Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, October 15, 1909, Zweiter Theil, Image 11

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    er Hijrt äbkbrikk no
Taf-zip Hansstkngpi.
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"’ ’--’" - M
No. Wit. Es is e altes owiver e
wahres Sprichwort und das sagt:
« »Der ic- no Plelss leit Hohm«, un das
is auch so. Die Fiimmillie is ioidder
beisamme un es soll mich noch ema!
Jemand komme un mich sage, daß ich
fort soll gehn. Ich stehn bei meine
Ieids. bitahs das is der PH-, wo ich
hin belanae dicht-. Es is ja ahlrecht
wenn mer wann un dann enial en
tleine Tripp mache dicht, awwer die
selwe Zeit nent ich is es e Seh-einn,
wenn en Mann odder e Frau nach e.
dionttie wie Afrileh aehn duht. Ich
deht noch gar niclg sage, wenn es e
zissieleistes Kontrie wär, wo mer in
Sasseietisee gehn könnt, odder wo mer
e wenig eusschohe könnt, aivwer so
evbes is in Asriieb nit der siehs; die
SasseietheeLelkdies wo ich dort gesehn
lsen, wei die delite in unsere Taun sor
Distötbens un iok was alles sonst er
restet wer'n. iln die Mennsohts, well
die sin auch nit besser. Wie en Manni
wie der Mister Rubseseld es so langs
dort stende kann, das tann ich auch nit
sehn, well, das is nit von mei Binneß.
Jcb hen Sehne ennikiau verzähle wol
le, Ioie ich alles daheim angetrosse ben.
Wie mer mit die Trehn in unser Die
voh antonixne sin« da bat e Muhsicls
Bänd da aestanne nn hat druss los
gespielt, als wenn se dafok bezahlt
debte :ner’n. Es sin e ganze Latt von
unsere Freunde dagewese un hen
Hinten gettische, das war schon nit
met-r schön. Der Hauptmann war der
Wedeenseiler un wenn ich auch saqe
musi, daß es qanz schön war, uns so
e Rieseroschen zu gen-we, gleich ich
doch nit, wenn so e Neue gemacht
werd. Wisse Se unsereins ig doch
In so Sache nit aejuhst un ich den in
Kohnsetxkens ariq emberrest gefühlt
Ich sin froh gewese wie mer in unser
Haus ware. Wean ich sage, unser
Hans-, dann mein ich den Wedegweiler
sein Platz. bitabs -« der hat es nit
annerschter aedatm Mer den mit ge
miißt un weil nter grad in Zeit for
Dinner komme sin, da bat die Weder
treilern tin-:- aeiriat zu stehn. Ex- is
ia auch das beste gewese, tsikatzg ich
ten ja doch in nrei Hang nicts gericht
gehabt. Well, nach e kleine Weil sm
auch die Buwe anmarschirt komme un
ich muß sage, ich kken mich ganz schreck
lich gefreut, wie ich se all so tlien no
mit aeitoppte Löcher aesedn ben. Es
geht mitauz Tant, daß die Wedezwei
lern gut zu se getent gehabt hat. All
ihre Stading make schön aemend un
so make ihre Pednties nn ihre Feine-I
ware ttien gewasche, on so elbes dnbt
e liet·endes Mutter-dem ant. In die
erichte Lein bot jeder- en Kiss, oddex
Zwei triegt un besotir das-, iclk damit
durch gewese sin, den se mich schon aes
fragt: »Ma, was bascht dn nng mit
gebracht?« Der Philipp, wag mein
Lin-band is, der hat. besohr dass, er die
Buwe ihren Riß gewwe hat, schnell
ein sortaeichirtt soe iiins Cents tverth
Schntiss zu bolex der wo er sich mitae-s
nomme gehabt Ent, der hat nämlich
atisgcwsoe un der Philipp war out
tinier aestarit. Der Bub is gleich
widder komme un da hätte se emal
sehn solle. wie sich der Philipp aus den
Schnnss gesterit Hatt Wei er hat die
Finger so voll gemacht. daß ich gedenkt
tien er wollt e Kuh mit siittere. Jch
hen gesagt: »P!)il, schehmst du dich
denn aar nit? Du bist ia der reinste
Vielsraß!« Das hat awwer nickst for
ihn ausgemacht un wie er puttienier
das Backs’che leer gehabt bat, da hat
er erscht dran gedenkt, daß er doch
ennihau seine Kinner en Kis-, sollt
arwwe. lFr hat es auch gedahn un
das Riesolt war. daß die ganze Ge
sellschaft soc ebaut e halwe Stand
odder nocb weniger bat schnieße mits
se, tubietdtbänd. Ach, ich sage Ihne,
der Feller dnht for Niemand ebbes
kehre.
