Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, November 05, 1909, Zweiter Theil, Image 16

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    wieMii kindisch-ichs zI
Hot- ging
huenoreske von A. S t a lin.
San- Jxenbauien befand sich in sie
Verhaftet Auskeguna. —- Seine Hoheit
sdet Sei-heim von Y. hatte eine Einla
dung des Grasen X» der dicht bei der
Stadt aujaedehnte Waldanqu besaß,
zur Jagd angenommen, und die Bür
gerschaft erwartete bestimmt, daß der
hohe Herr dabei auch seine zukünftigen
getreuen Unterthanen in Jkenksausen
eint-set Beachtung würdigen und den
ilnn zugedachten Empfang Huldvollst
anzunehmen geruhen werde. Und Se.
hoheit inne denn auch in der That so
leutselig, den guten Bürgern die Freu
de dicht zu verderben, sagte zu, am
Bahsbpf eine Begeiißungeadresse ent
aeqsenzunebmen und darauf eine Rund
salxkt durch die Stadt zu machen, damit
auch jeder den acliebten präsumtiven
Landeiderrn deutlich zu selten bekäme.
Einige Minuten vor der Stadt befand
sich in einem schönen alten Pakt ein
villenartigses Besitzthutn des Grasen,
dort wollte dann Se. Hoheit nach der
anftrengenden Fahrt iiiibek das holde
tiae Pflnster der Stadt einineStunden
der Ruhe pflegen, ehe er nach dem
Jagd-schloß im Revier weitersuhr.
Da nur noch zweimal vierundzwan
ziu Stunden bis zur Ankunft des er
lauchien Gastes zur Versiiqung stan
den. so that Eile noth und Magiftrat
nnd Biiegerschast wetteisetten in den
Bemiihem den enaen, winkligen Stra
ßen ntil den verräucherten alten Häu
ieen ein freundliches Aussehen zu ge
ben nnd damit zugleich Sr. Hoheit den
Patriotiftnus der Jkenhausener mög
lich til-erzeugend vor Augen zu führen.
— Auch die üblichen Ehrenjungsrauen
wurden —- alleedings mit einiger
Mltr. weil Jxenhausen Lende kein-en
Ueberfluß an bitt-schen oder gar schö
nen Vertreterinnen des zarten Ge
. schlechtes auswies —- endlich glücklich
zusammengebracht
Ganz besonders aber wurden durch
den bevorstehenden hoben Besuch die
ehrsamen Bäcker und Metzger Irren
bausens in Aufregung versetzt. Ob
gleich don den verschiedenen Handwer
Ien nur se einige Vertreter vorhanden
waren, hatte doch jedes derselben eine
Innung mit Fahne, Zunftlade u. s. w.
und jedes überbot sich in alterthümli
chen Form-alitäten und Gebränchen,
als ob einzig und all-en das Wohl und
Wehe des Standes von der gewissen
haften Ausführung umsiiindlicher ur
alter Zeremonien abhänge. Nun hat
ten iiinaft die Menger ihre Fahnen
toeibk gehabt und einen leibhaftigen
Rath dazu als Ehrengast Der jooiale
Rath R. im Finanzministerium, der
aerade einige Tage in amtlichen Ange
legenheiten in der Stadt sich aufge
halten. hatte sich zu dieser Rolle mit
autem Humor hergegeben und die
Metger waren nicht wenig stolz da
«auf. Sie sahen überlegen aus die
Bär-Der herab, die demnächst ebenfalls
eine neue Zunftfaslsne einzuweihen ge:
dachten und dazu jedenfalls nur den
Bürgermeister oder, wenns hoch hin,
den alten. saagroben Oberförster als
Ehrenaöfie bekamen. Denn merkwür
digerneise herrschte von alter-; her
zwischen den Bäckern und Metzgern in
Menbausen eine grimmige Feindschaft
itber deren weit zurückliegende Ursa
chen freilich niemand mehr etwas siche
res auszufagen wußte. Aber es war
» nun einmal so.
