Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, August 27, 1909, Zweiter Theil, Image 12

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    WJ-f - ll——--.l——-——.«
Vo- wtye Haar.
Siizze von E. F a h t o w
Jn dein Landbaus der Gkäfin Ter
sos waren soeben die Rolljaäousien an
Iedeachi worden.
· Die Griifin nickie befriedigt ihrer
cefellschasterin zu.
.Jesx erst bin ich sicher. daß man
M nichts stehlen wird. — Niemand
Iris es zwar, daß im Speifezirnmer
se schönes Silber und im Keller der
Schneck mit den Schmucksachen ist.
Aber seibst, wenn man es wüßte,
könnte man jetzt nicht hinein, nicht.
nichts«
FDer schöne, regelmäßige Rom oerl
jungen Dame neigte sich zustimmend,
nnd die etwas zu rothen, scharfsic
fchnittenen Lippen murmelten: »Nein,
man könnte nicht hinein. Die Jalou
sien sind ja aus Eisen«
»Als-) keine Angst«, lachte Baron
Vetter-, ein Neffe der alten Dame·
der hinter der Gesellschafterin saß
nnd den deren rothes, volles, lockiges
daar mit dem von der Tante ge
schenkten Tiniislamme darin augen
blicklich mehr interessirte als alle
Diebe.
Die Gräfin zog nerviis die Augen
hranen zusammen. Vor einer ernst
haften Neigung zwischen den Beiden
hatte sie allerdings keine Angst. Det
led war sich zu mißtrauisch und iand
immer in Menschen und Dingen ein
r·«
«Mprgen verreise ich übrigens auf
drei oder vier age«, wandte sie sich
jeht zu ihrem Neffen. »Iriiulein
Uftrid wird dann allein in der Stadt
sein und natürlich teine Herrenbesuche
empfangen können, Detlev: aber du
könntest doch einige Bücher hin
schicken, nicht wahr, damit sich das
arme Kind nicht langweilt?«
Die Augen mit der goldenen Wim
pernsranse waren niedergefchlagen,
aber ein ganz leises Schelmlächeln
guckte um die duntelothen Lippen.
Detled sah es und lachte frei her
aus.
»Ich habe verstanden, Tante2 Und
natürlich werde ich mich mit Fräulein
sftrid durch das Telephon unterhal
m«
»Ach bitte, thun Sie das nichts«
bat Astrid »Ich spreche so ungern
durch das Telephon, es macht mich
ganz nett-IT Wahrscheinlich liegt es
an meinem Gehör, daß mir jede
Stimme so überlaut ericheint·"
Wie diseret Astrid auf die Wün
sche der Gräiin einging! Sie tele
phonirte ja ganz gern und aft!
Mhrend die Gräfin verreift war,
erhielt aber Detlev eine Schreckens
bischsafi. Das kleine Landhaus am
Balde war abgebrannt.
iAbgebrannti Oder nur ange
brannt? —- Man konnte aus dem
ausgeregten, televhonischen Bericht
nicht klug werden —- —— es war
Fräulein selbst, die ihm die Botschaft
sagte.
Irgend etwas in dem Ton der
Sprecherin schien dem jungen Grafen
verändert Es war vielleicht nur die
Aufregung —- roas sonst sollte es
sein?
Er blieb indessen nachdenklich und
beschloß, in der Villa sehr sorgfältige
Rachforschnngen anzustellen, sobald
er nur erst wußte, wie es draußen
aussah.
Es sah nicht besonders schlimm
ans. — —- Der Dieb« war offenbar
zuerst durch den Keller eingedrungen,
denn sonft konnte er garnicht hinein
klangen; und dann müfse er viel-»
Dicht arti Wirth, weil er nicht das Er- ;
Iartete gefunden, vielleicht aber auch
nur, tun etwaige Spuren zu verwi
schen, Feuer angelegt haben· Dies
- hatte zum Glück nicht weit um sich ge
- Mem nnd schon am sehr frühen
« gen hatte man ei entdeckt. —
- sonderbar war es, daß der Wächter
II her blendend hellen Mondnacht
III den dem Diebe bemerkt hatte.
