Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, June 11, 1909, Zweiter Theil, Image 13

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    oik pzdzgssiiks «
Dumorisiische Stizze von E. Fah
r o w.
.Nur Männer sind die wahren Pä
dagogen!« erklärte Professor Giindter
seiner Frau. »Du hast keine Ahnung
von Padgogit.«
»Ich bin anderer Meinung," ver
setzte Mieze in dem ruhigen. bestimm
ten Tone, den sie an sich hatte. »Ich
will keine allgemeinen Grundsätze
ausstellen, aber Du speziell bist wirt
nch eein Pövagpge.«
Nun ist es sehr ärgerlich, etwas
ins Gesicht gesagt zu betornrnen, was
rnan zwar die Minute vorher selbst
ausgesprochen hat, was aber doch
dann »san« was andrer-« ist«
»Du behauptest da Dinge. die Du
doch erst beweisen rniisztest!« erwiderte
er gereizt. »Daß ich dieses Fräulein
Meter aus ihre guten Zeugnisse bin
engagirte, biist noch nicht darüber
sort, dasi sie nascht. Jch saae Dir,
sie nascht! Und das ist das Scheust
iichste, was ein Mensch thun tann!«
.Nana! Mein auter Theodor. es
gibt schon noch größere Scheusilichteis
ten ais diese! Ich gebe su, daß ei
unangeneinn wäre. wenn es stimmte;
aber rnan müßte es doch dem Fräu
lein erst beweisen können. Mit einer
undewiesenen Schuld trete ich nicht
aern hervor, darin muß man vorsich
tig sein.«
»Du redrst, wie Du’s verstehst!«
brauste Theodor aus.
»Ja, Gott fei Danl thue ich das.
Wäre es Dir lieber. wenn ich redete,
wie ich's nicht oerstehe2«
Mit ihrer unerschiitterlichen Ruhe
entwaffnete Miete jedesmal ihre Gea
ner s-- —«- wenigstens äußerlich: denn
innerlich wurden sie aerade durch diese
Gelassenheit gewöhnlich noch zorniaer.
Der Drrr Professor stand auf und
griff nach feinen handfchuhen
»Ich gehe aus«-' murmelte er. »Das
aber sage ich Dir, ich rühre keinen
Tropfen honig mehr an, so lanae
diese Person im Hause ist. Und Du
weißt. daß honig mir fiir meine Ver
dauung unentbehrlich ist«
Mit diesem Schlußwort hatte der
Vraoe einen wirksamen Pfeil abae
fchofsen. --- Ein Unbetheiligter hätte
vielleicht denlen lönnen, dasi die Ver
dauuna des Herrn Professors doch
fchließtich nur ihn allein anainae.
Aber Mieze war zehn Jahre verhei
rathet und wußte es besser.
Ein leichter Seufzer entstieg ihrer
Gruft. —- Ihr Theodor war ein wenig
hhoochonder, wie das bei sonst ganz
gelehrten und klugen berren zuweilen
vorkommen soll. Stimmte irgend
etwas in seinen inneren Apparaten
nicht. so hatte er soaleich drei oder vier
Krantheitem deren Shmptome an ihm
erkennbar waren.
Wenn Theodor ieinen Honig mehr
aff. so wurde er sicher am nächften
Tage maaenlmnt
»Mönner find immer schwieria zu
behandeln.« vobilosonbirte Miete,
»aber ein Mann mit Maaenfchmerzen
ist lein Mann mehr, sondern ein
Lindwurm.«
Folglich mußte sie dar tleinere
ilebel wählen und lieber Fräulein
Meter entlarven.
»Liebe« Fräulein,« sagte sie eine
Stunde später zu der Etiitzr. »ich
muß heute siir einige Tage verreisen
s- o, nur bis Bot-dann zu meiner
Mutter. Sie werden inzwischen mei
nen Mann gut versorgen. nicht wahrt
Und stoßen Sie sich nicht an seinen
lleinen Cinenthilmlichleiten Sie
wissen sa, Männer sind eben zuweilen
sonderbar. Er ist, besonders wenn
ich verreist bin. geradezu ängstlich mit
seinem Essen, nnd es dars ihrn durch
aus an nichts sehlen - —"
«Jch werde alles so einrichten, wie
es der Deer Professor hei Ihnen ge
wöhnt ist, gnädige Frau,« slötete
Fräulein Hulda Meier.
