Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, September 10, 1909, Zweiter Theil, Image 11

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    Mun- Hkhnibkbttkk von
Tink- Iatckstkngki. -
- » »- - --.-—s ---—
No. 4«-. Jch sin ietzt fchon drei
Däg an den Ohfchen un es guckt zu
mich. als ob ich schon for e dalwes
Jahr schwimme bebt Jch weiß nit
ob ich in die rechte Deireckschen gräm
wele oddee nit. Der Wedesweiler hat
den ganze Plän sor mich ausgelegt un
bat alle Tickeis geordert un ich gehn»
seht einfach wo die Tickete hin lahle.:
An den Boot is auch so e ionnige Sort
Piebelsz ich hen noch nit einmal e’
Tschehns gehabt, mein Steil zu bis-J
plehez ich gehn in e einfaches vlehnesz
KaliiosRäpverche erum un gncle niti
als ob ich e Frau wär, wo gut ab is!
un wo in einige Sasseiethee muhsei
könnt. Die Sehlersch das sin redgeller
Roffjians un die Päsrenfchers, well,!
ich lind eisredt for die· So wann un
dann iag ich e Wort zu denKöppten un
das is noch der einzige halbwegs die-J
sente Mann in den ganze Bonfch, aw-:
wer er hat gar ieine Mönners un!
denke Se nur emal er duht in meine!
Messenz spitte. daß es en alte Hund
jammered uht un zwische ane uni
mich duhi er auch schreckliche Schwör
worte iuhse un ich denke, das is nitx
neis. Den annere Dag hat er mich ges l
fragt, was for den hewwens Selils ich
in Afrileb mache wollt? Dort hätt es!
so viel Afse un io Zeug, daß ich dort
ganz iwwerflüfsig wär. Do is mich
en Eidie komme. Ich den gesagt: »Den
die erichte Lein duht Ihm das nicks
angehn; dann awwer noch e anneres
Ding will ich Ihne den Ettweis gew
we, daß Se sich in meine Pressenz e
wenig meer betaese miisse, bikahs ich
gehn zu den Mister Pressendent Ruh-i
seield von die Juneitet Stehts un:
wenn der ausfinne dedi, daß ich nit"
lebdieleit getriet wer’n deht, der dehi
Ihne usssresse un das is ail was eri
deth Ei tell iud. da hat awwer der
ne gegucki. »Ach dat so? hat er
gefa»t, wei ior warum hen Se das nii
gleich gesagt? Dann biitt ich ane
schon gleich difserent getriet. Wisse
Se. aus unsere Boots da kommt im
mer so en Dkäsch beisamire wo zu
nicks emaunte dubt un da iiinne mer
nit viel Montieschein mit mache; in
Jline Ihren Rede is das oss Kot-es
ebbes disfeeentes. Jch weiß jetzt, daß
Sie e Leddie von hei Ständing sin un
fes-i solle Se ernol den Differenz nob
t e.«
Er bat mich stehn lasse un is sort
un in ebaut siins Minnits, do is aus
einmal die Schiffs-Band wo aus drei
Mann consistet hat« anaeriiclt un hat
den Ientiedudel un das Stahr spen
telt Banner aespielt un ich mus; sage,
das hat mich arig gut siihle mache.
Ich den mich bei vie Muhsischens de
dantt un dann hat mich der Käpten
in sei Ruhms genomme un hat mich
zu Dinner gefragt. Ei tell jub, da
hen mer awwer ebbez disserentes ge
habt wie Port un Biens un stehles
Brot! Jch hen mich zum erschte mal
widder satt gesse, seitdem ich an den
Boot war'n. Der Mit-ten bat mich
alle Jnsormehschen aecvtve wo ich ihn
xor gesragt hen un da den ich ausge
unne, daß es noch so ebaut siins
Daa nemme deht besor daß mer
Asriteh rietsche dehte. Er hat auch
gesagt, das Boot deht zwei Woche dort
lieae bleitve un er hätt also plentie
Zeit mich e wenig erum zu nemme
un mich die Seits zu zeige un er wollt
mich auch helfe mein alte Mann suche.
