Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, November 19, 1909, Zweiter Theil, Image 13

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    UUU
Mart-, schreibst-m
Tinte HunkstkugkL
L——
- "-» s-— sw
No. NO. Der Philipp, was mein
Hast-and is, hat sein erschie Leckfcher
abaehalte — mer kann saae es war en
Suckzeß un dann kann mer auch wie
der sage. es war en FisseL Sehn Se,
Miste-c Edithor, wenn ich als den Phi
lipp seine Frau jetzt her deiyi gehn un
deht e Kriedick pvpiische« un die Kris
dick wär nur halbwegs gut, sann dehi
jedes sage, o well, was kann seine
Frau annerichier sage, als daß es gut
war. Gehn icis nwwer her un gehn hin
un iehrewen Letscher dann, dann beißi
es: da kann mer widder emal sehn,
wie mer »in feine Frau dienende hnn.
Ich denke sor diesen Riesen is es das
allerbeste, wenn ich gar nit viel Ge
sumtns mache un sage einfach, der
Leckscher vbat statigefunne un wer dort
war, der weiß ja wie es war un wer
nit da war, den dnht es nit konzerne,
mit annere Worte, es is nit von sein
Bißnesz. Ennibau stn ich schuhr, daß
Sie en Kriedict in den Leckscher ge
habt ben, wenigstens sin alle Pässes,
wo mer Jhne geschickt den, in die Habt
gewese.
Der Philipp is aria iiittisfeit mil
fein Sackieß gemese un er hat fein
Meind aufgemacht, daß er mithin die
nächste vier Woche noch wenigstens
siwwe Leckichers los lasse will, for auf
leine Eckipenzes zu komme. Dich sage
crar nickg dazu, bikahs er is Mit-»inn
sibbel for un die Supv, wo er sich ein
aebrocki hat, die kann er auch all-ins
auzesse Es is nur ein Bin-. tan mich
miikid mache duht un das sin die We
deöweilerich. Do denkt smer immer,
mer kann an Freunde dienende, amwer
an Wedisweilersch könne mir nit die
pende. Wie die Leckicher immer war.
sin mer vff thrs noch ior en Drink
zu Wedeeweilerich Kanne Mer den
uns in den Deininaruhm gesetzt, bi
kahs er hat die Fronidahr nit mehr
aufmache wolle. Es sin noch e paar
annere von den Wevegweiler seine
Kostiemersch da aeiveir. Ich sin in
die Wedesiveiiern ihr Ruhm, for mei
Haar e ivenia aufzusickse un bikahs
das Ruknn is neckst zu die Kitfchen,
gen ich mit einmal aehöri wie der We
edweiler zu feine Alte iaal: »Seh,
das war e bomm Bißnefzx wei der
Philipp sollt erichi noch emal in die
erichte Greift-IS von die Poblick Schulg
gehn, befor daß er eteinpte duhi in
poblick zu spreche. Der kann ja noch
keine drei Worte sage mitaug daß er
sinnve Misitehkg mache dubt. ll Zi
seids das, denk ich auch, da« das
met-richte von sein Leckscher gefehlt is.«
»O, welk-, hat die Akt-»weilan ge;
jagt. »das is Ieng, der kann io viel
schwätzt wie er will, es werd niemand
so dumm sein un nach Afrileh gehn for
auszufinne ob alles streht is, wag er
sage dirht.« Un dann th der Wehes
weiler widder gesagt: »Ich fm nur
sarrie, daß ich hin sin Kanne un hen
in die Mienteim mei Bißneß qemifzt;
answer mer berf lein Wort nit saqe,
sonst werd der alte Fuhl noch mähd.«
Well, Mister Edithor, wie ich sell
gehört hen, da hat sich mein ganzer
weiblicher Jnftinlt empört. Js das nit
e Schttm den ich zu mich gesproche.
daß en Teller wie der Wedegweiler lo
en Tath führe duht icon-er en Minn,
der lo en guter Freund en ihn is, un
der soviel Geld bei ihn lpende duht?