»Ja» bitte, thun Sie das. Seinen
honig vergessen Sie nicht beim Früh
stück. » Jch habe gesunden, daß er in
lester Zeit viel schneller alle geworden
ist als sonst er scheint meinem
Mann besonders gut zu schmecken.«
»Das muß wohl der Fall sein« Ho
nig ist nuch so gesund, davon soll nur
der Herr Prosessor recht viel essen.«
«hm s-— und was ich noch sagen
wollte Sie wissen sa, herren haben
ihre Eigenthiirnlichteiten - — mein
Mann hat solche Angst, daß Jemand
ettva aus seiner Honigs-Thale naschen
könnte. dass er eine ganz ultige Ge
wohnheit angenommen hat. Wenn
ich verrelst bin, dann —- denlen Sie
sich blos — dann sperrt er jeden Tag
eine Fliege in seine honigschale!«
Fräulein Meier«e hervorstehende
Augen wurden ten-rund
«Waruni denn doti« fragte sie neu
gierig.
»Nun. das ist doch sehr einfach. —
Er sieht es natürlich sofort, wenn die
Fliege sehltl Dann dtlt nämlich Je
mand den Deckel der Schale gelüsten-«
»Aha! —- tllein, wie mißtrauisih
doch die herren sind!«
·Ja, ia,« seufzte Wiege, »Wer-then
Sie nicht, Fräulein Mein-, das tann
ich Ihnen nur rathen.«
Die Stiife machte ein weises Ge
st und nickte vielsagend. Sie hatte
c
schon östers erzählt, daß sie den oder
jenen aus dem oder jenem Grunde
nicht geheirathet hätte. Sonst . . .
wenn sie nur gewollt hätte! s— -— s
Die Frau Professor sah ihrerStiihe
mit spishiihischer Miene noch, olssie
das Zimmer verließ.
»Sol« murmelte sie. »Die ist be
sorgt und aufgehoben! Und wenn ich
bedenke, wie oft mein guter Theodor
schon versucht hat« mit spitzen Andeu
tungen und bedeutsamen Mienen die
Wackere von ihrer Nascherei zu heilen!
Er hat nur erreicht, daß sie pitirt
gegen ihn wurde und dasNaschen noch
viel heimlicher als vorher besorgte. - —
Zieht aber wird sie ’reiniallen, das ist
sicher-"
Inzwischen hontirte Fräulein Meier
am Wäscheschranl. too sie das schneeig
te Leinen einräumte. Sie sah vergnügt
aus, was ihr Gesicht nicht verschönte
denn es erschienen dabei suchsnrtige
Züge um ihre Augen, und ver schmale
Mund, der stets etwas Zugespinteg
hatte, ward unendlich breit und unan
——s
genehm.
Jin Grunde fiihlte sie sieh recht wohl
auf dieser Stelle. wo sie erst seit sechs
Wochen war. Denn hier waren keine
Kinder int Hause, und sie brauchte
auch nicht allzuviel zu arbeiten. Daß
sie aushesserm plätten und Staub wi
schen mußte, verstand sich von selbst.
Dafür genoß sie auch eine auteVer
ofleaung, der sie nachhalf, wo es an
aina. »- Zum Beispiel war sie gerade
fiir Honig so sehr empfäncilich, und
den bekam sie nicht, weil der Herr Pro
fessor ziemlich spät und ganz allein
frühstürkte, während die Frau Pro
fefsor mit ihr den Feiaenkafse »nur
mit Butter« einnahm.
Ein höhnisches Lächeln lag-aus
Fräulein Meier’s Mienen, alo wirklich
gegen Abend die gnädiae Frau fort
suhr, oom Professor zum Badtthof be
aleitet.
»Der mit seinen dummen Fliegen!«
dachte die Stütze. — »So was Misz
trauisches ist mir denn doch Koch nicht
ooraelotnmeni Da lobe ich mir noch
die Frau Professor -— die hat mir
doch wenigstens die Sache erzählt!
