Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, July 02, 1909, Zweiter Theil, Image 16

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    H
Wineifter Plag.
CI war schönes Sommerwetter im
M im, alt wir Maitäfer in
Charlottenburg eingerüat waren. uin
die Parade ans vem Kreuzverg und
III dort aus den Einzug nach Berlin
Icitznmachen
Mein Quartier lag in einer Berti
· seistxtcse und txttte einen Vorgarten
Ists-abwarten eisernern Gitter, an
des ich sehnte, da ich nichts Besseres
zu thun hatte-, da näherte sich der Git
rerpforte des Garten-I von außen ein
acht Herst. Groß, kräftig, aufrecht
schritt er dahin. er machte die Thiir
aufs nnd trat in den Garten Jch
geiste. und er dankte. blieb neben
mir M und stellte sich vor: »Macht
meiH GIVE Ich nannte meinen
Namen, und er meinte. er have vie
früheren Felvzlige gegen Frankreich
mitgemacht da hätte es Interesse für
ihn« von mir etwas iiher meine Erleb
nise in hören. Er habe noch eine
Stunde Zeit bis zum Essen; wir woll
ten nni auf die Bant vor ver Thür
M und da plauvern --- er tönne
mir ja auch manches erzählen. .
Er hatte die früheren Feldziige mit
Gniachti Das konnte doch spätestens
1813——1815 gewesen sein: wie alt
mochte der Mann sein? Mein Respekt
M sit jedem Schritt. und als wir
uns anf die Bank gesetzt hatten und
ver alte Mann erzählte, baß er 1804
bei den AnsbachWahreuthDragonern
in.Pafetvall Soldat geworden war.
da tvar meine Bewunderung ganz au
ßerordentlich Wir schrieben 1871.
und ich-erfuhr von jemand, ver noch
rüstig neben mir sali, baß er l78t3
geboren wäre. Alt war ja der Mann,
«aber für so alt hätte ich ihn doch nicht
gehalten. Meine beabsichtigten Erzäh
lungen iiber den Feldzug blieben mir
vor Ehrfurcht im halse stecken, ich
wollt nur höre-. recht viel hören von
dem-alten Herrn« ver sicher sehr vieles
etlest hatte. Wachtmeister Plötz hatte
lvohl seinen guten Tag« die Anregung
durch die gegenwärtige gro e Zeit
mochte seine Erinnerung an nn itäri
sche Begebenheiten die er mitgemacht
hatte, lebendig machen, nnd er be
gannc
«1786 wurde ich in Papendorf bei
Pafewalt als der Sohn eineg Land
mannes geboren und meldete mich
1804 achtzehnjäbrig freiwillig zu den
UnsbachFBanreuttfxDragonern in Pa-»
fett-old ich wurde angenommen und f
brachte etwa mein Relrutenjahr in der ;
Gamifon zu. Jch hatte Gelegenheit, i
ten Schlendrian zu sehen. der damals I
irn preußischen Militär herrschte. Das
Reginient hatte zehn Egtadrons und
war iider ganz Borpomrnern in Gar
niforsen vertheilt, nur zwei Zchroa ;
dronen lagen in Pafewalt. Mein Es- ’
tadronchef war ein alter Major, der
den Siebenjäbrigen Krieg von An
fang bis zu Ende mitgemacht hatte,
und auch fein Vertreter war ein Ma
jor, der allerdings unter dem Großen »
Friedrich nur-einige Jahre gefocbtenl
hatte. Außer diesen beiden alten Der: -
sen, die ibre wodlgepflegten Gäule
sieht zuru Spazierenfahren mit den
Dann- als zum Reiten vor der Front
benustem hatte die Estadron noch ei
aeu jungen Leutnant, der allerdings
sich auch fchon den Vierzigern näherte,
und einen feel-zehnjährigen Mit-mich
Der Wachtrneifter war uralt, und
Sergeanten. die 25 Jahre gedient hat
ten, waren teine Seltenheit. Miß
brauche berrschten in allern. Jrn Som
mer gingen die Pferde auf Sommer
weide zu den benachbarten Gutsbe
iiiern Sie mußten aber, wenn ab
geerntet war, für die Nevuen und Ma
niider wieder zum Regitnrnt zurückkeh
ren; dafiir erhielten die Gutsbesitzer
pro Pferd 12 Thaler Weidegeld. Aber
tvie sahen die armen Thiere aus, wenn
fie aus ihrer Sommerfrifche zurück
tebrten! Abgemagert, todtmüde, mit
Druckftelten an den Zugs-elen, so daß
uns Magdnern allen tlar wurde, die
Pferde wurden auf dem Lande bei der
Ernte gebraucht und ausgefchunden
bis auf das legte. Von dem Weide-«
getde haben die Gutsbesitzer sicher nie
einen Pfennig angenommen, das war
ein willkommnes Sapplement zu den
Thüre-rücken Gegen der älteren Offi
re·
Was den Offizieren aus den Pfer
den anEinkünften eriviichg, das wurde
bei dem Wachtmeifter erreicht Durch
sentcaubung der älteren Mannfchaf
ten. Mehr als die hälfte der Egtadron
war aufs Land beurtaubt zu den
Erntearbeitem ihren Sold strich der
sachimeifter ein. und toenn die Leute
siedeekamen, dann brachten sie noch
recht hübsche Geschenke sitt Wachtinei:
set und Unterossizieie vom Lande
Mii, diebiesen die Existenz von ihrem
Nie-sicut Salve erleichterte.
