Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, October 01, 1909, Zweiter Theil, Image 13

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    jam.
Von StamundKrausz.
. Es aitst einen schönen Murillo und
emrae andere Sehenswiirdiateiten in
Guadaiajara. der Hauptstadt des
mexitanitchen Staates Jalisco, aber
ein Stiertarnvf, dein ich dort bei
tra- ite, tirirt das Andenten an diese
Vravinzrnetrovole lebhaften als al
tes andere in meiner Erinsernna.
Der erste Matador dieser »Corrida«
war Don Vieente Seaura, ein mexi
tanitcher Millionär, der den Stier
tampt zu feinem Verantiaen betreibt,
alle Kosten eines solchen aus seiner
Tasche bettreitet und denErtraa wohl
thätiaen Strecken widmet. Man tann
also vielleicht sagen. daß Don Vicente
feine eiaene Haut aus Barmherzigteit
zu Martte träat.
Die erwähnte Corrida fand, wie
gewöhnlich an einem Sonntag Nach
mittaa statt. Schon lange vor halb
4 Uhr, der üblichen Anfannsttunde«
trat das Ampdi - Theater mit einer
fröhlichen. Eachenden Menge angefüllt
die sich aeaenteitla zuwintte und ltu
tchrie· während eintae Schrittmaler
die Anzeiae einer wahlbetannten Ci
aarrenmarte in den Sand der Arena
zeichneten Wirt-erholt richteten sich
die Auaen der Menge mit hall- un
terdrückten Ausrufen der Unneduld
auf ewet neben einander situtrte Lo
aen. Tiefe befanden sich aeaeniiber
des Einaanaes zum »Toril«, aus
dem die Stiere einaelasien werden.
und waren tür· den Gouverneur und
ten Kampfrichter bestimmt
Endlich tarnen diese Honoratioren
an und verneiaten sich vor den ju
belnden Rutchauern Die Flutreaung
auf der »Sol« TSonnerkieim wuchs
nunmehr zum Geheul und leate lich
erst. als ein Trompetenttoß die Er
öffnuna des Kampfes anzeiatc Ein
Seitentbor der Umztiununq öffnete
sich nnd die »Cuadrilla« erschien. An
ihrer Spitze marschirten Sennoree Se
aura und Gattin-, die beiden Matai
bore« in mächtigen noldaettictten
Koltilrnem aetolat von den nnnuc qe
lleideten »Bandcrilleros«. Die letz
teren sind die Kämpfen welche die
Wider-baten in den Roten des Stie
reg stoßen und die einer- Tages selbst
Matadore zu werden hoffen. Bon
selben Ebraeii beseelt sind auch die
.Cavendvre5« tMäntelschrvingeU und
die ,.Picndvres«,- auf alten dürren
Gäulen. welche die Mitte der Prozes
sion bilden. Die letztern dielten ibre
Lanien aufrecht und unterschieden sich
im Roliüm etwas von den anderen.
Zunächst in ver Ciiodriln folgten
ein buntaeschirrtes Maulthierqefvanm
vier Thiere neben einander. die eine
Verrichtuna von Strönaen und Ha
len sogen. mittelst welcher vie todten
Pferde und Stiere aus der Vlrena ae
schafft werden· Zum Schluß tamen
zwei Männer mit einem Echubhrren
und Schenkeln iur Beseiti,r,unq der
Kampfspuren und die sogenannten
»Monce" (Affen), der niedrigste
Diana von Arenabedienlieten
Tie Prozession hielt einen Augen
blicl vor der Loae des- Gouverneurs
und mattchirte dann stolz um den
Ring, frenetifch begrüßt von den qu
Mauern, die ihren Liedlingen unter
den Kämpfer-n zurufen. Die Gala
mäntel wurden jetzt abgeworfen, in
die Menge aefchleudert und billigere,
dunkelrotde und blaue Tücher den
Toreros gereicht. die nunmehr lumpi
fertia sind.