Fui Deiwel hen ich gesagt. O, ich
hen gemischt daß noch ienmnd an
nerlchter pressent qewese wär un alles
gehört hätt, hilahs wie es war, hen ich
doch nicks lage lönne; e altes Prah
H
’du hoch lewe. Drie Schiers for un
» fern Freund Phili« Un da hen se all
« burreb gehallert un ei tell iuh es hat
werd dusht sage: Der Horckzer an di:
Wahl hört seine eigene Seite awwer
ich den es mich hinner meine großes
Ohre geschrirvwe un dort toerd so
leicht nicks vergesse odder ausgeweint. l
Jch sin nach e kleine Weil widder in
den Deiningrudm gange un da hat
grad der Wedesweiler en Spietsch an
den Philipp gern-acht »Schentel!nän
net, hat er gesagt. »wir könne alle
praut drauf sein en «Mann wie den
Philipp zu unseren Freund zu ben, en
Mann wo nit blos in den Jnterest von
seine Felon Zitiisens, sondern auch in
den Jnterest von die ganze Juneitet
Stelits zu die Eckipenzes gange is un
hat den Tripv nach Afrileh genomme;
en Mann, wo awmer auch die Schmar
tigteit hat das, was er gesehn un aus
gesunne hat von sich zu gen-we un e
Leckichier zu halte, wie mer es all heut
Nacht erlebt ben. Philipp, mir fin
praut aus dich un for den Riesen sollst
mich en Stich ins Herz gewwe IS
der Wedeeweiler nit en ganz tumme
ner Lump un en miserablicher Kerl?
Wei, ich hen mei sämmtliche Zähn auf
enanner beisse miisse for das; ich ihn
nit ganz gehörig daungetahlt den« Wie
er amwer zu mich is tom-,me for mit
mich anzustoße un gesagt hatt »Lizzie,
du sollst auch lewe bitads du bist die
berielnnte Frau von en beriehmte
Mann", do den ich mich awwer doch
nit mehr halte tönne «dWe esweiler.l
kW ich Mag-»t, »mit en Lump dutm ich
nit anstoße« Da hat er gelacht un
bat gesagt, das wär en guter Tschoil.
Ich hen atvwer gesagt, »ich fühle nit
zu Tfchoitg zu mache. Du bist en
Verräther an mein gute liewe Phil, du
sprichst hier Sache, wo du nit meine
dubit un du duhst iwiverihiupt das all
nur sor dein Bißnesz Zu buhste un zu
but-me un in deine Jnseit dentst du
doch, mer deri lein Wort sage sonst
;wnrfe,« wo ich nur den unnerstehn
’ könne. Der Philipp bat mich e alte
« denke. ich hätt iuviel Himmel gedrun-(
; le.« Un dabei den ich nur ein inieslel
kleines Gläsche aebabi, arad aenua for ;
kverd der alte Fubl noch mahd." Das
Es all was ich aesackt ben; der Wehes
weiler bat seine Alte en Blick zuge
Gubs akheiße un bat mich gebeiße ab
infchotth bitabs die Piebels behie!
eIJ boble Zahn zu fülle. Gebt mich rnit
die armseliae Mennfotils, die duhn
aer nit dielebrte, daß mer sich so eck- »
; ieite duht for fe. Mit beste Riegards "
Muxs .
Linie Hanfftengel
—
Familiör. «
Hansherr idet zweite Mann der
Gnädiaen): »Wie lange sind Sie ei
gentlich schon bei uns, Arm-ali«
Köchin: »Na, im Januar werden’s
zwei Jahre: wir find doch beide zusam
men hier eingetreten, gnädiger Herrl«
Stil-.
A.: »Höre ’mal, wie die Nachtigall
T schön singt!«
B. (ein Vogelstimmen - Jmitator,
siolz): »Ja, fa. Das bat sie von mir
gelernt ich übe hier jeden Mor
aent"
Jst-mer im Vertil. f
Seppl (am Wirthshaustisch): »Heut’
bab’ i seit langer Zeit Deine Alte auch
» wieder Imal a’fel7’n, Jatlt Sapper
- lot, die hintt aber bös!«
l
!
i
s
Jatl tubrrnacher): »Oui, ja; ’s
I lstetnosert is nit mehr bei ihr, aber ’s
« Schlags-Herd bös aedt np quat!«
Eine Hielseitisr.