Mer hen dann Dinner gehabt un
ich muß tage, die Wedesweilern hat e
Miel dahin gesetzt, das war sitt sor
en Ring. Was mich das so gut ge
1
schmeckt bat, das lann ich Jline aar
nit sage. Das trat doch widder emal
gelebt. Well, die name Gesellschaft
war seriia mit esse un da stn ich un
der Philipp noch immer dabei gewese.
Ich Hätt nie nit get-entt, daß en
Menicb antieit von so viel Stoff
tomme könnt. Un wie mer dann end
lich fertig ware nn mer hen e stim
welche okvwe drauf gesetzt, wei, das
hen ich gefühlt wie en Prinz. Mer hen
ois stolzes auch verzähle müsse un net-s
mentlicb der Wedegweiler hat alle
mögliche Jnsormehschen ben wolle un
seine Frage hat er so sonnie gesetzt
daß mich nss einmal e Läntetn auf is
aattge: der Kanne hat aar nit ne
glaubt, dass mir in Aseileh aewese
sin! Well, das dabt awwer doch ei
niges bietet Wenn unsere Tronls
schon daaewese wäre, dann hätte mer
ia leicht den Pruhs sörnische könne
un der lawendiae Teiger wo met mit
gebracht hatte, der war auch noch nit
von die Zollbehörde abgestempelt un
wie es war ben mer also gar nicks an
Hand gehabt sor unsere Klelnn zu
pruhse. Well, ich den aedentt, in e
paar DTia is ia alles da tm dann ben
mir den Löbs an den alte Schmaktie.
Am Nachmittag is auch noch die Band
wo an den Diepoh war, zu den We
desnseiler tonnne un vie den en Stosi
zusamme gespielt das war iiers. Die
Bänd lnt aus vier Pieses tonsistet,
aus e Behsdrointm en Behe, e Konr
nett un e Klarinett, wo mer ans deitsch
Gelweriib ruse du . Die Feaer hens
die schwerste Stiele mitaus Note ge
spielt un da könne Se sich en Beatisf
mache, wie das aesaunh hat. Der
Medegweiler bat aedentt, es wär arig
schön, aivwer der bat oss Rohr-J nit
das seine mithsidel Verständnis: wo
ieli hen. Am Schönste war es, wie se
spät am Obend ,,Oolnn, schwiet Hohin,
gespielt hatte« Dann sin mer Heim
aanae un der Philipp tht en Aff mit
heim aesioinme, un das war en ameri
tanischer Aff. Ei tell juh ich sin srob
aewese. wie ich widder emal in e die
sentes Bett aelege ben. Ich bleiwe da
bei: »Der is no Plehs leit Hohn«
Mit beste Rieaakds ;
Yours ;
Lizzie Hansstengei. ;
.. h.-.-—--. -—.--—- - s
Vereint-gründet l
»Jetzt ham ma also an ersten und
ztvoaten Vorstand, an Kassier, zwoas
Schriftsiihrer und zwoa Beisitzer. Jetzt »
brauchtn ma nur mehr a paar Mit
glieder nacha Ivaar der Verein ser
tig!«
Schsnes Resultat .
»Nun, wie hat Jhr neues verbesser-l
teö FeuerwehpAutomobil sich denn be: E
währt?«
»O, beim letzten Brande wurde in
solge des blitzschnellen Eintressens des
Automobilo bereits eine Person aus
den Flammen gerettet —-- drei Men
schen suhr es allerdings unterwegs
todt.'«
Ein Gemütbdmeusch -
»Der reiche Rentier H. hat noch nie
einen Bittenden tveggeschicltf
»Nein, er wartet ruhig so lange bis
er von selbst geht. «
Geldheiratb
Standesbeamten »Herr Bräuti
garn, entweder ——-- oder! Sie müssen
sich schon zu einem deutlichen »Ja« »
entschließen -—-- rnit einem bloßen
Seuszer ist mir nicht gedient!« «
Heimseleuchtct
Ausschneiden »Ich wiege aut meine
275 Pfund; aber meinen Vater hät
ten Sie sehen sollen! Wenn der in
unserer Erlerstube aus und ab ging,
dann bogen sich die Ballen!«
»Da sind Sie Jhrem seligen Vater
hoch über; Sie brauchen nur den
Mund auszumachen, dann biean sich
die Ballen schon!«
Juliuuitsi
- Nichter: «Angetlagter! Wie kom
men Sie dazu, sich einen falschen Na
men beizulegen?«
Angellagter: »Woso? Bei unser
eeno nenn» Se det nur jleich falschen
Namen! Jck wollte janz eensach ooch
s«
mal inkognito reisen ;
Mißgeschick
»Die Luft hier scheint nicht viel zu
helfen -—— man sieht ja nur RranteX ;
Kurorts Bürgermeister: »Ach wenn»
einer gesund geworden ist, reist er ja
immer gleich ab!« !
