Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, August 20, 1909, Zweiter Theil, Image 11

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    Mitm- thrkibkhrikk von
Umi- IWL
’ s s- A i
No. 376. Ich will Jhne emal ebbes»
« sage, Mister Edithor, ich sin jeyi an;
ven Stenopeuni, kvo ich mit dem Eins
perer Franz Joseph ausrufe duhm
Bis hierher un kein Siepv weiter. Ich
stehn auf den iißliche Punkt· wo ich
mit Behihofen singe kann: Jetzt hat es
geschellh das is das End vom Lied.
Wie der Philipp, was mein Hosband
is, nach Aktier gereist is. da hen ich
die Unneritending gebot-i, daß er so in
ebaut drei vier Woche widver heim
wär. Wie er nach vier Woche nie re
duhr wor, da hen ich gedenkt, o well,
et werd wohl den nächste Irehn nein
me un kommt e Woch später. Wie er
answer dann immer noch nii komme is,
da sin ich in so en gewisse Steht ge
wese, wo mer sict un teiert von so e
Unverschämiheit werd. Da is der
Wedetmeiler qeivese wo nii fättisieii
war, daß der Philipp so lanq fortge
bliwwe is, da sin die Kids gewese, wo
die lange Zeit ali vatterlofe Ohrfens
erum ianfe mußte un wo die strenge
band ihres Po etc-erit dot, wenn se se
Cum Illl isle Illus( Ill. Un Dlllln
tin ich da gewese, wo mitaus en Hos:
band war un das is ebbes wo noch
lang nit jede Frau for ltedn dudt. Mit
einem Wort ich iin sick und teiert e
wel-. un mitaus oaß ich Jemand ebgeg
von gesagt den, den ich mich hingesetzt
un den en Brief an den Philipp e
schriwa wo e Pietich geweie ig. ie
ech mit dorch gewefe sin, den ich den
Brief widdet zerstört. Jch den niimi
lich die Sach noch den zweite Gedanle
getowe und da den ich zu mich gesagt
nieddie mei Adrgument is nit zu den
Mant. Jch den idn nämlich getret
tend, daß wenn er nit in ganz kurze
Zeit deint wär, daß ich dann die Kids
auspacke dedt un fort qedn dedt un
daß er uns dann nie nit medr widder
iedn dedt.
Bei Schinlo, den ich gedentt, da den
ich en Misitedl gemacht. Jn die
erlchte Lein dudt der Kunne nit lau
we, daß ich so eddeo dudn de t un
dann noch e annereö Ding, wär er
medbie auch vielleicht irod, wenn er
mich auf so en ieiige Weg los wer’n
dedt. Jch den ja letne Eidie nit, wie
es mit die weibliche Beoölkeeun in
Afrited ftedt, wenn es awwer Fied
medls dort dat, wär ich tein bische
iurpreist, wenn der Pdilipp uii en
schöne Dag« mit lo e Pietich deim dedt
komme. Jch den mich alio hingesetzt
Iun den noch en Brief gelchriwwr. Jch
den e Mit-die von gemacht und will
Jdne mittheile, was mein Brief aefagt
hat. Ich den geschriwwez »Sie-ver
Philipp: Das Wort »lieber'« den ich
nur for Diesenzie-Sedts aeichrirvwe,
gemeint den ich es nit. Du bist jetzt
wer weiß wie viele Werde iort und ich
swill jetzt, das du reiteweg widder kom
me dudst. Die gane Zittie mocht»
Form iwwer mich, die Tit-we wolle stch
nit beddefe, zwei von die Kids woll
sich verdeiratde; mein ganzer Bänk
eiaunt is gezoge: mer den nicke medr
zu wedeex mer tenne uns nit medr
satt esse: der Wedesweiler gedt in
Bänteupgie, die Wedesweilern ltat
schon zweimal Sudleit ettemptet.
«Wenn das noch nit genug is, for dich
widder beim zu bringe. dann tann ich
dich noch e ganze Liit von annere
schreckliche Sache lchreiwe, awwer ich
denke, das is früd genug for dich aus
tu sinne, wenn du widder deim dist.
