Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, September 03, 1909, Zweiter Theil, Image 12

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    , Rheidenc
LMttewnJosephineSiebe
« Das große Lenerl wohnte in einem
W schönen Hause, denn es war
- M reichen Vaters einziges Kind
Ies- daö Lenerl über die Straße
M dann rauschte und tnisterte die
Seide seiner Gewänder und das seine
Elende Köpfchen trug es gar hoch, und
ist-n ei einen Menschen grüßte, dann
geschah es immer mit einer Miene, di:
In sagen schien: »Schaut nur recht
het, ich bin’s, ich, Magdalene Laien
itu, des reichen Kommerzienraths Lo
wesen enzige Tochter, mein Gruß ist
eine ganz besondere Ehre!«
lind diejenigen, denen dieser Gruß
gelt, dachten manchmal wirklich, es
sei eine besondere Ehre, und mancher
hätathjsähige Mann tnijpste an ein
fliichtigej Lächeln noch allerlei hoch
fliegende Pläne. Denn des Lenerlg
Vater galt als reich, und in der klei
nen Stadt gab es der reichen Leute
nicht viel, aber der Respett vor dern
Reichthutn war groß.
Manch ein Freier lam in das hohe
weiße Hans, urn Magdalene Lorenzen
zu werben, aber alle mußten sie mit
einem zierlich geflochtenen Körbchen
nieder abziehen. »Lenerl, warten Du
ans einen Königi« fragte der Kom
merzienrath manchmal, sein schönes
Kind nachdenklich betrachtend.
ww P—..-..
eneri. )
,,Richt aus einen König. aber aus«
den. den ich liebe. Vater.« sagte sie.
sich traulich an diesen schmiegend.
.So warte mein Liebling,« meinte
der Vater, dem es recht war. daß ihn.
sein Kind nicht sobald einsam machen
wollte und der im Grunde immer eine
heimliche Freude fatte, wenn er wie
der ein »Nein« sagen mußte. Und die
Leute im Städtchen sagten: »Sie ist
hochmüthig die schöne Magdalene Lo:
renzen, ihr ist keiner gut genug« die
Freundinnen aber rechneten der Ge
feietten ihr Alter nach, »schon 23
Iahre«, sagten sie und hatten auch eine
heimliche Freude dabei.
Alljährlich im Sommer gab Sa
nitiitsrath Hölder mit seiner Frau
der Jugend ein Fest. denn obgleich
die alten Leute selbst tinderlos swa
ren, schlugen ihre Herzen doch warm
Mr die Jugend und ihre Feste waren
bei Jung und Alt beliebt, war man
doch nirgends so heiter und wurde
nirgends so viel übermüthige Thor
heit getrieben, als in dem großen
Gatten der alten hölders. Bei einem
dieser Feste war es, da sah Magda
lene einen, der ihr besser gesiel als
sIe Mutter-, die sich ihr bisher ge
naht hatten, ein Nesse der haussrau
rpar ei, ein junger Arzt, der sich ein
mal einige Sommetmonate lang nach
anstrengender Arbeitszeit bei seinen
Verwandten erbolen wollte. Als er.
das Lenerl das erstemal aus der grü
nen Wiese des hölderschen Garten
, berurnschwentte da dachte dieses: er
seht klug und gut auc, und beim
zweitenmal dachte ei, während ihm
Ue heiße Röthe in das Gesicht stieg:
Dein könntest Du gut sein.
Und der junge Doktor schien ähn
lich Zu denken, denn er schaute immer
nur Magdalene Lorenzen an und
hatte siir all’ die andern hübschen,
fröhlichen jungen Mädchen kaum einen
stic.
«Seh’ viel spazieren,« derordnete
da Onkel Sanitätsrath, und weil
· z Wild solgsam war, ging er vie!
basieren, und merkwürdig war es,
, das immer sein Weg an der reichen
silla dorbseisiihrte und daß dann zu
-" s; immer die schöne Magdalene
, Isr senster stand. Es wurde Tenniz
« ’ It, Landbarthien und Garten
FTX Veranstaltet und immer tras der
sinn- Doktor rnit dem Lenerl zusam
III-, und Kommerzienrath Lorenzen
Mit wenig wehmüthig drein und
an das «Ja«, das er bald sa
s Im würde.
