Image provided by: University of Nebraska-Lincoln Libraries, Lincoln, NE
About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Sept. 17, 1909)
Mein AutomobiL Von Werg v. sahn. Der Traum meines Lebens war er-· stillt: ich hatte ein AutomobiL Von allen Wünschen war es der heißeste gewesen, und unbedenklich hat te ich alle kleineren Nebenwiinsche die sem einen großen geopfert. Die spa nische Reise, die beiden alten wunder vollen Seidenteppichk- mit denen ich schon seit langer Zeit liebäugelte, ja selbst die lange Nerzjacke, ohne deren Besih ich mir den kommenden Winter bisher nicht hatte denken können. Aber angesichts der großen Kosten, die An schassung und Erhaltung eines Auto-« mobils erfordern. mußte eben allesi andere zurückstehen. Ehemänner nennen das: verständig sein· Dafür war dann aber mein Auto mobil auch wirklich schön, schneeweiß lapirt, mit blauen Lederpolstern. Das Hineinkommen war allerdings ein bißchen unbeauem. Jch glaube, nur ein sehr gewandter Akrobat hätte dies ohne weiteres mühelos bewerkstelligt. Jch bin kein gewandter Alrobat, nicht mal ein ungewandter, mein Mann ist es auch nicht« und bis wir eine gewisse Gewandtheit darin erlangt hatten, in das Auto zu klettern, gingen einige Wochen hin und zwei meiner hübsche sten Kleider gleichfalls. Desto größer war aber der Stolz, wenn wir, nach Ueberwindung dieser Schwierigkeit glücklich in unserem Krastwagen saßen und unter dei sicheren Führung eines Cbauifeurs, den ein in Automobilfa chen sehr bewanderter Freund uns während seiner Abwesenheit zur Ver siigung gestellt hatte, dahinsausten. Eine Schattenseite war nur, daß unser Auto kein Verdeck besaß. Um die Anbringung eines solchen zu er möglichen, hatten wir uns aber min destens vierzehn Tage von unserem Bijou trennen müssen. Ueber diese Seelengröße versitgten wir nicht und suhren dem greulichen Herbstwetter zum Trotz ruhig ohne Verdeck. Der Wind piiss uns um die Ohren, der kalte Regen peitschte uns ins Gesicht und durchnäszte uns vollständig. Wie der einmal erwies sich das schwächere Geschlecht als das störtere. Jch hielt der Unbill des Weitere tapfer stand, mein Mann aber bekam eine derartige Erlältung, das; der Arzt, Komplim tionen besiirchtend, ihm nur dringend rathen konnte, so schnell wie möglich die warme Lust des Südens auszu suchen. So suer er nun doch nach Spanien. Vorher aber wollten wir einen Cbausseur engagirem damit ich mich iiber meine Strohwittwenzeit mit eisrigem Automobilsabren hinwegtrö sten konnte. Aus unsere Anzeige meldeten sich eine Unmenge von Chausieuren. Un sere Wahl fiel aus einen kleinen sixen schwarzen Kerl. Gustav mit Namen. Seine Zeugnisse waren aläntend. Glänzender können Zeugnisie über haupt nicht sein. Jedem. dem einmal das Glück zutheil geworden. Gustav als Chiusi-wir zu besitzen, scheint sich nur mit tiefstem Schwert von its-n ne trennt zu haben Niemand hatt- ver siimvi dem Scheidenisen die besten Wiiniche aus seinen Lebensweg mitzu geben Mein Mann konnte alio beruhigt absahren, das Autoritolsil uno ich, wir waren in den besten Händen Immer hin dauerte es noch einige Tage, big das Verdeck sertig toar und ich fahren konnte» Gustav saß verweilen uns thätig in der Küche herum, erzählte von seinen halsbrecheriichen Fahrten, tniss dem hiibschen Hansmädchen in die Baden und zantte sich mit der