Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, July 02, 1909, Zweiter Theil, Image 10

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    « »fMlMMEIH-Ilsråjoisfussitsuföluktsfkofskkjjlsff
Was die Nacht verbarg.
Roman von E. P. Oppenheim
AS
flle
qng Ost-HEXE -
ORTHODO
: n I O o O d 00 - cOchsjccUxieEQVUNLÆOO chGkscs COECA-COECA
l5. Iortsetzunnt
Hpllfelder mußte lächeln. »Ich
Taube nicht. Jch vertehre mit ihm
Thon seit einigen-Jahren nnd für eine
o lange Zeit wiirde es ihm schwer
lich gelungen sein, die Miste des
friedfertigen Bürqers festzuhalten
Mit sich hinter ihr ein gefährlicher
Feind der Gesellschaft versteckte. Jn
einer Zeit. wo sich sozusagen alles in
der breitesten Oeffentlichteit til-spielt
M wo namentlich den Anerkennan
det Presse kaum noch vie allerintimx
Heu Dinge entgehen, sind Derartige
Meister-eben kaum länger als iiir we
niseFage oder Wochen durchzniiih
sein«
Murg-in die der Unterhaltung bis
ier anscheinend nicht das geringste
Interesse geschenkt atte, want-te sich
Mlich nach dem Sprechenden um.
.Tuch Sie gehören ja dieser Just-säu
sigen Presse’ an, Herr Hollfelder?«
fragte sie mit einem Lächeln, dag- aber
M über den Ernst ihrer Worte nicht
ganz hinwegzutänschen vermochte —
«Da solltest Du doch ans Deiner Hut
sein, Herrninei Möglicherweise tönn
te Herr Hollfeider, ehe wir nn-. dei
fen versehen. auch uns unsere allerw
tinesten Geheimnisse entiockt haben«
- »O. ich fiihle mich gasn sicher«,
sah die Komtesse heiter zurück. »Die
einzigen Dinge, die ich als Geheimnisz
We. sind mein Alter nnd die Adresse
meines Schneider-II. Die aber werde
ich mir sicherlich nieder mit List noch
mit Gewalt entreißen lassen«
· ·Und Sie, Fräulem v. Weinw
Heutw fragte heinz, dem jungen Mäd
Gen tief in die schönen Augen bli
Lend. , ’
»Ich? —- Run, es aieht in meinem
Leben so mancherlei. das ich aern für;
. sich behalten und worüber ich mit!
niemand sprechen möchte.« «
.Und doch begehen wir oft eines
schwere Sünde gegen uns selbst, ins
fern wir uns die Wohlthat der erleich
ternden Msittlteilung versagen, old-i
wohl ein mitfühiendks Herz bereitl
wäre. unsere Sorgen tu theilen und
unsere Kümmernisse mit uns n- tra
sein« s
Sie hatte nicht im Zweifel fein tön-!
sen, wie seine Worte qemeint waren,;
" nnd es entnina ihm nicht, daß ihre
Wangen sich für einen Moment höher!
färbten !
»Ein mitfiihlendeg .f)erz!« wieder-U
holte sie halblaut. »Ach. wann sind
wir denn dessen sicher?«
»Ich glaube an das Vorhandensein
einer inneren Stimme, Fräulein v·
Webringem die uns in solchem Fall
tuurn je belügt Mich wenigstens bat
sie meines Wissens noch nie betrogen «
«Mich aber bat dar Leben leider
gelehrt, mißtrauifch zu sein --—s auch«
sqen die Stimmen in meinem eige-l
nen herzen.«
«Jmmer?« fragte er mit tiefer Be
dentung
Margot wandte wie in Verwirrung
den Kopf. »Ich weiß nicht —— und es
ßnd ja auch. wie ich denke, nur ganz
allgemeine Betrachtungen die wir da
anstellen. —- Iilopfte es nicht eben an
die Loaentliiir?«
Auch Hollfelder hatte das- Klopfen
vernommen, und ärgerlich über die
Unwilltommene Unterbrechuna stand
er auf, um zu öffnen. Es- verbesserte
feine Laune durchaus nicht« als er
mebrowsti vor sich fab. und er war
sehr qeneigt, ihn in der Stille feine
Veran einen zudeinglichen Menschen
is nennen, als der Pole, ohne eine
Erlaubniß dazu zu erbitten, an ihm
Vorbei in die Lage trat, um sich fo
gteich mit höflicher Verbeugung an
ie Komtesse zu wenden.