Der Hochmuth der Metzger wurmte
darum die Mieter nicht wenig, und
man sann hin und E,er, wie man die
proszigen Wurstsabritanten iikrtrums
ofen könnte. «- Und da hatte oerQberi
meis.er der ehrsamen Bäckerzunft, Karl
Johann Michelchem den gioriosen Ge
danken, Se. Hoheit den Erdprinzen
zur Fabnenweilke einzuladen. Ja, das
sollte man! Was war dagegen der
Lrnpie Rath der Metzger! —— Aber —
wer sollte Sr. Hoheit die Einladung
überbringen? Keiner der in der Ver
sammlsung anwesenden Meister hatte
dazu den Muth, und es herrschte eine
Zeit lang deiretenes Stillschweigen,
sit Obernieisier Michelchen —- «Setn
siels und Brotfabritant«, wie er
jüngst aus sein Firmenschild hatte ma
ten lassen, da ihm der einfache
aBöser« nicht mehr gut genug war,
seit er Qbermeiftergeworden —- sich
WUTVLVOU etc-Ob, NO MU DLM Qünzclll
Gewicht seines respekt.1blen Bäuch
leins über den Tisch legte, d:s-, er —
nömlich der Tasch —— ein vernehm
liches sechzen von sich qab und feier
lich erklärte, das Opfer auf sich neh
men zu wollen im Interesse des Va
terlandel — Widerstand-es hatte er
innen wollen —- doch es war auch so
ges-Zeni- essekkvollet, darum ließ er es
Diese mannhafte Erklärung hatte
zur Folge, daß der Obermeiftek kvie
ein Held besudelt wurde und man ihn
schließlich auf den Schultern nach
hause Mis, eine achtbsre Leistung, et
IeIQ steil sich In Leibesumfnnq kaum
einer XII Städtchen mit ihm messen
konnte. nnd weian. weil die ehrsa
men Sehkün let durch die lange, an
sagende Hist-us resp. durch den gu-»
ten »Sie-ff des Ochsenwirtbes etwaös
seh-sub aus den Beinen geworden wa- »
ten.
Im nächsten Tage aber verbreifete
O Ue Kunde von dem großen Unter
- Wen ikn Städtchen und weckte al
sfstdclben Bewunderung und Begn
Iegng nur nicht bei den Meßner-m
see-Wert beschlossen, sieh nun am
III-III St. Mit gar nicht zu be
·’ " M nnd von diesem hochm
i Plan nur durch die ein
Mesmegen de- Biie t
Ikdek cis-ringen lie n.
Obermeifter Michelchen aber war der
Deld des Tages! Jdnt selber me
freilich durchaus nicht heldenbast zu
Muthe, nachdem der Altodoldunst ver
flogen und einem veritablen Katzen
jammer Platz gern-acht hatte. Doch bla
nriren durfte er sich nicht; aus ihn
blickte jetzt der aanze Stand wie seine
tbeure Vaterstadt!
Da der Büraermeister bereits »bei
Hose« gewesen« das heißt, vor einigen
Jahren mit zu den Abgeordneten des
Städtchens aehört hatte, die dem Her
zoa zum 25jäi,riaen Regieriinasiubi
läum nratulirt hatten, so hielt ihn
Michelchen für die aeeianete Stelle. um
sich über sein Verhalten «kei Hofe« bei
ihm Rath tu holen, auch betreffs des
Anzuas. woiiir ibm der Bürgermeis
ster einen Fract als selbstverständlich
bezeichnete
Zugleich bat der Obermeister. beim
» Empfange um eine Audiene stir ihn
)nachzusuchen. da zur Einreichung ei
s nes schriftlichen Gesuchs seine Zeit
’ mehr war.
Der Frost machte ihm nicht aeeinge
Sorgen. denn er hatte dieses Klei
dunasstiicl schon etliche Jahre nicht
mehr angehabt und war seither in die
Breite und Dicke gegangen Seine
Sorgen in dieser Beziehung waren nur
zu berechtigt, denn es aclana dem be
dauernswertten Meister nicht einmal
mehr recht in die Aertnel bineinzutotns
men.
Schneidermeister Nachbar Jein soll
te belsen, und Michelchen forderte von
ilnn kategorisch die Lieserung eines
Fracks bis zum anderen Tage. Aber
der ehrsame Meister von der Nodel
schüttelte erstaunt und betriibt den
liebs: das sei unmöglichs Erstens stin
ge es nicht, zweitens sei der Stoff da
zu nicht vorriitdia, er miisse solchen erst
bestellen, und drittens —
Aber Michelchen hörte ibn aar nicht
weiter an, nannte den würdigen Mei
ster wüthend einen alten Esel und lies
wieder in seine Wohnung, um zu über
leaen. —
Ei aab nur einen, der helfen konnte,
der Oderrneister der Wareinnnng,
der sich eines annähernd Leichen tör
perlichen Gedeihens erfreute nnd von
der Fadnenweihe her einen nagelneuen
Frack sein eigen nannte! Aber —- sollte
ein Bäcker vor einem Metzger sich so
kläglich demüthigen!?——Do-ch es dali
nichts—und so machte sich denn Mi
chelchen schweren herzens aus den Weg.
