Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, May 21, 1909, Zweiter Theil, Image 14

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    Bis ans Ende der Welt.
Its-un von Fazit-Mist- besticht-.
(8. FortsesungJ H
»Mit-T fiel ihm der Prosesior insI
Hort- und nun klang wieder die Jud-L
see durch seine Stimme, .da wollten1
Sie ihr wohl durch das Blausäure
schlucken zeigen, nms Sie trotz alle
dem siir ein strannner Kerl wären?«
Walde-nat schien den Hohn nicht
in empfinden. «Es ist ja auch des
wegen«, entgegnete er leise, »weil wir
beide arm sind. Weil wir nichts ha
ben. womit wir heirathen könnten,
nicht einmal die Mittel zur Beschaf
fung der Aussteuer Mein Vater
sann mir nichts geben — auch wenn
er wollte. könnte er'j nicht. Aber er
seht zum Uebersluß noch aus dem
Standpunkt, daß es meine Pflicht
und«Schuldi«gteit «gegen »die Familie
ser, eine reiche Partie zu machen.
Und warten, eine Praxis suchen —
Sie wissen ja, was das «heißt!«
Midetnar hatte sich auf das Rude
bett geseit und den müben Kon in
beide stände gestii .
such Altdorfba te sich gefest. Auf
de- Rand des Fisches bockte er,
schwieg und sann.
Das tbunf Die Liebe sollte ja
Wieder wirken, sollte ja im Stande
sein« Charaktere urn und um zu inv
deln. Er hatte davon ebört, auch
wil Beispiele erlebt. iner seiner
Studiengenossen, der in jungen Jah
ren ein Durchganger schlinnnster Sorte
sen, war unter den Händen seiner
ran die Solidität selber geworden,
ein Muster von Gotte und Vater. Ein
anderer, ein Trinter und Spieler,
hatte in der Ehe Altoliol und Karten
vergessen gelernt. — OW biet aber
wirklich auch die rechte Liebe war, die
Pse, heilige Kraft, die Wunder wir
ken konnte? —- Jedensalls, wenn
«H-au Brennessel« diesen Schwäch
lina in den Zügel trieate, die bekam
es vielleicht fertig, ibn zur Vernunft
zu bringen. Es wäre ein Weg Hut
Rettung dieser wantenden Existent —
der einziae Weg.
«Sie sagten vorhin, Frau Brandt
erwidere Jbre Liebes«
Waldemar nickte nur
»Besten Sie mal iu. Ein Freund
von mir. ein Jungneselle schrieb mir
Irulich, daß er im Begriff stände, ein
Canatorium zu stünden in den ban
Iischen Alt-en —- reines Raturbeilvw
Ihrem Nun sabndet er auf einen
sistenten, juna und verheirathet,
desien Frau die Wirthschnstsleitung,
übernehmen tönnte und mit KrankenS
Ists-zugeben weiß. Solche laufen nicht;
seade dutzendnveise über die Stra-k
Ie. —- Aber«, unterbrach er sich är-«
wrlickz »Sie bören ja gar nicht zu,
UettenburaF
»Doch —— dacht«
,,Also Sie baden ia immer viel für
das Naturdeilverfadren übriq gehabt.
Wenn ich Sie in Vorschlaa brächte?
Dus heißt« —- er fchlua rnit der ge
ballten eWanst aus den Tisch —- »der
Henser soll Sie Men, wenn Sie mei
ner Empfehluna Schande machten!
Die Mittel zur Anschaifuna der Aus
Heuer will ich Ahnen aern vor-schießen
ern-d Ihre Spielscbuld die zweitau
send, auch bezahlen· Das Leben ist
ja lana — Sie werden'z schon ai
arbeiten. Und in der Einsamkeit
des Hochaediras, was teine Verlo
dunaen und Versuchung-en aiebt, kein
Lasino und keine spielwiitdiaen Ka
meraden, in der reinen Höhenlusi,
and eine Frau an der Seite, wie un
sere liebe .Brennessel’ — weiß der
himmel, es wird mir sauer genug,
sie in der Kiinii zu missen — mit der
untersten Hölle mußt’s zugeben, wenn
Sie sich da nicht hielten, wenn Sie
gen oben nicht doch noch ein Kerl wür
nt« s
Da taumelte Waldemar die paar
Schritte zu ihm herüber iant auf
die Kniee nieder und erarifs, wie ein
Kind ichiuchzend seine derniederhiin«
gende Rechte mit beiden Händen, ver
suchte zu reden, brachte aber tein
Dort herauf-. i
Leise machte Altdorf seine Hand
lot und strich dem Knieenden über
das wirke haar. Dann stand er auf.
nahm die beiden Briefe, die noch auf
dein Tisch lagen, riß sie entzwei und«
Die die Papierschniset in die Tit-i
. «So«, sagte er· Nachmittags red«
kth mit Frau Brandt und morgen mii
Ihran Vater-« Er zog die Uhr.