»Auf ich hoffen, daß nnävinste
Oräfin sich meiner noch erinnern?"
fragte er. »Es war in Ostende, wo
seit die Ehre zu theil wurde, Ihnen
vorn-stellt zu werden« »
Die Komtesse reichte ihm.die sum-l
lengefchmiickte hand, die er ehrerbie-;
tin an seine Lippen führte. «Gewiß.l
ich sprach bereits zu herrn hollfelder
davon, denn trat meiner schlechtem
Insen hatte ich Sie wiederertannt. —I
W Sie uns ein wenig Geselifchsft
Mk- « , -
Dvmvtowgti vetoeitgte tim dan
kend. »Wenn Komtesse nein-Den
Uber- darf ich vielleicht bitten, mich
dem niidinen Fräulein vorzustel
len? Ich hatte seinerzeit nicht den
i
· Wrzug·««
»O, entichuldiqen Sie! —— Heer
Doktor Dombkowgti —- meine liebe
Freundin und aufopfetnde Begleiter-in
Fräulein v. Wehringen!«
Murg-it erwiderte die artige Ver
sei ng des Polen nur mit einem
n Neigen des schönen hanptes
nnd hielt es nicht für nothwendig, ein
Beet zu sprechen Ihre Aufmekk
inmkeit irae ersichtlich schon wieder
ganz den Vorgängen auf der Szene
zugewendet und Dennbeowsli konn
I · te ej ilst den Umständen nach nicht als
« eine Unhöflichleit qui-legen, daß sie
ihm halb den Rücken kehrte. Nichts
destoweniger rückte et einen der freien
Ctiihle ganz nahe zu ihrem Sit, nnd
slt et jeit mit seiner leisem rieb-gen
Stirn-In die trottiere- auch nahm-d
per tanfchendsten Musik deutlich ver
- dlich blieb, Tiber das Ballett zu
begann, schienen feine Worte
Uhr für Magst alt ist die
- besinnt
EH war qanz und gar nichts Au
ßergewöhntickes in dem was er sag
te. und Hollfelden der sich rnit wach
senbern Unbehaan durch diesen Po
len met-r und mehr aus der Unterhal
tung ausaefchaitet fühlte, dies-, fes-d
selbst einen Narren, weit er vie Ern
pfinvuna nicht los werden tpnnte,
daß sich hinter diesen scheinbar glei ch
atiltigen und inhaltlpsen Phrasen ir
aend eine versiewtte Absicht verberge
deren Natur et nicht zu ergründen
vermochte. Ein paar Mai hatte er
I wohl den Versuch gemacht. sich an dem
»Geh-täti; zu betheiligen, aber nur die
IKacntesse hatte ihm in ihrer liebens
würdhen Art auf seine Bemerkun
gen geantwortet Maraot biillte sich
hartnäckies in dasselbe eisiae Schwei
gen. hinter ins sie sich bei dein Ein
tritt des Poien verfchanzt hatte, und
Dombrowsti fschien die Aeußerunarn
feines Elubaenossen vollstäan zu
Ebers-isten
) So verstummte denn auch bollseis
Ider endlich ganz. aber er sehnte mit
steigender Unaednsd das Ende der
Vorstellung herbei-. Jene Nervosität,
von der er sich seit seiner unverhoff
ten Wiederbegennuna rnit Margot
fast ganz frei gefühlt hatte, gespaan
aufs neue ihre quätende Herrschaft
über ihm und er empfand die Gesell
schaft Dombrorvstis mehr und mehr
wie eine kaum noch-zu ertraaende lör
periiche Pein. Die lärmenbe Musik«
«die blendende Lichtkülle auf der Bith
ne. die tchwiilr. aus allen erdentlichen
Gerüchen zufammenaesente Atnwt
sphäre —- alles trug dazu bei. seine
Unruhe nnd sein Mist-ebenen zn ver
mehren. Jn einein ähnlichen Zustan
de hatte er sich oft als Knabe unmit
telbar vor dem Ausdrucks eines schwe.
re) Gewitters befunden, unb er glaub
te auch jett etwas von einer docharabi -
aen elektrischen Spannuna zu ipiirens
der rnit der Gewalt einer Katastrophej
die Entladuna folaen müsse. l.