—- Ader er sand siir seine Noth nur
Schadensreude und hartherziae Ableh
! nuna, Ver Menaer saate aus alle Bit
l ten nur laltlächelnd nein, ließ schließ
; lich den Kollegen von der andern Zunst
einfach stehen and aina in den Laden.
um einer harrenden Kundin siir 10
Pfennige Lebertourst zu oerabsolgen.
: hoffnungslos und schwarzer Ge
» danken voll wankte Michelchen wieder
» beim. —- Doch da kam seiner thenren
) Gattin ein erleuchteter Gedanles War
er, Karl Johaan Michelchen, nicht auch
I Schützenmaior, besaß er nicht eine
: stattliche blaue Unisorm mit Epaulets
ten und goldenen Schnüren, die sammt
der bliitdenrveißen hose sauber herge
richtet iin das in acht Tagen stattfin
- dende Schüsensest im Kasten hing, und
" hatte nicht ferner Se. Mit nach den
Zeitunasberichten vor einigen Wochen
aus dem Schützensest der Residenzstadt
eine Ansprache gehalten, worin er die
Schützenailden als Hort vaterländi
scher Gesinnuna gerühmt, die in stür
mischen Zeiten treu zum angestammten
Herrscherhause gestanden?! Sallte er.
Michelchem da nicht ebenioasut in sei-«
ner Schjitzenunisorm vor Sr. Hoheit
erscheinen können als im Frass Dem
Meister leuchtete das ein« nnd auch der
Büraerrneister stimmte nach einigem
Bedenken zu und meinte. Michelchen
tönnte das ja ristiren, wenn Se. Ho
heit eine diesbezügliche Frasse stelle,
solle er nur srischroea die Wahrheit sa
gen. Se Hoheit sei ein jovizler Herr
und liebe einen Spaß.
Und als der erleichtert ausathmende
Meister die Uniform droben-esse an
leate und sich darin vor dem Spiegel
beauaenscheiniate, gestand er sich
schmnnzelnd, dasz er darin eine viel
bessere Fianr mache. als dies im Fraa
wahr cheinltch der Fall gewesen wäre.
Ein reist-it mit mächtigen- bunten
Federbusch nnd ein nicht zu turzer
krummer Säbel vervollständigten das
J qtanzvolle Kostiim —
Der Einzug des Erbprimen fand
programmgemäß statt. Donnernde
hochrqu Bollerschüfse, Glockengeläute
— —- es war einfach erbebeno, nnd
selbst die allerältesten Leute verschwa
ren sich. etwas derartiges noch nicht
erlebt zu haben. Se. Hoheit schien
denn auch tief gerührt, sagte dem Bür
germeister anerkennende Worte iiber
Den schönen Empfang, schüttelte ihm
herzlich die hand, und als der so Aus
gezeichnete die Gelegenheit wahrnahni
und für den Obermeister der Bäuerin
snung eine Audienz erbat, sagte Se.
Hoheit chne weiteres zu und fragte
nicht einmal nach dem Zwecke dersel
ben, und das brave Stadtoberhaupt
vergaß in der Aufregung auch, den
hohen Herrn zu insorniiren. Dem
glücklichen Obermeifter und Schützen
rnaior aber theilte er gleich darauf mit,
daß Se. Hoheit ihn um 3 Uhr in der
gräflichen Villa zur Audienz erwarte,
und freudestrckhlend haftete der Mei
ster nach hause, lvo die Uniforrn schon
siir ihn bereit lag. Obgleich et bis
zur Audienz noch reichlich drei Stun
den Zeit waren, kleidete sich Michelchen
doch gleich an, stellte sich daraus vor
den Spiegel und übte sich in möglichst
tiefen dewten Verliere ungen. Darauf
rief er den Lehrling, eilte ihn an vie
Wand und redete den oergdn ligt grin
senden Jungen ein über as andere
Mal mit Etp doheit allergnähigster,
Wes-Es ai
r« an, daran an
schließend feine nuihleinsindirteL Rede
zehn-« oder zwölfmal wiederholend. —
Endlich war es Zeit, und ernn nnd
wurdig schritt Michelchen durch die
Reihen der Gassen die sich vor feinem
Laufe eingefunden hatten, feinem
. iee zu.
