Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, August 06, 1909, Zweiter Theil, Image 16

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    US W ans der Fremde.
Rohellempedwiafiicolan
.So seit sind wir ja nan! Das
Isescrexanien ist glücklich destan
den« und nun geht's nach Berti-U«
Diese Worte rief Dr. Max Wende
bot- aus und fuhr sich dadei mit der
Als-pflegten band iider die ge
furchte Stirn.
Er hätte sich eigentlich mehr freuen
sollen, denn fast bis zu diesem Ad
schuitt hatte die Sorge ein treues
Geleit auf seinem Lebensweae abge
sehen.
»Der Vater, ein Landpaftor, war
nicht nur friih gestorben, auch in sei
nein Leben hatte er nie recht den Weg
gewußt. um irgend welche Schätze zu
sammeln.
Nach seinem Tode ioq die Mutter
mit ihrem Kinde in die Stadt und
liess sich das Leben sauer genug wer
den. Verwandte besaß sie keine, nur
einen Bruder im nahrhaften Pom
metnlande, der nach dem alljährlichen
Schlachtefest eine umfangreiche Wurst
lifte und Weihnachten zwei fette
Gänse sandte, was für die tleine Fa
milie die Fleischtövfe Aegnvtene be
deutete.
Der erste Lichtstrahl fiel in das
armselige Leben ver Frau Wende
horn, als die Frau Geheime Krieges-l
rath. unten in der ersten Ciagr. den
hlidsrhen Jungen mit zu sich hinein
nahm« wonach er ein täglicher Gast in
dein reichen tinderlosen Hause wurde
Durch den Einfluß des alten wohl
wollenden Gedeimraths, der den her
anwachsenden, hübschen und offenen
Knaben. den etwas sdochaestimmten
Jüngling liebgewonn, ward ihm seine
Schul- und Studienlaufbahn auf jede
Art erleichtert, und als die früh ge
alterte Mutter ein Jahr nach feinem
glänzend besiandenen Referendu
Exatnen starb. siedelte er aanz in das
hats des Geheimen Kriegsraths über,
wo er schon lange wie ein Sohn ac
liebe ward
Der Onkel aus Voniinern, den er
nie im Leben gesehen hatte, schickte
ian nach der Mutter Tode dreihun
dert Mark und knüpfte eine Einla:
duna zum baldiaen Besuche daran.
Er schrieb von feinem Gut, das eine
coidgrube sei. von den Thaten seines
strebsamen Sohnes Otto sowie von
feiner Tochter Neunte. die ibm nach
feines getreuen Weibes Tode das Le
ben Irr-schöne Er stellte die Tochter
als ein Muster von Schönbeit und
Bildung bin.
»Aber sie paßt nicht iiir das Land«,
schrieb er wieder, »He ist leider nicht
die per-fette Wirtbin, die ihre Mutter
war. sie ist zu fein und zart dafür.
Ich hoffe ich finde bald einen
Swfo n von Rang und Titel.
denn ein gewöhnlicher Mensch paßt
nickt fiit das Kind. Außerdem gebe
ich ihr fünfzigtausend Thaler qleich
mit«, schloß der Papa in feiner prak
tischen Weise die poetifche Beschrei
bung, obne jedoch dadurch den Rei
gn Fräulein Mutes Abbruch zu
un.
Dr. Var Vendeborn starrte nach
F Heer dies-ei Briefes lange vor
im.
»Sieh da«, sagte er fich, »du lieqt
ein Iansei Ueaupten voll der appetit
lichseu Jleifchtiidfe oor mir! Freund
lich-I Land der fetten Sdickaale und
der wobferzoaensten Gäner
Sollen wir das dominerfche Cou
fincben zur Frau Doktor machen?
Duft ich nicht unwilltornmen sein
werde. läßt dieses Schreiben des lie
ben Onkels, refb. Schwiegervaters in
ide, mebr als deutlich zwischen den
Zeilen lesen. —
Darauf schrieb er denn einen
freundlich dantenden Brief und stellte
seinen Besuch fiir später in Aussicht
Die Zeit aina ohne Aufregung ru
bia und gleichmäßig bin, bij ein Tag
kam. an dem Max alle Spiclaale
Pontnrerns und dazu die ganze liebe
Verwandtschaft vergaß.
St war bis über die Ohren ver
liebt. Doch leider hatte die Sache ei
nen Haken.