CI Ein Julitag kam, an dem die
t- Sonne noch zu Mittag die Regen
J welken des Morgens verscheucht hatte,
i U ging Magdalene Lorenzen über di:
ksttaßez ste trug ein weißes Kleid
I Jud schritt dahin wie eine junge Kö
z sägin und ihr Herz tkopfte in setiger
« Inventuren Plötzlich aber wurde sie
M wie die Rosen, die sie in der
Qan trug, denn in dem Mann, der
« vhu am Ende dee Straße austauchtr.
, - sie den erkannt, an den sie soeben
» westlichen heißer Liebe gedacht
k , die Straße war fast menschenleek,
« -····" Markstein spiette nur ein kleines
Eos-, das war das Leneel dee
, z« »Hm-te Schandt. Das wen nicht
I M Lille Zur Welt gekommen, in
« » Muhmen Hinterhanfe war es
« wende-, als eines atmen
- sind. der starb, als es drei
M spar. Jn seiner Jugend
III Dort Hunger sehr groß
- send die Schmidten wusch
M Leute Wäsche blen
, ihre Kinder aber zu
III-i bis-ed ihr selten Zeit ge
"- hin U, des das kleine
Wein helfen Spenmeetag
III ein Regetkind auf ver
feines blauen Augen
M cis W Holz
das es als Schisschen aus einer gro-;
sen Psuje schwimmen ließ. Als
Magdalene Lorenzen so licht und
zart an dein Kind ootbei iiber dies
Straße schritt da blieb der Kleinen
vor Erstaunen der Mund oisen steh-In
unwillkürlich stand sie aus und schaute
andachtig zu der schönen Dame em
vor Jn diesem Augenblick raste ein
zottiger, gelbee Hund vorbei und
bellte das kleine Lenerl wüthend an
erschrocken sprang dieses zur Seite
prallte an Magdalene an und beide
verloren das Gleichgewicht und fielen
etwas unsanst aus den noch regen
seuchten Erdboden. Ach ehe noch
FHeinz Wild hilsreich herbeispringen
stonnte war Magdelene schon ausge
Wstanden das Kind das oecroirrt bar
Schreck ihre hand sassen wollte, stiesz
sie bestig oon sich WWeg Du abscheu
lichea Ding. Duf· ries sie zornig,
»mein ganzes Kleid hast Du mir ber
»darben!«
l Dein jungen Arzt war es plötzlich
bei diesen zornigen Worten als habe
ein liebes schönes Bild Flecke below
inten; ernst boriourssbolt sab er das
Mädchen an das so hart zu sprechen
; verstand stumm wandte er sich von ibi
und hob lanst das Lenerl aus das
suu uno via-z am woer lag nur-, nn:
gütiger Stimme nach Namen und
Wohnung fragend, schritt er mit dein
Kind die Straße hinab
Da tam ein heißer Zorn in Maa
dalenene schöne Augen« trotzig wandte
sie sich unt und ging mit erbobenecn
Haupt nach ihrern hause zuriia. an
diesem Abend aber weinte sie diese
heiße Thränerk
Drei Tage lang sah sie den heim
lich Geliebten nicht, und in diefen drei
Tagen voller Sehnsucht wurde ihr
Herz weis-h und derniitiig und als sie
wieder ihm gegenüber stand, da war
- sie bereit. ihm bittende liebe Worte zu
Isagen Doch liihl tatn er ihr entge
Jgen und fragte spöttisch: Wie befin
idet sich Jhr Kleid, gnädiges Fräu
lein?·'
Der Trotz erwachte wieder in ihr
Hund ini gleichen Spottton gab sie zu
rück: »Und Ihr Schüsling das
Straßenniiidel!«
»Es hat sich den Fuß derletzt." sagte
er kalt und ernst.
