Idee Herr mit dem Vatikan Erzählung von Eva-n r a d R e m l i n g. I .Wenn es Ihnen recht ist« mein Den-. to möchte ich den Lichtschirm herunterlassen.« Der junge Mann, der in der an deren Ecke des Ell-theils saß, rich tete diese Aufforderung in bescheide— nein und höflichen Ton an mich. lind mir war es recht. Ich niachte die Reise von Oxford nach Brrnringhmn nicht zum ersten Male. Zum Lesen hatte ich leine Lust; an einer Unterhaltung schien mein-ern zwar höflichen. aber äußerst reservirten Reisegefährten nichts sie legen zu sein« und ich mochte sie ihm auch nicht ausdrängen obwohl Ich aus mein gutes lsnalisch sehr stolz war und noch auch wiederum grn sede Geleaenbeit benutzte, mich rtn zu vervolllommnen Ich lehnte mich deshalb behaglich in meine weicheepolsterte tscle zu riick. hiillte mich noch sester in meine Iieisedecke nnd schloß die Auam Wie lanae ich so im halbschlum mer gesessen haben man, weiß icii nicht. Sehr erstaunt und überrascht. je so aar erschrocken war ich daher, als ich nach längerer Zeit die llugen össnete und einen neuen Reisegefährten be inerlte, der mir aeaeniiver saß. Wo her er so ulödlich aelornrnen sein mach te, war mir irn ersten Auaenblict nicht recht erlliirlich. Seine ganze Grscheinuna machte einen sehr guten und sragloes vor nelnnen Eindruck: und dann war es ein ganz anderer Typus alr- ich ihn sonst in England zu leben qemolmt war: ich iiberlegte, wac- er tvolil sein iönntex ein höherer Beamten ein Ier oder Gelehrter, vielleicht Iucki Cn Großlausmann... Ter lanae, wanl gpslegie dunlle Vallbart, M noli-me rille und der kahle, aber wohla forrnie Kopl... Das alles Hiammen gab ihm sitt mich etwas- Wiirdiaecs und Vertrauenerweclendes. Mein beobachtender Blicl schien ihm, troß meiner halb geschlossenen sugenlieden nicht entgangen iu sein: er rückte ein paarnul slnruhia bin und her· zog die Miitze noch tiefer in die Stirn und arisi endlich in die Vrusttasche seines bunllen Mantels-, um ein Cigarrettenetui dervar,7»u»;iel:en. »Es ist Ihnen nicht unanaenebni, wenn ich rauche." Ter Blick tritt dein er diese Im le Frage begleitete, war einen!kiiimlis-li. Außerdem befrenidete mich die Frone überhaupt »Bitte sehr« -- entaeanete ich ,es ist ja Ihr anteå titecht!« - nnd ich wies auf den Ansehn-L der das Fauchen in diesem Abtkeil »in-niste. Der here mit dem Votlbakt lciJelte höflich: «Dos Rauch-n an sich nefkifiz aber s-— ich bin es qeivöhnt, Ltiinmcinoretr ten zu tauchen, nnd war ekemliit starke: es wird Sie nicht aeniren. tws se ich.« . Mit blieb nickt-; anderes- iibrin,. eile verneinean den Kopf in Miit ’ eeln. i Und nun geschah während der« nächsten Viertelstunde etivsis Zon derbares, iiir das icki später eiie eine höchst überraichende Erklärung geiun den habe. Ich hatte mich wieder In meine Ecke gelehnt. nnd der Here mit dein Vollbski begann in tauchen. die Wolken wie es mir schien mit einer gewissen Absichtlickiieit snie nnd sdem anderen Reisegefährten der iheilnabmslos nnd ohne sich in renen in seiner Ecke safi nnd zu Muse-I schien, ins Gesicitt blasend. Eine unüberwindliche Miidkateii iiberluin mich schon nach den ersten paar Minuten. Ich bewegte mich mehr-instit, nin gewissermaßen in flinltiv dieses Gesiihl von mir ni) Insehiittelm Idee sonderbar qnch meinen Körper über-fiel diese Mii digkeii, die Arme