II dies Schlakaffenlehen hinein
siei sie eine Bombe die Mobilmachung
M gegen die Schweden Wir rück
ten in die Peeneftellung ein, die, auf
eis- zehn Meilen fast uneinnehmbae
jin-O die davorgelaaekten Sinnpr
Preußen von Schwedtsch- Pominern
MI. Zeit gefiel mit das Soldaten
UMM, nnd als die Gefahr von
II III-eben beseitigt war da rück
ss sit Ab nach Dann-ver, das Na
2 « plus damals von England getrennt
M as Its-sen abgegeben hatte
« M has-e dauerte die Freund
M M M, im detbst 1806
.- - - Ä..·..
zogen wie uns von Von-roter lansqsorn
südlich noch Jena zu. Der Hei-M
war noß und talt. Jn unseren diins
nen Unisorrsem deren Weste nur aus
Stücken Tuch bestand. die rnan inwen
dig im Rocke angeniiht hatte. so daß
lka das Hintern-it vöaig sehn-, sem
Mantel. ohne warmes Unter-zeug. so
gingen wir der Schlacht oon Jena sent
gegen. Jede Nacht, wenn wir on den
«abschiissigen Lehnen der Berge tum
! oirten. rieselte das Regenwasser unter
I unseren tlapperndenGebeinen hindurch
i den Berg herunter, »und den Pferden
ging es nicht besser. Auch sie besan—
den sich bald iri einein Zustand-, der
uns sehr wenia qeeignet machte. die
alte Schneidigteit des Regirnentee zu
bewähren.
Jena folgte und der Rückzug Blü
chers Hals über Kot-s durch Preußen
und Mecklendura oio nach Mit-C
Was von unserem stolzen Regimente
noch an jämmerlichen Reste-i gedlieoen
trat. wurde gefangen. ich mit anderen
in eine Kirche getrieben, wo mir durch
die Kälte aenöthiqt, aus Anleitunq der
Franzosen aus den Chorstühlen große
Feuer anmachkem uni uns einigerma
ßen zu erwärmen
Meine militiirische Laufbahn schien
zu Ende: aber es sollte anders Lom
men. Ich bemertte in der Dunkelheit
daß eins der Kirchensenster entzwei
war, ein Kamerad stellte sich darunter,
ich ertletterte seine Schultern und
sprang aus den toeichen Kirchhof hin
ab: zwei, drei andere folgten mir: aber
schon traten die Franzosen aufmerk
sam geworden sie riesen uan an und
schossen, als wir daooneilten. Rie
mand war getroffen, aber wir mußten
uns theilen. um uns unbemerkt durch
schleichen zu können. Jch lies des
Nachts, vorsichtig jeder französischen
Patrouille aus dein Wege gehend,
Und schlief taasüber bei Förstern oder
in abgelecsenen Gehösten. Wo wollte
ich din? Ich wußte es selbst nicht.
