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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Oct. 8, 1909)
pas Rendezoouz. Ein Großitadt- Intermezzo von Throdor Schmidt. Knrt von Finlenitein wanderte ruhelos in seinem Zimmer auf und alk. Er rückte zum zwölften Male die Figuren und Photographien auf sei nern Schreibtisch zurecht, og zum iünfundzroanziaften Male »eine Ta schenuhr auf und murmelte wohl zum hundertsten Male: »Nein, so ein Götterweib, schöner als eine Ve rrat-, herrlicher als eine Avhrodite!« Er hatte schon versucht sie auf alle möglichen Arten im Bilde festzuhal ten. er hatte sie mit Bleiftift, Kohle Und Tusche stizzirem ja sonnt mit Farke malen wollen, aber all diese Bilder blieben treit hinter der Wirt lichlcit zurück- Man hätte ein Rai-act oder Tizian sein müssen. wollte man die fein aemeißelte Stirne, die ichwatzseidenen Haare, die sie wie leichte Wellen harmonisch ums-Diel ien, wollte man die that-frischen Lip ven und jene schimmernde Reihe von Perlzödnen vereinigen, die beim Sprechen und mehr noch bei ihrem silberbellen Lachen io entzückend zum Vorschein kamen Melancholiich warf er den Piniel ge mußte sie noch einmal sehen, io viel stand leit, sonst vergina er vor glühender Sehnsucht; die iliichtige Betanntichast, die er heute mit ihr im Straßenbahnivaaen gemacht, ge niiate ihm noch lange nicht. Aber wie? Rnhia abwarten, bis er sie wieder einmal träfe? Nein, dass wäre ent schieden zu ungern-iß und langweilig; gewesen. Jlir ein hiibiches Briefchen schrei-; ken? Ganz aut, wenn er nur ihre Adresse oeroirßt hätte. Arn Ende war sie qar schon verhei rather Der Fall wäre aewiß der schlimm ste von allen. Fatals Aber etwas mußte ne ichehem Knrt besann sich hin und her. Das Schnellite und Sicherite wäre. wenn er eine Anzeiae im Ta-. aeblatt. ver anaeieheniten Zeitung der Stadt. einriiclen ließe, eine An-l ncnce von dem bekannten Text und Inhalt, in dem ein verlorenes Herz «cl«en gesucht wirs. Gedacht, aethan. Entschlossen ließ er sich an seine-n Schreibtiich nieder, zoa ein Blatt Papier hervor und bes nann, den Text zn schreiben. Das erite und zweite Mal wurde ein Ge dicht aui—die Schönheit Avhrobitenei daraus, das dritte nnd vierte Mal ein bymnus auf die alles verzet rende, alles verieerendr. alles ver llörende Macht der Zehniucht, das fünfte Mal eine Verherelicbuna des Straßenbahnwnaens, und erit beim sechsten gelana ihm der große Wurf, eine regelrechte Annonce zahm-nen zubringen. Zufrieden steckte er das Etaborat in einen llmschlaa und übergab est dem Diener zur Beiorgnncr - I Das W.... Taaeblatt enthielt inl seiner nächsten Moraenausaabe nn ter der Rubrik »Vern1ilchte Ansehen« auch das folgende Jnferat: ! AchtunaI Jene anmuthiae junae Dame miti dern zartaesvonnenen Seidenhsar, i den tietblauem unerqründlichen An gen den ichroellenden No lenlipven und den schimmernden Eltenbeins gähnen, im braunen Koltiirn und arünen wallenden Feder-but, die ge stern Nachmittag zwilchen drei und; halb vier Uhr mit der Strißenbahn vom Friedrichsvlatz zur Alexander brüete fuhr, wird, falls ehrt-are An-. näheruna müalich Und erwünscht, ron dem rnitfadrenden Herrn ihr gegenüber zu einem Nendezvoug morgen Abend 8 Uhr im Thier-gar ten. erster Seitenaana rechts, gebe ten. Erlennunaszeichem eine rothe Nellr. Ein stiller Verehrer. Mit stillem Bekgaen las Kurt die Anzeiae durch: die mußte einschla gen, ohne Zweier Er war aber lehr erstaunt, als er in der Alsendausgabe des