und die Beine und Ieicht zerlegt den Kons, der immer tiesct nach hinten sont Jetzt hätte ich gern gesprochen, um mich Ivackh en halten« und weil dieses eigen-« thiiiniiehe Schwächeqesiihi anfing. mich us beimeiehiqen nnd sogar eu ängsti gen; aber auch meine Zunqe wurde; schwer, wie es etwa im Mensche deri Fall ist. Ä ; Ich iad nur noch, wie der Herr! mit dem Vollbart ein Fläschchen sue-s der Tasche zoa und mehrmals in tur J irr-» hsitiaen Ziiaen dartunl trant. ; Dann mag ich wohl fest einaeichla : sen sein« i Weniasteng erinnerte mich später eine Reihe anaenetnner, wobliger Tranmdilder daran daß ich seit und gut qeschlaien baden mußte. Ich fah blühende, lachende Ge silbe, auf denen ich einderaiiia, leicht und frei, den Körper und die Glieder taurn fühlend-. Kein bestimmter Bildi ist mir in der Erinneruna aebliebenxi aber sie waren durchwea schön, wohl-« thuend und — wenn ich es to nennen kann —- befreiend und erhebend. . . Als ich erwachte —- ich weiß nicht. nach wie langer Zeit -—- batte sich die Situation so vollkommen geän dert, daß ich anfangs noch immer In träumen alaudte und mich nur schwer auf das Vergangene besinnen konnte. Und dann raiite ich mich vlödlich mit einem gewaltigen Ruck auf. Wie war es denn möglichst Der Zug ratterte noch immer seine dumpfe, eintiinige Melodie. Ich sah nach der Uhr. So lange konnte ich doch nicht geschlaer haben. Wir mußten längst über War-ibid hinaus sein! Träumte ich denn noch? Oder Meine beiden Reisegefährten waren verschwunden: der Herr mit dem Vollbart und auch der jüngere Mann, der-in ver anderen Ecke gesessen hatte. Mir gegenüber aber saß ein an« derer, gleichfalls jüngerer Herr in gelbem Reisemantel, glatt rasirt und mit vollem, blonvem Haupthaar der typische junge Engländer. Das Fenster des Abiheils war herabgelassen, und der erfriichende, etwas feuchte hauch der Nachtluft drang zu uns herein. Mich sröstelte und ich fühlte ein starkes Unbebugen im Magen und im Kopfe. Jch ging zum Fenster, um es wenigstens halb zu schließen, und ,setzte mich bann wieder, now immer iiber die Rötbsel dieser wunderbaren Nachtfahrt nnchsinnend. Jn diesem Augenblick verbeugte frli mein neuer und nun schon dritter Reisegefährte und sagte in verbind . lichem Tone: s »Ich bitte uin Verzeihung mein Herr . . . ich habe Sie verinnthlich ans dem Schlase geweckt dadurch, daß ich das Fenster öffnete. Ader « nochrnals Verzeihung ich tam aus dem Speiservaaen und sand die Lust hier drinnen so unerträglich, daß ich mir teinen andern Rath wußte. Sie haben Opinrnziaaretten geraucht: ich sehe es an diesem Restchen hier« -— er stiesr mit der Spitze seian Stiefel-z an den Nest einer der Ovinrnzigarettem die der Herr mit dein Volldarte ne raucht hatte sp— »und Sie sind der muthlich darüber eingeschlasen." Jch war noch immer verwirrt nnd beantwortete toenig passend. wie ich selber zitaeben musi diese ssr tliiruna des itinaen linaliindercs mit einer Frage: »Sagen Zie als Sie in dieses Istlbtheil lainen . . . ich meine. tvie lange sitzen Sie schon hierf« »Hm« er schien in iiberleaen »etwa eine halbe Stundc.« »Und der Hing bat inzwischen nicht gehalten?« »Nein. Ich sagte Ihnen ja: ich tam aus dem Speisewaaen Jch liebe es nicht« nach der Mahlzeit am ae dritten Tisch in sitzen« »Und Sie sanden mich allein, als. Sie hierher tanien?