Ich will alio, daß du gleich, wenn du
vielen Brief kriege dudft, deine Dodds
packe dudft un redudr tommlt. Das
is all.«
Sellen Brief hen ich qemedli un ich
kann sehne i»me, ich hen wenigstens
siwwe Hunnen Perieni besser gefühlt
Wei, wenn Se sich die Such in den
richtige Licht betend-te, is es dann nit
-e Schehm for en Mann, Bauen PS
un Famillievaiier. io Lang fort zu
gehn? Was geb ich drum, ob er in
Afriieh alle wilde Ennimeis iille whi
·Wenn«er vat vorgebabt hat, dann hätt
er sich nii verheiraibe solle. Wie der
Brief aernehlt war, sin ich zu den
Wedesweiler un hen ihn alles ver
zähli un denke Se nur emai on, der
Ieller is gar nii eniuisiöiiick aeweie.
Er bat sei-gi, ich hätt iein Bißneß
get-abi, io Liege zu schrein-e E - rau
könnt h unner ordinehre Zieium ten
zei ihren Mann einiges weiß mache,
was ja auch geschehn behi, awwee so
Sie-Wes die deine doch e wenig zu
weit gehn. Er wollt in nii sage, daß
er nii auch froh wär, wenn der Phi
lipp widder komme debi, awwer die
selwe Zeit derii mer nii so lüge. Ratt
Miiier Ediihor, io ebbes muß ich mich
voni o en Raudie sage lossr. Von en
Heller, wo selbst der größte Liegebeui
siel is wo in Ecksisienz is. Ich hen ne
—
ksagk Wedegweiiek bis jetzt is v
. Pbiibb immer noch mein Hosband un
was ich ibn sa e un schreiwe, dasor
sin ich tiespann ibbel un du hast sein
« Bißnesz mich dein Ettweis aus usohrs
se. Guck nur aus sor dich selzsh ich
wer’n schon Lebe von mich selbst un
meine Essehrc nemme. Jn die erschte
Lein kannst du dich ein Ding Vereins
! wenn ich en Ettweis von dich hen will, ;
dann seag ich dich drum un dann eck- i
spcat ich en Ein-sek. So sang ichs
awwek nit frage, bast du abzuschottr. s
« Ich ben dann en Törn nach die Dobr !
genomme, awwer die Wedesweilerns
bat en halt von mich teiegt un sagt:
»O ie r bleibst du: ich will nit halbwe.
daß du sobr bist. Der Wedeöweiler ".st
e alte Wummen un du sollst gar nit
meinde was er sage ditbt; jeyt drinte
mit e Kimmelche un du mußt mich
prammisse, daß du nit schlecht sieble
dubst un daß du nit sohr an uns bist.«
Se bat en Kimmel geholt un well, ich
lann ja nit so sein« ich den widder mit
den alte Nindvieb ausgemacht Mer
kann da widderemal sehn. daß die
Wedesweiler e seine gebildete Frau is.
Awwer froh sin ich doch. daß ich den
Brief aeschriwwe ben. Wenn er seit
nit bald beim komme dicht. dann gehn
ich selbst nach Aftileb un suche ihn un
bringe ibn mit bkutalek Gewalt beim
Mit beste Riegards
Youts
Lizzie Hansstengei.
—
Schmaus-est
»Die Scheiststellerei «ist ein Erb
sehlek der Familie Krihler. Die zwei
Töchter schreiben Grdichte, die kein
Mensch druckt, die Söhne schreiben
Stücke, die kein Mensch aussiibrt
und die Mutter schreibt Romane, die
tein Mensch liest.'«
»Und der Vaters«
»Der schreibt Ebens, die leid
Mensch zahlt«
Variante.
Sommeefrischler: »Wie zutraulich
und sanft Eure Kub ist«
Bauer: »Ja, das Vieh will sich bei
jedem «lieb Rind« machen.«
Der eisrise Vertreter-.