Ohne Fährlichleit gelangte er durch
den Pakt zur großen Freitrepsspe und
schickte sich an, die Stufen emporzu
steigen. Da ihn sein »herporragendes»
Embonpoint aber am Ausblick auf die«
Stufen unter sich verhinderte. so stol-(
perte er, der krumme Säbel schod sich(
ihm tüaisch zwischen die Beine, und’
unser »in Hofe Gehender« fiel ziemlich
unsanft auf sein woblgerundetes
Bäuchlein Müdsam rappelie er sich
auf, angelte nach seinem entfalle-neu
Federhut, und nachdem ein rafcher
Umblict ihn überzeugt, daß niemand
ten üblen Anfang seines Audienzgans
ges wahrgenommen, kletterte er die
; Stufen vollends empor. Dabei ent
sdeckte er einen finaerlangen Riß in
f der schönen weißen Hose, deren Stoff
»sich der plöslichen qenraltsamen An
spannung beim Fall nicht gewachsen
gezeigt Aber der Meister hatte leine
Zeit, sich dem Schrecl dariiber lange
hinzugeben. denn ein Diener öffnete
im selten Momente die brusihiire,
führte ihn ins Vorzimmer und gleich
darauf ins Arbeitszimmer Sr. ho
beit, in dem dieser felbsi noch nicht
anwesend war, sondern nur dessen
mächtige junge Dogge, die die auffal
lende Erscheinung des Abgesandten der
ehrsamen Bäckerzunfi zuerst miß
trauiich musierte, bald aber wohlwol
lendere Gefühle siir ihn zu empfinden
schien; denn sie lam fcknveifroedelnd
näher. schien an den wippenden bunten
Federn des Huietz großen Gefallen zu
finden nnd schnappte spielend danach.
«Biest verdammtes!« arollie der Mei
ster, der lein hundefreund war und
den dazu der Unfall mit der hose in
arteizie Laune versetzt hatte. Er hob
ten Hut hoch und höher, um ihn aus
dem Bereich der Zähne Neros. wie
ibn der Diener gerufen. zu bringen.
Das schien Nero aber erst recht fiir
eine Auisorderuna zum Spiel zu hal«
ten: er nahm einen Anlauf, sprang
nach dem Federhut und warf den
Meister dabei beinahe iider den hau
fen.
Wütdend hob dieser den Fuß —
aber —- rs war Sereniffirni’g bund
—- den durfte er doch nicht treten! Sos
suchte er durch begütigendes »Bicht!i
dicht! lufcbl tufch!" das zudringlichej
Vieh oon sich abiubaltem als plötzlichf
die Tdür aufaina und Se. HobeiN
leutfelia grüßend bereintrat. Nerol
ließ von Michelchen vorläufig ab, der!
alsbald feine wodleinstudirte Verbeu
auna anbrachte. die aber nicht so tief
ausfiel wie bei der Probe daheim —
das machte der Gedanke an die Hasel
-— Aber als Michelchen nun feine An
lpracke Inbrinasen wollte, wurde er zuä
feinem Gntseyen inne« daß er den An
fana völlig vergessen hatte. Nur »Ern
Oobeiil Gnädiafter herrl« brachte er
stotternd der-von dann oerfiegte kläg
lich der Redefluf;, und unser be
dauernswertter Schützenrnajor und
Liemeifter der Bäckerinnuna Stren
ksaufens starrte den Prinfen« der fei
nerseits ein Läckeln über die bunte Er
scheinung feines Geaeniider nicht un
terdrücken lonnte, an, als fe! vlöklich
das Medusenbaurt vor ihm aufge
taucht. —
Schließlich forderte die ungeduldig
werdende hobeitMichelchen durch eine
Handdeweguna zurn Weilerfprechen
auf. Das hätte der aern gethan, aberf
feine aanze fchiine Rede war ihn-f
plötzlich hoffnungslos versunken llndf
daru dieser entießliche Hund! Der
puffte mit der feuchten Nase an feiner
Hofe herum und verdarb sie, machte
sie gewiß voller Flecken, und seineFrau
hatte ihm doch so dringend ans Herz
aelegt, auf die Zofe acht zu geben« uin
sie nickt nochmals büaeln zu müssen.
Er hätte dem frechen Vieh gern einen
Tritt verfetzt, aber —- ee war Serr
niffnnki Hund!