Nun weist man doch, woran man ist!«
»Daß du auf einmal zu deinerMut
ter mußt!« knurrte der Professor
Miete art. »Davon hast du tnir doels
heute Morgen noch aar nichts aesaat!«
»Das Schicksal schreitet schnell!«
oratelte Mir-ie. »Ach fahre dloi dir
zu Liebe weg. Uebrigens komme ickt
morarn schon wieder.«
»Mir zu Liede fährst dtt weack Was
bedeutet dass«
Da erklärte ihm Miete. was sie siir
eine List anaewendet dabe. Ader
Iheovor degrifj noch nicht recht.
»Es-teilst Was ist denn? Tsu mein
tesk soeben. dasz du eine glänzende,
pädaaooifche Jdee gehabt hättest?«
»Ja s- ich alaube, dasz ich dem
Fräulein ietzt data Naschen abgeroähi
nen werde. - Du hast bei der Sack-e
weiter aar nichts tu thun, als moraeti
früh aut ausztipassem wenn du deine
Honiasrlkale attfntachst.«
»Wer-werten soll ich sie denn vorsids
tia aufmachen?«
»Als-gen der Flieqe, mein Thetirer.«
»Aber Miete, eo ist doch aar nicht
wahr! Jch sperre doch niemals eine
Flieae einl«
Mieze dreht die Augen aen Himmel.
hie man nur noch dao Weiße daoon
sah, und seufzte.
Der Professor wunderte sich, tva
ttttii Frauen so oft ohne Ursache seuf
zen. Aber er hatte keine steit mehr
tum Fragen, denn der Zusi ainq alt.
nnd Mieze winkte ihm ttttr noch ein
Adieu aus rein Fenster tu.
Ar. diesem Abend ging der Vroies
for aus, was itnnter nur vorkam,
wenn seine Frau verreist war.
Fräulein Meier war allein zu hour-,
und sie laa auf Frau Mieter ishaise
lonaue, lae in einem Bande Memoi
ren, den sie sonst unter festem Ver
ickilufsl tu halten pflegte, und hatte ne
ren sich einen Teller mit Kaoiarbrddi
cken nebst einer halben Flasche Bur
gunder stehen.
»Das merlt sie nicht«, Dachte sie das
tsei in ihrem schwarzen Gemüthe. »Die
Flaschen im Keller iäblt sie nicht, und
ol- ich mir Kaviar laute oder sonst wag
m essen, das ist doch gleich. Jer.
schreibe in’s Rückenbuch Fleiiclsertratt
und Butter ein« finc- lann lein tlJtensch
lontrolliren.«
Praclztvoll schmeckte eg.
Und da sage noch einer was von
dem ehrlich verdienten Ztiick Brod,
das leiser mundet als unrentirli Nut!
Fräulein balder dachte jedenfalls an
derg darüber.
Am nächsten Morgen hß ver Ier
sessor vor seinem sauber gededten
Frühstüästisch.
Alles war da, schöne Toastscheilxem
srische Butter und die trnstallene do
ngbiichse,.deren Deckel so sein gesä,lis
sen war.
Also nahm er die Büchse. ätinete
ganz vorsichtig ein wenig den Deckel
und « srrrrrr — slog eine große
Fliege beraus!
Das war zuviel des Ueber-raschen
den.
Der Professor setzte die Büchse hin
und brach in ein schallendes Gelächter
aus.
Er lachte so laut und so dauernd,
daß Fräulein Meter bereintam und
fragte· ob der Herr Professor etwas
wünsche.
«Jawohl!« ties er, indem er sich die
I Augen trocknete. »Ich wünsche etwaö,«
Fräulein Meiert Und zwar möchte
ich, daß Sie so schnell wie möglich
Ihren Kosser packen und sich von dan- -
neu beben«
Fröulein Hulda blickte ihn ver
siiindnißloi an. -
»Sie — Sie lündigen mir« here
Professer« fragte sie entrüstet. »Und
darf ich vielleicht fragen, tosarum?«
»Sie dürfen fragen, und ich will
Ihnen auch aanz deutlich antworten:
Weil ich es nicht vertragen kann, wenn
Jemand nafcht noch dazu vermuth
lich mit dem Fing-er naschtl —- Unma-v
netitlich finde ich dag, verstehen Sie?«
l »Ich Nicht nicht!« schrie das Fräu
ein.