»Nun, Herr Doktor. Sie ots Arzt
sind gewiß auch recht froh, von der .
schweren Last Jhres Beruses auf ein ;
pour Wochen befreit zu sein?'« i
Arzt: »Jo, fo, wenn mir’s nur nicht i
wieder io ginge, wie im vorigen Jah- s
re! Denken Sie sich: als ich da vons
meiner Erbotungsreise zurückkehre, i
tonunt mir mein jugendlicher Vertre- !
ter seenvestrohtend mit der Botschostj
entgegen: Alles wieder gesund!'
kleiner Ion heute.
»Du, Eise, wir wollen uns doch
’mol aus dem Auskunftsbureou über
die Vermögensverhöttnisse unserer
Eltern ertundigenx nun weiß ja gar
nicht, woran man ist!«' (
Ins der Sommersrischr.
Bekannten »Wie, Sie iossen oehren
hübnerhos pbonograpbisch ousnesmetri
Wozu denn?'«
Wirth: »Für meine Gäste Wenn·
sie das Gegacker hören, louben sie,
daß die bestellten Eier sri ch sind.«
Ein sorgt-.
Trudchem «Dent dir, Lenchen. mei
ne Momo läßt sich morgen malen!'«
Lenchem »Ach, do ist meine Martia
besser v’ean, die malt sich jeden Mor
gen selbst!«
Müde.
WIND
,,Jeßt bist du nun schon acht Tage
aus dem Zuchthaus raus, ich dächte,
nun könn'st du wieder mal wag kna
chen!'
»Na. Mutter, wenn eener drei Jah« I
re in eenen fort gesessen hit, dann
will et ooch mal austuhen!«
Aus-es.
Musiker-: »Jetzt sind wir unserer
Köchin schon drei Monate den Lohn
schuldig, was soll ich nur thun?"
Hausherr: »Seht einfach —- du ent
läßt sie und pumpft die sue anl«
Shakletons Polfahrt
Der kühne Südpolforscher Leut
nant Shauleton hat in der geozzras
ohifchen Gesellschaft in London einen
Vortrag über seine Erpedition ge
halten, in dein er folgende interessan
ten Einzelheiten mittheilte:
Von Neufeeland wurde Shackletons
kleines Schiff Nimrod von einein
Dampfer nach Süden gezogen. damit
der Nimrod seine eiaenen Kohlen spa
re. Shaetleton beabsichtigte, auf King
Edward Yll.-Land zu überwintern,
fand aber, daß die vor sechs oder sie
ben Jahren entdeckte Durchfahrt der
schwundeii war. Die große Eisbar
riere war weggebrochen. und zufam
mengefroreneg Packeis verhinderte alle
Bemühungen nach Often offenes
Wasser zu finden. Unter diesen Uni
ständen wurde der ursprüngliche Plan
geändert und das Wintereis-streut auf
geschlagen auf Kap Monds, in der
Mac Murdo-Biicht. Große Schwie
rigkeiten bereitete das Landen der
Vorräthe, einschließlich derPonies und
. H Automobils; der Sturm schleu:
derte Wellenspritzer, die sogleich fro
ren und die Kisten in Eis einmauer- ;
ten, so dafi sie mit der Soitzart ausge-«
graben werden mußten. Eine Hütte
wurde unter dem Schutz eines steilen
Felsens vulkanifchen Gesteins errich-;
tei. Nat-e dabei stiegen die Vorhügeli
des Erebus-Beraeg an: ein höchft ein
drucksvolle-s Lichtdild führte den ma
jestötifchen Vulkan mit feinem Fe
derbnfch von Rauch in Mondscheinbe
leuchtung vor-. Die Nauchivolte war
für die Meteorologen dsr Expedition
sehr werthvoll. da sie dieWisidrichtung
in höhern Luftschichten anzeiiitr. Am
5 März 1908 machten sich sechs
dann auf, um den Vulkan mit dem«
unheildrohenden Namen zu besteicien.
Am zweiten Tage zwana ein eisiqer
Sturm sie, sich fiir dreißig Stunden
in ihre Schlafsäcte zu verkriechen
dann aber setzten sie trotz dpr oft
schwer zu überwindenden lzertliifteten
lfisfliictien die Wanderung bis zum
Gipfel fort.