«Dus Mädchen schön und wunder
bar-« mit den Rosen auf der wallen
den haatfluth und dem zierlich ge
eafften weißen Gewand voll Blumen
und Früchten war ihm eben leider
Gottej ein Mädchen aus der Fude
geblieben :
Ali er sich am Abend des Kofiürn
festeö im lichtfluthenden Vogensaal
ais Tespelriitet vor ihr verneigte
nnd seinen ijen nannte. hatte He
nur dankend das feine Antlih qeneigt,
auf dem io oiel Liebreiz und jugend
liiået Ieobsinn ihrer-te
Nstktlich lag ihm daran, ihren
Namen und Wohnsitz Fu erforschen
denn Mc war nicht in dem Thal ge
ben-T das hatte sie ihm zugestanden
ctfi out späten Abend wagte see be
kseideu eine Frage Mach, nnd da
hsd mit einem Male dee Schelm
tieon in ihren blauen Augen.
»Ist-tu wollen Sie dem Mädchen
M dee Fremde eine imatb und
M Renten geken. r Rittee«,
sagte Hex «steht es irgendwo geschrie
m, daß sie beides belass«
- M, Cäska wefeulofej Mu
fsljjd hatte des auch nicht nöthig«,
erwiderte- n, .abet alles Lebendige ist
III ie see benomset worden, nnd
Ue Wisse-, det WE- »Ist-!
M »Mit-I durch agieren Postw
wis«, feste er mit komischer
«e-Y««« I M- m die
- . u s v c -
die ichs-disk sachkkiu
"- FO. alt sie ais-tief: »Am
Usde Inseln let
XFHO iso- M dum
m- «.— ----;-W-W»W-W -
nict all diesen Gefahren ausseien
und Ihnen. Detr Ritter Lerci-ad von
Staatsin, sagen, das ich W bin.«
»Mit-as« wiedertoite er naqsisi
nend. .Jß das nicht die junge Dame,
welche der atte Nathan asn Schluß
der Komödie als des Templers
Schwester vorstellt?« «
Sie niste, und noch fchaltdafter,
fast verschmißt war ibr Lächeln. »Ich
babe teine Scknpester«, entgegnete er
nur« und mit leuchtend-ein Blick um
fing er ihr verlockendes Bild. War-n
strömte es ihm zum Herzen. welche
Kanne war es, fte anschauen zu diir
en.
»Auch teine anderen Verwandten?««
ertundigte sie sich. Aber iie mußt-«
die Augen vor feinem Blick ienten,;
nnd im Nu war das feine Ovalgesicht
mit rosigenr Schein übergossen
»Ich tenne sie nicht«, gab er gleich
miitbig zurück.
l »Das ging dem Tempelritter eben
s so, bis er sie alle tennen lernte«, sprach
ssie und wühlte wie in Befangenneit
i mit einem Male hastig in den Blumen
Jberum, die sie im Ueberivuf ihres
E Kleides barg.
Max Wendeborn hörte tauin ibre
Worte« er war noch immer so vers-in
trn in den Anblick ihres Liebreizeä
ibre Nähe beseligte ihn so set-r, daß
er feibsi das Sprechen vergaß.
Die junge Dame hatte eine herrliche
Rose beruorgesuctst. die sie ibrn iest
darreichtr.
«hier, Herr Ritter. zurn Andenken
an diesen schönen Abend und an —
Nenn's sagte sie !eiie, die großen itu
gen rnit seltsamekn Ausdruck arti ihn
heitend: dann neigte sie das blonde
haupt, und als er rnit schnell tlopiensg
dein herzes- ibr dantrn wollte, der
schwand sie schon im Gewühl
So rasch es seine Füße und die
Menschenfiille erlaubten, bastete er
hinter der Mächtigen ber, aber es ge
lang ibin nicht mehr, sie aufzufinden
es war, als ob der Boden sie p«ötzlich
verschluckt hätte.
»Und schnell war ibte Spur verlo
ren. sobald das Mädchen Abschied
nabrn.« ,
Er fragte feine Betannten nachf
il:r, niemand mußte ibm etwas Nähe
res zu sagen: fr barg er denn die
Rose an feinem Herzen und alle feine
Hoffnuna auf den Zufall, der ihm
das holde Mädchen aus der Fremde
wieder in den Weg iiibren roiirdr.
