Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, September 10, 1909, Zweiter Theil, Image 16

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    ,,cudimäunchen«.
»kmevon-h.1u?kuns
FULL» sai Ja. Mutti2«
Ihr Frau Nsitler schien den Hei
m Jungen nicht zu hören. Sie hatte
Licht-la aus dem Kinderaarten ab
eisltz wo sie ihn tagsiiber ließ, seit
die Ausmrtestelle beim Kaufmann
Desnisa übernommen hatte; und sie
schritt nun so rasch die Steinmetz
Fraß entlang, daß der vierjährige
Knirps den sie fest an der Hand
hielt. kaum mitkommen konnte.
.Mutti, renn’ doch nicht sak«
»Ach. laus’ man zu! Wir miissen
uns sputen. Vater muß mit Den
ane nach Köln; und ich Habe noch
nicht seine Hanbtasche zurechtaemacht.«
Die kleine schmächtiae Frau schritt
hastig weiter; und Ladung « Der
Ludimännchen, wie ian die Fräulein
im Kinderqarten nannten —— setzte
tapfer seinen Laufschritt fort. Er
war ein putziaes Kerlchen. Das ges
lviihnlich mit hellem Erstaunen in die
Welt auckte, und bei dem nicht nur
die großen wasserblauen Augen ver
wundert «Oh!« zu sagen schienen.
sondern auch die etwas nach innen
gebogenen kurzen Beinchen. Ja. selbst
die Spitze seiner kleinen Sinn-sinnst
schien nur deshalb so enerqiich in Die
Köln zu streben. um den-. Munde
Raum zu lassen zum Oh!« sagen.
Ludwias Mutter, die Frau eines
Eisenbahnbeamtem hatte stif- verspä
tet: und sie hatte nur den einen Ges
danken. so schnell als möatich nach
Hause zu kommen. Darum bemerkte
sie gar nicht. wie aufgeregt ihr sonst
so stiller Junae war-, unr- daß er in
einem sort wiederholte:
«Mutti. »sa? Ja, Mutti2«
Erst als der Kleine zu weinen ani
sina. blieb sie stehen und fragte är
aerliclk
»Was willst du denn? Warum
seinft du denn?«
Satori hörte er zu weinen aus und
sagte eifrig:
.Mutti. Mariechen Konzack hat
«Tante« ein Veilchensträußchen mitge
bracht.«
.Ra und?«
Sie bückte sich. putzte Ludimänns
chen die Nase nnd rückte ihm den
Strahl-at zurecht.
.Tante hat Mariechen einen Kuß
chcbktl.«
Die Mutter mußte nun doch la
n.
aUnd deshalb Hättst du mich aus?
Das hättest dsu mir Joch zu Haufe er
zählen können«
«Mutti?«
»Ist-»
»Kann ich Tante morgen auch ein
Veilchenlträußchen mitbringen?«
Je Frau nahm ihn wieder an die
»Komm, komm!«
»Ja, Miti?«
Ådun sei still! Quängelfriye!«
. Eilig zoa sie ihr Söhnchen mit sich
irri
,.Mutti, ja? Jn, Mutti3«
Die Mutter gab ihm einen Kling-.
»Nein, dummer Junge du! Laß
mich endlich in Rufes«
Ludimönnchen heulte nun während
des ganzen Weges und wurde Dei
halb, als sie daheim traten, zur
Strafe in Die Dunkle Kaki-mer ne
sperrt. Da beruhigte e: sich bald und
versprach wieder thiq in fein.
Aber die Gesckichte snit Dem Beil
chenfiräußchen kam ihm nicht aus
dem Kopie: und fVäter-, nlsS fein VI
ter fortv war nnd die Mutter ihn zu
Bett br.:f-te« fin: er nieder Jn·
»Mutti, kann ich morgen Tonte
ein Veilchensträufschen snitdrknqen?«
Die Mutter ikimlt
»Das toitet einen Groschen Wir
sind arme Leute und rnässen tin-:
nnier Geld sauer verdienen Ziir
solche Kinderlitzchen baden mir nicht-«
iibria. Hör’ endlich qui damit: sonst
gibts Haue!«
Sie eca den Kleinen ans nnd legte
ihn ins Beitr
.Nun sprich dein Gebet,«
Er faltete Die Hände und betete
mit weinerliche Stimme:
«Jck, bin klein«
Mein Here ist rein,
Soll niemand drin wohnen
Als Gott allein.«
Die Mutter gab Ludiniännchen ei
nen Kuß, dann naan sie die Lampe
und in hinaus in die Küche.
