Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, July 23, 1909, Zweiter Theil, Image 11

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    Merm- Hshtkibkbrikk non
Umi- Innkstengki.
» - s qui-I
No. 872. Sehn Se Mister Edi
thoy es is mich immer e Dieleit, wenn
ich mich hinhocke lann un kann en
Schreiwebrief an Jshne ichreiwe, nit
bilahs ich bin so arig stock an das
Schreiwe, no, das is es nit, es macht
mich nur immer gut fühle, wenn ich
rnich sage kann, jeht stehn ich mit en
gebildete un ettjutehtete Mann in gei
stige sdder spiritus Kammunitehfchem
Mit en Mann, wo mich unneritehn
duht un wo mer auch e wenig ticheus
Lenqwitich iuhse kann, mitnue daß
mer efreht zu sein braucht, daß mer
den Lähf kriegt odder daß einem die
Pieheli ongucte, wie die Kuh e neies
Bahrndohr. Die Wedesweilerich fin
in arig gute Leit, awwer wenn es zu
die Eitiutehfchen komme duht, dann
fin te nit in it un for den Riesen er
greii ich auch immer die Penn mit
den Bewußtsein, daß Sie mich ver
stehn un daß Sie meine Brieie un
meine Fielings eppriefchiiehte. Ich
hen schen io oit qetreit, die Weins
weilern e wenia Bildung beizubrin e,
quer das is alles tein Juhs. Un er
alter Tiettcher hat immer gesagt: Was
der Hunnes nit lerne duht, das lernt
auch der Jacob nit un io is es auch.
Mit den Odesweilet is ericht recht
nickt anzufange. Der denkt, weil et
fein Saluhn mit e wenig Suckzeß
konne duht un er weiß, wie mer sei
stehles Bier los werd un wie mer den
Wißtie hlende dicht, daß mer instets
hunnert Verzent drei Hunnert ernte
duht, da duht er denke, er hätt dies
Schmartigteit mit den Grehwielehdeh
gesse. Alles annere, wo en ettjulehte-»
ter Mensch e Dieleii dran«hat, das
tahlt er Nonsens un Biech un ich
glauwe, ich lönnt mich auf den Kopp
stelle un mich mii die « ieß verwunnes
re, et dehi doch sein Mund nit tichehn«
sche. So wie er e Tichthns hat duhi
er den Philipp, was mein Hosband is,
nacke: immer macht er iahrliisiil Nie
rnarii un ich kann Jhne sage, ich qlei-’
che das ganz un aar nit zu höre. Der
Philipp is, wann mer ihn auch gar
nicks schlimmer-es nachsage kann, mein«
Das-band un es wär traurig, wenn ich
nit zu ihn stecke dedi. Das was mich
am meiiie mähd mache duht, is, daß2
er gar nii glaubt, daß er mit den«
Pressendent Ruhseielt is un daß er so
große Heldeihaie verlewe dahi, wie ek»
immer ichreiire dicht. Jch hätt ja
auch schon dran gedankt« awwer ichj
weiß soviel, daß der Philipp nit liige.
dahi, da zu is er zu dumm. Gewan-l
neti hen ich off Kohrs auch schon oft
genug, daß ich noch nie nicks von ihn
gelese hen. Immer werd von den MH
ster Ruhlefeld feine Dieds riepodrtetI
awwer den Philipp sein Name, derj
werd gar nit gemenschend. isg anat;
zu mich. als oh der Mister Ruhiefeld
die Glorie ganz alleins for sich lan
wollt. Mer weiß ia nie nit was so.