Da -— plötzlich lacn ihm die Rede
» wieder, und sich zum zehnten oder elf
ten Male oerbeugend, wollte er aufath
mend fortfahren. als ihn ein heftiger
Schrea durchiubr und ihm ein lalter
Schauer den Rücken hinunterlief ———
Reto. der fatanische band, hatte den
Riß in der hose entdeckt, seineSchnaus
ze hineingezwöngt und war eifrig be
müht, den Spalt zu er weitern. Mi
cheli-fern völlig außer Fassung gebracht
durch diesen beimtiickischen Ueberfall,
vergaß, wein er gegenüberstand fuhr
mit einein bschft unQriftlichen Fluch
mit der Kebrfeite gegen die Zimmer
toand. stennnte sich dort fefi und stieß
in feiner ge enianast mit tliiglicher
Stimme rte lprvokt « agen’s
doch das verflixte huan inqui,
sonst kann ich nimmer weisen (
Ob dieser unerwarteten hatanpuiq
rung schaute Se. hoheit den geängstig- s
ten Obermeifter zunächst ziemlich ver
blüfft an, dann aber überwältigte ihn
die Komit der Szene: der an der Wand
liebende Bittsteller, Reto, der eifrig sich
bemühte, seinen dicken Kopf zwischen
die Wand und den Korpus des Mei
sters zu dringen-er wandte sich rasch
ad, öffnete die Thür, scheuchte Nerv
hinaus und — —- verschwand selbst,
Karl Johann Michel-den in trostlvler
Verfassung zurücklassend, der endlich
begriff, daß die Audtenz zu Ende sei,
denn Se. Hoheit kam nicht wieder.
Und er hatte nicht einmal vorbringen
können, was er denn eigentlich von
dem hohen herrn gewollt hattet
Ohne zu wissen wie, erreichte er das
«Pak!khpt wich-t, Wo ihm ein Die-It
des Prinzen einholte: Se. hohen ließe
l etfllchtu, VII Milch schriftlich einzu
reich-It
Gläcklichermise war alles imstädti
eben nach dem Bad-those geeilh um den
Prinzeu abfabteu zu sehen; so gelang
te Mich-schen ungesehen durch abgele-·
gene Gassen nach hause. «
Aber seine «Betnissenlkeit' hielt nicht
lange ans Er durfte sich nicht Harni
ken vor feinen Kollegen. vor der
Stadt, mußte feine doppelte Würde»
wahren: .
Unerfchroelen trat er darun! den!
Kollegen entgegen. wich einem näheren
Eingehen auf den Verlauf der Audienz
aefchiat aus und lief; dafür mit viel
faaendern Lächeln durchbliclen, Se. Ho
heil habe das Gefuch jedenfalls gnä
riaft angenommen! ——— -—— Nach einigen
Tagen traf die Nachricht des Erhprim
zen ein: Se Hoheit hedauerte lebhaft,
die freundliche Einladung nicht anneh
men zu lönnen, da er fiir diefen Tag
bereite anderweitige Dispositionen ge
troffen. er habe aber feinen Lherjiigeri
.meifter rnit feiner Vertretung beauf
-tragt und laffe der Feier den heften
tragt und laffe der Feier den heften
Verlauf wünschen. —
Zuerst gab es zwar eini e Entttiui
fchuna und etwas lange Geschirr, aher
man tröftete fich schnell. daß ein Ober
jaigermeifter irn Dienste dee Erbe-rin
qen und in feinem perfönlichen Auf
traqe entfchieden mehr fei als ein «ge
wörtlicher« Rath fo und fo, und als
die erhoften Metzger, die sich ihren
Rath nicht fo herabfetzen laffen well
ten, dagegen proteftirten, mußten fie
sich den tränlenden Verdacht gefallen
lassen, nicht in gleichem Maße lohal
zu fein wie die übrigen Bewohner
Jxenhaufene. —- —
Oberrneifter Michelchen hat feine
leehiehte von der Audienz beim Erb
prinzen wie Se· Hoheit ihn fo iiberi
aus liebenswiirdig empfangen, ihn
seinen «liehen Michelrhen« genannt.
ihm eine feiner 50 Pfennige-Cigarren
offerirt und ihm heim Abfchied sogar
feinen Lieblinashund Nero zunr An
denlen habe verehren wollen. was er,
dljiichelchem aber bescheidentlich abge
lehnt, den autgliiuhigen Jxenhaufenern
fo oft erzählt, daf; er heute felbfi feft
daran alauht und die Zumuthunep als
hätte sich die Sache fo abgefrielt,»wie
wir sie hier wahrheitegemöß er ahlt
haben« gewiß mit tieffter Entrii ung
zurückweifen würdet
Schicksal.