Der Junge konnte noch nicht ein
schlafen. Trauriq dachte er an die
cbfchiäaiae Antwort, vie er betont
M Da fiel ihn-. ein, daß oie Tante
im Mudetgarten gesagt hatte, wenn
einer den lieben Gott recht herJLich
III etwas bäte, dann erhöete ihn
M der liebe Gott.
M faltete Ludimänneben wies
see die Rinde und sagte leise:
. Mie. lieber Gott. scheut mir roch
De Title ein VeilchensteäußchenP
Wiss fetten ihm die Worte der
W ein daß das Siriinßchen ei
-Is Mit kostete; nnd Mächte-en
W Wiesen wieder Muth
Etqu im: nis- mer net-ex
sein armer Mann nnd
dein Seid siehe feiner
We D- hssi M MIUM
Miso-.- nbtfoi me I
i« Ichenidieseiee
standest-Insek
F—
richtete er sich im Bette hoch, um zu
sehen evo das Etext-scheu wäre.
Aber. — o weh! — Da hatte kein
Engel über Nacht die Veilchen ge
bracht, und in der ganzen Stube
waren keine. wie eifrig sich Luvimöaw
chen auch umaucktex und betrübt
dachte das Bübchen:
Der liebe Gott hats bemessen. —
Aber das Veilchenfträußchen wollte
und wollte dem Jungen nicht aus
dem Kopfe
Ein paar Tasse danach kam Labi
männchen morgens im Kindergarten
an, biete der Tante ein große-Z Bu
kett entmen und rZei freudesttth
lecldt
T
«T-.1nte . . . dal«
Die Kindergärtnerin. ein schlanies
junaes Mädchen mit einem friihliclxen
Gesicht, ichlna überrascht in die
Hände und rief:
»Solch einen schönen Strauß hast
du mir mitgebracht, Ludirniinnchen?
Dante schön!'·
Sie nahm es ihm ab und roch da
-r-:rn, aber im selben Augenblick prallte
ihr Kopf iuriick. Sie warf die Blu-·
men tu Boden und rief entsetzt:
»Zum-ge woder dafr du die Blu
men«?«
Da wurde der Kleine ganz verle
aen und stand mit einem rechten Ar
snertiiinderaesicht da.
Das Fräulein dod den Strauß
wieder auf und betrachtete idn aus
mertiarn. während sie sich mit ihrem
Taschentuch die Nase zudieit.
Dann leate sie den Strauß dei
ieite und fragte noch einmal:
»Nun sage mal, Ludirnännchen,
woher haft du die Blumen?«
Ludirnännchen siand da, über und
über taki-.
»So iag’s doch!'
Aber er antwortete nicht.
»Ludimännchen!«
Das Rucken seiner Mundwinlel
verrieth den nahen Tdriinenaasdruch «
Da nadm ilnr das Fräulein aufs
den Schock sudr ihm tosend durch1
iein blondeg lrauses haar nndi
fragte:
»Das! du's aeFundenZ«
Er nickte betrübt.
»An denn?"
Keine Antwort.
Sie iad ihn mit ihren schönen
blauen Augen lächelnd an und fragte
leie:
»Hast du es im Miilllaften ge
funden?«
»Nein", lam es weinerlich heraus,
«i!n Mülllasten nicht. Es dat dane
ben geleaen.«
Pai- jurrae Mädchen lachte hell
au .
.Und damit haft du mit eine
Freude machen wollen?« H
Wieder zuckten die MundwinielH
und nun waren auch die Theiinen da.
Da lachte das Fräulein nicht mehr.