gleichen Blattes die folaende Anzeiae sali: Jene hübsche junne Dame mit dem welligen schwarzen Ha.1r, den träu menden Veraifzmeinnichtaucem der rnojeltätiichen Stirn und den tri den stirfctenlipven thellbraunes Koltiim und dunkelgrüner Federbut die ge ltern Nachmittaq den Straßenbahn traan No 135 tLinie f; vom Fri ed richsplatz iur Mariennlleei benutzte und zwar zwischen Z und 4 libr, wird, wenn ehrbare Annäherung an genehm, von dem Herrn in der Ecke vorne zu einern Rennezvous moroen Abend s Uhr im Thierarrtem erster Seil-nimm rechts aebeten. Erlen nnnaszeichem weiße Nelte Entlilulcht ließ Finlenftein die Zeitung sinken; das hatte er nicht er wartet. Insel-einend hatte er einen Nebenbublen der sich aieicbialls für die schöne Frau interelsirtr. Zu ver wundern war es ia nicht; es mochte weder der erlte noch der letzte lein Kein Grund für ihn übrigens-, eiser liichtiq zu lein: wenn er erlchiem siegte er auf der ganzen Linie. Ganz aus den Wollen jedoch glaubte er zu fallen als er in der folgenden Moraennumrner eine An zeige las« die also lautete: · i i Jene keqende junge Dame mit dern weichen vechlchwarzen Sammethaar, den milden, sonnigen, blauen Augen, J den glühenden Pttrsichtvangen und blühenden Mohnlippen, in braun arauern Koitiini und grüner Baa, die gestern Nachmittag argen list-i Uhr an riet Alexanderksriicke aus einekn Stra ßenlssahnrvaaen ftiea und dabei ihren Sonnen-Mr m fallen ließ wird von dem Herrn der denselben aufhob, zu einem Stelldichein eingeladen, wenn möglich teilte, Abends 8 Uhr, irn Thieraariem erster Seitengana keck-is Geaenfeitiaes Erlennungszeichem eine dunkle Rose. Das lannte hübsch werden! Don nertrsetter: drei zu eing. Gleich drei waren in die anmuthige, hübsche, rei zende Dame vernarrt; und alle drei wählten ausgerechnet den Thieraarten zum Schaut-las ihrer Sckäferitiindi chen. Allerdings ein besserer Platz war in der aanzen Stadt nicht zu fin den: daß aber alle drei dcn ersten Seitenganq rechts wählten, wir duck ein merkwürdiaer Zufall. .,Ei was", dachte Kurt, »ie mehr, desto besser. Meinetsregen noch ein hilbes Dutzend. Das aiebt nack lanaer Zeit wieder mal nen hubiel en Spaß-« Z Und er vetchlotk ninzuaenem Es war ein hühscher Maienabend Die Sonne nina langsam hinter den uralten Linden und Kastanierp bäumen des Thierpartes unter. Tas mattaoldene Rath schimmerte durch die tnorriaen Aelte und lispelnden Zweige, während leichte Purpurwol ten am reinen Himmel rahinseaelten Die bunten Frithlingsblumen in den runden Zierbeetchem rsie zahlreichen Fliederbiische, die mit weißen und vio letten Sternlein iibersiiet waren, und die Iasimnsträuchen die sich unter oer Last ihrer Schneebliitlfen sanit zur Erde neiaten, sie alle sandten ihre be rauschenden Düfte durch die stille Abendluit. Das heilige Schweigen wurde nur ab und zu durch das-.- fröh liche Zwitschern einer Amsel oder eines , inlen unterbrechen, der heiter und soraenlos kein Abendlied zum Besten anb. Kurt oon Finlensteiti war bereits um US am Platze. Von einem Feinde war nach teine Spur sichtbar. Er vromentirte einige Minuten aui und ab und ließ sich dann auf einer Bank, der einzigen in diesem Seiten Kanne, häuslich nieder. Kurz Vor Ists Uhr erschien der Nebenbuhler mit der weißen Nelle: ein eitler Fant mit Monoele und schweren Brillanten an den Fingern. Auch er spazierte hin und her, um dann ungenirt neben Flurt Platz zu nehmen. Punkt Eis-as Uhr tauchte der Dritte im Bunde aus. Er sah zwar aus den ersten