ausfüh rung Milch zu trinken, daß eg ihr außerordentlich schiwer fiel, sie zu ent bebten. Als die französischeVefatzung hörte, in welch Nin-lieber Lage sich ihre Liebtinggsanaekin online-, oe-" schloß sie qglanh diesem Mangel ab inhelsen In der nächsten Nacht wurde also ein Ausfall aemachl, und richtig eine Kuh im Triumph zurück aebracht, welche man über der Biilme im Malerzimmek unlerbtacbte und so ost molk, als Madame Fodok durstig lVAk. O-—-.-.-.-s— Die Handelns-h Auto—mobilsabtet: »Sind alle Weil-jenen im Kasten?« Diener: »Jawohl!« »Alle Kisten tm FabrzeugF »Jawobl!« »Ist aeniiaend Gasolin im Tanl?« »J»1wokil!« «.s).ist ou die Schutzbrillen mitne bracht?« ,,Jamohl!« »Gut, dann hole smal die Banknos lentclle, welche oben aus meinem Schreibkisdie liegt, damit wir genü gend Geld bei uns haben, um die Strafen in zahlen. Nachher kanns lodaehen.« --.-. Man kann recht glücklich fein, ohne sagen zu können, was das Glück ei gentlich ist s Die Abrechnung Stizze von Alfred Capus. -—» DeutschvonGertrudKöbner. Während Chumbon nervös ganze Haufen von Schriftstücken in den Ka min warf, Schublaven aufrisz unv wieder zuwarf, herumlief und unver ständliche Worte murmelte, verrichtete Antoniu, sein Diener, ruhig und tiihl seine Arbeit, rückte die Möbel zurecht unv ftäubte sie ab. Dann fragte er: »Kann ich den Ktam da jetzt an zünden, gnädiger Herr?« Chambon nickte und gleich darauf verzehrte eine lustige Flamme all die Papierr. Dann griff er nach dem Kurs-buch. »Ich habe noch drei bis vier Stun den vor mirs ; Dann ließ er sich seufzend in einen Sessel fallen ! Wegen-» -ie sich doch nicht auf qnä ; diaer Herr«, sagte Antonin »So et ! mag kann jedem pafsiren. Vergange f nek Ialyr gina es Ihrem Freunde eben s so . .. Wie hieß er doch gleich?« f »Vavon vielleicht?« i ,»·a, Herr Vaoon. Seine Spetu » lativnen waren nicht qegliiclt. Er ist abgereist, und sent geht es ihm im! Auslande ganz vorzüglich . . ." »Er hatte ein Possivum von sechs Millionen. Ich hätte auch fast Geld durch sishn verloren«, fuhr Chasmbon fort. »Damals hin ich mit einem blauen Auge davon aelommen!« Antonin schien einen Augenblick zu zöqern »Der aniivige Herr wird mir das, was ich sagen will nicht übel nehmen. Ich liebe schon lange in den Diensten des anädigen Herrn, und ich bin dem anädigen Herrn stets ein, treuer Die ner qewesen.. .Wie boch belaufen sich die Vassiven des anädiaen Herrn?.. Chambon richtete sich auf und stampfte mit dem Fuße: f »Das ist gerade das Unglück, mein armer Antonini Mein Paisivum ist kaum der Rede werth... Nicht ein mal der sechste Theil dessen. was Va von gehabt hat . . .. Nicht einmal der zehnte Theil!« »Es geht wirklich ungerecht in dieser Welt Ini« schlosr Antonin »Aber«. fuhr er fort, ,,sinsd Sie ganz sicher, daß Sie nicht übertreiben? Bleibt Ihnen denn gar tein Ausweg mehr?« Chaman schentte seinem Diener, einem alten pedantischen Junggesellen, volles Vertrauen. »Wenn ich heute Abend nicht ab fahre, to werde ich morgen Abend oder spätestens übermorgen verhaftet«, ant wortete Ehambom »Der gnädiae Herr muß das besser verstehen als ich«, erklärte Antoniu. »Dann muß der gnädige Herr eben fahren. Mit Geld in der Tasche kommt man nirgends in Verlegenheit.