Novellete nach dem Schwediichen von
Hans Güntlier.
Else war augenscheinlich schlechter
Laune, und was schlimmer war. fte
zeigte es ossen und klar, aber das
allerschlimmste: sie opponirte ihrer
1Egiutter mit unbedingter Bestimmt
tt.
.Ei ist völlig zwecklos. daß Du
versuchst. mich zu überreden, Martia,
denn ich reise doch nicht mit Dir. Jchs
bin all der Bäue, Toiietten und Un
terhaltungen müde. Die Dornen er
iniidsen mich-, und die herren lang
weilen mich's sagte ste.
Ihre Schwester hörte aus« Scholas
lade zu tnabbern, und wars naseweis
cllls
.D;S würde Niemand sich vorstel
len können, der Dich gestern Abend
gesehen dätte.«
Elie ignorirte diese Bewertung
oollständia.
«; a, wohin willst Du denn aber
ganz allein reisen?" sragte die Mut
ter resianirt.
-Jch werde aus einen Bauernlios
aetsen«, antwortete Else in heraus
sorderndetn Ton.
»Aus einen Bauernhos?« wieder
holte Frau Gruben bestürzt unds
zweifelnd »Aber liebes Kind, da
findest Du weder Komsort, noch Ge-»
sellschait, noch« —- ste stockte, denn sie
» sand teine Worte sür die ungeheuer
lichen Borsten-anqu die Eises ver
- schrobene Jdee in ihr erwedte.
Jst-er Magra. begreifst Du denn
nicht« daß ich gerade die Gesellschaft
sliedei Kontiort ist auch etwas seer
Uebersliissiges. Jch will mich im
Walde aushalten, fern von langweili
gen Menschen und — allem.«
«Bedeutet alles Konrad Stessen
oder nichts· sragte die Schwester·
die nicht wußte, dass Else gestern
Abend Konrad Steisen oeiagt tytttr.
daß sie boiie. its-n nie wiederzusehen
Eis-in wobl". sagte die Mutter Init
einer Miene, als habe see eine Ente
unter ihren Kirchlein entdeckt. «ver
mutlilich wirst Du thun, was Dir be
hagt. Gott iei Dant, daß Gute we
nigstens ein verständig-s Mädchen
ist nnd nicht so ersentrische Einfälle
bat wie Bu. Aber ich verlange be
stieg-etc nnd sie ·ltesiihte sich ener
gisch. ihr sutintitlnges rundes Gesicht
tu strenge Falten1u legen, «dah Du
eine Begleitung mitnimmn.« -
Als sie dieses Ultimatum äußerte,
brach Eise, die ihre gute Laune wie
dergefunden hatte, in ein rüasichtss
loses lautes Lachen aus«
»Ich tann ja Tante Minna mit
nehmen«', meinte sie. Tante Minna
war Frau Grubeni unverheieatheie
Schwester und eine wenig beschwer
liche Begleitung. Wenn man sie mit
einem Buch in einen bequemen Ordn
stuhl setzte, war sie siir den ganzen
Tag unschädlich gemacht. »Tnnte
Minna eignet sich dazu vorzüglich.
Im iibrigen ist das aus einem Bauern
hos wohl« ganz egal. Nimm Du nur
Gerte mit, amiisirt Euch in der eke
ganten Gesellschaft des großen ho
teli,«und kümmert Euch nicht um
ch.
»Gut«, sagte Frau Gruben ruhte-,
»Wu, pas Du willst; Aber verstehen
tann rast nicht, da ein junges Mäd
chen wie Du sich graben mag. —«
Ein schallender Kug, den Eise ihrer
Mutter mitten auf den Mund dritcki
te. unterbrach alle weiteren Einwen
dungen. llnd so handelte Else Gru
ben wie gemiihnlich nach ihrem eige
nen Kopf, und während ihre Mutter
und Schwester mit einer Menge Kof
fer nach der einen Richtung fuhren.
legte sie in ihren Handtosfer ein paar
lusen und Promenadenröckr. dazu
eine Menge Romane, und fuhr mit
Tante Minna nach der anderen Rich
tung.