Bliet elegant aus, aber es war doch eine start sadenscheinige Noblesse. Er nahm sofort zwischen beiden aus der Bank Platz. Sie schwiegen an fangs alle drei beharrlich. Kurt nahm ein Buch hervor und las, so gut es im Dunkeln eben noch gehen wollte; die ,,weisze Nelte« zeichnete allerlei Figu ren in den leichten Sand, und die ,,duntle Rose« blickte träumend in die Ferne. Die Situation war doch recht un gemiithlich. Da kam senkt eine iamoie Joer. Vielleicht gelang es ihm, den andern wegzueteln »Ich finde es ziemlich kühl hier," wandte er sich an den Herrn in der Mitte, sein Buch zusammentlapvend, »dazu lommt noch ein empfindlich tal ter Zug von Norden.« »Die Kühle thut mir außerordent lich wohl; es liegt etwas Beruhigun des, Einschläserndes in dieser Lust,'« versetzte die »dunlle Rose« höflich ,,Jmmerhin muß man vorsichtig sein,« suhr sinkt satt, »ein Schnu psen ist schneller da als wieder sort.« Er stülpte seinen Rocttraaen hoch, obwohl nicht das leiseste Lüftchen sich regte. »Es ist heute ziemlich leer hier draußen,« spann die ,,duntle Rose« das Gespräch weiter, ,,obtvohl ein herrlicher Frühlingsahend ist.« »Das machen die vielen Theater der Stadt,« ergriss nun auch der Dritte. der Mann mit der weißen Nelle, das Wort. »Ja, ja,« entgegnete Kurt, »das macht der Zauberkiinftler, der all abendlich im Casino auftritt und eine mächtige Anziehunggtkaft ausübt. Er leistet aber auch wirklich Erstaun liches. Die Herren haben ihn wohl noch nicht gesehen?« Die andern ver neinten. » »Dann haben Sie entschieden et— was versäumt. So verblijffende sfiunskstiicke habe ich in meinem Leben snoch nie geschaut· Er bat übrigens sheute sein letztes Debiit. Die Vor sstellung beginnt um 1439 Uhr. Sie kommen also gerade noch zurecht.« »Ich habe nicht die mindeste Lust,« winkte die ,,dunkle Rose« ab, »derlei Sachen beruhen nur auf geschickter Taschenspielerei.« Von einer entfernten Glocke klan gen dumpfe Schläge herüber. Mecha nisch blickten alle drei aus ihre Ta schenuhr. Die beiden Nelken wurden zusehends unruhiger, während der herr mit der dunklen Rose ruhig und gelassen fortfuhr: »Auch ich bin aus dem Gebiete der Hypnose, des hellsehens, kurzum der Wahrsagekunst eine kleine Größe. Jnsbesondere kann ich aus den Li nien« der Band eines jeden Menschen dessen Vergangenheit und Zukunft mit deutlichen Lettern lesen. Jhre Hand zum Beispiel,« er griff dabei nach Kurts Rechte, ,,fagt mir auf den ersten; Blick, daß Sie einer alten Adelöfarni lie entstammen, keine Eltern mehr be-. sitzen, keinen Beruf haben, sich in hie-s siger Stadt nur aufhalten, um ein! paar Jahre flott und lustig zu verle ben. Sie haben fabelhaftes Glück bei Damen, das Jhnen für immer treu bleiben wird. Sie werden dereinst«—— feine Augn nahmen dabei einen selt samen Glanz an —- ,,nicht ur eine schwerreiche, sondern auch eine bild fchöne und treue Gemahlin bekommen, die Ihren Lebensabend so angenehm wie nur möglich zu machen bestrebt sein wird.« »Btavo!« rief Fintenstein begei stert. »Alle Achtung vor Jhrem Ta lent; wenn die Zukunft, die Sie mir prophezeien, ebenso wahr ist wie das. Bild, das Sie von meiner Vergan-; qenheii entworfen, dann sind Sie in. der That ein ganz hervorragende-z Genie.« ,,Wollen Sie nicht auch meine Hand einmal betrachten?« fragte der Herr mit der weißen Nelle neugierig und erstaunt. »Mit Vergnügen, bitte sehr!