Aber es aeschah nichts, das auch nur
entfernt einer solchen Katastrobbe
ähnlich aesehen hätte, Die lang aug
aedehnte Vorstellung aina zu Ende,
nud die Korntesse versicherte beirn letz
ten Fallen dek- Vorbanak, das-. sie sich
vortrefflich unterhalten habe. Tier
ngendiener brachte die Sinn-ils und
Abendiniintel der Damen. und Dorn
brotvsti. der sonst jederseit eine sast
unnatürliche Gleichgültiateit aeaen
das schöne Geschlecht bekundet hatte.
legte die größte Geschäftigteit an der
Tan, urn Mark-tot allerlei kleine. obne
Wort und Dant entaeaenaenornrnene
Ritterdienfte zu erweisen.
Hollselder reichte der Komtesse den
Aren, um sie binnnterxusiibren Da
tarn ihm vlöylich ein oerrneaener Ge
ranir. »Wear Komtesse mich siir
sehr unbescheiden balten«, fragte et,
»wenn ich um die Erlaubniß bitte. den
Damen zu einer Ihnen genebrnen Zeit
meine Aufwartung zu machen? Ich
hätte so gerne eine fär rnich sehr wich
tige Angelegenheit rnit Fräulein b.
Webrinaen besprochen.«
»Aber natürlich', lautete die lie
benswürdige Antwort. »Es sei Ihnen
mit Veraniiaen aestattet, vorausge
setzt baß Sie rnit der sehr bescheide·
nen Gastfreundschaft vorlieb nehnsen
wollen, die wir bier in einer beschränk
ten Mietbwohnuna zu erweisen ver
mögen. Wir wohnen Pariserstraße
71 — wenn ich recht berichtet bin, in
Ihrer nächsten Nachbars-hast«
Hollselber zerbrach sich nicht lange
den Kopf darüber, aus welche Art sie
zu der Kenntniß seiner Abreise aes
langt sein könnte. Er war glücklich
über die erhaltene Erlaubniß« die er
sichtlich nicht ungern ertheilt worden
war.
»Wenn es übrigens Ihre Absicht
ist«, fuhr die Miesse fort, »sich nach
Hause zu begeben was tnan bei einem-«
jungen Manne ja niemals mit Be
stirnrntheit voraussehen kann so darf
ich en vielleicht einen Platz in der
Deo chte anbieten. die wir fiir die
heimsahrt bestellt haben. Es sind ja
nur weniae Schritte von unserer Wob- ,
nuna bis zu der Ihrigen.«
Er zögerte selbstverständlich nicht.
die Einst-sung anzunehmen, aber als
die Kotntefse in diesem Augenblick die
Stimme Dombrowstiz dicht hinter
»sich vernahm. flüsterte sie ihrem Be
;gleiter zu: »Nennen Sie, bitte, dem
Kutscher das Ziel unserer Fahrt nicht
zu laut. Wir sind im großen und
ganzen io wenia auf Emvsang von
Besuchen eingerichtet« daß ich Ferner
stehende nicht gern über unsere Woh
nung unterrichtet sehen möchte.«
hollfelder that nach ihrem Wunsch,
und er tonnte sicher sein, daß Dom
browsii die Adresse nicht gehört habe.
Etwas wie ein leises Gefühl der Ge
nugthuung mochte wohl aus seinen
Worten klingen, als er sich, nachdem
er den Damen beim Einsieiaen behilf
lich gewesen war, abschiednehmend an
den neben dem Droichienfchlag stehen
den Polen wandte: »Adieu, Herr Dot
torl Vielleicht sehen zoir uns später
noch im Cluh«t«
«Bielleicht!« erwiderte Dombrows
ti, verneigte sich noch einmal gegen
das Innere des Wagens hin und war
eich darauf in der Dunkelheit ver
Gesundem
Während der Fahrt war ei fast
ausschließlich die Gestirn die mit gro
skk AMsleit die Kosten der Un
Erhaltung deftritt All die Quid
te nor dem bezeichneten dar-le in der
tsariier Straße hielt. legte sie in ei
rem Ton, der an da Aufrichtigshit ish
rer Worte keinen Zweifel ließ. »Sie
-:-iirden mir eine Freude kriechen. Herr
onltfelden wenn iSie noch ehrst-us
. Idee mit uns Abwurf
I Margot sagte nichts.
Ter innge Schriftfteller aker folg
te. krank von einer freudigen Empfin
kinn erfüllt. den beiden Damen ins
Wans.