Deilev blickte sich genau in ver
Villa uin — bei Wandschrank im
Keller war leer, doch mußte et mit
einem feinen Nachschlüssel geöffnet
und nicht erbrochen worden sein. —
Gegen Abend kehrte die Gräfin zu
rück, und see blieb merkwürdig ruhig
bei der Nachricht, daß Der Schrank
leer gewesen sei.
»Ja, Befiel-, das glaube ich!« sagte
. ,Denn der war schon vorher leer!
. du, ich sei wirklich so thö
t· echte Schmucksachen dort brau
" ssein zu lassen?«
,uki wie denn —- vu hast doch zu
Tsssstein Isitig gesagt . . .?«
EM ja, das war mehr Spaß! Jch
« « eher sowohl das Silber wie den
C in einem Koffer mitgenom
M —- Vit Diebe werden sich schön
M haben, daß sie so gar nichts
Zwei-!
M si- Us Wen Worte
M. Im leise ihre Gesellschaft-tin
W und kein zufänig sah Dei
IIJI II W i- Iris-et
st etfchtsk sche. Das schöne Ant
Ist die weinte-then Lippen
"- W — Mit-)- gsua häß
fis Ue schöne Ustrid eben aus!
. M Vetter-, das in dem
T
«hai kna- eine Idee, wer biet Verbre
cher was-J«
»Q« warf vie alte Dorne bin, «es
ist mir eigentlich gar nicht wichtig. —
Groser Schaden ifl nicht enstanben.
ich babe auch gesehen, daß die Jalou
sieen nicht so unfehlbar sind, wie ickg
dachte —- alio regen wir uns darüber
nicht weiter auf. —- Sagen Sie, lie
bes Kind, sind inzwischen die neuen
? Bücher gekommen?«
Und die Gräfin veriiefie sich in ihr
Steckenpferd, die allerneuesten Reise
berichte aus fernen Ländern.
Detlev aber sagte leise zu Zfiridr
«Wa haben Sie Jbren blauen
Kamm, Fräulein AstriN Ich vermisse
ihn in Ihrem haar.«
Sie lacbie schräg zu ibm auf:
»Ich wollte heute einmal einen an
dern tragen« aber mer-gen können Sie
ihn wieder bewundern-«
»O'. murmelte er, »He wirren
dasz es nicht der Lamm ist, den- ich
bewundere.«
Astrid zuckte ein wenig die Achsean
Jni ganzen war sie zufrieden mit den»
Fortschritten, die sie in der Grube-i
rnna des jungen Herrn machte. Frei-!
lich —- ob es ie ernst werden würde?
Doch Detleo war ein Pedant in
mancher Beziehung. Er sand nicht
den aewohnten leichten Unterhal
tungjtom der Brand beschästi te ihn
zu lehr. Und schon nach einer tunde
suhr er nochmals hinaus, um das
Landbaus aanz allein noch genauer
zu untersuchen.
Er leuchtete rnit einer elektrischen
Laterne in den Wandichrant hinein,
und dabei ftieß er sich ziemlich ent
psindlich an den Kopi: denn es war
in der Mitte. zwischen den beiden klei
nen Flügelthiiren des Schrantei ein
iedernder halen angebracht. in den die
innerhalb der T "ren besindlichen Oe
ien sich von selb einhaten. wenn der
Schrank geschlossen wurde.
Er rieb sich ärgerlich den Scheitel
Sind leuchtete an die unbeaueme Stelle
rn.
Und plöslich wurde er sehr blaß
Dort eben an dem Haken bina ein
lauen sichtbare9, feines, schimmerndes
Dina — — ein iusammenaerolltet,
hängengebliebeneö, rothes Frauen
baut-.
»Mein Gott!« stieß Detleo heraus,
»so ist es alio doch wahr-? Sie- war
hier —- iie muß während der Nacht
hier aeweien fein, da sie bei Tage
nicht ausaeqanaen iitl —"
Und doch ein einiges haar, und
wenn es auch lana und loclia und
unt-erkenane Astridg Haar war —
das acniiate doch unmöglich als Be
weist
Vielleicht sand er noch mehr —- ja
disslich ergriii ihn ein wildes Begeh
ren, noch mehr zu finden. —Er hatte
doch —- das durfte er sich ruhig sa
nen —- bon Anfang an aenieint und
auch davon gesprochen, daß die Grälin
zu vertrauensselig sei. —- Diesen-I
schönen Mädchen batte sie wieder un
bedingt vertraut —- und er ielbst —
iI —- er selbst etwa nicht?