« Aufmerksam betrachtete der Pro pbet die verwirrten Linien und Züge dieser Hand. »Hm! Das Problem ist diesmal nicht leicht. Sie entstammen einer einfachen Biirgersfamilie, aber in ih ren Adern rollt schweres Blut. Durch einen guten Zufall sind Sie in den Besis eines bedeutenden Vermögens gekommen Aber Sie wirthschaften nicht so, wie es sich fiir einen ilugens Mann gehört. Sie geben zu viel; Geld aus so daß Sie in fünf Jahren am Ende Jhrer finanziellen Kräfte angelangt sein werden, wenn es Ihnen nicht gelingt, sich durch eine reiche Hei rath zu retten. Leider sind die Aus sichten hierzu nichts weniger als rosig ! Sie schweben in den nächsten Wochen; in Gefahr, einer leichten, haltlosen, wenn auch märchenhast schönen Si rene in das Netz zu gehen Seien Sie» aus der Hut. Noch eing! Sie sind ein besähigter Künstler, aber ihre Umge bung versteht Sie nicht und weiß Sie nicht zu schätzen. Ihre Arbeiten wer- I den erst von späteren Generationen ge- ; würdiat werden.« ; Trifft alles aufs Haar zu!« rief’ die »weiße Nelke« freudig erregt aus. ,,Nur das mit der Sirene bleibt mirs etwas dunkel. Jch habe mich bis jetzt nämlich nicht im geringsten um die holde Damenwelt getümmert.« »Dann geht es Jhnen wie mir,« fiel Kurt schnell ein, »auch mich lassen die Weiber surcktbar kalt. Ich würde keine zehn Schritte siir sie thun. Aber die Teufel dränaen sich von selbst aus und hänazen sich wie Kietten an einem fest.« »Bedaure, meine Herren, daß ich ietzt aehen muß«, fchaltete der Mit telmann mit der dunklen Rose ietzt ein« Und höflich ariißend eilte er von dannen· Einiae Zeit nach ihm zoa auch die weiße Nelte ab. Kurt blieb allein übrig. Die heiß erwartete Fee war nichts gekommen. »Veriorener Abend!« murmelte er und schlenderte mißmuthia dem Aus i sama des Bartes zu · v " s »Nun, was haft du eebeutet, Fred?« llana eine weiche zarte» Frauenitimnie dem Mann mit deri dunklen Rose entgegen, als er dies steile Treppe eines alten Hauses ins dem verknsensten Viertel der Stadt» emporstieq. s »3wei tadellose Uhren nebst Fiel-s ten, 14 Karat auf Ehre, und Its Ringe hab ich den beiden GimpelnH abgezogen, djtuntet einen Beillantew von hohem Werth· Das war eines selten qiinftiae Gelegenheit hätte lsum l geglaubt, daß die Dummlöpse so leicht aus die Anzeige teinfallen würden.« Poli, und leicht zu arbeiten, saq’ ichs dir. Kinderspiel, das reinste Kinder-J spiel wct’s; im Nu hatte ich sie her-s um. Loka, du wirst noch dein Glück machen!« l —- ww- — Zwei Acmfttmfcn· h - -Xk I »Was treibst du denn bei dem schlechten Wetter auf der Straße?« Frist: »Ich trau' mich nicht heim, die Mutter ist so wüthend!« ,,,Abet warum sagst du das nicht! einfach deinem Vater?« Frist: »Ach, der ist ja selber aus gerissen!« In Sachsen. »Kellnek, geben Sie mir ein Om letie! — Währt’s lang?« »Me. ’s werd rund!« Stella u cd Tonio. Ein italienisches Reiseabenteuer; von Alsred Angerinaher. Dr. Bode. erster Kunstreserent einer großen deutschen Zeitung, der ,,Aller neuesten«, hatte eben seinen Freund, den Bildhauer Hinzpeter — nunmehr Pietro Micio —- besucht und toar nun im Begriffe, Italien den Rücken zu lehren Der Zug fuhr so gut, als es aus einer italienischen Eisenbahn über haupt nur möglich ist und mit einer gewissen Erleichterung fah der Doktor die weißen Marmotselfen von Car rara, wo er sich eben zwei Tage auf gehalten, ins Dunkel der Nacht zu rückgetreteIL Doktor Bode, der sich durch ein tüchtige-z Trinkgeld in den Alleinbesitz eines Coupes erster Klasse gesetzt hatte, war eben entschlunnnert und vom Traumgott ins Redaltionsbu reau der ,,Allerneuesien" entslihrt worden, als er plötzlich eine traftige Hand an seiner Kehle spürte und — nach einem wenig sansten Augenauf schlag — eine Pistole zehn Centime ter vor seiner Nase blitzen sah. Donnerwetterlll Die erste natürliche Bewegung war, daß er, im Bestreben, sich aufzu richten, nach dem Arme seines Geg ners fuhr, der ihn aber so fest nieder hielt, daß der Doktor nur den Hemd ärmei über dessen sehnigem Unterarns in die Höhe streifte, das zw e i te wa: der Aue-ruf: »Zum Teufel hinein, wag wollen Sie von mir?« »O Signor,« grinste der andere, indem er sich den Hemdärmel mit der Rechten wieder herabschob, ohne den Revolver eine Sekunde aus der Hand zu legen, ,,gestatten Sie, daß ich Ih nen meinen Namen verschweige. Eis neI sehen Sie ja ohnedies, daß ich nämlich ein armer Teufel bin, Sie aber. Signor, sind ein tedesco, ein Deutszer, also kein armer Teufel. Denn die Deutßen kommen nur aus zwei Gründen zu uns in la bella Ita lia, um was zu sehen und um et was zu erleben. Und zu beiden braucht man Geld. .Hab’ ich nicht recht?« »Nicht unlogisch gedacht, aber könn ten Sie sich in diesem Falle nicht irren?" erlaubte sich der Doktor zu bemerken, der ihm wie eine geknickte Lilie gegeniibersaß. »Zur Rettunggleine können Sie ab solut nicht gelangen,« bemerkte der andere, einen Blick des Doktors auf Tsaugend. »Lassen Sie uns also ver nünftig reden.« »Guk. Wovon sprachen Sie nur?« »Vom Geld, Signor! Man braucht Geld, viel Geld, wenn man in Ita lien reist; nicht wahr, Herr Doktor? Es hat Jhnen doch bei uns gefallen?« Dabei blitzte es höhnisch in den schwarzen Augen des jungen Gau ners, ,,Jtalien ist ein schönes Laid!« »Ganz meine Ansicht!« erwiderte der Doktor ironisch, der nun seine Fassung wieder völlig gewonnen hatte, »aber ich staune, daß Sie mei nen Titel kennen.« »Name und Titel! Ich hatte das Vergnügen, eg in Carrara zu ersah ren. Begegnet bin ich Jhnen aller dings nur ein einzigegmal; es war vorgestern, in der engen Schlucht!« »Seht liebenswürdig,« lächelte der Doktor, da er sonst nichts zu sagen wußte und es lief ihm, während er an die einsame Schlucht dachte, noch nachträglich eiskalt iiber den Rädern »Jetzt habe ich mein Erlebnifz, von dem ich daheim erzählen kann, dachte er sich, aber wie wird eg enden? Wie bring’ ich den Kerl wieder log?'« Er zog nachdenklich seine Tabatiere und sagte dabei mechanisch: ,,Cigarette gefällig?« .,Danke, Herrl« »Als-) Sie find Arbeiter in den Brüchen.« »Bei einem Hundelohn von zehn Lire in der Woche, Herr,« knirschte der andere voll Ingrimm. »Ist das nicht Ausbeuiuna, ist das nicht Stla: verei? Und damit sollen wir leben und nicht verhunxiern?« »Das ist freilich nicht viel· Ihr habt wohl Weib und Kind zu ernäh ren? Nicht wahr?« »7 i, fi, banibini!« lachte der an dere, »wo denken sZie bin, Signor! Aber eine Geliebte, ah!« er fchnalzte niit den Fingern, »ein so ein Mädel, Herr, wie keine zweite, aber, aber, leider ebenso gottegjäm merlich arm wie ich! Dio mio. wenn Jhr sie kenntet!« »Tß!« zischte der Doktor durchs Gehege der Zähne, wie er immer that, wenn ihm ein besonderer Gedanke durch den Kopf schoß, ,,also eine Ge liebte habt Jhr? Das ist freilich ein rechtes Kreuz — ich meine natürlich nur« weil Jhr arm feid.« »Ihr follt uns zu einer kleinen Aussteuer verhelfen,« grinfte nun der Reifegenosse, frecher werdend und die Pistole wieder fester in die Hand neh mend, »so ein kleines Kapital für den Anfang.