Sie drückte das Kind zärtlich an
ihre Brust und sagte:
»Aber warum weinit du denn.
kleiner Manns Du hast mir doch
eine Freude machen wollen; und die
hast du mir aemacht! Eine große
Freud-el«
Da weinte Ludimännchen nicht
mehr. Er schlang deide Arme um
iein Tantchen.... Sagen lonnte er
wieder nichts, aber seht vor Freude.
Die genesen-Törin
Professor Berion erzählt von der
Fahrt, die er im Sommer vorigen
Jahres an Bord des deutschen Kreu
ters »Buffard« von Taresfalam zur
Delagoa - Bucht im Interesse feiner
meteorologischen Beobachtungen un
ternommen hatte, daß auf dem Zchiff
eine zahme, junge Löwin war, die sich,
Von den Matrofen derbötfchelt, frei
an Deck bewegte und besonderes Ver
gnügen daran fand, auf dem äußer
ften Echiffsrande spazieren zu geben«
Eines Tages aber hatte sie einen Fehl
tritt gemacht oder war auggeglitten
und infolgedessen ins Meer gestürzt
Es war zum Glück bemerkt worden.
Auf dringendes Bitten der Mannfchaft
ließ der Kommandattt das Schiff
ftoppen und ein Boot aussetzen, um
das fchwer mit den Wogen tämpfende
Thier zu retten. Troi des hoben
Seeganges gelang das Rettung-wert
und im Triumph wurde die am gan
zen Leibe zitternde Löwin an Bord ge
bracht. Sie erholte sich bald, zeigte
aber fortan eine folche Angst vor dem
Meere, daß sie sich mir auf den inner
ften Planken des Berdecki bewegte und
für die Schiff-wand nur furchtfame
Blicke hatte. Jbre Leben-reitet hatte
fie sich gut gemertt nnd zeichnete sie
vor den anderen Matteer durch be
sondere Zutraulichteit aus. Ob diese
gegebenenfalli wohl wie weiland deri
Sklave Inder-das auch die Dankbar-»
teit der Löwin als unauslöfchlich ers
fahren werdens
Mus.
—
XI ..- III-? J- « ·’
Tini-rechts »Ein feiner Spiegel —
da sieht man gleich viel vornehmer
drin aus«
Die Bose-end
Von-i I Bell.
.Eine Bonanes Jch will eine Bona
ne!« meldete der lleine Junge nun
wohl schon zum zwanzigsten Male seit
Beginn des Frühstück
»Es brav, Tedd:1. und iß Deine
Milchluppe«', sagte feine Mutter ge
duldia.
«Jl will eine Bonane.«
»Du kannst keine bekommen, Ieddn.
Es aiebt hier keine Bananen.«
»Kauf welche.«
»Wenn Du die Zum-e gegessen dist,
so Velcxnmft Du etwas Hilsfcbex Lieb
lim. Da hast Du einen Löffel voll,
. Lerche-if -
"aern ist'. erwiderte Mabel milde.
sDie Geeßmiitter aber wendete sich
. Es wäre uns ein Lesckktes gewesen. sie
« iiir itm zu bestellen.'
»sich ;er eine Bauwe
..So bös doch endiich aus«. wies
ihm Mes. Watson ärqerlich zurecht.
Die aanie Nacht hatte sie wegen ves»
Meinem der unter der Hist litt, fast
tein Auae geschlossen Mit Mann und!
Kind Tat sie bei ihren Extern zu Be
such und hatte da vergnügte Tage ver;
lebt, bis die Hite unerträalich gewor
den war und angeblich aus die Stint-—
inuna des Kleinen wirlte.
»Ich wiil eine Bonane,« maulte
Teddv.
Der Großvater abrnte das Entlprs
ten einer Flasche nach, um das Kind
m zerstreuen. In derselben Absicht
schnitt Tante Bello tomische Gesichter.
vorwurssvoll an die verheirathete
Tochter.
»Du tätteft uns siiglich davon
Mittheiluna machen können. Ist-bel.
daß der Junge so aern Bananen ißt.