»So? —- Na, dann habenSie wahrs
« fcheinlich nur aus Zufall vie Fliege in
meine Honiqliiichfe eingesperrt, nicht
wahr? -- Ich nämlich, miissen Sie
wissen, fperre niemals eine ein! -—
Wollen Sie nun freundlichft zugeben,
daß Sie ertapvt sinds-«
Fräulein Hulda aab zwar nichts zu,
aber sie sah ein, daß sie verspielt hatte.
Und als am Abend die Professvrin
nach Hause lam. fand sie die Stätte
leer, wo die Heldin gehaust. Dafür
aber fand sie ihren Gatten in sv vor
züglicher Laune. daß er sogar vergaß,
von seinem Magen zu reden. Ja, er
ging so weit, zu Mieze zu lagen, sie
sei doch ein ungeheuer schlaues Frau
chen.
Aber mit Pädaavgit habe ihr
Streich nichts zu thun, darin habe er
doch recht, daß sie teine Pädagvgin
sei.
»Na. wenn du man recht haft!«
sagte Mieze und tätschelte ihrenMann.
—
Die NadeL
Novellette von A n d r i e n n e C a m
b r y.
Der schöne Mai geht zu Ende.
Die hübsche Villa in St. Cloud
versteckt sich schelmilch in dem prächti
gen Garten - - das Grün prangt in so
edlen Farbentönem daß man sast in
alle diele erschlossenen Knospen beißen
möchte. Das Haus lugt kokett aus
den Bäumen hervor, und von der Ter
rasse des Parterre klettern Nosenstiicke
und Bohrblumen zu dem ersten Stock
werk hinaus Alles singt und dufi
tet . . . .
Wenn man dieseBehausung zu tau
fen hätte, wäre man versucht, den Na
men ,,Villa Glück« iiber das Portal zu
schreiben, so unmöglich erscheint es,
daß irgend ein Kummer sich in diesem
griinenden und blühenden Heim hätte
einnisten können.
Und ei ist wahr -- das junge Ehe
paar, von dem eg seit zwei Jahren be
wohnt wird. lebt recht glücklich in dies
sem Paradies, Charles und Mode-—
laine lieben sich wie am ersten Tag
ihrer Ehe
tharleo besaß den häßlichen Fehler
der Eifersucht nicht -—- er war über
zeugt die ihres Namens wahrhaft
würdige Liebe könnte nicht sein, ohne
ein großes Vertrauen, und ungerecht
fertigte Verdachtggriinde erniedrigten
den, der sie nährt, wie sie dem ein
Schimpf sind, gegen den sie sich rich
ten. Und dennoch - dieses Vertrauen
war bei ihm nicht ohne Grenzen
An einem schönen Friihlingsabende
kam Charleg wie gewöhnlich lurz vor
dem Diner nach Hause. Da Mode
leine an diesem Abend gern eine tleine
Arbeit beenden wollte, bevor sie zu
Tisch ging. begab sich Charles allein
in den Garten. Der Tag war lehr
heis; gewesen eg lagen Gewitter in
der Luft. Etwa in der Mitte deg- Eli-J
fenplaheg befand sich ein Hagebuchen
gang so dicht, daß kein Blick die
Laubwiinde tu durchdringen ver
mochte. Zu jeder Tageszeit sand man
hier kühlen Schatten. Es waren da
her Bänke ausgestellt worden, nnd
Madeleine ließ sich gern hier nieder,
um zu häkeln oder zu lesen.
Charles machte einige Umwege nnd
dlictte aus den Rasen, wo die Maß
liedchen ihre Leiche schlossen, als hat
ten sie schlasen mögen. Dann sucine
er sein Lieblingsplätzchen aus. Die
« Knien, das Kinn in
iden Händen, betrachtete er die Kittel
aus dem Boden Obgleich diese ltlni
sinerksamteit seines Blickes nur ichein
Ibar war, unterschied er doch plötzlich
ans dem gelben Pfade etwas llnac
wöhnlicheo das ihn aus seinen Trau .
unereien ausriittelte. Er stand aus,
using zu dem Ende der Bank, diletti
sich und hob den Gegenstand aus es
mar eine KrawattennadeL In hoch
ster Aufregung musterte er sie mit
ausmertsamem Blick - sie war recht
"eigenartia gearbeitet, sehr sein in
grünem Golde eiselirt und mußte sehr I
alt sein. Als Edelstein war ein brau
.ner Sardonir verwendet worden« der
sich in oranaesarhenen Tönen von
schönster Wirkung adstuste.