Jhr that es leid, sie hätte gern ein
warmes Wort gesagt alre: weil er sie
gar so streng und oorwurfsdoll an
sschautn sagte sie leicht: «Bah, die
Strafe fiir seine Unart!" Da ging
er von ihr fort. und so flehend auch
ihre Augen ihn auch an diesem Abend
suchten er sah sie gar nicht mehr an
Nach einigen Tagen erzählte eine eif
rige Freundin Magdalene Lprenzen
daß Dr heinz Wild nach S—burg
Igerist sei. urn den dortigen Arzt, der
pliislich schwer ertrankt sei, zu der
treten Magdalene sagte ganz gleich
giltig: »So ist er fortf« und dabei
lwar es ihr als müfse ihr das Herz
Jbrechen vor Weh und Leid denn se
;wußte, ihr schöner Traum war as s
geträumt. Und das Bitterfte war die
Erkenntnik die ihr in leidvollen ein
Efarnen Stunden larn daß sie sich
selbst durch Härte und Eitelkeit des
Mannes Liebe rerscherzt hatte.
Sie ging nun nicht mehr wie eine
Königin iiber die Straße, sie trug den
blonden Kon geneigt und sdahte rnit
» suchenden Augen in den Gesichtern der
lKinder," die auf der Straße spielten,
denn in ihrem herzen stand die glau
bige Hoffnung daß vielleicht noch al
les gut werden könnte. wenn ej ihr
gelänge, an dem kleinen Straßen
tniidchen ihre lieblose hörte zu süh
nen. Wenn nun so ihre Augen far
schend aus den kleinen Gesichtern ruh
ten, dann sahen sie allerlei, was sie
bisher nicht gesehen hatten, sie sahen
blasse, vertiitnnrerte Kinder. sahen
Kinder init trutninen Fäßchen. rnit
fchaesen sriihreifen Gesichtern, und
Magdalene begann, an das Leben·
dieier Kinder zu denken, und nimm »
ter fragte sie schon nach Eltern unds
Heimath und hörte da von Noth,
Krankheit und Sorge, und einmall
faßte sie fich ein Herz und ging in das;
Heini eines Kindes, das erzählt hatte ·
der Vater sei trani und ee feien noch!
vier Geschwister daheim. Magdalenej
Lorenzen hätte viele Bücher lesen tön-!
nen und heitte doch nicht gelernt, was
sie in dieser kurzen Zeit in der ärmli
chen Kellerwohnung lernte sie fah»
Armuth und Noth, sie, die hieher im
mer auf der Sonnenfeite des Lebens
gegangen war, fah auf einmal, welche
tiefe Schatten es giebt. Ihr Vers
war in diefer Zeit wie ein Stück
frifchgepfliigtes Land fchcrf hatte ei
der Pflug des Leidensf umgewitht
nun fiel ein Samentotn des Mitleids
hinein und fchiug tiefe Wurzeln Oef
tee und öfter fiihete ihr Weg sie jetzt
in die hänfer der Armen. nnd voll
tiefer Dankbarkeit empfand fie ei, das
sie manche Noth zu lindern vermochte
Die Freundinnen fingen ein sich zu
beklagen, daß Magdalene nicht rnehr
wie sonst in jeder Lusthnrieit Zeit
hätte, der Vater aber sagte fett
manchen-h wenn er das stille Wirken
feines Kindes fah: Recht se, mein
LenerlL «
Und einmal da tecf fie mef ihren
»Mit den allen Canitäksecth Höl
»dee,."nnd ei ten- ihr in du M des
Ier vielleicht den Rennen dei Kind-ei
Insifsen könnte, dessen Fall ihr so viel
z Leid gebracht, und voll zaghafter
; Scheu fragte sie, ob sein Reise einmal
jein Kind eines schlimmen Fußes soe
;gen behandelt hol-ei
Erst sah der alte Herr sie ganz ver
wundert an, weil sie gar so roth und
verwirrt vor ihm stand, dann besann
er sich, wußte aber von nichts und
versprach, et wolle seine Frau fragen.