«Oleich« zwei. Stett muß ich aber noefr
roth ern-paar Stunden schlafen. Wir
DIM Vormittag drei Blinddarmopk
Miste-. Sie aber. dent’ ich, werdens
- Mnitja bleiben-' (
Mast-gern Don-knicken ging er
«. J«
km . .
. 1
—
7. K a p i t e l.
Ali der Frühlinq wieder ins Land
zog und seine bunten Blüthen über
sag und Heide streute, trieb des
Obersten v. Rottenbuta wkackes Le
bensfchisslein unaufhaltsam dem dunk
len Hafen des Todes entgegen.
Eines Spät-Nachmittage im Mai
spat Professor Altdorf wieder einmal
sei dem Kranken, der schon lange kei
nenffuß stehe vor den anderen stel
Ien konnte und nun, in feinem Liege
gdl disk w dme Fenster sisenh
« belebt-des based der sonnen-at
Inten, vdn süßen Düften erfüllten Lust
sin durstigen Zügen trank. Sein Ge
sicht erschien eingefallen und sahlgrau,
jdoch sein Geist war noch srisch und
kege, und seine großen blauen Augen
sahen immer noch in voller Klarheit
aus das Spiel des Lebens urn sich her.
Jetzt ruhten sie aus den beiden uralten
Adselbäumem die ihre von röthlich
weißen Blüthen schimmernden Aeste
weithin iiber die zartgriinen Rasen
sliichen des Gartens breiteten.
.Dasz sie Früchte tragen. die beiden
alten Knaben. seh' ich dieses Jahr
nicht mehr«, Kaan leise in schmerz
vollem Entsa en, und der Zug des
Gramei um n blassen Mund ver
tieste sich. «M.«an stirbt ja doch so
schwer. wenn so viel um einen bermn
ist, was man lieb hat. Frau. Kinder,
Freunde. Vaterlan und die ganze
Erde rnit ihrer dielge ltigen, un
xastrbar wonnigen Frii ingoherrlichs
et ."
»Mir Muth«, sprach ihm Altdorf
zu, »ein paar Wochen noch — dann
geh« wieder nach Liehenstein.« «
Rottenbura machte eine abwehren
d«e Bewegung. Eaß mir nichts mehr
einreden, Professor. Nur — meine
Frau soiks nicht wissen. wie schlecht
es steht. Die ersiihrt's immer noch
zu sriih.« «
Altdors schwieg und nagte an sei
ner Unterlippe. Er hätte so gern ge
sprochen von dem, was ihm das Herz
zum Ueberströmen ersiillte, und brach
te es doch nicht heraus.
Plötlich streckte ihm der Oberst die
band hin. »Lieer Freunds Wenn
ich Ihnen doch danken könnte — an-4j
ders als mit Worten —- fiir das-, was!
Sie an meinem Jungen gethan! Ge
rettet haben Sie mir den —- Sie al
lein. Kein anderer fonft hat« fer
tia gebracht. Herr Gott, was bab’
ich für Sorgen gehabt um den Ben
gel, zehn Jahre lang und länger. Im
mer eigentlich. Jetzt erit weiß ich,
daß er geborgen ist, geborgen an der
Seite einer Frau. die er lieb hat, ei
ner Frau — na. Sie kennen fie ja
besser ali ich. Einen Brief hat mir
der Junge heut geschrieben —- das
Sanatorium ifi fertig- und sie haben
fchon die erften anderthalb Gäste da
—- solchen Ton findet nur einer. der
ganz glücklich ift, der fest ftebi in fei
nem Glück« der nun wei . was er
will, und wozu er da ift au der Welt
Wollen Sie ihn lesen — den Briefk
Er deutete mit der Linken auf den
Schreibtifch. »Dort drüben aus dern
silbernen Ständer fieht er hervor.