Charleg wendete das Schmnctstiia
hin und her und suchte sich zu erin
nern ob es ihm bekannt sei. Es ge
hörte weder ihm noch Madeleine, des
sen war er sicher. Auch aus der Kra
watte eines Freundes hatte er es nie
bemerkt. Und er wußte bestimmt, daß J
die Nadel heute Morgen noch nicht
aus dem Wege gelegen, denn da er
frühzeitig ausgestanden, hatte er sich
damit vergnügt den Kies selbst zu
durchhacken, und er würde den Ge
genstand doch sicher bemerkt haben
Uebrigens war Niemand aus seiner
Bekanntschaft in den letzten Tagen in
die Villo gekommen.
Was sollte er nur denken? Er trat
aus dem Laubengang, die Nadels in der
Hand, um Madeleine einfach von sei
nem Fund tn Kenntniß zu setzen. Das
war der weisefte Entschluß, das, was
jeder Andere an seiner Stelle auch ge
than haben würde. Aber man ist sich
selbst ja manchmal ein so schlechter-Be
rather!
Jn der Nähe des Hauses sprach
Madeleine leise mit dem Kindermäd
chenl Hin und wieder warf sie einen
flüchtigen Blick aus den Buche-mang.
Als sie Charles gewahrte, schwieg sie
und verließ das Mädchen sofort.
»Man tönnte glauben, sie steckten
unter einer Decke!" dachte er, und wie
vom Teufel getrieben, steckte er die
Nabel mit sinfterer Mine in die Uhr
iasche.
Da näherte Madeleine sich liebens
wiirdig und lächelte dem Gatten zu:
»Kommst Du zu Tisch?«
»Du bift heute nicht ausgegangen?'«
antwortete Charleg fragend.
»Nein, Du weißt es fa.··
»du Dich auch Niemand hefucht?"
»Nein, ich wiirde es Dir doch gesagt
haben!« v
Kaum hatten sie sich zu Tisch ge
setzt, so sragte Charleö wieder:
»Womit hast Du den Nachmittag
heute verbracht?«
Diesmal sah Madeleine ihn über
rascht an —-s— ein solches Verhör war
ja ganz so außer seiner Gewohnheit!
UUnd ein wenig ungeduldig antwortete
sie:
»Aber . . . mit meinen gewöhnlichen
Arbeiten! Nichts mehr noch weniger
als an anderen Tagen«
tsinige Augenblicke später tonnte er
sich nicht enthalten· sie von Neuem
auszusragem
»Du hast im Garten gearbeitet?«
Es wurde Madeleine wirtlich ängst
lich um’s Herz, denn der Ton ihres
Gatten erschien ihr so sonderbar! Fast
unbewußt wurde sie verlegen und ant
wartete, plödlich zögernd:
»Nein . . . ich weiß nicht mehr . . .
ich glaube nicht . . .«
Jäh eingeschijchtert sah sie vor sich
aus den Teller. wendete ihre Gabel
bin und her und um ihre Verlegenheit
zu verbergen, klingette sie dem Dienst
mädchen, obwohl Charles noch verse
ben war. —
»Jch bin noch nicht sertig,« bemerkte
er ein wenig trocken.
Madeleine stamtnelte einige Worte
sie begriss nichts don dem, was
borging, doch sie mertte nur zu gut.
daß ein ernste-z Mißverständniß sich
zwischen sie gedrängt, unter dem sie
schon jetzt sehr litt . . .
»Ist Dir nicht wohl?" erkundigte
sie sich schüchtern.
»Nein . . ."
»Hast Du irgend welchen Aerger?«
suhr sie nach einem Augenblick des
Schweigens sort.
»Ich · . .? Jch habe garnichtg!«
murrte Charles mit sinstereni Gesicht.