Friih im Frühling begannen die
Vorbereitungen zur Weiterreife; etwa
140 Meilen von dem Winterguartier
entfernt wurde ein Depot von Vorrä
then anaelegt. Zum Ziehen der Schlit
ten waren nur noch vier Ponies vor
handen, die übrigen vier waren gestor
ben. nachdem iie vultanifchen Sand
gefressen hatten. Während Shackleton
dieDevot.1i«theilitiig Teitete, machten sich
drei Theilnehnier, Professor David,
Mawfonfund Madam nach dem mag
netifchen Pol auf. Jhre Reife war
sehr mühevoll: über eine etwa 1300
Meilen lange Streite von See-Eis
fchlevpten sie einen Schlitten einige
Meilen vorwärts und tebrten dann
Zurück, um den zweiten Schlitten zu
holen. Dann setzten fie den Marsch
auf festem Lande fort, befiiegen das
Plateau, auf dem sich der rnagnetiiche
Pol befindet und erreichten ihn am
lis. Januar 19t)f). Sie vflanzten dort
den llnion Jack auf und nahmen das
Land fiir den König in Besitz. Da
ihre Nahrungsmittel zur Neire gin
gen. befchleunigten fie die Nüctreile
nach Möglichkeit, an der Kiifte aber
fanden sie das ehemals fefte Eis zer
trüminert. Sie lebten von Seehunds
fleifch, bis der Nimrod fie aus ihrer
gefährlichen Lage erlöfte. Jn der zsiivis
fchenzeit waren Shackleton und drei
Mann nach Süden gegangen mit vier
Pvnies. vier leichten Schlitten und
Vorräthen fiir 91 Taae tsisirsalten
und weicher Schnee, in dem Menschen
und Thiere tief einfintem machten den
Marsch lehr beschwerlich, doch drangen
sie verhältnismäßig schnell vor and
ihcrfchritten LA. November, 24
Tage nach ihrem Aufbruch, den hieher
erreichten südlichften Punkt. Von Zeit
rtu Zeit ichlachtetrn sie in Bonn —
Shackleton betonte unter wehntiitbiqem
Beifall des Publikums-, daß die Thiere
sie zuletzt reichlich Nahrung hatten
nnd einen raschen, fchnierzlofen Tod
fanden —- und legten tleinere Tevots
an, in denen fte einen Theil iksrer Vor
räthe und des frischen-Fleisches fiir die
Nücktehr unterbrachtett. Nach Ziiden
.orriittcnd. entdeckten fie neue Bera
letten. Am Z. Dezember bestiean tie
cinen But-) Fuß hohen Berg, Von dem
sie einen großen Gletscher sahen, der
ihnen den Pfad zum Siidnol dir-lu
stellen schien. Sie gaben ihm den Na
men vae; beim Erllettern aber, fiiqte
Zhaclleton hinzu, ,,gaben wir ihm
lhmcn die ich hzer unmöglich wieder
holen tann«. Sie verloren dass einzi
ge nooh lebende Pontx das in einen
tiickisrhen Schlund stürzte und um ein
Haar einen Mann mitgerissen hätte.
Endlich war ein Hochplateau erklom
.-::en, und die Forscher zoaen iiber e"ne
soeiße Ebene weiter nach Süden Die
Temperatur war sehr niedrig und
quälte sie uni so mehr, als ste, um ihre
Last zu erleichtern, alle irgendwie ent»
behrlichen Kleidungeftlicke in den De
pots zurückgelassen hatten; die tägli
hen Nationen mußten aufs äußerste
beschnitten werden. Zwei eTage bannte
ein wiithender Schneesturm sie in das
Zelt; selbst in ihren dicken Stint-stät
ten litten sie durch den Frost. Nach
dem der Sturm sich gelegt, machten sie
un 9. Januar einen letzten Vorttofk
Ion einigen Stunden und pfltniten
Das ·)on der Koniqin ihnen aestiftete
Banner auf. Eine donnernde Beifalls
salve begrüßte das Bild, auf den-« Die
drei Männer neben dem flattert-den
llnion Jact in der weißen tlLiiste ste
Iien. Der Nückzua nach dein Norden
war äußerst anstrengend, da ihre
Kräfte fast erschöpft und die täglicher
IRationen nicht viel mehr als etn
Isrommer Betrug des Magens waren.
