Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, May 28, 1909, Zweiter Theil, Image 13

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    Idee Herr mit dem Vatikan
Erzählung von Eva-n r a d R e m
l i n g.
I
.Wenn es Ihnen recht ist« mein
Den-. to möchte ich den Lichtschirm
herunterlassen.«
Der junge Mann, der in der an
deren Ecke des Ell-theils saß, rich
tete diese Aufforderung in bescheide—
nein und höflichen Ton an mich.
lind mir war es recht.
Ich niachte die Reise von Oxford
nach Brrnringhmn nicht zum ersten
Male. Zum Lesen hatte ich leine
Lust; an einer Unterhaltung schien
mein-ern zwar höflichen. aber äußerst
reservirten Reisegefährten nichts sie
legen zu sein« und ich mochte sie
ihm auch nicht ausdrängen obwohl
Ich aus mein gutes lsnalisch sehr
stolz war und noch auch wiederum
grn sede Geleaenbeit benutzte, mich
rtn zu vervolllommnen
Ich lehnte mich deshalb behaglich
in meine weicheepolsterte tscle zu
riick. hiillte mich noch sester in meine
Iieisedecke nnd schloß die Auam
Wie lanae ich so im halbschlum
mer gesessen haben man, weiß icii
nicht.
Sehr erstaunt und überrascht. je so
aar erschrocken war ich daher, als ich
nach längerer Zeit die llugen össnete
und einen neuen Reisegefährten be
inerlte, der mir aeaeniiver saß. Wo
her er so ulödlich aelornrnen sein mach
te, war mir irn ersten Auaenblict nicht
recht erlliirlich.
Seine ganze Grscheinuna machte
einen sehr guten und sragloes vor
nelnnen Eindruck: und dann war es
ein ganz anderer Typus alr- ich ihn
sonst in England zu leben qemolmt
war: ich iiberlegte, wac- er tvolil sein
iönntex ein höherer Beamten ein Ier
oder Gelehrter, vielleicht Iucki Cn
Großlausmann... Ter lanae, wanl
gpslegie dunlle Vallbart, M noli-me
rille und der kahle, aber wohla
forrnie Kopl... Das alles Hiammen
gab ihm sitt mich etwas- Wiirdiaecs
und Vertrauenerweclendes.
Mein beobachtender Blicl schien
ihm, troß meiner halb geschlossenen
sugenlieden nicht entgangen iu sein:
er rückte ein paarnul slnruhia bin
und her· zog die Miitze noch tiefer
in die Stirn und arisi endlich in die
Vrusttasche seines bunllen Mantels-,
um ein Cigarrettenetui dervar,7»u»;iel:en.
»Es ist Ihnen nicht unanaenebni,
wenn ich rauche."
Ter Blick tritt dein er diese Im le
Frage begleitete, war einen!kiiimlis-li.
Außerdem befrenidete mich die Frone
überhaupt
»Bitte sehr« -- entaeanete ich
,es ist ja Ihr anteå titecht!« - nnd
ich wies auf den Ansehn-L der das
Fauchen in diesem Abtkeil »in-niste.
Der here mit dem Votlbakt lciJelte
höflich:
«Dos Rauch-n an sich nefkifiz aber
s-— ich bin es qeivöhnt, Ltiinmcinoretr
ten zu tauchen, nnd war ekemliit
starke: es wird Sie nicht aeniren. tws
se ich.« .
Mit blieb nickt-; anderes- iibrin,.
eile verneinean den Kopf in Miit ’
eeln. i
Und nun geschah während der«
nächsten Viertelstunde etivsis Zon
derbares, iiir das icki später eiie eine
höchst überraichende Erklärung geiun
den habe.
Ich hatte mich wieder In meine
Ecke gelehnt. nnd der Here mit dein
Vollbski begann in tauchen. die
Wolken wie es mir schien
mit einer gewissen Absichtlickiieit snie
nnd sdem anderen Reisegefährten der
iheilnabmslos nnd ohne sich in renen
in seiner Ecke safi nnd zu Muse-I
schien, ins Gesicitt blasend.