Ach wußte aar nicht, daß er sie
»Als wir jüngst zu hause Bananen
hatten, rührte er sie nicht an. Ich be
areise aar nicht, wie er heute daraus
versiillt . .. lic. sei ein quter Junge,
Teddv, und iß Deine Miichiupve. Du
koirst sonst nie so groß und start wer
den wie Maria«
.W0 ist Latini-«
»Er ist tnit dem Morgen-tust nach
der Stadt aesadren.«
.We.ien Bonanen sitt Bub??«
»Das wirst Du sehen, wann er wie
der da ist«
Ach will eine Bonane.«
mZwitter das Kind nicht, bei der
Hive Suppe zu essen«, rieth Mes.
Bein-are ihrer Tochter-. Und zu Ted
drt: »Will Grogmamas But-i eine tnit
Magrnelade bestes-diene Sensrnel es
sen "
»Ich will eine Bonane.«
Mr. Bernard wars eine Seroiette
unt seinen Kot-s und schnatterte wie
eine Ente. Aber Teddn hatte teinen
Sinn für Enten.
.Möchte Tanteå Bubi ein Ei el
sen?' Mist Bernard begleitete ihre
Frage mit ihrem aewtnnendsten Lä
eiteln.
»Ich will eine Bon.:ne«, bedarrte"
Tedcn
»Ein iiir alle-III, eine Bin-me
tannst Tu nicht haben«, ertzärte die
Mutter.
Der Kjeine hob den Löser und
p!.1schte ihn die Miichsupve, Inst sie·
noch Ilien Zeiten spritzte Dann srars
er ihn, in Weinen nnd Welptlsaen
lang-brechend zu Boden.
»Du solltest das Kind nicht so In
iabren Einbei«, bemerkte Mrcx Ber:
ruer »Er ist wohl infolge der hitze
ern trenici ausaereqt
»Ich tinbe das Kind nickt anzuferti
ren«', erwiderte die Tochter. »Tai-In
musi, ternen, das-, ihm nidxt iede Lin
ne eriiislt wird. Es ist nicht reckt Von
Guitt, ihn in feinen Unarten iu unter-·
singen. Eure Kinder in seinem Alter
tUTIt Ihr qekvisk nicht veriörteih Eo
Iar bestimmt nicht. Ich musite meine
Milchsn:ve essen. ob ich wollte oder
nicht. Und hätte ich gar Getiiste nach
Bannnen oder derateichen qetraqen
so würdet Ihr-.
Aber Model, sei doch nicht eE-tee
fiichtia aus Dein eigenes Kind« rief
die iünxxere Schwester
Mrs. Watson murmeite eine ermit
te Antwort und konnte sich der Thräs
nen nicht ern-ehren.
.Tevdn ist ohnehin schwer zu behan
detn", bemerkte sie, »und nun de
stärtt Ihr ihn gar in seinem Unge
horsarn·... Iß fett Deine Zum-e,
Deiner Marna «uliebe.«
Ach will eine Be .. .'
»Halte ich Dir nicht gesagt . . ."
Ach weiß« was Tedvy will. Mit
Tante Bello in's Dorf gehen..»«
schtus das junge Mädchen vor.
Ander wird aus Großmamai
Schooß sinen und eine schöne Ge
schichte anhören. nicht wahrt«
»Nun Fehde-, wert möchtest Duf«
sraate dte Mutter, sich sur ist«-Miss
tett zwingend. «
»Ehe Vonane«, entschied Sehn-,
» laut heulend
Sein Großvater verließ seufzend
dqs Zimmer
« Dnmnst sitt dem Kind Geduld
baden Nat-etc sprach tbt Uri
Vernard zu.
Mamhat Uesth stimmte Mel
zu»Ihr habt leicht reden«, erwiderte
erbittert dies wMttet Jdr habt
tswtchlatew Sei
still, Tevdn.
Rein M, das er jammert,
wennte In s- barsch Intt then frisch
Msesm
W in neu . . .« M
Lä- W. erttsrteuth M
.So«, entgegnete Mei. Rats-m
awe Allem ist sein-e jetzige Unsregnsg
ans Rechnung des Süßigkeiten zu stel
len, die Ihr ihm gestern ohne Umke
iasr zu essen giebt. We sehe hat-e ich
Euck- qedetem ihn nicht mit Delitcttess
sen tu übersiitiem.«
,.Unfmn! Du scheinst et siir die
Hauptpfiicht einer Mutter zu halten.
ihrem Kinde jede Freude zu verder
ben.«
»Aber Kinder!' suchte die alte Da
me tu beschwichtigen
Mes. Watson erhob sich vom Tisch.