Aeltereg Fräulein: »Wenn man hei
rathen will, ist man wirklich geplagt
s .. heute habe ich mich bei drei Ver
; mittjeen vorzustellen . .. bei dem einen
mit blouvem, bei dem zweiten mit
schwarzem, und bei dem dritten mit
rotk«e:n Haar!«
Schnell sei-It.
bangt-en ider durch einen Hausirer
unsanit aus dem illtitiaqsschlase ge
ilingelt worden ist): »Was wünschen
Sie eizientiich?«
Hausirert »Ich wünsche —- ivohl ge
tusht zu haben!«
Beweis-.
Mutter-: »Kann der junge Mann
denn überhaupt eine Frau ernähren?«
Backstsch »Wenn Frage, Manni!
Gestern ha r in der Konditotei sie
ben Yepseltörtchen siir mich bezahlt,
und ich sollte noch immer mehr essen!«
l—.
Heim Nin-kamst
W
W- ki
Dicker Ringtämpiek izum dünnen ): Was, Sie wollen mich schmeißen?
Sie schmeißen ja noch nicht mal einen Schatten!
das wisset-e Irr-tum- des stet
heisses.
Möluische :teitrrng.)
Am 7. Oktober jährt es sich zum
dreißigsten Male, daß Deutschland!
und Oesterreich-Ungarn, alten Zwist
und Kampf vergessend, jenes Bündniß
schlossen, das kurze Zeit daraus durch
den Beitritt Italiens eine noch erwei
terte Bedeutung ersuht. Man sagt
dasz Verträge nicht siir die Ewigkeit
geschlossen werden, aber ebenso darf
man sagen, daß ein Bund, der die drei
ßigjährige Probe des Bestehens ausge
halten hat, alle Aussicht aus eine wei
tere lange Lebensdauer bietet. Daß
er sie verdient, das hat er bewiesen
tsenn wenn in den letzten 30 Jahren
tein europäischer Krieg unsernErdtheil
verwüstet, die civilisatorische Entwick
lung zurückgedrängt und den gedeihli
chen Ausbau unserer Volkstvirthschast
gestört hat, so gebührt an erster Stelle
das Verdienst hieran dem Bünde, den
Deutschland und Oesterreich vor 30
Jahren aufrichteten. Der Zweibund
und später der Dreibund haben nicht
immer leichte Zeiten gehabt und von
Eslrisaug an mußten sie mit dem zum
Theil vorgeschiitztem zumTheil wirklich
vorhandenen Vorurtheil kämpfen, daß
dieser Bund nicht, wie er ertlärte und
wie aus dem Vertraggdotument her
rsorging, lediglich Zwecken der Abwehr
dient-» Durch drei aufeinanderfol
gende Kriege war das Deutsche Reich
·:iiskinimengeschweiszt worden aus den
Ichlachtfeldern von Tiipvel bis- zur
Latre. Alst- ein bisher nicbt vorhande
,7«er Faltrr war dass Deutsche Reich
mit feiner lraftvolieu militiirisckkeu
lintsaltung in die Reihe der europäii
Heu Staaten getreten, und eg mag zu
Äkitkkefl sl"ckOcll, DAIL Ulc chkfllmllllq
sur tsrrinaung neuer Lorbeeren um so
näher lag, als es nach 1870 eine Zeit
anb, wo die llebermacht dei- Deutschen
qieisrhesti ieker anderen Nation gegen
iiber kaum bestritten werden konnte.
Wenn nkiuoleorsische Charaktere da
nalg die Geschicke des deutschen Volkes
selentt hätten, wenn das deutsche Volk
nach neuen kriegerischen Lorbeeren liis
stern aeusesen träte, so hätte Deutsch-·
kand sie damals wohl erreichen können
und nicht nur sicher, sondern auch ziem
lich billig. Der Hinzutritt Oesterreich
llnaa ng zu diesem Bunde veritärkte
todt die gewaltige Kriqumaschine und
nie Worte Ztoeibund und Dreihund,
Jvie sie in den Sprachsehatz aller Völter
übergegangen find, beherrschten die po
litische Entwicklung der letzten Jahr
zehnte. Die erste Regung aller Nu
tionen, die Deutschland feindlich oder
minder günstig gegenüberstanden, war
bei dem Bekanntwerden von dem Ab
schluß des neuen Bundes ein starkes
Mißtrauen Die einen witterten hin
ter ihm Eroberungsgeliiste, die andern
mindestens die Absicht, eine Koalition
aufzurichten, die stark genug sein sollte,
um Europa durch die bloße Thatfache
ihres Vorhandenseins unter den Ein
sluß Deutschlands zu beugen. So
nachdriieklich diese Annahme auch durch
den Fürsten Bismarck und seine Nach
folger zurückgewiesen wurde, so ver
mochten ihrecsrklärungen doch zunächst
nicht, das Mißtrauen zu, entwaffnen,
sind es bedurfte eines jahrzehntelangen
Beweises-, um auch andern Völkern die
lleberzeugung beizubringen, daß Zwei
tuind und Dreibund niemanden be
drohten. sondern das-; die Bündnisse
nur abgeschlossen waren, um die Si:
cherheit der in ihnen geeinigten Län
der gegen fremde Bedrohung zu ver
!·iirgen. Mit dem Worte si ng sum-us
pur-- t«-tlu». ist oft genug Mißbrauch
aetrieben worden, aber wenn jemals
ein Kriegsbiindniß zu friedlichen
Zwecken ersonnen und abgeschlossen
war, so war es sicherlich das zwischen
Deutschland und Oesterreich.
