Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, July 02, 1909, Zweiter Theil, Image 13

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    THI
Ein schrecklicher Verdacht.
Oumoreole von Theodor Ritte.
Als der gute Kaltulator Ewald
Söuberlieh heute aus dein Amt nach l
hause lam» fiel ei ihm sofort aus«
daß Mielehen, seine junge, appetit
lJche They-Elste« sich in durchaus nicht
normaler Versassung besond. Jhr
sonst so ruhigeo und gemessenee We i
sen zeigte eine ganz sonderbare Er- l
regtheitz ihre hübschen Augen leuch
teten in siebrisehem Glanze, jede Be
wegnsg zeugte von schlecht verhalte- 1
ner Nervosität lurz, sie war wie
ausgethechselt Ost-me dem eintreten(
den Gatten das gewohnte Ent
psangstiißchen zu verabreichen,
stiirmte sie bei seinem Anblick an den
KleiderschranL risi hut und Man
tel heraus und begann sich in fliegen-,
der Eile zum llluegehen sertig zu
machen.
«Gott sei Dant. Männchen« daß
Du endlich da bist,'« haftete Frau
Mtele hervor-. »Ich dachte schon, ich
mühte alleine gehen. Nun lannst Du
gleich mitkommen und rnir einige
wichtige Besorgungen machen hel- l
sent«
Söuberlich machte Augen, gross wie
zwei Teller. Kopfschiittelnd zog er
ades Dienstes gleich gestellte Uhr-«
»Aber, Mielchem weshalb denn ge
rade seht? Jch dachte doch, unser
Mittagessen - "
»Ja, lieber Schatz. aus Deinen
heutigen Familientisch wirst Du
schon verzichten müssen· denn ossen
gestanden -- ich habe diesmal zum
Kuchen wirtlich teine Zeit gehabt . . .
Wo sind denn nur wieder meine
OCUDschubt7 — —«
»Richt?« verwunderte" sich der
sanste Ehegatle und besiihlte wehmü
thig die Stelle, an welcher sich nach
seiten, anatomischen Gesetzen lein be
denklich tnurrender Magen befand.
»Aber tröste Dich, ich Ioerde mein
Ewaldchen trogdem nicht verhungern
lassen. Komm nur« tomml — Reiml
erst noch einen Blick in den Spiegel· !
—Brrr! Mein alter Bibi sieht heute
noch gesehmaaloser aus« wie sonst
Ra. es war höchste Zeit — s!"
Und schon hatte die Frau slaltula «
tor ihren Gatten am Schlaiittchemi
dirigirte ihn erst zqu Hause hinaus.
dann in einen voriiderzoaelndem
Sara-steter hinein und ließ sich mits
dem schneidigen Kominando: »Zu!
Wertheim, aber rasch!« ties auiath-j
mend in die Polster sallen.
Während der Fahrt zerbrach sieh
herr Söuberlich vergebens den Kopf
iiber den geradezu peroersen Ge
schrnaet seiner Miete zu einer Stun
de, wo alle ehrsamen Beamten ihre
wohlverdiente Suppe ichliirsten, ihn
rnit seinem Wolsshunger ins Waa
renhaus zu schleppen. Als ob sie den
dulden Meter Futtertattun und das
biettel Dutzend Knöpse nicht auch noch
später belonimen hättet
Aber als sie nun in der Leipziger
Straße- oorsuhren und sich die Pfor
ten dehberäbmtea Frauenslfltmrado
hinter ihnen geschlossen, da ward
deni geduldig hinterher trippetndenJ
Gatten immer unheimlicher. Weder.
die Kam-month noch das Knopsinii
del erregten seiner Miete Kauslust
im mindesten. Stolz schritt sie an
ihnen vorbei nach dein List und
schwebte hochniifta wie eine Kommer
zienriithin hinaus zur Aastiirnetaae
wo ehicke Fräuleins bedienten und
otieräugige Modellpupoen unterbieten ’
behangen mit den trassesten Austviich
sen der Saison, von denen der zu Tod
erschrockene Kaltutator nur soviel ver
stand« daß sie ein Sündenaetd tosteten.