Jch tann lene saae da sin ich awwer
sroh gewese; mei ich hätt es ia gar nit
besser tresse könne. Das geht midder
emal zu zeige, das; e Leb ie darnseit
besser ab is, wenn se sich nit scheniere
dubt un wenn se mit die Sprach kraus
rücke duht. Wenn ich jetzt nias aesaat
hätt, dann tönnt ich mit mein dicte
Ropp da sitze un könnt dente un wor
ire un debt doch nicts aus-sinne. Der
Mit-ten hat mich auch mit seine Frau
eaewelmtet gemacht un ich muß sage.
se is e ariq neise Lehdie gewese. Von
ietzt an n ich immer mit sie gewese
un was ch nor aewischt den« das treu
ich kriegt. Ich muß sage, ich hen le n
der sarrie aesiihlt, dass die Bootreit
schon so schnell zu ihren End gange
is, hitaht das Letve hen ich arig guts
gegliche. s
So an einem von die letzte Daa henI
ich widdet emal en lange Taht mit den
Kövten gehabt. Er hat immer von
den Mittek Ruhfefeld gestatt un ich
fhen gar nit ausmacht könne, was et
für en Jnteteft an ihn gehabt hat. Er»
hat mich auch gefragt, ob ich deute.
deht, daß der Mistet Nuhsefeld widderl
for Pressendent laute deht un wie ich!
gesagt »den, daß ich kein Daut hätt«
daß et laute deht, da hat et geh-It
«M«ckddetn, fest debt ich gern ema ex
unstet Wort mit ane spreche. Jcht
sie schuhr, wenn Sie zu sein Kämp«
gehn, daß Sie engute Freund oon
ihn sein miisse un en guter Freund hat
immer mehr Jnsinenz wie en Sirehn
scher un wenn es noch so en guter is.k
Sehn Se, ich duhn jetzt schon seit zehni
Jahr das hier Boot ronne un ich kanni
Jhne sage, ich sin sick un teiert davon.;i
Un da hen ich aeäntz wenn Sie mits
den Mister Ruhsefeld spreche des-te unt
dehte ihn sage, daß Sie en Mann ken
ne duhn, wo gern en Schapp in die
Juneitet Stehtö Nehwie nemrne deht
un wo mit e Sällerie von siwwe Dau
send Dahler sättisseit is, wenn er nicks
» besseres kriege kann un daß der Mann
einige Zeit rettig wär, sein pressente
Schapp iwwer Bohrh zu schmeisse un
in hie neue Pohsischen zu tschumpe,
Hwenn Sie ihm daß alles sage dehte,.
; dann sin ich schuhr, daß er ehhes sor
» mich duhn deht un ich deht es Jhnes
in mei ganzes Lewe nit vergesse.«
Wisse Se was ich gesajt hen? Ich,
s hen gesagt. »mein liewer Karten was
lich thun kann, das soll geschehn unx
; Sie könne an mich diepende.« Grad
wie ich an die Stell war, da is e,
- Boot an unser Schiff voreigepiißt um
es hat Jemand gehallert »Mehl«. Da
hen ich schnell mein Brief zugemachtt
un hen ihn den Mehlhoot gewwe.«
Mit allerhand Achtung
Yoan
Linie Hanssiengei.
W
Hieb
»J«a, Gnödigste, ich habe ja nichts
dagegen einzuwenden, wenn dieFranen
ihre Rechte wahrnehmen: sie müßten
nur von dem einen Recht mehr Ge-·
brauch machen.'«
»Und welches wäre das?«
»Den Mund zu halten!«
Fremde Dame: »Mein liebetManm
können Sie mir nicht sagen ...«
Frau Zanqekh »Ga! nichts sagst
Du. Louis! Du haft einzig und allein
m ein lieber Minn zu feint«
Ein lieber Junge.
