Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, August 06, 1909, Zweiter Theil, Image 9

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    h- m Jahkaatm
Nebraska
.uu uutgsi 9.09 Zwei HTheiu
Staats— Anzetger und J cerold
mmmmmmmm
Trost der Nachtt
Es heilt die Nacht des Tages Wunden,
Wenn mit der Sterne buntem Schein
Das königliche Haupt umwunden
Sie still und mächtig tritt herein.
Die miloen leiten Hauche kommen
Der Farben arelle Pracht erblaßt-.
Jn weicher Linie liegt verschwommen
Derscharsen Zackenselsen Last.
So legt die Nacht mit Muttergiite
Sich um die Seele schmerzenvoll:
Es läutert still sich im Gemütbe
Zur Webmuth jeder bitt're Groll.
Die Thranen, die vergessen schliefen
Nun strömen sie in mächt’aem Laut:
Es steigt aus tounden Herienstiesen
Ein rettungahnend Beten aut.
Gottfried stinlel
Ver Falschspieler.
Kriininalerzählung von A d o ls
· S t a r t.
Polizeirath Paul saß, mit der Ab
fassung eines Rapoortes besch«jstigt,
an seinem Schreibtisch, als es an der
Thüre klopfte und aus sein etwas un
williges »Herein'« ein älterer. elegan
ter Herr ins Zimmer trat.
Der Polizeirath sprang bei seinem
Anblick aus und ging ihm einige
Schritte entgegen.
»Seien Sie mir gegrüßt, Herr
Döring«, rief er. »und nehmen Sie
vor allem Plan. Wenn ich auch abne,
daß Jhr Besuch mir nicht persönlich
gilt, so rechne ich ihn mir doch zur
Ehre an. Sie wissen, wie ich Sie
verehre, und das; dies nicht etwa bloß
Jhrem Reichthum zuzuschreiben ist«
brauche ich nicht erst zu sagen.«
»Sie meinen wohl, daß diese Ver
ehrung mehr dem Vater der schönen
Tochter gilt," antwortete der Fabri
kant. mit einem schwachen Versuche zu
scherzen. Die Neigung Pauls zu sei
ner Tochter war ihm nicht entgangen.
Aber schon im nächsten Momente
iiberwog die Erinnerung an den Ge
genstand, der ihn hierher geführt
hatte, und das Thema wechselnd suhc
er ernst, sast sorgenvoll sort: »Was
mich hierher siihrt ist eine ernste, sehr
ernste Sache, lieber Paul. Jch weiß
selbst nicht, komme ich mehr zu dem
Polizeitomrnissär oder zu dem Freun
de meines Hauses, den ich als ernsten,
strebsamen jungen Mann achte und
hochschödes«
Der Beamte erröthete vor freudiger
Erregung. Diese Worte im Verein
mit der vorhin gefallenen Andeutung
machten sein Herz höher schlagen, er
sah sich der Verwirklichung seiner
schönsten Träume nahe gerückt.
»Es ist mein Sohn Walter,·' be
gann Döring aufs neue, »um dessent
willen ich Jhre Hilfe in Anspruch
nehme. Sie lennen ibn ja: er iit ein
feelenguter, braver Junge, nur leider
der Berfiihrung leicht zugänglich.
Sie können mir glauben, daß im ilin
nicht zu lurz halte. Zwar war es
nicht ganz nach meinem Gefchmacles
daß er Offizier wurde und noch dazu
in eines der vornehmften und elegan
teften Regimenter eintrat, aber da
dies nun einmal geschehen ifi, forae
ich dafür, daß er hinter feinen Rai
meraden nicht zurückftehen muß.
Bei feiner Abreise habe ich ihm das
Versprechen abgenommen, daß er sich
nie in die hände von Geldverleihern
geben« sondern von jeder Verlegen
beit mich fofvrt benachrichtigen foll.
Jch habe auch im Laufe der Zeit ver-—
fchiedene Schulden gedeckt, die aber nie
eine abnorme Höhe erreichten, bis vor
drei Tagen.