Eine unüberwindliche Miidkateii
iiberluin mich schon nach den ersten
paar Minuten. Ich bewegte mich
mehr-instit, nin gewissermaßen in
flinltiv dieses Gesiihl von mir ni)
Insehiittelm Idee sonderbar qnch
meinen Körper über-fiel diese Mii
digkeii, die Arme und die Beine und
Ieicht zerlegt den Kons, der immer
tiesct nach hinten sont Jetzt hätte
ich gern gesprochen, um mich Ivackh
en halten« und weil dieses eigen-«
thiiiniiehe Schwächeqesiihi anfing. mich
us beimeiehiqen nnd sogar eu ängsti
gen; aber auch meine Zunqe wurde;
schwer, wie es etwa im Mensche deri
Fall ist. Ä ;
Ich iad nur noch, wie der Herr!
mit dem Vollbart ein Fläschchen sue-s
der Tasche zoa und mehrmals in tur J
irr-» hsitiaen Ziiaen dartunl trant. ;
Dann mag ich wohl fest einaeichla :
sen sein« i
Weniasteng erinnerte mich später
eine Reihe anaenetnner, wobliger
Tranmdilder daran daß ich seit und
gut qeschlaien baden mußte.
Ich fah blühende, lachende Ge
silbe, auf denen ich einderaiiia, leicht
und frei, den Körper und die Glieder
taurn fühlend-. Kein bestimmter Bildi
ist mir in der Erinneruna aebliebenxi
aber sie waren durchwea schön, wohl-«
thuend und — wenn ich es to nennen
kann —- befreiend und erhebend. . .
Als ich erwachte —- ich weiß nicht.
nach wie langer Zeit -—- batte sich
die Situation so vollkommen geän
dert, daß ich anfangs noch immer
In träumen alaudte und mich nur
schwer auf das Vergangene besinnen
konnte.
Und dann raiite ich mich vlödlich
mit einem gewaltigen Ruck auf.
Wie war es denn möglichst
Der Zug ratterte noch immer seine
dumpfe, eintiinige Melodie. Ich sah
nach der Uhr.
So lange konnte ich doch nicht
geschlaer haben. Wir mußten längst
über War-ibid hinaus sein!
Träumte ich denn noch? Oder
Meine beiden Reisegefährten waren
verschwunden: der Herr mit dem
Vollbart und auch der jüngere Mann,
der-in ver anderen Ecke gesessen hatte.
Mir gegenüber aber saß ein an«
derer, gleichfalls jüngerer Herr in
gelbem Reisemantel, glatt rasirt und
mit vollem, blonvem Haupthaar
der typische junge Engländer.
Das Fenster des Abiheils war
herabgelassen, und der erfriichende,
etwas feuchte hauch der Nachtluft
drang zu uns herein.
Mich sröstelte und ich fühlte ein
starkes Unbebugen im Magen und im
Kopfe. Jch ging zum Fenster, um
es wenigstens halb zu schließen, und
,setzte mich bann wieder, now immer
iiber die Rötbsel dieser wunderbaren
Nachtfahrt nnchsinnend.
Jn diesem Augenblick verbeugte frli
mein neuer und nun schon dritter
Reisegefährte und sagte in verbind
. lichem Tone:
s »Ich bitte uin Verzeihung mein
Herr . . . ich habe Sie verinnthlich
ans dem Schlase geweckt dadurch,
daß ich das Fenster öffnete. Ader «
nochrnals Verzeihung ich tam aus
dem Speiservaaen und sand die Lust
hier drinnen so unerträglich, daß ich
mir teinen andern Rath wußte. Sie
haben Opinrnziaaretten geraucht: ich
sehe es an diesem Restchen hier« -— er
stiesr mit der Spitze seian Stiefel-z an
den Nest einer der Ovinrnzigarettem
die der Herr mit dein Volldarte ne
raucht hatte sp— »und Sie sind der
muthlich darüber eingeschlasen."
Jch war noch immer verwirrt nnd
beantwortete toenig passend. wie
ich selber zitaeben musi diese ssr
tliiruna des itinaen linaliindercs mit
einer Frage:
»Sagen Zie als Sie in dieses
Istlbtheil lainen . . . ich meine. tvie
lange sitzen Sie schon hierf«
»Hm« er schien in iiberleaen
»etwa eine halbe Stundc.«
»Und der Hing bat inzwischen nicht
gehalten?«
»Nein. Ich sagte Ihnen ja: ich
tam aus dem Speisewaaen Jch liebe
es nicht« nach der Mahlzeit am ae
dritten Tisch in sitzen«
»Und Sie sanden mich allein, als.