Doktor: »Nun, Karlchen, tanan
Du mir vielleicht sagen, was Du zu
erft empfunden haft, als Du tran
wurdeit2« «
Kaklchem »Die Freude, nicht in die
Schule gehen zu müssen!«
sub-im sei-schla
Toutiften (zuin Gaftwitth): Sie,
den Wirtin wie foll man zu Jhnens
denn sagen, hekt Wirthshaus, hetr
Rathsherr oder wie? ·
Gaftwikth: O. so lange Sie Pier
find, nennen Sie mich ein ach
O ch f e n wittht
Schlechtes Geschäft
Richtm .Sie werden wegen des
Beituges zu einer Geldftkiife von
fünfzig Matt verurtheilt.«
Angelhaken WAbek meine Herren«
so viel habe ich ja felbft gar nicht bei
dein Geschäft verdient.«
Gute Freundinnen. «
»Meine Mama kann sich noch recht
gut der Zeit erinnern, als Jhre Mut
ter ein Pudgefchäft hatte.«
»Das will ich gern glauben, aus
unseren alten Kontabiichern ist heut
noch ersichtlich, wie Ihre Mama jeden
but in kleinen Naten bezahlt hat.«
Milde-use Umstände.
Gattin (die ihren Riesenhut nebst
Rechnung von der Putzmacherin er
hält): »Sieh nur, Männe, wie klein
die Rechnung im Verhältniß zu mei
nem Hute ist!"
Zseierlei.
»Wie geht’s denn Deiner Freundin,
die den altenGeneral arheirathet hat?«
»D, nicht besonders. Er hat bestän
dig das Reißen in den Gliedern, und
sie hat beständia das Reisen im Kopf.
Nicht mehr nen.
Freundin Hur anderen): »Die Els
hat ja, wie ich sehe, einen neuen Ver
ehrer?«
«Cinen neuen? Den hat sie docli
schon drei Tage.'«
Ein Iriser Maul-.
Zahnarzt (verlegen zu einer Dame»
der er eben einen Zahn gezogen):i
»Vardon, meine Gnädige, möchte
Sie nicht 'nral nachsehen-« ich mu «
in Ihrem Munde eine kleine Zang
liegen gelassen haben!« «
«· Die payifachr.
Weinteisender (etgkissen): » . . Wie·
Jhr here Gemahl ist tobt? Zwanzig
Jahre lang hat et bei mit gekauft! .
Wittwe: »Ja, wenn Sie vierzehn
Tage früher gekommen wären, da bät-.
ten Sie ihn, wenn auch schwertrant«
noch unter den Lebenden gefundenPY
Wetntetsenden »Glauben Ste, das
et da vielleicht noch Was bestellt?
bitttef«
, pas Beet-in in poktugai
Bettler sind immer unangenehm.
Erscheinen sie in größeren Mengen
und mit armdicken Prügeln in den
Händen, um fordern anstatt zu bitten,
dann sind sie sogar sehr unangenehm.
Mit dieser letzteren Art von Bettlern
haben wir uns hier Tag fiir Tag ab
szugebew
Jedermann hat schon von der Zu
dringlichkeit der spanifchen Bettler ge
hört und gelesen. Jch kann diese aus
eigenster Anschauung nur bestätigen.
»Aber sie ist unerheblich im Vergleich
zu der Unverschämtheit, mit der der
portugiesische Bettler seine Almosen
derlangt. Gibt man ihm etwas, dann
dankt er mit vielen Worten. Erhält
er aber nichts und wird mit dem hier
in allen Lebenslagen sehr angebrach
ten: Tem pacienza! lHabe Geduld!)
abgewiesen, dann verhülle deine Oh
ren, Kultur-mensch. Was du dann zu
hören betommst, suchst du vergebens in
Meyers Sprachführer
Betteln ist hier teine Schande. Jm
GegentheiL So liegen an den Stra
ßenecken Lissabons und auf den öffent
lichen Plätzen Dutzende von zerlump
ten Kerlen, deren Kleidung-Rappen
einzig durch den starrenden Schmutz
aneinander haften, und spielen im
warmen Sonnenschein Karten, oder
»Grad oder Ungrad« oder »Kon oder
Wappen« mit den erbettelten Kupfer
ntiinzen Naht sich dann ein «rem
-der, so verschwindet urplötzlich der ge
ssmiithlich heitere Gesichtgaugdruck der
Spieler und macht Zügen bitterster
Noth und tiefster Verzweiflung Platz.