Vergangene-i Mittwoch lam plötz
lich ein Brief von Walten in welchem
er mir mittheilte, daß er eine Spiel
ichuld von 20,000 zu begleichen habe.
Er versicherte mir, daß er fich durchs
aus nicht zu außergswobnlich hohen
Sätzen habe hinreifieu lassen. Ledias
lich dem unglaublichen Glücke des
Bankhalters lei es zuzuschreiben,
daß der Verluft fo haa) anmuchszv ohne
daß er felbft wußte tote.
Jch ließ ihm fofvrk das Geld telei
aravhifch anweisen. Damit war die
Sache für mich erledigt. »
Heute nun erhielt ich wieder fvl
aendes Schreiben.'«
Er reichte den Brsef Paul hin, der
ihn langsam und bedachtia durchlag.
Dann fragte der stommissän »Ist
diefer Herr von Kritanolvsty, an wel
chen Jbr Sohn abermals MINI
Marl verloren hat, und von dessen
unglaublichem Spielergliick er berich
tet, derselbe, welcher ihm auch das
vorige Mal das Geld abgewann?«
Der Fabrikant nickte. »Und tvaes
alauben Sie von der Sache?'« ent«
aeanete er, indem er den Brief ein
ftecktr.
Paul zuckte die Achseln. »Wir Leute
von der Polizei müssen uns hüten,
voreilig zu urtheilen. Aber ein sol
ches Glück im Spiele ist immer ver
dächtig.«
Döring niclte befriedigt. »Die
gleiche Jdee hatte ich Juri- schon beim
ersten Briefe. Jch wandte mich an
ein Privatdetettivbureau mit dem
Auftrage, mir nähere Ausliinste iiber
Herrn von Kritanowsly zu verschaf
fen. Dies ist auch geschehen, sogar
während des Spieleng war ein Be
amter der Gesellschaft, ein ehemaliger
Ossizrer, dem es gelungen war sich
in den Klub einführen zu lassen zu
gegen. Jch erhielt den Bescheid, daß
mein Verdacht vollständig unbegriin
det sei. Trotz genauer Beobachtung
sei tein Anbaltspuntt dasür entdeckt
worden, daß das Spiel dieses edlen
Polen nicht ganz einwandfrei sei.«
sEine kleine Pause trat ein, dann
fuhr Töring sort: »Ich vermied es,
Walter Vorwürfe zu machen, die doch
an der Sache nichts mehr ändern.
oder ihm gar das Versprechen abzu
nehmen, nicht mehr zu spielen. Arn
liebsten wäre es mir, wenn er aus
eine Zeit lang nach Hause lärne, aber
das ist ietzt aus dienstlichen Gründen
nicht möglich, und leider kann auch
ich gerade jetzt nicht abtoknmen. Da
dachte ich, wenn Sie vielleicht znir
den großen Gefallen erweisen und
nach Berlin reisen wollten . .
Erstaunt blickte Paul auf, dieser
Vorschlag tam ihm gan unerwartet.
Die folgenden Worte aber trieben
ihm die Blutröthe in’s Gesicht.
»Es war meine Tochter, welche
mich auf die Idee brachte, ihnen diese
schwierige Mission zu übertragen
Sie wissen gar nicht, wie hoch das
Mädchen Sie schützt, nnd wenn Sie
mich durch eine günstige Erledigung
der beitlen Afsiire davon überzeugen,
daß diese hochschäßung nicht unver
dient ist« so können Sie jede Forde
rung, hören ISie, Herr Paul, iede an
mich stellen. Jch werde nicht nein sa
gen.'·
Als der Kommissäx wenige Stun
den später der Reichehauvtstadt zu
steht. war er sest entschlossen, sein
möglichstes zu tubu, um Malta-, m
dem er ohne Ueberhebung seinen
tünftigen Schwager sehen konnte, aus
den Klauen des Versührers zu be
freien.
junge Dtertna empfing den
Jugendsreund aus«-z herzlichste. Von
der Zertnirfchung, welche Paul bei
ihm zu finden erwartet hatte, war
freilich nichts zu bemerken. Das Sy
stem seinesVater3. Gefchebenes schwei
gend hinzunehmen und weder Vor
wiirse zu machen, noch Versprechun
gen für die Zukunft zu fordern, war
diesem liebenswürdigen aber leichtsin
nigen Mäuschen gegenübr ganz und
gar nicht am Platze. Er lachte nur
iiber Pauls moralische Predigten, wie
er es nannte. und ließ sich von seinem
» Vorhaben, noch am selben Abend von
Hiritanowstn Revanche zu verlangen.
nicht abbringen.