große Händ od ihren Schlief hen un
wenn der Philipp reduhr lomme dahi,
dann wer’n ich ja die Dieiehls all
höre· » ;
Seh. Mister Ediihok, ich hen daeisj
Eidiez wie Sie wisse. will der Philipp
doch alle mögliche wilde Ennimels
Einst-ansah
Saken Sie "mal, gibt's unter den Menschenfressern auchBegetatiekW
Ists afoefcheu Natürlich die fressen die grünen Jungens auf.«
imiibrinae un ich qleiche nor nit, dassl
; der Wedesweilee die all for sich klebme
;dulit un aus sein Saluhn en rehgelleks
Schob on unsere Eckspenzes mache’
»will Un da hen ich also gedenkt, das-s
es mehbie gar keine so schlechte Eidie
swäh wenn ich en Deihl von die Ennis i
mels zu die Ziitie schenke odder wie
met aui deitsch sage duht, dokmehte
sdeht. Wie schön wäre es, wenn dann
sen zaholatschickel Gotte ausgemachts
deht wer’n un ich könnt dann soge«
mir sin die Faundersch davon. ch»
s wollt Ihne schon lang zurück emol or«
s Ettweis frage un Sie dehte mich arig
jobleitsche, wenn Sie mich da e wenth
s inleitene wollte wie ich das tiickele soll.
E paar Dag zurück den ich anch
endlich en Ennser von den Philips
kriegt; er hat also schulyr mein Brie.
kriegt owwer denke Se nur emal das
dumme Kameel hat mich immer noch
nit seine Eddreß geschickt. Sein Brief
is auch so fonnie qeschriwwe, daß ichj
schon e paar mal gedenkt hen. er war»
aar nit von ihn. Er hatt geschrikvwe,’
daß der Wedesweiler nur ruhig bleitoe j
soll un nit dran dente sollt auszuvers i
tause, bikahs der Mister Ruhsseseld.
war willinaö, ihn alle Demmetsch zu;
ersetze, wo er zu sofsere hätt solangj
der Philipp nit heim is. Er, da
meint der Philipp, könnt noch nit:
komme, bitahs der Mister Pressendeit
könnt nit mitaus ihn duhn un er deht
pas auch selbst einsehe. For den Rie- j
Ien sollt ich ihn auch nit weiter bat- !
tere. Er hat dann auch endlich emals
nach mich un die Kids gefragt. Erz
hat gesagt, ich sollt nur draus achtfi
aetvwe, daß die Kids sich behehse dehtz !
un sollt auch siir mich selbst auöguckeLs
Ich sollt nit immer heim hocte unzs
sollt als emal zu en Schoh odder zu vI
Picknick aehn un mit einem Wort ich
sollt so viele aute Zeit hen, wie nuri
möglich, er hätt ia auch e gute Zeit
Der shat aut schwätzex wenn mer zu so
e latt Buive tende muß, un draus gucke
muß, daß se immer diesent ausgucke
un daß se immer ebhes dielentes zu
esse den« dann sieht eim der Kopp nit
mehr nach Mantua Wenn ich alle
Samstaa mit die Bunde dorch sin, das l
meint. wenn se all ihr Bad aenomme
hen un jedes hat aus sein Bett tliene
Unnerwehr un e tlienes Neitgaun
liege, ei tell fuh, dann sin ich so aus
aewohre, als ob ich vier Woche lana »
Wutt aetschavvt hätt. Well, die Zeit-!
werd ja mit-der iiviver gehn, bis der-!
Philipp reduhr komme duht. un vannxs
nemm ich mich emal e Tschehns auch;
emal e Fetehsrhen un e gute Zeit zuzs
hen. Also Mister Edithor. plies lasse !
mich ebbez höre. von mege die Enni- s
dels. Mit heste Rieaards s
Yours !
Lizzie dansstengei.
——-—-—-——
Wider-ten
Unterossizien »Sie kommen daher
wie ein Rastelbinder und wollen Sol
dat sein?"
Retrut: »An Befehl, Herr Unterpf
sizier, aber ich will ia gar nicht!« «
Sinderisre Unsicht·
Vater szum Jungen): Aus der An
sichtstarte, die du uns aus X- dors ge
schrieben hast waren nicht weniger al
süns orthoqrapäische sehteri
Mutter: So schimpe doch den Jan-.
aen nicht schon wieder Vater bedenke
nur, was er aus dem Dorfe sür schlech
tes Schreidmaterial gehabt hat!
Kommt-then
Lehrer: »Nennt ein Wort, das man
steigern kanni«
Kerlchen sSohn vom hausbesider):
Miethe«.