Dann erflehen sie »nur fünf Reis« fiir
ein Stückchen Brot; das bestesMitteL
um sie los zu werden, ist die Aufforde
rung, mit zum nächsten Bäckerladen zu
kommen — dann verschwinden die ed
len Ritter der Landstraße mit Blitzes
schnelle.
Freilich gibt es auch viel, sehr viel
wirtlicke Noth. So traf ich tiitzlich
vor der Thiir meines Häuschens einen
alten, gebückten, weißhaarigen Mann,
der mit Gier einige Fruchtschalen vom
Boden auflas und auesog Seit drei
Tagen hatte der Unglückliche teinen
Bissen gegessen. Der nahm mit gro
ßer Freude das Stück Brot und
Fleisch, das ihm gereicht wurde, und
jcßt tommt er regelmäßig zweimal in
der Woche angehumpelt, holt sich sein
Brot, und jedesmal bringt er einen
großen Strauß frischgepfliickter Wie
senblumen mit als Zeichen der Dant
barteiL
» Die Arbeitslosigkeit ist sehr groß
imLande. Großer aber ist die — Ar
beitsscheu. Da standen dieser Tage
drei stämmige Kerle vor meinerTbiir.
Sie tönnten keine Arbeit finden und
bäten den Senior Jngles um eine?
kleine Unterstützung Da ich geradei
mit Gartenarbeit beschäftigt war, sor
derte ich sie aus« bei mir zu arbeiten,
Find versprach ihnen den landesübli
chen Lohn. Da hatten sie auf einmal
teine Zeit und gingen der Arbeit mit i
Niesenschritten aus dem Wege. Soi
qebt es oft. Jch bestellte einen arbeits- ;
lesen Landarbeiter, um den Gartens
umgraben zu lassen. Seine Antworti
lautete: »Das lohnt doch nicht!« Auh
meine Erwiderung. ein Tageslobn feil
doch besser, als nichts, gab er mir tren
herzig zur Antwort: »Ach, wenn ich
gar nichts habe, werde ich schon einen
»Pae da misericordia« (wörtlich: Ba
ter der Barmherzigkeit) finden, der
mir ein Almosen schenkt.« So lieth
natürlich ost das schönste Land brachi
und das Voll verdammt und ber
sumpsL i
»sorrn der Häuptling der Feuerwebr
Das Erdbebennnqliick in der Wo-l
vinz Lllernieio hat die allaemeineWoliL «
thätiateit sehr angeregt. Man zeiqt
tie, indem man --— bettelt. An dieser
Bettelei betheiligen sich alle Kreise, alt
send juna, arm und reich. Es werden »
Vettelkanden tBandas Precutoriacsj
organisirt, die unter Begleitung einer
Musilbande einen allegorisch ae- »
fchmiiijten Wagen von Ort zu Ort zie: ’
den und milde Gaben erbitten. Dies
freiwilliqe Feuerwehr, die ftudirende’
Jugend, die Zöalinge der mititiirpoly
technischen Schule und die Vereini
qung öffentlicher Angestellten die der
schiedrnen republitanischen Klub-L Und
die monarchische Liga, alle veranstal
ten derartige Vettelbanden, und man
eher zukünftige Arzt und Artilterieos
sizier gebt mit dem Sammeltelter un
ter das Pubtiturn· Jn dem Vorurt,
in dem ich wohne, sollte auch ein sol
ever Umzug veranstaltet werden. Jch
meldete mich beim tkoinmandanten der
sreiwilligenFeuerwebr zur Theilnahme
Am sriihen Morgen zogen wir aus.