Was that seine Frau hier? Sie wollte
doch nicht etwa gar ---— » jetzt, süns
Minuten vor Monatsschtuß: Schreit- s
gebannt blieb er stehen, als seine
Miete an der Seite der Vertäuserin
erst in den endlosen Gängen der aus
gestapelten Prachtroben und dann iin
Anprobeziinrner verschwand. Als sie
wieder erschien, brach Ewatd erst recht
der Angstschweig aug. War das denn
wirttieh seine krau, diese elegante
Dame da, die anstatt des billigen
Lodensiihnchens vom vorigen Jahre
sent in einein zinitsternsarbenem aus
Seide gearbeiteten Sammttostiinr aus
ihn zurauschtef
»Na, ioie aetaue ich meinem
Männchen? Sieh mich mal ari?"
Mit einer Pirouette« die ihn schwin
dein machte. drehte sich Frau Miete
wohigesiillig um ihre eigene Are.
«Jkicht wahr, fein? ilnd gar nicht
theuert «bloß vierhundert tsmcheii."
Eis-old fühlte sein Haar sich sträu
ben. Das toar ein Ministergehalt.
Und das sollte er bezahlen? Er, der i
bescheidene Subalterne? Aber Frau«
Miete hatte teine Augen iiir seine
citat. Achtioi nahm sie aus den
händen der tnixenden Konfettioiieufe
den Zahtichein und eilte hinüber noch
der Mäntelobtheiiung. Stint-etlich.
roie in einein gräßlichen Traum befan
gen — er tonnte doch vor den Leu
ten teinen Stande-i provozireii —-,
folgte ichweraihmend hinter-dreien »
Da hing ein Kimonoinantei. fiiß tote
Märchentraiim schwarzer Atlas, mit
Zobelstreiien und einem Kragen von
gesticktern Goiddarnast
»Ach, toie niedlich. nicht wahr.
Männchen, der gefällt Dir auch?«
llnd ehe das Männchen sich von die
ietn neuen Schlag erholt hatte, hatte
die entsetzliche Verscmvenderin dass
Prachtititet schon erstanden. Kosten
punli: »nur« dreihunderttiinsiig
Mart!
»Nun schnell noch in die Hirte:ane," «
drängte die llnselige. »Aber, was
ist Dir denn, Ulliinnchem Du tvantft
ja? Jst Tit iidelt - Das macht ge
toiß die schlechte Lust tier oben. Weiß
Du wasc- Du setzest Dich geiniithlich
hinunter in die Konditoret und spiilsln
Dir Deine Beklemmung mit einem
Schnitt Muth ertra Dry hinunter.
Bis ich Dich abholen komme· bist Du
wieder aus dein Danini!«
Wenige Minuten später saß der
arme Kaltnlatar richtig an einem der
eleganten Tischchen des Wintergar »
tens. hatte den Raps ties in die ans
gestiihten Fauste vergraben nnd dachte
an nichts weiter als an Rain. Ge
richtsvpllzieher, Atnteverlust nnd
Aufhöngent lim, an die angenehm
sten Dinge der Welt. llnd wag das
Entseylichste mar, seine eigene Gattin,
sein Mielchen, bisher das Muster al- J
ler Sparsamteit, die tnit der Gnrten
frau eine geschlagene halbe Stunde
um einen Pfennig schachern konnte,
sie stürzte ihn jetzt in diese Verzweif
lung. War denn die gute Frau lam
plett verrückt geworden? -- Ber
rückt?? —- verrückt!! Ein
lchkeckiiches Licht ging plötzlich dem
Beilagenstverthen aus. Kein Zweiseh
seine Frau war plötzlich wahnsinnig
geworden; unheilbarer Lititi. größen
vogelig, reis siir Dalldors. Da konnte
sie es sich leisten, Nachmittag-« l ilbr
Seit zu bestellen!
»Was- ist dem Denn widmete-"
fchnattte plößlich ein befkaettee Jüng
ling ihm ins Obe.
»Ein Glas Wasser, keines-. ttares,
vernunfteednltendeg Wasser!« schnob
Ewald den entfenten Kellner an, der
einen Satz eüetwätts machte nnd do:
bei mit einem Hetn tatambolitte, der
gerade bekzuteeten wollte-.
,.Cwald, Kalkulatorseele. wag führt
Dich biethet?«
»Mot, Doctot, Freund, Dich sendet
der Himmel. Denk Dir nut. meine
Frau, meine anne, bedauetnswerthe
Miete -- - -!«
Fünf Minuten später wußte Dok
tor Meinen Nervenakzt nnd Besitzer
einer Privattlinit, alles. alles . .