Sie dachte bei sich: »Er liigt! Er
hat etwas!«
Und er sagte sich aleichsallg: »Sie
lügt! Sie hat vorhin Besuch ge
tnacht!«
s i i
Als Charleg sich einige Stunden
später zur Ruhe begab-, wollte der
Schlaf gar nicht totnrnen »Ich möchte
mir dieses Geheimniß so gern ertlä
ren«, dachte er, »allein es gelingt mir
nicht. Die Buchenlaube steht mitten
im Garten. Von einem Nachbar
lgrundstiick tann die Nadel nicht her
iübertommem denn man wirst ein
isileinod doch taum iiber eine Mauer
lMadeleine verbirgt cnir die Wahrheit
sie hat irgend einen Befucher ein
pfaugen . . .«
Der Verdacht ist wie ein Oeltropfen
» sobald er den Geist berührt, macht
er einen Flecken, wenn man sich auch
bemitht, ihn sofort wieder aus-survi
schen. Dieser Fleck im Herzen Chorus
wuchs rapide. Ganz im Gegentheil zu
seinen früheren Gewohnheiten zoa der
junge Ehegatte getoagte Schlußfolge
rungen. War Madeleine nicht hübsch
und ein wenig totettt Weiß man denn
je? Man liebt sich . . . gewiß! Aber
liegt der dämvnische Versucher nicht
beständig auf der Lauer?«
Die arme Madeleine aber, so un
schuldig und doch so gestraft, litt sehr.
Die Kälte ihres Gatten, der nicht so
viel Selhstbeherrschung mehr besaß,
um ihr noch der Freund von einst zu
sein —- dieser plisszliche und unertlärs J
liche Wechsel folterte sie. Jn ihrem
einfachen und ausrichtigen Herzen
war nicht einmal Raum siir den Ge: r
danken, daß eine solche Vermuthung
bei ihrem Gatten eine Zuflucht finden »
könnte.
Der stille Friede dieses trauten
Heimes war dahin . . .
Dieser peinliche Zustand dauerte
nun schon bald zwei Wochen. Es
fand sich nichts, das Charles’ Verdacht
hätte bestätigen können. Allein der
Zweifel hatte sein Herz vergiftet. Er
withlte darin wie ein zweischneidiges
Messer.
; Eines Tages gegen Mittag trat er
in ein Restaurant des Bonlevard, um
»Hu sriihstücken. An einem Nachbartilch
isiihrten zwei Herren ein lautes Ge
’svtiich. .Unwilltiirlich hörte Charles
hin —- der eine war ein Aeronaut, wie
er ichon nach wenigenMinuten merkte.
Ohne daß die Sache ihn besonders
interesfirt hätte, vernahm Charles sosps
die Erzählung eines abwechslunggreb
chen Aufstieges, den der Aeronaut vor
etwa 14 Tagen ausgeführt haben
wollte. Er experimentirte angeblich
mit einem lentbaren Luftballon und
wäre bei der Landung in Paris fast
in der Seine ertrunten Charles er
innerte sich, diese Einzelheiten in der
Zeitung gelesen zu haben. Er fuhr
zusammen s-— gerade an diesem Tage
hatte er die Nadel entdeckt, an diesem
Tage war sein Glück zu Schanden ge
worden . . .
»Ich bin noch soeben mit heiler
Haut davongetommen!« berichtete der
Erzählen ,,Allein obwohl es Niemand
erfahren, ist mir doch ein kleines Mal
heur passirt —— ich habe eine Kravat
tennadel verloren ein Schmuckftück.
auf das ich großen Werth leate . . .«
Charleg sah den Lustsrhiffer aus-»
mertsam und groß an.
»Es war eine NadeI,« fuhr dieser
fort, »wis es keine zweite giebt. Ein .
Sardonir mit einem einzigariigen i
Farbenton auf einem riselierten Sten- s
gel aus grünem Golde! Es war ein !
Geschenk von einem marollanischen ’
Prinzen. Jch trug keine andere Nadel
wie diese. Als ich mich nun bückte, um
Ballast auszuwerfen . . ."