Gewimmel-.
Passagier szurn Schassner): »Sie
es ist hinten ä Wägele los!«
Schassner: .Diis macht nischt, jetzt
oeht’s aleich bergab, da holt’s uns
schon wieder ein!«
Er kennt das
»Wie ist denn dein Mann, wenn du
mal etwas mit Thränen durchsehen
willst?«
»O, der Oerzlose, jedesmal lauft es«
mir ein Dutzend Taschentiicher.«
Des uhr uns vte III-pe
Die Pariser Juweliere haben stets
ihr kleines Steckenpferd, einen Mode
artilel, dem sie ihre Phantasie Und
ihre Kunst wiomen Um Weihnach
ten war es der ,,lac a main«. das
goldene Damenäyandtäschchem siir das
sie neue Formen ersannen, vor
ljer huldigten sie lange dem »Pen
dentis'«, dem HalskettenanhängseL
und jetzt ist es die Uhr, für die Dut
zende neuer Liebhabereien ausgetlü
gclt werden. Jeder Juwelier der
Rue de la Paix sucht sein eigenes
»sensationelle«s« Modell zu haben oder
doch schleunigst die glückliche Erfin
dung des Konkurrenten mit einigen
ehrlichen Variationen nachzuahmen.
Der im praktischen Gebrauch so wich
tige, ja unentbehrliche Chronometer
tourde -sür elegante Modefexe zum
Spielzeug; für die weiblichen schuf
tnan linsengroße Knopsloch- Uehrchen,
sür die mannlichen so dünne, flache
Reitmesseh daß. wenn die Uebertret
l
l
bang so hart übertrieben werden soll,
man sie demnächst getrost ls Austr
Irresser wird verwenden lön en. Doch
das Kunstiiiick, ein richtig gehendes
Uhrwert in einem linsengroßen oder
millimeterdicten Raum unterzubrin
gen, hat taum mehr Bedeutung, wie
die Manie gewisser Yantees, aus einer
Posttarte den Retord in der Wortzahl
Fu schlagen. Die Pariser Juweliere
halten denn auch weniger aus das
Kunststück, als aus die Kunst des
Stückes
Und sie schusen Neuheiten, die nicht
nur amiisant, sondern auch charmant
sind. Man trägt die erbsengroße Uhr
in einem Arm- oder Hals-band - An
hängsel als Grelot, Kugelschrllchem
gefertigt aus seinst durchbrochenem
Gold, beseßt mit Diamanten, Rubi
nen und Smaragden. Diese Grelots.
die mitunter die Form einer Eichel
annehmen. werden auch an Brustbro
schen sSchleisen oder Hufeisen aus
Emaille), mit Vorliebe aber an lan
gen Ketten getragen. Wir sahen in
den Auslagen wohl hundert verschie
dene Modelle, blau, grün und rosa
(Fmaille, Ornamentirung aus bunten
Steinen, insbesondere Rosen. Für
das Knopsloch wird eine winzige Uhr
mit lleinem Brillanten- oder Rubi
ncnreis gewählt, deren Zeiger aber al
lein außerhalb des Knopslochs mar
schiren, während dahinter das Treib
wert in einem flachen, gleichzeitig vor
dem Verlieren schützenden Gehäuse
verborgen ist. Eine Madame Krösus
wird sich das Uehschen nicht entgehen
lassen, bei dem der hochtarötige Kav
diamant aus der Rückseite lalä Deckel)
die Hauptsache ist. Daß dieser Lili
put-Chronometer auch aus Ringe ge
saßt wurde, tann nicht erstaunen, da
man ihn überall hinsetzt, als Mittel
punkt in die Diamantrose einer Gür
telspange, als Knöpschen aus den
Schirm, den Fächer, das Niechsläsch
chen —- wir vermissen ihn nur als
HutnadeL wo er von besonders pral
tischer Bedeutung wäre — für alle
jene, die von s oßen hüten im Thea
ter oder sonstwo am Sehen verhindert
Irerden und in der Bewunderung sol
cher Nabeln wenigstens erfahren wür
den, wie viel Uhr es geschlagen hat.