Allein diese hoffnuna erwies sich als
trügerisch, und er empfand es bitter.
daß er orrade ietzt die Stadt I:rlaf
ten mußte, in welche die Entschwun
dene vielleicht einmal wieder zuriiets
tebren würde.
Seine Reife nach Pommern gab er
ohne Bedenten anf; was für einen
Zweck hätte fein Besuch fest noch dort
haben können? Mit demBilde des
angebeteten Mädchens in- Herzen
lonnte er doch nicht um feine Cou
sine Renate werben.
So war er nun in Berlin ange
langt und begab sich vorn hotel aus
auf die Suche nach einem Logik. das
ihn don nun an behergen sollte.
Aus der Zeitung hatte er sich die
Adreffen mehrerer Vermietber in der
Nähe des Kammergerichts aufgeschrie
ben. Das Haus, welches er am Belle
allianeeplas suchte, war ein neues,
dornebmes Gebäude, das ganz anders
ausfalx als diejenigen, welche er schon
adgefacht hatte. Er wunderte sich:
denn in tolchem modernen Palast
pflegten doch für gewöhnlich teine
möblirten Zimmer abgegeben zu mer
den: indes ein nochmaliger Blick in
fein Notizhych überzeugte ihn. daß er
sich in der Nummer nicht geirrt hatte
So llingelte er denn den Portier
beraus. Dieser zeiate ihm neben dem
mit Marmor. Goldberzierunq und
Pliifckx - Teboichen ausgefchmiickten
hausflur ein einzeln geleaenes Zim
mer mit Nabinet, das außerordentlich
anmuthend war, und erzählte ihm
mit einer Miene. etwas von oben
herab, here Schul« nähme nur einen
Mietbm der ibm felfr gefiele, da er
sich feine Leute aushichen könne.
»Der junge here kanns aber runtg"
mal risliren«, fügte er mit gnädiger
Herablassunq noch hinzu, indem er
mit erhobener Geile nach dem Fahr
ftubl wie-, uin den qanz Eis-gleichsch
ierten in vie zweite Etage hinauszu
fahren.
»Wenn schon die Jagd nach einer
Wahnuna etwas Beichämenves und
Triviales an sich bat«, dachte Dr. Max
Wendeborn« »so kommt mai- sich fast
wie ein Geächteter vor, der ukn Gottes
Willen Obdach erfleht, wenn mnn sich
den scharf lrilisfirenden Blicken eines
hauöwirtles aussehen muß und zumal
einei solchen, net das Vermiethen
»eigentlich gar nicht nöthig hai.«
Der here ließ ihn denn richtiq
auch ansieht-arbeiten in einein Raum
zwar-, dessen vornehme Vehnglichteit
einen günstigen Wchluß auf seine
Bewohner zuließ.
Noch einer Weile tnrn herr Schuß,
die lange Pfeife mit dein Bist-m -
lon in der hand, zur Thür herein.
Sein rundes Gesicht zwischen ver lo
fen Deutspr und dem türkischen Fee
ans dein grauen hear sah nach Wohl-l
leben nnd Rothwein aus und zeigte
soviel Offenheit nnd Güte, daß es
des ANY M nicht so schwer
dünkt- tmi de- Manne hindelzeinz
In werden. Er nannte jedoch absicht
lich etwas flüchtia und nndeutlich fei
nen Namen nnd trug dann feinen
Wunsch vor.
BUT-machte der alte Vert, indem
er Beweise in den Mundwictel schob
nnd dun- lpeh als wolle er sich aus
dein lanm Noli-e den Text zu dein
m M- seehiir sausen »als
Sie m sit-et heben. Ins-,
dann beichten Sie mal lee. i
Herr! Se ein dauitärsnn M
unser gern einige vor sige W
beantwortet bilden.«
»Alle-, bitte, zuerft mal Falk und
Art. und woher der Fabr-t«. fagte er
nach Richard Wagner etwas inauisi-"
; wrka aber es wurde trosdem fo ge
Emutblich hervorgebracht, daß Mr
lian nun obne Zaudern feine Karte
iVergangenbeit und Gegenwart zu be
i richten begann.
? Der hauswirtb, welcher mit dein
jRiicken aeaen das Licht faß, fo daß
« fein Gast feinen Gesichtsauidruc nicht
. beobachten konnte, las aufmerlfani
die Karte, dann noch einmal und um
dritten Mal. und nun baden fich eine
grauen, bufchigen Brauen, und feine
Augen hefteten sich is durchdringend
auf den Sprecher, als wäre er ein
niegeichautes Wunder, ein Mitbfeh
das ibm eine Zpbinr iu löfen aufgab.