Bei-reiflicher Zorn.
»Und Sie sind fo ärgerlich über die
plötzliche Heirath Jhres Sohnes? Was
ist er denn eigentlich?«
»Er ist Kunftmalerk
» JUnd sie?«
ISie hat auch nix.«
L
Aus-gelassen
«
—Die alte Herrenriege: »Hm-ph! Jetzt heißt’s springen! Wer’·g nich24
mehr schafft, der hat die nächste Lage zu zahlen!« ·
statuter krumm-armer
Vor kurzem ist in mefreren chine
sischen Grosgftäidten eine neue Polizei
Verfiiaima sin Kraft getreten, die
die Zahl der tonzejsionirten Dumm
häuser um ein Drittel verringert.
Beharrlieh tämpft die chinesische Res
aieruna einen Kanin engen dac
verheerende Laster ihrer Untertha
nen und gessen ihren eigenen Mantel
mitth. Die Zollabgaben siir das aus-·
Jndien importierte Opium sind eine
sehr willkommene Einnahmequelle der
Regierung, und der Kampf gegen das
Gift hetzt die Bevölkerung auf. Kein
Wunder, daß die Leiter des Staates
die Energie zur Gesund-uns des Lan
des und zur Befreiung des vom
Opium stlabisch abliiingiaen Volkes
nicht aufbringen können.
Die Geschichte der Opium Einsuhr
st mit der ostasiatischen Kriegsge«
; chichte eng verknüpr Vor 140 Jahren
irourde das Odium zum erstenmal zum
TStein des Anstosch zwifcken England
»und China und iin Jahre isöii wurde
Iein unter enalischer Flaage seaelndeg
Schiff, das Opium schmuggeln wollte,
turzerhand beschlagnahtni.
; Trotzdem ist seit jener Zeit die Jur
itsortzifser immer nur gestiegen Und
doch bildet die eingeführte Menge nur
jeinen sehr kleinen Teil dessen, mag im
siande selbst verbraucht wird. Private«
Beamte, Gemeinden, sie alle Pflanzen
Opium und Gemeinden, deren eigene
Ernte sonst genügte, miissen heute be
reits einsiihren.
Facblente behaupten in der Litera
tur, dafr etwa »t» Prozent der männ
lichen und 10 Prozent der weiblichen
sBebölterung in China Opiumraucher
,ind.
Man braucht durchaus nicht in das
Jnnere des Lande-Z zu tonnnen, um
Sinneer bei der Betätigung ihres ärg
ften Lasters zu sehen. Schon dfe Ver
trags-häer bieten reichliche Gelegen
beit zu dem so unerfreulichen Anblick.
Jn der Futfchau Straße von Schangs
hai fah ich diese Häuser zum erstenmal.
Aus dem wiiften Lärm dieser in
GeräufchsOraien nächtlich tobenden
Straße tritt man in einen nur inatt
erleuchteten, tiefen Raum. Auf weiten
Lagern ruhen die Mancher zu zweit-.
Zwischen ihnen steht die kleine Odium
iampe, eine Schuh-, auf der-das Nat
totitum liegt, und all die verschiedenen
Instrumente, die zur Bedieunna der
Pfeife gehören Auf eine lange Nadel
sticht der Raucher ein kleines Stück
Qpiuin und hält es in die Lampe. Nun
wird auch das Pfeifenbeelen iiber die
Flamme gehalten und das lialbfliiffig
gewordene Material in die Oeffnung
getan.
Es bedarf einiger Zeit, um die
Operation bis zu diesem Punkte aes
deihen zu lassen, aber in nur wenigen
Augenblicken ist die mühsam aefiillte
Pfeife ansaepaffi. So aebt es ein
s,weiteg, ein drittes Mal, bis der Raus
cher miide wird und unter der natio
tifchen Wirtuna einfchlaft.