Theilnabmsvoll drückte et dem Gut
ten die Hand. »Wenn’s so steht, will
ich lieber gleich nach zwei band-festen
Wäktekn televhoniten. Man kann
nie wissen?«
Gerade als er zurnarenrre, erschien
auch die arme Wabnsinniae aus der
Bildsliiche. Anstatt des alten »Bibi«
zierte richtia ein stimtnungsvolier
»Herdsthut« ihr hübsches Köpfchen
»So, Männchen. jetzt sonst Du auch
nicht länger hungert-seiten saugen·
heute wird im »siaiserhof« dinirt.
Ach, ich könnte die ganze Welt umar
men, so wahnsinnig gliiitlich bin ich!'«
Söuberlich wars dem Freund einen
geradezu trostlosen Blick zu: wahn
sinnig, ja, das toar das rechte Wort!
»Tag. Doktor! Sie dürfen auch
mittornmen. Ich berappe alles-«
Stolz platschte sie aus ihr Handtäsch
chen.
»Da siyen die Musikanten Ja«
wenn man einen Onkel aus Vrasrlien
mit siinsmalhunderttausend Mart be
erbt, kann man sich das wohl schon
leisten!"
»Beerbt?« fuhr iiwaid aus.
»Ach, Unsinn,« sliisterte der tun
diae Arzt. »Fire Idee, weiter nichts-.
Aber nicht widersprechen, sonit iit der
Tobsuchtsansall sertig.'·
»Na, da tann man ja gratuliren,«
wandte er sich tahensreundlich an die
Patienten in spe, ,,dars man denn
den Mammon auch mal sehen-«
»Aber gewis-«« lachte Frau Miele
treuziidel und tramte auo ihrem
handtäschchen mehrere Dolunrente
und eine solche Unzahl brauner und
blauer Lappen, daß den beiden un
aläubiaen Thomassen harrt schwarz
oor den Auaen wird.
»Ja, warum hast Tit mir da- nicht
früher gesagt?« stotterte der Watte
aanz perplex.
»Ach, richtig«, verwunderte sick
Frau Miele ganz naiv, »das rreitzt
Du ja noch gar- nicht! Aber vor u
ter Freuoe, mal was nettes arm .ln
ziehen zu bekommen, hatte ich nein-z
daraus veraessent"
«Gniidiae Frau«, scherzte aer in
dir-trete Freund, »damit hätten Sie
sich stt eine dumxne Geschichte einge
broctt. Ewald hatte Sie schon in dein
schrecklichen Verdacht -—- - «
»Nun?«
»Sie wären plötzlich ein bißchen
übern-schnava Frau Miete lachte
herzlich. uUnd Sie Dottor haben
an's auch gesinnt-if
»Aber bewahre, ich ein ersohrener
Arm« loa treuherzig der in die Enge
Getriebenez
Jn diesem Moment tanzte der Kell
net an und meldete:
«herr Doktor Meurer, soeben wird
sanaeilinaelt, ob die von Ihnen be
stellten Wärter siir die Frau Kaltulek
stor nicht auch aleich — die Zwaan
; iaete mitbringen sollten!'·
ON
I Col-at
..... Fo. mein herr, ich bin nicht
mehr so ehe jun ; ich reihe siinsund
zwanzia Lenze o einander!«
Mo —- also der reinste ewige Früh
lingt«
i
—
Der Fölm
tkriöizluna von Titea von Hur
bon.
Der »T« Leina Verona München
war schon kni! tait zweiftiindiner Bet
ipiitunq in Bogen einqetroffem und
die Weiteriahrt oerzözaerte sich auffäl
lig- Der Frühling tam mit uniieimlb
mer Gestalt ijler die Alpen nnd mach
te die Berge rebellisch. Von allen Sta
ticnen lieten Meldungen ein über
Jlugscknee nnd Lawinengefaht. JU
selqedessen zogen viele Reifende es
vor, in Beizen Station zu nehmer-,
anu Gut ewpera rnamte keiner jun
gen Gattin ren gleichen Vokichlagi
Aber iie zehnte av. Sie hatte die
Qual dieier oerlogenen Hochzeitsreiie
die wobei-ungetreu vier Wochen lang
ertragen. Zu auch nur einem Tage
mehr fehlten ihr der Wille und die
Kraft.