Voraus eine Militärtapelle, bald
Trauermärsche, baldGassenhauer spie
lend, dann ein Leiterwagen der Feuer
wehr, aus dem zwischen Rettunggmerti
trugen eine treppverhiilltePuppe stand,
die das trauernde Portugal vorstellen
sollte. Um den ganzen Zug schwärm
:en die Pompierö, in Löicheimern die
milden Gaben nussangend. Hinter
dem Wagen schritten in Bunde-Uni
und fein erster Leutnant mit dem Prä
sidenten der Munizipaltammer und
mir. So ging es von Haus zu Haus-,
oon Ort zu Ort. Niemand verweigerte
sein Scherflein, und der große Kasten
hinter der Puppe süllte sich langsam
mit Kupfermünzen. während die Klei
dungsftiiete ebenfalls einen ganz an
sehnlichen hausen aus-machten. An
einer Tat-eure machten wir einen tur
zen Halt, unt die Kehlen zu ersrischen.
Vor Aufl-reich zahlte der Dauptmann
die ganze Zeche aus seiner eigenen
Tasche. Die schmierige Wirthin stand
seinen tlngenblick zögernd da und besah
idie Münzen in ihrer Hand Offen
tsiditlich tämpfte ihr besseres Selbst mit
Lder angeborenen Geldgier Doch plötz
lich faßte sie einen schnellen Entschluß
und warf das ganze Geld in einen der
leinenen Löfcheimer. Weiter ging es
Jiider die staubige Landstraße. An ei
ner Krenzung saß ein alter Mann. Als
der Zug sich näherte, durchsuchte er
sämmtliche Taschen seines verschabten
Rocke-z nach einer Kupfermünze, doch
eine Handvoll Tabal war alles, was er
fand. Da zog er mit einer Bewegung,
die ich nie vergessen werde, seinen Rock
aus und warf ihn den vorübergehen
den Pompiers zu, als Scherflein für
seine hungernden Landsleute in Alem
tejo· Uns allen standenThränen in den
Augen. Der Hauptmann ließ sofort
Hal lt blasen und den Rock an Ort und
ctclle amerikanisch versteigern, so daß
jeder das, was er bot, bezahlen mußte.
Schließlich erstand ein Bäckermeister
dng Kleidungsstiick für 3 Milreis (88),
nachdem über 8750 eingegangen wa
ren..Er zahlte die Summe und reichte
dem Alten den Rock zurück, der ihn mit
stammelnden Dantesvorten annahm.
Weiter ging’s, als der Alte hinter uns
her teuchte· »Herr,« rief er dem Bäcker
iu. »Sie haben dies in dem Rock stecken
lcssen,« und dabei zeigte er ein 1000
Reisstiicl das ihm der gutherziae Vät
ler als Belohnunaf iir seine edle That
in eine Tasche gesteckt hatte. Kein
Mensch in Portugal läßt eine Banda
Piccatoria vorbeigehen, ohne zu geben.
Wir brachten am Abend Eier, Früchte,
Ziaarettem Brote, ja sogar ein lebendi
aes junges Kaninchen nach Haus und
ansierdein über 90 Milreis baares
Meld.
So wird in allen Theilen des Lan
des« aesammelt, um die große Noth im
bidbelenaebiet zu lindern, aber das
lssiaenartige ist« daß man sich nicht zu
einer großen Hilfsaltion aufrasst, son
dern die Spenden erbettelt. Die ver
ifaiiedenen Subskeiptionen haben bis
Jjetil kaum 60 Konten ergeben; ebenso
;viel möan die Bandas Precatorias
Jeinsebracht haben. Was ist das alles
raber gegen einen Schaden von etwa
Itzt-M Kontos? Die portugiesif
Presse spielt auf ausländische Hilfe an,
Hittcr Bekufuna darauf, daß Portugal
aucli an llnaliicksfällen im Ausland
immer reaen Antkeil genommen hat.
Was ist das in einem Lande, in dem
unakheure Reichtümer in Privathänden
sind, anders als eine Bettelei?
Polizeifysteme der Welt.
Polizisten sind im Grunde ihres
herzeng über die qanze Welt gleich.