Wer aufmerksam und boreiuaenoin
meu in die Gesichter der im Odium
raufch Echlafenden blickt, der wird er
staunt fein, wie weniq von deut, wa-;
e- erwartet hat, sich tatsächlich in den
xtiiaen dieser Menschen spiegelt. La
aer an Lager steht in solch einein
InitinchauQ und drei Sterliverle liach
bietet sich nun dasselbe Bild.
Aber in den Gesichtern liegt nicht
der Ausdruck traumhaften Entriiilt
i:iii-:s. Dieselben Male von stumme
und Freude und Sorgen und Schiiieri,
rsie das wache Leben in die Gesichter
rieser gelben Menschen geiirnlseii hat,
sie sprechen auch jetzt während ihres
Traume-J ihre bisredte, verraterii«t«e
Sprache weiter.
Es scheint, das-, die Träume dei
Lviiiiiiriiiischeg, toie tvir sie tin-J voi
zustelten pflegen, ein Privileg der
Dichter sind, die die bunten Märchen
bilder in uns geioeclt haben Wenig
stens wissen all die "s.)liitoreii, die dein
Lpiuni augsiihrliche Kapitel ihrer
tihinahiicher gewidmet haben. keine
gleichartige Erscheinung zu nenne-i.
Die Theoretiker, die die Traume als
ein untontrollierbar, wiistes Gemenge
reslettierten Tagesereigiiisse erklären,
oder ihre wissenschaftliche Gegner, die
iixsaiitile Erinnetuiigen in ihnen nach
zuweisen bemüht find. mögen nun
i-·«il7lhaben oder nicht, jedenfalls steht
fest, dasi die Träume um so iiriner
sind, je ärmer die Sele des Triiiinierg
auch in wachem Zustande zu sein
pflegt. Und wenn die Literatur auch
isoch keinen der voii Chinesen im
Opiinnrausch geträuniten Träume
wiederzugeben vermag, so bieten ung
doch die Berichte der allzu neu-gierigen
Europäer« die den chinesischen llnsug
»aus Spaß« auch »ein-ital« mitge
macht haben, einigen Anhalt fiir dadz
Kaleidoskop, das der Oviunirauitier zu
erblicken pflegt. Sie alle tvisseii nichts
anderes zu berichten. alg rasi das
Ovium auf sie entweder gar nicht ges
tvirtt bat, oder daß sie, ohne irgend
welche Vorstellungen dabei zu erleben.
eiiisach ties geschlafen haben.
Die Wirkung der im Opiuin entl)al
leneii Altaloide ist rein körperlich, ohne
den Geist des Menschen anders zu ve
einslussen, als indem sie ihn schwächer-·
widerstand-Zinsen unbewußter, animn
lischer macht.
Keine Poesie, selbst nicht die der De
cadeuee, vergoldet den öden morali
schen nnd törperlichen Schmutz ostasi
atischer Opiuuihijuser. Und nur in el
nem Lande, in dein die Sklaverei alsJ
selbstverständlich soziale Einrichtung
besteht, kann es Millionen von Meii
schen geben, die trotz aller Warnungen
tser Regierung und der hygienischen
Berater der Gesellschaft an dein sinn
s
sbetiiudendem kraftliibinenden »Gewiß
l mittel« festhalten.
, All die kleinen, keindmten Literat
ji«-in in Paris, Wien und Berlin, die so
ein chinesischeg Opiumhaus etwa als
eine Stätte schildern, in der auch in«
unserer prosaischen Zeit »poetisck.-e
Sensationen« erlebt werden tönuen,
schwatzen eben glatten Unsinn über
Dinge, die sie nicht iennen.
Um zu verstehen, wie sehr die Shim
; sen moralisch und körperlich durch das
Odium entlräftet werden, muß man
bedenken, daß gerade die ärmeren
’Schichten der Bevölkerung ani ehesten
Sklaven der Pfeife sind, daß sie all ihr
Geld zur Befriedigung dieses einen
tsteliistes verwenden. schlecht gekleidet
und schlecht genährt sind und so ge
sizndheitlich der Wirtum dei- Spinan
noch weniger zu widerstehen oermöaen.
Aus einer Bahn, die mit jedem Tage
crichiissiger wird, geht es mit einein
solchen Individuum beraub· Je
schlechter die Ernährung, uui so gerin
uci die Widerstandgtraft des Men
scben, um so größer die Anziehunosi
trnst ker Pfeife. Schlirszlich zerfällt
dai Leben solch eines Mksischen nur
noch in die jammervollen Stunden der
Sehnsucht nach der Pfeife und in die
kurzen Intervalle des stumpfsinnigen
Vergessens durch die Pfeife-.