Zehntes Kapitel.
isin Mädchen in tleidfnnrer Zofe-r
enin öffnete ihnen die Wohnungs
e.tir. Sie schien etwas verwundert
ii.«er den späten Besuch, und being
Lächelte ein wenig, als er bemerkte.
nie kritisch se ihn titulierte. .
Jedenfalls fiel die Prüfung nicht
in feinen Ungunften aus, denn das
Tilciidchen deeilte fich, ihrn Hut und
Stock abzunehmen. Dann öffnete sie
eine Thiiiz nnd dicht hinter den Du
n en trat Heinz iiber die Schwelle.
Als er sich in dem Gemach umfah,
fxitilte er sich merkwürdig enttäu Ett
lfr war voller Erwartung ges-rieth
in welcher Umgebung die beiden ei
genartigen Frauen leben mochten;
diefe nichtsiagenden, recht gewöhnli
chen und unmodernen Salvnrniibel
aber, deren Geichmacklosigteit fein
tiinftlerifches Gefühl beleidigte. schie
nen ihm viel mehr in die Wohnung ei
fner Zimmervermietherin als hierher
zu patien. Er athmete förmlich erleich
tert auf, als er wenigstens einige vor
treffliche Bilder an den Wänden ge
’ wadete. und als fein instinktivei Su
chen nach aehätelten Decken und ähn
; Eichen Ziercrrten ohne Erfola blieb.
- Die Komteffe fchien feine Gedan
ten zu errathend, denn gleichsam ent
i fchuldigend tagte sie: »Wir haben die
Manna möblirt gemiethet. und
wir mußten noch froh fein, wenigftens
eine abnefchlossene Etage zu erhalten.
-»—— Liebe Morast, willst Du den Thee
bereitenk Ich bin in zehn Minuten
wieder bei Euch.«
»Sie nickte Hollfelder lächelnd zu
Und ging hinaus.
Marnot trat an die Theemafchine
und entzündete das Spiritusfliimmi
chen unter der Aussen-Ue «Darf ich
Ihnen eine Cigarrette anbietenk frag
te sie Heinr. ohne ihn anzufehem
»Qder wünschen Sie vielleicht einen
Rognat?«
»Ich danke iehr«, erwiderte er. Sei-«
ne Stimme hatte jetzt einen festen,
deftirnmten Klang. »Aber ich bitte
Sie, mir einige Fugen zu beantwor
ten." "
Nachdem sie sich überm-at hatte
daß aeniiaend Wasser für den This
in ver Maschine war, wandte sie sich
nnd sab ihn an —- mit einem gro
ßen, seiten Blick, sich mit oen Händen
auf den Rand des Tisches stützend.
Das gedärnpste Licht der mit rother
Seide verhangenen Lampe aah der
Haut ihres schönen Gesichte einen
wunderbar warmen Farbenton, ihre
herrliche Gestalt lain in dein anschlie
ßenden Promenadenlleid voll zur Gel
tuna.
Seine blinde zitterten —- so, wie
sie fest vor ihm stand, hatte er sie in
Jener Nacht in seinem Zimmer gese
. n.
»3unächst«, sagte sie langsam.
«möchte ich selbst eine Frage stellen.
Warum thaten Sie basi«
«Was?« fragte er oerständnißloä.
Sie machte eine angeduldige Be
srseguna »Warum erwähnten Sie in
Ihrer Aussage nichts von mirs«
«Jch weiß es nicht«
»Sie haben sich damit in eine be
denlliche Lage gebracht. Ihr Ver
schweiqen eines so wichtigen Umstan
des tann Ihnen, wenn es bekannt
wird. ernste Unannehmslichleiten ziel
3iehen. Sie haben sich dieser
sahe ausgesetzt ——— offenbar nur« um
mich zu schönen. Warum hast«
.Vielleicht nur« weil ich ein Narr
war'. sagte et hart.
Sie schüttelte den Kopf. »Nicht
doch! —- Das war nicht der Grund.«
Er trat ein paar Schritte aus sie en.
»Ich that es, weil ich so schwach in
wie andere Miit-er anch«, sagte er.