« ,««.Illlerding5.« Nun lächelte der jnnae Mann so aar, nnd ich tonnte es ihm allerdings nicht einmal iåbel nehmen, denn meine Fragen nnd mein ganzes Be nehmen mußten ihm in der That san der erscheinen »Sie haben also den Serrn niit dein Volldart nicht gesehenf« »Welchen Darm-« «Einen älteren Herrn mit langem, innlleni Vollbart, iahtein Nod-s nnd goldener Brille.'« «Nein.« »Und auch den liingeren, schireia tarnen drüben in der Ecke nicht?« »Aber ich sagte Ihnen doch schon« daß ich Sie aanz allein antrat. Eie oder vielleicht auch einer Ihrer beiden Reisegefährten. von denen sie soeben sprechen, hatte starle Opiumziaaretten geraucht, und ich nahm inir die Frei heit. obwohl Sie sest schliefen, das Fenster zu össnen, da die Lust nn möglich gut und gesundheitsdienlich weder siir Zie noch siir mich. sein tonnte." . . . Jn diesem Augenblicke hörte nnd fühlte ich die Bretnsen des Anges« der schon während nnserer Unterhaltung seine Fahrt allmählich verlangsamt hatte. Ter innne Mann stand aut. schion seinen Reiseniantel nnd trat an das Fenster· wodurch er niir wenn ich nicht unhbilich oder gar ausdring lich erscheinen wollte ein weiteres Fragen unmöglich machte. Bald daraus hielt denn anch der Zug, wir stiegen ans nnd verloren uan im Gedränge . . . Während der weniaen Itnchtstuni den« die mir noch blieben, schlies ich schlecht und erwachte mit schmerzens dein Kopf nitd miiden Gliedern. Beim Frühstück, das ich in meinem Zimmer anstragen lief-« nahm ich die Zeitung zur Hand und hlatterte nach dentlich darin. Und dann ein eisiger Zchrert durchzuckte mich . . . unter der llehers schristt »Beste Telegramme« lag ich — fast eine Spalte lang - in aes sperrtern Druck solgende Notiz: »Naubmord im Schnellzuge stord Birmingham. An denr achtundzwanzigiährigen Kaufmann henry Warten aus Or sord ist gestern im Schnellzuge Or tord —- Birmingham ein Raubmord verübt worden. Der junge Mann reiste wie aus den bei ihm vorge sundenen Papieren hervorgeht — ge stern Nachmittag im Austrage seines Geschöstshanses rnit einer größeren Summe Geldes es handelt sich um ettva viertausend Psund s-— von Ox sord nach Birmingham. Leider sollte er sein Ziel nicht erreichen. Ein Bahnwiirter sand die Leiche, wenige Kilometer vor der Station Warwich mit serschinettertem Schädel am Vahndamm Die Brief«-sehn die man im M bei ihm vorfand, schien un beriibrtx wenigstean waren die Legt-: timatians und Geschästgpapiere, die sie enthielt, in völliger Ordnung. Da gegen war eine tleine Handtasche aus braunem Leder, die er an einem Rie men um die Schulter geschlungen hatte und die vermuthlich dnc Geld enthielt, leer. Die sosort noch in der Nacht vor genommene Absuchung des Bahn dammes sörderte einen zweiten Fund zutage, der die ganze traurige An gelegenheit zum Theil ausllärt und vielleicht auch iZur Entdeckung des ruchlosen Mörder-s und Räubers silb ren wird. Es dandelt sich bei diesem zweiten Fund um einen langen. dunklen Reise mantel« dessen Taschen mehrere sons derbare Gegenstände enthielten: eine Perücke, einen künstlichen, langen, dunklen Vollbart, eine goldne Brille, außerdem noch ein Etui mit mehreren itarl nniti Odium riechenden ZigareL ten und ein kleines Fläschchen, das noch etwa bis zur Hälfte mit einer gleielj«llg start riechenden Flüssigkeit angetiillt war. Die beiden