Ein Zeichen von dem Ramvirickiter,
ein Trompetenitoßa und dann tiefe
Stille. Das Tbor zum Ioril öffnet
sich rreit und ein Mond lehnt Fch
über die Brettern-and der Passage,
durch weiche der Stier kommen muß·
In dem AuaenklieL rvo dieser er
scheint, wird ihm von dem Mono ein
kurzer Widerhaken mit den Bändern
der Zucht- Harienda in den Nacken ge
stoßen. Das mächtige schwarze Thier
itiirrnt wild vorwärts bis zur Mitte
der Arena und bleibt dann plöslich
stehen.
Ein Gebrüll der Menae begriißt
iein Erscheinen. Der Stier scheint
verdunt zu sein. Er itarrt Zuerst auf
die Reihen der Zuschauer, dann um
sich im Ring. Jn der Arena befinden
sich nur einiae Capeadoree und zwei
Picadores, die iämmtlich in der Nähe
des starken inneren Raunen poitirt
sind. Er bemertt nur einen Mantel,
der in ieiner Richtuna aeschwunaen
wird. Der maisive Kopf senkt sich
und der Ioro itiirmte wüthend gegen
das ilatternde Tuch. Der Cadeador
tritt geschickt 1iur Seite und schwinkt
feinen Mantel io nahe vor dem Stier,
das-, er von den scharfen, ichweren
hörnern aefanaen wird. Ein kei
tiaes Schütteln des mächtigen Kopfes
und das Tuch fällt wieder in den
Sand.
Ein zweiter Caveadro tritt vor das
zornige Thier« Wieder ientte sich der
maisive Nacken zum Angriff. Es ist
ein Spiel von Kaltblütiateit und
Geschicklichkeit aeaen brutate Kraft
und unzurechnungsiiihige Wirth Der
Mann hat den Vortheil and der
Stier macht eine nutzloie Wendung
nach der andern in dem Veriuck), sei
nen Feind, oder vielmehr den ihn rei
zenden Lappen, zu erreichen: denn
feine blinden Angrifie iind auf diesen
Gegenstand und nicht auf den To
rero aerichtet.
Der erite Capeador hat unterdessen
wieder seinen Mantel auiaenomrnen
und der Stier theilt nunmehr seine
Aufmerksamkeit zwischen den beiden
Mir-rotem indem er sich bald gegen
den einen, bald gegen den anderen
itiirtn Ein Iehltritt zwingt einen
der Tone-sc sich eilends siegen die
Barriere zu flüchten. Kaum hat er
sich iiber diese aeichwunaen, als die
dicken Bretter unter dem Stoß der
Hörner splittern und der Stier mit
einem etwas unaeichickten Satt eben
sallg das Hinderniß nimmt. Der
Caveador ist bereits durch eine ver
deckte Thiir in die Arena zurückge
tehrt. In der schmalen Psassaae zwi
schen der Barriere und den Zuschauer
bänien bleibt der Tore einen Au
aenblick unichlüssia stehen, dann ver
anlassen ihn das Geschrei der Monds
und das Schrein-gen von rothen Tü
chern « einem Anlauf geqen ein
Thor. welches sich vor ihm öffnet, und
er sieht sich wieder in der Arena sei
nem unvermeidlichen Schicksal gegen
. über.
Jetzt ist der Augenblick siir die Pica
darei- aetomwen. Mit Sporen und
Zerren am Ziiael werden die halb
aeblenteten Gaule aeaen den Stier
aedränat, der schnaubend und stam
pfend in der Mitte dee Ringes steht.
Die Beine der Reiter sind in Stahl
aehiillt und so lanae sie sich im Sat
tel befinden, lauten sie tveniq Ge
fahr von Verletzungen
Der Stier erlaubt seinen neuen
Feinden, sich ihm zu nähern, bis ihn
eine der stumper Lanzen in die
Seite trifft. Selbst dann ist er un
schlüssrq über die Art und Weise,
ihnen zu benennen Er tritt einen
oder zwei Schritte iuriick. Ein Man
tel, der zu seiner Rechten geschwungen
wird, veranlaßt ihn, sich nach dieser
Richtunn tu wenden. Er sieht sich
nun einem Pisa-Tor gegenüber, dessen
Pferd. das verbundene Auge gean
die bevorstehende Gefahr aerichtet,
den kommenden Anarisf nicht zu ah
nen scheint. Einen Augenblick, einen
lurzen Augenblick nur« iiiaert der
Tom dann stürmt er vorwärts-.