Das Mißtrauen gegen Deutschland
und seinen Verbiindeten rief in der
weitern Entwicklung andere Bündnisse
hervor. Auch von ihnen wurde erklärt,
sie seien nur aus dieVertheidigung oder
als Gegengewicht gegen die deutschen
Bündnisse gedacht, und in der That ha
ben auch sie zu kriegerifchensusammen
tiößen keinen Anlaß gegeben. Die
Lfett-sung der Völker zum Frieden, die
Sieberzeugung daß der Krieg mit sei
« sen modernen Hilfsmitteln das furcht
lsarste Uebel sei, haben gewiß dazu bei
getragem europäifche Kriege zu verhin
« ern, zugleich aber, dies Verdienst neh
nen wir für uns in Anspruch, ist es
Dck CHORUan gcwcscll, Dck Wie clsl ffcls
»sen des Friedens kriegerischen Gelüsten
entgeaentrat und an dem manche Ma
chenschaften schon in den Anfängen zer
schellten, ehe sie gefährlich werden
tnnnten. Wenn andere Bündnisse sich
rittseten und andere Staaten nach dem
Beispiel Deutschlands und Oesterreichs
ihre ströfte zusammengeschlossen ha
tcu, so geschah das nicht immer in ei
; »ein Deutschland seindlichen Sinne,
im Gegentheil trat die Absicht, ein Ge
» .:eiiaetvicht gegen Deutschland zu schaf
sen. tlar zutage. Ein nervöses, leicht
Jereiiteg Volk hätte geneigt sein tön
nen diese Gegenbündntsse mit Gegen
uiaszreaeln zu vergelten, die schließlich
zum Zusamemnstosz hätten führen Hin-— I
nen. Weil wir jedoch sein triealiesF
bendee Voll sind, außerdem aber auch«
weil die vom Fürsten Bismarck geschaf- «
fenen Biindnisse dasVertrauen aus un
sere Kraft vermehrten, deshalb haben
wir diesen Bildungen ruhig zugeschaut
und nichts dazu gethan,um sie zu stören
oder zu hintertreiben. Das Recht des
Zusammenschlufses, das wir für uns
und Desterreich in Anspruch nahmen,
lonnte auch andern nicht bestritten»
werden« und bald zeigte sich, daß man
es auch nicht nöthig hatte und daß diese
neuen Bildungen nicht so gefährlich
waren, wie sie vielleicht aufs-den ersten
Blick aussahen Unzweifelhaft bedeu
teten sie eine größereMacht der geeinig
ten Staaten, aber mit Ruhe, Geduld
und Selbstvertrauen haben wir auch
neben ihnen friedlicher leben und uns
entwickeln können
Die praltische Belohnung für den
vor 30 Jahren abgeschlossenen Bund
ist die Erhaltung des Friedens; eine
moralische sehen wir darin, daß auch
bei solchen Völkern, die ursprünglich
zum äußersten Mißtrauen neigten, eine
Wandlung vor sich gegangen ist und
dafz die friedliche Richtung des Drei
bundes kaum mehr angezweifelt wird
sWo es noch etwa geschieht da geschieht
er- aug sanatischer Verranntheit oder
aus Klovfsechterei. Es fehlt dem
Deutschen Reiche nicht an Feinden an
seinen Grenzen, nicht an systematischen
Vertleinerern seines Ansehens-, aber
diejenigen, die wirklich an triegerische
Absichten Deutschlands glaubten, sind
doch recht selten geworden, und na
mentlich haben wir mit Befriedigung
verzeichnen können, dcgsz trotz mancher
Zuckungen und Gegenltrömungen un
sere Beziehungen zu Frankreich sich ge
bessert haben. Das Wort »der Starke
ist am Mächtigsien allein«, hat seine
Berechtigung, das; aber dieser Starke,
irenn er noch einen oder zwei Gefähr
ten liat, noch mächtiger wird, ist eben
falls schwer anzufechten und wenn er
im Laufe langer Jahre durch die That
lsenseisy daß Angrisssgeliiste ihm fern
liegen so kann das doch eine überzeu
aende Wirkung nicht verfehlen.