Hang Vetpera hatte ihr in dem fast
leeren Fratsenabtlteil den lsequemkten
Blitz ausgesucht Nun ordnete er ihr
Handgepöck und die Kissen, Verfchleieh
le die Lampe und breitete zuletzt die
bunte italienische Seidendecke über ih
re halb liegende Gestalt. Sie ließ es
init aeschlossenentliren geschehen Vor
sechs Wochen noch hatte all diese zarte
Sorgfalt sie mit zitternder SeIigteit
erfüllt. damals glaubte sie noch. das
Hans Pest-erei, der schöne, elegante.
vornehme Ofiizier, aus Liebe um he
lena Gutstedt qeworben. Heut war
ikpr schon seine Nähe, die zögernde Be
rührung feiner Hand eine Qual. die
ihr die Brauen schmerzhaft zusammen
SOL
Er schien es zu fuhren denn er
richtete sich plötzlich aus.
,,Gute Nachtt« sagte er.
»Gute Nachts«
lsr wartete, on sie ihm die Hand
reichen würde; »aber sie hielt die Augen
ties gesenkt, und zzelene athmete er
leicktert aus. Sie streifte mit einem
flüchtigen Blick ihre Reisegefährtim
eine Dame in tiefer Trauer, die, das
Taschentuch vor den Mund gepreßt,
tnit starren, milden Augen aus dem
Fenster sah. Als der Avntrokleur tam
nnd die Fahrtarten priiste, hörte He
len1, daß sie das gleiche Ziel hatten.
Helena versuchte, in dem ungewis
sen Licht der sintenoen Nacht die wech
selnden Bilder der Natur zu erfassen.
aber es aelanq ihr nicht. Immer wie
-r-er tauchten die lehten Monate vor
ihr aus, von dem Tage an, da ihr der
»Wenn die Werbnng Hans Vespergs
mittheilte und sie Minuten später halb
bewußtlos vor Gliia an seinem herz
lag. So ost sie an diese Stunden
dachte, suln ihr die Erinnerung wie
ein Peitschenhiels durch die Seele.
Nein, sie hatte wahrhaftig aus ihrer
Liebe, ihrer Glückseligkeit kein Hebt
gemacht, ihm mark-, leicht geworden.
rot diesem achtzehniähriaen Ender
verteanen wie der liebe Gott selbst zu
stehen, der eine Welt zu verschenken
hat untv in Gnaden aeruht, sie gerade
ihr, der dummen, kleinen, biiraerli
clsen Helena Gutlteot, ;n Füßen zu le
gen. Tas; er sich Vorher kaum nm sie
aetiimmert hatte, vergaß sie gani.
daß er liei dem Vater uns sie aetVor
ben, ehe er nur ein Wort von Liebe zu
ihr gesprochen, erschien ihr nur ritter
lich und edel. Sie liebte ihn, seit sie
ihn kannte, und sie war ganz Hin
-aabe, ganz Zärtlichkeit und Ver
trauen. O, sie war ja so dumm
dumm - dumm!
Wer war's eigentlich zuerst gewe
- sen, Der ihr die Binde von den Augen
gelöst hatte? Eine gute Freundinna
i tiirlich ans der Eier-ahn. da thte
» sie ihr ein junges Mädchen gezeigt. ein
I blasses-, seines Nassegeschöps.
»Aus- den Beiden ivöre sicher ein
Paar geworden, wenn er nicht so sehr
aufs Gold hätt-: sehen niiissen«, state
; die Freundin leicht obenhin.
l »Aus welchen Beiden--w
. »Aus- (Cointesse Wreden nnd Tei
nern Hang. Sie galten so qnt wie ver
Jlobt. ehe er in Dein Lager hinüber
zog. Ja, Du lieber Gott· Schulden
: vom Vater her niit Null additi, stel
len noch längst teine Kaution. We
pergs haben jJ nie einen Pfennig be
;iessen. Hast doch hoffentlich nie im
Ernst geglaubt, Ossigiere und Land
adel heiratheten ohne Noth aus piirer
Schwärmerei uns Tochter der Finani
tönige ?'«
D ia · ja, das hatte sie geglaubt
und glaubte es auch nach dieser Etnn
de noch. hing sich mit verzweifelnder
Angst an das Vertrauen ihrer Liebe.
Aber dar Mißtrauen war ansgenuett
Und einee Tages seagte sie ihn:
»Hast Du Armgard Wreden ae
liebt-»
lsr hatte setundenlang geschwiegen
»Warum fragst Du dag?«
»Weil ickss gehört habe nnd von
Dir die Wahrheit wissen will. Denn
ich will Niemandem glauben alis Dir
Hans."
