Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, March 26, 1909, Zweiter Theil, Image 10

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    Die verlorene Krones «
III-u m Ie- Jssa 1856 us Dmiem i. Neuheit-L l
(7· FortiesnngJ
«Rstikstsi« Iarnmingens Augen
. »mi- Kein mein derz
m ganzes Sein steht nach wie vor
k- Diensi des königlichen Rufes!
IS tiintpfe rnit vielen Gleichgesinn
III mn die Krone der Welten, bis
sie leite hofin zerbrochen ist«·"
Seine Worte waren an die Köni
aher feine glühenden Blicke auf
seh Iredrile gerichtet Ihre Au
kn hingen ineinander eine kurze, seli
s Minute lang
Ein ritterlicher Windmiihlenflii
sei's-erpfl« seufzte der alte hemmen
Zenit uns damals nach Langenfab
In, als die Schlacht von Königgrätz
Ich gar nicht geschlagen war tein
Einspruch half, was soll uns ietzt noch
Ostens Preußen in seiner Sieger
rnunq lehnt jeden Vorschlag un
ieitz glatt ab. Es wird Frieden
sit Vetter-reich schließen, und dieses
Iird den Frieden annehmen ohne
Wt auf Hannover.«
Die Königin seufzte. »Sie behal
N recht. mein alter Freund. Ach.
Mut ging der König auch so eiligj
M Wien! Das mußte ja Preußen
M mehr reizen. Aber was helfen
t alle Kniqu Der König wünscht,
ß Sie mich nach der Marienburgi
begleiten. lieber Heubner —- nicht;
Ichrk :
gin- Befehl, Dunste Aber dann
toten der alte Stallmeijier ehe-, wo-»
er wilL Seine Maie sit wirds
seiner kleinen Villa bei Wien lei
ses Mariisll. keinen Stnllnieifter
sehr gebrauchen tönnen.«
Die Königin nickte traurig und
Iendete sich wieder an Rammi n.
hin also wollen Sie geheninxiir
chitinl liegt rnir am Dersen«« tagte
gütig. 0Viele Offiziere unserer
rntee treten gewiß in preukiiche
Dienste Der König wird alle, die
III-täuschen von ihrem Eid entbin
«Davcn entbindet mich niemand«,
setsicherte Rammingen heftig· «B)ie
«« II bereits sagte, ich lebe und sterbe
is Dienst meines Königs. Viele
ELIdee Herzen hängen erschüttert fest
- I dem Haus der Welten. Und wenn
HI- auch jetzt nichts ttmn können, so
f , wir eben warten und hoffen.
Friede ift noch nicht gesichert
felbst wenn der Kaiser sich jetzt
· Bedingungen die Preußen stellt,
km muß. kann nicht bald ein neuer
ausbrechen? Und dann tämvfen
- hqnnoveraner Schulter an Schul
nnt Defierretch um unsere-;- Königs
- rore.'
? .Träu!ne!' tagte die Königin mitl
» mütkinern Lächeln. »Ich alaube
nicht mebr an einen guten Auggana
für uns. Wir haben in dieser Zeit
- In sehr Preußens zielbewußtes Var
, en kennen und färchten gelernt.
« mals wird es das so blutia Er
« ngene wieder ein-Ziehen Und könn
, wie ixn Ernst wünschen, nochmals
« einen Krieg von Deutschen gegen
Deutsche zu erleben?"
»Ich wünsche alles, was uns unte
kein Ziele näkker bringt«, entgegnete
Rammingen finster.
«Wann gedenken Eure Maieftät
abzureiien?« fragte der alte heut-wen
unt das erregte Gespräch in andere
Bahnen zu lenken.
»Ja wenigen Tagen, lieber heult
Ier. Sie sollen sich doch auch erst mitl
Ihrer Frau aussprechen, und ich muß!
vielen lieben Freunden in bannt-vers
Oel-wohl tagen.« Die Augen derl
Königin stillten sich mit Ihräneni
, re v. Ramtninqem Seine Mast-.
«t bat mir aefttiriebem wie viel Sie
then in den schweren Tagen gewesen
d. Ich bitte auch Sie, uns nach der
seien-tara zu begleitet-. Jch weiß,
der König wird damit einverstanden
sein. Meine armen Töchter haben
- hier wie die Nonnen aeleöi. Ich freue
sieb. wenn sie mit Jshnen ihre ernst-n
ten Spazierritte wieder au?nel)tnen
Musen«
Maieität sind zu quält-ist«
if- Rentminqens Gesicht wurde blaß,
- M der Prinzeisin Fredrile glühte.