«Rein!« sagte er sich zornig, «inich
hat sie gesesselt, weil sie wunderichön
tft. Aber ich babe ihr nie aetrautl
Und iet —- rnein Gott« wie raffinirt
muß sie sein!«
Er betrachtete das schmale. lleine
Fenster, durch dai nur ein Knabe sehr
leicht, ein Mann garnicht — eine
ganz feine, lchlanle Gestalt wie
Astrids aber mit einiger Miihe eben
salls hindurchichliipfen konnte.
Und — es war wobl nur eine Ein
gebung — nun lroch Detleo auf einen
Stuhl und einen alten Tisch, der hier
im Keller stand, — man lonnte es
össnen und hinauf-leuchten —- rund
herumleuchten.
Und wieder wechielte Teilen die
Farbe — diesmal aber schoß ihm dass
Blut hoch in die Wangen.
Allzu reich und lockia waren Astrik
die Haare in ilirer aoldenen Fülle aesi
wachsen! « Draußen im Staube lag
ein winziges-, bimmelblaues Etwas,
umsponnen ocn rothem Glanze!
Detlev fuhr eine Viertelstunde soli
ter wieder in die Stadt Zurück. Bei.
dem Haufe der Gräfin stiea er tuSJ
» und nun mußte er ein wenia Detetiio
spielen.
Er nahm das kleine Stubenmiid
ietsen beiseite. das die Schlafzimmer
l anfeiiumte, und drückte ilir ein Gold
l stüek in die hand; sprach leise mit ihr
»und wartete in der Diele, bis die
Kleine wiederkehrtr.
Sie zuckte die Achseln:
»Ich kann den Lamm nicht brin
gen« Herr Graf. er ist nicht da! Wenn
das Fräulein ihn sonst nicht einmal
trägt, dann liegt er iteti in ihrer ober
sten Spiegelichublade —- das Fräu
lein ist aber heute aujaewelen, viel
leicht ift sie mit dem Kannst fortgegan
gen nnd hat ihn perloren.«
»Schon gut. das kann ich sie ia
sele fragen«
Jesuiten Sie in einer Viertel
stunde eine Beichte-Fräulein Die
ters will verteilen-«
Ohne sich um das nenaieeige nnd
erstaunte Gesicht des Mädchens zu
kümmern, ging Detleo gerade auf tetn
Ziel los
cr klopfte an Isirids Wohnin
mer tie riet herein und ging ihm mit
einem reisenden Lächeln entgegen
ern»Für-lein Meij tagte deer sehr
»ich habe eine drin Litte
Eise Bitte, an der mir o viel lie
— —- tndet Unt, monentan a I
ist-sti« «
sime Undmftiretnesitte t:
Jena-s
Mir
»san«-IF- AZZ
oen tniri Rein, ich Zehe Ihnen mein
Wort. das ist ed nichts Es is non
höchster Wichtigkeit — nehmen Sie
an. ej sei ein Aberglauben dahei!
Aber zu denn was ich Ihnen gesiehen
möchte, mußich Sie Herna- so sehen,
wie ich Sie siets vor Augen habe —
— hitte... den blauen Kamm!«
i Sie sah ihn unsicher an. — Aber
seine Augen sprachen eine so drin
gende Sprache —- — er war so de
weat —- toar der Augenblia tonl
men, ans den sie lauen zu hof n ge
koaat hattef
F »Wenn Ihnen so viel daran liegt!«
; irrte sie langsam ,——— «ich hätte ihn
s morgen ohnehin wieder getragen!«
? Sie schloß einen kleinen Schrein
auf und — —- schon wollte Detleo be
freit aufathnren —- nahm den wohi
tet.1nnten Komm heraus.
Mit bewußter Kotetterie steckte sie
ihn langsam ins Haar —- — Detleos
Augen sahen doppelt ios chari wie
sonst — —- und olölich sprang er
auf sie zu. — Asirid schrie aus —- —
iu spät — — er hatte den Lamm in
der Hand.