.Wenn Du erlaude so bringe ich
Teddu in’g Herrenrimmer«. sagte sie
ixren Korn untere-rückend »Es ist
dort fühlet als im Freien. Er wird
dort spiekerr und vielleicht einschlafen.«
T »Das samt idm nicht sch.xden«, er
! widerte Mes. Bernard. Aber folt ich
nickt bei ihzrt bleiben, Damit Tit-ein
;kenia enden !.1nnst?'«
Aber Ieddn mochte seine Mutter
ebenso Jerrt wie eine Band-re und ließ
sich nur von ihr aus dem Zimmer tu
den«
»Wenn wir nur irgend-no Bona
nen siir den Jungen austreiben könn
ten«. saate Dies-. Bern.:rd. ais sie mit
ihrer ie«iaen Tochter allein war.
»Viekteickit aiebt e-. roelche im
Torf". meinte Mist Bernard. »Ich
will einen Soruna hintdun und mich
umschatten. Jedenfalls werde ich dem
Kaufmann Auftraia aeben.«
Tag Mädchen kam herein. den Tisch
Jdiuriiumem und durch die ofsene
Time dranan die wohlbekannten
Worte:
»Ich soill eine Banane!"
Ec- folaien vier cn.irtervolle Zinn
den, denn Teddn zeiate sich in seiner
unaussteizlickisten L-1unr. Alle Hauc
aenossen aaben sich Mühe, das Kind
auf andere Gedanken zu bringen«
aber es wollte Niemandem gelingen.
Was sie auch vorbrinaen mochten.
wurde öfnsiillia durch seinen steten
Jluorusi
»Ich will eine Bonane!'
Bananen aber waren zu ver Zeit
isn ganzen Umkreis nicht auszutrei
Ben.
Um ein Uhr Mittags hatte die Gr
reiitdeit des Kleinen und somit die
allgemeine Austeguna den höchsten
Grad erreicht. Nach dem Lunch trat
endlich die langstersehnte Ruhe ein,
kenn der kleine Frieden-einsah der
ist«-s aanee Hauc- in Aixsrutr gehalten
dane. war end!ich einaeichiasen
Eine Stunde später fuhr Mr. Ber
nird aus seinem Zweirad. ungeachtet
des Widerspruchs seiner Anaedöriaem
in der tastenden Ssanne davon mit
dem festen Vorsatz, ohne Vananen
nicht euriick tu kehren. Mes. Watson
entschlüuite durch eine Hinterpsorte
in's Dors und machte nach ihrer Rück
kunft einen oeraebiichen Versuch, aus
dein Sovha im Wobnzimmer einzu
schlafen.
Teddn erwachte aezen siini Uhr
Abends ersrischt. aber in übler Laune.
Seine Mutter hob itJn aus dem Bet
te, verwundert. ihn nicht von Bona
nen sprechen zu hören. Dagegen ver
lanate er nach seinem Vater, der in
diesem Augenblick den Hügel zum
hause emportlomm «
Bald daraus brachte Mrs. Watson
den Kleinen hinunter. In der Halle
begegnete sie seinem Papa. Die Groß
mutter näherte sich im Garten lang
sam dem hause, und den hisaek der
aus kam der Großvater erbiht und be
staubt aus seinem Rad. Aus der Trep
pe wurde Mist Zernard sichtbar, die
dein Meinen fröhlich zurieh
»Ist Tantes Lieblina wieder wacht«
Mrö. Watson raunte nocki schnell
ihrem Manne tu:
.Erro·eikine nichts von meiner Depr
sche, Tom.'