Ohne einen Einwurf zu machen.
horchte er auf jedes Wort aus des
jungen Herrn Munde und bielt an
daß ihm darüber die islth be
troddelte Pfeife talt wurde.
Endlich atbrnete er tief nnd faltete
in sichtlicher Befriedigung die runden
Hände über der Nagengegend. indem
er die Daumen auseinander zu drehen
begann: und als der Affessor dann
nichts mehr über sich zu fagen wußte.
war es ihm wirklich gelungen, das
Vertrauen des Deren Rentiers Schuh
errungen zu haben, denn diefer reichte
ibrn die band bin, und als ab ils-n
soeben etwas unaemein Angenehmes
aeichetfen fei, fagte er frohgelaunt und
lachend: «Alfo wir find einigt Die
Wohnung können Sie noch lieute be
ziehen. Herr Dotior.«
Max schlug erfreut ein und war
ebrlich erstaunt. daß iJ«-m das bübfche
Logis gegen einen Obolus iisberlaffen
werden sollte. der bald io bescheiden
war, wie der, mit welchem sich der
feliae Charon beaniigte«
i
i
Ali nun alles erledigt war. wollte
der Assefsor sich empfehlen, allein der
Mlte here hielt idn noch zurück
.Haben Sie es denn gar fo eilig«,
rief er ivvial, »ich dente, nür begie
seen die neue Betanntschaft erst mit
einer Flasche Larosr. Rothspohn ist
mein Leibaetriint«, fügte er mit
einem lustig blinzelnden Glan in
den von Fältchen umgitterten ugen
hinzu, »und ich beside noch Sechs
und neun-eigen Ich hoffe, Sie ver
stehen sich aus einen auten Tropfen,
Herr Doktor Wendeliornf
Mar, dem das aemütbliche Wesen
seines nunmedriaen Wirthes Zentner
sympathischer wurde, stimmte krtit
einer Berneigunq lächelnd zu und
satte nun. da der alte here hin
ausging. unt das Verheißene zu dr:
sorgen, Muße, darüber nachzuden
ten. wie angenehm es sei. wenn man
wie dieser Herr Schulz «ez nicht nö
thig hatte«, sich in irgend einer Weise
einzurichten.
.Ob das eine besondere Eigen
thürnlichteit aller derer rnit Namen
Schul- ist?« dachte er. Sein unbe
tannter, lieber Ontel in Pontrnerm
den er sich ungefähr so vorstellte-wie
ddsen niederen herrn Untier hier.
welcher nach seinem Dialtt früher
auch in den «gesegneten Gefilden
Bot-interne oder Mecklerrlnirgi gen-eilt
haben mußte, schrieb sich nicht nur
mit diesem seltenen Sammelnamen,
sondern befand sich ebenfalls in sol
cher glücklichen Position und gab so
aar seiner Tochter fünfzigtausend
Thaler mit.
Seine Tochter Ren-stell War er«
Assessor Dotter Mar Wendeborn.
Leutnant der Reserve ini 199. n
santeriereaiment, der keine irdis n
Güter besaß, die Rost und Motten
verzehren tonnten. nun nicht ein
Narr rnit Eichenlartb und Schiner
tern. daß er die Fahrt ins gelobte
Land nicht antrat, urn sich diese
fünfzigtausend Thaler schwere Cou
sme einmal genauer anzusehen. an
statt der Sonne zweier Augen« —
eitmn Phantom na usagen, das ihn
durch Wüste und rüpp ris. ohne
ilnn irgend ein absehbares Canaas
zu verbeißen?
Zeus-end versank er in ein welt
schmerzliches Brüten, und mit zer
streuter Miene qrisl er nach einem
Album das aus dem Tisch lag. Er
schlug es auf und erblickte einen
Frauenlvps, der ihn eigenthiimlich
interessirtr.
Warum nur. warum? Er sann
und sann, und ie inebr er das seine
Gesicht betrachtete, desto trieb-r erin
nerte es ibn an ein anderes, aus das
er sich nicht besinnen konnte.
. Ha! Jeit mußte er es snit einem
Male! Das Bild alich seinem schönen
»Mdchen aus der Fremde«, nur das
Gesicht war älter und reiser, wie wenn;
ei ihre Mutter sein könnte.