Hier wurde er von Charles unter: ;
brochen, der sehr erregt zu ihm trats
und fragte:
Entschuldigen Sie, mein Herk
aber . . . . wo glauben Sie Jhre Nabel
verloren zu haben?«
Schon betastete er in seiner Westen
tasche das verhängnißvolle Kleinod,
das er nicht mehr von sich ließ.
Der Aeronaut beantworten bieFra
ge in aller Liebenstvürdigteit:
»Seht genau entsinne ich mich noch
-—- ich fuhr gerade über Samt-Gouv
dahin. Meine arme Nabel liegt ohne s
Zweifel in dem Gethz eines Parkesl
oder in einem Garten . . . auf einein !
Dache oder gar in einem Schornstein.·«
Charles Stimme war dem Ersticken
nahe. als er bat: «
.,Wiirden Sie mir diese Nabel wohl
näher beschreiben? Jch habe nömlichr
eine in meinem Garten gefunden . . .
in Sainti-Cloud. Ich erinnere mich,
dasi es an dem gleichen Tage war.«
Der Aeronaut hatte sein verlorene-Z
Schtnuctstiict bald wiederertanni. Und
in großer Freude sragte er Charlegy
was er ihn-. als Belohnung anbieten
iiijrsr.
»Nichts. niein Herr«, antwortete
dieser. »Sie tönnen ja gar nicht glau
ben, wie glücklich ich bin, Ihnen Ihre
Nabel zurüctzuaeben.«
Ist It It
Am Abend sah Madelaine in gren
Penloser Freude den Gatten mit strah
endem Gesicht heimtehren Er tiißte
sie zärtlich, und wenn er auch nicht
wagte, sie laut uxn Verzeihung zu bit
ten, so that er er- ooch ganz leise und
ganz bemiithig . . ..
»Gestehe, In hattest et:n.15!« iorsch
te Madelaine. »Gestehe, mein armer
That-leg, in wag fiir einen Jrrgarten
Warst Du nur hineittaerathen?«
»Siorge Dich nicht, Liebling!« ver
setzte er heiter. »Er-« ist Alles wieder
gut. Man findet nur zuweilen ver
steckte Nabeln im Gartenl« — »
-.-.-—-— O-— i
Löwen als persehrihtnderntß.
Der Thierreichtliuin Uaandtis, des
»ost.1fritanischen Thier Paradiese-IT
wird oft zurLandplaae. Kürzlich wur
- de im «Sos.rth African Tiiailway Ma
aazine" ein Telearannn reproduzirt, in
dem der Stationsveamte in Nairoli
rer nächsten Ztation mittheilte, die
Strecke sei nicht p.1isirbar; denn sie sei
durch Löwen versperrt. l5r und alle
seine Beamten seien im Dienstgebäudk
eingeschlossen, vor dessen Thiir ein Lö
wc sitze. Vlehnliche Klagen werden an
zahlreichen Stationen der Ugandabahn
erhoben, und deswegen hat sich jüngst
Leutnant Colonel T. H. Patierson in
seinem Revier aufgemacht, um gegen
die Löwenvlage vor-zugehen Auch seine
Station wurde durch einen Löwen«
noch dazu einen »Menschenfresser«, ge
sperrt; er ließ sich deswegen einen ho
hen Jagdfitz errichten, in dessen Nähe
ein lebender Köder anaebracht wurde.
Kur-i nach Eiiibruch der Dunkelheit
kam der «Menschensresser« auch richtig
heran, jedoch tiiinnierte er sich nicht um
den Köder, sondern aina aeradegweag
auf den Jaadsitz zu, wo er den mittin
gen Jäger belagertr. Schlietzlich aelang
es diesem, den Löwen mit dem Anae
aus dein Unterholz herauszufinden
und ein paar aute Schiisse anzubrin
aen; aus den Lauten, die der Löwe
ausstieß, konnte er aus eine schwere
Verwunduna schließen, und als- er
beim Morgenarauen seinen Jaqdsitz
zu verlassen wagte, fand er nicht weit
davon die Leiche des Löwen. Der
»Menschenfresser« war ein unaewöhn
lich starkes Exemplar lkr maß von
der Schnauze bis zur Schwanzspitze
350 Meter und hatte eine Höhe von
1,37 Meter.
Vor Gericht
Richter (3um Vagabunden): Sie
haben wohl noch nie eine Beschäfti
gung gehabt? » .