Die Uniform mag verschieden sein,
aber das Standes- und Machfbeivußb
fein ist überall gleich. Vielleicht ist
Der Pariser Polizist höflicher, der
Petersburqer barbarifcher, der New
Yorler inebr für Händedriicke em
vfänqlicher, der Berliner mariia
liicher, bei Aufliiufen, Unruben
etc. zeigen sie aber gleiche Ener
gie, qunz gleich ob das New Yorler
oder Londoner Stadtwappen an ihren
Helmen blinkt, ob der lange preußische
Säbel oder nur ein turzes französi
sches Seitengewehr ihnen um die Hüfte
lsaumelt
Diesec Säbel sehen bedenklich aus,
sind aber nicht so gefährlich wie der
KniippeL Der Berliner oder Pariser
oder Petersburaer Schutzmann hat die
Waffe nur zurZelbstoertbeidiamiq. Er
darf sie nur im Notbirll ziehen, muss
aber im iibriaen bei der Festnahrne sich
ganz ans seinen sichern Griss verlassen.
Zwischen New Yorter undLondoner
Polizisten ist äußerlich wie im System
kein großer Unterschied. Nur daß
es- der New Yorler leichter hat, sich
dann und wann heimlich von den La
sten des Dienstes zu ersrischen. Die
Kontrolle in London ist strenger. Kein
Polizist dars sich unabgelöst von sei
nem Platz begeben, ganz gleich ob Re
gen, Schnee oder Sonnenschein. Für
schlechtes Wetter hat er einen Grimmi
mantel, den er in der Nähe seines Po
stens, aber niemals innerhalb eines
Hauses bis zum Gebrauch niederlegen
kann. Ueber je 7 Polizisten oder
Konstabler, wie ihr osfizieller Titel
lautet, wacht ein Seegeant. London
bat im ganzen HAwa Polizisten, New
York nur 75s)0. Dabei sind die Pa
tronillengiinae bedeutend kürzer-, wäh
rend es in den Vorstädten von New
York vorkommen kann, daß man über
haupt nie einen zu Gesicht bekommt,
weil sein Revier ein so ausgedehntes·
Jn New Dorn, S. J.., bat z. V. ein
Polizist nicht weniaer als 35 Meilen
Straßen sabzupatrouillirem was
nicht grade die Sicherheit solcher Ort
schaften erheblich zu erhöhen geeig
net ist. i
Dafür bekommen fie in Ner York
auch bedeutend bessere Bezahlung. Sie
fangen mit 8900 per Jahr an und stei
gen auf 815«(). Und das sind nur die
direkten Bezüae In London erhal
ten die Koniiabler Von IS bis 400
Drilars pro Jahr-, außerdem, soweit
sie unverheiraibet. freie Wohnuna in
eirem Siationshaus, das auch Essen
und Trinken zu Selbstkoftenpreisen
verubfolat
Der Londoner ,,Bobbie" trägt
keine Waffen, augaenommen ein
Harigummi Kniipvelchen in der hin
teren Rockiafche, das aber nur für die
Vertheidiaung bestimmt ist und we
niq Schaden anrichten kann. Er hat
ausserdem eine Blendlaterne, mit der
er täglich irgend ein dunkles Verbre
chen anfzudecken hofft. Seine Uni
—
Einwanderuan Beamter deckt das Weiße Sklaven-Uebel in New York auf.
—
« . ««««U«
zzzxszæ l
Aller Voraussicht nach dürfte es zu einem großen Skandal kommen,
wenn das KongreßiKomitee für Einwanderung seinen Bericht eingereicht
bat, insofern die Erklärungen, welche von Mitgliedern des Komitees und den
Beamten auf der Einwanderungs - Jnfel Ellis Island abgegeben wurden,
auf Tatsacten beruhen. Seit seiner Wiederernennung zum Eiiiwanderungs
lommissär auf Ellis Island bat eH sich Herr William Williams, einer der
fähiqfien und pflichtaeireuesten Beamten, lzur Aufgalse gemacht, die verschie
denen Einwanderer - Heims in New York einer gründlichen Jnspeltion zu
unterziehen und er macht gar lein Hehl daraus, daf; dort lanae nicht alles
so ist, wie es fein folltr, bat auch bereits den Agenten einiger dieser Häu
see den Zutritt auf Ellis Island verboten.