Aber Sie dürfen nicht roth werden
iiber das Lab. das er Ihnen in allen
Tonarten singt. Ach, liebster Freund,
wie ich Ihnen danke!«
Krampfhaft. mit beiden händen,
preßte er dei Professors Rechte.
Der ftand auf. Waldemars Brief
zu lesen. Vielleicht kam er dadurch
itber feine Befangenheit weg. Und
wirklich, als er fertig war, hatte er
sich ein Herz gefaßt.
Er fette sich wieder auf feinen
Plan dicht neben dem Liegeftnht Rot
tenburgs und sprach, wenn auch im
mer noch leise und betlonnnem «Sie
haben Vertrauen zu mir, here Oberst
—- nicht wahrt Und iiber meine Ver
mögensoerhältnisse. darüber. daß ich
irn Stande bin. eine Frau zu ansie
ren — na, urn ei kurz zu machen,
wenn ich Sie bitten würde: geben
Sie mir Ihre Tochter zum Weibe! —1
Jch kann Ihnen versprechen, feft und
heilig, daß fie bei mir aufgehoben:
fein foll —- wie —- daß ich fie —«
Er gerieth nun doch bedenklich ins
Stottern, brach ab und sah auf die
Spitien seiner Stiefel.
Rottenbura richtete sich aus seiner
liegenden Stellung auf, er wußte
selbst nicht, woher er die Kraft dazu
nabm, und ein Widerschein beseli
aender Freude breitete sich über sein
Gesicht. Frisch und kotb, beinahe ju
;aendlich, sahen die baaeren Leidens
ziiae auf einmal wieder aus in die
sem Freudenglanz. der sie aleichsam
von innen erleuchtete. Altdorf —
ProsessorL — Das — das —- nein so
mast« Fassungslos schlug er die
khände ineinander. »Ist-über ist mir’s
tja ein paar Mal so vorgekommen,
als wenn Sie mein Nabel gern böt
ten —- man that doch schließiich seine
Augen im Kopf —- und ich habe im
mer gedacht: Wenn das wäre! Aber
schon lange hu- ich jede Hoffnung
begraben. Und nun aus einmal ist
. doch alles richtia! Daß ich das noch
mit meinen Ohren hören durfte!
Auch Julia geborgen, Juliu, die ich
teinem aus der Welt lieber geben wür
de ali« Jhnen«. Alter beremusteb
siehst du denn nicht still vor Freude?«
Er lachte wie ein Kind. »Ein-her
- Gott, du lebst wirklich noch. Ultdors,
liebster Altdorf —«
Beide stände streckte er dem Pra
tesior bin und mit überstrsmenden
Augen, aus denen Liebe und Dant
barteit strahlten, lab er ihn an.
«Bitte«, spvach er dann gleich wei
ter, «tvollen Sie mal tltngelnt Dort
aus dem Tisch —- man hat ver ssen
mir die Glocke er heranzu ellen.
time Init- mu ich
Pier-Ist d Alt tttcke
k «
issf ste- Ci- IRS «
steiahrhaftla Sie könne« mit glau
n."
Altdorf rührte sich nicht. stach bin
meiner Sache doch nicht so cher«,
entgegnete er seu zend. »Und ich
möchte gern, daß it ers-i einmal mit
Ihrer Fräulein Tochter unter vier
Augen reden, sie vorbereiten. Ossen
gestanden —- ich hah’ den Muth nicht
beisammen — und dann. ich ver
sprech’ mir auch sehr viel von einem
guten Wort, das Sie vorher fiir mich
einlegen.«
-Hshsba!« Der Oberst lachte laut
und llaschte mit der Band auf das
Lederpolster der Stuhllehne. «Hiee,
nun machen Sie mir ader Spaß!
Schüchtern wie ein richtiger Pro s
sor. Halt für andere Leute die a
sianien aus dem Feuer und iiir sich
selber —«
»Ja, fiir andere ist so etwas auch
leichter«, wars Altdorf mit einem
Lächeln der Selbstironie ein und er
hob sich von seinem Sessel. »Allo,
nicht wahr, Derr Oberst, Sie fragen
Ihre Fräulein Tochter? Und mor
aen— ich muß ja doch wieder nach
Ihnen sehen — morgen hok ich mir
Bescheid. So um sdieselhe Stunde —
eher komme ich nicht gut in meiner
Klinit ad. Und Vormittags —- na,
Sie wissen ja —- das Krankenhausx
; und dann hab' ich auch eine Vorlesung
in der Universität!'