Köchin, da er sich in der Annahme, daß sie ihm die besten Bissen zustecken würde, getäuscht sah. Aber endlich kam der Tag, an dem das Auto fertig war. Ein klarer wunderschöner Herbsttag den ich zu einer größeren Fahrt zu benutzen ge dachte. Pünttlich um l Uhr sollte Gustav vor der Thiir halten. Aber es wurde halb zwei, und weder vomj Auto noch von Gustav war das min deste zu sehen. Endlich gegen zwei er- . schien er, aber ohne Auto, ganz be-l scheiden zu Fuß. Er ließ mich erst gar nicht zu einer Frage kommen. »Das hat man nun von seiner Gut niitthigteit,« sagte er melancholisch. «Gna"dige Frau wissen natürlich, dakz ich Mitglied vom Thierschugverein bin Nichts sch, das wundert mich aber. s Jch bin's jedenfalls-. Na und wiel ich eben aui der Garage berau- bin und in die Kaiserallee einbiege, das kommt so ein ganz kleiner hund liber. den Weg gelaufen. Ein reisender tlei- ! ner hund. Der hätte der gnädigen Frau gesallent Und das Thierchen laust über den Damm, direkt aus dasl Auto zu. Uin ein Daar hätte Was überfahren. Gräßktcht Nu Gott set Dant, so schlimm isW nicht geworden. Im legten Moment tonnte ich den Wagen noch zur Seite reißen. Nun slog er allerdings ein bißchen gegen die Bordschtoelle, die Achse ist dabei taputt gebrochen. Aber in stins Tagen ist die Sache revartrt und mebr »si- htm dertftinszig Mart toird’j wohl nicht. ftosten. Aber gnädige Frau können Iganz ruhig sein, mir ist nichts passirt und dein kleinen hund auch nichts. . Darüber freuen sich doch anädige Frau sichert« Ich war gesühllos genug, dies nicht zu thun. Jch verwünschte vielmehr den abscheulichen Kisten der so zur Unzeit über die Kaiserallee hatte lau sen müssen. Vielleicht weil ich nicht Mitglied vom Thierschutzverein bin — nach Gustavs Meinung hätte mich die glückliche Rettung sonst über alle Ko sten, auch über die erneute Autolosig . teit hinweggetriistet. Wieder saß Gustav thatenlos um her. Jch tann nicht sagen, daß er mir im Laufe der Zeit sympathischer wur de. Er tauchte immer dort aui, wo man ihn am wenigsten vermuthete, merkwürdig ost in der Nähe des Schreibtisches, in dem ich mein Geld verwahrte. und dann war in seinen » blanten kleinen Augen ein Blick, der mir aar nicht gestel. Aber auch die neue Prüfung ging voritber. Es dauerte zwar nicht süns, sondern zehn Tage, bis ich meinen Wagen wieder hatte, aber endlich war er zur Stelle, und das Wirt-ersehen tröstete mich über die Zeit, in der ich ihn hatte entbehren müssen. Dies-nat war es tein sonniger tlai rer herbsttaa, sondern abscheuliches Neaenwetter Das genirte mich aber nicht. Veraniigt balancirte ich in mei nen ietzt durch ein Verdect geschüßten Waaen, empfahl Gustav noch größte Vorsicht und nicht gar zu rasches Fuhren an, und heidi aqu es davon. Der Waan sauste dahin, zuerst die Kaiserallee hinunter. bog dann in die Mener-Ottostras;e ein. Die war stt leer. nur ein einziger Lastwaaen fuhr aemächlich seines Weges. Aus diesen aber sah ich Gustav zusteuerrn Ich fand nur eben noch die Zeit zu einem· Schrei, im nächsten Augenblick gab es einen großen Krach, das Antomobil schwankte, Räder lnirscktem Glas schlitterte. und als ich wieder bei Be wußtsein war, fand ich mich mit Glas splittern iilersät im Automobil sitzen, eine Menge Menschen drum herum, aus deren Mitte der wanlende Gustav soeben von einem grasen