Aber nein, es war ja lächerlich; wie
tonnte ein ibr ähnliches Bild in die
ses band tommenf
me wurde ganz schwül zu Muthe,
er fühlte sich verwirrt, aber ihm blieb
teine lange Zeit zum Besinnem denn
dlstlich össneie sich die Thür, und
aus der Schwelle erschien die schlanke
Gestalt eines jungen Mdchens ins
weißen Spipentleilx einen weißen mit
Rosen garntrten but aus dem melli
; gen, blonden haar.
- Sie schritt, ebne den Fremden zu
gewahren, durch einen breiten Son
nenstrahl, der quer ins Zimmer her
einsiel, an eins der Fenster und blickte
prüsend ans das Bord-neun ·«
- Als sie sich pliihlich umwandte, säh
sie den Besuchen der wie sestgebunnt
ans seinem Sit verbarrte und in
ntbtnloser Spannung sie anstarrte
ali sei sie ein Gespenst .
bewei, klingende- Lachen ichs-e
---.----—
da mit eines Nie Irch den kaum
.Ach. du Dimneel«, riei eine Stim
me. die dem Isessor wie die iitseste
W Muth .Oitter Konrad . · .'
Mit einem Sah roar er aus den
Füssen
.Recha«. stammette er, Jiechai Bin
ich denn bei Sinnen? Sind Sie es
wirklich. gnädiges Irsulein2«
Wirklich und leibhaftig« , stimmte
sie ichetmiich zu und erinndiate sich
dann oh es ein Zufall sei der ihn in
ihr Haus geführt habe.
»Was sonst als Zufall sollte ei
iein," entgegnete er; und mit einem
Feuer. das seinen Widerschein aus
ihre Wangen malte sehte er hinzu:
Wie unbeschreibltch dankbar bin ich
diesem Zufall! Jch karn. um das Zim
mer unten im hause zu miethen und
heute noch toerde ich einziehen!!«
.Wirtlich? Haben Sie Gnade vor
Papas Augen gefunden? Und wie selt
sam. gerade zu uns mußten Sie kom
men! Wirklich ganz zusalligi Oder
waren Sie doch nichtÆnz ahnungs
loo?«
»Wie denn? Wie meinen Sie das.
gnädigeo Fräulein?«
.Dann hat Ihnen Papa noch teine
Enthüllungen gemacht?«
»Aber. gnädigee Fräulein, ich weiß
;wirtlich nicht, wie ich das verstehen
»toll! Bin ich denn ganz und gar ver
text-»
aRein. das sind Sie nicht,'« erklang
in diesem Augenblick die breite, ge
rnüthliche Stimme des Hausherrn,
der sein etwas phantastisches Haus
tostiim mit einem Jackettanzug ver
tauscht hatte, »wenn Ihnen denn noch
tein Gefühl sagt wohin Sie der li
stige Zufall gesiihrt hat so erlauben
Sie gütigsi lieber Messe. daß ich mich
Ihnen als Onkel Schulz aus Pom
mern vorstelle. Diese Recha hier ist
Jbre Cousine Renating, der zu Liebe
allein ich meinem Sohn Otto das
Gut übergeben und mir diesen Stein
tasten von Haus aus den hats gela-.
den habe. Wir waren im Mai aus
der Durchreise in Ihrer Stadt, wo
das Liitting sich ein Billet zu dem be
wußten Fest zu verschaffen wußte, um
sich einmal nach dem unbekannten
herrn Vetter umzuseben und ibkn»
gründlich aus den Zahn zu siihlen·'«
Ver Assessor war wie aus denj
Wolten gefallen. und sein sonst so?
tluges Gesicht zeigte in diesem denlsi
würdigen Augenblick einen so wenig
schlauen Ausdruck, daß Badding und
Döchting ihr Lachen nicht bezwingen
tonnten.
Max aber erholte sich schnell oon
seinem Erstaunen. ein helles Glücks
leuchten brach aus seinen Augen ber
vor. und nichts anderes wußte er im
ersten herzensfubel zu thun. als beide
hönde des heimlich geliebten Mäd
chens zu ergreisen und sie mit stürmt
schen Küssen zu bedecken.
Daraus siel er dem neu gefundenen
Onlel um den hals, den er schon
seinen Schwiegervater «in spe« ge
nannt hatte, ehe .das Mädchen aus
der Fremde« dazwischen lam, »das
Mädchen schön und wunderbar«, von
dem er sich nun »der Gaben allerbeste«,
ibr Vers erbitten wollte.