form ist dunkelblau, mit ditto Helm
und Kinntette. Um den rechten Armi
tragt er ein weißes oder wenn er in
der eigentlichen City beschäftigt ist,
ein rothes Band. Die Organisation
der Londoner Polizei ist ungefähr die
gleiche wie in New Vort. nur daß der
dortige Polizeitommissär aus Lebens
zeit ernannt wird
Der Polizeidienst in den übrigen
eurcpäischen Hauptstädten hat mili
tärischen Zuschnitt. Zwar gibt es in
Paris die sogenannte Gendarrnerie,
die den eigentlichen Patrouillendienst
thut und sich aus dem übrgerlichen Le
ben retrutirt. Die Elite der Pariser
Polizei ist aber die Garde Republi
reine, die sozusagen als Dekorations
objett dient und nur bei feierlichen An
lassen, Monarchenbefuctien. Ausstan
dcn, Streits und ähnlichen Volkstu
lisstigungen, dann aber auch gründlich
in Aktion tritt.
Die Gendarmerie träat nur ein
Seitengewehr und macht überhaupt
einen friedlichen Eindruck. Die
Gaide mit den Hahnenfedern auf
dein Helm und einen »Sabul« an der
Seite, kann schon eher Furcht aus-lö
sen, umsomehr als sie nur aus militä
riscy gedrillten, körperlich ausgewähl
tem Material besteht. Beide Gattun
gen unterstehen dem Polizeipräfeiten,
der aewöhnlich einen aus der Armee
heivorgegangenen Oberst als Stell
vertreter zur Seite hat. I
Für den Auslöndet ist der Berliner
Polizist gewöhnlich ein Gegenstand
haimlosen Spottes, weil er die blanlen»
Heimspitzen überall auftauchen sieht
und weil die Berliner Polizei auch«
sonst sich seiner-Meinung nach allzusehr
utu sein Privntleben kiimmert. Was
Organisation anbetrisst. so kann die
sticicbghauvtstadt allen anderen Städ
ten der Welt darin ein Muster sein.!
Die Präzision, mit der dieser unge
heure IJkechanismus arbeitet und die
bis ins kleinste durchgeführte Arbeits
theiluna sind bewundernswerth Kein,
Fremdling, der zwei Tage in Berlin
ist« ohne daß die Polizei nicht weiß,
woher er tam der Fahrt, noch was
Name und Art. Es aibt in Berlin eine
sit-.- den Uneinaetveibten ungeheuerliche
Zahl von Unterabtheilungen bei der
Polizei. Da ist die Verkehrs-, than
dtls.-«-, Bau-, Kriminal-, Fremden-,
politische Polizei, dieAbtheilungen für
Dienstboten, gefundene Gegenstände
etc» etc. Alle diese Abteilungen unter
stehen einem Polizeivtiisidentem der
Ins-Jst Verwaltungsbeamter ist und vom ;
König ernannt wird. Die Polizisten:
selbst rekrutiren sich aus der Armeei
und müssen eine Reihe von Jahren
gedient haben. bevor sie zur Polizei»
iitertreten können. Jn der Form
des Dienstes, den Titeln, zeigt sich
diese militärische Abstammung deut
lich. Das Gehalt steigt von 300 bis
400 Dollars pro Jahr mit entspre
chenden Wohnungszulaaen
Ein eigenartiges System besteht in
R1.ßland, wo der Voxtier jedes Hau
seg zugleich Hilsspolizist Ist. Da
außerdem an jeder Straßentreuzung
ein regulärek Polizist aus Posten
steht und alle mit Sianalpseisen aus
gerüstet sind, um Hilfe herbeizurufen,
kann man sich denken, dasj jeder Ver
such einer Auflehnung wider die ös
sentliche Gewalt leicht im Keim erstickt
werden kann. Das Oberhaupt aller
Polizeitruppen ist der Präsekt, deri
vom Zaren ernannt wird. Er hat den
gesammten Sicherheitsdienst, mit Aus
nahme der Geheimpolizei, unter sich,
deren Wesen und Treiben ein un
durchdringliches Dunkel umgibt.