Und vorsichtig und mühsam, denn
feine Hände zitterten fest, paßte er
das kleine, blaue Etwas, das er in
der Rechten verborgen gehalt n hatte,
an den einen Türtie in Mitte.
der schadhait geworden war. Dann
lachte er leiie und trocken auf: »Alle
doch!" sagte er. —- «Paeten Sie schnell
Ihre Rossen Fräulein Olsirid in einer
Viertelstunde werden Sie dieses Haue
verlassen haben-«
Sie richtete sich zornig auf:
»He-den Sie den Verstand verloren,
Herr Gras? rief sie aus. .Wae er
lauben Sie sich?«
Seine Augen hatten alle Weichheit
verloren, und er funkelte sie spöttisch
an:
Reine unnüken Worte, vmek Heer
ist das Stück von Ihrem Iiirtis, das
Sie til-gestoßen baden. ais Sie xech
heute Nacht durch das Kellerfen et
zwangtenL —- Und« hier in diesen
Seidenpapier sind einige Jnrer s «
nen, rothen Lackenbaare —- — ie
blieben erst ain Fenster und nachher
an dein Daten des Wandtcheantes
tönaen. als sie hineinichanten, ntn sich
fu« überzeugen, ob er wirklich Leer»
ei....
Als die aite Gröiin eine Stunde
später das Voraeiallene erfuhr, rang.
sie die Hände: «
.Das hätte ich ihr niemats sage-I
traut! Großer Gott, Dettern du wirft
sie doch nicht etwa anzeigen?«
.Rein. ei genügt in, daß ich sie.
fertgeichickt habe! Aber in Zukunft.
liebe Taute. wirft du mir gewiß gkam
ten, daß ich recht habe. wenn ich so
riet leichter als du —- ——- ein Haar in
den Dingen finde!« Z
Und die Gräfin niste. ohne etwas;
zu erwidern. Es wallte ihr scheinen,
als ob das Wortspiel etwas gezwun
gen oon den Lippen ihres Neffen inm.
w
Ortsstatuts-neun
Tie Gaunertynen Johann Peter He
bele: der »Zunde1srieder«. dzr «Hei
ner« und der »rothe Tieter" waren
einst ieikr qeichatzte Freunde der deut
schen Jugend Toch« lana, lanq ilt’r
der! Jetzt erfreut sich J. P Hebel rnit
feine-In harmlosen Humor in den rvei
reiten Kreisen der größten Unbekannt.
drit, sowohl bei kser Jugend als such
kei den Erwachsenen Unsere heutige
JuaendI Die liebt paprizirtere Z;
cken. Nid Carter und Siterloel Ho!
krieg -—- das sind ihre Helden! Ta
rum ist es vielleicht aant anaeksrjcht,
einiae Proben des Spitzbudsendumarg
vor hundert Jahren lHedel lebte von
176lk——-1826) zu geben.
Die Brüder Zundelbeiner und Zun
delsrieder »trieden von Jugend aus das
Handwert ihres Vaters, der bereits
am Auerbccher Galgen tnit des Sei
lers Tcckter tovulirt war. nämlich rnit
dern »Stricl«. Mit dern rothen Dieter
rildeten sie ein sauberetsDiedestrio. dar
bei »Macht in den hübnerstiillen visi
tirte und bei Gelegenheit in den Küs
; chen, Kellern undSpeichern, allenfall-I
’ auch in den Geldtrögenx aus deniNärls
ten tausten sie immer atn wodlseilsten
» ein«. Von Mord und Rand aber hiel
t ten sie sich fern. Da die beiden Brüder
tjedoch dein rothen Dieter zu schlau
und gerieben waren, trat er aus der
edlen Kumpanei aus und wurde wie
der ein ehrlicher Mann. Eines Tage-,
als er gerade ein Schwein geschlachtet
hatte, besuchten ilsn seine Freunde.