«Gewiß —- aetoiß«, antwortete
Rottenhuea eifrig. Aber es klang
doch wie leiser Unmuth durch seine
»Stimrne. »Ich hal« allerdings an
ders gemacht als junger Kerl. Osts
einfach nicht fertig gebracht, dar-als
! vor dreißig Jahren —- herrgott, wie
» die Zeit vergeht —- einen ganzen Tag
. auf Entscheidung zu warten. Aber —«
er lächelte schon wieder in alter
Freundlichteit —- .ich war ida eden
noch ein Lieutenant!'
Julia trat in das Zimmer ihres
Vaters.
»Komm mal her, mein liebes Kind.
Dicht heran. Sieh mir mal in die
Augen — Du.« Der Alte wurde
nun doch ernst. Aber nur nicht ge
rührt oder feierlich werden. Das
Möbel tam ja in die besten Bände.
»Als-) rathe mal. was Professor Alt
dorf heute gewollt hat«
Julia fühlte ihr herz sofort von
einer dumpfen Ahnung beschwert
und blickte in besangenein Schweigen
auf ihre Hände
«Na, Du bist, wie es scheint, doch
zu dumm zum Rathfriiulein«, scher :
te der Oberst, »ich wert-'s Dir also
sagen: um Deine Hand hat professz
sor Altdorf angehalten —- heirathen
möchte' er Dich, und ich soll Dich nun.
fragen —« ’
Er brach ab und sah erschreckt inz
seiner Tochter Antlih, das sich mit»
tiefer Bläise til-erzogen hatte. »
Eber was machst Du denn siir ’n
Gesichts« fuhr er sie mehr bestiirt
als zornig an. .Siehst ja aus e
der Kalt an der Wand. Was ist denn
last hast Du was gegen den Pro
fessort« —- Nun wurde doch der grol
lende Unmuth in feiner Stimme
wach. — »Ist er Dir etwa nicht no
bel nenua, stört’s Dich. daß er tei
nen adeligen Namen hats«
Julia rührte sich nicht. ·Den gem
menartig geschnittenen Mi. dessen
Haar die Strahlen der tiesftehenden
Sonne in Goldaespinst zu verwan
deln schienen, hielt sie gesentt. die
schmalen feinen Hände wie in starrer
Verzweiflung ineinander geschlungen,
und ihr Athem ging in schweren Stö
ßen. Endlich rang es sich mühselig
aus ihrer gequälten Brust: »Ich hab'
einen anderen lieb, half mich schon
einein anderen versprochen.«
«Was?« fuhr Nottenburg aus, und
die Zornadern an seinen Schläfen
schmollen. .Einen anderen? Was
siir einem, der sich nicht verpflichtet
hielt, vorher bei mir anzutragen, ob
er mir auch genehm wäres«
fisqBorgstedt —« tönte die Antwort
.e e. .
.Dem Aftilaner?« Der Ober «
stiefz einen pfeifenden Laut durch de
» Zähne. «Hab’ ich Dich nicht gewarnt
I vor dem? Gilt Deines Vaters Wortf
inichts mehr bei Diri Fangen die
Sorgen nun mit Dir an. da ich mit
zeigtem Bruder zur Noth fertig
n «
Keuchend tam es von den Lippen
des Kranken, dem das dicke Blutin
den geschwollenen Adern schon seit
Monaten die Föhi teit der Selbstbe
herrschung satt völl g lähmte, den eine
so heftige Erregung wie die feiige in
Sehnden umwerfen konnte.