Eines seiner scharfen Hörner sintt tief
in die Flante des «[tserdez, welche-Z
mit seinem Reiter in die Luft achos
ben und seitwärts in den Sand ae
schleudert wird. Der Piudor ist
mit einem Schenlel unter fein Thier
nesallen. Die Capeadorecs beeilen sich,
die Aufmerksamkeit des- Stiereg mit
telst itatternder Mäntel von ihm ab
zulenten und dem Picador aus die
Beine zu helfen, so daß er schleunigst
aus der Arena hinten tann. Tie
selbe Szene spielt sich mit einigen
Variationen mit dein zweiten Pira
dor ab, und die schwer oerivundeten
Pferde wurden abcresiihrt.
Die Banberilleros erscheinen jetzt
aus der Bildsläche. Der Stier blickt
verdächtig aus einen schlanten Mann,
der sich ihm nähert. Seine erhabenen
Hände halten zwei lurze. mit buntem
Papier verzierte und mit scharfen,
,rolllanaen Widerhaten versehene Stö
be. Von Zeit tu Zeit bleibt er stehen
und versucht durch seine Bewegungen
den Toro zum Anarifs tu reiten. Der
letztere jedoch ieiat tein Interesse. Er
scheint turzctthsmia geworden zu sein
Der Banderillero steht nunmehr fast
bot ihm. Außer den beiden Stäben
ist er ganz wasietrloo Er befindet sich
so nahe, drß er dem Thiere die Wi:
derbaten in die Schulter stoßen tönn
te, und noch immer bleibt der Stier
regungslos Er beobachtet seinen
Gegner, aber er areist nicht an.
Ebensowenia thut dies der Zaudern
lo. Es wäre eine Schande für ihn
und eine schwere Verleguna der Stier
tompsetiquette, wenn er seine Stabe
in den Nacken des Ioro stieße, sv’
lanae derselbe nicht annreist
Ter Mtann stsamvst seinen Fuß un
aedulbia, schiittelt die Banderillas
und reaalirt das Thier mit Schimpf
narnen. Dann tritt er zurück. End
lich veranlaßt ein von einem Sauen-«
dor aeichrvunaener Jllantel den Stier
ltum Anariis Wie aus einein Ka
tavult aeichleudert stiirzt er vor
irsärtg und fehlt den Lappen wie aesl
ivohnlich Eine turie Wenbuna und:
er sieht sich wieder dem Banderilleroi
aeaeniiber. Diesesmal zöoert er nichti
rvie früher. Ein Schnauben, eines
tleine Si.iubwvlle, ein Farbenbliy ins
der Luft; der Banderillero tritt leicht
siiszia zur Seite, und die beiden Wi
der-baten hänaen von den Schultern
des Thieres-, während zwei schmale
Blutströrne an ieinern alänzenden
Fell herabrinnen Tie Ztäbe find aut
viacirt und ein machtiaer Beifalls
sturin lohnt den Torero, der sich ura
ziög zum Publikum verneint
Jn kurzen Zwischenriiumen em
pfängt der Stier vier weitere Wider
haten in seine Schultern und wird
immer wüthendet. aber auch turz
athmiaer. Seine Zunge hänat aus
dem Maule. sein abgestofzeneg Ge
brüll llinat heiser unv er stamvst den
Boden mit aesenktem Kopf. Dies ist
der vsnchologische Moment sür das
Erscheinen der Matadore Die weni
aen Toreros in der Arena fahren
fort, das Thier zu reizen, während
die Banderilleros sich zurückzukan
und Don Vieente Seaura unter!
Trompetenstößen vie Arena betritt.
Schwert und «Muleta« ider hell
rothe Lappen dee Matadors) in der
Hand, nähert er sich, eine schlanke,
elenante.’siaur, der Gouverneurs
und Aampfrichterloge, nimmt den
charakteristischen schwarzen Toreros
Hut vom Kopfe und verneiat sich ties.
Dann schreitet er gravitätisch zur
»Sol« Seite hinüber und schleudert
seinen Hut in den Zuschauerraum
Dies ist eine Ehre sür den JankiaaeL
der ietzt in tollen Enthusiasmus aus
bricht.