Sie hierher tanien?«
,««.Illlerding5.«
Nun lächelte der jnnae Mann so
aar, nnd ich tonnte es ihm allerdings
nicht einmal iåbel nehmen, denn
meine Fragen nnd mein ganzes Be
nehmen mußten ihm in der That san
der erscheinen
»Sie haben also den Serrn niit dein
Volldart nicht gesehenf«
»Welchen Darm-«
«Einen älteren Herrn mit langem,
innlleni Vollbart, iahtein Nod-s nnd
goldener Brille.'«
«Nein.«
»Und auch den liingeren, schireia
tarnen drüben in der Ecke nicht?«
»Aber ich sagte Ihnen doch schon«
daß ich Sie aanz allein antrat. Eie
oder vielleicht auch einer Ihrer beiden
Reisegefährten. von denen sie soeben
sprechen, hatte starle Opiumziaaretten
geraucht, und ich nahm inir die Frei
heit. obwohl Sie sest schliefen, das
Fenster zu össnen, da die Lust nn
möglich gut und gesundheitsdienlich
weder siir Zie noch siir mich. sein
tonnte." . . .
Jn diesem Augenblicke hörte nnd
fühlte ich die Bretnsen des Anges« der
schon während nnserer Unterhaltung
seine Fahrt allmählich verlangsamt
hatte.
Ter innne Mann stand aut.
schion seinen Reiseniantel nnd trat an
das Fenster· wodurch er niir wenn
ich nicht unhbilich oder gar ausdring
lich erscheinen wollte ein weiteres
Fragen unmöglich machte.
Bald daraus hielt denn anch der
Zug, wir stiegen ans nnd verloren
uan im Gedränge . . .
Während der weniaen Itnchtstuni
den« die mir noch blieben, schlies ich
schlecht und erwachte mit schmerzens
dein Kopf nitd miiden Gliedern.
Beim Frühstück, das ich in meinem
Zimmer anstragen lief-« nahm ich die
Zeitung zur Hand und hlatterte nach
dentlich darin.
Und dann ein eisiger Zchrert
durchzuckte mich . . . unter der llehers
schristt »Beste Telegramme« lag ich
— fast eine Spalte lang - in aes
sperrtern Druck solgende Notiz:
»Naubmord im Schnellzuge stord
Birmingham.
An denr achtundzwanzigiährigen
Kaufmann henry Warten aus Or
sord ist gestern im Schnellzuge Or
tord —- Birmingham ein Raubmord
verübt worden. Der junge Mann
reiste wie aus den bei ihm vorge
sundenen Papieren hervorgeht — ge
stern Nachmittag im Austrage seines
Geschöstshanses rnit einer größeren
Summe Geldes es handelt sich um
ettva viertausend Psund s-— von Ox
sord nach Birmingham. Leider sollte
er sein Ziel nicht erreichen. Ein
Bahnwiirter sand die Leiche, wenige
Kilometer vor der Station Warwich
mit serschinettertem Schädel am
Vahndamm Die Brief«-sehn die man
im M bei ihm vorfand, schien un
beriibrtx wenigstean waren die Legt-:
timatians und Geschästgpapiere, die
sie enthielt, in völliger Ordnung. Da
gegen war eine tleine Handtasche aus
braunem Leder, die er an einem Rie
men um die Schulter geschlungen
hatte und die vermuthlich dnc Geld
enthielt, leer.
Die sosort noch in der Nacht vor
genommene Absuchung des Bahn
dammes sörderte einen zweiten Fund
zutage, der die ganze traurige An
gelegenheit zum Theil ausllärt und
vielleicht auch iZur Entdeckung des
ruchlosen Mörder-s und Räubers silb
ren wird.
Es dandelt sich bei diesem zweiten
Fund um einen langen. dunklen Reise
mantel« dessen Taschen mehrere sons
derbare Gegenstände enthielten: eine
Perücke, einen künstlichen, langen,
dunklen Vollbart, eine goldne Brille,
außerdem noch ein Etui mit mehreren
itarl nniti Odium riechenden ZigareL
ten und ein kleines Fläschchen, das
noch etwa bis zur Hälfte mit einer
gleielj«llg start riechenden Flüssigkeit
angetiillt war. Die beiden zuletzt ge
nannten Gegenstände wurden sosort
dem Merichtschemiler zwecks Unter
suchung iibersandt.