Julia stand noch immer regungs
los. Um ihren Mund priigte sich wie
der der herbe, verfchlossene Zug aus«
Duntel empfand sie, daß es ihre
Pslichkt wäre, den Vater sußsiillig rein
Berge hung zu bitten. Doch sie brachte
es nicht über sich, sie lonnte nun ein
mal nicht file sich bitten —- nie. Nur
eine Ertlärung gab fie, die einfaÆs
Hinz-»die hiesi- -Jch habe Wint
e .
i
Rottenburg, der sich vergesqu
Zwang anzutbun suchte, lachte aus
»Daß Du Dich nicht aus Berechnung
mit ihm verlvbtest, kann ich mir den
ken. Aber das Verlieben, bat blin
de, wabllose in den ersten besten, der
dabertomrnt, mit einer hübschen - rai»
se unb einein qeiiilliqen Wesen — s,
dent’ ich, hättest Du den Mit-main
sellt überlassen tönnen, obschon ich
überzeugt bin, daß auch die es heutzu
tage nicht mehr thun, daß auch die
nach Verbesserung ihrer Stellung stre
ben, wenn sie betreiben wollen«
Aus Julias Stirn erschien eine tiefe
Futte. .Winsried ist nach Isrita zu
rückgegangen um meinetwillen Weil
tr dort größeres Gehalt bekommt nnd
rascher befördert wird. Er ist ja meck
schore seit derdsi houplslaum und m
spätestens drel Ists-en spat er ersier
Klasse zu sein. Darm önaen wir
deirathea.«
»Und die Geschichte vom glänzen
den Elend um ein neues Beispiel ver
mehreu«, s oh es solle-wur- durch
den Kopka der er sprach es mcht
aus; es gab ja so sehr viel Wichtige
res, Dringenderes zu sagen. »Ihr
schreibt Euch offenbar-K Es war
etwas Lauerndes im Klang dieser
Worte.
»Ja —- posilagernd schreibt er
mir«, lautete die Antwort.
Der Oberst lachte wieder. Sein
ansanas so hell auslodernder Zorn
schien völlig in beißenden hol-n sun
geschlagen. »Wie der Ladenjiingling
und die NähnatnseT Und Du ge
nirst Dich nicht, alle Woche an den
? Schalter zu lausen und dem Beamten
die Chiffre durchs Gucksmster zu sa
gen? Du wirst aus dem Postanit
schon zu einer stereotypen Erschei
nung geworden sein. Vielleicht reißt
man da schon Wide iider Dich —
drischet-«
.Ei gab teinen anderen Weg für
uns«', antwortete Julia niit sast un
rnertlichene Men.
Rottendurg nickte brummend ein
paar Mal vor sich bin. .Theilt Dir
denn der llilsritaner etreulich seine
Kriegssadrtem Erlebni efund —- und
Abenteuer mitt« Wieder der lauernde
Klang in der Stirn-ne.
Betroffen blickte Julia ihren Vater
an. »Wie denn —- AbenteuerF
»Nun ia — ein Verliebte- oslegt
doch in der Regel seinem Its-ens
schoh arwissenbastwon jeder lenigs
teit seines Dasens Bericht tu erstat
ten. Wie in den lesten acht Tagen
das Wetter war, was er aetriiunit
bat und so weiter. Na. da wird
Borgiiedt Dir denn doch wohl sicher
geschrieben haben, daß schon wieder
ein Beriadren wegen Ueberschreitung
feiner Befugnisse, wegen brutaler
Mißdandluna gegen ihn schwebti«
Julia guckte zusammen, als hätte
ein Peitschendieb sie getrosien »Das
—- dai ist nicht wadr!«' stieß sie her
vor.
»Bitte —« der Oberst deutete aus
den Schreidtisch· .3ied nial den rnit
teliten Kasten aus« Links neben der
Ranaliite liegt eine Zeitung-nomina.
Aus der zweiten Seite unter ,Kolo
niales’ ist eine Noti« blau angestri
chen. .Lies sie aesälkigsi.«
Julia ging an den Schreihtisch
that alles· was der Oberst ihr aeiagt,
rnit Bewegungen die etwas Willen
losed an sich datten, nadin das Zei
tunatdlath schlug ei auseinander undJ
at:
Die wir aus zuveelölsiaer Quelle
erfahren, bat der erst kürzlich in der
fiidwesiafritanifchen Schuhtrudve zum
haavemann beförderte Freiherr v.
B» der var zwei Jahren schon einmal
einer bösen Mißhandluna und wider
rechtticher Freiheit-heranbringt beschat
diat wurde, erneut einen in seinem
Dienst stehenden Schwarzen weaen ei
nes geringfügigen Diebstahl-I to un
menschlich ausgepeitschL daß der Be
dauernstvertde aus Furcht vor neuer
Züchtiauna ins Wasser aesvrunaensist
Wie untere Lefer sich vielleicht noch er
innern, wurde der erste Fall, der al
lerdings wefentlich milder lag, vorn
Schuhtruvventotnmandeur durch Ver
biinguna eines längeren Stubenarrefts
aeahndet Für diesen zweiten Fall
aber, der den Tod eines Menschen in!