Unter betäuäbendem Johlen nähert
sich Staura dein Stier-. Jn seiner
Linken und über die Brust gekreuzt
hält er die Muleta, die an einem
kurzen Stock befestigt ist. Das dün
ne, gerade Schwert blitzt in seiner
Rechten. Das hellrothe Tuch scheint
den Stier zu größerer Wuth zu rei
zen. Er stürzt sich blindlings auf
den Matador. Mit unglaublicher Ge
wandtheit streift dieser seinen Lappen
über die Augen des Thieres, und, wie
gewöhnlich, fehlt es sein Ziel. Eine
rasche Wendung des Stiers, aber der
löchelnde Matador wiederholt sein
Manöver mit demselben Erfolg. Wie
der und wieder stürmt der Toro auf
seinen Feind, aber das grausame
Spiel bewegt sich in einem immer klei
ner werdenden Kreise. Ein einziges
Mal war Segura nicht flinl genug
und das Geräusch reißender Seide,
gefolgt von einem dünnen Blutstreifen
längs seines fleischfarbenen Strum
pfes verrieth, daß der Stier beinahe
Sieger geblieben wäre. Riesiger Bei
fallssturm für den Toro.
Der Matador war aber nur leicht
verwundet worden und setzte das
Spiel fort bis der Stier, fast gänzlich
erschöpft, wieder still stand. Don
Vicente war in diesem Augenblick
nicht mehr als etwa acht Fuß von sei
nem Opfer entfernt. Er machte eine
leichte Wendung seines Oberlörpers
nach rechts, zog seinen Arm mit dem
Schwert in Schulterhöhe zurück und
zielte längs der blitzenden Klinge.
Er wartete so auf den letzten Angriff.
Das Ende des Kampfes war nahe.
Die Muleta fiel in schwingender Be
wegung abwärts, ein zorniges Brül
len, ein letzter Ansturm mit einem
plötzlichen Halt, und von dem langen
Stahl war nur mehr der Griff zu se
hen, der zwischen den Schultern des
Stiers hervorragte. Das Thier drehte
sich im Halbtreise, seine Vorderfüße
bogen sich und wanlten einen Augen
blick unter ihm, dann stürzte es
schwer auf seine Flanlr. Der Moto
dor verneigte sich lächelnd vor dem
Gouverneur und Kampfrichter und
schritt mit dantenden Handbewegum
gen und unter betäubendem Johlen
der Menge um die Arena· Ein Ne
gen von Münzen, Zigarren und Hü
ten folgte ihm. Die letzteren warf er
zurück in die Zuschauerbänle; die er
steren ließ er stolz liegen.
Die frohe Botschafh
Aus Paris wird geschrieben: Bis
zur allerletzten Stunde seiner Regie
rungsherrlichteit behielt Clemenceau
seinen beißenden Humor, der ihm in
seinem bewegten politischenLeben schon
so viele Feinde gemacht hat. Das letzte
Geschichtchen ist geradezu typisch für
ihn. Am Dienstag Morgen hatte er
einem jungen Präfelten, der sich in der
letzten Zeit durch seinen Eifer aus
gezeichnet hatte, auf wiederholte
Drängen hin versprochen, er werde
mit einein seiner Kollegen sich darüber
verständigen, ob für den ehrgeizigen
Beamten ein Kreuz der Ehrenlegion
zur Verfügung gehalten werden könne-,
da die seines Ressortg bereits fiir den
diesmaligen Ordengsegen längst ver
geben seien. Der Präfelt sollte am
Abend wiederkommen, um vielleicht
eine frohe Botschaft zu hören. Pünkt
lich fand sich der ordenslustige Prä
fett um acht Uhr Abends im Vorzirn
mer des Ministers des Innern ein.
Elemeneeau stürzte kurz daraus in
sichtlicher Aufregung herein und ke
mertte den Präsetten
»Ah, Herr Pröfelt, was wollen Sie
denn jetzt?«
»Ich erlaube mir, den Herrn Mini
fterpräsidenten daran zu erinnern, daß
rnir fiir heute Abend eine frohe Bot
schast in Aussicht gestellt war.«
»Ganz richtig! Jch erinnere mich,
und ich halte Wort. Ich bringe Jhnen
die frohe Botschaft —«
»Ah, Herr Ministerpräsident, mir
fehlen die Worte, um Ihnen ——'«
»Ja, man hat mich eben hinaus
geworfen. Da haben Sie Jhre frohe
Botschaft.«
Jeder lann sich selbst denken, wie
der Präfelt diese Kunde ausnahm.
f
Gedanken-spinnen
Harmonisch ist eine Ehe nur dank-,
wenn sie aus zwei besseren Hälften
besteht.