Unter solchen Umständen blieb
Paul nichts übrig, als den Freund in
den Club zu begleiten. Eigentlich
war er auch ein wenig neugierig, den
Mann tu sek,en, welcher so unheim-«
liches Glück im Spiele hatte, und
nahm sich vor, ibm scharf aus die Fin
ger zu schauen.
Kritanowstn sab gerade so aus, wie
der Kommissar sich ihn dargestellt
hatte. Groß, schlank, hübsch, mit saf
zinirenden Augen, tadellos gekleidet,
in seinen Manieren ein Gentleman.
Dies alles tonnte freilich Paul nicht
täuschen· Trotz seiner Jugend Hatte
er gelernt, daß der Lwchstapler ge
Frist-Mich der dollendetste Weltmann
ec.
Paul betbeiligte sich nicht am Spie
le. sondern sah nur zu. Er hatte sich
hinter demStuble Walterc ausge
stellt und beobachtete jeden Hand
griss des Polen, der wieder die Bank
hielt. Aber so genau er auch zuschan
te, er tonnte leine Untorrettkieit be
merten.
Die Linke, in welcher der Banthal
ter die Karten hielt, batte er weit von
sich gestreckt. Die Man-scheue war
hoch bis beinahe gegen den Ellbogen
zurückgerutschi. Mit einer fast un
merklichen Bewegung der Finger
schleuderte er jedesmal die unterste
Karte denjenigen seiner Partner zu,
welche nock ein Blatt wünschten. Ge:
spielt wurde 21.
Darau, daß etwa gezeichnete Blät
ter beniitzt wurden, war nicht zu den
len. Der Club selbst lieferte die Kar
ten in versiegeltem llmschlaq, jedes
mal nach wenigen Partien wurde ein
neues noch unbeniitztes Spiel geöff
net.
Nach einer halben Stunde gelangte
Paul tu dem Schlusse, daß der Pole,
wie fein ganzes Gebalsren zeigte, al
lerdings ein Getvobnheitsspieler sei,
dast aber der Verdacht des Falschipies
les ibn nicht tressen könne. Ueberdies
war der Mann heute nicht so vom
Glücke begünstigt, wie an den übri
gen Abenden. Er verlor und gewann
abwechselnd, die Partie unterschied
sich in nichts von den gewöhnlichen
abendlichen Clubnnterhaltungen.
Paullbsegann sich zu langweilen,
das Spiel interessirte ihn nicht; so
,iog»er sich denn in ein Nebenzimmer
zuruch wo er mit halt-geschlossenen
Augen in ein Fauteuil zurückgelehnt
sich seinen Träumereien überließ, die
ihn fort von hier führten in seine
Hexmathftadt, zu einer kleinen, von
Rosenstöcten und Relienbeeten umge-.
benen Villa, wo er seit dem Tode sei-«
ner »Mutter allein hauste, und wohin«
er hoffentlich bald ein junges, schönes
Menschenkind heimführen konnte
Eine halb scherzhast, halb erregt
tltngende Stimme weckte ihn aus sei
nen Träumen. Einer der Kamera
den Walters stand vor ihm
· »Donnerwetter, Herr Kommissär,
s hier stecken Sie also«, rief er.