Gefolae hatte, sprechen wir die hoff
nung aus, daß der edle Freiherr un
verzüglich nach Deutschland aefchiett
und vor ein ordnung-mäßiges Kriegs
aericht gestellt werde, dessen Verband
lunaen aenau zu verfolgen die Oeffent
lichteit das allergrößte Interesse hat«
Julia las es, las es zweimal, denn
beim eriten Lesen tanzten ihr die tleis
nen schwarzen Lettern traut und un
entwirrbar vor den wie von einern
blutigen Nebel verschleierten Augen.
Dann warf sie das Blatt wie etwas
Widerwärtiges von sich.
«L’terleumduna!« ftieß tie hervor,
und auf ihrem noch eben todtdleichen
Gesicht flammte die Rötbe des Zot
ne«. .Nichtswiirdige Verleumdung —
dast«
»Wenn's das wäre, hätte längst
eine Berichtigunq erfolgen müssen',
verseste der Oberst, der feiner hefti
gen Erreguna Meister geworden schien.
«Dte Noth ift nun bald eine Woche
alt. Berdiichtia ist auch, dass Frau v.
sorgftedt in letzter Zeit immer ein
mertwiirdig aedriiettes Weer sein«
H
»Sie fühlt sich nicht wohl, denn sief
leidet an ihrem alten Asthma.«
»Is. von solchem Aetger mag ei
ner schon Brustbetlemmnngen trie
aen«, spottete der Oberst. »Jeder»
falls —« nun wieder in strengem
« Ton — .ob die zweite Sache sich nun
- genau to verhält, wie sie dort in der
Zeitung aeschlidert wird, oder ein we
nta anders: daß Borastedt als Ober
lientenant seinen Schwarzen in nn
menschlicher Weise mißhandelt hat
und deswegen auch beftrast wurde,
ist notorisch. Jchjiali ihm in Lie
benstein selbst wegen dieser Geschichte
die Leviten gelesen. Er versuchte sich
damit zu entschuldigen. dass der
Schrparze et»n Faulenzer und unver
besseklicher Trinter ewesen wäre.
Nun ——— so ’nen But chen jagt man
davon, läßt aber nicht seine Wuth
so heftialilch an titnx aus. Und einem
solchen Menschen —- meine Tachtert«
Er brach ab, als tiinnte er den Sah
gar nicht zu Ende sprechen, und feste
erst nach mehreren schweren jtlthemzüi
gen hinzu: Also das Verhältnikttfft
ans —- unwideerusltch. Rock- sites
schreit-it Do dem Danvtmanm da ich
Mr befohlen habe, das hetmltche -
löbniß zu lösen. Kurz und bündig
schreibst Du ihm das. ohne Angabe
eines Grunde-. ohne jeden Ausdruck
verliebter Riihrteliitteit Ich tpiinsche
den Brief zu lesen.«
Und mit dem drohenden Besehlss
hat-erblich vor dem seine Offiziere
und Soldaten gezittert hatten, fah er
seine Tochter on.
Die stand und biß die Zähne zu
sammen. Ihre Brust wogte. die Hände
hielt sie irampihaft geschlossen. Ein
verzweifelter Seelenlampf spiegelte sich
in ihren Zügen wider.
.Nein", stöhnte sie endlich hervor
—- «nein. Jch bade mich Winsried
versprochen. und ehe er mir nicht lelbit
bestätigt, daß vie Anichuldigung wahr
ist — und selbst dann — ich weiß, er
hat ein leidenschaftliches Tempera
ment, und er tann sich im Zustand
trampfhaster Reizbarleit befunden
hoben. Das ungesunde Minia, die
Anstrengungen des Tropendienstes——«z
.Schweig!" fiel ihr der Oberst,’
blaurotb vor Zorn, in die Rede.