.Soll ich es Ihnen nach einmal in
dürren Worten sagen, was Sie doch
schon wissen? —- Jch that es. weil ich
nicht wollte. daß jemand erfahr, Sie
seien in jener Nacht in Otto Martenk
Wohnung gewesen. Weil ich Sie vor
allen peiniaenden und demiithigeni
den Fragen schiisen wollte and vor
dem Gerede der Kette. Sind Sie
fett zufrieden.«
»Es war senk, sehr großmüthig von
Jdnen«, sagte sie weich. »Ich bin
Ihnen vielen Dank schuldig.«
Er wehrte entschieden ab. »Ich ha
be ei! nicht gethan, unt Dant zu ern
ten«, sagte er. »Das einzige, das ich
dosiir begehre, ist die Ueberzeugung
daß ich recht gehandelt habe. Jch
l wünsche ietzt zu wissen, was Sie zur
Nachtzeit allein in der Wohnung eines
solchen Mannes wollten« in einer
Wohnung, zu der Sie sich nur mit ei
nem gestohlenen Schlüssel Zutritt ver
schassen konnten. Ich wünsche ferner
zu erfahren, was Sie über seinen Tod
wissen.«
»Ist das allew· fragte sie.
»Ist es nicht genug? «- Die bei
den Fragen genügten jedenfalli,· mich
halb tun den Verstand u bringen.
Sie wissen n t, in Zustand
Frisch diese ung etige Nacht gebracht
a .«
»Sie haben ein Recht, die Fragen
zu stellen«, sagte leise, »und id
habe kein Recht, e Antwort daran
zu verweigern.«
«Nein!« bestätigte er kurz und
rauh.
z Nachdenlliit fah He ihn an, und ihn
Augen spie-reiten die Weilexe des
zur-enden kleinen Flämmchen unter
dein TheekeseL in derer das Wasser zu
iurnernn begann.
»Ich tann nicht«. sagte sie Möglich.
»Ach lasen III-en Mk sagen«
Einen Athemzua lana starrte er sie
sprachlos an. Der Ton ihrer Worte
hatte ihm deutiicher gesagt. ais die
Worte selbst. daß er nichts, nichts von
ilyr erfahren würde. Das hatte ihn
getroffen wie ein Schlag. Möhlich
lachte er aui, io wild und trampihaft,
daß zum ersten Male ein Ausdruck
von Furcht in ihre Augen kam.
»Ich bitte Sie«, bat sie leiie und
streckte unwilltiirlich die Hand aeaen
ihn aus, «ieinen Sie nicht so zornig!«
Aber seine Nerven versagten. Er
war außer sich. »Nicht zornig —
nein! Nicht darüber-, daß mich diese
entsetzliche Nacht Jahre meines Le
bens kostet. vielleicht überhaupt mein
Leben. Ja. mein Leben! Denn ich
habe ein Gefühl fest, dieTe aanzen Ta
ge hindurch. daß ich unfähig geworden
bin, llar und logisch zu denken, daß
ich nicht mehr werde arbeiten tön
nen, nichts mehr schaffen· Das ist
gleichbedeutend fiir mich mit dem Vers
lust meines Lebens überhaupt Und
all das. weil ich mir den Fluch dieser
Züge ausladen mußte --— seinetwegen
- s ist —-—'
Er schlug die Hände ver das Ge
sicht, und wie im Fieber schüttelte es
feinen Körper
Der Ausdruck ihrer Züge wurde«
hart. «Zie hat-en es um meinetwil
ten gethan. und ich bin Ihnen dont-»
dar dafiir -—- ich habe es keinen Au
genblick abzuleugnen Aber ich habet
Sie doch nicht darum gebeten, u
schweigen Wenn Sie es bereuen, dso
machen Sie es hoch wieder gut und
reden Sie. Ich habe es von vornher
ein nicht anders erwarten können. ais
daß meine Anwesenheit in Martens’
Wohnung zur Sprache kommen wür
de. Und ich werde hie Folge zu tra
gen wisse-ak
m nen are Vanoe nnren uno marki
te eine heftige Bewegung. »Sie wis
sen recht aut, daß ich es nicht tann«,
stief, er hervor. sent so wenig wie
in der Nacht, als ich Mariens fand·«
Er suchte sich zu beherrschen. »Ich
will Ihnen ia leine Vorwürfe machen.
Wenn ich es gethan habe, müssen Sie
es meiner troftloien Stimmung zu
Ente halten« Nur das eine müssen
este ——«
Sie lchien willens« ihn en unterbre
cken, aber er sprach rasch und rück
siadtsloo weiter.