...Schauen Sie, daß Sie wieder in
» den Saal zurücklommem sonst fliegt
Dörina heute wieder furchtbar hin
ein und die andern mit ihm. Seit
Sie weg find, hat das unglaubliche
Glück stritanowth wieder «begonnen.«
Paul sprang aus und eilte dem
Spielsaale iu. Aber unbekannt mit
den Elubräunilichteiten fand er nicht
gleich die richtige Thüre. Er mußte
erst durch einige Redenzimmer und
trat dann endlich an der» entgegenge
setzten Seite wieder ein. Niemand
bemertte sein Kommen, der Pole wen
dete ihm den Rücken zu. Er saß wie
vorhin, die Linie mit dem Karten
packet weit von sich gestreckt, die Rech
te. an deren Mittelsinger ein Ring
blitzte, auf dem Tische.
Leise trat derskommissär hinter
ihn. Da siel sein Ame aus den blin
lenden Ring. Jm nächsten Moment
hatte er mit festem Griffe den Arm
des Polen erfaßt, der sich erschrocken
umwandte und vergeblich dem um
llainmernden Griffe sich zu entwinden
versuchte.
Die anfängliche Erstarrung machte
Yeinem lauten Tumult Platz, als Paul
! ihm das Wort »Falschspieler« ins Ge
sicht schleuderte. »
Inzwischen hatte der Verbrecher
seine Kalthliitigleit wiedergefunden
Aber sein Versuch, durch Frechheit zu
imponiren, mißlung. Paul zog ilim
trotz allem Widerstreben den Ring
vom Finger und zeigte den entsetzten
Ofsizieren. wie in der oberen, flach
geschliffenen Facette sich deutlich die
Karten spiegelten, welche der Pole
den anderen zuloars. So war er
stets darüber orientirt, wie das Spiel
stehe, und dies erklärte sein grosse-Z
Glück.
Kritanonelh wurde der Kriminal
polizei übergeben. Er wartete das
Urtheil nicht ab, sondern erhängte sich
im Kerker.
Für Walter hatte das Abenteuer
überaus segengreiche Folgen. Er
rührt seitdem leine Karte mehr ass.
Vor seinem Schwager, denn das ist
jetzt Paul, hat er eine unbegrenzte
Hochachtung
Feuer im Schiff
Die Lebengformen der Menschen
haben sich in den lehten Jahrzehnten
ftart verändert. Mit ihnen auch die
Wahrscheinlichkeiten oon Glück und
Unglück, von Erfolg und Gefahr· Zu
aLnde sind die Unglückssälle häufiger
und grausamer, lkur See seltener und
grausamer geworden.
Denn ein großer Passagierdampfer
faßt heute nicht mehr 100, sondern bis
4000 Menschen, Mannfchaften und
Passagiere. Deshalb sind auch die
Folgen einer großen Schiffstatastroi
phe heute vierzigmal größer als friii
her. Die Sicherheitsuorrichtunaen
aber find technifch zu einer so erstaun
tichen Höhe gediehen, daß bedeutungs
volle Schiffsunfälle heute zu den gro
ßen Seltenheiten gehören und daß das
altgewohnte Wort von dem »Wasser,
das keine Balken hat,« in seinem
scharfen Nebensinn gewiß nicht mehr
berechtigt ist. Die Gebühren der Vers
sicherungggefetlschaften haben sich start
:vcrn1indert, und das ist der beutlichfte
EBeioeis für die erfolgte Gefahr-Iet
" ininderung
Von deutschen Schiffen brannte als
einer- der letzten einDampfer der Fein
herrnklafse auf hoher See. Am 23
Januar 1906 zwischen Penana nno
Coloinl)o, im bengalischen Meerbnsen
Des Morgens gegen 7 Uhr begann
auf den Windfängern der vorderen
Labesuten, die in die Hauptlnte die-:
Houptss und sterdectg führten, Rauch
aufzusteigen Auf der Kontnnnoo
drücke erkannte nian sofort die Ge
fahr.
Der Rapitän inird aus dein nahen
Navigationgziuinier gerufen. »So
fort die Ventilatoren luftoicht ab
schließen und die Feuerlöschvorrich«
tung in Betrieb fetzen!« lautet fein
Befehl.