Nichts Gutes adnend, trug er ei aus
der Kammer in die Küche und bedeckte
ei rnit einer Mulde. Doch es sollte sei
nem Schicksal nicht entgehen. Jn der
Nacht tatnen die beiden Brüder, durch
hrachen die dünneWand an der Stelle«
tvo sie den leckeren Braten zu finden
gedachten. fanden aber nicht-. Unter
deß war der Dieter san dein Geräusch
erwacht. stand aus und gin um das
harte heranr, utn der Uesaze nachzu
spären. Diesen Isaenblia dem-It der
Deiner, schleicht in die schlastanuner
und sagt mit der Ctirnrne des Dietert
»Frau, die Sau aus der Kammer ist
fortl« —- «Das M Du denn so ein
siltia!« ersidert diese· »Du hast sie
ja doch seit-L in der Köche unter die
Wde gelegtk so verer sie des
Gauner selbst den Beipack, und der
hatte m nichts Giliserea zu thun,
als sit seiner satte davon zu eile-,
nach dein satte p, se er mit
seinem Bruder verabredet hatte. amn
sagte: »Vruder. Du wirst rntide sein«
Jch werde Dich ahläserr.« —- »Schön,«
erwiderte der Andere. »dann werde ich
immer dorauilausen und im Walde
Feuer machen.' Der rathe Dieter aber
zog fröhlich mit seinrrn wiedergekann
nenen Schweinchen heim und sorderte
seine Frau aus, das Thier sogleich zu
zerhauen und Kesselsleisch zu machen.
denn sonst würden es die halunlen
doch noch holen; außerdem habe er
nun auch hunger.
Während nun die Frau mit der
Ausführung des Auftrages beschäftigt
war, legte sich ihr Mann noch ein we
nig schlafen. Nun war es tein Wun
der, daß ihn nach den Abenteuern,der
Nacht schwere Träume quälten und er
ängstlich zu stöhnen begann. Besorgt
eilte seine Frau zu ihm, um nach ihm
zu sehen. Da tarn langsam eine zuk
gespitzte Stange durch den Kanten her- »
ab und holte ein Stück Fleisch nach
dem andern aus dem Kessel, bis er leer
war, und als nun das Ehepaar sich
»zum lecler bereiteten Male« nieder
sesen wollte« da hatten sie das Rach
sehens —- Doch ais sie gerade hungrig
wieder zu Bett gehen wollten, da stie
gen die Schelme mit ihrer Beute vom
Dach herab, und alle vier schmausten
nun gemeinsam unter Lachen und
Scherzen·
Eine- Tages saß der deiner. der
eben wieder einmal Nummer Sicher
entronnen war. betrübt in einem
Wirthshaus; denn er siihlte sich ein
sam und verlassen, da auch sein Bru
der, des Gaunerdaseini satt· in den
Kreis der ehrlichen Menschen zurückge
kehrt war. Die anderen Gäste lannten
ihn nicht. Da hörte er, wie das Ge
spräch aus ihn tam und ein reicher
Müller den Wunsch äußerte, den ver
’ schlagenen Schelm einmal lennen zu
lernen! Ein anderer warnte ihn vor
der Schlauheit des Deiner. uPah2"
weisse der Müller überlegen. »Ich
tomme noch am hellen Tage durch den
Wald. und sollte mir Gesahr drohen.
so gebe ich meinem Schimmel die
Sooren.« Der Dieb bezahlte unter
deß ruhig seine Zeche und ging aus
dem hause dem Walde zu, durch den
der Müller seinen Weg nehmen mußte.
Unterwegs begegnete ihm ein lahmer
Bettler, der die Gelegenheit benuhte,
aus einem Wagen durch den Wald
nach der nächsten Stadt mitzusahren·
und er lauste ihm seine Kriiele ab, da
er sich seinen Fuß vertreten hätte
Nun erlletierte er, sobald das Fuhr
wert außer Sicht war, in aller Eile
einen Baum und hing die Kriiae an
einen Ast. Daraus setzte er sich in der
Nähe unter einen anderen Baum und
zog ein Bein an sich. als wenn es
lahm wäre. Nicht lange währte es. da
lam auch schon der dicke Müller mit
selbstzusriedenem Gesicht angetrabt.