I I O
Manchem ist ein junges Weib so
lange »Her;en5lönigin« bis sie zu te
gieten anfangen will.
si- - si
Gelegqnheit lommi oft ungelegen.
III L If
Absonderung allein thut’s nicht —
auch Einsiedler können Heerdennien:
schen sein,
W
Fatale Meridian-.
Die kleine Berti-tu »Du mußt ein
mal seht hübsch qeiresen sein, Tante!«
Tante (aeschmeichelt): »Wieso mein
Kind?«
Bei-tha: »Na so wie Du jetzt bist,
hätt’ Dich der Lnlel roch nie genom
mens«
Philosovbiich·
»Onlel, warum hast Du mir zu
meinem Geburtstag nur eine silberne
Uhr aelciust?«
»Ich hätte Dir gern eine goldene ge
kauft, aber siehst Du, wenn Du die
goldene verlierst, da heulst Du noch
mehrt«
Amor als Heiltttnstter.
Humoreste von K. S ii pfle.
»O, dieser infame Nerven-Rheuma
tismusl War das wieder eine Nacht,
Höllenpein in allen Gliedern und tein
Auge geschlossen! Und dabei —- es ist
zum Tollwerden —- stehen 2000 Mart
auf dem Spiele, wenn ich nicht reise.«
Felix Wolsberg, der Inhaber der
großen lithographischen Anstalt und
Steindruclerei von Wolfbergs Erben,
stürmte, ungeachtet seiner Schmerzen,
in seinem Garconzimmer umher, daß
seine Rockschöße nur so flogen; dabei»
hielt er den Fahrplan in der Hand. »
Weder das Schock Aspirintabletten l
das er geschluckt, noch die 6 Liter
Kamtoherspiritus zum Einreiben, ———
hatten geholfen! Und dabei war er
142 Jahre alt, von stattlicher Persön
lichkeit, war ein ,,famoses Haus«, und
draußen lachte der Sommer in satter
Pracht, — und nicht imstande Dii
long Fc Co aus ihre Depesche hin die
mit dem neuesten Maschinen- und
Schrittenmaterial angefertiate Druck
sache persönlich vorzulegen und das
brillante Geschäft abzuschließen, bevor
ein Konturrent —- —
Zornbebend riß er die Zimmerthiir
auf
»Frau Müller bitte packen Sie ge
fchwind meinen Koffer und besorgeni
Sie mir eine Drosehte, ich verreise!«
»Mein bester Herr Woliberg —- hei
rathen Sie. und Jhre Schmerzen wer
den verschtvinden tvie Nebel vor der
Sonne«, hatten sein Arzt und der
UlervensSpezialist ihm gerathen.
Hin, —- in hhgienischer Beziehung
mochten die Jiinger Aestulapg ja
vielleicht recht haben, und weiter gin
aen ihre Rathfchläae natürlich nicht.
Allein als Jammer-book oder Krüppel
"in die Ehe gehen« das war denn doch
eine etwas starte Zumuthuna, zumal,
wenn einem das Blut noch so dani
pfend heiß durch die Adern strömte.
»Au! u!« Ein wüthender Schmerz,
der wie ein spitziges Messer ihm in
die Schulter fuhr, schreckte Wolfbera
aus seinen Betrachtungen auf. Ernst
liche Beforgniß, ob er die Unbequem
lichteiten einer mehrstiindigen Eisen
bahnfahrt auch werde ertragen tön
nen, verscheuchten für den Moment je
den Nebengedanten. Schließlich aber
sieate der Geschäftsmann in ihm; und
so stand er reisefertig da, als der Wa
gen vorfuhr.