Zunächst fort von den Franzosen und
dann zur preußischen Armee. Wo
war die? Man sprach oon dein Liten,1
und ich ging täglich dem Osten zu,
; mich bei Förstern usw. befraoend So
- tatn ich schließlich in Gegenden, wo die
» Franzosen noch nicht hingekommen
waren. Ich wa: in Smlenen uno er
reichte die Festung Glas ror den
Franzosen. die einige Tage darauf er
schienen und Glas zur Ueber-Jahr auf
forderten. Wie andere Zeitungen so
eraab sich auch Glas der ersten Auffor
derung zur Kapitulation
Wenn ich ietzt den Franzosen aus
dem Wege gehen wollte« so mußte ich
weit nach Osten ausholen. Schon rog
ren Lie Kolonnen Iiadoleons frei tn
Polen eingedrungen. Es gelana mir,
durchzuschliipfen, obwohl die polni
schen Einwohner weniger freundlich
und hilfsbereit zu mir waren als bis
der die Preußen. Ich tam nach Weit
preuszen und traf hier wieder au.f
Deutsche, die mir daoon eriäoltem daß
Koldera noch im preußischen Besitz
sei. Ich erreichte die Stadt, ohne von
den Franzosen aufgefangen zu fein,
meldete iniacs und wurde sofort in dan
Zchill’fche Freitoroo eingereiht. Das
Schillsche Koroi bestand zunächst Jus
vier Kavalieristen, und wir wurden
ron unserem tiihnen Führer benuhh
um weite Vorstöße von der Festung
aus in’-J Land zu machen, in dem nur
immer fchwsaite französiiche Adtdseis
lungen sich sehen ließen. Die Haupt
macht der Franzosen stand iect in th
und Westoreußen dem-Könige und dem
Rest der preußischen Trupp-n gegen
iiter. -
Ich blieb in Kollsera unter Schill,
und als Schill nach dein Frieden seit
Hufarenreaiment erhielt, da wurde
ich Qufar und tam als solcher mit dem
Negiment nach Berlin. Bei Minuten
dorf latten wir eine Bart-de oor der·
Königin Luife, die unsere llnifortn
trug, dann rückten wir nach Berlin»
ein. und meine Swzoadron erhielt ins
Zchöneberg Quartier. Als die Mann s
ichaften den einzelnen Gedöften iuss
eilten, lief aus einem offenen Thor
wege ein großer Eber bei-aus« der mit
feinen Sau-Zähnen dem Pferde meines
Ilierensriannes den Leib aufschlitzte
Das war unser Empfang in dem
; neuen Quartier.
i Ja Berlin folgte für Schill und
Feine Ofsiziere ein Fest dem andern.
s Wir Huiaren waren zu dem Obersten
z als Ordonnanz tommandirt, und es
s war leine Seltenheit, daß Schill durch
»die Straßen Berlino nächtlich hin
i durchsprengte, gefolgt von seiner treuen
I
Ordonnanz. Der Kommandeur hatte
so tief ins Glas aeseden, das-, er teinen
! Weg mehr fand, und die Ordonnanzen
s hatten an der Idtir gerecht und kann
s ten nur die Vorortr. So hat ro manch
:nal lange gedauert, ehe wir die Quar
tiere erreichten, und schliesslich wurde
uns dies auch nur dadurch möalich,
daß Schill seinem Pferde die Zägel
überließ. Das Thier hatte nur Was
ser getrunken und fand seinen Stall
ohne weiteres wieder.
Es ist möglich, daß die vielen Feten,
die vielen Tot-He aus die gliisliche Zu
tunft dej preußischen Staates unserem
Kommandeur zu Kopfe gestiegen wa
ren. Eines Tose- zog aus serlln ein
gar stattlicher beid, er stihrte M Rei
ter ins lo, d. h. außer mir nur noch
M. ir wollten Deutschland be
freien von Ray-leert, dem Eroberer
der-Belt. .
Schtlls Zug endete kkaaltch m
Stralsund, Schiff mat gefallen, die
foiziete gefangen, auf dem Felde
außerhalb der Stadt hielt der Nest der
Schnar, fass-sammt 300 Mann, un
ter einem Mit-mich Wir warteten der
Ding-, die da kommen sollten« Die
Austrier seine Franzosen, sondern
nat Bitndejgeaossen RapoleonT hat
ten keinen stund. uns aus sreieni
Felde, so spie Dusaren zu M los
ren. anzugreisex sie zogen den besseren
Theil vor und verhandelte-. Sie er
hielten freien Abzug und zogen reach
Demmin Drdonnanzen slogsen bin und
der iu Blüthen der in hinter-prangen
stand, zum König nach Berlin. zu Ra
doleon, und schließlich marschirten wir
von Demmin über Anllam und Use
dom. wo wir noch längere Zeit-liegen
blieben. dann über Stoinemiinde und
die Jnsei Wollin nach hinterpomrnern
und Weswreuszem wo das Regiment
aus-gelöst und aus den Mannscbasien
nnd anderen Truppen ein neues West
dreuszifebes Ulanenreaisment gebildet
wurde.