«snsgestöbert hätten wir dich ja
doch, mein Junge,« sagte Ontel
Schutz-nnd tlopste ibm liebevoll aus
die Schulter, .aber es ist viel büb
scher, wenn sich die Sache mit einem
bischen Romantit von selber macht!
Renating sollte ebenso überrascht wer-:
den« wie ich, darum habe ich sie schnell !
mal bereingeschickt, um nachzuseden,;
ob das Barometer noch aus »Schön
und Beständig" steht.
»Und nun kommt, Kinder,« schloß
er, sich vergnügt die hände reibend,
«nebenan stebt das Beste aus dem
Keller bereit; wir wollen mit edlem
Traubensast anstoßen aus eine Zu
kunft, in der das Barometer, so wie
deute. beständig aus »Schön Wetter«
stehen möge»
Uhumtvueeeen
Wer leise gebt. Hat ost einen harten
»Trist·
O f O
Wanches heldentbum bestebt nur in
starten Nerven.
c O .
Dein hungrigen riecht Sauertraut
» siiser als Iosenöi.
T o i o
- Der nur sich selbst liebt, bat selten
seinen Nebenbublee.
O i O
Nichts sindet so starten Widerhall,
als was diese Leute sich ins Ohr sa
gen.
i i .
Besinne Dich zweit-als ehe Du eine
That, zellpnnub ebr Du ihren Thiiter
verirrtbei it.
Os- tia-im i- M Zimmer-.
Jch erwachte plbslich mit dem unbe
stimmten Gefühle ei miisse etwas im
Zimmer sein. Mein Gehör iß brisani
— ich glaubte, ein iasenleisei Schlei
chen, Fasten zu hören . . .
Eilige StuuiidIU Der erste, rein
menschliche Impuls war, laut zu briils
len. . . Sofort schämte ich mich! Pfui.
mein Junge, plebeiischer Lärm-ist Dir
doch immer so verhaßt gewesen Angst.
Furcht, Schrecken- solch' Zeug tpiirgen
anständige Leute hinunter. ohne zu
mucksen. Verstanben, mein Jung’? »
Ah, fest war ich meiner Sachei
sicher. Jrgend etwas glitt schleichendj
über den Teppich »Bonone!«1
hatte ich nicht im Bett noch eine Cigas 1
rette getaucht? Das Etui mit den-.
Wächsernen mußte irgendwo neben
den Kissen liegen. Leise. ganz leise ta
itete ich — jahrelang, wie ei mir
schien. Da belam ich es zu fassen»
Mit unendlicher Behutsarnieit össnete
ich das Etui segte das Wachiziind
holz sest an —- R ri —- ritsch.
-Wir starrten Uns an. Dei-s
Kerl, der da in meinemsimmer stand,
sah entschieden elegant aus. Gut ans
gezogen — hübsches Gesicht!
»Wirtlich nicht der Mühe werth.«
sagte ich, »ich glaub', in meinem Por
temonnaie sind vierzig Mart unge
sahn Meine Uhr isi aus Stuhl; ·
Schmuck trage ich prinzipiell nicht.
»Pardon bedaurel'« sliisterte mein
Besucher mit einer leisen. angenehm
weichen Stimme. «Musz mich im
Zimmer geirrt haben. Entschuldigen
Sie!« dabei muchte er energisch Kehrt
und ging der Thür zu.
»Bitte, bleiben Sie noch ein wenig!«
rief ich ihm nach, zündete die Kerze
auf dem Nachtifch an und riß mit ei
nem Ruck meinen Revolder aus der
Schuhlade. »Der Mann drehte sich ein
Iwenig um und fah die glisernde
Waffe .point dlanc« auf sich gerichtet:
. »Na la donne heurel« Er verzog
leine Miene!
« »Ich muß Jhre liebenswiirdige
Einladung wohl annehmen-· meinte
er in einem-bedauernden Ton. .Sie
sind tiihl."talt wie eine hundsichnauzr.
wenn sie den derben Ausdrucks paistren
lassen wollen. Werden Sie Lärm
schlagen?«
»Ich dente nicht daran«, lächelte
ich. »Ich fühle teinetlei Beruf in mir,
den Handlunger der heiligen Her-nan
.dad zu spielen Sie baden mir einige
höchst unangenelnne Minuten bereitet.