Die Königin bemerkte nichts, aber
Ue kleinen scharfen Augen des alten
Mitalltneifters erfaßten blitzschnell
It fährtiche Situation.
nch das noch!« dachte er erschüt
UT »Unnlii(tlicher Rammingen —
MttPrinzes!«
;- Königin stand ani. »Griißen
Jlm Fran. lieber bei-beten Ich
« DIS- satnilie noch ver meiner
spt sei-Ists It titckwörti nach
. Sämfinfän hizetä än;
an r n re r e
( Its-IF »Im-sen that er
laute Itteusziiiw wie wenn
dran pelnringen wollte.
set-F- — tm Gottes seine-.
Je eilte Ottersw
sk« ks Lieder Bordase den
. Iebtest- .Stnd »Sk
Ste Wesen ni t entl
IMM
Lpanr Tage schenkt mir das Schick
fai, und tein Teufel soll sie mir rau
ben. Den gesetz-en Rest mein-es Le
bens gebe ich gern dasiir hin.«
.Ste sind toll! Des Königs Toch
ter nnd Sie — ein armer Oisizier!"
»Nicht einmal mehr Osii ier bin
ich je t. Das weiß ich alles sehr gut
Trpt in gestehe ich es jauchzend ein:
ich liebe die Prinzeß, ich liebe sie nicht
ais Tochter meines Sonderans, son
dern init ganzer Seele, niit allen
Sinnen und allein Begehren, das ein
Zenit siir seine Auserwählte empfin
«Und wenn es Ihnen und den an
deren gelingen sollte, dem König die
Krone zurückzueroberni Was donak
»So lege ich sie ihr zu Fäßen.«
Und verschwinden wieder, ohne je
den Dank zu sordern?«
; «Jch sordere nnd erbitte nichts.
Aber wag sie mir steiwillig giebt,
» nehme ich als Gnadengeschens ans ih
rer handf
»Und wenn ich dein König die
Wahrheit sagte, Rgmmingen?«
« .Exzellenz v. Huebner ist kein Ber
reitheri Er täuscht tein in ihn geseh
tej Vertrauen«
.Das dachte ich auch von Janen«"
Rammingen!«
Der junge Offizier schlug die Use-T
gen zu Boden. Ein jintterer Tro
entstellte fein Gesicht· als er es wie
der erhol- und den Oberstallrneister
fest ansah. ·Thun Sie, was Sie
wollen« Erzellenz. Nach der Marien
burg gehe ich rnit. und wenn ich
tollste. daß an dem Thor der Burg
Falter und Henker auf Inich warte
tes."
»Jet! Narrenlzaus gehören Stet«
antwortete heubner unt-krick »Mein
armer König! setatden wird er von
Ianatiterrn pertlieidigt von Toll
häuslern —- nper lann dabei noch an
ein gutes Ende glaube-ji«
Schweiz-Jota leaten sie die Fahrt
nach Vannorser zurück.
Vor Heubners hausthiir trennten
sie sich. Der Oberftallmeifter hatte
eigentlich den jungen Offiziee bitten
wollen. bei then zu wohnen; aber der
Aetger über dessen wahnsinnige Ver
dlenduug schloß ihrn die Lippen.
Auch kei sich iv Hause traf der alte
Deudner Gram und Versiöruna. Bis
in die intimsten Iamilienverbältnisse
hinein drang der unselige Zwiespalt
der Meinungen
Der Sturz des Königreichs Han
nover zog den Fall zahlloier Existen
zen nach sich. Der hofhalt mußte
naturgemäß ganz eng zusammenge
zogen werden. Die Armee wurde
gänzlich aufgelöst. Die Offizieee, die
kein Privatvertnögen besahen, stan
den völlig mittellos da· Schon jth
sprach nran von entgegentornmenden
Vol-schlagen Denkens Man wolle
aern die perabfchiedeten hannövers
schen Offiziere in die preußifche Ar
mee aufnehmen- Wer für eine Fa
milie zu sorgen hatte, ern-sog ernst
lich dieses Austunftsrnittei. Für man
chen war es ja absolute Notlnoendia
leit, sich dein Zwang der Verhältnisse
zu fögen.
Und doch — wie viel Bitterleit,
Groll und Feindschaft entsesselten die
se Erwäqunaen vzwischen Freunden
und Verwandten! Es war ein über
menschliches Verlangen angesichts der
sich förmlich überstiirzenden Ereignisse
dieses Zusammendruchs, seht schon
von jedem einzelnen eine vorurtheils
lose, aerechte Meinung und Stimmung
zu fordern. Das lag eben in der Na
tur der schmerzlichen Vorgänge, daß
selbst das aemäßiate Auftreten der
preußischen Besatrung in bannover
beständig neuen Groll und Bitterkeit
erregen mußte.