Jetzt war ich illa-i, hular und
Dragoner war ich schon gewesen« aber
immer noch war ich Gemeinen Auch
ais 1812 der Krieg wieder ausbrechen
sollte, adancirie ich nicht. Wohl wur
den mir schwierige Austräge erlbeili,
wichtigecirdonnanzritte mußte ich ma
chen« und so bin ich im Spätherbst
1812 ein paarmai in den Ostseepro-.
vinzen mit meinem Pferde durch das
talte Wasser der breiten Flüsse ge
schwommen, aber ersi im Frühjahr
1813 lonnte ich zum Unterossizier
ausriicken, und als dann Yorck kapi
iulirte und wir die Freunde der Rus- »
sen geworden waren, als dann derl
König, sortgerissen von der Begeisiesl
rung des Volkes, nachgab und Yorcki ;
inspiratori-m gut-mir da warm dies
F Rassen so popuiör geworden. daß man s
I zu Ehren der Bundesgenossen eine
Esiadron Garde - Kosalen sormirte.
»Ich wurde der Esladron zugelbeilt.
’ und da ich qui schreiben konnte, siibrte
ich interimistisch die Wachtmeisierge
Tschäste und wurde dann bald sum
«Wacbtmeisier der Gerede-Kosaien-Cs
iadron ernannt.
Alt solcher war ich immer dicht
dran an den Franzosen« denen das
Wort Kasal noch immer den sur-biet
licben Klang hatte, der sie in den
Schneewiisien Nußlandi verfolgt
hatte.
Der Sommer 1813 verging. oer
Herbst kam und die Schlacht bei Leip
zig. Napoleons Macht zerbrach, und
feine Heere flohen dem Rhein za, hart
verfolgt von uns. Eines Tages war
ich bei der Vorhut. ich sah, wie fran
zösische Kavallerie vor uns wich, ich
sah, wie ein vorwißiger Kasal don ih
nen abgeschnitten war und in Gefahr,
gefangen zu werden. Jch gab mei
nem Fuchs die Sporen und flog auf
die Franzosen zu, die sich vor mir zu
rückzogen und den Kasaken nicht wei
ter beachteten. Da fiolpeete mein bra
ves Pferd, es stürzte, und nun waren
die Franzosen wie der Wind herum,
sie entwaffneten mich und führten
mich zwischen sich als Gefangenen da
von. Das war mir noch nicht passirt.
Meine Kasalen versuchten wohl, mich
zu befreien, sie griffen mein Pferd,
aber die Franzosen entfiihrten mich so
schnell. daß ich die hoffnung aufgab.
mich bald wieder in Freiheit-zu sehen.
Man schleppte mich in Eilmsirschen
dem Rheine zu, bald war ich im El
iaß, und ich wurde mit anderen Ge
fangenen zusammen in einem franzö
sischen Gefängniß eingesperrt. Der
Direktor dejGefangnifses, ein«-Deutsch
Elsiisser, zeichnete sich durch sein her
vorragend hochmiithigei Benehmen ge
gen uns Deutsche aus, er trug mir
speziell die widerwiirtigsten Arbeiten
aus und war stets grob, ganz im Ge
gensatz zu den anwesenden russischen
Gefangenen, die mich, den preußischen
stafaten, rnit großer Liebenswiirdig
leit bebandelten.
Auch hier schlug die Stunde der
Erlösung endlich, Blücher hatte den
Rhein überschritten. und die Heere der
Verdiindeten näherten sich uns. Wir
wurden weiter westlich, tiefer hinein
nach Frankreich geschickt und tamen
schließlich nach Bayonne Jeht war
aber der Winter schon dorgeriickt, und
Wellington machte Miene. mit seinen
Engländern und Spaniern die Pore
niien zu iiberschreiten, so sahen sich die
Franzosen genöthigt, uns wieder wei
ter von der spanischen Grenze fortzu
tranjportirm Wir kamen nach Bor
denur, und da inzwischen der Waffen
stillstand und Friede geschlossen war,
aelangte ich schließlich in Freiheit nach
s Parii.