»Ach Gott« lieber herrl« ries ihm der
sundelheimer mit tliiglicher Stimme
zu. »Seid barmherzig mit einem ar
men Bettler! Zwei Strolche haben
mich meiner geringen Baarschast be
raubt und aus Rache dasiir, daß es
so wenig war, meine Kriiete dort oben
in den Baum gehängt. so dasz ich nicht
weiter lann und hier elend verlom
men muss, wenn Jhr mir nicht helst!"
Um«3u dem Baum zu gelangen, mußte
der gutrniithige Mann vom Pserde
steigen, da er aus einem schmalen
Brett einen Graben zu dassiren hatte
jWiihrend er sich nun aber abmühre,
die Kriiae aus den Zweigen herunter
»zuholen, schwang sich der Galgenvogel
Zblihschnell aus den Schimmel und
jagte von dannen« indem er seinem
Odser noch zuries, er möchte feine,
Frau vom Zundelheiner grüßen, wenns
er heimlämr. tells jedoch der Müller(
endlich. sluchend und stöhnend iiberi
den weiten Weg, den er zu Fuss übers
den weiten Weg. den er zu Fuß hattej
zurücklegen müssen, zu haui anlangteJ
sand er sein Röslein an der Thiir an- ;
gebunden. ;
Ein andermal, da ver Deiner aus
dem Zuchthaufe ausgebrochen war,
»um den Zuchtmeifter nicht fo früh zu
weaen«, und auf allen Straßen die
Steabriefe ihm vorangeilogen waren,
war es ihm gegliiat, unangefochten ein
Städtchen-an der renze zu erreichen,
und er war nur in Sorge, wie ee dort
hineinkommen könne-, denn damals
waren die Städte noch mit Mauern
und Thoeen versehen und diefe wieder
um mit Stavtfoldaten und Ahorn-at
ten befest. Als ihn die Schitdwache
wegen des Woher und Wohin anhal
ten tvollte, fragte unfer Zunderheiner
ernsthaft: «Kennt Jhe Polnifch?" Als
der Poften ka- verneente, tiefz ver
Spikvuve den Thorwaet boten; aber
auch der tonnte tein Polnifch und, wie
ee sagte, auch niemand in der Stadt.
Ra. meinte nun der Dei-net, wenn tei
nee Peinifch veeftiinde, wallte ee nur
lieber bis gut nächsten Stadt gehen.
Das fo·llte er nue thun, lautete vie
Gegenrede, das Städtchen fei ja nicht
groß. Und fo tatn ver Schtautopf
glücklich bis zum nächften Thon Un
tern-eg- hatte er sich nur fo lange auf
gehatteiy wie «n’ot · war, eineeOans,
vie sich auf der Øa e oeefpätet hatte.
ein paar ute Lehren zu geben« »Ja
euch Gön e«, sagte er, «ift keine Zucht
u bringen« Ihr gehört, wenns Abend
ft, ins haui oder unter utesufficht.«
Und fo packte er fte tnit cheeetn Griff
am hatt und-—- rnir nicht« dir nichts
—unter denMantel den et ebenfalls
unterwegs von einein Unhetannten se
liehen hatte. At- er nun aen anderen
Un snselnit mi« und der still-net
sich tu seinem Schildethäuschen rührte,
schrie et mit detzhaftet Stimme: ·th
da!', worauf ver Posten in aller Set
leatube: »Gut Freund!« antwortete
und ihn mit seiner Beute unangefoch
ten über die Grenze entkommen ließ.
stats come-Its sauste Ine
ichs-II
Aus London wird geschrieben: Die
Väter der Modetraditionen iiir die
herrenweli im Londoner Weitend sind
wie vor den Kon geschlagen: König
Cduard. der als Prin« oon Wales
mehr noch als heute siir die englische
herrenmode tonan ebend war, hat«
eines der als uner chiitterlich gelten-:
den Kleidergeieße umgeftoßen. Er!