Sich in den Wagen zuriicllehnend,
der sie von der Station zu ihrem
Sommeraufenthalt führte, träumerisch
die tragenden Kornfelder betrachtend,
die Wälder, die höuser und Höfe mit
ihren dichten Sträuchern rings herum,
s seufzte sie tief. Ob aus Befriedigung
oder aus Sehnsucht?
« Nachdem sie am nächsten Morgen
die Tante mit einer Novelle in dem
Garten placirt hatte, suchte sie ihre
Wirthin in der Küche auf.
«Ds1bm Sie noch mehr Miether
auszer und, Frau Bangi« fragte sie.
»Nein. Nur der Brudersohn von
meinem Mann ist gestern angekom
men, aber das ist kein Miether.«
»Das ist schön. Jch möchte allein
fein. Wie kommt man an den Seef«
,.Gehen Sie ein Stückchen diesen
Weg entlang, dann sehen Sie einen
sich abzroeigenden Fußpfad, der direlt
zum See führt«
Ohne Hut, sich mit einem großen
Sonnenschirm beschattend macht sich
Eise auf. Wie still und friedlich
alles ringsum war. Ein milder
Wind trug den Aleedust zu ihr
herüber, vor ihr schritt eine alte
Henne mit ihren dünn befiederten
aelden und braunen Küchleim die
vergnügt piepften. Von der anderen
Seite des hoer starrte eine stattliche
Kuh mit ihren großen, milden Augen
zu ihr heriider. Am Wege leuchtete es
roth durch das Gebüsch, die genauere
Untersuchung ergab, daß ei ruckerfiiße
Himbeeren waren. Sie pflückte eine
handvall und afz die kleinen Dinger
mit größerem Behagen als ie die rie
sengroszen, liinstlich gezogenen Fruchte
von kostbaren Schalen auf gedeckten
Fischen. Der Fußpsad führte sie nn
ter fchattige Bäume und durch niedri
aes Gesträuch: als sie endlich das Ufer
des Sees erreicht hatte, waren ihre
Hände mit Blumen aesiillt.
Unten am Wasser sah sie ein Boot
liegen. Sie schritt durch das hohe
Gras hinab, legte die Blumen in das
Boot und sehte sich hinein. Die wei
sien Arme in das durchsichtige Wasser
streitend, schaukelte sie in dem leichten
Fahrzeug vergnügt aus und nieder.
In großer Eile tarn ein Krebs unter
einem Stein hervor und machte sich
davon. Mit einem Seufzer des Wohl
hehageni öffnete Eise das mitgebrach—
te Buch, las aber nicht. Statt dessen
lebnte sie sich zurück und oeriozgre
mit den Blicken ein Eichhörnchen das
von Zweig zu Zweig büpstr.
.Wie schön es biet überall ist',
dachte sie. »Um diese Zeit macht wohl
Grete Toilette und Mama steht als
bewundernde Zuschauerin daneben
Und Konrad? Nun, der ist wahr
scheinlicb dabei, irgend einem anderen
Mädchen den hat zu machen«
tödlich wurden die Sträucher aus
einander geschlagen, und ein dvch AC«
wachsener junger Mann rnit einem
Paar Ruberitanaen über den Schul
tern stand vor ihr. Eise starrte ihn
entsth an:
«Konrad!« rief sie aus.
.Else!«
«Dars man fragen, woher Sie
kommen, Herr Stessen?« sragte Else
talt, als sie sich von ibrer Ueberra
schuna ein wenia erbolt hatte-.
»Ich war aerade im Beariss, die
selbe Fraae an Sie zu richten", er
widerte er abgernetsen «Jch habe mich
hier eingemietbet.«
«Wußten Sie, daß ich hier bin?«
»Im Gegentbeil ich gina gerade
hierher, um anen auiquweichen.«
«Ob!« rief Eise empört.
,Ja, es scheint sehr unböslich, daß
ich das sage, aber es ist wahr«, be
lriiftiate er.
Diete Versicherung übte einen be
ruhigenden Einfluß auf Eise. Sie
hatte die Sache von ihre-n Stand
punkt betrachtet und geglaubt. Kon
rad etwas vorwersen zu diirsen, daher
war es nun zum mindeiten gewagt-,
Piödlich die Sache von feinem Stan s
puntt betrachten und beareilen zu
enlissen, daß er ibe etwas vorzumer
ien habe.