Das erste, was ich in dieser heißer
sehnten Stadt sah, war mein Pferd,
mein Fuchs, der dort auf der Straße
. stand, leer, am Zügel gehalten von
einem Kasaterh der mich sofort wieder
erlannte. Ich war vor Freuden au
ßer mir, begrüßte den Mann und um- »
halfie mein Pferd, das oerftiindnißins T
nig aus mich sah, und folgte freudig
der Patrouille, die. nachdem sie eine
»Bestelluna gemacht hatte« weiterritt in
das Quartier der KasalensEsladrorL
; Jckz war jeit wieder bei den Meini
fgem übernahm die Geschäfte als
Wachtmeifter. und als mir Monate
darauf wieder der Heimath zusagen,
wollte es der Zufall, daß wir durch
das Elsaß kamen und gerade durch
jenen Ort, wo ich seinerzeit als Ge
fangener unter der Riedertrachi des
Gefängnißdirettorj gelitten hatte. Ich
machte eine Meldung meinem Ritt
ineisier und hat ihn um die Erlaub
nis-. dem Direktor einen Besuch zu
machen. Der Rirtmeister tot-unan
dirte vier bandieste Kalaien die mich
begleiten sollte-. ——— Das entseiie Ge
sicht des Direktore, als er mich er
lannte, sehe ich heute noch vor mir.
Illl sein Flehen nieste nicht-. er war
itn Nu libee einen Stuhl geworfen ein
Kasat hielt ihn beim Les-gen und vie
beiden anderen hatten ihre Ragaiten
herausgezogen und bearbeiteten fein
vieles Fleisch damit nach meinem
Zählen. Als ich 25 gezählt hatte.
hörte ich ans und wir schieden vvn vem
Direktor« der die Erkenntnis betont
rnen hatte, daß Lebensvekhiiltnisse
recht abwechselnd sein lsnnen Die
Eslavron kam nach Berlin zurück und
ging biet in vern GatdesKiitasstenReg
giment aus« dem ich noch manches
Jahr als Wachimeister angehörte.«
«So!' schloß vet alte Herr. «Jeit
habe ich Ihnen eine Stunde lang nur
von rnireezälzlt und wollte doch ei
gentlich nur von Jhnen böte-is Sie
müssen wieder kommen. wenn Sie in
Berlin eingezogen sind, unv mir recht
viel von dem jesigen Fell-zog erzäh
len.«
; Jch betheuerte. daß ich gegenüber
! der Fälle feiner Erlebnisse nur Tier-n
? liebes berichten tönne. und wir schieden
’vorlöufig. Später habe ich den alten
herrn noch besucht, zum letzten Male
irn Jahre 1878, als er 92 Jahre alt
war. Er ist 96 Jahre alt geworden.
war aber in den lehten vier Jahren
nicht mehr in der vollen Niistigteit. in
set ich ihn noch 92iiihria angetrossen
bate. Er erzählte mir noch. sein Sol-n
Karl sei der Professor Sh, der die
französischen Grannnatt en geschrieben
hat« er, der Vater, hätte zur Genüge
die Wichtigleit der Kenntniß der fran
zösischen Sprache ein«-niesen und so
habe er denn seinen So n gleich auf
das Französische Gmnnasiurn geschickt.
Karl sei auch in Paris gewesen, er sei
zu Fuß dort hingewandert. ein kleines
Ränzel auf seinem weiriiderigen Wö
gelchen vor sich herichiebend So sei
sein Sohn niit etwa einein Frant in
feinem Vermögen in Paris eingeriickt,
aber Karl, der damals Student war.
habe den Auftra gehabt. von Paris
aus fiir die fo iche Zeitung Berichte
in schreiben. und das habe er auch red
lich gethan. Jedesrnai. wenn dann
Geld von der Bossilchrn Zeitung an
gewiesen lei, habe Karl die grossen
Fünisranl - Stücke in seiner Woh
nung versteckt, und wenn dann wieder
flaue Zeit eingetreten iei. habe er sich
die Stücke einzeln wieder herausge
iuchtx so sei ei ilnn gegliickt. Franzö
sisch zu lernen, ohne den Vater we
sentlich tu belasien Qirl sei aber auch
jeden Abend im Theater gewesen nnd
kiabe dort gelauscht aui den Ton der
Worte. die ihm längst nicht mehr
fremd waren. So gründlich wie er,
habe selten jemand Französisch itubirt.
Sehr froh war der alte Herr noch
irnnier über die 12 Thaler monatlich,
die er von einem Bauern iiir Miet
deduna der Schwadron bezogen hatte.
»Wenn ich den Miit nicht gehabt
hätt«, meinte der Alte, «k.ötte ich inei
nen Karl doch nicht itudiren lassen
lönnen. dann hätte er Buchhandler
werden müssen, wie der andere·«
Jetzt ruht der alte herr lange, auch
iein Sohn Karl iit schlafen gegangen,
und die Grammatiten find theilweise
durch andere Bücher verdrängt wor
den. Aber die begeisterte Erinnerung
an alte preußiiche Helden, ihre Thaten
nnd Enthgen, an das alte preu
ßische System rnit seiner Knappheit
und Chrenhaitigleit neben aller Juni
Ruin führ-enden Uniiihialeit nnd Ehr
lostateit einzelner Kreise iit uns ge
blieben.