« Unwillliirlich fühlte Chainbon nach seiner Briestasche, und bei dem Ge danken, mag sie rnihieli, überkasm ihn eine gewisse Erleichterung. lfr zog seinen Pelz an, nahm seinen Spazier stock und seinen Hut und sagte dann ganz leise zu Antoniu: »Um ein Viertel vor acht Uhr sei auf dem Bahnhof." Die Wohnung Chambons lag ganz dicht bei den Boulevards. An der Ecke der Straße begegnete er einem Kollegen von der Börse, und sie schüt telten sich freundschaftlich die Hund« »Gehen Sie in den Klub?« »Ja, ich will mal hineinsehen!« »Ich komme gleich nach.« Das war thatsächlich das beste Mit tel, sich bis zur Abfahrt zu beschäfti gen. Uebrigens war es auch ein ge schickter Schachzug sich kurz vor dem definitiven Verschwinden noch einmal zu zeigen. Nachdem er mehrere Jahre aller hand getrieben hatte, war er schließlich auf die Börse gegangen. Zuerst hatte er Glück gehabt. Allmälig begann man ihm Geld anzuvertrauem denn man hielt ihn siir äußerst vorsichtig. Ohne besonderen Grund begann er ei-« nes schönen Tages dann zu verlieren, genau so, wie er vorher gewonnen hatte, und da er seiner Meinung nach sich nicht mehr halten tonnte, so be schloß er, sich mit dem Rest, der ihm blieb, und der noch ein ganz hübsches JSiimmchen augmachte, aus dem Staube zu machen. Chambon gehörte aber nicht zu den .zt)nischen Vörsianern ohne Skrupel sund Gefühl Er leistete gern einen » Dienst und wußte seinen Egoismug in Yliebenstoürdiger Weise zu verstecken. Jn der Nacht, die auf den Zusammen bruch folgte. schlief er schlecht. Einen Augenblick hatte er sogar den Gedan ken, nicht zu fliehen, sondern ruhig ab zuwaeten, das iibrig bleibende Geld seinen Gläubigern zur Verfügung zu stellen und sich reuniiithig richten zu lassen. Doch, nachdem er festgestellt hatte, daß der Theil, der aus jeden seiner! Klienten kommen würde, zu unbedeu tend war, hatte er sich doch lieber ent schlossen, zu geben und alles mitzu nehmen« Er ging erst in den kleinen Saal des Klubs. Dort hielten sich meist die älteren Mitglieder auf, Geschäftsleute oder Rentner, die sich am Battaratf nicht betheiligten Die einen spielten an kleinen Tischen Bezique, andere Erarte, andere wieder unterhielten sich. Man merkte den Leuten an, daß sie sich dort zu Hause fühlten, nnd es herrschte eine etwas lärmende, geist volle Bertraulichleit. Auf den ersten Blick sah Chambon t « I jEmil Belin, eines der ältesten Mit ngieder des Klubs. Er war sein Klient. Er spielte Karten, doch als er Chambon sah, lächelte er ihm zu und sagte: »Wollen Sie nicht eine Partie mit mir spielen?« Emil Belin war ziemlich reich. Er hatte alle Klippen der Spekulation glücklich umschifft und begnügte sich jetzt damit, von Zeit zu Zeit in ganz sicheren Sachen, wie er zu sagen pflegte, kleinere Beträge zu riskiren. Manchmal, wenn er fühlte, daß ein Börsianer im Glück war, zögerte er nicht, in feinem Gefolge auch größere Summen aufs Spiel zu setzen, und bis jetzt war er auch noch nicht hinein gefallen. Er hielt sich mit Vorliebe an Anfängen Er nannte das: die Jungen beschützen. Chambon war ihm sympathisch, und er hatte ihm weit· größere Kapitalien anvertraut, als er gewöhnlich that. Er rühmte denn auch bei jeder Gelegenheit sein Finanzgenir. Nach einem Blick auf die Uhr nahm Chambon seinem Kunden gegenüber Platz und murmelte bei sich: »Ich habe noch reichlich Zeit. Es wäre wirklich gelungen, wenn ich ihm vor meiner Abreise noch ein paar Goldstücke abnähme. Doch während er die Karten mischte, gewann seine angeborene Gutmüthigkeit wieder die Oberhand, und er dachte: »Diese: arme Belin! Nein, wirklich, es wäre mir lieber, ich verlöre ein bischen. Er wird morgen schon genug Aerger ha « ben!