Der llntersucluingsrichter wird noch
im Laufe des heutigen Tages einen
Ausrus in den Zeitungen erlassen, in
dem er unter Wiederholung des soeben
Gesagten alle Mitreisenden jenes Zu
ges bittet, etwaige sweadienliche Nach
richten unverzüglich an ihn gelangen
zu lasse-M
Als ich diese Rotiz zu lsnde gelesen,
mich einigermaßen gesammelt und
auch mein törperliches Unbehagen
zum größten Theil überwunden hatte,
letzte ich mich hin und schrieb —- als
einziger Zeuge des grauenvollen Er
eignisseg der vergangene-i Macht« des
sen Hauptmoment, allerdings wäh
rend meiner Betäubung, vor sich ge
gangen war einen ausführlichen
Bericht, den ich dem Untersuchungs
richter iibersandtr.
ikin halbes Jahr lang noch hat
man mich mit Verhören nnd Gegen
iiberstellnngen qeguältr der Herr je
doch, der mir eine Stunde lang, mit
tahlem Kopf, goldener Brille und
langem. dunklem Volllsnrt und nach
meiner Betäubung fast ebenso lange
als nlntt rafirter, jugendlicher Gent
ieman mit dichtem, blondem Haupt
has-r, negeniidetnefessen hat« iit nie
mals gesunden worden.
—-.---—
FVom Ladentisch zum Ankunft-tots
»Hoct-:niithi; und anninfzend ton
dcrt die rritiietie «.Ilriitotr:itte iids Don
der iilsriqen ’!.lk’etiich::.eit ol) und znill
nicht-:- mehr davon missen, daß sie ih
ren llripruna in qroszeni Theile Lehr
linoen oerd.inkt, die einst hinterm Lä
dentiscti bedienten...« so schrieb, in
innnen Jahren, Benjninin d«JL-raeli,
der später, .s.ls.- isnrl of Bedronssielo
ielhft ein Beispiel tiir Iie Wahrheit
Des vnoeiten Theiless seiner Behauplnni
werden iollte. Ten zirosien und vor
nehmen Familien Englands läßt sitt-;
in der That s.:st allen irgendwo in ih
reni Stmninbounie ein City Kauf
nionn eininktier Derlunst nachweisen
Ader sie hören davon nur ungern, ob
wohl dieser hescheidenste ost zugleic
.rnck« der tiickitigste ihrer Ahnen gerne
sen sein niam Man macht manche ieli
same Entdeckung, wenn mon die Ge
letiichte nende der stolzesten Geschleeti
ter Albiong durchblättert. So stellt
:etzt ein englischer Schriftsteller-, Th.
Hall, fest, daf; der Etaminvnter bei
Herzoqe oon Leedes, die den Familien
nennen storne führen, Edworo Li
l«orne, einst nur mit dem Kurtsaeke
ohne einen lssenniq Geld, nach London
lot-i, in einem Kaufmann in die Lehre
ziina und iein Glück dadurch hegt-jin
dete, daß er die Tochter seines »6i«)esr-«·
vom ikrtrinken rettete, dann ihr Manr
und der Geseheiitgtheilhaher ihres Vx
ters wurde. lsr starb als Lord Uic
nor oon London und als Ritter, sein
Enkel wurde ein Born-iet, sein llren
tel Gras, Marqitie, und ichließlidr
14394, Herzog. Die Oerzöge von
Northumberland riihnien sich, vom ed
len Blute der Verm tu sein, aber die
ieg Blut enthält eine ltarke Beikni
schnna nornicht lsloniarbiaen Lebenst
s.ifies, nnd von Rechtes wegen heissen
sie Sinithion Hund Stnithfon, »or
ventice'«, d. h. Aoininig in einer Tro
oenhandluno hatte das Glück, Mit
Lodn lslizobeth Zehmonr, das einräire
Kind des siebenten Herzog-; von Eo
merset. sich in ihn verliebte und ihn
1740 zum Gatten nahm; 245 Jshre
später mochte der König Georg der
Dritte einen Her-roh von Northumber
land aus ihm. Das Haus der Nus
sel, das aeachtetste vielleicht ganz Eng
land-, dessen Haupt der Hetzoq von