und zwei Tage später schritt Magdai
lene Lorenzen mit llopfendem Herzen
die dunlle, schmale Stiege zur Woh
nung der Waschsrau Schmin empor,
denn die Frau Sanitätsrätdin hatte
wirklich die Adresse gewußt. Das
kleine Lenerl stand in alI seinem
Schmutz und all seiner Lieblichkeit
inmitten des Zimmer-z, als seine
große Ramensschroester eintrat, es er
lannte sofort die schöne fremde Dante
und erschrocken senkte ei den blonden
Strurowellopf, aber ganz verwirrt
war es, als es nicht« wie gefürchtet,
Scheltworte zu hören bekam, sondern
liebe, warme, freundliche Worte.
Ein rechtes Glück war es, daß
Magdalene Lorenzen gekommen war,
die Mutter lag lranl im Bett und
hatte heftige Gliederschmerzen und
das Lenerl sollte nun für die jünge
ren Brüder sorgen. die Stube aufräui
men und das Essen kochen. In dieser
Sorgenstunde thaten die dilfibereiten
Dönde und das gütige Derz Magdas
lenens noth, sie half dem Lenerl Ord
nung machen, schickte das Kind zum
Fleischer und Bauer, deruhtgre oen
schreienden Jüngsten, und als sie nach
zwei Stunden das heim verließ, da
schaute die Frau ihr dantbar nach.
Gottloh, nun war Hilfe getomrnen,
nun durfte sie in Ruhe lront sein.
Magdalene sorgte auch. daß ein
Arzt kam, nicht der Sanitätsrath,
denn eine feine zarte Scheu hinderte
sie. dem Ontel des Geliedaen ihr stil
les Witten zu offenbaren.
Jn dieser Zeit hliihte aber zwi
schen dem großen und dem tleinen Le
nerl eine herzliche Liede aus« das
Kind hing mit heißer stürmischer
Verehrung an dem schönen Mädchen
und dieses schloß die tleine Namens
schwefter mit mütterlicher Zärtlichteit
an ihr herz und ließ es die Kleine
nicht entgelten, daß sie die unschuldige
Ursache ihres tiefen Leibes war·
Nach zwei Wochen konnte Frau
Schmidt das Bett verlassen und zur
Feier des Tages hatte Magdalene das
Stäbchen festlich geschmückt und hatte
sihre helle Freude an dem Vergnügen
»der Kinder. mit dern sie in den Fest
stuchen dissen. Plöilich sagte das Le
nerl: »Der herr Doktor will nachher
kommen, der anderes«
.Welcher andere,« fragte Magda
lene und wurde roth und blaß in ei
ner jähen süßen Angst. »Der. der
mir den Fuß geheilt hat« sagte das
Lenerl, mit vollen Backen tauend, »ich
hah ’n getroffen und er hat gefragt
und da hab ich erzählt und da hat er
gesagt, er will tomrnen und das
Fräulein soll ich grüßen, hat er ge
sagt und« —
Da erhol- sich Magdalene Lorenzen
und ging mit raschem kurzem Gruß
Jus dern Zimmer, mit zitternden
Knien schritt tie die Treppe hinab. Er
darf mich nicht hier treffen, dachte sie,
nein, nein, es darf nicht geschehen,
aber es war zu spät zur Flucht, unten
im dämmerigen Flur stand ihr der
gegenüber, an den fie in so tiefem
:Leid gedacht. «Magdalene«, sagte er
und ftreitte die hände nach ihr aus«
und dann, als er in ihr holdes, der
wirrtes Gesicht geschaut hatte, jubelte
er: «Lenerl, mein Lenerl!« Magu
lene Lorenzen schmiegte sich feft an
den Mann. Leise rannen ihr die
Thriinen aus den Augen. ach. nun
löste sieh ja alles Mist-erstehen, nun
war es da, das Glück.