Behalt die Uhr der Frau eine Grö
sie, die dem bloßen Auge keine Schwie
rigseiten bereitet, dann sucht der
Goldschmied der Rue de la Pair we
nigstens durch eine EinrahmungiJ:
Garnitur aus Grüngold oder Gelb-—
gold a sour, im Stil Louis Xll·. —-——
nie im modern sthle —- die ursprüng
liche, nichtssagende, will sagen runde,
lreisrunde Form, zu verbergen. Fiir
solche Damen aber, die durchaus nicht
drin der runden, treisrunden Form
lassen wollen, gibt es die Eniaillecihr,
rosa, hellblau, weis; and so porzcllan
artig transparent, daß man sich nur
wundert, nicht hindurchschauen zu
sonnen. Dazu gehören gleichsarbine,
seine sietten mit länglichen, röhrensör
migen Zwischenstiicken Alle mögliziken
Zeichnungem Jnlrnstationem auch die
unmöglichstcn Geschmacklosigleitcn der
schlimmsten Sorte gibt es, wie iibers
all, so in der Rue de la Pair, wohl
damit man daneben feststellen tann,
was guter Geschmack ist und heissen
will. Stahl- und Platinuhren, das
Zifferblatt groß, wie ein Hemden
lnovs, umgeben von einem winzigen
Reis Edelsteine, bilden die Abwechg
lung in der Ueberschwernmung der
Gmailleuhrem
u
Fiir den Kavalier, der in der Mode
mitzählen will, stellt der Cronometer
strenge Regeln aus. Er tann selbst so
nnpiinttlich sein« wie er will, aber er
wird mindestens ein Dutzend Zeitmess
ser besitzen müssen, um aus der Höhe
eines Kulturmenschen mit seanzosi
schem Vernis (Firniß) zu sein. Jm
Klub wird er sich hüten, eine andere
llhr herauszuziehen als eine, die ge
nau dieselbe Ornamentikunq trägt
wie seine »Garnitur« — "i sitt-en ,
Zigorettem und Streich oszistui.
Taschemnesser und herunter bis zum
kzahnstocher. Beim Five o’clock wird
er zerstreut mit einer rosa Emaillenhr
spielen, und wenn die Dante des Hau
see geruht, das neue Chef-d’oeuvke zu
bewundern, wird er, bevor er ihr znm
Abschied die Hand küßt, eine zur Uhr
passende Westeniasche - Bonbonniere
aus rosa Emaille hervotziehen, um
mit einem parsiimirten Mentolbon
bon den Zigarettendust an dem
Schnurrbart zu oerscheuchen. Jst er
originell veranlagt, dann zeigt er
beim Jagdausslug ein altes Goldstück
Republica Mexicana, in das er sich
eine Uhr hat »hineinblauen« lassen:
Der Deckel mit Sprungseder ist der
rund nnd fein aus-gestickte Kopf der
Leb-erko. Tan diese Uhr natürlich
»m« allen EbikaneM fgbricirt fein
nutz, versteht sich von selbst. Viertel
stundens und gar PEinutensGloclensigg
nat, Nachtmecleri Jst man in Trauer-,
sc erfortert das unbedingt eine tief
fchwarze Stahluhr. Das jährliche
Uhrenbudget in einer anständigen Fa
milie darf nicht unter 10,000 Franks
bctragen s— ich kann es mir wenig
stens nicht denken.