zuletzt ge nannten Gegenstände wurden sosort dem Merichtschemiler zwecks Unter suchung iibersandt. Der llntersucluingsrichter wird noch im Laufe des heutigen Tages einen Ausrus in den Zeitungen erlassen, in dem er unter Wiederholung des soeben Gesagten alle Mitreisenden jenes Zu ges bittet, etwaige sweadienliche Nach richten unverzüglich an ihn gelangen zu lasse-M Als ich diese Rotiz zu lsnde gelesen, mich einigermaßen gesammelt und auch mein törperliches Unbehagen zum größten Theil überwunden hatte, letzte ich mich hin und schrieb —- als einziger Zeuge des grauenvollen Er eignisseg der vergangene-i Macht« des sen Hauptmoment, allerdings wäh rend meiner Betäubung, vor sich ge gangen war einen ausführlichen Bericht, den ich dem Untersuchungs richter iibersandtr. ikin halbes Jahr lang noch hat man mich mit Verhören nnd Gegen iiberstellnngen qeguältr der Herr je doch, der mir eine Stunde lang, mit tahlem Kopf, goldener Brille und langem. dunklem Volllsnrt und nach meiner Betäubung fast ebenso lange als nlntt rafirter, jugendlicher Gent ieman mit dichtem, blondem Haupt has-r, negeniidetnefessen hat« iit nie mals gesunden worden. —-.---— FVom Ladentisch zum Ankunft-tots »Hoct-:niithi; und anninfzend ton dcrt die rritiietie «.Ilriitotr:itte iids Don der iilsriqen ’!.lk’etiich::.eit ol) und znill nicht-:- mehr davon missen, daß sie ih ren llripruna in qroszeni Theile Lehr linoen oerd.inkt, die einst hinterm Lä dentiscti bedienten...« so schrieb, in innnen Jahren, Benjninin d«JL-raeli, der später, .s.ls.- isnrl of Bedronssielo ielhft ein Beispiel tiir Iie Wahrheit Des vnoeiten Theiless seiner Behauplnni werden iollte. Ten zirosien und vor nehmen Familien Englands läßt sitt-; in der That s.:st allen irgendwo in ih reni Stmninbounie ein City Kauf nionn eininktier Derlunst nachweisen Ader sie hören davon nur ungern, ob wohl dieser hescheidenste ost zugleic .rnck« der tiickitigste ihrer Ahnen gerne sen sein niam Man macht manche ieli same Entdeckung, wenn mon die Ge letiichte nende der stolzesten Geschleeti ter Albiong durchblättert. So stellt :etzt ein englischer Schriftsteller-, Th. Hall, fest, daf; der Etaminvnter bei Herzoqe oon Leedes, die den Familien nennen storne führen, Edworo Li l«orne, einst nur mit dem Kurtsaeke ohne einen lssenniq Geld, nach London lot-i, in einem Kaufmann in die Lehre ziina und iein Glück dadurch hegt-jin dete, daß er die Tochter seines »6i«)esr-«· vom ikrtrinken rettete, dann ihr Manr und der Geseheiitgtheilhaher ihres Vx ters wurde. lsr starb als Lord Uic nor oon London und als Ritter, sein Enkel wurde ein Born-iet, sein llren tel Gras, Marqitie, und ichließlidr 14394, Herzog. Die Oerzöge von Northumberland riihnien sich, vom ed len Blute der Verm tu sein, aber die ieg Blut enthält eine ltarke Beikni schnna nornicht lsloniarbiaen Lebenst s.ifies, nnd von Rechtes wegen heissen sie Sinithion Hund Stnithfon, »or ventice'«, d. h. Aoininig in einer Tro oenhandluno hatte das Glück, Mit Lodn lslizobeth Zehmonr, das einräire Kind des siebenten Herzog-; von Eo merset. sich in ihn verliebte und ihn 1740 zum Gatten nahm; 245 Jshre später mochte der König Georg der Dritte einen Her-roh von Northumber land aus ihm. Das Haus der Nus sel, das aeachtetste vielleicht ganz Eng land-, dessen Haupt der Hetzoq von Bedsord