’ Heißer Dampf jagt fchon einen Au
genblick später durch die Röhren in die
iNäume, in denen man den Feuerherd
n-eiß. Man will das Feuer ersticken.
Unter den Passagieren merlt laum ei
ner etwas-. Von der Schiffserote gibt
dcr Kapitiin seine Befehle in den Ma
schinenraum, und mit ein paar Hand
griffen an den Hebeln wird die Arbeit
ins Werk gesetzt. Eine Stunde lang
sauft es in den Röhren, brodelt und
zischt es in den Laderöumen. Das
Feuer tonnte bis zur Inangriffnahme
rer Löfcharbeiten noch nicht weit fort-;
geschritten sein. Die Schiffsleitung
liosft zuversichtlich, daß in dieser einen
Stunde alle Gefahr befeitigt fein
wird. Die Feuerlöschvorrichtung mit
Dampf funktionirt ohne Fehl, und
der Apparat gilt als abfolut zuver
lässig. Hat doch die Regierung der
Vereinigten Staaten im Interesse der
allgemeinen Sicherheit eine derartige
Einrichtung auf den Dampfern ame
ritanifche Rbedsereien sogar gesetzlich
oorgeschrieben. Jn der sicheren Er
wartung des Erfolges hebt man den
Verschluß der Windfiinger ab. Ver
bliifft steht man vor einer Ueber
raschung: der empor-steigende Dampf
lsiit sich unterdessen vermehrt! Kleine
Fscuerzungen springen aus den einzel
nen Stücken der Ladung.
Ganz unten liegen Kisten, deren
Inhalt auf den Schiffspapieren als
japanische Kuriositäten dellarirt ist.
Darüber sind Tabalballen derftaut.
Die spätere umfangreiche Untersu
chung hat es als wahrscheinlich, aber
nicht erwiesen hingestellt, daß die
liochoersicherten »javanifchen Kurtesi
taten« aus einer Ladung leicht ent
iundbarer Stoffe bestanden haben.
Aug dem Afchenschutt, der übrig ge
blieben war, konnte das freilich nicht
gerichtet-kundig nachgewiesen werden.
Der Dampf hatte beim Brande die
ser Kuriositiiten jedenfalls feine Wir
kung versagt. Die Gewalt des Waf
fers foll an feine Stelle treten. Was
lcrschliiuche werden angesetzt, die
Pumpen beginnen zu arbeiten. Platt
erst liegen die grauen Schläuche auf
dem Oberdeck. Dann beginnen sie sich
dunkler zu färben, richten sich auf und
tltecyctl glelcy Alefellftymugen m unk
Jnnere des Schiffes.« Der erste Offi
zier steigt mit.ztvei Matrofen in die
Lule. Jn der band halten sie die
Mündung je eines Schlauches. Die
verfügbaren beiden Rauchhelme sind
noch nicht zur Stelle, und es gilt,
keine Zeit zu verlieren.
Ein Kreis von Menschen steht um
die offene Lute und starrt mit ängst
lichen Augen, die von beizendem
Rauch thränen, in den Qualm, der ih
nen den Athem benimmt, ihreGesichter
zu rothen Fratzen erhitzt und alles
ringsum mit Ruf; färbt. Nur hier
und da sieht man helle Linien im
Tunlel der von aufleuchtenden Flam
menspitzen und langsam trieehenden
dünnen Feuerfäden spärlich erleuchte
ten Tiefe. Das sind die Striche, die
die mit voller Kraft durch den Rauch
gefvritzten Wasserstrahlen ziehen. Und
da und dort Silhouetten von Men
schen« die sich im Raum mühen und
behaupten.
Aber die Arbeit dauert nicht lange.
Einer nach dem anderen taucht an der
feulrechten eisernen Leiter aus der
Tiefe empor.
Ein anderer Offizier springt ein.
Jetzt schon mit Rauchhelm und elektri
scher Lampe, mit Luftpumpe und
Signalleine. Man beginnt, die ange
lohlten Tabalsbalten auf Dea zu
stauen und über Bord zu werfen. Die
anzeMannschJst betheiligt sich an der
rbeit. Nur das Bedienunasperfonal
steht zur Verfiiauna der Passagiere.