»Bist Du noch meine Tochter, oder
bist Di« nicht mehr? Dann geh —
geh Deiner Wege. wohin Du- willst,
lomm mir nie mehr vor meine
Augen!«
Sein siecher Körper bei-te unter
den Stößen, welche vie nicht mehr
zu ziingelnde Wirth ihm veriestn
ieine Augen drohten aus ihren Höh
len zn quellen. i
Frau v. Rottenbura, vie seine nei
lende Stimme bis in ihr Zimmerj
eehört hatte. lam mit allen Anzeichen4
der Anaft und des Schreckens herbei
oeeilt. suchte zu beschwichtiaen. lieb
loste den« Bedauernswertben mit inni-«
ten Dändem schmiegte sich zärtlich on
ihn. und von ihren ichwachen Armen
gehalten, sont er plödlich zurück. (
Professor Altdorf spat kaum da
heim anaelanal. als ihn ein telephvs
nilchet Anruf schon wiede! in das«
Haus des Obersten zueiickbat
Er fand Julia ln Thtönem Sei
nem Blick vermochte sie nicht zu be
gegnen, und dunlel ahnte et Grund
und Verlauf dieses gefährlichen Zu
lammenbtuch des Obersten.
Teaueigek denn je ging et an
leine lchweee Pflicht, that, was in
lo bossnungslolen ·F7.illen In thun
ist. entlleidele den Kranken, beachte
lhn ins Bett und ssellte Wiederbele
bung-versuche an.
Motlsetung folgU
steure Qrfitse tu der Mondes-nd
Inn-.
Trotz der außerordentlichen wissen
schaftlichen und technischen Vervoll
tornmnun der modernen Chirurgie ge
hört die handlung Krebstranter im
mer zu den schwierigsten und un
dankbar en Aufgaben des Ar tei. Bei
der leidigen Ei enschaft der Arebszeb
len, von der urfpriinglichen Geschwulst
aus schranlenloi nach allen Seiten hin
zu wuchern und oft schon sriih die in
der Niibe gelegenen Lampbbriisen zu
befallen, tann die oberative Entfer
nung der bösartigen Wucherungen nur
dann Aussicht aus Erfolg bieten, wenn
das Leiden schon in seinem Anfangs
stadium richtig ertannt wird. und
wenn anderseits die anatomischen Ver
hEiLtnisse es dem Arzte gestatten, «im
Gesunden zu operirerklc d. b. weit
iiber die sichtbaren Grenzen der Ge
schwulst hinaus alles trante und ber
diichtige Gewebe zu entsernen. Wenn.
auch die dia noftifchen Schwierigteiten»
in neuerer zit durch die ungemeine»
Verfeinerung der llinischen Untersu-·
chungsmetboden wesentlich abgenom-«
men haben, so gelangen doch auch
heute noch leider allzu viele Krebsgei
ichwiilste dank ibrer schleichenden Enk
wictlung und der oft geradezu unbesl
greislichen Liissigteit der Kranten zur
Kenntniß des Arztes erst in einem
Stadium, in dem die günstigsie Zeit
fiir die Operation verpaßt ist und
selbst durch lehr eingreisende chirurgii
sche Maßnahmen eine Dauerbeilung
nicht immer erzielt werden kann. Beil
rüaiichiigt man außerdem noch die
Messerscheu vieler Menschen, so er
scheint es leicht begreiflich, da die me
dizinische Wissenschaft schon eit Jabs l
ren mit größtem Eifer bemüht ist«l
durch Entdeckung anderer, bequemer
anzuwendender und leistungssiibigerer
Heilmittel gegen die Krebstranlbeit«
die bisherige Monopolstellung der;
Ebirurgie zu beseitigen. Ob die aufl
pGewinnung eines Deilfernmi bin ie
,ienden Versuche in absehbarer it
»von crfoig getröni ein werden. ist
einstweilen noch stoe elbaft; in dieiee
Ihinsicht hängt quer davon av, ov e
kgelingen wird, der Ursache des Krebfel
Lauf die Spur zu kommen. llm fo
; bemertenswertber und egreuticher er
ifcheinen die Ergebnisse r Forfcheei
arbeit, foweit fie an die Entdeckung
der Nöntgenftrahlen, des Radiums
und eini er moderner eleltrotberapeus
tifcher rrungenschaften anknüpf-.