.Nur das eine müssen Sie mir be
antworten. Ob das, was Sie zu die
iem Mariens führte, in irgend einem
Zusammenhang mit leinern Tod steht.
Ld Sie etwas von seinem Tod, von
drin, der seinen Tod herbeiführte,
wissen.«
Sie preßte die hände auf die Brust.
Jltr Gesicht zeigte einen gequälten,
nrkiden Ausdruck Er wartete aedul
dig, bis sie sprechen würde· und sie
sagte denn auch endlich zögernd und
widerttrebend: »Ist-re erste Frage
tann ich nicht beantworten, weil ich
nicht weiß, weshalb Mariens ermor
det worden ist. Genügt Ihnen das
als Beantwortung auch der zweiten
Fragek
Er atlimete tief und erleichtert auf.
Aber nach einmal fragte er eindring
lich: »Sie wußten nicht, daß Martens
eine Gefahr drohte? Sie hatten teine
Kenntniß davon« daß er —'
»Nein! Ich glaube, daß Martens
lein schrealiches Schisial nicht unver
ichuldet getroffen bal; aber wenn ich
gewußt hätte, wag ihn erwartete, hätte
ich ihn zu ichiiden gesucht. Bitte —
nun auiilen Sie mich nicht mehr!«
Aber weshalb tonnten Sie mir das
nicht eher lagen? Nur darum habe ich
Sie doch befragt!«
Sie schüttelte den Kopf. »Nein —
Sie besroaten mich um andere Dinge.
Aber nachdem ich Ihnen so viel gesagt
habe, will ich noch weiter gehen, will
ich Ihnen ein Geständniß machen. Jch
weiß nicht, weshalb Martens ermor
det wurde; aber ich wüßte doch ein
Motiv sür diesen Mord. Ich bin in
seiner Wohnung gewesen. um zu —
stehlen. Ja. zu stehlen! llnd das,
was ich mir nehmen wollte, kann wolkl
auch einen anderen aereizt haben, it
es doch vielleicht —- vielleicht die Ver
anlassung zu der schrecklichen That ge-«
wesen. Das iit alles, was ich Jhnen
saaen tann·«
Er trat dicht an sie heran. «Wissen
Sie, tvaz es bedeutet, was Sie da
gesagt haben? Was sind Sie? Wer
sind Sie?«
Margot guckte die Achseln. Jetzt,
nachdem sie gesprochen hatte, vermoch
te sie sogar zu lächeln. »Das wußten
Sie ja schon, ehe Sie mich wiederge
sehen hatten«, sagte tie. Mit einem
leichten Anslug von Bitterleit silgte
sie noch hinzu: »Ich ahnte nicht, baß
nian im baute meines Stiesvaters
Photographien von mir ausbe
iva rt.«
»Ich weiß nichts weiter, als daß
Sie die Stieitochter des Oberstlienteg
nants Arnsiorf sind und den Namen
Ihrer Mutter sühren«, ent egnete
hollselden »Mehr hat mir Eise Ba
ter nicht anvertraut, und ich durfte
nicht weiter stagni, so gern ich es auch
gethan "tte. Ich tot-II nicht, tvie
Sie in d e Gesellschaft der —- der Da
me kommen, mit der ich» Sie getrossen
habe, weiß nicht, was See hier in Ber
in nchen.«
, meine, auch davon wüßten Sie
etwa-« erwiderte sie und trat an den
el, in dem das Wasser to te.
Er olgte ihr mit den Un en. « ie
schön im« dachte er, un halblaut
tan- es ihm von den Lippen: »Ich bin
ein Rates«
Sie wandte sich unt sind sah idee(
an »Wie meinen Sies« fragte siei
verwundert
»sich Reine. daß SEe mich nicht an
Sie Mit then
»Weshatb weilen Sie due denn?'
fragte sie rasch Gieich datan aber
biß sie sieh auf die Lippen, M bereute
sie, daß ihr die Worte entiahren rou
ren.