Eine gründltche Deckbett-lang tn
cytna
wird jeßt in Aussicht gestellt. Um zu
ermessen, was das bedeuten will, muß
man sich daran erinnern, daß Chi
na weitaus der volkreichste Staat der
Erde ist, und zweitens, daß bisher nur
Schätzungen seiner Bevölkerungszahl
vorliegen, die um 10()-200 Millionen
zu schtvanken pflegten. Jm allgemei
nen rechnet man noch immer damit,
daß China 400--—50l) Millionen Men
schen birgt, doch wird diese Zahl von
manchen sachkundigen Geographen für
irbertrieben gehalten, so daß man in
manchen Büchern wohl auch nur 300
bis 350 oder gar nur 250 Millionen
als die wahrscheinlichste Ziffer ange
geben findet Es leuchtet ein, daß alle
Miitbmaßungen mit Bezug auf eine
,,gelbe Gefahr« und ihre Größe in ih
rem Gewicht sehr erheblich von einer
sicheren Berechnung der Bevölkerungs
zahl von China abhängig sind. Nun
sind von der chinesischen Regierung
freilich auch schon in früheren Jahr
hunderten Volkszählungen veranstal
tei worden« doch haben sie meist nur
Angaben über die Zahl der Ismilien
enthalten, und sind in ihren esulta
ten außerdem dadurch beeinträchtigt
worden, daß die Gouvernements der
einzelnen Provinzen die Zahlen fälsch
ten, je nachdem die Zählung zum
Zweck einer militiirischen Aushebung
oder einer Steuer angeordnet worden
war. Jetzt soll endlich einmal das
Niesenunternehmen einer wirklichen
Volkszählung im ganzen chinesischen
Reich ausgeführt werden, und zwar
in der doppelten Form einerFamilien
und einer Kopfzählung Jene soll bis
zum Jahr 1910, diese erst bis zum
Jahr 1912 beendet werden· Bei der
ungeheuren Ausdehnung des chinesi
schen Reichs kann die Größe dieser
Aufgabe überhaupt kaum überschäßt
werden. Die ousgezeichnete Organisa
tion des Reichs wird ihre Ausführung
unterstützen, jedoch ist tiicht zu über
sehen, daß die Bevölkerung in einigen
Theilen des Reichs noch in großer Un
abhängigkeit lebt und infolgedessen
der Zählung Widerstand entgegen
ießen oder sie fiir ihren Theil über
haupt unmöglich machen wird. Selbst
unter Anrechnung solcher Unsicherhei
ten und Mängel aber würde die Ver
anstaltung einer sorgsamen Volks-säh
lung in China von großem Werth sein«
auch wenn man mit einer Unzuverläs
sigkeit des Ergebnisse-!- in eineni Be
trag von 20 bis 30 Millionen Men
schen rechnen müßte.
sen Flugkånttler des fünfzehnten
Jahrhundert-.
Wie man aus Rom schreibt, gedenkt
man in Italien gegenwärtig eines
höchst merkwürdigen lind obendrein
gelungenen Fliigoersiiches, den ein
Mechaniker Gian Vattistg Danti i.n
Jahre 1494 in Perugia unternahm.
Danti hatte auf einer Jniel einen
Apparat hergestellt, niit dein er wie
derholt des Nachts über den See ge
flogen war. Anlaßlich der Hochzeits
seier von Pentafilea Baglioni lToch
ter des Stadttnrannen von Perugia)
mit Bartoloniso von Allviano zeigte
der Hexenmeister seine stiinste in Pe
rugia. Er kroch — wie die Chronik
berichtet - in seinen hauptsächlich
aus zwei Flügeln bestehenden Appa
rat und flog »unter mächtigem Ge
pfeife'· ldas von der gebeiiiinißvol
len Maschine aus-gings von einem
Thurm über den Marltplgß auf das
Kloster von St. Maria iu. Dort
hatte Danti fiir die Landung Ma
tratzen bereitlegen lassen, Leider
brach eine Flügelstange und der kluge
Mann mußte schon vorter auf ernem
Dache landeii, wobei er sich leichte
Verletzungen zuzog Die Chronik erf
zählt leider nicht, wis aus Dantis
Erfindung geworden ist.
———
Trost.
»Liebe Etat-dich die Leute sagen
immer, Du hätt-est mich nur wegen
meiner süns Millionen arnonimen!«
»Glaub’ doch nicht solche Dinqet
Jch hätte Dich auch genommen, und
wenn Du —- nur drei aehabt hät teit!«
Unmöglich.
»Herr Direktor, Sie haben ja heut
fast gar tein Publikum im Theater.