’Am Morgen des 26. Januars, als sie
noch etwa 30Meilen von dem am Fuß
des großen Gietschers angelegten De
»pot entfernt waren. gingen die Eßoor
räte gänzlich zu Ende. und bis unge
ssähr 2 Uhr des folgenden Nachmittags
narschierten die Neisenden sast ohne
Aufenthalt Dem Zutammenbrechen
nahe. erreichter sie das Depot. Auch
.ie andern Derdtg erreichten sie jedes
mal mit aäitziirb leeren Vorratstas
schen, zumal da die l trch inangelhaste
Nahrung hervorgerufene Dysenterie
den Marsch verzögertr. Am 23. Fe
biuar endlich stießen sie aus ein Depot,
das die Mannschast des Nimrod siir
sie angelegt hatte, und 4. März waren
aBlle Südpolsahrer wieder heil an
« ord.
Das Märchen vom amerikani
fchen hian
In Europa hört man ost Von dem
Varus der Nordanieritaner sprechen.
Man schildert dieien Luxus in den
aliilyendsten Farben; man stuairt seine
Ursachen und seine Wirkungen. Nun
leisauptet aber der italienische Kul:
turbistoriler Guglielmo Fernro,
der vor wenigen Wochen aus
Amerika zurticlgetehrt ist, in sei
ais Amerita zurückgekehrt ist. in sei
nen in italienischen Blättern veröffent
l!chten Reiseplaudereien, daß besagter
Lunis gar nicht existire. »Ich we
:.-.gttens habe ipn nirgends gesehen,«
schreibt er. »Das Leben der Amerika
i:er und ganz besonders dag der ge
sellschaftlich hochstehenden Axneritaney
trägt, wie mich dünkt, weit eher das
«(t-epr;ige relativer Einfachheit Natür
lrw gibt es in New York, In Phila
telphia, in Voston, in Chicago, genau
so wie in Paris, in London und in
Berlin, Männer und Frauen, denen eHx
Spaß macht, ihr Geld zum Fenster
tiknauszutrersen Es ist sogar wahr
scheinlich, daß diese Kategorie von
Menschen in Amerika zahlreicher ist,
»l-« in Europa Trotzdem aber bilden
Die Gelddergeudek in Amerika, wie in
tinropa nur eine tleine Minderheit,
und man tann nicht behaupten, daß
seitnisinniqe Verschwendungzsucht eine
normaie Erscheinung des ameritani
irren Lebens sei.
Man sieht z. B. in Amerika nur
selten wirkliche Paläste. Eines der
aröszten Privathäuser Von New York
Ist das Haus der Familie Vanderbilt
aus der Fifth »leenue; aber selbst die
Eirs Haus macht nicht den Eindruck ei
nes Palastes in dem Zinne, den wir
niit diesem Worte zu verbinden pfle
gen. Morgans Haus ist noch kleiner
und kann es an luturiöser Ausstat:
tung keineswekis mit den palastartigen
Häusern ausnehmen, die die eleganten
Stadttheile von Paris undBerlin ver
schönerm Dicht neben dem Hause des
Milliardärs steht die von ihm erbaute
Bibliothel, ein hübsches Gebäude, des
sen reiche Schätze -— Bücher, Gemalde,
Manuskripte, alt-babylonische Keil
schriststeine, Stiche —— eine hübsches
Anzahl Millionen gekostet haben mö
gen. Man kann die Bibliothek aber
nicht als einenTheil seines Hauses be
zeichnen: sie ist weit eher ein öffentli
ches Gebäude. Andrew Carnegie hat
in Amerika siir Museen, Schulen, Bi
bliotheken wunderbare Paläste gebaittx
für sich selbst aber hat er in New York
ein Haus hingestellt, das einem Eu
rcpäer durchaus keine Bewunderung
abndthiaen kann; man wurde es allen
falls sür das Wohnhaus eines »be
scheidenen Millionärs«, nicht aber für
den Nuhesttz eines solchen Geldsiirsten
halten. Das Haus Rockesellers habe
ich nicht gesehen; dafür sah ich aber
in Chicaao das Haus seiner Tochter,
die Herrn Mccsormich einen millio
nenschtveren Fabrikanten landwirth
schjstlicherAJlaichinem sieheirtthet hat.