Er war mit der Antwort raich bei
der Hand. »Ich sann Ihnen nicht
ia en warum ich es will«, sagte er.
ichek ist jedenfalls, daß es nrir
meine Ruhe zurückgeben würde, konn
te ich uneingeschränkt an Sie glau
ben.« Er sah sie an und es brannte
ein wildes Feuer in feinen Augen
..Die Nacht war entiedliw Ich glau
be arme werde ich das nie verwin
ken!«
»Sie werden es verwinden. Es
muß für Sie entieslich gewesen sein
sp- daS gebe ich zu. In jener Nacht
muß ich anen wie ein böser Geist
erschienen sein.«
»'«siir mich sind Sie immer noch to
etwas wie ein böier Geist.«
»Ah!«
Ach weiß nicht« was Jlinen diese
Macht iiber mich giebt. Sie sagen,
’ daß Sie mir dankbar sind; aber Sie
lohnen rnir nicht aut. was ich gethan
linke Sie glauben mich aus Arm
I länae von sich bakten zu können. sagen
; mir so wenig als möglich, so gut wie
" nichts. Aber ich weiß doch nicht, ob
ich mich to aane willenlos darein er
geben werde.«
Sie antwortete nichts. Aber sie be
obachtete ibn sorgsöitia, denn das »ge
iiibriicbe Feuer war noch immer in
seinen A gen.
»Sie aben mir nicbte von dem
gesagt, was ich zu wissen beqebre',
fuhr er fort. »Ich frage noch einmal:
Wer sind Sie? Was thun Sie biet
in Berlin?«
Sie spielte mit ihren Ringen und
gab teine Antwort.
Er sah auf- ibre hande. »Sie sind
reichl« sagte er plötzlich.
Sie sab erstaunt aut. »Wie toms
men Sie daraus? Ich bin durchaus
nicht reich.«
»Das Leben, das Sie führen —«
»Sie vergessen, daß ich eigentlich ei
ne Art Geiellichastedame der Gräfin
Waldendorfi bin.«
Er erinnerte sich der Adresse auf
dem Pries. den er Margot angehän
digt hatte. .Die Gräsin Waldendorsi
s- ist das die Dame -—«
»Mit der wir den Abend zusam
men sind. Im übrigen —- es ist doch
ganz gleichgültig ob ich arm oder
reich bin. Wie ich auch leben mag; es
kiimmert keinen Menschen«
»Sie sind aber nicht tiir eine ab
biinaige Stellung geichassen.«
Sie lachte leise. »Ja abhängiger
Stellung ist jeder Mensch. Nur bil
det sich der eine mehr ein als der an
dere, frei und unabhängig zu sein·
Außerdem —— ich besin mich aus
freiem Willen in dieser Stellung,
Herr Hollseider·« .
Sie standen dicht voreinander. Sie
schien rubi und gelassen. aber ihre
schmalen, feingeschnittenen Nasensliis
get bebten leicht, und ihre Finger Y
ten unruhig auf der Titchslatte.« s
heiße Feuer in seinen Augen ließ sie
ersilterm
»Aus freiem Willens« wiederholte
er. »Ja, man erträgt leicht das
Schwerste, wenn man sich nur einzu
reden perman. daß rnan es aus freiem
Willen aut sich genommen hat. Ich
habe diesen Trost nicht. Was ich ge
than habe, that ich unter einem
Zwang, der Mieter war als mein freier
Wille. —- Fräulein Margat, es qiebt
ein besseres Lapi —«
»Nicht fiir mich', unterbrach tie ihn
rasch. »Herr Sollten-eh ich bitte Sie
inständig, fügen Sie Ihrer ersten
großmüthiaen That eine zweite hinzu
und verlassen Sie mich. ehe die Kom
tesse zurückkehrt. Vergessen Sie-jene
Nacht. Erinnern Sie ssch nur daran,
edel aehsndelt zu haben —- an nichts
anderes.«
«Zu ipiit«, erwiderte er· »Ich tann
nicht mehr.«
«Sie sind ein Mann —« ·
«Ehen weil ich ein Mann bin, und
Sie das sind. was Sie sind.« ·
Sie erröthete. »Sie dürfen nicht
la reden«, tagte tie. »Sie wissen nicht,
was Sie tagen — und —- wer ich bin!
— Still! Jch glaube. ich höre die
Konttesse.«
Sie schloß nati- die Augen nnd
neigte den Kopf tauschend ein wenig
vor. Die Lampe streute zitternde
Lichter iiber ihr Hase. nnd ei ginge
wieder jener feine, sitze shmendktit
vors Ehr ans, der dife Sinne io Ich
An chmeicheind um ing. . e S« -
beit. ihre Nähe brachten inz«halb
von Sinnen.