Und da sagte er: »Ja, ich habe
Comtesse Wreden sehr lieb gehabt.«
»Und warum hast du um mich ge
worden?«
O, sie hörte noch den Ton der fle
henden Angst in ihrer eigenen Stirn
me nnd siihlte wieder wie damals, das-.
ihr das Herz stillstand, weil er so lan
ge schwieg. Und da gab sie ihm selbst
die Antwort aus die Frage: »Um des
Geldes willen! Um des Gelde-E wil
lei!'« Und Hans Vesperg sagte nicht
Rein!
An diesem Tage kam der Winter
site helenas junges herz, talter
Schnee deckte ihr Glück, ihre Liebe, ih
ren Glauben an die Menschen zu. Der
Versöhnung-Kuh den sie aus Befehl
des Vaters ihrem Verlobten mit lal
ten Lippen bot, war der letzte gewesen
bis heute. Sie ließ Alles mechaniich
über sich ergehen die Vorbereitungen
zur hoch-reit, den Polterabend, die
Trauung, das Fest und die AbfabeL
Sie war außerhalb des fühlenden Le
bens -—- bereist, verfchneit.
Hans Besperg hatte mit leineni
Wort das-traurige Thema wieder be
rührt. Nur am Tage der Hochzeit,
als sie in Kranz und Schleier auf ihn
w.irtete, da sprach er zu ihr.
»Ich weiß, wie sehr Du mir ent
fremdet bist, helenax in Dir mag jeyt
fo etwas wie Haß sein gegen mich, und
Du hast das Recht dazu Aber von dem
Tage an da Du vertrauend tvie ein
Kind Dein Herz in meine hände leg
test, da habe ich eine heiße Reue und
tiefe Scham gefühlt, und Alles, HII
gut in mir war, wurde Liebe zu ’-,-ir«
tiefe, innige Liebe. Glaubst Du
mirs«
»Nein.« Eistalt war dies Rein
gewesen. Da war auch seine Stimme
talt geworden im Zorn. .
»Ich werde Dich nicht quälen mit
meiner Liebe, Du brauchst nichts zu
fürchten. Ich werde Dir nie davon
sprechen bis ich Dir nicht den Beweis
geben kann, der Deine-Z Simeifelg Herr
wird . . .«
Das war der Morgen ihres Vorn
zeitstageh
..... Ein Geräusch wie unter
driicltes Schluchzen ries Helena aus
ihren quälenden Gedanken aus. Sie
sah sich um. Die Dame am Fenster
hatte das Tuch an die Augen gedrückt
und ibr ganzer zarter Körper liebte
wie im Krampf. helena war sosort
aui den Füßen und neben der weinen
den Frau. Sie legte ihr die Hand aus
die Schulter.
Die Weinende wurde ruhiger, ader
sie hielt Helenas hände seit. »Sie
sind sehr aut«. iaate sie leise. »Ich
dante Ihnen. Es bat mich Plöylich so
gepackt, wie ich Sie Beide vorhin san
Das war doch Jbr Herr Gemdbaniwi
wahr?" f
Helena- nickte.
»Und Sie sind vielleicht auf der
Hochzeitsreise und tommen nun heim
in ein schönes, liebaeschniiicktcs Heim;
die tommenden Tage liegen vor Id
nen wie ein bunter Teppich — Ju
gend, Gesundheit und Liebe, Alles
Ihr Eigen! bitten Sie Jer Glückl«
»Es ist tein Glücks murmelte He
lena.
»Um so schöner siir Sie, Rind, Sie
tönnen des Glückes Schöpferin sein.
Glauben Sie einer Sterbenden: Treu
nung im Tode ist Schicksal, Trennung
im Leben ist Schuld « unsere eigene
oder die Anderer. Nutzen Sie die
Zeit! Sie baben ein auteg Herz...«
»Es war nur zu weich«, tagte He
lena tonlo5. »Jetzt ist’5 erstarrt in
Kälte.«
»Ach. Kind, laa nicht auch die Welt
in Schnee und nun tommt der Früh
lina? Hören Sie nicht, wie der Föbn
jubelt über den Bergen, der milde,
werdende, mächtige Föbn?«
»Ich alaube nicht mehr an den
Frühling«, sagte Helena mühsam.
»Und wenn er Sie zwinth Glau
den Sie nicht. Rind, daß der Lenz
sturm starker ist, als das ists Jdres
Oerzens?«
Da neiate Helena den blonden Kopf
auf die Hände der malmenden Frau,
und alle Qual der letzten Wochen zer
tbaute in Thränen
Sie sprachen nicht ;veiter.