Bedsord ist, lebt in der Tradition,
Huqh de Nossel, einen normannilchen
Baron und Gefährten Wilhelm des
Eroberers, zum Ahnherrn zu haben:
in Wirklichkeit aber. so sagt Th. Hall,
war der erste Rassel, Hean mit Vor:
namen, Bürger des Städtchens Wen
mouth und Miteigenthiimer einer
Schiffsbaer Die Mnrquis von Sa
lisburn vom Stamme der Ceeil, dür
sen ihre Ahnenreihe zwar auf Lord
Burleigh, den berühmten Großschotzi
meister, zurückleitern sollten aber nicht
vergessen, daß sie die gleiche Ehre ei
nem Christophe Gascoigne schinden
der, wie Eis-word Osborne. feine City
Lausbahn als Lehrling be ann und
als Bürgermeister beschlo . Merk
würdlq groß ist unter diesen gern ver
leugnetenVorsahren die Zahl der Klei
verhandler und Schneider Thomas
Tote, der das heute millionenreiche
Geschlecht der Grasen von Leikester in
die Welt setzte, handhabte anfangs die
Elle in einein kleinen Tuchladem die
Marquic von Bath, Die Grafen
Brownlow sind vie Nachtornmen von
Kaufleuten, die-die-iiußere Hiilke ihrer
Mitmenschen herstelltenz des Schnei
derrneiiters William Beckiord Entelin
wurde sogar eine Herzopin von Hamils
ten. Mit Wein und mit Wolle han-r
delten einige der Ahnen der Geisen
von Wart-ant, nnd die Grafen von
Greinaton sind nicht, ivie sie vorge
ben, vie Abtönunlinae von Sir
Michael Carrinsgtom dem Stanvarten
träger des Königs Richard l·, sondern
die eines Tuchfabeitanten, so John
Smitlz arbeißen :vurve. Ein Juno-like
legte den ersten Stein zum Reichtlntm
nnd Ansehen der jetzigen Gner von
Tudlen ein Viehböndler tvat das
Fleicke iiir die Grafen von Epenker.
von denen die Heriöae von Marlbo
rouah ein Ztoeia sind. Alle diese ehr
samen, kraftvollen over verielsksaenen
Handwerker und Händler verdienten
also ihren Platz in den Abnenaalerien
der vrächtiaiten und tialzesten Zchlöi
ier lssnalanyo. In unserem Zeitalter
vollzieht sich der Sprung vom Zion
tar in die Kammer ver Lords häufiger
und schneller, nicht erst über Genera
tionen fort. Butter und Bankberren,
Zeitnnaslierausaeber nnd Techniter,
Echiffsrheoer und Fabrikanten sitzen
ietzt neben den Enteln jener Handioer
ter und Händler nnd müssen es sich
aesallen lassen, von der Höhe der Jahr
hunderte herab ein menia alcs Ein
dringlinae und verkleivete Plebejer
anaesehen zu werden . . . .
Schleiwtssdilfeetmmeet-umschlun
sm.
Alle kennen das alte Freiheitzlieo
wenige den Dichter. Nun ist auch
ihm auf der zu Altona gehörigen
lflbhöhe bei Neu-2)tainville im Ange
sicht des Strome-, ein Denkmal er
richtet worden, das seinen Namen er
halten, oder richtiger: erst geläufig
machen wird. Die Enthüllung des
Tentmals lehnte sich an eine schlichte
Gedenkfeier an, die die alten schle5
toig holsteinischen Veteranen und die
jiingeren Mitglieder der Kriegeroer
eine auf dem Norderfriedhos zur Er
inneng an den Ist März His be
gingen. Zie schloss, mit einem ein
fachen Weiheatt am Grabe des Dich
teri—, und dann ging eLs zum Denkmal
platz. Ein feiner Nebelflor lag iiber
Ter Landschaft, und obrfriilJlTnasfrisch
wehte es durch die noch sehniuctlosen
Anlagen oon Rainoille. Welche Fiille
von Erinnerunaen erwachte da in den
Jheilnebmern bei dieser eigentlich be
scheidenen und doch so unendlich stim
mungstiesen Feier! Nicht der klir