Jedermann sagte mir, daß das Haus
der Frau McCormict weit prachtiger
sei, als das ihres Vaters, und es ist
ja immerhin ein sehr hübsches Haus,
aber es kann mit den lururiösen Bau
ten," die sich viele Euroväer leisten,
ohne Milliarden zu besitzen, nie und
nimmer wetteisern.
Von Zeit zu Zeit erzählen die euro
päischen Blätter gerader f.1belhafte
Geschichten vom aiiierikanifchenLur115:
da werden Vermögen in Juwelen, in
Ioiletten, in Blumen angelegt; da ist
die Rede von niijrchenhaften Zeiten«
die die New Yorker Kröiusse veran
stalten sollen: do hört man haarsträus
benoe Dinge von den tollen Launen
moderner Heliogarale, deren Ueber
rnuth leine Grenzen kennt. Bevor ich
nach Amerika ging, lag auch ich diese
Geschichten mit gläubigem Vertrauen.
Jetzt bin ich, wie ich gestehen muß, sehr
vorsichtig geworden. Ich weiß jetzt
j. B» daß der Juwelenlurus in New
York lange nicht so groß ist wie der
Juwelenluxus in Paris-. Jn Phila
delvhia und in Boston habe ich in den
Häuscrn der Reichen, in denen ich ver
kehrte, viel Bücher. aber nur wenig
Juwelen gesehen, und dabei gelten
tllhiladelphia und Boston als beson
derg reiche Städte. llnd wenn die
lvtlrrerikaner wirklich Juwelenluxus
trieben, wäre das so schwer zu erklä
ren? Die Yankees haben in den letz
ten dreißig Jahren viel mehr Juwelen
gekauft als die Europäer, weil sie viel
ireniger Juwelen besaßen.« Europa
tauft schon seit mindestens fünf Jahr
hunderten Juwelen; da es infolge des
sen Edelsteine in großen Mengen be
—
Psitzh braucht es teine neuen hinzuzu
taufen.
Ebenso verhält es sich wahrschein
lich mit den pruntvollen Festlichkeiten.
Während dreier Monate war ich fast
ständig zu Essen, zu Empfängen, zu
Abendunterhaltungen eingeladen.
Ueberall fand ich Eleganz, Reichthum,
Luxus; niemals aber sah ich eine je
ner Ertravaganzen, von denen in den
europäischen Zeitungen so oft die Re
de ist, wenn amerikanische Feste ge
schildert werden. Während ich in
New York war, gab ein Milliardär,
dessen Name inEuropa ebenso bekannt
ist wie der Name Morgan oder Rocke-i
scller, ein großes Fest. Am nächsteni
Morgen brachten die Zeitungen über-(
treibende Schildcrungen dieses FestesH
Als ich die Berichte las, bemerkte ichs
etwas-, was auch jeder andere Euro-;
päer sofort bemerkt hätte, was aber
den Ameritaner gar nicht mehr aufzu
sallen schien: das Fest hatte nicht im
Hause des Milliardärs, sondern in ei
nem Hotel stattgefunden! Bei meiner
Rückkehr nach Europa erfuhr ich, daß
auch europäische Zeitungen von dem
Fest gesprochen und die amerikanischen
Schilderungen noch stark überboten
hatten; sie hatten hinzugefügt daß der
Milliardät das Fest nur deshalb in»
einem Hotel gegeben habe, weil er seine
prächtigen Salons nicht von den Gä
iien — abnutzen lassen wollte! Das
ist doch eine sehr sonderbare Erklä
rung: man hat wohl noch nie gehört,
daß Lurus die Neigung hat, sich zu
verbergen. Die Erklärung beweist
Haber, daß man inEuropa gar nicht be
greifen konnte, weshalb einMilliardär,
der nach unseren Vorstellungen einen
mächtigen Palast besitzen muß, ein
Fest in einem Hotel veranstaltete. Jn
Wirklichkeit hat dieser Milliardiir sein
Fest deshalb im Hotel gegeben. weil
sein Haus weder groß noch schön ge
nug war, um einige hundertGiisteaus
zunehmen; im Hotel gab es ein treff
liches Biisset, prächtige Blumen,Herz
lichteit und Liebenswiirdigteit, aber
nichts, was an die Ertravaganzen ei
nes Nero hätte erinnern lönnen.