Kein Mann von dem zum Dienst der
Reifenden bestimmten Personal darf
der Befatzuna helfen. —- Doch trotz
emsiger ununterbrochener Arbeit ver
ringert sich das Feuer nicht. Im Ge
gentheil, eI sprinat auf 2 andere La
delulen liber, wiithet schon dicht unter
der Kommandobrijele und lterstiirt die
fiir die Passagiere dritter Klasse be
stimmten Riiume Ter eiserne Schot
ten, der den siesselraum vom Lade:
raum trennt, wird durch die Hitze so
stark erwärmt, dafr fiir die hinter den
Schatten aelaaerten Flolilen und da
durch auch siir Kessel und Maschinen
raum Gefahr besteht
Die Passaaiere der dritten stlasse
holen mit Milde ihr litediick und wer-«
den nach dem Deit zur zweiten Klasse
eebramt Die stammer eines Ossizierizs
brennt gänzlich al.
Gean Mittag usird am Horizont ein
mitfahrender enalistrer Zirkels-damp
ser gesichtet Man tsittet fiurdi Signale
um Hilfe. lssg ist ltiimste Zeit.
Trotzdem der stattitiin den leblmf en
Wunsch hegt, den mitfuhren-den enali
selten Krieasdampser nxiialirltst bald
länaseit zu sehen und so die ltjohltth
der erbeteuen Hilfe auch wirklich zu ge
nießen, trotzdem die Verantwortlichkeit
des Kapitäns den Passagieren gegen
über mit jeder Viertelstunde wächst und
ihm verstärlte Hilfsträfte zur Verfü
gung stehen müssen, sobald die Passa
giere erstausgebootetsind,so verrringert
er die Fahrtgeschwindigleit nicht, son
dern steuert mit Volldampf weiter.
Noch hofft er im letzten Augenblicke
vielleicht die Hilfe des Engländers ent
behren zu können nnd den Hafen von
Colombo zu erreichen, ohne die Passa
giere vorher auszubooten.
Die Hoffnung ist eitel. Arn Nach
mittage muß er doch noch stoppen. Von
dem längsseit liegenden Kriegsschiff
kommt ein Ofsizier mit einigen Mann
schaften an Bord. Der Kapitän zieht
sich mit dem-fremden Offizier zurück,
und man beschließt nach turzer Bera
thung, dem englischenDampser Passa
giere, Post und Schiffskasse zu überge
ben, einige Mann englischer Besatzung
mit englischem Kriegsflaggenmaterial
an Bord zu behalten und sich über die
eventuelle spätereJnanspruchnahme der
angebotenen bilse durch Handflaggen
signale zu verständigen
Die Passagiere frohlocten über die
Rettung. So sicher sie sich anfangs
gefiihlt, so sehr sie den Beginn der
Löscharbeiten als ein spannendes, aber
ihr Lebensinteresse nicht berührendes
Schauspiel aeiiossen haben, mit ebenso
fchrectensvoller Angst warten sie jetzt
darauf. aus der heißen und qualmen
den, den Athembenehmenden u. gefahr
vollenllmgebnna hinauszukommen Ei- »
niges Handgepäcl dürfen sie auf den
englischen Rettunasbooten mitnehmen·
drängen zum Fallreep, ein vollbesetztes
Boot nach dem andern stößt ab.
Dann geht es mit doppelten Kräften,
aber ietzt schon ohne fremde Hilfe, an
die Löscharbeiten. Aus dem Wege nach
dem-Hasen von Colombo muß man um
tehren und in den näher gelegenen, klei
nen Hafen von Point de Gall steuern,
an dessen Einfahrt man noch einige
Stunden durch das Warten auf den
Lootsen verliert. Miit starker Schlag
seite und noch ungelöschtem Feuer an
Bord trifft man im Hafen ein. Dort »
wird das Schiff auf den Grund gefah- «
ren, der Vordertheil oollgepumpt, das
Feuer gelöscht und der Bauch des
Schiffes schließlich von den Wasser
massen befreit.