Vaaabund: O, bitt’ schön, vier Mo-«
H nate hab’ ich —— Dienstmann gelernt!
—
Ein weisser Nase.
Assessor: »Herr Rath, der neue
Schreiber ist schon wieder mit seiner
Arbeit fertigt«
»Donnerwetter, schon wieder? Dem
scheint es thatsächlich an der richtigen
Eintheilung noch sehr zu fehlent«
Der kleine Musik«-.
—
s« « "’
»Alle Wetter, bin ich müde gewor
den! Jch mußte soeben die lange Toch
ter meines Chefg vom Theater nach
Hause begleiten!"
»Ist denn das so weit?«
»Nein, aber es regnete doch, und do
hab ich immer auf den Zebenspisen
laufen müssen, um den Schirm über
sie halten zu tönnen.«
Im Dortwirtbsbqus.
Fremder tan eine Heerde Ochen
nnd Schafe zeigend): ,,Aiso, Sie -
ben wirklich nichts anderes als Eier
zum Mittagtifch?! Und da draußen
taufen die Beefsteats und Hammelb
teletts nur so ’rum!«
Draitiichcs Mittel.
»Aber, Cbauffeur, warum sinsd Siie
denn mit der Frau Doktor auf dein
miserablen Wege gefahren?«
»Ich mußte ihr im Auftrnge ihres
Gemahls das Antomobilfahren abge
kröbiien!'«
Stoßseufzer-.
Dunst-ern »Wenn nur »die Stie
felroicho oder die Zündbölzer theu’rer
würden, daß ich wieder einen Grund
hätt zum Steigern!"
Begreitlich
Er: »Warum willst Du denn heute
trotz des. schlechten Wetteer durchaus
in’s Kränzchen gehen?"
Sie: »Das veritebst Du nicht Karls
Es ist mir doch lieber, die Damen un
terhalten sich mit mir, als über mich!"
Aus Gesundheitsrücksichten.
Richter: »Sie gestehen alfo, dem
Herrn die Uhr geraubt zu haben?·«
Landstreichcr·: »Ja, was wollt’ ich
machen? Weit nnd breit kein Dorf mit
’ner Tlntrinubr, und ich mußte doch
unbedingt wissen, ob es Zeit ioär’,
s«
meine Willen einzunehmen;
Das Lebenszeit-vieren
Fräulein: »Mein Herr, Sie sind
Luft fiir mich!«
BeiverberJ ,,:1iio endlich dag Ge
itändniß, daß Sie ohne mich nicht ie
ben iönnen!«
Vetfklilfct Bett-L
»Wie aniidiaeg Fräulein wollen
sich dem ärztlicksen Beruf tnidmenltk
Aber ich bitt’ Sie, mit fo einem
lieben Gefichterl ftudirt man doch
nicht!«
Beobaer Bestätigung.
Dichterlina: »Sinb meine Reime
nicht fließend?«
Redalteurz »Natürlich Sie kom
men ja aus guten Quellen.«
Dennoch.
Landftreicher: Iljtertmiirdig, wie
heutzutage unfere Gesetzaebuna bes
fchaffen ift! Da iefe ich, dafz Frei
Leitgberaubuna verboten fei, und
trotzdem sperren fie mir in!
Seufzer-.
Mutter Cdie sechs Töchter hat, als
ein Affeffor mit sehr autem Appetit
öfter zu Tafch tonunt): Ein fchreckli
cher Menfch, an alles beißt er an, nur
an die Töchter nicht!
Durch die Blume.
Gaft (dem Obertellner ein Brat
huhn bezahlentm »Das Geflügel
fcheint bei Ihnen besser behandelt zu
werden, als die Gäste!«
»Wie meinen Steine-W
»Na, mein Huhn hatten Sie fo
ziemlich ungerupft getaffent«
Konsequenz
Cchaufpcler Jzu feinem Pattner,
. dem Direttor): Ich verlange, daß das
- Hühnchem welches ich im zweiten Alte
zu verzehren habe, echt ift.
’ Direktor: Wie Sie wollen; dann
muß aber auch die Ohrfeige, die ich
Jhnen gleich darauf zu geben habe,
echt fein· .