.Gewis nicht«. lachte er. Aber
ich saf« heute Morgen herrliche Erd
beerenj die ich Euch mitbrinaen woll
te. Dein Telearamm ließ mich an
alles Undere vergessen. So dringend,
Liebste?«
.Wai liegt daran, wenn Du nur
das Verlangte mitbrachten Dante
Dir. Tom.«
Der junge Ebemann zoa sich, um
abzulegen, in sein Zimmer sur-sich
Alsbald war Teddv von allen Ja
mitsenmitakiedern umringt. Alle lis
cheiten vergnügt und blickten liebevoll
aus das Kind. Jedes der Erwachsenen
trua ein Päckchen in Händen und sah
die Anderen staunend an:
»Da-samt Bringt auch Ihr Ba
nannt«
.Sie wurden mir aus dem Dorfe
nachgeschiat«, klärte Bella auf.
«Jch kaufte sie einem Obitmanne
ab, der vor dem Garten vorüberiudr«,
berichtete die Großmutter
»Ich brachte ein Dutzend aus Nen
natvav«. saate der Großvater-.
»Diese hier kaufte Tom in der
Stadt!' rief MU. Watlon.
Da fiel eine dünne Stimme ein:
»Ach will . . .·
Weiter takn Teddn nicht« Denn ie
der der Umftebenden öffnete fein Pöcks «
chen und zeigte dem kleinen Schreien
daß lein herzenswunsch in reichem
Maße erfksllt war.
Beim Anblick der vielen Bananen
wich Tedbn zurück.
»Ich will nicht Bananen«, greinte
er. Ach will Erdbeeren!«
—
Unions-sc
.... . deute Mitta speisten wir
sehr qui —- aber die Hortianen waren
ichs-strich ueint Das Beettteat mußte
man, utn es zu sehen, rnit dem Ver
grögxungsglas betrachten!«
« deuten Sie, meine Onödige, daß
Sie sick hier in einem bypermoi
der-ten betet beinven — da wird
sesetitnurissibe ils-angedeu
. G «
Ver preusiiche Tritt.
Eine Kriegs Ettnnerunq.
l Mit der Veseiung von AlenconOam
16. Januar 1871 hörte fiir uni der
eigentliche Krieg auf. Ali wir dann
durch die Normandie aus die Seine
Miindung zu marschirken. hatten wir
nur noch einige Abenteuer iml Frank
tireurs zu bestehen und eine aufriihres
rische Fabrikbevölkerung durch den
strammen preußischen Tritt zu beru
higen. Davon möchte ich in den nach
folgenden Zeilen erzählen.
Am linken Ufer der Seine-Mün
dung liegt die lleine Jndustriestadt
PontiAudemer. Der Krieg hatte alle
IRäder und Spindeln darin still stehen
lassen. Im Dorfe Corneville, eine
Wegstunde südlich davon. hatte unsere
Kompagnie Standauartier und pa
trvuillirte von dort aus die Umgegend
ab. Zweimal waren wir aus diese
Weise schon in starken Trupps nach
Pont:Audemer ohne besondere Fahr
lichteiten gekommen. Am Abend des
29. Januar rückte das ganze westwä
lische Husarenitliegiment No. 11 durch
Eorneville. Der Kommandeur theilte
unserem Kompagniefiihrer mit, Paris
habe tavitulirt. die Nachricht sei noch
nicht amtlich. aber sicher. er solle noch
heute PontAudemer besehen, um die
Stadt mit in unsere Demarlationslii
nie zu bringen. Der Jubel ob dieser
Nachricht war bei uns unbeschreiblich.
Ich lann nicht sagen. dasz die Nach:
richt von der Kaiservroklamation am
18. Januar, die uns beim Avpell der
lesen wurde, besonderen Eindruck auf
uns gemacht hätte. Aber die Kapita
lation von Parie. das Ende des Krie
ges gewiß. die Rückkehr in die Heimath
in naher Aussicht « bis in die späte
Nacht erschallten unsere Lieder!
Selbst unsere Quartiergeber schie
nen durchaus nicht niedergeschlagen zu
sein.
Tags daraus zogen wir wieder zu
einer Kontribution ins östliche Ge
lände hinaus. Um die Mittagsstunde
zurüitgekehrt« harrten wir der Entlas
sung in die Quartiere, als ein Ousar
von PonHUudemer an uns vorbei
jagte, der uns unverständliche Worte
zurief, ohne sein Pferd anzuhalten.