Schlaten tann ich fest doch nicht« Er
gp presse ich Sie in meinen Dienst als
Unterbalter!«
Nachtriinlich that es mir leid. das
ich dabei its-höflich genug war, mit
dem Revolver iedr ostentativ zu spie
len. Im Grund sind wir ia alle Bar
baten.
«Seden Sie sich doch auf den Lehn
stuhl —- dittes — cui den Tischchen
nebenan werden Sie Cigaretten fin
den, und gestatten Sie mir eine Fra
ge: Ich erinnert mich bestimmt, daß
ich mein Zimmer verschloß. Wie . . . i«
»Ich bitte Sie«, fiel er mir mit ei
nem leiien Lachen in's Wort, adas
Schloß eines DotelzimrnerU Das
mafch ich ja mit zwei Haarnadeln
au ."
»Ihr Beruf iit alle —- —- Spezia
liit fiir hotelsch bemerkte ich. Sollte
man ei fiir möglich halten, daß ich
eifettiv ein gewisses Gene fühlte, dem
Mann mit dein tadellos sisenden An
zug, dem hübschen Gesicht und den
netten Umgangiivrrnen ein rohes
Wort wie «.boteldied« in’g Gesicht zu
iaaeni
«hm, is, Spezialift«, nickte er.
»Seht liebenswürdig, herr — —- s«
.,Roten«, sagte ich.
i «Dante sehr, meinte mein Gegen
siiber mit einer leichten Verbeugung.
»Man must doch einen Nagel haben«
um das .·Verr' daran zu biin en. Es;
genügt Ihnen vielleicht tu mit-sen, daß
meine Freunde mich »Jim« nennen
«Wiirden Sie es vor-sieben, Englisch
zu sprechen?' sragte ich böslich.
.Ach. nein! Sehen Sie, ein ein i
gesmal bin ich ertapvt worden. ån
England. Man bevorzugt das Sy
stem der strengen Cinielbast Das ist
an und iiir sich schon sehr langweilig.
Aber noch nicht dns Schlimmste! Den
ten Sie fich. in ieder Zelle steht eine
Maschine, die sie txraiisgeteuseit ba
ben. eine Art — wie soll ich sagen-i
—- Iarametert Ich wurde nein-un en,
tagtäglich die Kurbet dieser Mai ine
zu derben tiie drehte sich sebr schwer,
diese Kurbei), bis zehntausend Um
drebunnen reaistrirt waren. Whntau
send pro Tant«
«Unnemiitbliches Bott, die Englän
der!'« meinte ich.
» «, subr er fort, »das ist das ein
ziqe Mal, daß ich erwiicht wurde. Un
berufen, unberusen.«
»Wie ich zu meinem Geschäft tami
Gestatten Sie, daß ich peinliche Erin
nerunan übergebe. Die Art der Ar
beit diirite Sie mebr interessiren. Ra
tiirtich, jeder Hans oder Peter tenn
meinen Beruf nicht krgreisen ØI ge
hört ein gewisses Etat-dir vivre« da
zu, gute Formen . . . Wie int! ich
sanenit Man muß eine gute Kinder
stube aenotsen haben. Man music
aussehen, daß der hotetpbrtier In
siinttiv die Sorte von Verbeugung
macht, die er nur siir erstttasftge Men
schen »in petto« hat. Einen eteganten
Rossen natürlich! Persöniich habe ich
den Vorzug, einen tadellosen Reise
s zu besiserr. Er ist obendrein echt!
Zu aesaqt, mit den deutschen Gerich
ten bin ich noch nie tn Konstitt ge
kommen. Rctiirlich r Irire ich mich ;
aber unter einein tat chen Qanien in «
den Fremder-sicherm Sollte man ie
nials Papiere verlangen, nun, so ebe
ich eben an, ich reife intognitoi -
lantei Abenteuer oder so musi«
Er zündete sich eine neue Cigarette
an. «Eigentlich iit die Sache höchst
jeinfach Sie Maul-en gar nicht« einen
swie ieiten Schlaf die meisten-Ren
Lichen babeni Der Wit iit natiiriich,
! daß ich ei verstehe, eine Tbiire völlig
geräufchlos aufzusperrem Mit eini
gen haarnadelnl Jch bin sehr tiibl
bei meiner Arbeit und brauche
eine Stunde. um die Kleider des Ga
ste-. den ich besuche, artinbligf und
areiiuichlos zu untersuchen. inst
piell nebrne ich eigentlich nur baaeei
Geld. Der Gast (gewöbnlich sind es
mebrereV mag dann m nächsten
Morgen rubig Lärm ichcjaaen Auf
mich fällt tein Verdacht. J bewahre!