Der Konsum an Qipum in China
swird von Stotistitern aus etwa 604
l Millionen Triebs-, das sind JtZU Millio
Inen Dollars, jährlich geschätzt.
an den letzten Jahren scheint der
smrport in einzelnen Hasenftädten ein
wenig abgenommen zu haben. Nicht
sktwa, weil das Laster sich Verringert
lut, sondern weil man mit Erfolg ein
neues Nartotilutn einzuführen beaons
nen hat. Doch schon zeiaen die iälsril
lielien statistischen Ausweiie, dass die«
Ziffern fiir Opinm die alte Höhe wies «
der erreichen. so daß das neue Genuß-»
Jtssittel, das Morlein-m als ein reines
Terms-plus dein Lande zuaeteilt wird.
lirst spritzte man das Gift ein« ganz
in, wie es bei uni- die Aerzte zu Be
tiiubimgszwecten vertrenden, nun ist;
man aber auf eine siir die nach Var-T
totita liiitetnen Shinesen bequemen;
thrt verfallen und verteibt esz in Form
sum Pillen und Pulver-i. »
Jnnner tiefer wurzelt der Drang»
fick zn betäuben, in der chinesischen Be- .
willenan nnd es ist fast sicher, daßl
die neue Polizei-Verordnung den Weg. H
Der viele Chinesen zu Firantlieit und!
Verfall führt, auch nicht nni das tlein: i
sie Hindernis bereichern wirb.
Robert Sande-L
Die Nase des Genie-.
Es ist ganz zweifellos-, das-, vie
Nase eine viel ariifiere Rolle iin
menschlichen Leben spielt, als wir ge
iiieinizilich glauben. Ja, nian könnte
sehe leiclst das- Baradoxon ausstellen,
das-, die Nase das Niechen nur so
lznsagen im Nebenamt betreibt. da
’ sie iridttiaere und tedeutunatvbl
Tlere Funttioneii zu ersiillen hat. Dei
itsönisehe Major und Historieninciler
!-30phug Schna, der so griindliche
physioxinomische Studien trieb, be
haiiptete, die Nase sei »das Tlserinoi
nieter, an dein man die qualitative
Zircist des Geistes ablesen könne«
So drollia der Satz mich klingt, so«
wahr ist er in seinem Kerne Weis
iing an einein Menschen sympathisch
Inder unsympathisch ist, way ein die-I
sicht bedeutend oder unbedeutend er ;
Ischeinen lässt« was- eiuen Menschen
’auc« der Vlllaeiueinheit eniborbebt, oder
init dein Pöbel aeinein macht, das ists
ldie Nase. Die Nase, die in ihrer Un
Ibewealichteit so wenia nugdinctgsiihig
zu sein sckeint, kennzeichnet doch den
iistthetischen nnd ethischen Wert eine-;
ititesichtei Was einer ist und beben »
!tet, iann man ihin wirtlich an derj
Nase ablesen. Dai- lsiibsche Wort La
vatersz »t7ine liiibsche Nase befindet
sich niemals in einem häßlichen Wie-»
sicht«, hat immer noch Recht belmltensp
Nun tonimi ein Mann dauer. derj
in einer lleiiieii Broschüre dei Wissen!
schast eine wichtige Mitteilung zu»
inaclxen hat. Herr Dr. tsdaar von
Mojsisobics siellt in seiner Schrift.
Tie Gesichtebildunq des Genie
(Dregden, Richard Liiicles kurz-den die
Belsniiptuna aus, das-; das typische
Mertinnl des Genieg die tiuninie Nase
Ysei. Er denkt dabei vor allem an dies
Esiiiimmuna des Nasciiriiaen5, wie eg;
teiiva die Goethe-Bildnisse zeigen Eill
!biingt. um seine These zu beweisen,
Feine lange, lange Lisie von Genieo, diet
’alle eine gebogene Nase hatten: Dante,
Tasso, Moliisre, Elsalesneare, Schil-.
ler« Michelangelo, Tizian, Riibeiis,
Ncivton, Linui2, Julius Cäsar, Natio
Ileon, Moltle, Wagner, Liszt, Verdi
»sisiv., usw« lauter ,,.Kriiiiimuasiae«,
wie man sich aus« Den Porträten über
zenaen tann.