ist, lebt in der Tradition, Huqh de Nossel, einen normannilchen Baron und Gefährten Wilhelm des Eroberers, zum Ahnherrn zu haben: in Wirklichkeit aber. so sagt Th. Hall, war der erste Rassel, Hean mit Vor: namen, Bürger des Städtchens Wen mouth und Miteigenthiimer einer Schiffsbaer Die Mnrquis von Sa lisburn vom Stamme der Ceeil, dür sen ihre Ahnenreihe zwar auf Lord Burleigh, den berühmten Großschotzi meister, zurückleitern sollten aber nicht vergessen, daß sie die gleiche Ehre ei nem Christophe Gascoigne schinden der, wie Eis-word Osborne. feine City Lausbahn als Lehrling be ann und als Bürgermeister beschlo . Merk würdlq groß ist unter diesen gern ver leugnetenVorsahren die Zahl der Klei verhandler und Schneider Thomas Tote, der das heute millionenreiche Geschlecht der Grasen von Leikester in die Welt setzte, handhabte anfangs die Elle in einein kleinen Tuchladem die Marquic von Bath, Die Grafen Brownlow sind vie Nachtornmen von Kaufleuten, die-die-iiußere Hiilke ihrer Mitmenschen herstelltenz des Schnei derrneiiters William Beckiord Entelin wurde sogar eine Herzopin von Hamils ten. Mit Wein und mit Wolle han-r delten einige der Ahnen der Geisen von Wart-ant, nnd die Grafen von Greinaton sind nicht, ivie sie vorge ben, vie Abtönunlinae von Sir Michael Carrinsgtom dem Stanvarten träger des Königs Richard l·, sondern die eines Tuchfabeitanten, so John Smitlz arbeißen :vurve. Ein Juno-like legte den ersten Stein zum Reichtlntm nnd Ansehen der jetzigen Gner von Tudlen ein Viehböndler tvat das Fleicke iiir die Grafen von Epenker. von denen die Heriöae von Marlbo rouah ein Ztoeia sind. Alle diese ehr samen, kraftvollen over verielsksaenen Handwerker und Händler verdienten also ihren Platz in den Abnenaalerien der vrächtiaiten und tialzesten Zchlöi ier lssnalanyo. In unserem Zeitalter vollzieht sich der Sprung vom Zion tar in die Kammer ver Lords häufiger und schneller, nicht erst über Genera tionen fort. Butter und Bankberren, Zeitnnaslierausaeber nnd Techniter, Echiffsrheoer und Fabrikanten sitzen ietzt neben den Enteln jener Handioer ter und Händler nnd müssen es sich aesallen lassen, von der Höhe der Jahr hunderte herab ein menia alcs Ein dringlinae und verkleivete Plebejer anaesehen zu werden . . . . Schleiwtssdilfeetmmeet-umschlun sm. Alle kennen das alte Freiheitzlieo wenige den Dichter. Nun ist auch ihm auf der zu Altona gehörigen lflbhöhe bei Neu-2)tainville im Ange sicht des Strome-, ein Denkmal er richtet worden, das seinen Namen er halten, oder richtiger: erst geläufig machen wird. Die Enthüllung des Tentmals lehnte sich an eine schlichte Gedenkfeier an, die die alten schle5 toig holsteinischen Veteranen und die jiingeren Mitglieder der Kriegeroer eine auf dem Norderfriedhos zur Er inneng an den Ist März His be gingen. Zie schloss, mit einem ein fachen Weiheatt am Grabe des Dich teri—, und dann ging eLs zum Denkmal platz. Ein feiner Nebelflor lag iiber Ter Landschaft, und obrfriilJlTnasfrisch wehte es durch die noch sehniuctlosen Anlagen oon Rainoille. Welche Fiille von Erinnerunaen erwachte da in den Jheilnebmern bei dieser eigentlich be scheidenen und doch so unendlich stim mungstiesen Feier! Nicht der klir rende Tag der lkrbebung selbst stand vor unserer Phantasie, als auf dem Kieler Rathhause Gras klieoentloio und