«Mutter.« treiste oben das Le
nerl, »ein fremder Mann hält's
Fräulein fest.« Doch von unten her
auf tlang es lachend: «Sei ruhig. Le
nerl, ich virus der Ontel Doktor. und
morgen tomrne ich, heut’ hob’ ich tetne
Zeit mehrt«
—
sesrtssseests.
Der Stecker Barthl hat bei leineen
Notar zu thun. Er soll eine Voll
macht unterschreiben Der Stocker
—- ein bischen begrisssstufig —
sragt wiederholt, warum. wozu. wie
und we er unterschreiben soll.
Der Notar verliert endlich die Ge
duld und schreit: »Hm gegen S«
nichts mehr und schreiben ’ da her:
Stocker Josef ..... wie S’ halt
heißen!«
»Was koll i’ schreiben?« sengt
Stoäer. «
»Schulden F doch endlich einmal:
Stocker Joses« —- — tust der Natur«
außer sich vor Spen
»Swckkk Joser muß is txt-v schni
ben?« srnnt er nochmals topsschiits
telnd utrv trast unter die Vollmacht
diesen Namen . . . .
»Witsen S«', sagt Sie-den nach
dem er unterschriebem bedenklich, ,ich
ver-steif allei — nur eint weiß i' net:
warum half i’ müssen Stocker ipseil
unterschreiben, wo ich doch Speer
Barthl has-P
M
Menschen-per ng ist est nur eine
Spieler-i der serochtw
Ein Trompetersiackchen
Von Iris Sänger, München.
Es war gerade vor sechzig Jahren.
Jrn badischen Oberland herrschte eine
gedrüate Stimmung und —- die
Preußen.
Ja, da waren die Preußen im
Land, und das hatte rnan sich vorher(
so Joorgestellt wie wenn die Janitså
scharen oder die Hunnen larnen und(
jetzt waren sie da. Die »Es-schlachten
bei Kandern und Staufen waren ge
schlagen, Vetter und Struoe geflohen,
und die Preußen regierten. Es
war das nun allerdings nicht so
schlimm, wie man er sich gedacht
hatte.
Auch die Preußen aßen die hiihner
geruoit und gekocht. nicht etwa roh
und mit den Federn, wie vorher er
zählt worden war. Wenn sie aber
keine Hühner bekamen, io aßen sie
auch Rind- und Schweineileisch,
Saurrtraut und alles Andere genau
wie die Bauern und Handwerker in
den Dörsern. Sie waren überhaupt
ganz »ordentlich«, wie die alten
Leute heute noch erzählen.
Der gemeine Soldat hats gern niit
arbeiten, sofern es ihm erlaubt war,
rauchte seine «Piep« und that keiner
Lake was zu Leide, noch viel weniger
Menschen. Die csssiziere waren wohl
etwas zurückckhaltend aber auch sie er
warben sich im Laufe der Wochen die
Achtung der Bevölkerung zu deren
»Bewachung« sie hergesandt worden
waren·
Freilich, maustg machen durfte
man sich nicht, man durste gewisse
Institutionen nicht hochleden lassen,
gewisse Lieder nicht singen, gewisse
Farben nicht gerade heraussehren
Na, das ist ja in Preußen noch heute
nicht so ungewohnt. Jm Badener
Lderlande gewöhnte man sich aber
nur langsam und mit einem gewissen
heimlichen Groll daran. Das lag
aber in der Sache an sich. durchaus
nicht in den Personen, und man trug
es auch den Einzelnen in leiner Weise
n.1ch.
Das Verhältniß zwischen den Sol
daten, die in jedem Dorse und in je
dem Städtchen lagen, und den »Ein
gehorenen" war also mit der Zeit
ganz erträglich geworden. Besonders
erträglich war dieses Verhältnis in
einzelnen Fällen zwischen der stemden
Einauartirung und den Bauerntöchs
tern. Die Preußen tanzten ganz gut,
hatten hübsche, hlonde Schnurrhärt
chen, wußten zu plaudern und wich
sten die Stiesel, daß es eine Freude
war; das gesiel den Mädeln
Da war dal- Dors Kirchwald dort
war es auch so. Der alte Bimm er
zählte es sehr gern und gerieth noch
ins Feuer dabei, als er schon einund
achtzig Jahre alt war, wenn er in sei
ner Erzählung durchdliaen ließ, wie
die «chaihe Preuße« ihm das Katherl
hatten weggripsen wollen.