Jch würde an Jhrer Stelle überhaupt
nicht spielen lassen, sondern den Leu
ten das Geld zuriictaebm «
»Das geht nicht, lieber Herr —- das
sind lauter Freibillets.«
Verschwindet
Mutter: »Eine: von Euch Jungens
hat wieder Rosinen genascht. Jch habe
die Kerne in Eurer Stube an der Erde
gesunden.«
Junge: »Das war ich aber nicht,
Mamat Jch habe die Kerne mit hin
unter geschluckt!«
Tonnenweise wird das Gold von
Alasta nach den Ver. Staaten ge
bracht. Hm, wer doch auch eine Tonne
davon hätte.
Chrontscher Seinem-sel
Wätrcnd man über das Wesen fast
aller einen Seuchencharakter tragenden
tirankheiten aus Grund statistischer
Erhebungen wissenschaftliche Klarheit
gewonnen und zu ihrer wirksamen Be
kämpfung therapeutische und prophy
laktische Maßregeln in den Dienst ge
stellt hat, ist der chronischeGeldmangel,
dessen Charakter als Volksseuche nicht
erst durch statistische Erhebungen zu er
weisen ist, aus mir nicht bekannten
Ursachen niemals Gegenstand wissen
schaftlicher Behandlung gewesen. »
Das ist um so bedauerlicher, ls die
iu Rede stehende Krankheit, der Ge
fährlichkeit ganz ungeheuer ist.« dem
Wirthschasts- und Geistesleben der
Völker immense Kräfte entzieht und
sich infolge dessen als kulturfeindlich
im höchsten Grade erweist.
Die Ursache des chronischen Geld
mangels ist, um mich wissenschaftlicher
Kürze und Präzision zu befleißigen,
der Jnkongruenz zwischen Einnahme
und Ausgabeetat zu suchen, die wie
derum verschiedene Gründe hat.
Daß dabei die Vererbung eine un
geheure Rolle spielt, ist eine sattsam
bekannte Thatsache. Er handelt sich
·hier um eine so exzessw erbliche
Krankheit, daß die Deszendenz eines
von ihr besallenen Jndividuums bis
in viele Geschlechter den Keim der
Krankheit in sich trägt und meist zur
iEntfaltung bringt, wenn nicht beson
;i«ers günstige Bedingungen und glück
Y liche Zufälle (Millionenheirath, der
Tod eines reichen Verwandten) die
Krankheit zum Stillstand bringen.
Jm Gegensatz zu anderen erblichen
Krankheiten kann hier, wo sie sich ein
mal eingenistet hat, vom Uebersprim
lgen einer Generation keine Rede sein.
l Als prädisponirende Ursachen
müssen, wie die Erfahrung lehrt,
»tiinstlcrische Anlagen in Anspruch ge
snommen werden.
l Einflüsse des Klimas, der Nationa
lität, der Rasse spielen absolut keine
Rolle. Unter allen Himmelsstrichen,
bei allen Völkern und Rassen finden
wir die Krankheit im selben Umfang
und unter den gleichen Bedingungen
verbreitet.
Auch Alter und Geschlecht spielen
nur eine geringe Rolle. Man sieht
alle Lebensalter sausgenommen na
türlich das Sätiglings: und erste Kin
des-alter, wo sie noch nicht in Erschei
nung tritt) und beide Geschlechter
ziemlich im gleichen Verbältniß von
der Krantheit befallen
Its subjektive Symptome, über die
das betroffene Individuum zu klagen
hat, sind zu erwähnen: die dauernde
und je nach der Konstitution des Pa
tienten mehr oder weniger intensive
Gemütbsdepression, Lebensüberdruß,;
abwecl lnd mit einem horch-gespann
ten Optiinismus, der den Patienten
in naher Zukunft goldene Berge, den
Tod eines tinderlosen reichen Onkels,
den Empfang einer Geldsendung, die
gar nicht zu erwarten ist, oder sonst«
irgendein unwahrscheinliches glück
riches Ereigniß vortäuscht.
Als objektive Symptome sind fol
gende zu werthen: Patient macht an je
dem Menschen, mit dem er zufällig in
Berührung kommt, gleichgültig ob es
ihn kennt oder nicht, Pumpversuche.