dunteln Herrn vorsichtig weggesii rt wurde. »Ihr Chauiseur bat den Arm ge brochen«, ries der mir zu, »ich nehme ihn in meine Klinil mit«, und gleich daraus waren beide meinen Blicken entschwunden Jch aber saß im Wa ren, völlia verstört. isnsjilxig, einen klaren Gedanten zu fassen, um mich terum die Berliner Voll-singend die mich mit Ratt-schlagen und Mitleids öußerungen verscrgte. »Ei weils, Fräulein, der Wagen is( alle, die ianze Karosserie ist ja kaput« An die Maschine ist nischt zu iehen,’ aber die wird auch schon hin sein.« s ..Fräulein«. sagte eine alte Frau," »wissen Sie denn iiberbanpt, wat det sür'n Mann ist, mit dem Jhr Chr-ni seur losgezogen ist? Gott wein, wo se den armen Menschen hinverschleppt haben; Seinen Arm werden sie ihm wohl schon abgenommen haben. Dei thun se immer gleich« «Haben Sie ihn denn wenigstens versichert?« fragte ein anderer. »Sonst können Sie Ihr Leben lang für ihn sorgen. Hat er noch alte Eltern? Die werden Sie miternäbren müssen. Das kommt von’s Automobilsahren.« Ein tleiner sei-mächtiger Mann mit einer Altenmappe unter dem mageren Aermchen sand endlich das erlösende Wort: ,,«friiulein, soll ich mal siir Ich-, J« nen televboniren »Ach, bitte j.1«. seufzte ich aus tief stem Herren, und aab ihm die Tele vbonnummer eines nutomobiltundiaen Freunde-z mit der Bitte, mich aus meiner unfreiirillinen Gefangenschaft zu erlösen. Endlich erschien der Freund. Die Maschine war nicht sebr beschädigt so . dafz mir im Schneckentemvo zur Re Y paraturrertstatt fahren lonnten Uns die Karosserse war es desto schlimmer ;bestellt. Die ganze rechte Seite des » Wagens wir zertrümmert, und es . würde eine autc Weile dauern-, bis der Schaden reparirt war. Jn verziveifelter Gemüthoversas sung zoa ich schließlich an meiner Wobnungstbür die KlinneL Mit blossen, veritörtem Gesicht öffnet das Onugmädchen und treischt bei meinem Anblick laut auf. Die Köchin tommt ebenfalls dazu gestüer Sie schlägt die Hände über dem Kon zusammen. »Ja, aber ist denn anädioe Frau nicht todt?« «Todt? Ja, aber warum in aller Welt soll ich denn todt sein?« »Es ist doch aber von einer Klinit televbonirt worden. daß ein Automos bilunalück vassirt ist und der Gustav in der Klinit von Dr. Stüber lieat'·, saat die Junaser förmlich beleidigt. »Na, und da baden wir natürlich ge fragt, ob anüdiae Frau auch dort wä re und da haben sie gesagt, von and diae Frau wiisrten sie überhaupt nichts. Da mußten wir doch anneh men, daß gnädiqe Frau gleich todtge blieben ist. Wir wollten aerade einen hübschen Kranz bestellen aehen, Beil chen und weiße-Rosen, das macht sich immer am besten« Ich saate, daß ich ihnen fiir diese liebenswürdige Absicht sebr verbunden wäre. sie aber doch bitten möchte, den geeigneten Zeitpunkt geduldig zu er warten. « Und dann bielt ich mich sür ver pflichtet, die in Berlin lebenden Ange bdrigen meines Gustavi von dem Un sall ibres Sohnes in Kenntniß zu sehen. Da mir Gustav von der zärt lichen Liebe seines Vaters erzählt hatte, und wie stolz der aus seine Ge chietlichteit im Automobilfahren M ioollte icL dem alten Mann die Esch so schonend wie möglich beibringen und schrieb ihm vorläufig nur ohne Rohrpoit, mit der Bitte« heute gegen Abend zu mir zu kommen Jch hatte bisher Gustaos Vater noch nicht gesehen. Gegen Abend trat er ein, tein gebrechlicher Greis, son dern ein rüstiger Fünfziger. Aber ich wollte trotzdem vorsichtig zu Werte neben. »Sei-user Sie sich, mein lieber Herr Schmidt«, sagte ich freundlich, schob ihm einen bequemen Sessel hin und hatte auch fiir den Fall, daß derSchreck ihn umwersen sollte, ein paar Bele bungsmittel zur Hand. »Ich muß Ihnen leider mittheilen, daß es Ihrem lieben Sohn nicht so gut geht, wie wir alle es wünschen.