rende Tag der lkrbebung selbst stand
vor unserer Phantasie, als auf dem
Kieler Rathhause Gras klieoentloio
und der Advokat Befeler die provi
sorische Regierung iibernahmen und
die Lossagung oon Dänemart ver
kiindeten, nicht das Allegro suriofo«
stüemte durch unsere Seele in Erin
nerung an die drängenden Scham-en
dee begeisterten Jünglinge und Män
ner, die iu den Waffen eilten, son
dern es erklang zu dieser mächtigen
Sinfonie gleichsam erst das Priilu
dinm, das die kiinftigen Kriegsmotive
noch rnit mehr lnrischen Tattsolgen
verband und an die zwar noch nicht
voll thatenreise, aber doch idealistisch
erhobene Zeit der nationalen Sänger
ieste erinnerte. liin solches Eiinaer
fest war eg ja auch, als am 24. März
1844 sich die Sänger der beiden
ftamrnvertoandten Oerzogthiimer aus
der Höhe am Heiterberge versammelt
hatten. Was kommen sollte, grollte
damals längst im Liede und erhob
sich nicht selten zu hinreiseendem na
tionalen Schwung ,,.L)eil dir, du
Land so wunderschön in deiner Eichen
grünem Kran3!« Solche und ähn
liche Klänge ertonten damals am
Hesterbera. Da trat die Echlegwiaer
Liedertasel vor und stimmte unter ih
rem Leiter, dem Kantor Benmann,
ein ganz neues Lied an, das also be
gann: ,,Zchte«3mia Holsteim meer
umschlunaen . . lic- hießr An
Schleswia .c;iolftein, und seine durch
schlagende Wirtuna fand ek- mit den
brausend ertlnnaenen Worten:
»Schlestvia-.f,)olstein stammvermandt,
wanke nicht« mein Vaterlands« Tie
Menge war hinaeeissen, so hatte dag
Lied gezündet Jhm war ex— in sa
aen gegeben, wag in jedes Zchlesmia
Holsteinercs Brust lebte, ja mehr, wag
als verwandte Saite in allen deut
schen Herzen mittlana Darum drang
auch das Lied bis in die siidlichsten
Gaue des Vaterlandes vor, nnd da
rum wurde es besonders zum Sturm
und Freiheitslied, als vier Jahre spö
ter die Erhebung zur That werden
sollte. Es ist bis heute der Schleg
wiaiholsteiner nationale Hymne ge
blieben und wird wohl nie alg solche
entthront werden. Der Dichter, der
die zündenden Worte gesunden hatte,
wenn auch in Anlehnung an den Text
von Justizrath Straß: ,,Schleswig
Holsteim schöne Lande«, war der
schleswigsche Advotat Matthäus
Friedrich Chemnitz, damals ein 29
jähriger freiheitsbegeisterter Mann,
der mit an der Spitze der nationalen
Bewegung stand. Die Vertonung
Bellt-kanns war so glücklich, daß sie
mit dem Gedicht zu einer Einheit von
serdebender Empfindung verschmtlzL
Mit guten Worten, die der damali
gen Zeit gedachten, hielt Senator
Kallmorgen seine Weiherede, und
Bürgermeister Dr. Estchulti übernahm
dann das Denkmal mit einem Hoch
aus den höchsten Schirmherrn Schtes
wigiHolsteins in die Obhut derStadi.
Es ist schlicht, aber würdig. Nach
Plänen von Pros. Hausmann bat es
der Altonaer Bildhauer Stichling ge:
schaffen: einen mächtigen, in die Ell-,
höde eingetassenen Kaltstein, Vorn ein
schönes Relief, wie ein Krieger in den
Kampf fiir Weib und Kind zieht, nnd
das Retiefbildniß von (Ft)cc11nitz. Das
Ganze überragt ein ObelisL der nach
Rainville zu einen Brunnen trägt, den
das Bildnis-. Bellmanns schmückt Lor
deerkkiinze der sctitegwiadolfteinischen
Vereine schmücken die Dentmalstöttr.
L
NOP
Aus Köniqta Alex-andres Jugend
zeit.