Er hat ein scheue-X gedrücktes Wesen.
schlägt sich tauå Furcht vor Gläubi
gern») auf Spaziergängen alle Augen
blicke seitwärts- in die Büsche. Seine
Kleidung beginnt, unmerklich fast,
aber dem ersahrenen Arzte doch wahr
nehmbar, an bestimmten Stellen--—ich
möchte sie Prädilektiongstellen nennen
---- einen specligen Glanz anzunehmen.
Die Plättwäsche ist nicht tadellos sau
ber, was auf jahrelang unbezahlte
Wäscherechnungen schließen läßt. Die
Stiefel, besonders die Absätze pflegen
nicht einwandfrei zu sein. Schmuck
gegenstände, llhrketten, Ringe,
jSchlipHnadeln fehlen meist gänzlich.
Doch können die objektiven Symp
tome, soweit sie das Aeuszere des Pa
tienten betreffen, nur mit großer Vor
fLcht zur Stellung der Diagnose be
nutzt werden, weil sie auch Symptome
anderer Krankheiten sein können, bei
spielsweise Zeichen beginnender Ver
geizung, schlechter Erziehung oder üb
ler Lebensgewohnheiten
Jn der weitaus größeren Mehrzahl
der Fälle ist die Krankheit ungefähr
lich, ohne daß eine Heilung eintritt.
Die Patienten gewöhnen sich an den
Zustand, ohne besonders darunter zu
leiden —— sie manifcstiren sich bis an
ihr Lebensende durch.
Die schon mehrfach erwähnten
Glückgzufälle, Tod reicher Angehöri
ger, Ermordung einer reichen mütter
lichen Freundin ohne Leibeserben, sind
zu selten, als daß sie die durchschnitt
liche, für die Heilung Ungünstige
Prognofe günstig zu beinflussen ver
möchten.
Was nun die therapeutischen Maß
regeln betrifft, die sich als wirksam
erweisen, so steht da an erster Stelle:
die sriihzeitige Radikalbehandlung.
Sobald sich die ersten zweifellosen
Symptoine des Leidens bemerkbar
machen, empfiehlt sich entweder das
Anstreben einer Adoption durch einen
Millionär, in dessen Zuneigung man
sich fhstematisch einschmeichelt, oder
ein mit Rafsinirtheit durchzuführen
der Einbruch in eine Bank, woriiber
nähere Anweisungen bei Nick Carter
zu finden sind.
Jn die Kategorie der kleinen Mittel
gehört das systematische Anpumpen
von Freunden, Verwandten Bekann
ten; von Freunden und Verwandten
der Bekannten; von Freunden und Be
kannten der Verwandten und Bekann
ten der Freunde und aller jener Pet
sonen, mit denen der Zufall den Pa
tienten zusammenfuhrt Aber nur
äußerst selten gelingt es, selbst bei Ber
wendung der raffinirteften Tricks, da
bei in geordnete Verhältnisse zu kom
men. Einer meiner Freunde brachte
folgendes System zurAnwendung, das
sich für geeignete Fälle zur Herbeifüh
.rung einer vorübergehenden Besserung
empfehle: Brauchte er nothwendig 100
Dollars, so pumpte er jemanden um
200 Dollats an und brachte ihm schon
am nächsten Tag 100 Dollars zurück.
Der Angepumpte war natürlich über
eine derartige Promptheit und Gewis
senhaftigkeit so überrascht, daß er die
noch reftirenden 100 Dollars niemals
wieder einzufordern wagte, weil er sich
sagte, daß ein so gewissenhafter
Schuldner nicht eine Minute zögern
werde, den Betrag zurückzugeben, fo
bald er ihn habe.
Bei tünstlerisch und dichterisch thäti
gen Individuen sind selbst von Zeit zu
Zeit vorzunehmende vollkommene Sa
nirungen seitens der Verwandten oder
Freunde gewöhnlich nicht von bleiben
der Wirkung. Die Krankheit rezidi
virt in einem recht großen Prozentsaß
der Fälle.