Da mußte etwas passirt sein. Die
Kompagnie wurde in Bereitschaft ge
halten. Nach kaum einer Stunde kam
der Husar zurück und brachte iden
schriftlichen Beseht vom Divisionskomg
mando, dass wir sofort nach Pont
Audemervmarschiren und uns zur Ver
fügung des Husarenlornmandeurz
stellen sollten.
Jegt erfuhren wir oon dem husa
ren, was los war. Jn Port-Andern»
wäre Revolution ausgebrochen. Die
Dust-ren, dieses leichte Völkchen« hatte
noch am Abend Streit und Schlägerei
mit der Cidilbeoölkerung bekommen
Am Morgen tvar ein Posten von den
Franzosen angegriffen worden· Die
ser hatte von seinem Karabiner Ge
brauch gemacht, aber keinen von den
Angreiferm sondern eine Bäuersfrau
in ihrer Ladenthiir getroffen. Unschul
dig Blut war geflossen. Die Aufre
gung der französischen Bevölkerung
stieg bis zur Siedehitze Der husaren
kommandeur wollte wahrscheinlich wei
teres unniihei Blutoergieszen vermei
den, zog sein Regiment auf einige gro
ße Gehöfte am Eingang der Stadt zu
sammen und erbat sich Jnfankerir.
Also sollten toir «gesehten" Muske
tiere in Ordnung bringen, was die
leichtsinnigen husarerh unter denen
sich auch wohl manche Hamburger be
fanden, da das Regiment damals in
Liineburg garnisonirte. eingebroett
hatten.
Es war ein herrlicher tlarer Win
tertag. Schnee deckte die weite Land
schast, so daß die Sonne sast blen
bend wirtte. Unser Kompagnieiiihrer
iorderte ben Stabsarzt aus« mit ihm
voran zu reiten, um bie Sache zu re
lognosziren Die Chaussee stieg
bergan und senkte sich erst hart vor
der Stadt wieder. An dieser Stelle
erwarteten uns die beiden Reiter. Vor
uns in der breiten Straße sahen wir
eine dichtgedrängte. ausgeregte Menge
in blauen Kitteln, von ber ein Stim
mengeriiusch zu uns drang, wie man
es ähnlich Mittags oben in der Vani
burger Börse hören tann. Vor ent
scheidungjvollen Momenten pslegt ein
Truppensiihrer eine geeignete An
sprache an seine Manns-hast zu hal
ten.
So geschah es auch hier« und wir
wußten nicht ganz genau, basz dann
mit unserem Kompagniesiihrer nicht
zu spaßen war, zumal wenn er sich
dabei was autbat Die Rede war
sehr kurz und lautete: «Still gestan
den! Richtet Euchs Jch bitte mir jeyt
einen strarnmen Marsch aus! Durch
»den preußilchen Tritt wollen wir den
Kerls imponirenl Das Gewehr iiberi
»Die Janiboure schlagen! Bataillon
marsch!!« Die Beine flogen heraus,
wuchtiger Gleichschritt erdröhnte, die
Oewehre lagen haarschars ausgeruh
ilet aus der linken Schulter und ihre
blanken saionette gliserten in ber
Sonne, die vorher so Ermende Menge
vor uns verstummte, und —- wir hat
ten es nicht Mr möglich schallen —«
WW . —,--- -
lichtete sich nnd flsthete Kerl-. Its
wir vor der plaer hatt Wer-, va
ren die Straßen der Stadt spie leer
get-lasen Der preußische Tritt hatte
die Bewohner in ihre häufer ver
schüchtert.
Die Hularen hatten von ihren Dif
fen aus unseren Einmarsch mit lautern
hurrah begrüßt. Wir hörten vor der
Mairie dann noch eine zweite Rede
unseres Kompagniesührers: »Ihr wer
det in die gegenüberliegenden neuen
Häuser lorporalschafteweise einen-ar
tirt, legt Euer Gepiick ab und zeigt
Euch mit Mühen und mit Seitenge
wehe auf den Straßen. Ich erwarte
von Euch. daß Jhr jeden Streit mit
den Franzosen vermeidet. Tritt man
Euch jedoch zu nahe. so wißt Jhr ja.
was Jhr an der Seite hängen habt.«
Wie befohlen war, so geschah es.