Ich bleibe ieelenrubig noch einige Ta
ge im hoteL —- Warum denn nicht?
Schlimmsten Falles: Wer weist mir
pdenn nach. baß das Gelb in meiner
Tasche nicht mein eigenes ist?«
s- Da laß er, rauchte meine Eigas
retten und plauderte heiter, unbefan
gen. Der Mann aeiiel mir!
»Es-reden Sie sich dabei gut?« frag
te ich.
»O, ich dante. Jch bin ziemlich zu
frieden. Allerdings, ich habe ja meine
Zutixiftswiiniche Sehen Sie, in den k.
vornehmen Luxusiiigem im Orient
Erpreß in den Schlaiwagen der Fern
iiige müßte sich brillant arbeiten las
sen. Leider gehört jedoch ein gröseres
Kapital dazu. Die Speien sinb,ja
enorm. Aber ein aeschickter Arbeiter
bat die Cbsnce, doch 'mal einen ro
ßen Schlag zu machen. Ich bosse ebe,
recht bald in der Lage zu sein —«
Jch lachtri -
— »Ich machte mich Iest gerne verar
schieden«. sagte mein Besuchen »ich
siiltle mich etwas müde. Gestatten
Sie? Ich nasse nicht, dass Sie mir
Bedingungen irgendwie schwerer Art
stellen . . . .'·
Einentlich südle ich die Verpflich
tung. siir die Festnahme des Caunert
zu sorgen, ihn unschädlich zu machen.
Aber ich hatte ilrm mein Versprechen
gegeben und damit dasta! «
«Freunv Jim«, sagte ich in sehr
ernstem Tone zu ihm, »ich will Ihnen
etwas saaen· Ich gedenke bis morgen
Früh um 11 Uhr zu schlafen. Ver
mutlzlich smd Sie bis dort-hin abge
reist, nicht wahr? Sie verstehen mich
dach?«
Iirn verstand. Er hob sich, trat ein
wenia näher an mein Bett und verab
schiedete sich: Tausend Danl siir Ihre
große LiebeniwiirdialeiL —- —
Es flimmerte vor meinen Augen«
es war. als ob ein Felsen aus mich
drücke, ei wurde schwarz um mich bet.
Ich versank in Nacht . . .
Die Der-te war sasl gänzlich herun
ter gebrannt, als ich erwachte.· Ach
lonnie mich nicht rühren. meine Ke le
lchmerzte abscheulich. Ich lonnte mei
nen Mund nicht össnen. Und er nach
und nach dämmerte es mir au . das
ein Knebel in meinem Mund stat,
erst nach und nach mertte ich. daß
Rinde und Füße aesesselt waren. So
laa ich eine aualpalle Nacht hindurch,
bis am nächsten Morgen der Kellner.
der mir Oassee brachte, mich erlöstel
Aus meinem Tisch laa eine meiner
Visitenlartem Mit Bleisiist war da
raus aelritzelh
»Seht areltrter herr! Entschuldi
aen Sie, »bittel Einerleis brauchte
ich in Folge der unaünstiaentseschästh
laaeJidre 40Mart, anderseits galt es
mir als eine Art Ehrensache, die erlit
tene Schlavpe wett zu machen. Die
Stablulrr iit hübsch. Aussallend sca
che Form, Präsisranswerll Den Re
valver habe ich ebensalls mitgenom
men. Ihr Freund Jim!«
—---s-—O
Eine lchsarze Seele.
Jn, was war denn seht das, Cenzi,
fo schlecht einichentaL A guater Trunk
fehlt no, da müssen S' no an Sptitzet
draufthoa.«
; »A guter Trunk fehlt noch, hat et
gesagt; und jetzt thuan mo en Sptiyet
braust«
[ »So, jetzt is aber d· Maß voll, Den
Mein-"
Brav, Cenzi. Golqudl, da hast a
s Extrattinkgeld. «
steife-nis
J Dame: »Wie lange arbeiten Sie
; denn immer «io pro Tag?«
I Schriftsteller: »Bist mir nichts mehr
einfällt. " ·
Dam- ,,O, da haben Siezabet eine
angenehme Arbeit-seist«
i-«