Als Furtt Bismara und die leiten
den öi"«erreichischen Staatsrnänner den
Zweibund schlossen, mußten sie iider
smansche schwere Bedenken hinwegkorns
T:"en. Die Niedertverfung Oesterreichs
zund sein-: Entfernung aus dem Deut
f schen Bunde wer noch nicht im Donau-«
sit-ist kiberall bemessen und es bedurfte
leines starken Entschlusses den Feind
drin gestern zum Freund von heute und
morgen zu machen. Dass-, man in
Wien so ruhig und sachlich dachte. daß
ins-in von vornherein den friedlichen,
die Interessen niemandes störenden
Charakter des Dreibundes erkannte
und sub entschlossen ijber tleinliche Be
denten hinwegsetzte, das ist ein großes
Verdienst der verantwortlichen Män
ner vor der Geschichte. Der Bund,
der vor .'-3t) Jahren von den leitenden
Staatsmiinnern Deutschlands und
cesterreieh - Ungarns abgeschlossen
wurde. ist, man darf wohl sagen, in
das Blut der Völker übergegangen Jn
guten und schlechten Zeiten haben sie
zusammengeftandem und wenn das
Bündniß mehr als einmal denVerlauf
der internationalen Politik beeinflußt
hatte, so hat es seine stärkste und ent
scheidendste Bethätigung gefunden, als
Deutschland im letzten Jahre entschlos
sen mit seiner ganzen Macht auf
Oesterreich - Ungarns Seite trat, dem
tfterbiindeten die Durchführung seiner
Politik ermöglichte und zugleich den
Frieden Europas bewahrte. Die Män
ner, die damals das deutsch-österrei
chisch - ungarische Bündniß schlossen,
oder hervorragend an der Abschliefnrng
betheiligt waren, KaiserWilhelm,Fürft
Bisniarck, der damalige Staatssetretär
v. Bitlow, Prinz Reuß, Andrassv,
Hahmerle, Knrolyi sind alle ins Grab
gesunken und als lebende Vollbringer
»und Helfer des Werkes haben wir von
sösterreichisch-ungarischer Seite nur
snoch den ehrtoiirdigen greifen Kaiser
IFranz Joseph und auf deutscher den
sim Ruhestand lebenden friihern Bot
schafter Herrn v· Radowitz. Jshnen
lauen qehiihkt des Dank dasijk, daß sie
ein Unternehmen versuchten und durch-—
führten, das sich derartig bewährte,
daß es nicht nur mit seinen Urhebern
aufrecht stand, sondern auch von dem
nachtornmenden Geschlecht mit Ver
ständnis; undZähigleit vertheidigt und
weiter entwickelt wurde. Die Grund
lagen eines Bundes, der in unserer
raschlebigen Zeit den Anfechtungen von
Jahrzehnten übersteht, können nur « :
fund sein und den Lebenshedingunåekn
beider Völker entsprechen. Darin liegt
der Grund fiir das lange Bestehen die
ser Vereinigung und, wie wir hoffen,
auch die Bürgschaft für ihr fernere-s
Crstarten und Gedeihen.