« Aber der Doktor ließ sich nicht irre machen. »Das ist ein Gedaniei« meinte er kaltbliitig, »ich glaube, der ist wohl gar ,,ihrem'« verliebten Köpfchen entsprungen. Obwohl ich nicht be greife, wie man so auf Geld sein kann. Was taugt aller irdischer Be sitz, wenn zum Beispiel na, sagen wir — die Treue fehlt." »Die Treue?« lachte der andere, »haha, Herr, die macht mir leine Sorgen. Meine Hand lege ich ins Feuer, daß sie keinen sonst mag als mich, nur mich allein.« ,,Donnerwetter, das ist recht, wenn Ihr das thun könnt, ohne Euch zu verbrennen. Eure Geliebte ist dann wahrlich eine Ausnahme. Denn uni ner Meinung und der vielen Gelehr ten nach ist die Jtalienerin keineswegs besonders zur Tieue geneigi.« »Caspetto di baccol Aber sie! — — Jch —- nun ich möchte ihr’s auch nicht rathen!« rief der Arbeiter und seine Augen flammten. »Sie ist ja eine Ausnahme, wie Jhr selbst versichert habe. Jch be glückwünsche Euch! Denn gerade in Carrara —- abefich will nichts gesagt haben.« »Zum Donnerwetter sprecht, Herrl« schrie der Italiener. »Ihr wollt doch nicht etwa behaupten, daß sie ——?« »Ach nichts, gar nichts. Nur so eine Erinnerung! Es war nämlich gerade in Eurem Orte, da habe ich ein Mädchen gesehen —- bildschön ist noch lange kein Lob, denn ein Bild kann ja gar nicht so schön sein. Zähne wie Perlen, Augen wie eine Ma donna, ah, und dieser Wuchs —- ein Prachtweib »Stella« nannten sie die Leute; ich weiß nicht, war es nur ein Symbol für sie oder —« »Wie hieß sie?« gurgelte der andere niit offeneni Munde. ,,Stella, sagte ich. Ein ziemlich seltener Namen in Italien, nicht wahr? Kurz und gut, ihr Blick war so fromm, so kindlich, daß ich schwur, sie sei das sittsamste Mädchen von Italien. Und inzwischen erzählen sich die Leute Geschichten von ihr, Ge schichten ——! — —— Aber freilich, was geht das Euch an? Eure Geliebte ist sie ja nicht. Ihr kennt sie wahrschein lich gar nicht und deshalb kann idsg Euch erzählen: Die Leute munteln nämlich so insgeheim — aber freilich, wer weiß, ob ein Wort davon wahr ist! —- daß sie gar ihren Geliebten be trüge, der ein Arbeiter, ein netter Kerl sein soll. Vielleicht kennt Jhr ihn?« ,,Leicht möglich, leicht möglich!« keuchte der andere, »wifzt Jhr denn auch seinen Namen, Herr?« »Seinen Namen? Jch kann mich nicht mehr recht entsinnen,« sagte der Doktor, »aber wartet, sein Vornaine wird mir schon einsallen! Tonw, ja, Tonw, wenn ich nicht irre! So hieß er, wenn man den Leuten glauben kann!« »Tonio?« schrie der Jtaliener und] sein Gesicht verzerrte fich, ,,hat sie viel leicht deshalb mich heute Euch nachge schickt, um mich betrügen zu können? Corpo di bacco!« Und mit einem tigerähnlichen Sprung war er bei der Rettungsleine und riß wüthend am Griffe. Dann gab er dem Doktor einen Stoß, riß die Thür auf und rannte mit solcher Schnelligkeit ins Dunkel der Nacht, daß an eine Verfolgung nicht zu den len war. »Ja, sagen Sie, Doktor, da haben Sie natürlich ihn und seine Geliebte schon früher getannt?« »Was Ihnen nicht einfällt! Ich habe Herrn Tonio zum erstenmal im Schlaieoupe gesehen, als er sich mir auf so ungewöhnliche Weise vors ftellte.« »Und wie konnten Sie dann die Reize fein e s Mädchens schildern?« »Mein Gott! Jn einem als schön geschilderten Weibe erblickt jeder Ver: liebte gerade feine Angebetete!" »Aber die Namen — ja, d i e konn ten Sie sich doch nicht aus dem Finger saugen!