Nach einer Weile erhob sich Oele
na leise, legte rie bunte Decke noch
sester um die Gestalt der so seltsam
aetvonnenenffreundin und trat aus den
lttana bin-aus. Sie wollte Hang Veg
pera suchen. tiiu lanaaeioaener Psisf
dertilndetr. daß derzua in einen Tun
1:el einfuhr Jm nächsten Augenblick
blieb Helena lauschend stehen. Tag?
war nicht das Donnern der Räder al
lein, wag sie börte. Was war dasiiber
ihnen? Wo tam dieser seltsam fau
chende Ton her?
Selunden später erhielt der Wagen,
in dem sie stand, einen furchtbaren
Stoß, daß alle Tdiiren ausfloaen, He
lena süblte einen Schlag am Hinter
tapf, streckte die Hände aus- und arisi
in splitterndes Glas Schreie, Stöh
nen, ein otirenzerreiszendek Kreischen
der Räder und dann tiefes Dun:
tel . . . .
Als Helena wieder zur Besinnung
tatn ,laa sie ani einem groben Mante!
im Schnee. Eie sal) die Etzrne iiber
sich und hiirte die Stimmen vieler
Menschen wie auc- tveiter, weiter Fer
ne her. Der Kopf that ihr weh, und
sie iiihlte sich todtmiide. Auf einmal
tant ihr der Gedanle an Hans-, und
da war alle Schwäche überwunden
Mit wantenden Knien stiea Helena
iiber die Halbe hinunter. Tit- drei
letzten Waaen. in deren mittelsten sie
zuerst gesessen. waren logaetoppelt«
zerborstem iin Schnee der Lawine halb
versunken. Die Leute vom gssna müh
ten sichtnit rastlosent Eiter, die Waaen
iteizuschauselm um zu retten, was
noch unterm Schnee lebte. Bei Vielen
mass schon gelungen. Aber auch man
che verhüllte, reaungslose Gestalt lag
seitab itn Schnee, und die eine. un
kenntlich im Dunkel rnit der tödtlichen
Wunde aus der Stirn. war ganz einv
aetvickelt in die bunte, italienische Sei
dendecke, die Hans Vespera aus die
Knie seiner jungen Gattin aebreitet
hatte.
Die Hatte er ertanni, als man die
Todte beraushob in den Schnee, nun
laa et vor ihr, die Hände vertrampft
in den bunten, weichen Stoff, nnd je
der Athemzua war ein Stöhnen: »He
lena — Helena!«
Da legte sich eine zitternde Hand
auf seine Schulter. »H.1ns. . .«
Er sah aus, wollte sich erheben und
konnte nicht« da tniete sie bei ihm tm
Schnee. »Ich lebe, Hans; die bunte
—--..-—-- — ..-.-.,-... ..,- s H«---« - «
Decke aah ich der Armen hier .....
Nun weiß ich, daß Du mich liebst,
Hans - vergieb mir, mein Gelieb.
ier.«
Er nxhrn ihren Kon iit beide Hän
de und starrte sie an. Sie lächelte un
ier Thränen. »Der W, Hans, der
Föhn war iibee mein-Here aieionernen
und hat das böse Eis gelöst· Ich war
fortgegangen um Dich zu snchen...
Nun wird es Friihling...
-—-—
Die Unslltck belassen-e streute
Das Britische Museum in London
hat vor einiger Zeit die Mumie einer
iiayptiseben Prinzessin erworben, die
vor rund 85 Jahrhunderten im Lichte
swandelte und den Namen Aniante
führte. Die Geschichte berichtet nicht,
sol« die Dame bei Lebzeiten mit dem
Ihriim Blick behastet mar, Thatiache
:aher ist, daß sie nach ihrem Tode
einen verhängnißoollen Einfluß aug:
;iibt. Die Mumie wurde im Jahre
-1864 von einem Araber entdeckt, der
sie einem anderen reichen Landsmann
. verkaufte. Der Käufer verlor unmit
; telhar daraus unter tragischenBealeit
nmftänden iein gefammtek Viert-tönen
! und starb am Herzschlaga Zwei der
Diener, die die Mumie nili feinem
ISchlofk transportirt hatten, schieden
noch iu! Verlaufe des Jahres and dem
»Lehen; ein dritter Diener, der sie
Jztoar nicht berührt, aber des öfteren
J angesehen hatte, verlor bei einem
jJagounsall einen Arm. Ein Photo
arapis, der sie auf hie Platte bannen
; wollte, wurde für seine Verwegenheit
mit plötzlichetn Tode bestraft. iiin
thoeiter Photograph rannte, während
: er mit der Aufnahme beschäftigt mar,
jaeaen ein Fenster und zog sich eine
Jscknvere Kopsverletzung zu. Mehrere
; Besuchen die die Mumie im Museum
ibeiichtigtem bezahlten ihre iträfiiche
Lilieugierde mit Erfahrungen die sie
, in ichmerzlicher Erinnerung behielten.