W
»Diese Nacht hatte ich einen schreck
» lichen Traum, Männchen. Zuerst hast
Du mich aanz lieblos behandelt, dann
» bist Du mir untreu geworden und
schließlich hast Du mich verlassen.«
« »Sage mal, Kätbchem Du kommst
wohl wieder mit Deinem Wirthschasts
geld nicht as,155«
i Ein Irquentenner.
i
Beim Schopfe gefaßt
Das neue Vereinsmitglied tvertraui
lich): »Pardon. der große schwarze
Herr hat mich eben gebeten, ihm
qwanzia Mart zu leihen; das ist wohl
der Vorsitzende dieses Vereinsi«
»Nein, der Vorsitzende bin ich, ge
ben Sie her!«
Autler sder eine Kuh überfahren
hatte): »Wie aron ist der Schaden?«
Bauer: »Vierhundert Mart und
neunzig Psennia!«
»Wozu sollen denn die neunzisg
Pfennig seini«
»Die sind für die Milch, die sie
; heute Abend noch gegeben hättet«
! Stahl ist ein gesährlicheö Metall:
Kanonen werden daraus erzeugt und
Schreibfedern. —
W-. --
lster pure-erfreut der Osterwoche-s
let-treuem
Der Hungerstreit der Stimmrecht
lerinnen hat schließlich die englische
I Regierung doch genöthigt, entschiedener
aufzutreten und dem Gesetze Geltung
zu verschaffen. Man erinnert sich,
daß anläßlich der liberalen Kundge
bung in Birmingham von Stimm
rechtlerinnen der vorgeschrittenenRich
tung verschiedene Ausschreitungen be
gangen wurden, die bedeutend über
die Grenzen des bekannten gröbern
Unfugs hinausgingen, an den man
sich nachgerade schon gewöhnt hat. Ein
paar von diesen Vortiimpferinnen
hatten von einem dem Versammlungs
Raume benachbarten Dache mit Schie
fern und Ziegeln unter die zum»
Schutze der Ordnung aufgestellten Po- "
lizeimannschaften geworfen, wobei es
verschiedene Verletzungen abgesetzt
hatte. Auch war eine Eisenstange in
das Fenster des Eisenbahn-Wagens
geschleudert worden, in dem der Pre
mier fuhr, kurz, es war kein Zweifel
darüber möglich, dasz jedenfalls die
streitbare Richtung der Bewegung ge
sonnen war, Ernst zu machen. Da
hat denn auch das Polizei-Gericht,
Idag bis dahin vielfach mit einer- von
manchen Seiten scharf getadelten
Milde verfahren war, schärfere Saiten
aufgezogen, und die verhafteten Thäte
rinnen mit sechs und vier Monaten
Zuchthaus bestraft. Einige andere,
die sich harmloserer Ruhestörun
gen schuldig gemacht hatten und sich
weigerten, Bürgfchaft für ruhigeg
Verhalten zu leisten, mußten zu mil
derer Hast ins Gefängniß wandern.
Und nun begann alsbald wieder der
Vungerstreir, der sich m letzter Herr
so oft wirksam erwiesen und einer
ganzen Anzahl Stimmrechtlerinnen
die Pforten des Gefängnisse-H geöffnet
hatte. Doch selbst Herr Gladstone, der
Minister des Innern, der wie die
Sage geht« sonst, wenn auch in min
derm Grade als seine Gattin, der
Sache des Stimmrechtes fiir Frauen
günstig gesinnt ist, konnte diesmal,
wo es sich um Zuchthausstrafe han
delte, die Widerspenstigteit nicht mehr
ruhig gehen lassen. Wie würde es
bald mit der Sache der Ordnung
stehen, wenn die Männer und Weiber,
die sonst aus dem einen oder andern
Grunde mit Schiefern undDachziegeln
um sich werfen oder Eisenstangen in
die Eisenbahn-Abtheile reisender Mi
nister zu schleudern suchen, sich durch
bloße Verweigerung der Nahrung aus
dem Zuchthause befreien könnten? An
derseits wäre es aber auch ein höchst
fataler Zwischensal1, besonders für ein
liberalesKabinett gewesen, wenn plötz
lich durch die Zeitungen die Kunde ge
gangen wäre, daß eine wilde Stimm
rechtlerin durch hartnäckige Verweige
rung der Nahrung ihrem Leben ein
Ende gemacht hätte. Das englische
Gesetz nennt den Selbstmörder ,,felo