« Der Alte machte ein verdriekliches Gesicht. »Hm er sich wieder betrun ten, der Bengelisp »O nein, Herr Schmidt«, wider sprach ich. Er hat einen Unsall ge habt. Er ist vom Automobil gefallen und hat sich —·« »Das Genick aehrochen·', siel Vater Schmidt mir hoffnungssroh ins Wort, »das wäre ja ein wahrer Segen.« »Um Gottes willen-C stammelte ich ganz entgeistert. »Wie können Sie so etwas sagen! Nein, den Arm hat er sich gebrochen, ein Bruch, der in sechs Wochen völlig geheilt sein wird. Jch war bereits selbst in der Klinit und habe mich überzeugt, daß es ihm an nichts fehlt.« »Untraut vergeht nicht«, sagte der Alte mürrisch. »Das beste wäre, wenn der Junge Koppheiita ginge, so ein Halunle, so ein Durchtriebener. Nichts wie Kummer und Schande hat er Uns gemacht. Daß jemand dumm genug sein lonnte, sich den zu engagi ren, ich verstehe nicht« »Ja, aber er hatte doch die besten Zeugnissc der Welt.« »Das maa schon sein«, der zärtZichc Vater nickte aemiithlich. »denn hat er sie aber sicher alleine geschrieben. Das kann er sein. Er hat schon mal wegen yetundensälschung gesessen. Inzwi schen hat er’s wohl besser gelernt. Jch trill Jhnen aber mal was sagen, junge Frau. .Er hat mir erzählt, Sie wä ren jetzt alleine und ohne jemand, der ihnen beschützen thut. Da seien Sie man froh, daß sie den Gustav so sicher und aus so gute Manier los sinds Wer weiß, was sonst noch passirtl wäre.« s Jch aab mich aber noch nicht ge-. schlagen. Jch ließ das Auto wieder in Standl seyen und enaaairie einen neuen( Cbausscur. Für dessen Charakter ga rantirten mir seine drei verflossenen Brotherren. Vielleicht habe ich mich zuviel nach seinem Charakter und nicht aenna nach seinem Können erkundigt Einmal bat er mich gefahren. Eg; war zu einem Diner. Um 11 sollte erj mich abholm Er war auch um 1 nicht da. Böses atmend, nahm ich mir schließlich eine Droschke und fuhr nach Haus. Unten vor der Tbür stand Fritz. « »Fri—tz«, saate ich mit erstickter Stimme, »was ist wieder passirtts Saaen Sie mir nur« ist es etwas sehr Schlimmes?« »Ach ne, qniidige Frau, es hätt noch oiel schlimmer werden tönnen Wir sind nur in ’ne Droschte hinein gefahren, von hinten nämlich. Dac Autowobil is ja wohl hin. Nich wei nen, aniidiae Frau, es war keine so besondere Marke. Wir kaufen uns nu ’nen Adlerwaaen, die laufen viel les ser. Na, und die Droschte —- dem Mann habe ich unsere Adresse get-en müssen, denn er mill, baß wir ihm ’ne neue Troichte taufen. Das werden wir wohl auch müssen. Ich weiß mit so was Bescheid, ich werd das ichon beforgen Nur gut, das-, tein Mensch drinne saß und alles sonst so gut ab gelaufen is.