« Doch er hatte im Gegentheil ern ganz unerhörtes Glück. Doch da Ve lin es verstand, zur rechten Zeit aufzu hören, so erhob er sich und erklärte: »Für heute habe ich genug verloren!« Er hat entschieden kein Glück mit mir, dachte Chambon, und nachdem er die Banknoten, die er soeben gewon nen, in die Westentasche gesteckt hatte, verließ er unauffällig den Klub. Es blieb ihm noch eine Stunde, um zu essen, und obwohl er nicht den gering sten Appetit verspürte, so ging er doch in eines der großen Restaurants am Boulevard. Der Obertellner, der ihn erkannte, trat dienstbeslissen an seinen Tisch. Ehambon bestellte, was er zu essen wünschte, und während er zerstreut ein Stück Weißbrot niit Butter bestrich, erfaßte ihn ein Ekel vor seiner Lage. Morgen würden also alle diese lächer lichen Kellner wissen, daß er, Cham bon, an der Börse in die Luft geflogen und auf und davon fei! Der ganze Boulevard würde darüber sprechen. Die Zeitungen würden verächtliche Artikel über ihn schreiben. AllenthaL ben würde man ihn als Spitzbuben bezeichnen! Und Belin, dieser arme BelinI Er würde den größten Verlust erleiden . . . Ja, Chambon war in diesem Augenblick wirklich schlechter Stimmung! »Ich garantire dafür, daß die Schnepfe vorzüglich ist,« sagte der Oberlellner, der selbst die Schüssel servirte. Er liebte Schnepsen über alles. Er war überhaupt ein großer Fein schmecken Er aß den größten Theil des töstlichen Milde-« und da zur Schnepfe ein gutes Glas Burgunder gehört, so bestellte er eine halbe Fla: sche alten, feurigen Weines-. Eine Tasse heißen ziasfee5, ein Gläschen Litör, eine gute Jntportirte hatten schnell die letzten schweren Gedanken, die ihn bedrückten, verscheucht; ein töstlicheg Wohlbehagen durchdrang seinen Körper. Ehambon zahlte gab reichlicher Trinkgeld nnd verließ dann festen Schrittes das Lokal. Jn Wirklichkeit war seine Lage ja gar nicht so schlecht, vor allem im Vergleich zu den Jahren des Elends-, die er einst verlebt hatte. Er war vierzig Jahre alt, gesund und hatte die Taschen voller Tausend franessck;eine. »Wenn ich mir’5 recht überlege, bin ich durchaus- nicht böte darüber, daß ich abfuhren muß-« Antonin erwartete ihn auf dem Bahnhos. »Ich habe das Billet siir den gnädiaen Herrn gekauft: Genäct habe ich jedoch, wie befohlen, nicht mit gebracht.« »Ich werde aueg Ycoryme an Ort und Stelle taufen. In drei bis vier Tagen werde ich Dir schreiben, und Du kommst msir dann nsach.« »Ich bin erfreut, zu sehen, daß der gnädige Herr feine aute Laune Voll ständig wiedergefunden haben!« fügte Antonin mit einem Blick auf dass ge rötbete Gesicht seines Herrn hinzu. »Ja, vollständia.« »Ich basbe für den anädiaen Herrn einen Eckplatz beleatt« - »Seht gut! Auf Wird-ersehen An tonin!