Er hat ej ihnen aher gesteckt, und
das wollte ich ausscheeihen Die mei
sten Theilnehmer von damals dürs
ten, wie der alte Bimm selbst, jeyt
nicht mehr über Zahnschmerz zu ils-T
gen haben; aber das Stückchen ge-«
lang. man dars es nicht in Vergessen
heit versinlen lassen.
Der alte Birnm war damals gerade
zweiundzwanzig Jahre alt und hieß
der junge Birnm, weil sein Vater noch
lebte. Daj war übrigens sehr gut,
denn der junge Bimm blies die Tront
pete und sah gern in Weingliiser, sang
mit bei jedem Ständchen und war hei
jedem Tanz dabei in sieben Dörsern
im Umkreis
Aher er war aus das Katherl ver
sessen —, und wenn es noch so lustig
gewesen war, er ging nie schlasem
ohne seinem Latherl das Leibcied ge
hlasen zu haben unter dein Fenster.
Das aber wider-sprach der strengen
Disziplin, die mit den Preußen in
Ldae große, wohlhabende Dorf am
rOldetrlzein eingeg
Die Preußen unteriaglen dac, und
der junge Bimm ärgerte sich scheus
lich. Kam aber noch dazu: Da war
bei dieier preußischen Einauartirung
ein Unteroiiizier, mit einem großen
Schnurrbart natürlich, der es gerade
auf Bimni Katherl abgesehen hatte.
Freilich. Bimms Katberl war auch
danach; ich habe sie ielblt nicht mehr
gekannt, aber eine Enkelin von ihr,
und diese läßt lehr günstige Schlüsse
zu. Ob das damals mit dem Unter
ofsizier etwas ernstes war oder wer
den lallte« lei dabingeftellt, jedenfalls«
der junge Vimm faßte die Sache sehr
ernit auf.
Und da war Tanz an einem Sonn
tag. Nicht in Kirchwald lelblt, lon
dern eine gute halbe Stunde davon in
Eichweiler. Dort waren viele Bauern
mädchen von Kirchwald mit preußi
schen Soldaten. Unter andermauch
bat Katberl mit dem Unterojjizien
Man war oergniigt und tanzte und
fang, trank so viel Wein, als der
Geldbeutel vertrug, und ej war ein
iideler, lustiger Sonntag.
- Aber ei wurde später und später,
da und dort hatte einer wohl auch
schief geladen, und ei waren viel
Amste- va, vie schon cis-gis hintka
zu hause sein mitssesnx aber auch die«
Herren Ossiziere waren im Städt
chen an dern Abend-. So war so
ziemlich die ganze Kompagnie« die
in Kirchwald lag. außerhalb. Eigent
lich war das sa gegen vie militärische
Absicht ver «Besegung«. aber es ge
schah das ja auch nicht ossizielL son
dern eben sa unter der hand.
Jetzt mit einein Mat, es war so
unt zwölf, wurde Alarm geblasen in
Kirchwald. Einer der gerade drau
ßen war hatte es gehan, es klang
erst verschwammen aber dann naher
und ganz deutlich, es war das
Alarrnsignai.
Er stürzte herein zu den anderen.
»Saldaten zu Gewehr! Sturm in
Kirchwald!!«
Die Preußen waren schon damals
gute Soldaten. Das hören und
heraus sorsch und las im Sturm
schritt nach dern Marltplas von Kirch
wald das ging so schnell, dasz vie
erstaunten Bauermädel und sonstigen
Theilnehnter gar nicht zur Besin
nung kamen. Die preußischen Solda
ten sind wohl irn ganzen Jahrhun
dert nie so gelausen. wie damali.