lDas alles zeitigte schließlich bei oem
; Direktor des Britiichen JJiuienms den
Entschluß, die llngliieksnmmie den
Blicken des Publikums zu entziehen
und sie in einem unzuaönalidien
Winkel unterzubringen, ein Unter
nehmen, das einem der an hemTranS
port betheiligten Arbeiter den Verlust
ariff fast immer sofort zur Feder. um
mierininister Asauith von den Dingen
erfuhr, äußerte der von aller aber
aliiuhiichen Furcht freie Staatsinann
den Wunsch, die fatale Muinie zu be
sichtigen, allein seine Kollegen wider
setzten sich energifch dem muthloilligen
Vorhaben von dein iie zum minde
sten den Sturz keg Tlliinifteriumgi be
iiirebten »in niiiisen alauhten.
der-somet- ats Sohn.
Jn der Londoner Gesellschaft machte
iiinast eine shmvathifche Anetdote aug
dein Vrivatleben des berühmten Ma
lers Hubert o. Herlomer die Runde.
Mit dein Künstler wohnte dessen alter
Vater zusammen Dieser war in sei
nen jungen Tagen als Modelleur in
Ton äußerst aeschickt uno erfinderisch
gewesen und suchte sich nun in der
Vielen freien Zeit feines- Ruheftandes
init seiner alten lieben sinnst wieder
zu befreunden. Doch sei ek, daß Au
aen und Hände durch daSAlter schwach
und steif qegvordeiu oder fei e:, das-, er
die Kunst im Laufe der Jahre wirklich
etwas verlernt hatte, lurz, die Gebilde
iviefen entschieden fchtoachePnntte auf.
llm dem aeliebten Vater indes-. die
reine Freude am Schafer nicht durch
uniiberleat qeiibte Stritil anderer trii
ben zu lassen, schlich der arosze Sohn
allabendlich in das «.Iltelier, nnd ver
besserte stillfchtveiaend die tleinen Fel)
ler und Tisiiinael Kam dann am
nächsten Taae der alte Herr wieder an
feine Arbeit zuriieL so stellte er sich
sreudeftrahleno vor seinen Modellen
aus« rieb sich aliickselia die Hände und
meinte fclnnunzelnd: ,,Sind die nicht
so qui aelungen wie einst in meiner
Bliitbereit?«
----—-.—
Wie sum Autoqraphm erlangt
Von einein erfinderischen alten Au
toaraphensammler erzählt ein franzö
sischee Blatt, der lieh eines schlauen
Mittels-« bediente, um von beriibtn
ten Versänlichleiten, die fich sonst ar
gen die Wiinsche der Tllutoaraphen
satnniler recht spröde zeigten, Unter
fehristen und aewähnlich foaar eigen
händjae Briefe zu erlangen. Ob es
nun ein Künstler war oder eins-Endig
:nann, ob ein Fürst oder Dichter, sie
alle einvfinaen meist denselben Brief«
in ihm stellte der Autographensammler
sich als der Besitzer eines Geschäftg vor
und erzählte von einem Mann, der im
Namen deg- Adressaten größere Befiel
lunaen aemacht habe. »Sie werden eg
beareislich sinden«. so schloß aemöhn
lich der Brief, »wenn ich Sie um
schriftliche Bestätisauna dieser mir er
theilten Aufträae bitte.« Der Empfän
aer des Schreibens war höchlichst er
staunt und vielleicht auch entrüstet unt
girff fast irntner sofort zur Feder, um
den oorsichtigen Kaufmann sofort dar
über aufzuklären, daß er das Opfer
einer Mustifilation fei. Der Auto
araphensarnmler aber hatte, was er
wollte, den eigenhändian und sogar
an ihn selbst adressirten Brief, den et
dann schmunzelnd seiner umfangrei
chen Sammlung einverleibte.
Schleusen-tin
Frau: »Mann, Du bist ein rechter
Galaenstriel!«
Mann: »Nun, dann bist Du ja des
Galgenk
Frau: .Wieso denn?«
Mann: .Weil ich mit allen Faserf
an Dir hängel«
tm- kleinkk thilmm.