trug bei dem Empfang im hause von
Mr. und Miss. Arthur Jameö in
Coton einen ountelgrauen Gehrock
und einen weichen hellen Filzhut
von ver Form, die er seiner Zeit in
Domburg treiirte. Man denle: Bis
ieIt war es ehernes Gesetz, daß zu
einem Gebroel nur der Zylinder oder
der steife Filzhut getragen werden
konnte. Acht andere Theilnehmer an
diesem Empfange trugen dem Bei
spiel König Ednards folgend, ähnli
che Kleidung; zwei trugen iogar turze
Iackettanziige. der eine mit einein wet
chen Fil« und ver andere mit einem
Strebt-at Aber vie Gentlemen von
Picadelly wissen sich von ihrer Ueber
raschung schnell zu erholen. Sie beu
aen sich der Autorität des Königs
Eduard und erklären, daß sein »Hu-ins
zenv« sitzender Gebroc, seine grauen
BeBintleider. sowies eine weiße Weste,
sein schwarzer Schlips und sein hell
arauer weicher Filzhut in voller har
monie zu einander sieben, und wöh
rend sie diese Mode gestern noch mit
oerächtlichem Achielzueten verpönt hät
ten. bewundern sie beute König
Eduards Geschmack. Es ist mit
Sicherheit zu erwarten, dask die von
ihrem Rings aeschnfiene Mode mäh
rend dieser Saison iitkerall in Eng
land Triumphe feiern wird Die Ele
aantö in der Weltcentrale der herren
mode sind zu der Einsicht gekommen.
daß wie in Kunst und Dichtung ein
Genie sich auch in der Mode iitser Tra
dition und Geieye lächelnd hinweg
sesen konn. ·
IIIqu Ite presse the-e sue-se see
sucht-steh
wenn lie erhitzt sind. hat man lange
Zeit sich nicht zu erllaren vermocht Jn
Polte- una in Jaaertreilen sagte
man sich irriaerkveife, der Bund stecke
in seiner haut wie in einein luftdlchs
ten Sack ohne Poren. der bund
lchrvihe daher mit der Zunge und lasse
diele zur Ahliihlun aus hear Maule
hängen. In Wirtlirhteit schmäht aber
ver bund durch feine baut. aerade lo
gut wie der Mensch. aber feine
Schweißahlonheeang ift in her That
nicht erheblich und tritt nicht auftat
lend in Ericheinuna.
Reuerdings hat man nun tiir das
Hei-aushängen der Zunge des erhitz
ten hundes folgende Ertlörang aeges
ben: Die Rate des hundes ist vor
zuaaweife Riechoraam der Geruch
sinn ist dein hunde von höchster Bei
deutuna. Die Natenhöhle iit daher
to fein aebaut« vie fiir die Riechtha
tialeit wichtiaen Nateninuleheln find
to ttorl entwickelt. daß bei beschleunig
ter Athniung nicht aeniigend Lust
durch die Naie hindurch eu den Ath
rnungsoraanen aelangen taan Tes
balh muß. wenn der bund irn Zu
stande der Erhinuna anaeitrenater
atbniet. das Maul geöffnet werden,
denn an die Stelle der Natenattr
muna tritt die Munduthrnuna Wird
nun die lanae Zunge eingezogen ge
halten. to füllt sie den hinteren Theil
der Miinthhle volllotnnien aus« und
die obere Wand der Zungenwurzel
leat sich hinter dein Gaumen fett an.
Bei iuriielaezoaener Zunge würde
allo teine Luft durch das Maul zu
den Athrnungsoraanen aelanaen. Bei
qngeftrengter Athniuna must alio die
Zunge herausgeltrectt werden.
W
Ies- sttte set sure-reimt
In einem Iselligen Meere-user fder
Küste von Eornroollie todte ein wu
thender Sturm. Ein Dampfer war
an den Klippen iertehellt und unter
heldenniüthigen Anstrenguan hatten
;die Barthen-ahnet Mann alt und
« Passagiere gerettet bis auf einen ein
sitzen, der augenftheinlich ertrunten
war und an's Land aespiilt wurde.
Reden ihn- tntete der neue Pfarrer
und Keinshte sich. ihn in's Leben zu
riietzurulm Alt teine eVrluche rei
nen crfola hatten. wandte ex sich zu
den Dorfleuten. die ihn umttanden.