de se« und betrachtet also seine That
als schweres Verbrechen, das verhin
dert werden muß. Die Regierung be:
fand sich somit in einer Zwangslage
Der telearaphische Verkehr zwischen
dem Gefängniß-Direktor in Birming
ham und dem Ministerium des Jnnern
wurde außerordentlich lebhaft, und
das Ende war, daß den Stimmrecht
lerinnen rundweg mitgetheilt wurde,
falls sie nicht gutwillig Speise zu sich
nehmen wollten, werde man sich ge
nöthigt sehen, sie ihnen gewaltsam
auf medizinischem Wege mit der
Magenpumpe beizubringen Bei den
beiden zu Zuchthausstrafe Verurtheils
ten mußte in der That in dieser
Weise vorgegangen werden« Sie
hatten sich auch sonst so wider
sctzlich wie möglich erwiesen, hat
ten ein Fenster und was sonst nicht
niet- und nagelfest war, zerschlagen
und nicht Ruhe gegeben, bis man
ihnen Handfesseln anlegte und sie in
Einzelzellen unterbrachte. Das ab
schreclende Beispiel und der klare Ent
schluß der Behörden, mit der Magen
pumpe jeden Widerstand gegen Nah
rung zu brechen, hatte dann bei den
zahmeren Genossinnen, die zur ein:
fachen Freiheitsstrafe verurtheilt wa
ren, die Wirkung, sie sofort vernünf
tig und gefügig zu machen, und vorn
Hungerstreit als Mittel zur Drangsa
llirung des seavinetts wird man vor
aus-sichtlich einstweilen nicht-Z mehr
hören. Die böfsentliche Meinung hat
zum allergrößten Theil das Vorgehen
der Regierung in diesem Falle ent
schieden gebilligt und vielfach nur die
Ausftellung gemacht, man hätte schon
eher entschieden einschreiten und das
Gesetz nicht zum Gespötte werden las
sen sollen. Jm Unterhause haben
dann allerdings ein paar Männer der
unabhängigen Arbeiterpartei, die Ab
geordneten Snowden und Keir Har
die, einen Anlan gemacht, diese An
gelegenheit zur Erörterung zu brin
gen. Sie versuchten dag Verfahren
der Gefängnis-Behörden als ungeseh
lich, unerhört und unmenschlich hinzu
ftellen, hatten aber, abgesehen von
ihren engern Parteigenofsen, nur
einen Heiterkeits-Erfolg zu verzeich
nen. Herr Mafterman, der Unter
Staatssekretär im Ministerium des
Innern, erwiderte aus ihre Anzapfuns
gen, die Gefängniß-Kommissäre hät
ten auf Meldung des- Arztes im Bir
minghamer Gefängnisse mit Zustim
mung des Ministers des Jnnern den
Medizinal - Beamten angewiesen, die
Behandlung vorzunehmen, die nach
feinem Erachten angezeigt sei, um zu
verhindern, daß die ihrer Obsvrge
Anvertrauten Selbftmord durch Ver
weigerung von Nahrung begingen.
Auf die weitere Frage, unter welcher
Ermächtigung, welchem Geles oder
welcher Gefängniß-Satzung n dieser
Weise etngegriffen worden sei, lautete
die Antwort, die Ermächtigung lie e
in der allgemeinen Berantwortlichtet
der Gefängniß - Kommissäre dem Mi
nister des Innern gegenüber. Be
stimmte Satzungen für einen solchen
all seien allerdings nicht vorhanden,
immer von der Nothwendigleit abgese
hen, zu verhindern, daß ein Gefange
ner das Verbrechen des Selbstmordes
vollbringe. Uebrigens sei nur in einem
Falle von den neun die volle Anwen
dung der medizinischen Behandlung
nö hig gewesen. Die weiteren Ansprü
che der beiden Abgeordneten gegen die
Rohheit und moderne Barbarei dieser
Behandlung machten auf das Haus
durchaus keinen Eindruck. Der Unter
ftaatssetretär bemerkte nur, man sei
auch früher so verfahren und niemand
regte sich darüber auf, als schließlich
der Abgeordnete Keir Hardie erklärte.
der letzte Mann, den man dieser Be
handlung unterworfen, sei daran ge
starben.
Die Eisenbahn über die Unden.