« »Nun, das war sehr einfach! Se hen Sie, ich bin ein wenig kaltbliitig und ein ziemlich scharfer Beobachter Als sich nämlich der Aermel meines lieben Reisegefährten — wie anfangs berichtet — in die Höhe fchob, da hatte ich, wenn auch nur ein paar Se lunden tang. Gelegenheit, das Herz zu bemerken, das er mit seinem und dem Namen seiner Geliebten auf sei nem Unterarm tätowirt hatte.« Der Onkel auf Besuch «Na, Kinder, das ist ’m.1l ’ne Ueber raschunq, wie?« »Ach ja, und am meisten wird sich die Mutter sreiien!« »So, so, weißt Du das so qenau?« »Ja, als sie Dich von Weitem tom men sob, schlin sie vor Freude die Hände über dem Kopf zusammen und rief: Der bat mir gerade noch acsehltt« Im Eiter-. Lehrer (in die Klasse tretend): »Hier liegen ja rsiele Nntzschalen zer streut! Wer ist das gewesen?« s Es erfolgt keine Antwort. Lehrer: »Wer hier in der Klasse noch einmal Nußschalen ißt, wird mit zwei Stunden Nachsitzen bestraft« . . Der unsern- Miet. »Pech! Jetzt soll ich die Sonne ma len und habe keine grüne Farbe mit.« Zettkechnuiig. Kellner: ,,.cJ.-tr·ciott, bei unserem Geschäft, da merkt man erst, wie schnell tie Zeit vergebtt Kaum sitzt ein Gast fünf Minuten, schreit er schon: »Sie, ich wart’ sctxon eine halbe Stunde«!« O webt Sie: »Nun, wie gefiel ich dir in den lebenden Bildern?« Et: »sich war aanz verbliifftl Ich hätte nie gedacht, das-, du so lange den Mund halten lannft!« Hyperbci. Chef tfeinen Buchbalier beim Schla fen überraschenb): »Merten Sie sich, Müller, das Hauptbuch heißt nicht desshalb fo, —- Dafi Sie Ihr müdes Haupt darauf legen sollen!« Ver-kehrte Auffassung. Chef (zorni,ci): »Sie können sich eine andere Stelluna suchen Meieix ich habe Sie enqiigirt zum Betrieb mei ner Waaren, Sie Vertreiben aber nur die Kund-schritt« Unnöthigc Angst. »Die ganze Nacht über hat der Kopfschmerz nicht nachgelassen. Jch fürchte, Herr Doktor, ist es vielleicht am Ende eine Hirnentzündun»q?« »Tazu fehlt doch bei Ihnen jede Voraussetzung!« Aue-reden lassen. Anaeklaqter: »Herr Präsident, i bin kein so großer Lump wie Sic-—!« Präsident fcvüthend aufspringend): »Was saqu Sie—!« Angeklagter «frnhip): »Wie Sie glauben, wollte ich sagen!« Ehrgeiz. Hauswirth: »Nun schuan Sie mir die Mietbe schon Fiemlich ein Jahr; meine Geduld ist erschöpft, jetzt müs sen Sie ausziehen« Mietkken »Ich sitt-sichern ohne be zahlt zu haben, niemaks!« Kein Hinderniss. Onke!: »Na, Lotte, wie ist’s denn? Jch meine so —- zum Heirathen.« Lotte: »Ach ja, Onkel, heirathen hätte ich schon lange können, aber Pa pa sagt ja immer, ich wäre noch- zu dumm dazn«! Onkel: »Unfinn! Dummheit ist noch nie ein Ehehinderniß gewesen!« chrhötm Patient: »Wie, das hier im Spiri qu soll die Niere sein« die Sie mir heraugaenommen haben? (nnniiiu Eig) Sie scherzen!« Professor: »Na, Sie werden doch Ihre eigene Nie-re wiederertennen!« Netto Aussicht Onkel: »Ich will die Leute, denen Du non-:- schulbig bist, zuvor ’mac sprechen.« Neffe: »Dann ichlan’ ich vor, ei nen Begriißunas : Abend zu arran giren.« Bosheit »Verreiien Sie nicht einige Wochen, Herr Doktor?« Doktor: »Nein, ich ma·a mich nicht von meinen Patienten trennen.« »Sie fürchten rr-obt, während Sie auf der Erholunggsreise sind, könnten sich auch Ihre Patienten erl)o’en?« Immer derselbe. Kaufmann mach der Hochzeit seiner Tochter zum Buchhalter)· .,Streichen Sie mal meine Tochter ans dem Jn ventar und belaste-n Sie mein Privat tonto mit ]()0,(I()U Mai-U« Malplzciftskf — — ) I »Da sehen Sie, Herr Wirth, diese Masse Fliegen habe ich aus der Suppe gesischt!« »Na, jetzt können Sie aber auch mit Appetit essen!«