Kein Streitfall störte mehr die Ruhe
der Stadt. Ehe der Abend herein
brach, rüsten auch die übrigen Kom
pagnien unseres Bataillons ein. Der
stramme preußische Tritt hatte die
lritische Sache entschieden.
Heute wird so viel geredet und ge
schrieben über den überflüssigen Driit
im Heer. Nun, ich meine. ohne den,
aus dem Erercierplay geübten strom
men preußischen eTritt hätten wir we:
der die Bevölterung von isont-Ande
mer gebannt —- ee sei denn mit Was
fengewalt gewesen —, noch Paris be
zwungen. noch den Krieg so siegreich
zu Ende geführt, als es geschehen ist.
O O I
Jm vergangenen Sommer führten
mich Geschäfte nach Frankreich s—-- in
die Nähe von Pont Audemer. Die
Bauern waren zur Ernte auf den Fel
dern, und auf der Landstraße hum
melte ein Bataillon Jnfanterie vorbei
Na. die Kerle hatten teinen preußi
schen Tritt!
Die Ist-seien und dle englische
sonstwie-.
Dein, der in England lebt, fällt es
oft auf, daß die im Umlauf befind
lichen englischen Goldmünzen fast
durchweg neuerer Prägung sind, wäh
rend die Goldmünzen, die in den ersten
Jahren der Viltorianiichen Aera ge
prägt worden sind und die an Stelle
der Reiterfigur Georgs des Drachen
tödters einen Schild aufweisen, einem .
nur überaus selten begegnen. Vor
einiger Zeit hatten mebrere Londoner
Großbanten Gelegenheit, Goldmünzen
in größeren Mengen nach China zu
schicken. Die Chinefen weigerten sich
aber instematifch, die Goldmünzen ern-:
zunehmen, wenn ihnen das Bild des
Drachentbdters aufgeorägt war; sie
erllärtem dafk die graphssche Darfteli
lung der Drachentödtungs -der Drache
spielt ja bekanntlich in dem religiösen
Mythus der Shinesen eine große Rolle
—- in ihren Augen eine gewaltige
Netzerei fei. Die Londoner Dankbar-:
fer faben sich daher gezwungen, die
mit dem Schild oeriebenen alten
Münzen in ibren Besih zu bringen,
um sie den Chinelen ftatt der verhaß
ten Drachenmiinzen zu geben. Des
halb sieht man in England io wenig
alte Goldmünzen; es dürften irn Gan
zen nur noch 5000 im Ver-lebt lein.
Der ,.Weetln Telegrapb« berichtet,
daß die Londoner Münze für den
Verletir mit dem Orient wahrschein
lich besondere Münzen wird prägen
müssen, um die asiatiiche Handschrift
die in religiösen Dingen leinen Spaß
versteht· nicht zu verletzen.
Intel.
hönschen latn eines Tags später
als gewöhnlich von der Straße l;eirn.
Seine Schwester fragte ihn« was er«so
lange gemacht habe. »Ich bobe nur
Postbote gespielt. Ueberall in der
ganzen Straße habe ich einen Brief
abgegeben-«
.Wober hast Du denn die Briefes«
»Du weißt doch, die aus der Kont
mode. die mit einem rotben Bändchen
zulammengebunden waren.«
Er batte —- —— —- die Liebesbriefe
feiner Schwester ausgetragen.
heran-Inland
Schriftsteller »Wenn die Arbeit
nicht ganz so ist, wie sie sein sollte, so
wollen Sie berücksichtigen, herr C f
redalteur, daß ich mir zu meiner r
beit die Zeit förmlich iteblen mußte.«
Redalteun .So, dieZeit auch noch?«
Der lasse hals.
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»N- »W
«Sie haben wohl einen Kam, Frau
Gitasse7«
»Ja, ich habe vor einigen Tagen zu
viel Wein getrunken-"
»Und da bekommen Sie erst heute
Kopffchmeesen'i« "
»Ich bitte Sie, —- bevot. W bei
mit in den Kopf tommi.«