Mit einem dumpfen ,·Uff« entftiea
zehn Minuten später der Druckereibes
fitzer der Droschte, als diese vor dem
Babnhof hielt·
»Ein Fahrbillett erster Klasse, —
da fährt man ja wohl ungestört —
wie Z«
»Sicher, mein Herr. Es ist zu die-«
iem Zuge noch keine weitere Karte er
ster Klasse verlangt worden.«
Wolfberg nictte. Zwei Sekunden
später hatte der Schaffner die Thijr
des Aupes erster Masse hinter ihm ge
schlossen.
»Wer nothwendig, daß ich mir die
sen Platz leistete,« murmelte der Jn
lasse, während er es sich in den wei
chen Polstern bequem machte· Viel
leicht hatte Morpheug Erbarmen und
ließ ihn jetzt den entbehrten Nacht
ichlaf finden. Aha, da läutete es end
lich! Um zwei Uhr toitrde er in W.
sein. Gerade noch die rechte Zeit,
wenn er bei Ditlona öd Co. noch et:
was erreichen wollte.
..Au — u —- u!"
Der geltende Psiss der Lokomotioe
schnitt den Schnierzenglaut ab· Pol
ternd nnd ächzend setzte sich der Zna
in Bewegung. Mit einem »Endlick)!«
lehnte Wolsbera sich euriick und schloß
die Augen· Mertwijrdia, Wolsberg
empfand kaum das-, er weiterfuhr, die
erste Klasse machte sich bezahlt, da -——
fuhr — es sich ja --- wie ——- in —
Abrahams —- Schooß. . . .
Gleich daraus verkündete lautes
Schnarchen, daß unser Passagier ein
geschlafen war.
Die Sonne sank schon ties im We
sten, als Wolfbera erwachte. Als hät
ten böse Geister hierauf gewartet, setz
ten die Schmerzen von neuem und mit
doppelter Macht ein. Verwirrt blickte
er sich um.
Zum Donnerwetter, wag ist denn
das, war der Zug vielleicht stecken ge
blieben, oder war sonst etwas passirt?
Er riß das Finpesenster aus und
steckte den Kopf hinaus-; dann riittelte
er kräftig an der Kupethiir, —s sie war
verschlossen.
»Ma, Leute« aufmachen, aufma
chen! Na, ist denn so etwas schon da
gewesen! Heda,«hierher! —- Wo ist der
Schafökopf der Schafsner? —- Jch
werde mich bei der Verwaltung bekla
gen! —- Und dabei stehen 2000 Mart
aus dem Spiel! —- Zum Tonnerwet
ter, ausmachen!«
Der Alarmrus wirlte wie eine ge
platzte Bombe. Vom Stationsge
hande, von diesseits und jenseits des
Perrons her kamen Bahnbeamte und
Bahnarbeiter gelaufen, Beftiirzung
und Verlegenheit in den Mienen.
»Unerhörte Wirthschaft hier! Jch
werde mich beschweren, sofort ver
lange ich den Kerl, den Schafsner -——«
»Ein satales Versehen, mein Herr!
Der Wagen ist abgeloppelt. Es kommt
ihier nämlich selten vor, daß die erste
istlasse gefahren wird —- Jch bitte im
Namen meines abwesenden Kollegen
; unterthänigst um Verzeihung Jn ei
" ner Viertelstunde tommt der Zug von
Oh. und geht mit fiinf Minuten Auf
enthalt nach W. weiter. Wenn der
« Herr mit diesem Zuge —- —«'
»Ja, wenn die Katze aus dem Sacke
; ist? 2000 Mart stehen auf dem Spiel
»— sie sind jetzt verloren! Können Sie
. mir diese etwa ersetzen? — Jch fahre
»mit dem Zuge, besorgen Sie mir ein
Billett — aber zweiter Klasse, damit
ich nicht etwa wieder stehen bleibe . . .
Au — u!«
Zwanzig Minuten später öffnete
der Schasfner die Thiir des Coupes
zweiter Klasse vor Wolfberg der mit
der Haltung und Miene eines gereiz
ten Löwen nahte.
»Betomme ich nun dennoch Reise
gefährten, Herr Schaffner?« fragte
aus dem Innern hervor eine weiche
Stimme im Ton der Enttäuschung.