Nun aber lässt sieh von vornherein
manches gegen Das lleine Schristchen
einwenden. Vor allein desiniert Herr
Tr. von Mossisovirsz den Begriff des
«««-etiie5 ganz salsrt). t7r sieht in der
Fähigkeit, ,,einen und denselben Ge
genstand in zwei oder mehreren Be
dingungen, Stinnmrngen, Stellungen
nsw. reprodnzieren zu können, den
teeiin jener Kraft, welche wir in ih
renr bisher höchsten Zustand, als uni
rerselle Schöpfertmst bezeichnen«.
tDiese universelle Schäpserlraft soll
eben die geistige Potenz des Genies
sein.) Das ist, mit Verlaub zu sagen,
ein Unsinn. lfin elsensolcher Unsinn,
als-«- tven der Verfasser gleich darauf
versichert, »der Bearisf des Genie-) re
sultiert aus der Fähigkeit, die Außen
toelt in sich selbst schöpferisch zu erle
lben«. Das tlingt nach was, heißt
als-er anr nichts. Das Genie ist über
inTndt keine Kraft der Reproduktion,
sondern die Gabe, Vorstellungen in
eine bisher noch nicht gefundene, nicht
Hahnte Verbindung zu bringen; das
ist ungefähr gerade das Gegenteil von
dem, mag Dr. von Mojsisovics meint.
Alle genialen Erfindungen, Entdeck
kungen, alle genialen Gedanken und
künstlerischen Werke sind im Grunde
genommen nichts anderes als neue
Brücken zwischen alten Gedankenbah
nen. In kürzester Form gesagt: Jede
geniale Tat ist eine neue Jdeenassozias
:ion.
Das lsjcnie ist also ein kühner
Springer von Gedanken zu Gedanken
Entschlossenheit nnd Mnt scheinen un
zertrennlich von seinem Wesen zu sein.
Ich kann mir ein schioächlicheg« feiges,
nnentschlossenes Genie nicht vorstellen
Wenn ich die vielen Nasen überlesxs
und all die krummnasigen Regenten,
Staatsmänner, Künstler, Gelehrte
Entdecku, Erfinder, die Herr von
Mojsisovicg zitiert, Revne passieren
lasse, so sehe ich lauter Männer der
Tat vor mir. Ja, ich glaube sogar,
das- tatfrenide und tatschene Zeiten
überhaupt keine Genie-z hervorbringen
können.
Und nun ertlart sich die Krümmung
der Nase beim Genie viel leichter. Man
tann nicht von Physiognomit sprechen,
ohne immer wieder und wieder Lam
ter izitieren zu müssen. Und Lavater,
der einmal die Nase den entscheidenden
Zug der verstandesreichen Seele nennt,
eilennt im böckrigen Umriß dieses Or
gans Stärke, Mut und Entschlossen
lieit. Es ist zweifellos-, daß die kleine,
nach aufwärts strebende Nase dem Ge
iietit einen schlauen und listigen Aug
druct gibt, der allerdings bei dem typi
schen Soubrettennägchen drollig, pi
tantskja sogar bezaubernd sein tann,
indes er als typische Tschechennase we
nig Sninpathisctieg an sich hat. Zart
fiiblende, geschmaetvolle, vornehme
Menschen werden ioir uns immer niit
geraden, feingezeichneten Nasen vor
stellen. So gilt denn die sogenannte
Adlernase, die Goethenase, die geniale
Nase seit jeher, besonders in Italien,
als- vornehmste, sozusagen aristotrag
tischste Nasenforni. Da spielt viel
leicht, wie Mantegazza richtig bemerkt,
ein sozusagen atavistischer Respekt ent
scheidend mit. Die grosziiaRiien Er
oberer tGriechen und Römer) haben
die lleinnasigen llrdetoohner unter:
driickt. Jni Mann mit der großen
Nase sah man den Sieger
Jn derselben Gedankenreihe bewegt
sich auch die Vorstellung, daß die min
derentwietelten Menschenrassen auch
fininderentwiaelte Nasen haben. Die
tstarke Entwicklung der Nase ist ein
Zeichen fortschreitender Kultur. So ist
ji: auch beim stinde die Nase gar nicht -
charakteristisch und bekommt erst ihr
rechtes ProfiL wenn aus dem Kinde
ein Mann wird, und Charakter nnd
Geist sich geforntk haben.
Je höher ein Volt in der Gesittung
steigt, desto edler und seiner wird die
Nase-. Jst esJ da nicht naheliegend an
zunehmen, das-, die Nase dec- Genie-s
als des volltommendsten Menschen
ins-us überhaupt, immer die reinste
Form aufweisen wird? llnd die rein«
sie Form, die klassische Nasenlinie hat
entschieden die leichtgelriininite Goe
khenase Weil also das Genie die
Auslese der Menschheit ist« hat das
inenie die startgezeichnete Nase mit
dem tssiistigen Profit.