der Advokat Befeler die provi sorische Regierung iibernahmen und die Lossagung oon Dänemart ver kiindeten, nicht das Allegro suriofo« stüemte durch unsere Seele in Erin nerung an die drängenden Scham-en dee begeisterten Jünglinge und Män ner, die iu den Waffen eilten, son dern es erklang zu dieser mächtigen Sinfonie gleichsam erst das Priilu dinm, das die kiinftigen Kriegsmotive noch rnit mehr lnrischen Tattsolgen verband und an die zwar noch nicht voll thatenreise, aber doch idealistisch erhobene Zeit der nationalen Sänger ieste erinnerte. liin solches Eiinaer fest war eg ja auch, als am 24. März 1844 sich die Sänger der beiden ftamrnvertoandten Oerzogthiimer aus der Höhe am Heiterberge versammelt hatten. Was kommen sollte, grollte damals längst im Liede und erhob sich nicht selten zu hinreiseendem na tionalen Schwung ,,.L)eil dir, du Land so wunderschön in deiner Eichen grünem Kran3!« Solche und ähn liche Klänge ertonten damals am Hesterbera. Da trat die Echlegwiaer Liedertasel vor und stimmte unter ih rem Leiter, dem Kantor Benmann, ein ganz neues Lied an, das also be gann: ,,Zchte«3mia Holsteim meer umschlunaen . . lic- hießr An Schleswia .c;iolftein, und seine durch schlagende Wirtuna fand ek- mit den brausend ertlnnaenen Worten: »Schlestvia-.f,)olstein stammvermandt, wanke nicht« mein Vaterlands« Tie Menge war hinaeeissen, so hatte dag Lied gezündet Jhm war ex— in sa aen gegeben, wag in jedes Zchlesmia Holsteinercs Brust lebte, ja mehr, wag als verwandte Saite in allen deut schen Herzen mittlana Darum drang auch das Lied bis in die siidlichsten Gaue des Vaterlandes vor, nnd da rum wurde es besonders zum Sturm und Freiheitslied, als vier Jahre spö ter die Erhebung zur That werden sollte. Es ist bis heute der Schleg wiaiholsteiner nationale Hymne ge blieben und wird wohl nie alg solche entthront werden. Der Dichter, der die zündenden Worte gesunden hatte, wenn auch in Anlehnung an den Text von Justizrath Straß: ,,Schleswig Holsteim schöne Lande«, war der schleswigsche Advotat Matthäus Friedrich Chemnitz, damals ein 29 jähriger freiheitsbegeisterter Mann, der mit an der Spitze der nationalen Bewegung stand. Die Vertonung Bellt-kanns war so glücklich, daß sie mit dem Gedicht zu einer Einheit von serdebender Empfindung verschmtlzL Mit guten Worten, die der damali gen Zeit gedachten, hielt Senator Kallmorgen seine Weiherede, und Bürgermeister Dr. Estchulti übernahm dann das Denkmal mit einem Hoch aus den höchsten Schirmherrn Schtes wigiHolsteins in die Obhut derStadi. Es ist schlicht, aber würdig. Nach Plänen von Pros. Hausmann bat es der Altonaer Bildhauer Stichling ge: schaffen: einen mächtigen, in die Ell-, höde eingetassenen Kaltstein, Vorn ein schönes Relief, wie ein Krieger in den Kampf fiir Weib und Kind zieht, nnd das Retiefbildniß von (Ft)cc11nitz. Das Ganze überragt ein ObelisL der nach Rainville zu einen Brunnen trägt, den das Bildnis-. Bellmanns schmückt Lor deerkkiinze der sctitegwiadolfteinischen Vereine schmücken die Dentmalstöttr. L NOP Aus Köniqta Alex-andres Jugend zeit. Die Königin eon England wurde im Jahre 1844 alr- Tochter des Her zogg Christi-ein vor Zchlegwiaxyol ftein - Eonderburg Gliickstadt und teiner Gemahlin Luise, Tochter des Landgrafen Wilhelm von bessert-Kas— fel, geboren und wuchs in sehr