»Ja, gnädiges Fräulein, — ich
tann’s leider nicht ändern! Und« —
der Sprecher legte die Hand als
Schalldämpfer an den Mund —- »ich
möchte mir erlauben, dem Fräulein
zu rathen, mit dem Herrn, der hier
einsteigen wird, vorsichtig umzugehen;
mit dem ist nicht zu spaßen!«
Geprellt wie nur einer; eine Ziel
scheibe für die Spottsucht der Schaff
ner; die 2000 Mart so gut wie ver
loren, und nun erdreistete sich auch
noch dieser Mensch hier, schnodderige
Bemerkungen über seine Person zu
machen; und das einer jungen, schö
nen Dame gegenüber! Der Kerl mußte
: düpirt werden, — aber wie nur« wie?
s Vielleicht — vielleicht ja, das war
sdas Rechte! Jndem er der Fremden
l gegenüber den liebenswürdigen
lechwekenöthek spielte! Jn Anbetracht
seiner Stimmung allerdings eine fast
unmögliche Ausgabe, indessen bei gu
tem Willen . . Wenn nur die Schmer
zen nicht wären! —- Ja, wo waren sie
denn?
»Mein sehr verehrtes gnädiges
Fräulein, ich bin fast versucht, zu
glauben, daß Sie eine Zauberin
sind,« begann er, der gestellten Aus
gabe sich erinnernd galanten Tone5.
»Denten Sie nur seit Tagen bin ich
das Opfer böser Schmerzen und ietzt,
seit ich Sie erblickte, fijhle ich plötzlich
teine mehr!«
Die junge Dame war bei diesen.
Worten leise von ihrem Gegenüber’
weiter fortgeriicktx eine Grobheit oder
eine kühle Nichtbeachtung wäre ihr
entschieden lieber gewesen als diese
sade Schmeichelei Wollte der Mensch
sie täuschen, oder hatte der Schaffner
recht. Ein gefährlicher Mensch war
ihr Reisegefährte jedenfalls.
»Zunächst gestatten Sie wohl: Fe
lix Wolsberg, Druckereibesitzer aus
L.«
»Magdalene Dijlong aug W.« Ein
anmuthiges Kopsneigen begleitete diese
Vorstellung
,,Magdalene Dü — —- Fräulein
Dülong aus W.?«
Der Stammelnde tonstatirte insge
heim, daß die Schicksalsgättin ihn
heute offenbar zu ihrem Opfer auser
sehen habe. Zu der geschäftlichen Ver;
nachlässrgung tam nun noch, daß er
der Tochter des Hauses mit Unehrer
bietung begegnet war, — schlechter
hätte er sich bei Dijlong Fc Co. wahr
scheinlich nicht einführen können.
»Sie sehen mich überrascht, mein
Fräulein. Meine Reise gilt nämlich
Ihrem Herrn Vater ——«
»So sind Sie jener Herr Wolfberg,
mit dem Papa in geschäftlicher Ver
bindung steht? Doch — Papas Schil
derung Jhrer Person —« erröthend
ftoclte sie.
»Paßt nicht auf den Patienten, den
man mit Vorsicht behandeln muß,
nicht wahr, Fräulein Diilong?« fiel
Wolfberg in ausbrechender Heiterkeit
ein. »Hören Sie mich einige Augen
blicte an, vielleicht gewähren Sie dann
dem Sünder Absolution.«
Es war für beide eine turzweilige
Fahrt. Jrnmer zutraulicher und wohl
gefälliger blieben die Augen der Zu
hörerin an dem Erzähler hängen, und
bald erfüllte silberhelles Lachen das
Kupe, in welchem ein kleiner, beflü
gelter Gast seinen Einzug gehalten
hatte.
Der Abend fand Wolsberg in dem
aeselliaen Familienlrcise des Herrn
Dülong. Fräulein Maadalene, in
welcher das JJiißaeschick des Drücker-ei
besitzers rasch jenes zärtliche Erbar
men aewedt hatte, dessen das Frauen
her-i so leicht fähia ist, roar der An
walt des späten Gaste-Z geworden, so
daß diesem das Glück ziebliiht und er
als lieber Gast ausgenommen worden
war.
»Fräulein Dülona, wenn wieder
einmal diese infarnen Schmerzen den
einsamen Pilger heimsuchen, darf er
dann kommen und sich bei Ihnen Lin
deruna holen?« bat er warm, den
Blick in ihre Augen senkend.