Die Königin eon England wurde
im Jahre 1844 alr- Tochter des Her
zogg Christi-ein vor Zchlegwiaxyol
ftein - Eonderburg Gliickstadt und
teiner Gemahlin Luise, Tochter des
Landgrafen Wilhelm von bessert-Kas—
fel, geboren und wuchs in sehr beschei
denen Verhältnissen aus. Man hat
sogar behauptet, ihr Vater sei gezwun
gen gewesen« Zeichennnterricht zu ges
ben, unt fiir seine ziemlich zahlreiche
Familie das uuumgänatlieh Nöthsige
zu beschaffen. Das ist freilich über
trieben, aber von irgend welchem Anf
ioand tonnte jedenfalls in feinem
Haushalt teine Rede sein. Die äuße
ren Lebenoumstiinde nahmen fiir den
Herzog und die Sein-en erit etwas
fiirstlicheren Austrich an, als König
Friedrich Hi» der seinen legititeen
Erben hatte. ihn im Jahre lbcfpxz mit
Zustimmung des Nagrsdng zu seinem
Nachfolger ernannte. Nun wies man
irsni ate- Wohnfitz das Schloß Zern
storff an, wo Jllerandra ihre Jugend
vom achten Lebensjahre leic- iu ihrer
Vermählung mit dem springen von
Waleg verbrachte und mit ihren Ge
schwiftern eine sehr sorgfältige Erzie
hung genoß. Ihre Schwestern und sie
wurden in alle weiblichen Künste, nicht
zum wenigsten in die des Kochlöffels
und der Nabel, eingeweiht In allen
Tinaen, die die Toilette betrafen, gab
sie den Ion fast allein an, in dieser
Hinsicht unterwarfen sieh die iibrigen
ioeiblitheu Mitglieder der Familie sriil
lig ihrem Geschmack
Jni Jahre listi« trafen die d·inische
Briuiessin und der Print von Walez
der damals den tireusziieljen LUtanbVern
am Rhein beiioo;.nte, aani zufiillia im
Tom in Woring zusammen. Der bri
tifctie Throniolaer verliebte iidi bei ie
ner Gelegenheit sofort in die reizend
Tochter des- späteren Königs von Ta«
nemart, er nsar der-halb um so aliirt
lieber, als ihn ein aiinstiger Zufsll im
folgenden Jahre die fliicbtiae Belannt
fckaft niit ihr in Heidelberg erneuern
ließ. Jetzt iöaerte er nicht länger, ihr
feine Liebe tu qestehen, und d1 sie shm
ivilliaes Gehör schenlte, vertraute er
seinen Eltern sein vzartes Geheimniß
an, indem er sie pressend um ihre Ein
williguna zu der Verlobung mit der
dänischen Prinzeffin bot. Königin
Viktoria und der Iliinznemalil hätten
es unzweifelhaft lieber gesehen, wenn
die Wahl ihres ältesten Sohnes aus
eine Prinzessin oug einein regierenoen
deutschen Fiirstenbaiiie gefallen iviire.
aber, da fie selbit in einem Herreng
ktinde ihr Gliiet aesunden hatten, wolls
ten sie auch einer tiiebesheirath des
Sohnes feine Hindernxsse in den Weg
legen, um so toeniaer, alg sie an Viin
zelsin ltllerandrm die sie oui kein
Schlrsie Laeteu tennen lernten, Gesal
len fanden. Jni September dec- Jah
res lRtlL sandte der sirini von Wdlers
seinen irften Etalluieister naih Adven
bagen mit dem Austria. in seinem Na
men um die Hand derToehter des- Her
zoais Christian anzuhalten Tie Zu
stimmuna wurde ohne Weitereg aeae
ben. und schon wenige Tage später
tonnte die »Time«:-« melden, daf; die
Verlobunqsverhandlungen in der dii
nisihen Hauptstadt von volltorninenem
Erfolge aetrönt newesen wären. An
7. Märi list-ist verließ die dänisehe
Prinzessin die alte Hei-neith, um sich
nach der neuen iu beaeben, wo sie mit
Jubelgriißen empfangen wurde.
--
Fqlsiti nutqesnsm A
Am: Halten Eie denn teine Anast,
das-, Sie Nachts mol Ver Schliiri trifft?
Patient: Unsinn, in der Nacht
schläft meine Alte!
Neun Ausdruck.
. ·. Herr lentkrnth essen jetzt mit
Frau Gemahlin stets allein, und in
der ersten Zeit nach der Hochzeit sahen
Sie so viele Gäste bei sich zu Tisch!«
»O, mein Weiberl hat sie alle in die
Flucht gelocht!«
Nicht ganz.
Fremden »Der Herr Baron sind
auf der Hochzeitsreise — ist das junge
Paar noch nicht ziiriict?!«
Diener: »Noch nicht q.1nz!... . Bis
ietit ist blos-, der Herr Baron eingetrof
fen.«
Aus ver Schule.
Lelzrert ,Welck,es Thier ist nun als
besonders saksch belaniit·i«
Fritz fGiastwirtkisohmt »Der Hasel«
Stcheres Zeichen.