« Am anderen Morgen tebrie mein Mann zurück. Er fand seine Frau in Nervenzuftänden, das Autonsotsil zertrümmert und schwindelnd hohe Rechnungen seiner wartend. Er ift ein guter Mann und er sagte nicht viel. Er hat alles erledigt. Nur ein neues Automobil hat er nicht wie der angeschafft Er geht auch den Dkvfchkenautos aus dem Wege und wird feindlich, wenn man überhaupt von Kraftwagen spricht. Ich glaube, er wird auch feindlich werden, wenn er diese Geschichte liest. -- der Krumpsinger. VonJohannPeten Er sang und jubelte mit heller Stimme, der Thomas, als er an ei nein mildenSpätherbsttage dem Laub-— walde zuschritt. Das Laub der Bu chen war .,herbstlich schön geröthet«, nur die Fichten prangten in ihrem unverwüstlichen Grün, ein Bild ewi ger Hoffnung und Beständigteit. Sonst zieht an so melancholisch stil len Herbsttagen unsagbare Wehmuth ein ins Menschenherz — aber bei dem Thomas war eine solche Gewächs ftinununq nicht zu merken. Den Re chen auf der Schulter, stieß er einen Juchheschrei nach dem andern aus, und als et den Saum des Waldes er reicht hatte, warf er sich unter einer sruchtreichen Hagebuche nieder auf die dürre Streu, blickte empor zum heiterm Himmel und lie sich's schein bar recht wohl gehen. ann griff er in die Tasche, zog sein scharfes Schnappmeffer heraus, sefte sich auf und betrachtete die Finger einer Rech en. «Allmiteinander thut ihr rnir gute Dienste. Aber du. du zweiter da, du Zeigeftnger, du bist der Soldatenfin ger, dum uszt im Krieg ’s G’wehr ab d·ruel’n, aus die schan'ns bei der Affen tir«ung« du willst mich zum Militär bringen. Wird dir aber nit gelingen, ichbleib bei meiner Urschl daheim. Nahm da der rothe Thomas-drum nannte ihn so, weil er suchsrothe Haa re und das Gesicht voll rather Sam mersprasssen hatte —- ein Meinen-innig lein und begann in seinem Zorn ganz ordentlich aus den unschuldigen »Sol dateniinger« loszuschlagem daß ihm während diefer sonderbaren Prrrzsedur selbst nicht wohl zu Muthe wurde. Aber nicht genug an den Ruthenstrei echn, dir dieser verfolgte »Mit-ehrerb drilcler« zu erleiden hatte — der ent rüstete Thomas verletzte sich in seinem Uebereiier mit dem blinkenden Snapvntesser die Sehne des Fingers im zweiten Kniichel, band sich ruhig sein Sacktuch aus— die Wunde und ging scheinbar befriedigt, theils pfeisend, theils rauchend an seine Arbeit, das »Streurechen«. Jetzt hatte er ja ei nen ,,trumpen« Finger! Die Sternlein leuchteten bereits am Himmelszelt, als der Thomas ins Dörfchen zurückkehrte Nach dem Nachtmahle ging er un ter seine Kameraden in ,,0’Häusa«. Beim »Pedei« (Peter) waren heute fast zwanzig sehnige tannenschlante Wsldburschen versammelt, die alle im Frühling zur Stellung mußten. Sie saßen um den breiten, frisch geschaut ten Buchentisch herum nnd sangen, er·iillt vom Bewußtsein tonimender Standesehre, das »Jnsanterie-Lied«: »Frisch aus Ihr Brüder von der Jnsj santerie, J Zum Mps sür Ruhm und Ehre! Heut geht-Z sür unser Vaterland, Kämpst muthia mit den Waffen in der Hand!« in welches auch der pseifenranchende Pedei qui der Ofenbank einstimmte, weil er auch einmal der Jnsanterie imgehört hatte. Dann tam das Trutz jed: N.wolecn, Du stolzer Geselle, Du sitzest so hoch aus dem Thron!« welches mit besonderem Eifer gesun gen wurde. Da öffnete der rothe Thomas die lesiir und vielstimmiger Gruß schallt ji«-m entgegen: «Sina mit!« hieß es von allen Zei ten. ,,"fiillt mir nit ein, das; ich Sol datenlieder sina!« erwiderte der Tho mas stolz. »He, Thomas-, was meinst damit?« lxieß es wie aus einem Munde. »Weil ich mein Lebtag Itein Soldat werd’n magi« brüstete sich der Tho mas. Die Burschen stutzten Endlich mein te der ,,Franzei-«Seppl«: »Mit Dir werd'n s’ kurze G’schichten machen — zu der Jnsanterie tommst.