-———--.- .-»--—
Instit-i set-et
A. tals ein sehr elegantes Blute bor
iiberfährt): «Donnerroetter! So ein
Auto iit doch eine tadellose Sachet«
B.: .Weeß nich! Mir wäre ’n Pferd
lieber! Pferd tostet nicht io viel Reha
raturen!«
Ja b!
»Zum Aniiige siten vorzüglich: wa
rum lassen Ihre Söhne nicht auch bei
diesem Schneider arbeiten?«
«Unmöglich: was denken Sie, was
die fiir einen Verbrauch haben!«
«Run, die paar Anzüge wird der
doch wohl liefern können?«
»Liefern wohl, aber nicht pumpen!«
Jst seicht- des Verkehr-.
»Wie schnell doch heutzutage alles
gest. Denken Sie meine Frau
träumt in voriger Nacht von ei
nein neuen Hute und fest ·- bab’ ich
schon die Rechnung in händen!«
schlu.
Dorfiunge Cbei dem der Storch ein
kleines Brüderchen gebracht bat wird
vorn Schulzen geiragUJ »Was macht
dein lleines Brüderlh Franzi«
Franz: ’i gebt ihm ja qanz gut,
Bemebat er ichan aber loosen tann
’ er noch nicht «
M du«-Zwis
m
Cyka
Bauetsfram »Ach, liebes Fräulein,
möchten S’ mit nit sagen, wo Sie
Ihr Kot-seit Mqu hab'-L i möcht' halt
auch gern mal solche Hüften habe-M
-—.-. ·.-.-.,»—----.-.—--« - ——- IF- Ä
yikdesstchsz Rocke-he
humoreite von D. Schule-Buch
Die rundliche. rothbiielige Karline.
Mädchen fiir alles bei Rentter Dit
denbach’i, legte eben die lehte Hand an
die Vorbereitungen fiir den miirdiaen
Empfang ihrer herrschaft, die per’
Karte ihre Rücktehr aus dem See
bade in die Berliner Wohnung fiir
heute Abend anaetiindiat hatte. Frisc,
der Bursche von .Dauptmanns« ne
benan· die auch in der Sommerfrifche
waren, hatte an der Entreethiir eine
Eichenairlande und dar bekannte
Schild .Willtomnsen« aufgehängt,
und wollte sich eben neben Karline tm
Solon zum Nachmittaojtaffe nieder
lassen, als die ifiiiaanastiinael mit
fchrillein Rrrr... die Gemütblichteit
unterbrach und den beiden lähmend
durch Mart und Bein fuhr. »Friye,
det sind Biedenlvchs!« brachte Kar
line ahnungsvoll hervor. Und schon
hatte der Grenadier Seitengewebr und
Mütze ergriffen und sich über die hin
tertrevde zur Flucht act-endet Kar
line räumte schnell das Kafieeaefchirr
wieder bei Seite und öffnete dann mit
ftrahlendem Gesicht die Eingang-thun
Richtig, da standen sie, griifiend und
fchnaufend, mit Reiietafchen, but
fchcchtelm Blumenftriiußen u. f. ro
bedackt und beladen: Rentier Vieren
bach, Madame Biedenbach. Fräulein
Adele Biedenbach, das liebreizende
Töchterlein, mit frischem, fonnge
brannten Wangen.
Von Zimmer tu Zimmer ainaen
die Ankömmlinae, freuten sich, noch
alles an dein alten Plah zu finden
und ihre gewohnte Behaglichieit wie
der zu haben, die ihnen in den letten
fkchs Wochen doch manchmal recht
fehr gefehlt hatte.
«Und wißt Ihr, worauf ich mich
am meisten freue?« fragte Papa Bie
denbach, nachdem sie den Retfeftaub
ahaefchiittelt hatten·
.Nun?«
»Auf mein schönes weiches Bett!
Und deshalb halte ich es fiir das
befie, wenn ei auch erit sieben Uhr
ift, mich in mein Bett zu legen.'
Nach einem tleinen meifz folgte
auch die von ihrer Miariine heute be
sonders geplagte Gattin dein Beispiel
ihres Mannes.
Ein Gutenachttufr von Frau und
Kind, dann empfahl sich der alte
here in fein Schlafzimrner.