« Chiambon reichte feine-m Diener leutfelia die Hand Dieser berührte sie achtungsvoll und entfernte fix-b dann. Jsm Worten machte es sich Chsambon bequem. Ihm aeaeniiber fafi ein etwa aleichnltriger Herr. Er trua auch ei nen schönen Pelz. Sein aanzes Gepöck bestand aus einer Neifetafckie «Vielleicht ein ,,Kolleqe«?« dachte Chasmbon äußerst vergnügt Und die fer Gedanke vertiirzte ihm in anqe nehmer Weite die ersten Stunden sei ner Reife. Ertltfrunw « ,,Papa, was ist denn der Kampf ums Da«fein?« »Wenn man zuviel zu verzehren hat oder zu wenig!" . c. diese Weil-et! -s«.-:.--— Frau: »Ueberl)iaupt, ich lasi’ mich von dir scheiden, du kannst von heut an thun, was du niagsi!« Mann: »Ach gut! Dann geh’ ich jetzt zum Klamemerbräni« Frau: »Waas!? Ohne meine Er laubniß!? Uitterfic»h’.dich!«« Die Pantoffclheldcm Fremder lAbends im Wirlkyskaus): »Der ganze Stammiifch ist ja auf ein mal leer geworden!« Wirth (vetächtlichi): « a, siebe Männer und lein Hausichlüssel!« Das glückliche Gesicht Frau (bei einer Trauung leise zu ihrer Nachbarin): »Die junge Frau bringt ishrem Mann ack)-zigiaiisend Mark mit; blas sieht man ihr nicht anl« »Nein, aber ih-m!« Reiterei Vetter: »Was sind denn das eigent lich fiir Federn an Deinem Hut?« Cousine: »Das sind ganz gewöhn liche Gansfedern!« Vetter: »Na, das freut mich, daß Du Dich wenigstens nicht mit fremden Federn sch»miickst!« Ein Trick. »Mein Sohn«, sagte ein alter Bett ler, der den Tod nahen fühlte, »ic? hinterlasse dir ·ein Paar tausend Mar und einen guten Trick... Ich habe mich nämlich jeder Ehefrau gegenüber als Verehrer aus der Jugendzeit ans aespielt, den des Himmels Strafe fiir feine Untreue getroffen hätte . . . Frag ten sie mich nach meinem Namen, so behauptete ich, ihn aus Scham nicht nennen zu tönnen... Ich sage dir, mein Sohn, jede Frau weinte Theti nen und beschenkte mich überreicht lich ...« Umschriebcn. Feldwebel tin dser Mannschaftb schallen »Ench rreaen eurer Dummheit beim wahren Namen nennen darf i? leider nicht, aber Kerle, gebt acht, da unter euch nicht noch einmal die Rin derpest augdri.chst!« l Sie kennt sich aus i Jsme eFrau: »Ach, Mania, möch teft Du mir nichit Deinen Hausarzt senden? Fritz sieht so entsetzlich blaß und leidend ausl« Mutter: »Hm, — ich werde Dir lie ber meine Köchin senden!« - Schlau. Bauer Czu seinem Buben, der zum ersten Mal Milch in die Stadt sährt): »Erst aießt nian Wasser in die Kiibel, dann die Milch drauf! So macht man’s! Nacha kannst D’ in der Stadt schwören, daß D-’ zur Milch kein Was; ser «an·sen hast!« Moder-te Frauen. Gatte: »Wenn eg- Dir schon nicht möglich ist, die zwei fehlenden Knöpsse an meinen Rock anzunäls’n, so lege wenigstens ’1nal Nabel und Zwirn auf mein NachtiastL ich werde mir das selber besorgen.« Frau: »Na, Du mußt doch wissen, wo ich Nabel und Zwirn aufbewahrt habe.« Vermögensaradmcsscn Kannst du mir nielit mal ein Bild von deiner Frau zeiaenZ — Deine Frau ist allerdings nicht schön, aber sit soll sehr reich sein!« »Das ist ek- ja — jeder, der das Bild sieht, will mich sofort anpmnss pen!« Beschäftigung. »Was macht Ihr Sehns« »Er Versehlt Berufe.« Fcinck Unterschied Mutter seines frisch qeadelien Ban iiers, zu einem Gast): »Das sind lau ter thioqriphien meines Sohnes. , Hier sehen Sie ihn als Kind, hier als Mann und hier — als Bat-mi«