Natürlich stürzte das ganze Dars, sa
weit ei mobil zu machen war, nach.
Das hatte sein Gutes, denn der un
gewohnte Weingenusz hatte dem und
jenem zu sehr zugesesL Man ve-"
hauptete, daß rnan nicht nur preußi-!
iche Soldatenhelme, sondern auch
das, was darunter gehört, von der
Straße autgelesen habe.
Jn dersean Weile, wie hier die
Soldaten, ltiirzten aus dem nahen
Städtchen die Liiiziere herbei.
Natürlich war längst das ganze
Dors auf den Beinen, Rasse sprengten
hin und her mit Bauern und mit
Soldaten. Wagen wurden aus den
Schuppen gezogen, weil ängstliche
Leute schon glaubten, daß sie ihre
Habe in dieser Nacht in die Wälder
in Sicherheit bringen mußten Wohl
laurn zwanzig Minuten. nachdem ge
blaien worden war, stand auf dem
Marttplatz alles- unter Gewehr. Na
tiirlich mit Ausnahme von denen, die
draußen noch irgendwo mit der Wir
kung des Martaräiler Weines tampi
ten; also alles stand sozusagen da
und erwartete die Befehle. Da wa:
ren die Herren Oiiiziere, da war der
Herr Hauptmann, einer sah den an
dern an.
»Wer hat vlaien lassen? Herr von
Schadow, haben Sie blasen lassen?«
.Nein, here hauptmann.«
»Wo sind die hornisten?«
Die horniiten waren zur Stelle
»Wer hat gedlaien?«
»Ich nicht«
»Ich nicht-«
»Ich auch nicht."
»Zum Teufel, einer von Euch muß
doch geblalen habeni'
Nein! Sie konnten alle ihr Alibi
nachweisen.
Die Sache wurde immer kompli
zitter.
Jmmer mehr Leute ltrömten auf
den Marttvlah von Kirchwald; jetzt
tamen auch die von den umliegenden
Därsern an. Dabei herrschte jetzt eine
unheilvolle Stille, so daß inan jedes
Wort der Lsiiziere hören konnte. Nur
ganz hinten drang da und dort ein
halbunterdriirtteo Lachen durch.
Darüber ärgerten sich natürlich
»Soldaten und Osjiziere, aher das La
chen trat immer unverblümter her
vor und artete schließlich in ein hölli
iches Gelächter aus« —- —
« Die Aufregung in Kirchwald hielt
noch einige Tage an. Später iiihnte
man sich wieder aus, und als die
Preußen lchieden, gehörte das Stück
chen schon der Geichichte an.
Die Ofsiziere aber hatten eine ver
slixte Achtung ooe dem jungen
Himm. der Kerl mußte vortresilich
reiten tönt-en
Der junge Bimrn schwieg, aber
noch als Achtzigiähriger jchmunzelte
er, wenn die Sprache auf den Alarm
von Kirchwald sam.
—
per fast thirty Idsaedh
Der König von England tiefiht nur
einen Pagen, Anthonh Lowther, der.
wie wir dem «Gil Blas« entnehmen,
jiir einen höchstens sechsmaligenj
Dienst itn ahr ern Gehatt oon 50001
Mart erhä t. Anthonh Lan-they der»
erst eilj ahre aLt ist, besiht eigene täsi
nigliche utlchen, in denen er aut’
der Schule und oon zu hause adgesj
holt wird, falls Edtvard U. seine-l
Dienstes dehnt Reben eigenen seit
mächern irn Schloß hat er noch das
Sondervorrecht, jähe iechi Wo
chen besondere schulieren zu erhal
ten« tun sich während dieler Zeit mit
Witz-n bei date Metzeizden se
inigen genau rau zu ina
n. Der Paar ift lotnit der jlingfte
anite des brltilchen Reiches.
Use Ue Ost-I.