Dagegen pflegen reicheheirathen die
Krankheit vollständig zum Schwinden
zu bringen.
Durchaus verzweifelt und hoff
nurgslos aber liegen, wie schon er
wähnt, die Fälle bei erblicher Bela
stung. Hier versprechen nur prophy
laltische Maßregeln Erfolg, die natür
lich bei den Eltern und Großeltern der
Patienten einzusetzen haben. Und
hier hätten Philanthropen und Groß
lavitalisten einBethätignngsgebiet, auf
dem ihre Arbeit im Jnteresse der
Kranken und schließlich im Interesse
der ganzen Menschheit außerordentlich
fegensreich fein wiirdr.
Dr. B. Dallmann.
Völkeehast.
Durch Zäune trennt man Herden aus der
Weide,
Nach Grenzen, die durch Herrscherinacht
sich ändern,
Nach Ursprung, Sitten, Sprachen und
Gewändern
Zieht man der Menschheit bunte Völler
scheide.
Joch Gott tvill nicht, daß Voll und Voll
sich meide,
Das Meer bis zu des Erdballs fernste
Rändern
Wogt als Vermittler Zwischen allen Län
ern,
Es trennt zwei Welten und vereinig,
beide·
Allein der Vorurteile tiefe Kluft
Trennt Volk und Voll. Wie Gras auf
beiden Seiten
Wuchert die Torheit, die das Fremde
meidet.
Doch hohe Bäume ragen durch die Lust,
Die Zweig und Kronen sich entgegen
breiten,
Der siluft nicht achtend, die die Wurzeln
scheidet.
Fr.Bodenstedt.
Jn No. 77 schildert die Arnswaldet
Zeitung die dortigen Sonntagsgei
nüsse: »Der Stadtberg, aber auch an
dere Nachbarorte wimmelten von
Arnsivaldern, die das frische Grün,
den tiefblauen Wasserspiegel und die
ganze lnospende und sprossende Natur
nebst einigen Tassen Kaffee voll Beha
gen in sich aufnahmen.'« Was müssen
die Arnstoalder für eine Verdauung
haben!
III II Il
Die Mutterliebe erschöpft wohl das
Leben, aber ohne sich je selbst zu er
schöpfen.
II- It
Jn Europa greifen die Friedensbeo
strebungen so um sich, daß nachgeradc
Krieg nur über die Frage entstehen
kann, wer der Friedfertigste ist.
le L zk
Eine Lehrerin entwickelte ihres
Schiilerinnen den Begriff Wahrheit
und stellte dann die Frage: »Was isI
fiir uns das beste und zugleich das
schwerste in der Welt?« —- Ein kleines
Mädchen hob schüchtern den Finger-.
»Nun, Emtna?« -—— ,,Sich zu verheira
ren.«
s Il- se
Die nene türkische Regierung möchte
gern 8100,()00,000 vorgen. Dazu
hätten sie aber den alten Sultan be
halten miissen; der hatte die nötige
Uebung im Pumpen.
so- z- »
Freunde des Nordpolfahrers Peary
glauben, daß dieser das Ziel endlich
erreicht hat. Wenn Walter Wellnian
sich jetzt etwas beeilt, kann er ihm an
Ort und Stelle seine Gliiekwünsche
abstatten.
If II If
Wenn der Arme einen Groschen
findet, so ist es ein falscher.
is- ei si·
Wenn die Behörden glauben, daß sie
von der Schwarzen Hand wenigstens
einen Finger erwischt haben, dann soll
ten sie nicht nachlassen, bis sie die
ganze Hand erfassen.
st- e· ir
Jn Hondurag wird wieder einmal
revoltiert. Es ist doch ein wahresGliick,
daß man in der Zeit der sauren Gur
ten betreffs Neuigkeiten so fest auf die
zentralameritanischen Repuhliten ver
lassen kann.
It- s It
Die Einnahmen der Bell Telephon
Company sind in den ersten vier Mo
naten des Jahres um s2,700,000 -
wachsen. Reden ist offenbar Gold fix
die Telephon Companh.