Bauer szu seinem Weibe): »Unser
haust beim Militiir hat jeyt q’tviß ’n
Schott! Er schreibt got nimmer um
Gelds«
Ilsms Instit
«
Hauptnmnm ,,Hnber, du hast vorhin
ant Posten gemeldet ,,nichtz Neues««
nnd ietzt höre ich, daß eine blutige
Itinnfetei stattfand.«
Hnber: ,,Dös is do nix nenes.«
Unverschämt.
»Da hört sich Doch alles auft»
Wie Sie wissen, lieferte ich dein Ba
ron vor drei Monaten ein vollständi
ges Gebiß. Ich besuchte ihn gestern.
nm mein Geld »in verlangen, und der
Tlllensch wird nicht nur grob mit mir.
sondern s- denten Sie sich die Unver
fchänitheit!«
»Na, was bat er denn get-haus«
»Geinirscht hat der ENan
nncti obendrein mit meinen säh
nen!«
Anspielung.
Rechtsanmalt izu Fuß zurücksch
renb): »Tenten Sie mal, der Gaul
bat mich abgeworfen!«
Pferdeverleikxen Ja, das Thier hat
felsnen mal zeigen wollen, wie sman
inrzen Prozeß Inacht!«
Aritlimetib
Eie: »Wenn Du von Deinen Er
obernnaen sprichst, so iubtrahire ich
davon itnmrr ehan "
t51:,,llnd wenn Du von Deinen
fuhren sprichst so addire ich immer
et nns zu.«
Befürchtung
Hnnsirmn »Nun, wie gefällt Ihnen
nsein Kleiner, Frau Nachbarin, ist es
nictit ein "1Er.:ei7tjunge?«
Nackt-arm: »Das wohl, verehrte
Freundin; aber ist es Ihnen noch nicht
einiges-allem daß er immer »no, no«
t.1nt.- Wenn er nnr nicht die englische
tirnntlieii tsetoinnit!«
Frommer Wunsch·
Karlittem »Ontel, aelt, wenn du
todt bist, triekie ieti deinen Kopr«
Luth: ,,?ll:er8iind! Warum denn?«
Rarlrtiem »Der Vater sagte gestern,
an hättest so große Rosinen im
tt o p se l'·
Andre-be.
Lil. lirn Wirthshaus): Schiiinen
iollten Zie sich: erst pumpen Sie mich
unter dem Vorinanty Eie hätten Hun
aer, um eine Mart an, und jetzt sitzen
Eie hier und v e r i a u sen das Geld!
B.: Ja, missen Sie, ich hab’ nichts
recht’L- auf der Eheiientarte gefunden
Scherzfragr.
Wie erfährt man das Alter einer
junaen Danie?
Antwort: Man fragt sie zuerst
selbst: staat dann ihre beste Freundin
und berechnet daraus mit Hilfe der
Loqrrithiucntaiel das arithmetisebe
LIJiitteL
Gefahr«
Onkel tzu seinem Neifenlt »Kerl
ivo hast du denn den neuen Anzug, den
ich dir ziesckkentt herbeim
Karl iStudent): »Ach, lieber On
tel, ich war tiiriliih heim Arzt, uni
der sagte mir, bei mir sei Rbeuniatigi
nqu im Anzuae, und da habe ich den
Anzua schnell versetzt, denn ich wollte
doch nicht trant werden«
Der gute Name
Die Uninsälzuna auf dem Ballen
wird auch für die ierbische Hauptstadt
B e l g r a d eine bedeutende 5Blende
rung hervor-rufen Sie soll nach der
ledantuna des Königs denselben Na
men tragen wie eine benachbarte öfter
reichifche Stadt, nämlich:
Peter war (—dein!
Berliner Humor.
Ein Arbeiter steht aus einer Brücke
und sieht aus einen Fluß hinunter:
plötzlich fällt ihm ein Zelinpfennigs
stud, das- er in der Hand hatte, ins
Wasser: nachdenklich sieht er ihrn nach
und sagt: ,,Versausen rvollt’ icl dir je,
aber nich auf der «.Ilrt!«
Ein Schwerenöther.
-.Vekftehen Sie, wie man Meptos
mane fein kannW
»Gewiß -— wenigstens was a Bus
serl von Ihnen anbelangt, Fräulein
Emma!«