Er ri sie plößiich in seine Arme,
und un nniae Worte itanrrneind, be
deckte er ihr Gesicht mit feinen bren
nenden Küssen. Als er feinen Mund -
ieit qui ihre weichen Lippen ptkßksk
empfand er beseligt, wie sie den Deus
zurücktrat-. und wie innig sie sich an
ihn schmiegte.
Wie lange er sie in seinen Armen
gehalten, wußte er nicht. Jedes Ge
iiihi für Zeit und Ort waren ihm ver
toten gegangen. Er wußte nur, daß
sie sich plötzlich, wie ans einem mir
ren Traum erwachend, von ihm los
riß, daß sie aus dem Zimmer iiiåchs
tete —- und daß an ihrer Stille die
Komtesie Waldendorss vor ihm stand.
Sie lachte leise, als sie in sein ver
störtee Antlis fab. »Sie sind ein biß
chen rasch und —— gewaltsam in J ten
Liebeeqefchichtem Herr hollie r.
Finden Sie das nicht and-K meinte
sie, und er wurde nicht tlnq daraus,
ob sie scherzte oder unwillig war. »Ze
hen Sie —- und nun tut sie uns allem
geiasien.«
»Im Mk wenns-artig , nun-neue
dein3.
Die Gräfin trat rultig an die Idee
mafchine und füllte zwei Gläser
,.Nebmen Sies« bat sie liebenswürdig
und reichte ibm dae Glas. »Der Idee
wird Sie beritbigen Oder muß nttaz
ich mich var Ihnen fürchten?«
Er nabm ibre band und liißte sie.
.Sie sind eine gütige und vortrefi
liche Fee. gniidige Gräsin«, sagte er
dankbar.
Sie drohte ibm lächelnd mit dem
Finger. »Ich glaube, man muß sich
vor anen’in acht nebmen«, scherzte
sie. aVon Margot belommen Sie ntm
freilich beute Abend nichts nieer zu
sei-en. Kommen Sie zu einer beiie
ren Stunde wieder, Herr Hollielder.'·
Er verstand den Wink und veer
ichiedete sich.
tFortieyung folgt).
M
Man glaubt gar nicht. wie entrüstet
einer fein lann, wenn man ihm ebenso
ireimiitig antwortet« als er sichs erbat.
O O O
Die Gebrüder Wrigbt haben den
Preis ihrer- Flugmaichinen auf
Nin-ti- herabgesetzL Für den Mittels
stand immer noch ein bischen teuer.
I I I
Jth baf ein Mann sder Wissen
schaft zwanzig Kranlbeitttleime in ei -
nein BloiSchein entdeett. Das ändert
nichts am Wert
O
I I
Kuba steht jetzt vor einem Defizit
von 10 Millionen. Auch die Freude
an der Freiheit ist nicht ungemischt.
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Perlen bedeuten Tränen, aber noch
öster gilt das Umgetebrte.
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halt zu machen war stets leichter
siir den,der ging, als siir den, der lies.
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Die meisten nehmen Macht für
Größe·
Ein Landdiftritt in Colorado sucht
eine-fange Lehrerin von angenehmem
Aenßeren mit ertlärter Abneigung
gegen die Ehe. Gibt esdenn so was-!
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Die Torheit des Weisen ist besser
als die Weisheit dec- Toren.
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Wes- nns Böses zugefügt hat, ver
gißt das nie; er verlemndet uns über
all zu feiner eigenen Rechtfertigung
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I ist verschieden: Der eine wird vor
der Zeit alt, der andre nach der Zeit
jung.
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Manches Mitleid weckte Liebe,
manche Liebe stark am .Mitleid.
Der Sultan muß nachgerade wün
schen, er beiände sich wenigstens so si
cher auf einem Dann-sen wie sein
Kollege Castro.
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Dies ist dee Unterschied: der Ideale
betiinipft die Mißbröuche — der Prat
tifche beniiht sie.
Mission-.
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»Welches! Weg müssen wie nun zurück, rechts oder linkss«
Tante Einem-: Rechts ab! An dem hause dort sind wir vorhin vor
beigetommen!« « »
»Was, die hause-: sehen alle gIeich aus.«
Taufe Emmm »Das wohl. apet seht doch einmal das Paar graue
Stellmpfe dort am Fenster an, tm sind mit brauner Wolle ganz lieberllch
gestopft Die sind mit vorhin schon anfgeiallm«