Jm Laufe der nächsten Monate
wird der Durchschlag des großen Un
ternehmens einer ersten interozeani
schen Eisenbahnlinie in Südamerita
von Buenos Aires nach Valparaiso
der Vollendung nahe sein, und für
den März 1911 wird die Er
öffnung des Durchgangsvertehrs
bestimmt in Aussicht gestellt. Da
mit geht, wie Dr. v. Jezewsti
im »Globu5« ausführt, der Traum
eines halben Jahrhunderts in Er
füllung. Hatten die ersten Pläne
des Nordameritaners Wheelwright,
die schon zu Ende der fünfziger Jahre
auftauchten, keinen Erfolg gehabt, so
erhielten doch schon im Jahre 1873 die
Bruder Wart von ver argenrmrfchen
Regierung die Konzessron zum Bau
der Eisenbahnlinie von Buenos Aires
« bis an die Westgrenze der Republik.
sDie Durchführung der Linie bis zum
Stillen Ozean blieb der chilenischen
Regierung überlassen, und unter den
verschiedenen Routen wurde schließlich
der 3842 Meter hohe Uspallata- oder
Cumbrepaß gewählt. Ueber diesen
Paß waren im Jahre 1817 jene 5000
Streiter gezogen, die in den Schlachten
von Chacabuco und Maipu die Befrei
ung Chiles von der spanischen Herr
schaft erkämpften; die Reise über ihn
ist reich an großartigen Hochgebirgs
scenerien, und besonders der Anblick
des Aconcagua von unbeschreiblicher
Schönheit. Hatten solche Gründe
wohl den Ausschlag für die Wahl die
ser Route gegeben, so bereitete doch die
große Seehöhe des Passes erhebliche
Schwierigkeiten. Naher vier Jahr
zente hat der Bau der ganzen Bahn
erfordert, und jetzt ist die gesammte
Strecke fertig, von dem Scheiteltunnes
etwa die Hälfte erbohrt. Welche Bei
deutung die Bahn für den Verkehr er
langen wird, zeigt am besten dieThat
suche, daß die Reise von Buenos Aires
nachValparaiso, die vordem eine zehn
tägige Dampferfahrt durch die Ma
gelhaenstraße erforderte, auf etwa 29
Stunden verkürzt wird.
—
Schilt den Kurzsichtigen nicht, wenn
er schlecht sieht; schenke ihm lieber eine
Brille.
si- e- si
Solange in England öffentlich dar
iiver debattiert wird, ob es sich emp
fiehlt, Deutschland gleich zu überfal
len oder zu warten, bis sich eine bessere
Gelegenheit findet, bedarf die Frage,
swarum DeutschlandKriegsschiffe baut,
keiner Antwort.
se so- si
Jn den Ver. Staaten werden jähr
lich für 50 Millionen Dollars Wert
sSuppen verkauft. Deshalb sind auch
so Viele immer darin. . ..
Il- Itc Il·
Die meistenRechenfehler macht man,
wenn man auf Dankbarkeit rechnet.
sit st- «
Jn dem Städtchen Sapulpa, Okla»
wurden m Laufe von neun Monaten
187 Fässer und 1674 Kisten Whiskeh,
245 Fässer und 665 Kisten Liquor «
und 28 EisenbahnwagensLadungen
Bier abgeliefert. Oklahoma ist be
kanntlich ein trockener Staat. Aber
offenbar nicht so ganz trocken.
III sit II
Jn der Jugend erzählt ein Mitar
beiter: Jch hatte vom Jus zur Na
tionalökonomie nmgesattelt. —- Als
id, in den großen Ferien darauf in
meiner Heimatb einen älteren Schulba
meraden, preußischen Reserendar, traf,
entspann sich folgendes Gespräch:
»Weißt Du schon, dasz ich umgeht
telt habe?«
»Nein, was bist Du denn jetzt?«
»Ich stndire Nationalökonomie.«
»Nationalölonomie?! Was ist denn
dag? Ach so, das ist, wenn man Ar
beiterwohnungen ausmißt und sagt,
die wären zu klein!?"
si- dk III
Bei der Revolution in Nicaragua
wiinnielt es wieder einmal von »Ge
neralen«; von den »Gemeinen« hört
man nicht viel, und Zwischenstufen
scheint es gar nicht zu geben.
si- -i· ·
Die Gesellschaft ist ohne den einzel
nen Menschen ein bloßer-, inhaltsleerer
Begriff; wer sie also resormieren will,
der fange beim Einzelnen an, — zu
erst bei sichszk « —
Vergessen ist meist schwerer als Let
nen.