beschei denen Verhältnissen aus. Man hat sogar behauptet, ihr Vater sei gezwun gen gewesen« Zeichennnterricht zu ges ben, unt fiir seine ziemlich zahlreiche Familie das uuumgänatlieh Nöthsige zu beschaffen. Das ist freilich über trieben, aber von irgend welchem Anf ioand tonnte jedenfalls in feinem Haushalt teine Rede sein. Die äuße ren Lebenoumstiinde nahmen fiir den Herzog und die Sein-en erit etwas fiirstlicheren Austrich an, als König Friedrich Hi» der seinen legititeen Erben hatte. ihn im Jahre lbcfpxz mit Zustimmung des Nagrsdng zu seinem Nachfolger ernannte. Nun wies man irsni ate- Wohnfitz das Schloß Zern storff an, wo Jllerandra ihre Jugend vom achten Lebensjahre leic- iu ihrer Vermählung mit dem springen von Waleg verbrachte und mit ihren Ge schwiftern eine sehr sorgfältige Erzie hung genoß. Ihre Schwestern und sie wurden in alle weiblichen Künste, nicht zum wenigsten in die des Kochlöffels und der Nabel, eingeweiht In allen Tinaen, die die Toilette betrafen, gab sie den Ion fast allein an, in dieser Hinsicht unterwarfen sieh die iibrigen ioeiblitheu Mitglieder der Familie sriil lig ihrem Geschmack Jni Jahre listi« trafen die d·inische Briuiessin und der Print von Walez der damals den tireusziieljen LUtanbVern am Rhein beiioo;.nte, aani zufiillia im Tom in Woring zusammen. Der bri tifctie Throniolaer verliebte iidi bei ie ner Gelegenheit sofort in die reizend Tochter des- späteren Königs von Ta« nemart, er nsar der-halb um so aliirt lieber, als ihn ein aiinstiger Zufsll im folgenden Jahre die fliicbtiae Belannt fckaft niit ihr in Heidelberg erneuern ließ. Jetzt iöaerte er nicht länger, ihr feine Liebe tu qestehen, und d1 sie shm ivilliaes Gehör schenlte, vertraute er seinen Eltern sein vzartes Geheimniß an, indem er sie pressend um ihre Ein williguna zu der Verlobung mit der dänischen Prinzeffin bot. Königin Viktoria und der Iliinznemalil hätten es unzweifelhaft lieber gesehen, wenn die Wahl ihres ältesten Sohnes aus eine Prinzessin oug einein regierenoen deutschen Fiirstenbaiiie gefallen iviire. aber, da fie selbit in einem Herreng ktinde ihr Gliiet aesunden hatten, wolls ten sie auch einer tiiebesheirath des Sohnes feine Hindernxsse in den Weg legen, um so toeniaer, alg sie an Viin zelsin ltllerandrm die sie oui kein Schlrsie Laeteu tennen lernten, Gesal len fanden. Jni September dec- Jah res lRtlL sandte der sirini von Wdlers seinen irften Etalluieister naih Adven bagen mit dem Austria. in seinem Na men um die Hand derToehter des- Her zoais Christian anzuhalten Tie Zu stimmuna wurde ohne Weitereg aeae ben. und schon wenige Tage später tonnte die »Time«:-« melden, daf; die Verlobunqsverhandlungen in der dii nisihen Hauptstadt von volltorninenem Erfolge aetrönt newesen wären. An 7. Märi list-ist verließ die dänisehe Prinzessin die alte Hei-neith, um sich nach der neuen iu beaeben, wo sie mit Jubelgriißen empfangen wurde. -- Fqlsiti nutqesnsm A Am: Halten Eie denn teine Anast, das-, Sie Nachts mol Ver Schliiri trifft? Patient: Unsinn, in der Nacht schläft meine Alte! Neun Ausdruck. . ·. Herr lentkrnth essen jetzt mit Frau Gemahlin stets allein, und in der ersten Zeit nach der Hochzeit sahen Sie so viele Gäste bei sich zu Tisch!« »O, mein Weiberl hat sie alle in die Flucht gelocht!