Aber natiirlirh darf matt bei Nasen
studien nicht dag- Verhiiltniiz der Nase
Zu Wange, Stirn, Mund und stinu
vergessen. »Lange Nase nnd spitzeLJ
Fiinn, da titzt der Satan leibhast
drin«, heißt eH im Volk-. llnd wenn
Erie Nase noch so kräftig ist, sie wird
sofort nnschön, wenn ihre Länge die
Liinge der Stirn überschreitet Aber
wie dem auch sei, die Nase beherrscht
immer das Antlitz. Mögen die Augen
noch so seelenvoll sein, mag der Mund
noch so schöne Dinge sagen, iitsser eine
schlimme Nase toninien auch Mund
und Augen nicht hinweg. An der
Nase haften unsere Sympathie-i, die
Nase stößt uns ab, vor der Nase haben
2oir Furcht und Respett Das alte
lljiiinsterische Sprichwort hat recht: »n
gueden gietoel miit dat hus fin«. So
belehrt denn der Blick auf den Giebel.
ot-- in dem Haufe dag- Genie wohnt.
Rudolf Lothar.
--- ---— - Os
Dte Zchuldigr. »
i
Die bekannte Opernsiingerin LniseJ
S. befand sich trotz ihrer alänrendens
tssinnatsmen in steten Geldniitheni
Eine-;- Abendss hatte sie in dem Aug
stattungestiick »Zauberin Sidonia« in
der Titelrolle aufzutreten thlsJ nun
Sidonia vom Fehtngericht wegen
Zauberei und Giskinischerei verur
tleilt wird und der Präsident nebst
den Mitgliedern ihr das Furchtbare:
»Sie ist schuldig!« im tiefsten Vsisse
eittgegenschletideri, erhob sich ein Zu
schauer im Parterre und rief laut zur
Biihne hinauf: ,,Jawohl, meine Her
ren, mir ist sie auch noch das ttleid
schuldig, da sie an hatt« Da das
ganze Theater in schallendesz Geläch
ter ausbrich. mußte die Vorstellung
abgebrochen werden.
—-—--·-.—--.-———
Souvetiitn
Richter: »Sie geben also zu, Ihrem
Geliebten das Büschel Haare ausge
rissen zu haben?«
Angeklagte: »Ja s— aber nur fürFZ
Medaillon!«
Die Herzen d:r Menschen gleichen
einander noch weniger als die Gesich
ter.
xuftlchitkperuetin
Die Jnternationale Lastschiff-Aus
stellung in Frankfurt a. M., türzehali
her Jla genannt, bat mancherlei Pläne
angeregt, unter anderen auch die Or
ganisation eines Lustvertehrs mit mo
dernen Luftballons und zwar zu
nächst mit Zeppelinschifsen. Es ist
zu dem Zweck eine Aktiengesellschaft
in der Bildung begriffen, die nun,
was schon seit Monaten oder gar Jah
ren in Blättern und Köpfen spukt, in
feste, greifbare Form bringen will.
Der Plan scheint eine etwas lustige
Spekulation, aber die leitenden Geister
jagen durchaus nicht Hirngespinsten
nach, es sind hervorragende Persön
lichkeiten aus der Kreisen der Verwal
tung, der Industrie und Finanz, die
fiir chimärenhaste Unternehmungen
nicht zu haben wären. Dementspre
chend ist auch dietfinladuna zur Theil
nahme an der Gründung in durchaus
niichternem, besonneneni Ton gehal
ten, wobei dieBeurtheilung der tiinftis
gen Entwicklung allerdings zuversichti
lich gehalten, aber Aussichten und
Vorttieile sorgfältig erörtert werden.