« Und Alle stimmten dem Seppl bei: nur der Thomas zeiqte eine lächelnde Miene, dann wies er den Burschen sei nen» trumpen Finger« vor und sagte: ,,Narren! Schaut’g, das ist der Sol datensinqer; wenn der trump is, dann ist's aus mit der Jnsant’rie. He?« Jetzt hub ein entsetzliches Gassen an. »Bub', ist Dir etwa gar ein Unglück ,iuaestoßen?« fragte der Pedei. »Aber woher denn!« versicherte der Thomas-. »Wenn die Herren Offi ziere glauben, daß sie uns z’sck,seitd werden, so irren sie. Ich mag tein Soldat nit werden, maa mich nicht erschießen lassen. und deswegen hab' ich mir’n Finger krump aemacht für-· aanze Leben.« Die Verwundernna iiier diese ein leuchtend-e Rede war qrosz und Alles bestürmte jetzt den Thomas das »Sie zept«, wie man krumme Finger ma che, bekannt zu neben. Dem Thomas machte es ein Veranliaen, feine Hel denthat recht breit zu schildern -—! und augenblicklich verstummten die Soldatenlieder. Mancher Bursche! nahm sich vor, die Probe zu machen,’ teiner aber hatte den Muth dazu, weil man die Schmerzen und die etwaigen bösen Folgen fürchtete. So blieb der Thomas der Einziae mit dem »trum den« Finaer und fortan hieß er im Dorfe nicht mehr Thomas, sondern der »Krumofinaerl!« Dem milden Herbst folqte ein lan ger, ftiirmischer Winter, und als die Osteralocken tlanaen, da erstand Mut ter Erde aus ibrem Winterschlafe und der Lenz, der schmucke Freier, steckte ihr ein ariinee Sträuszlein an die Brust· Die Wälder leaien ihren Laub schmuck an, in den Schlägen sproßte frisches Grün, buntfarbiq entfaltete Flora ihre Pracht und Herrlichkeit und die Amsel sana ihren seelener auickenden Moraenhnmnus. Jm Walde war es schön. Alles ju belte und freute sich des Lebens, nur die Dorfhurschen sahen mit beimlicher Sorge den nächsten Tagen entgegen Sollte es ja jetzt zur Stellung gehen. Gar so strena wären sie heuer —: biefs es von der Kommission —— deri Major, ein echter Haudegen. wäre eins wahrer Rekrutensresser, beinahe Alle? ,,blieben", man miisse Krieg witterH So manches Miitterlein weinte ins ihre Schürze hinein, manches Bauer lein schlich kummergebeugt im Hauses umher. l Aus wäre es, wenn »sie« den Bur schen zur Marine nehmen, wie sie es dem MatrosemBertuS und dem Stei fel«gethan. Da müßte er fort in die weite, weite Welt, und dann —- wie leicht könnte da einer in’s Meer fal len nnd von einem Haisisch verschlun gen werden. Oder wenn es dem Rus sen oder Franzosen etnftele, eineni Krieg anzufangen, o Gott, da lönntes es leicht geschehen, daß so ein Bursche erschaffen würde oder mit einem Steig fuß zurücktäme, wie der »3ensi« aus der heißen Schlacht von Liss.1. O Je gerle, o Herr Jegerlel So ungefähr lautete die Lamenta tion der Mütter-, Mädchen und Basen. Allein das frische, übermittbige Bur schenblut jagte gar bald die entwürdi gende Angst zum Teufel und ging tät mend und jauchzend zur Stellung in’s Bezirlsftädtchen Der Ortsvorsteher und die Dorfmänner gaben ihnen das Geleite, der Richter durfte sogar im Saale neben den hohen Herren sitzen und manchmal sogar dem Major oder Bezirtshauptknann mit einer Prise aufwarten. Endlich war die Stunde dia, wo es »sich zeigen« hieß. Angesichte der be waffneten Gensdarmen verstummten der