»O
»Nicht wahr, Taute, im gibst mit
den Apfel, den du im Mund hasti«
Unter Freundinnen. «
»Wie stenfi du denn mit deinem
Ernsi?«
»O. er nment seinem Namen alle
(G«1«pre.«
»Wieso?«
»Ist meint es wirklich ernstlich mit
nnr.«
Du- klkink Epist.
Onkel: »Nun. Häuschen, hast Du
den Apfel, den ich Dir gestern schenk
te, mis Deinem Mwesieechen qt
theilt?«
Häuschen: »Nein, Onkel!«
Onkel: »Ja, warum denn nicht?«
Häuschen: »Im der andern Välsts
war ein Wurm!«
Einwand
tkiteiängnisidireitor: »Ihr Gefiims
nißstrase ist nun verblißt, Sie diirsen
also heim nnd werden« so hosse ich
nie wieder hierher ziiriicktehren.« «
Striiflinq (Einbrecher): »er
tönnen Se sicher sein, Herr Direktor,
O nächste Mal wenn ich ermiicht
:verde,·1iebt5 Zuchthaus.
Die Turm-.
Mutter: ,,«’fritzchen, du siehst ja sv
stra! ,lend aus!«
Fritzcheiu Ja dente nur, Mamm
Tante Meblis hat mir drei Mur! ge
schenkt!«
Mutter: »Was! Die aeizige Sie-—
ivvltte sagen, die sparsame Tanteks Ja
wie ginq denn das zu?«
Friyitiem ,,Tante sprach davon. das-.
sie jetzt bald Geburtstag hätte und
dann vierzig Jahre ;viirde.«
Mutter: »Na, das ist start! Schon
mehr unglaublich! Die tgird sa schon
Aber, das thut nichts zur Sache.
Wie ainei es denn iveiter?«
Fritzchem »Ich habe es sa auch nicht
neglaubt, meil Papa erst neulich sagte
daß man der Tante immer nur die
Hälfte glauben diirste Und da sagte
ich zur Tanti: »Aetsch —- stich, das
glaube ich nichts Du bist erst zwan
sin. " Und da sctsentte sie mir n Thu
ler«
Kinder-munt
inutten »Liebe Anna heute ist der
Geburtstag deiner Großmutter; da
miiszt du ilsr Glück wiinschen und den«
lieken Gott bitten daß er sie ims ge
sund erliiilt und recht alt werden iäßt «
«)liiiia:»21di,tjjiaina da ivill ich
doch lieber den lieben Gott bitten, doti
cr sie wieder iuna werden läßt; eilt
zienua ist sie ja schonm
siindekmmid giebt Wahrheit fund. «
Es werden in derS chrile einige leickn
verständliche Sprichwdrter besprochen
d:.1runter Almosen geben armer nichi
»Was- solt das wohl heißen, Swpr
Der Seppl besinnt sich eine Weile
Haus dr- hat eri- schonx ist ja ein am
.1escheit’5 Biiabl: »Wenn ina Almosen
giebt, wird ma deswenq nei äriner.«
»Wer-ex Seppl dac- !)i1si du qui ges
macht! Aber w a r n in wird man des
incqu nicht ärmer ?«
Wieder eine Pause tiefer Gedanken
arbeit: »Weil ma ja a so (ol)«nedieg)
net viel hergiebt!«
Gitter Rath
»Wie machst Du es nur, daß Du
als Lilienan immer ir- iröhlich bist?«
»Seht einfach; ich irreiie inii mei
ner Frau.«
»Du siteiiesi ?"
»Ja, dann wird sie bös nnd —
spricht acht Time lana lein Wort mit
mir
Steine Gefahr.
»Jic1, Trick-el, wo willst Dis denn so
citia l,in?«
Wan Fleijchm Wurli nnd Speck
holen!«"
»So du verliere nnr g Geld nichts«
«».lch nee - wir Pinnpenl"«
Deplaeirieo Sprichwort
Frau izu ihrem Manne): »Du.
Alberi, der Max hat mir den ganzen
sauren Hering genaschil So ein ver
dammter Bengel!«
Mann: »Ja, vervoi’ne Früchte
schmecken süß!«
Uns-erfroren
A Mi
I Gast: »Das- Huhn besteht ja mit
aus Haut und Knochen!«
Wirtkyim »Na, die Federn kann ich
Ihnen doch nicht miibmäen!'«