Was die Röntgenstrablen anbelangt,
so lag es nahe, ihre entzündungerre
ende Wirtung auf die haut zur Be
festigung oberfliichlich gelegener
Krebsgefchwiilfte zu benusen Die Er
fahrung bat gezeigt« daß auf diefem
Wege in der That heilungen erzielt
werden lönnen. Das von den Rönti
genftrahlen getroffene Krebigewebe
fchrumpft oft in überrafchend kurzer
Zeit. und das Ergebniß ift eine glatte
Narbe; auch losrnetifch erweist fich
also diese Behandlungsmetbode der
chirurgifchen überlegen. Tiefergreis
fende oder gar im Körperinnern wu
chernde Krebsgelchwiilste stnd hinge
gen leider wenig günstige Objekte fiir
die Bestrablung weil es einstweilen
noch nicht gelingt, die Strahlenmens
gen. die zur Vernichtun der Krebs
gellen erforderlich find, in die tiefern
Schichten des menfchlichen Körpers
dineinzufchiclen Immerhin wirlt die
Tbatfache ermut igend, daß überhaupt
die Zellen der b Sartigen Geschwülste
unter dem Einfluffe der Röntgenstrabs
len zur Rückbildung gelangen und
ihre gefährliche Neigung zum Weiter
wuchern verlieren, und wenn wir be
deuten, wie großartig sich in weni en
ahren die Röntgentechnit entwi elt
t, fo werden wir mit einer gewissen
Berechtigung der hoffnung Raum
geben dürfen. daß es einst gelingen
wird, mit größerer Aussicht auf Er
folg die erprobte Methode auch auf
tiefgelegene Kraniheitsberde in- An
wendung zu bringen. Aehnlich wie dte
Röntgensirahlen wirkt das Radiurm
hat aber vor jenen die größere Hand
lichkeit voraus und wird daher gleich
falls gern zur Beseitigung kleiner
Dautkrebse benutzt. Speziell im hin
blick aus die Unzulänglichkeit des
Röntgens und des Radiumoersahrens
darf eine in jüngster Zeit von de Lea
ting hart in Marseille ausgearbeitete
Behandlungsrnethode des Krebses An
spruch aus Beachtung und forgsiiltige
wissenschaftliche Prüfung erheben,
weil fie berufen erscheint, jene schmerz
lich empfundene Lücke in der Krebsthes
rapie zu schließen, d· h. gerade diese
nigen Geschwülste zu heilen, denen wir
mit andern Mitteln nicht beikomrnen
können. Der sranziisifche Arzt he
dient sich zur Abtödtuna der wuchern
den Krebsgellen in tiefliegenden Ge
schwülsten des hochsreguenten und
hochgespannten elektrischen Funkens
und löfzt Blihe von mehrern Zentime
tern Länge bis zu einer halben
Stunde und darüber auf das mit
Hilfe des Chirurgen sreigelegte kranke
Gewebe wirken. Die Schmerghaftigs
keit des Verfahrens macht in jedem
Falle die Narkoie nothwendig Der
Erfolg dieser Bliybeftrahlung üuszert
sich zunächst in einer tiefen Zerstörung
der Neubildung, wobei sich die eigen
tiirnliche Erscheinung zeigt, daß die
Krehszellen von der vernichtenden
Wirkung des elektrischen Funkens in
viel höherm Grade betroffen werden
als das in der Nähe gelegene normale
Gewebe; dann plattet sich die Ge
schwulst ab und verschwindet sehr
schnell. Aussallend ist weiterhin die
blutstiliende Wirkung der Funken und
die günstige Wendung in dem Allge
meinbesinden der Kranken, die meist
schon sehe bald festgestellt werden
kann. Die Leistungsfähigkeit der Me
thode sicher zu beurtheilen, reicht das
bisher vorliegende Material noch nicht
aus: immerhin dürfen wir aus der
sorgfältig ausgearbeiteten Statistik
ihres Entdeaers, die sich aus 62 iille
erstreckt, den Schluß ziehen, da sie
auch da noch Aussichten b etet, wo alle
andern Mittel gänzlich versagen. such
in Deutschland werden bereits leii
längerer Zeit Verluche mit der »Fal
guralion« Glihbesirahlunky ange
stelli, die uns hoffentlich bald volle
Klarheit darüber bringen, ol) es mit
ihrer hilie möglich lein wird, dem
schrecklichen Leiden wenigstens eini
germaßen Einhalt zu inn.
Eiue sen-Muße deme
m X.: »Warum so ärgetli ,
z ensgeriebesisec »Weil ich mt
i sankt- denn meine Raupen haben ihm
ten
detr Tal-inf«
meinem Löwen nicht mehr austreten
gestern die Mäbne raselabl abgesch