Adele war allein. Sie mochte an's
Schlafengehen noch nicht denken. Ihr
Köpfchen war noch zu erfüllt von all
den Etndriirten der letzten Wcchen von
der ichiinen herrlichen Zeit am fortni
aen Meeresufrr und im Walde-fixiert
ten, von ihren Schwimmverfuchen auf
den Wogen der Oftfee, den lieblichen
Weilen der Kurtapelle an der
Strandvromenade, den vielen fröh
lichen Menschen der Babegefellfchaft,
den Reunions, und nicht zuletzt von
--— Ihm. dem »herrlichiten von allen«.
Vorbei....z·i«tte»rte et« durch Ak
tells llcllllqulliclsllgks Minute-.
ivarurn mußte auch jener holde Trauml
von tiinstigekn Glück so schnell ein
Ende sinden?. .. Sie driiette das dich
blonde Köpfchen an die Fensterschei
ben, blickte in den kleinen Garten
hinan-, in dem der Wind die ersten
wetten Blätter von den Kastanieni
bäurnen löste« und ihre Gedanken
weilten· wehmüthig in der Ver
gangenheit ..... hatte ro nicht
eben iin Entree getlingelt? Adele
horchte aus« Richtig.· Eine männ
liche Stimme. Karline siiltrt je
mand in den Solon. Dann tritt sie
mit einer Karte ein. »Der Herr lässt
dringen-d bitten.« Adele las: Dr.
Emil Wendeborn. Wer mochte das
sein? Schnell einen Blick in den Spie
gel, dann ging sie vor in den Solon
Kaum hatte sie die Thür geössnet, als
ihr das Blut wie eine Welle in’s Ge
sicht schoß Jdr gegenüber stand im
Reiseanzug ein lleineo Kösserchen in
der hand, «Er«. Verlegen sentte sie
den Blick, aber schon hatte er das
Wort ergriffen »Ich habe die Ehre,
Fräulein Adele Biedenbach
»Ja ich bin’«s«, siel sie isten ins
Wort
»Nun dann lassen Sie mich zu
nächst um Entschuldigung bitten, daß
ich tu so ungelegener Stunde meinen
Besuch mache. aber eine dringende An
gelegendeit eine Verwechslung, ein
eigenartiger Zusall.. Wie soll ich
Ihnen das sagen? Kurz, Sie waren
doch in Misdroytsp
«Allerdings.«
«Gniidigei Fräulein sind heute an
gekommen — mit dein 6 Uhr-Zuges«
.Allerdings.«
»Sie baden einen tleinen braunen
Losser?«
Allerdings Da sieht er sogar zu
siilltaf
Der Doktor bliette gespannt denl
Koffs an, auf den Ildele zeigte. Dann
hob er den, den er in der band hielt
lachend in die höhe.
«Sehen Sie gnädian Fräulein, dai
liegt der hase im Pfeffer! Dies hier
ist Jbr Koffer und der Besiser des
ieniaen in der Ecke da steht vor Ils- .
nen.«
»Wa« Sie haben meinen Kofferf«
fragte Adele erstaunt.
»Ja mein Fräulein. Jedenfalls
eine Verwechslung otn GepackfchalteH
da sie beide ganz gleich aussehen-«
.Ach, entschuldinen Sie, here Dol
tor, das habe ich noch gar nicht be
merkt.«
»Aber ich habe es sogleich bemerkt,
als ich meine Barthinde «EB ist er
reicht«! aus dein Koffer neZnIen wollte
und statt dessen aus ein reizendes hell
blanes haarfchleif en stieß.·
»Als-er daraus onnten Sie doch
nicht schließe-, da gerade mir der
Koffer gehört«« for chte Ideir.
»Nein, daraus nicht. Aber an der
Innenseite des Kofferi klebte eint
Karte und darauf stand gro und
; deutlich: «Adele siedenbach. ees
firaße 47 "i«« sagte der Dotter mit
erhobener Stimme. indem er den hof
fer in seiner Hand mit dem auf der
Erde stehenden vertauichte:
»So, nun wäre sa alles in bestet
Ordnung, und ich könnte geben« »
.Meinen besten Dank fiir Ihre Lie
henitviirdinteit", sagte Adele zu dem
sich verneinenden Doktor. Jst-er du
hätte ich ja beinahe das Wichtiffte
oergessen«, besann er sich bist-ich
Idann griff er in die Brusttasche und
zog ein elegantes Büchlein hervor.
»Mein Tegel-nicht« rief Adeie iiber
ruscht.