Noch ein anderes Beispiel. Die
enrorsEiischen Zeitungen erzählen ost
von den goldenen Tafelservicen, die
die großen amerikanische-n Hotels be
sitzen sollen. Viele Europäer sind
schließlich in der lleberzeugnng ges
langt, dasi die reichen Ameritaner nur
aus goldenen Tellern essen. Die
Wahrheit ist, daß zwar alle großen
New Ykorler Hotcls aoidenes Tafelge
rat besitzen dürften, das; diese-H aber
nur bei ganz besonderen Gelegenhei
ten berrorgeholt wird. Es ist ein
Luxus-, der den Hoiels alsJ Neilame
dient. Im Hotei L’sstor, in dem ich
-n«»i)nie, bat man mir ein solches Ser
isire gezeigt, und es- irsrr wirklich schön:
aber man hat mir auch gesagt daß es
nur einmal cebrauebt worden sei, nnd
war vor ,-.wei Jahren. als nack dem
rskssisch : japanischen Kriege zu IFbren
des General-: Fluroti ein Diner vers
anstaltet wurde. Man sieht also. dasi
die amerilanischen Liliilliardiire immer
noch aus ganz gewöhnlichen Tellern
essen.
Um es kurz zu sagen: zwischen dem
amerikanische-n und dem eurotsöischen
Luxus besteht nicht See geringste Un
trrschieb Der amerilonische Luxus
hat zwar nicht die künstlerische Fein
lteit des frznzösischen Lunis-, aber er
hat andererseits nicht-J was den, der
den Luxus her großen europäischen
Osnirtstädte kennt. in Erstaunen setzen
ljjnnte. lind das ist such qanz natür
lich. Selbst wenn man zugeben woll
te, baß Amerika das reichste Land der
Welt sei —- tvas in Wirklichkeit nicht
der Fall ist — darf inan doch nicht
silaubem daß alle Amerikaner Mil
liardäre sind. Die reichen amerikani
schen Familien hoben auch nicht mehr
Geld, als die reichen Familien in Eu
ropa, nnd der Luxus ist in Amerika
weit tlseureL als in Europa. Es qibt
wohl in Amerika etliche Menschenkin
der, vie sich Paläste bauen könnten,
wie sie bei uns nur die Könige haben;
aber in dieser puritanischen Demokra
tie wiirde der Mann, der stille Reich
A
thümer fo zur Schau stellte, die grös
ten Vorwürfe zu hören bekommen.