»Ich vermuthe, das ist Ihr Boot«,
sagte fie nach einer Pause. «
«Es ist nicht das meine, doch ich
wollte es soeben benutzen.’·
»Seit ich aiio qehen?«
»Wie es Jhnea beliebt.«
«Jch glaube, ich werde bleiben«,
sagte sie schallt-oft «Doch da Sie na
mentlich biet-hergekommen sind, um
mit auszuweichem dürfen Sie nicht
erwarten, daß ich seht unterhaltend
sein wetde.«
»Nein. nein, Sie dienen einfach als
Ballest.«
«Wohin wollen Sie tudetn?«
»An die beste Anaelstelle. um mit
ein paar Fier zu holen.«
Nun islgten fiinf Minuten des
Sehn-eigens, wähnend welcher sie ein«
gutes Stück vorwärts kamen.
»Es ist ganz amiifani, Ballasi zu«
iein«, sagte Eise sondernd. »Aber ichj
wußte sue nicht« daß man in Ruder-i
booten Ball-ais gebrauchi.« ’
»Das ist auch nicht durchaus nö
thig, aber ez ist manch-mai ganz an
genehm.«
Wieder ein-» Pause, is der Konka
xiete imgekt Kleider stuöritägien betrach
e . te et vergessen,
deß» sie sich ein packe große qelde Maß
,
liebchen in das dunkle haar steckt
hatte, die sie so entzückendtl»deten,
dass er tamn seine schwer ertatnpste
Ruh-e zu bewahren vermochte. Er
etwqa bei sich. ob er dem Schicksal
siirnen solle, daß nochmals die Ver
iuchuna in seinen Weg führte, oder
ob er sich über diesen merkwürdigen
Zufall freuen sollte.
Sie waren am Ziel. Konrad brachte
die Angelruthe und Schnur in Ord
nung. Und Eise sah ihm zu
r .Ob ich auch angeln tiinnte?«' fragte
te
Er schnitt ihr eine Ruthe zurecht
und besestigte daran Schnur. Daten
und Köder. Sie wars die Angel aus,
Faß ganz still und beobachtete die klei
IMI Fische. Die umtreisten die Last
speise. wandten utn und kamen wie
der. bissen aber nicht an.
»Ich denke, sie lieben Regenwür
iner sagte Else schließlich verdrieß
t .
»Ja, gewiß« aber sie siirchten sich,«
»Ah-vori«
.Vor der Lockspeise. Sie wissen,
daß sie einen baten birgt. Arme, tleis
ne, dumme Thiere. ich tadele sie nicht.
Jch weiß, wie das thut.«
»Sie haben sich doch wohl nie an
einem Daten verwundet«, scherzte
Eike.
cheJI fa. wenigstens bildlich gespro
n."
»Wenn- Sie arnua arangelt haben,
sind Sie vielleicht io freundlich. mich
an das andere Ufer zu rudern«, sagte
Eise hochmüthig.
Darauf folgte Iodesstille.
«Wo wohnen Sie-'s« fragte Kon
rad mit einem entschlossenen Versuch,
Konverlation zu machen, während
er einen zoppelnden kleinen Fisch vom
baten nahm.
»Bei Frau Bang. Und SM«
»Bei meinem Onkel, Deren Bang«.
antwortete Konrad.
.Sind Sie also der Bruderssohiii«
fragte Elte.
«Sind Sie die Mietherin7« rief
Konrad
Ein Augenblick stummen Stau
nens folgte, worauf Konrad laut
lachte, während Elle ihre Lachluft zu
überwinden suchte.
.Es ist zweetloö, gegen das Schick
ial zu tiinipien, Elte. Wenn es uns
beide aus der ganzen großen Resi
denz auiiucht und uns hier zusam
meniiihrt, fo bedeutet das wohl et
was«, meinte Konrad.
»Ja, das glaube ich wirklich«, ant
wortete Elte.
Und Konrad Steffen kam an das
andere Ende der Bootes und setzte
sich neben Else Gruben.
J- der othe.
- - - ——« « -- —-——h-—
Professor (btim Vorktag): »Stibe
ktt geringste Chintse ist furchtbar eitel
auf seinen Kopf Würde z. B. tin Bet
ntcttr damit irgendwo hängen blei
den ———————————
so würde er lieber feinen Kopf ab
jchneiden, um zu entkommea, als sei
musopi!«
site Erfuhr-nd
X X l X H
I
Gast: »Ich mache Sie darau- auf
merllam daß ich keine Sen-fette e
ttieqt habe, Kellnet nach t
heißt-D wieder, ich hätte sie mitgenom
men.« "
CI