Sie hofdauey tote wärW denn,
wenn ' auch ein mais was thun
wiirden ist die Kunst, Sie hätten doch
Geld genugt«
«Rts, i moa wohl, da thiit i grad
anqu erst tot-da M Mart fltr
»F TMWW sit sitt
se ist c w is
»Ihr Ilie a sch- - »
«
00
tu Psmssseliels
—..
-.. -—--.-.
, ..-'».L-«lll·s ·
Ein Ehepaar besucht mit einem
Freund die Kunstaussiellung. Der
Frau gefällt ei dort gar nicht. Da
hält ihr der Mann eine ordeniliche
Siandpauke. »Aber. lieber Freund«,
legt sich der Dritte in’s Mittei. .ich
finde es doch etwas ungeböri . hre
Frau in fremder Gegenwart Po a zu
ianzeln!«
.Ach«, meini ileiniaui der Gang
»wenn wir allein sind. irau’ ich mir jO
nichi!"
Wie is Its Ihm-!
»Das-en Sie nun endlich eine pas
sende Braut gefunden?«
»Ja, ich wüßt« schon eine; aber die
hat zu verriieiie Inst-hieni«
»Jawiefern denn?«
. »Der gefalle ich nichi!'
Itit vereinten stritten
.Bei den Schmumiillers soll’e ja se
waellig stehen.«
»Das wundert mich nicht. Die
ganze Familie von acht Köpfen ist im
Geschäft thötig und jeder verrechnet
sich zu seinen Gunsten.«« -
Kllniicher Nits
Zu einem betannten Kölner tarn
eine alte Frau und betlagte sich bei
ihm, daß sie das Grunbrvasser nicht
aus dem Keller bekommen tönnr. Er
bedachte sich einen Augenblic, dann
sagte er zu ihr: »Mein Ihr, wat Ehr
dboti Stellt ei Huus op der Korn-,
dann hat Ehr et Wasser op der Läqu«
sedentlicheo Lob.
Ein Veteran hält am Grabe einei
Generals die Leichenredr. Viele Os
siziere umstehen den Redner. Dieser
schließt mit den Worten: Alles in
allem muß man sagen: der verstorbene
General hat im Leben nie einen Feind
gehabt.«
Sicheeee seist-. ,
Junger Mann (bei einer Unterhal
tung): .Zerbreche mir schon lange den
Kons, warum mich heute die Mädchen
so ignoriren, — jetzt meist ich es, mir
sehlt ein Knopi. und ba haben Sie
mich siir verheirathet gehalten!"
Die Iabre Liebe
Darne: »Ich würde sa Jhren An
trag annehmen, Herr Assessor, aber ich
siiochte, mein Vermögen ist nicht hin
reichend. Jch habe dreißigtausend
Thaler.«
Assessoc «Thaler? O, ich dachte
Mart. Geliebte« ich liebe dich brei
rnal mehr als ich glaubte!«
til-te dortstu
Striisling sder soeben entlassen
worden ist): »Herr Tirettor, ee regnet
so sehr —- borgen Sie mir boch Jhren
Schirm!«
suchthausdiretton «Mann, was
fällt Jhnen eini«
»Nu, nu· ich bring’ Ihnen den
Aniaer ja bald wieders«
In Gedanke-.
Fräulein: »Es ist schrecklich, vorhin
hat schon wieder ein Automobil vier
Gänse übersahrent«
herr: »So? Dann passen Sie nur
hübsch aus!«
seiner Unterschied.
Mutter (eineo frisch geadelten Ban
liers, zu einem Gast): Das sind lau
ter Photographien meines Sohnes.
hier sehen Sie ihn als Kind, hier als
Mann und hier —- ale Ha r o n!
sattelte.
Gattin: »Nun ist mein großer,
breiter Sommerhut schon wieder un
modern, Ernill«
Gatte: Dann irr-an ihn nicht als
Sonnenschiem oder Uanddetoration
wogende-IN
—
!
I »Dann warum steigt das Bari-me
E tet bei schönem weiterf«
»Du-man Bas, daß ei bei schlech
tem Wetter wieder fallen ten-U