übermäßige Lärm, nur einige be reits illuminirte Spaßoögel machten ihre Witze. wenn sie einen aus dem Saale ,,abfiihrten" zum Schwur für Kaiser und Vaterland. Die Untaug lichem gewöhnlich Staatslrijppel ge nannt, ftiirmten ftracls in’s Wirths haus »Zum Zapfen« und hnben neuer dings ein großes Trinken an, und trenn es den »Stodtleut’n« nicht recht sein sollte, so waren sie auch geneigt zu zeigen, wie die Wäldler taufen und auch dreinfchlagen können. Aber die toleranten Stadtleute zeigten we nig Verlangen nach solch’ einen Lu xus und hielten es für das Beste, die Wäldler nach Belieben gewähren zu lassen. Endlich wurde der Thomas in den Saal gerufen. Recken Schrittes ging er zum Maße. Der Korporal stutzte, als er den krummen Finger des Bur schen erblickte und sliisterte diesem in’s Ohr: »wenn Er nicht zur Sanität genommen wird, so geht Er frei aus für immer! »Sanitiit?« Das war fiir denW.1ld bnrschen ein spinisches Dorf, das ver- I stand er nicht; er wollte sich schnell noch belehren lassen, was damit ge meint fei, doch der Regimentsarzt trat« schon heran und untersuchte den »schön gebauten« Burschen. Ein zufriedenes Lächeln schwebte um seinen Mund, als er den Pracht terl betrachtete. Da streifte der Blick den krummen Finger und flugs ; schwand die Freude. Bedentlich sah der Arzt das seltsa me Exempel an, er besah es von al: len Seiten und sann, dann fragte er den Vurscksem mieso er Zu solchem Fin ger gekommen? Der Thomas verlor iiber diese Fra ge die Fassung nnd iing zu stottern an, während ein tieer Noth sein Ge sicht überzog Der Regimentgarzt altnte Verstellung nnd versuchte es, den verhängnisioollen Finger aufzu ziehen — aber es ging nicht. Der Arzt dachte an Widerstand, faßte das Finger-Ende und riß es in die Höhe, daß er, der Thomas. wild auffchrie. Jetzt verlor der Arzt die Fassung Da erhob sich der Major, drehte sich den meterlangen Schnurrbart, machte mit den Lippenmusteln allerlei Zuckun ’ gen und Tänze und stellte sich mit der ganzen Strenge eines alten Haude » gens vor den Thomas hin, ihn barsch anredendr »Wenn Er nicht gleich Die Wahr-: heit spricht, wieso er zu diesem Fin aen aetommen, so erkläre ich Ihn für’ tauglich und lasse Ihn absijl)ren! Da dachte der Ttoniag an die rath se lhafte ,,Sanität«, vor den Augen heaann es ihm zu flirren, die Sinne wollten ihm veraehenx der Gedanke, nun doch Soldat zu werden, trotz alle-l dem, war siirrhterlich In dieser Si tuation hielt er eg iiir das Beste, Als les der Wahrheit aetreu zu erzählen, und mit wachsendem Staunen hörten ihn die Herren an. Als er mit seiner Beichte sertia war, sprach der Manor mit Donnerstimme: »Taualieh zum Sanitötgdienst!« Der Thomas-·- wantte zurück, da saß ten ihn träftiae Arme und siihrten ihn ah zum Fahneneid, den einfältigens Thomas· l Die Mutter weinte, die Urichl wein: » te, als der Thomis einrijcten mußte Trotz des krummen Fingers leistetei er wacker Dienste in So tiilern, und; als drei Jahre abgedient waren, aingz er mit seinem krummen Finger sreu-« dia aus Urlaub und liochieichtete noch vor »Kathrein« mit der Urschl, und blieb hig- zum heutiaen Taae, da er» schon ein weißhaaria Männlein ac trorden ist« der lustige »Krumpsin aerl«. - «Sbspviua« »Mama hatte sich doch eine grüne-« Decke gewünscht, warum hast Du denn eine rothe getauft?