»Meine Lieben, tagt mir, was pflegt
Ihr denn in solchen Fällen sonst zu
ihr-alt' ;
»Wir drehen seine Taschen um«,j
war die hiedere und aufrichtige Ant-;
wart.
lud seines- tm Ins-euer
Aus Leipzig schreibt man: Jn den
Nuhestand trat je t der Krlmlnslobep
wachtmeister Gol nach Mähtiger
Dienstzeit, die er treu adfolvirte. ob
lesch er — aus der Ehrentasel der itn
Lildzug 1870 Gesallenen in der
einziger Thomosttrche stellt. Golde
war beim Sturm aus St. Privat
schwer verwundet worden nach dem
dentwürdigen 18. August durch med
rere Lazaretlle geschleppt und endlich
get-eilt. Als er ausder Miensgesam
genlchast nach Leipzig zurückkehrte,
war die Ehrentasel der Gesallenen lüt
dle T mailirche bereits ertig gegos
sen." olbe hat»sich alt ««, odterq noch
lange wohl gesuhlt.«
»Ach. Gretchen — wie schön war
die Paradr. und gar Bett Schulz.
mein Beseht-eh als FlügelmannL So
muß Apollo als Einjähkiget ausgese
hen haben!«
Die Zsisi
Zwei Kölnerinnem »Und Kinder
schrieven sich all met enem S: der
Schattch. der Schang un et Schanett;
uns Ziiss (Sophie), hat schrien sich mit
enem Z.«
Er kennt sich ais-.
»Meine Frau hat vie Gewohnheit.
sich in Damen-Oe ellichaft immer jün
ger zu machen, als sie wirtlich ist.
Das ist thöricht.«
»Dann Sie das niemals gethan,
alter Freundi«
»O, nein! Aber ich lasse es andere
iiir mich besorgen!«
»Andere?«
»a! Sehen Sie, wenn mich eine
Dame nach meinem Alter fragt, la
antworte ich regelmäßig: »Ich hin ge
rade ein Jahr älter, meine Gnädige.
als Sie«. Sie diirfen fest überzeugt
sein« daß sie mich nun weit iiinger
macht, als ich es jemals gewagt hätte-"
Die Dis-ans
Schaifner lzum Zugfiihrer): »Die
junge Dame will durchaus in ein
Paucherabtheilz die sind aber alle be
mi«
»Dann muß sie eben hier bleiben;
wir können doch nicht jeder Gans ’ne
Räuchertamrner zur Verfügung stel
len!'
Staunens-m
»Die hole, vie du anhasi, hasi du
wohl während deiner Gefängnißhait
getrageni«
»Diese meinst aus«
»Weil sie lo abgeiessen aussieht "
steile-leer
Verungliickter · Dramatiter irr-äh
rend eines sehe itarten Gewitterer
»Was hilft es mir, wenn auch vie
Welt in Stücke geht? . . In meine
Stücke geht sie doch nicht!«
sss der Ostse.
Lehrer ider auf den Jget hinweisen
willi: »Wie beißt das Thier· das isn
Stande iit, sich ganz zusammen zu
rollen?«
Schüler: »Der Rollrnops!«
Jst Eifer.
Vater tzu einein jungen Manne,
der ieine Tochter aus dein Wasser ges
zogen): »Wie soll ich anen dantenss
Sie baden einem Vater die einzige
Tochter wiedergegeben . . . . oder wol
len Sie sie vielleicht bebalteni'
see-bereiten
Gniidige (zurn Dienstmädchen):
»Sie wollen tiindigen und als Irren
wiirterin eintreten? Nun sagen Sie
mir bloß: haben Sie denn irgend
welche Erfahrungen auf dem· Ge
biete?«
»Da, wenn eine bei io vielen herr
ichaften herumgeiommen ist, wie ich?!«
Erst-armes
Frau (an Kinder Kuchen verthei
tend): »Du betonunit einen Kasten
mehr. weit deine Mutter gestorben i .«'
. ditiinin »Meine Großmutter ist auch
o .«
mme
U-— 4s- MI
Bauer ivot einer Wachsfigur, einer
isuichenden Wiedergabe eines Aus ei
iungidienees): .Da scheint's het! as
ist der einjise Vierter, den ich gern
Wust häis weil er ip ein freund
liches Miit-i hat« unds tad« der muß
ausqeiiopii fett