»Allerdinge. gnädiges Fräulein.
Ich habe mir nämlich erlaubt, dies
kostbare Keinod. als es mir als er
ster Gegenstand aus Ihrem Koffer
entgegensprang, lieber in die Tasche
zu stecken. Solche Dinge müssen gut
verwahrt sein.«
»Sie hoben doch nicht etwa drin ne
leien?« fragte Adele bestürzt.
»Nu: flüchtig hineingeblickt Ich
weiß. ich habe mir eine starke Indis
lretion zu fchulben lommen lassen.
aber in dem Büchlein fand ich gerad
fiir meine Person so außerordentsich
Jnteressantes. dass ich weiter und im
mer weiter lesen mußte.«
Adele hatte sich erröthend ium Fen
ster gewendet. »Aber meine Angele
genheiten sind Ihnen doch fast ganz
lich fremd« here Doktor?'
.Doch wohl nicht, zum Beispiel der
Herr, von dem bier fast aus ikdkk
Seite die Rede ist. scheint mir absolut
nicht fremd. Ich müßte mich fe
täuschen, oder der «schneidi3e blon
Mensch«, wie hier steht. der am Kas«
feebera Ihr Tagebuch fand und der.
wie hier steht, »so abscheulich wor, sich
nicht einmal bor,rustellen«. bin ich
felber."
Adeie stand immer noch abge
wandt·
«Gniidiges Fräuleins iuhr der
Dotter fort. »ich habe ein sehr star
tei Ehrgesiihl und siihie mich durch
dieses .nbscheulich« beieidigt. Oikr
nehmen Sie ee vielleicht fest zuriich
da Sie nunmehr wissen, daß ich
hheb-start Wendeborn heiße und Arzt
m.-'«
»Ja, ja«, sagte Adele ileinlaut.
Erfreut fette der Doktor hinzu:
»Ach, Fräulein Adele. darf ich rnich
denn iesfielleicht auf das berufen,
wagt hier auf Seite 27 sieht?«
.Was steht denn dat«
»Nun denn, hier steht: .’Jtch muß
immerfort an den reisenden Finder
meines Tagebuches denken, an seine
blauen Augen und den schönen blon
den Schnurrbart. Ich glaube,- ich
bin wahnsinnig verliebt in ihn und
knein fehnlichfte Wunsch ist« dass et
mit uns bekannt iviirde. Er ist
das Ideal meiner Träume, und ich
würde ihn sofort vom Fleck even
heirathen, wenn er mich vzur Frau
haben wollte."
Bei den ledten Sätzen halte Adele,
bis iiber die Ohren erröthend, das
Toschentuch vor die Augen nepreßt.
.Metn herr . . . .
«Nun denn, Fräulein Blutes fuhr
der Doktor mutlpiq fort »das Ideal
Ihrer Träume sieht vor Ihnen. Und
wenn lner vielleicht der befaste
«Fleck" ist, dann darf ich Ihnen W
ieet auch Welten- duß ith Sie liebe
von dein Augenblick an, da ich Ihnen
am Koffeeberq dieses Büchlein zus
riietgeben durfte, worauf Sie fo eilig
davonliesen. Fräulein Adelel Der
Name Biedenbach klingt ja gewiß
sehr schön. aber darf ich rnir nichts
deftoiveniqer erlauben, Ihnen einen
anderen zu bieten? Wollen Sie viel
leicht in Zukunft Frau Adele Wen
deborn heißen?« Damit batte der
verliebte Doktor des freudia erreg
ten Mädchens band erariffen und
drückte sie heftig in der feinen.
Da nat-in sie zögernd das Tuch
von den Augen. wandte sich mit
leuchte-idem Blick zu dein Fragen
den und sagte aus Atti-lichem der
sen: »Ja, ist«
«Adele!«
«Eniil!«
Da der unerläßliche Familienmit
an diesem denlwiirdiqen Abend un
nioglich mehr einberufen werden
tonnte, so trennten sich die Lieben
den rnit einem verglichen Auf Mut
eienl«
Arn nächsten Tage Schlag 12 Mit
hielt Dr. Ernil Wendeborn bei Vie
denbachs in aller Form uin Adeleö
Hand an, nnd ani Abend wurde ins
engsten Familientreise die Verlobung
des jungen Paares gefeiert
w
Wicht Unme
qu, f
Hoffentlich brauch ich beim Ism
ziehen nicht zu fchteienR
«Ret nothwendi', Frau-l haft
dem Denn die Gurgel u!«