Fitr Voltsausstiinde stehen der Pe
tersbutger Polizei außerdem drei Ko
fackenregimenter sowie je zwei Kaval
lcrie- und Attilleriebriauden zur Ver
fügung. Und leider sind diese Hilfs
fdkctgen nur nllzuoft herangezogen
worden« Der Petersbutqer Polizist
erhält einen Monatsgehalt von 25
Dolfats, außerdem freie Wohnung,
Licht und Heizung.
sDer paufabrm d.
Die nationale Bewegung zum
Schutze von Gewerbe undJndustrie ge
gen die agrarifche Rücksichtslosigteit
selbstsüchtiger Jnteressenpolitit zieht
immer weitere Kreise. Begeisterte, ar
beitsfreudige Stimmung, heißt es in
einem Berichte aus Berlin, kommt
überall bei der Organisationsthätigleit
des Hansa-Bundes zum Ausdruck.
DieVerfammlungen, die zurGriindung
von Ortggruppen abgehalten wer
den, sind äußerst zahlreich aus allen
Kreisen von Gewerbe, Handel und Jn
dustrie besucht. Jn den letzten Tagen
wurde auch in Darmftadt nach einem
Vortrag von Justizrath Dr. Fuld
Mainz eine Ortsgruppe gebildet und
in ihren provisorischen Vorstand außer
bekannten Mitgliedern der Handels
welt, Industrie und des Handwerks
eine Reihe von kaufmännischen Ange
stellten gewählt. Das gleiche war der
Fall bei der Gründung der Ortsgrup
pe Wiesbaden. Gelegentlich der Grün
dung der Ortsgruppe Halle wurde
ausdrücklich hervorgehoben, daß es sich
beim Hansas-Bund nicht um eine Ver
einigung von Großindustriellen und
Großlaufleuten handelt, wie die Geg
ner des Bundes zu recht durchsichtigen
Zwecken verbreiten, sondern daß es vor
allen die Jnteressen von Handwerk und
Kleingewerbe sind, deren Schutz sich der
Dankt-Bund angelegen sein läßt. Dem
in erms erlassenen Ausruf zum Bei
tritt zum Hansa-Bund haben sich die
Verbiinde der Handwerker und die Jn
nungen angeschlossen. Auch in Grau
denz sind zahlreiche Jnnungsmitglieder
dem Bund beigetreten. Jn Köln hat
auf seiner letzten Tagung der Verband
der Handelsagenten Deutschlands dem
Hansa-Bunde seine vollsten Sympa
thien ausgesprochen und den Beitritt
beschlossen· Einen solchen Beschluß
faßte auch der Verein Berliner Kob
nialiva.1renhändler mit der gleichzeiti
aen Aufforderung an seine Mitglieder
ZumEinzelbeitritL TieHandelslammer
Chemnitz hat den körperschaftlichen
Beitritt lzum Hansa-Bund beschlossen
und sowohl die selbständigen Unterneh
mer als auch die Angestellten ihres Be
zirks ersucht, ihren Beitritt zum Han
sa-Bunde zu vollziehen. Jn Elbing
haben die Aeltesten der Kaufmann-«
schaft, der Vorstand des Elbinger De
taillisten-Vereins, der Vorstand des
Gewerbe-Vereins und ter Vorstand des
Kaufmannischen Vereins einen gemein
samen Aufruf fiir den HansasBund
erlassen. Dem Hansa-Bund ist endlich
auch die Handelslammer Krefeld beige
re en.
—--.--—
Gauner-dumm«
Richter: »Sie wurden vor zwei
Jahren zuletzt bestraft. Stimmt das-W
Angekl.1qter: »Wenn icl für vie
Folge immer frei iefprochen werde,
Herr Richter, denn ftimn1t’s!«
Wie!
Fremder: »Nimm-n Sie mir sagen.
wie ich hier nach dem Neuen Museum
komme?«
Student: »Das kommt ganz datan
an, wie oft Sie unterwegs einkehrten-I