Auf einer der Hobotener Piers ge
rieth ein Baumwollballen in Brand
Rings-um standen Schichten von ge-«
stauten Baumwollwaaren und Reihen
von Fässern mit Whistey und Oel.
Ein heftiger Sturm trieb das Feuer,
das sprungweife um sich griff, gegen
die vier Datnpfer, die an der Pier la
gen. Einer davon war das größte,
fchönfte und stärkste deutsche Schiff
Kaiser Wilhelm der Große. Die an
dern drei Dampfer, die Saale, Bre
men und Main, geriethen iuerst in
Brand. Bevor man zur Besinnung
tain, brannte das ganze Schiff. Kurz
nachdem das Feuer die Bremen erfaßt
hatte, erfolgte eine betäubende Erdlo
sion, und das Schiff erfchien vom Bug
zum Heil inRauch und Dampf gehüllt.
Wasser begann durch ein Leck in das
Schiff zu dringen und es zu senten,
während noch hundert Passagiere oder
Befucher, meist Frauen und Kinder,
an Bord waren. Daneben lag die
Saale. Auf ein Entlommen nach der
Pierseite zu war gar nicht zu rechnen.
Alles strebte von der Feuerfeite weg
nich der Wasserseite zu. Nur einem
einzigen Menschen gelang es, sich auf
arm Wege über den Pier zu retten.
Aug- den Luten der brennenden Saale
streckten Dutzende von Menschen die
Arme aus, um Rettungsboote herbei
eszwinlen Aber eine Annäherunq an
das in Flammen getauchte Schiff war
nicht möglich. Die Menschen machten
eine verzweifelte Anstrengung, sich
durch die engen Luten zu zwangen und
ins Wasser zu springen. Nur wenigen
gelang eg, und von diesen wenigen er-«
trant noch ein Theil. Als man am
Tage darauf des- Fseuerg Herr gewor
den war, fand man die Verloblte, nur
schwer erkennbare Leiche des Kapitiins
auf dem Deck.
(fine glänzende fchiffztechnische Lei
stung boten Kapitiin und Mannschaft
an Bord des Kaisers Wilhelm der
Große. Als das Feuer feine Back
bordseite ergriffen hatte, erkannte der
diapitiin im ersten Augenblick die lfte
fihr und strebte. aus« dem Hafen Inn
aus zu kommen Ader es lierrschte
gerade tfbbe, uni- da-:- Schiff verfiigte
nicht iiber geniiaeud Timbf unt fich
mit eigener straft vorwärts ueweaen
,7.»..tiinuen. Taf: ec« trotzdem in so»
iurier Zeit artani mit Hilfe ron zwei
Schlepudauuiferu dass freie sittaffer zu
acwinueu, dalsei den Brand im Keime
tu erftirten und noxts «qu eineuTheil der
Ieigenen letauufstiaft u: verachten, da
utit denSituiestsrfwiffen Hilfe geboten
tsxerdeu Watte-, dag- zalslt noch heute zu
den dun Iachleuten angestauutenthn
hiern. An einer nach Tausenden zäh
Monden Menge vorbei fuhr Kaiser Wil
lrelm der Große aus dem Gebiete des
Feuers den Fluß entlang, und die ju
belnde Menge sah oben auf der Brücke
den Kapitän Engelbart, der, mit Nuß
vedectt und mit Brandwunden am
Körper, fest und sicher auf der Brücke
stand und die Bewegung des Schiffes
leitete.
Einer Katastrophe gleich der von
Hoboten arg-näher versagen natürlich
alle jene Löschmittel, die bei einem
Brand in geschlossenen Jnnenräumen
veg Schiffes in Betracht kommen. Aber
wie sollte es möglich sein, daß ein
Schiff auf hoher See von einer ähn
Tlichen Ratastrophe heimgesucht wird,
wie die vier bei New York? Jn Hob-)
ten brannten die an freier Lust befind
lichen Schiffs-teile brannten mit einem
Schlage lichterloh. Von außen war
ver zündende Funke-. die zündende
Flammenzunge gekommen. Eine sol
che Gefahr ist auf hoher See ausge
schlossen. Und wenn Feuer in den
Passagierlabinen ausbricht, so ist es
anf einen so kleinen Raum beschränkt.
sc wird esf mit solcher Leichtigkeit
durch die Wachen im Augenblick er
kannt und erstickt, daß von einer Ge
fährdung des Schiffes in solchem Fall
nicht die Rede sein kann.