Einfachheit und Kampf gegen über
triebenen Aufwand sind die Seele del
Puritanismus, und in einer Demokra
Lie sieht man über Vermögensunters
fchiede nur dann duldsam hian
»wenn sie nicht durch äußere Zeichen
Killzu fehr ins Auge fallen. Der Pu
ritnnitsmus hat auch die Legende vom
nmerifnnifchen Luxus erfunden. Eus
roväern, die an ganz anderen Luxus
gewöhnt sind-, dürfte der Luxus der
reichen Amerikaner durchaus nicht
auffällig erscheinen. Auf die Ameri
kaner ober, die ihn nach den puritani
fchen Jdeen eines Franklin und eines
Jefferson beurtheilen, mußte derLuxus
wirken. wie der nsiatifckie Luxus auf
die alten Römer gewirkt haben mag:
als eine verdammenswerthe Sittenvet
derbnifz!«
Geketmeer ten-es
Jn der Zeitschrift ,,Ptometheus«
wird geschrieben:
Hasses-May ist nicht etwa eines der
unter dem Namen ,,Malztassee« be
lannien Kasseesurrogate (geleimte und
geröstete Gerste), es sind vielmehr ge
keimte Kasseebohnen, die hinsichtlich
des Geschmacks den gewöhnlichen Kas
seebohnen iiberlegen sein sollen. Das
Trocknen der srisch geernteten Kassees
sriichte bietet bekanntlich insofern viele
Schwierigkeiten, als es aus der großen
Mehrzahl derKasfeepslanzungen man
gels künstlicher Trockeneinrichtungen
durch Ausbreiten an der Sonne erfol
gen muß. Tritt nun während der
Trockenzeit anhaltender Regen ein, so
beginnt der Kassee leicht zu saulen,
mag häusig zur völligen Vernichtung
aanzer tsrnten führt. Hört aber vor
Beginn der Fäulniß der Regen aus, so
sangen die nassen Rasseesriichte unter
rer Einivirluna der Sonnenwärme
leicht an zu teinten, und die geteimten
Bahnen hat man bisher für verdorben
angesehen. Neuerdings hat nun, wie
Cosmos berichtet, die landwirthschast
lickse Versuchestation in Porto Rico
Versuche darüber angestellt, wie lange
frisch geernteter Kassee der Feuchtigleit
asngesetzt sein kann, ohne zu leiden,
und iuieiveit die Qualität der Ansste
liohnen durch eventuell eintretendes
Reimen beeinflußt wird. Die bei die
sen Versuchen erhaltenen größeren
Mengen geteimter Kasseebohnen wur
oen in der aewbhnlichen Weise getrock
net, geschält und schließlich gekostet·
IFllle Sachverständigen welche dag- so
erhaltene Vrodntt brüsten, erklärten
?ibereinstimniend, das-, der aeleimte
Kiesiee an feinemAroma wesentlich ge
wonnen nnd Von seinem scharfen, bit
teren Geschmack verloren habe. Un
nmhrscheinlickr klingt diese Angabe tei
nezsmegiriz die vertheilh.1fte Verände
iunq, welche beispielsweise Kalaoboh
nen und literste durch das Keinien er:
leiden, ist bekannt. Genauere Unter
Yucbunqen iiber die Art dieser Verän
derungen bei den geteimten Kasseebohi
nen müssen abgemattet werden, es
scheint aber nicht unmöglich, das; der
Kasseebau aus dieser Entdeckung dep
reiten Nutien ziehen wird, indem ein«
mal die Verluste bcinz Trocknen ver
mindert und dann auch die Qualität
des Kasieeg verbessert werden.
Die Macht dec- Gefunkel
Mann und Frau hören Nachts mit
ängstlicher Spannung, wie ein Ein
brecher an Der Tbür arbeitet. Keines
traut sich, diesen zu verschweben
Athemloö hört man seiner Thätigleii
zu. Da lispelt der Mann der Frau
zu: »Du, Käthe, sing’ doch ’mal ’was!«
Kleine Varianten
Junaie Frau: ·. O, wir sind zwei
-eelen und ein Gedanke « zwei Her
zen und-ein Schlags«
Junger El)e!n1nn:»Blof; nicht zwei
Magen und ein Geschmack!«
Als guter Pairiot sollte sich jetzt
schon Jeder anstrengen, eine Jahres
einnahme von 35000 zu haben, um
feinen Tribut entrichten zu können,
wenn die Einlonnnensteuer in Kraft
tritt .
F
Ein neues shalan
LI
—
O ie, was haben Sie denn für ei nen kuriofen Kinderwagen2
- Xs-.,-i««-?) ,O
· · « s- .«««..
Ja, wissen Ste, der Ist auf Zuwachs berechnet. Sehen Sie so —--I
»