»Ich weiß nicht- ob ich Talent zur
Samariterin habe«, sliisterte sie er
glühend·
»Wollen Sie es erproben?«
»Ich will est« —
Als der Herbst rnit dem blanten
Sonnenglanz die letzte Rose oertlärte,
holte ein glücklicher Mann sich das
»Ja« von geliebten Lippen.
Modern.
--
,,Olaa, das darfst du nicht lesen.«
»Aber, Mama, sei doch nicht so tin
bisch!«
In der neuen Witthschust.
»Junge Frau: »Sag’ mir mal auf
richtig, Männchen, schmeckt dir das
Essen im Gastt,aus besser als bei
mir?«
Mann: »Keine Jdee, liebes Kind,
dein Essen ist mir mehr als ausge
zeichnet, nur weißt du, ein Gutes hat
te man im Gasthanse doch, man konn
te aus der Speisetarte immer sehen,
was man überhaupt aß.«
Schlecht.
Fremder (in einer neuen Sommer
srische·): «Kom-men denn auch schon
bessere Herrschaften in Ihr-e neue
Sommersrische?« ·
Wirth: »Oh, heuer war sogar ein
Gras angekommen aber nach vier
Taaen haben ihn Kriminalbeamte ab
geholt!«
Wenig schmeichelt-ast.
Herr: »Nun, was sagen Sie zu
meiner Braut, Johann; so eine möch
ten Sie auch haben, was?«
Diener (bescheiden): »Um Gottes
willen, Herr Baron so eine reiche, ge
bildete Tame... unsereiner darf nur
aus das Aeuszere sehen!«
Auskläruag.
Ter Direktor soll ja mit sei
ner Frau in Unfrieden leben!«
«War nicht anders zu erwarten,
nachdem die Ehe nurd urch Meinungs
verschiedenheiten zustande aelomment«
»Durch Meinunagverschiedenheiten?
Wieso da5?«
»Nun ja! E r hat gemeint, sie habe
Geld. und sie hat aenieint, er habe
Geld!"
Verrathen.
A.: »Mit meiner Frau ist es schier
nicht mehr anseuhaltem die wird jeden
Taa streitsiichtiaer!«
V.: »Nehmen Eies nicht so tra
aisch, mein Lieber, Sie kennen doch
das Sprichwort: »Was sich liebt, neckt
sich!«
A.: »Schon recht, aber nicht mit
dem Besenstiel!«
Lekonomisch.
?l.: Manu? Was wollen Sie denn
mit den benutzt-en Streichhölzern?
Wollen Sie die etwa sammean
B.: »Ja — Etreichhölzer sind jetzt
doch ’n Werthobjeit « ict dachte schon
so, einentlich miifit’ man sich da neie
Köppe russmachen lassen!«
Versäumt.
Zwei Stroiner schauen einem
Bootgunaliick zu, wobei eine junge
Dame Von einern in der Niide pro
menirenren Herrn den Wellen ent
rissen wird.
»Das ist ja die reiche Fabrikhe
sitzergiochter«, saat der eine plötzlich,
»wenn ich daE aewuszt hätte ich
tann auch schwimmen . .
Der and-ere: ,,Schasg!opf, jetzt
tönnt’st Du schon oerlobt sein!«
Abtiihluug.
Der junge Reierenoar we:lt in He
rinagdors und spielt bei den heran
stalteten Festlichteiten den angenehmen
Sclxwerendther. Eines Tages trisit er
bei einem Somniersest eine so reizende
junae Tamc, daß sein Herz alsbald
höher schlägt Er enaaairt sie zum
Tanz und, um eine reaelrechte Unter
haltuna ordnungsmäßig in die Wege
zu leiten, staat er: »Gn«cidia,e"5 Fräu
lein sind wohl mit den Eltern hier?««
Die Antwort lautet: »Nee, aber mit
kie .L«errschast!«
Futalk Auster-h
Vater (der frijh morgens feinen
studirenden Sohn besuchen will):
»Wie, mein Sohn ist noch nicht zu
HafuseZ Da hört sich aber doch alles
au !«
Hauswirthin (verle«aen): »Ja, in
der Kneipe ist er aber sicher nicht mehr
—- da ist er gewiß wieder verkehrt ab
gegeben worden«