« »Ach, weißt Du, (—?lse, die sreut sich immer To aus den U mta useh t« Der Pantoffelheld. »Ich verstehe nicht, wie Du Dir eine so hrutale Behandlung von Deiner Frau qesallen lassen tanns.« »Weißt Du, ich dent halt immer: wer die geheirathet hat, ver dient Prügell« Am Tats. .,Boh, können Sie mir einen Tip geben bei dem ich mein sicheres Geld habe?« »Wetten Sie nicht — so habe Sie Jhk Geld sicher. s Bot-hast l Sie: »Hast du schon einmal dass Weibchen einer Grille gesehen?« i Cr: ,Ja, aber weit öfter noch dies Grillen eines Weibchen-Jl« sei-I VII-Neck. -· · - Der Berliner Bär (Berliner Wap penthier): »Ich verstehe gar nicht, daß die Berliner sich iiber die Dressur se wundern; das tann ich doch weit bes sert« · Hschste Eile. Auf der Landstraße traf ich neulich Abends einen meiner Freunde, der, mit einem merkwürdig geformten Packet in der Hand, in größter Schnel ligkeit nach Hause lies. «Holla!« rief ich ihm zu, »warum so eilia?« Er blieb nicht stehen, sondern schrie mir im Weiterlaufen zu: »Neuen Hut für meine Frau! Muß machen, daß ich schnell nach Haus tomm’, e he er u n modern wird.« Die Kinder-. Willy: ,,Tante, mach’ doch mal den Mund auf!« Tante: »Warum denn?« WillyI »Ich will mal sehen, ob Pa pa recht hat« Tante: »Wie meinst Du das?« Willy: »Ja, Papa, sagt immer, Du könntest nicht den Mund aufmachen, ohne eine Klatschere i zu er d i ch t e n.« « Zu viel verlangt. Präsident: »Sie gaben vorhin an, Sie hätten den Anaetlagten genau ge kannt, und jetzt sagen Sie das Gegen theil! . . . . Wie reimt sich das?« Zeuge: ,,Jesseg na, ietz’ soll m’r vor G’richt aar no’ Berg-le mache!« Gitter Anfang. Hausfrau Hur neuenKöchin): »Noch eing, Marie, wenn mein Mann mal zudrinalich werden follte,··aeben Sie ihm eine ordentliche Ohrfeige« . Köchin: «Ja·!rohl, Madame, zwe hat er schon aetricgt.« Modern. Gott«-— Hob veriicbere Dich. liebes Kind, es ist mir wirklich nicht mög ; lich, Dir die theure Badereise zu be willigen!« Gattin: »Mir kannst Du nichts weismachem ich habe mich im Aus ; lunftsbureau nach Deinen Verhältnis sen ertundigt!« Auf Umwegcn. Er: »Ich sind-e, Deine Mania wird recht vergeßlich!« Sie: ,,Wieso?« Er: »Nun, sie vergißt ganz, wieder nach Hause zu fahren!« Fromm-mit Ehemanm ,,«’freue dich, Fraucheth heute habe ich mein Leben mit zwan zigtausend- Mark versichert.« Junge Ehefram »Und an das mei nige denkst du gar nicht. Siehst du, was du für ein schrecklicher Egoist bist!" blinder-mund. Vater (aus«:- der Naturgeschichte er tlärend)k »Die Grille bringt nämlich, wag die wenigsten Menschen wissen, nicht mit dem Mund, sondern mit den Flügeln die Musil hervor.« Fritzchen lzu seiner gerade am Flü gel sitzenden Mutter): ,,Etsch, Ma rna, da bist Du auch eine G r i l l e !'« Kleines Mißverstäiihiiisz. Richter: »Sie behaupten also, Hu berbauen, der Angeklagte habe an Ih nen einen Bestechungsversuch vorge nommen?!« Zeuge (Biirgermeister einer kleinen Landgenkeindelz »Ja —- t’ hab’ eahm aber glei’ cis Messer aus der Pratz’n a’ich1c1g’n!« , ——-—-——. C , Aha! »Die Höchstgeschwindigkeit ent wickeln Sie wohl nur, wenn Sie eine schnurgrade lange Ehaussee vor sich haben?« Autler: »J bewahre; wenn ich et was überfahren hebe!« ’-l Der Patient. Junger Arzt: »Liegt der Wein schon lange?« Kellner: «O, schon an die zehn Jahre.« Junger Arzt: »Das ist auch recht fo. Denn er hat die — Wassersuchc.«