Die Gefahr droht also nur von den
verborgenen Jnnenräumen des Schif
fes, von etwas heiß gewordenen Koh
lenbuntern oder von den in den einzel
nen Laderännien sich entzündenden
Gütern. Wird der entstandene Brand
sofort bemertt — und das ist durch die
Peinliehe Wachsamteit der Mannschas
ten gewährleistet —, sc kann unter al
lenUmständen der brennende Theil des
Schiffes von den übrigen getrennt und
hernietisch abgeschlossen werden. Die
Schotten, das sind eiserne Trennungs
wände, die das Schiff in eine ganze
Reihe von Theilen schneidet, iiben bei
dieser Lolalisirung eine in normalen
Fällen recht sichere Hilfe.
Eine schlagferttqe Antwort.
Der Tirigent eines gemischten
Chore5, von dem behauptet wird, daß
er seine außerordentlichen Erfolge
zum Theil der monumentalen Grob
heit verdankt, mit der er die Chor
mitglieder behandelt, überließ den
Stab während sgelegentlicher Abwe
senheit einem ehrgeizigen jungen As
sijtenten. Der aber nahm sich vor,
dem Meister zum wenigsten im
Punkte der Grobheit gleichzutommen.
Als nun bei der ersten Probe ein
merthvolles Mitglied des Tennes, ern
angesehner Kaufmann, sich gestattete,
eine Viertelstunde zu spät anzutreten,
meinte der junge Dirigent ironisch:
»Jhre llbr geht wohl nach?« Mit
der größten Gelassen-Mit erwiderte der
Kaufmann und Tenor: »Nein, aber
mein Geschäft geht vor.«
Ein angewendetes Speicher-ern
Zu dem Marschall Vaillant sagte,
kurz bevor er in den italienischen
Feldng von 1859 ausbrach, ein
Freund: »Ist es nicht befremdend.
daß Frankreich unter seiner gegen
wärtigen despotischen Regierung von
einer Freiheit spricht, die es Italien
bringen will?«
»Was wollen Sie, mein Besterscim
entgegnet der Marschall »Wir bestri
tigen nur das Sprichwort: Die
Schuster haben gewöhnlich selbst die
schlechtesten Stiefel.«
Vom Elbestraiid.
»Wie wern Sie denn eegentlich Ih
ren neien Jungen -heeßen, Herr Birmin
chen?«
»Ni! Banl.«
»Warum aber eegentlich gerade
»Baul«, «Baul« gefällt mer nich
glitt.«
»Ja, sahn Se, mei Lieber, ich geh«
Ze nämlich nach’m Alphabeh —- der
erschke Junge heeszt Llrnst «
lsnsqut terkihle.
Bräutigam lzu seinem tiinstiqen
kleinen Zchioager): »Was suchst Du
denn so eifrig im Nähtiseh Deiner
Schwester, Tritzchen?«
«Der kleine Fritz: »Ich will sehen,
ob sie ihre Angeln da drinn krall«
Bräunglin ,,Angeln? Wozu
braucht Eise denn Lungean
Der kleine Fritz: »Min, sie sagte
doch gestern zu Monta, sie hätte Dich
nun Dorfs noch. aseangelt!«
Unbestimmt.
IlthlOJD »Welches! Werth hatte der
Jlnznsx iw Jllnen gestohlen worden
isk.«·
Hienie- (J-l!i:ioerrändler) orhselzuck
sendi: »He-U- welsz ich, vielleicht hätt«
s I-.l: geh-us Zelt-n Tollars dafür, viel
ilenft Mantis mellelcht sogar drei
» ßig.«