Was man plant, ist vorerst eine
Station mit Rundhalle in Frankfurt
am Main, von wo aus zunachst nm
zwei Lustschissen Fahrten unternom
men werden sollen. Wenn die Erfah
rungen, die man hier macht, dazu er
tnuthigem dann erst will man an einen
weiteren Ausbau von Luftschisflinien
herantreten »Der schnelle Fortschritt
im Bau lenkbarer Lustschifse«, so be
ninnt der Prospekt, »hot die Möglich
teit ausgedehnter Lustsahrten begrün
det, die unter Umständen sehr rasch
zur Bildung von Lustschifflinien und
zur Schafsunq eines Netzes solcher Li
nien iiber das Deutsche Reich und dar
iirier hinaus führen können. »Noch
den wenigen Ersahrunqen,« so heißt
e—:—, »die aus dem Gebiete der Luft
schiffahrt vorliegen, ist es zur Zeit
noch nicht möglich, siir das beabsich
tiqte Unternehmen eine sichere Er
traggberechnung auszustellen Um
aber den grossen Vorsprung, den
Deutschland in seinen Lustschissthpen
und vor allem in dem durch die Volks
spende gewährleisteten weiteren Aus
bau von Zeppelin : Luftschissen besitzt,
auszunutzen ist die Schassung einer
ersten sijr Rund: und Zielfahrten ge
eignet geleaenen Versuchsanlaae eine
nationale Pflicht und Nothwendigleit
um weiterem Fortschritt den Weg zu
bahnen«
Frankfurt wurde als erste Ver
suchsstation gewählt, weil dort der
Zustrom zahlreicher bemittelter Fahr
giiste gewährleistet erscheint und weil
es nicht allzufern von dem eigentlichen
Lebenöqiiell der Unternehmung,
Friedrichshafem entfernt ist. Von da
aus« sollen Rundfahrten rheinauf- und
abwärts, um Tnunug und Odenwald,
in die Thaler des Hiinsriick, iiber die
zahlreichen tinrorte dieser Gebirge
unternommen werden. Auch Ziel
sahrten nach anderen Städten in de
nen man zunächst nur Ankerplätze ein
zurichten braucht, insbesondere nach
tiölin Diisseldorf, Mannheim, Ba
den Baden, Stuttgart und Nürnberg
timnen von Frankfurt aus unternom
men werden. Wenn dann die Fahr
ten von der central gelegenen Groß
stadt am Main aus genügende Anzie
hanagtraft erweisen, wenn ferner der
mit absoluter Sicherheit zu erwartende
Fortschritt der Technik größere Lei
stungsfähigkeit der Schiffe und Vet
liilligung des Betriebes bringt, wird
man dazu übergehen, auch in anderen
«Z!iidteii Hallen zu bauen. Als solche
anderen Städte werden vorerst
Miiucherh striltn Diisseldorf, Baden
Baden uni Straßburg genannt, dann
Linien nach Leipzig -Berlin, nach
Hamburg, seieh Liibect und so weiter
Ob das Unternehmen sich bezahlen
wurde, ist auch schon in Praktische Be
rechnung genommen worden. Ein Ka
pital von drei Millionen Mark ist
vorausgesetzt wozu die Luftschiffs
baugesellschast Zeiipelin eine halbe bei
trägt. Die Jahresausgaben werden
auf 85)2,()t)(s Mari, die Einnahmen
auf 1,05(«),0s)0 Mart abgeschiitzi. All-—
jährlich ist« Fahrten mit jedem Luft
schifs mit je zwanzig Passagieren und
ron durchschnittlich sechsstiindigek
Dauer Der Preis einer Fahrt soll
siel· auf 175 Mart stellen, den fich
wohlbabende Touristen leicht leisten
können. Als zweite Hauptstation ist,
wenn das Unternehmen sich bewährt,
Berlin in Aue-ficht genommen. Die
Gesellschaft würde gleichzeitig eine
hohe Schule fiir die deutsche Luft-:
schisfahrt bieten. Nach alledem«, be
mertt dazu die «Frankfurter Zei
tung,« »ist es ebensosehr ein nationa
leLs als- ein geschäftliches Unternehmen,
das jetzt ins Leben gerufen werden
soll. Die Empfindung hierfür tritt
auch offensichtlich darin zu Tege, daß
es prominente Persönlichkeiten aus
ganz Deutschland sind, die fiir dag
Istustandetommen der Frankfurter
tsjriinduna ihre Stimme erheben. Man
iiihlt vielleicht, daß man seine Mit
wirluna an der Sache nicht gern ver
sagen soll. auch wenn man ihr vorerst
noch skeptisch in Bezug auf die Renta
bilität gegenübersteht Andrerseits
mag man es für gut halten, Fühlung
mii einem Unternehmen zu gewinnen,
das möglicherweise binnen kurzem
seine Arme iiber ganz Deutschland
ausstreclt.«
——-.·
Den Nordpolhut haben unsere Da
men jetzt erfreulicher Weise —- es wird
damit zweifellos einem tiefgefiihlten
Bedürfnis abgeholsen. Aber loo bleibt
der Eslimonos