« Nicht ganz. Fremden »Der Herr Baron sind auf der Hochzeitsreise — ist das junge Paar noch nicht ziiriict?!« Diener: »Noch nicht q.1nz!... . Bis ietit ist blos-, der Herr Baron eingetrof fen.« Aus ver Schule. Lelzrert ,Welck,es Thier ist nun als besonders saksch belaniit·i« Fritz fGiastwirtkisohmt »Der Hasel« Stcheres Zeichen. Bauer szu seinem Weibe): »Unser haust beim Militiir hat jeyt q’tviß ’n Schott! Er schreibt got nimmer um Gelds« Ilsms Instit « Hauptnmnm ,,Hnber, du hast vorhin ant Posten gemeldet ,,nichtz Neues«« nnd ietzt höre ich, daß eine blutige Itinnfetei stattfand.« Hnber: ,,Dös is do nix nenes.« Unverschämt. »Da hört sich Doch alles auft» Wie Sie wissen, lieferte ich dein Ba ron vor drei Monaten ein vollständi ges Gebiß. Ich besuchte ihn gestern. nm mein Geld »in verlangen, und der Tlllensch wird nicht nur grob mit mir. sondern s- denten Sie sich die Unver fchänitheit!« »Na, was bat er denn get-haus« »Geinirscht hat der ENan nncti obendrein mit meinen säh nen!« Anspielung. Rechtsanmalt izu Fuß zurücksch renb): »Tenten Sie mal, der Gaul bat mich abgeworfen!« Pferdeverleikxen Ja, das Thier hat felsnen mal zeigen wollen, wie sman inrzen Prozeß Inacht!« Aritlimetib Eie: »Wenn Du von Deinen Er obernnaen sprichst, so iubtrahire ich davon itnmrr ehan " t51:,,llnd wenn Du von Deinen fuhren sprichst so addire ich immer et nns zu.« Befürchtung Hnnsirmn »Nun, wie gefällt Ihnen nsein Kleiner, Frau Nachbarin, ist es nictit ein "1Er.:ei7tjunge?« Nackt-arm: »Das wohl, verehrte Freundin; aber ist es Ihnen noch nicht einiges-allem daß er immer »no, no« t.1nt.- Wenn er nnr nicht die englische tirnntlieii tsetoinnit!« Frommer Wunsch· Karlittem »Ontel, aelt, wenn du todt bist, triekie ieti deinen Kopr« Luth: ,,?ll:er8iind! Warum denn?« Rarlrtiem »Der Vater sagte gestern, an hättest so große Rosinen im tt o p se l'· Andre-be. Lil. lirn Wirthshaus): Schiiinen iollten Zie sich: erst pumpen Sie mich unter dem Vorinanty Eie hätten Hun aer, um eine Mart an, und jetzt sitzen Eie hier und v e r i a u sen das Geld! B.: Ja, missen Sie, ich hab’ nichts recht’L- auf der Eheiientarte gefunden Scherzfragr. Wie erfährt man das Alter einer junaen Danie? Antwort: Man fragt sie zuerst selbst: staat dann ihre beste Freundin und berechnet daraus mit Hilfe der Loqrrithiucntaiel das arithmetisebe LIJiitteL Gefahr« Onkel tzu seinem Neifenlt »Kerl ivo hast du denn den neuen Anzug, den ich dir ziesckkentt herbeim Karl iStudent): »Ach, lieber On tel, ich war tiiriliih heim Arzt, uni der sagte mir, bei mir sei Rbeuniatigi nqu im Anzuae, und da habe ich den Anzua schnell versetzt, denn ich wollte doch nicht trant werden« Der gute Name Die Uninsälzuna auf dem Ballen wird auch für die ierbische Hauptstadt B e l g r a d eine bedeutende 5Blende rung hervor-rufen Sie soll nach der ledantuna des Königs denselben Na men tragen wie eine benachbarte öfter reichifche Stadt, nämlich: Peter war (—dein! Berliner Humor. Ein Arbeiter steht aus einer Brücke und sieht aus einen Fluß hinunter: plötzlich fällt ihm ein Zelinpfennigs stud, das- er in der Hand hatte, ins Wasser: nachdenklich sieht er ihrn nach und sagt: ,,Versausen rvollt’ icl dir je, aber nich auf der «.Ilrt!« Ein Schwerenöther. -.Vekftehen Sie, wie man Meptos mane fein kannW »Gewiß -— wenigstens was a Bus serl von Ihnen anbelangt, Fräulein Emma!«