Das Lob der Königin war in aller
»Munde. Sie bewies in dieser schwe
iren Zeit eine Ruhe, Würde und Fe
ttigkeit des Charakters, die keiner itp
rem bisher schwankend und unent
schlossen erickeinerchen Abschiedsbesus
che und Uudienzen der dein Königs
hause so nah stebenden Adels·amitien
rissen alle Wunden immer wieder aus
und steigerten die Erbitterung ge en
den Sieaer bei vielen zu einem ,aft
trankhaft übertriebenen Haß- Nur
aus dem Munde der Königin körte
man weder Klage noch Vorwurf. Sie
trug ihren Schmerz groß und still.
hauptsächlich litt sie in der Seele ih
res Gatten, fiir sich selber entbehrte
sie den entschwundenen Glanz nicht.
Aker das Schicksal der vielen treuens
Freunde die Sorge um die Zukunft
des tapferen Leeres erfüllte sie mits
heißem Schmerz. .
Es war daher fast eine Erlösung.
als endlich von Bann-mer ausgebro
chen werden weinte
Rrsr die Hofdoinerh der Kammer
detr o. Stockhausen «und Ramminaen
begleiteten die königliche Familie nach
der bei Nordstennnen gelegenen Ma
rienburg.
Der alte beabnee mußte zu seinem
kornigen Schiner- irn letten Augen
blick zurückebrin. Die vielen seeli
itbes W der testen Zeit· der
»sp- Numiner sparen zu heftig ge
en. Er let-H darunter zusammen-.
ä-. diese- Zssjud wäre er die
k ists nur« eine M. seine »s
. seit-· das tat er W ein.
is- »
Wie ein Verhängnis erschien ihrs
feine Krankheit u diesem unglücks
chen Zeitpunkt Denn nun sinnrei
die Augen nicht offen halten, anr Ue
Prinzeß vor Rammingens Leiden
schaft ichiifetn Die Königin M
gen-is g z a los und ließ die bei
den rußig a in in der ländliides
Umkehr-Ia reisen nnd wandern, tot
hin sie ernstem Um sich selbst zu be
ruhigen. riei Heubner iich immer wie
der die ehrenhafte· iönigstreae Gesin
Il'raus-I des fangen Dfsiziers, seine Jn
"Iqlickzleii an den unglücklichen stin
n König zurück, abker die Prinzeß
Freverile war seh-e schön — nnd Rase
mingens Blut war beiß. War es da
nicht besser, vorzubeugen und König
Georg auf die Gefahr aufmerksam zu
machen?
Freilich gab es dann noch einen
Mitwisser niedr, denn der König
mußte sich ja jeden Brief vorlesen las-»
sen, und ein Geheimnis um das viele
wissen, bleibt nicht ver chwiegen
Nach vielen ichlafloien Nächten nnd
unruhinen Tagen. in denen seine ver
drossene Laune wie ein Alp iiber Iei
ner ganzen Familie lag, entichloß er
sich endlich, dem Grasen sollermund
einen Wink zu geben. Der Minister
mochte politisch kurzsichtig gewesen
sein und ahnungslos durch eine ver
lehrten Raihfchliige zu dem eian des
Welienlkauses keigeiragen haben, aber
ein seiner, kluger Kopf. ein treuer
gebener Diener seines Herrn war et
trotz alledem. Freilich blieb es ein
Wagestiiet, bei dem scharf ausgepräg
ten Stole des Königs ihm eine An
deutung über die Gefahr« in der die
Priniefsin schwebe, iu· machen. Wahr
scheinlich würde Georg V. eine folche
gerade in seiner jetzigen Lage als eine
unverzeihlichse Beleidigung empfinden.
Aber ungeachtet all dieser Beden
en schrieb heuer seinen Brief« der
i en manchen Stoßseufzer und
Schweißtropfen erpreszte. Ein Mei
sterftiia zartoerhiillter Andeutungen
wurde nicht daraus. Umfchtoeise und
politische Feinheiten waren nicht
heubners Sache. Er ioar auch fel- i
der keineswegs damit zufrieden undI
deshalb doppelt erfreut, als des Mi- J
nifiers Antwort überrafchend bald;
eintraf. - f
Hallerinund schien richtig alles ;
derfianden zu haben, roas der altes
Oberstallrneifter ihrn auseinanderge-;
fest hatte. s
.Mein werther Freund und sehr l
liebe Exzelleng«« schrieb Graf Mer
mund in feiner verbindlichen Art,
.Jhr liebenswürdiges Schreiben tatn
unversehrt in meine blinde und tfi
von mir im richtigen Sinn gelesenf
und gedeutet worden. Jhre darin
ausgesprochenen Befürchtungen defizi
tigen meine eigenen Wahrnehmun
gen, die ich bereits sehr bald nach
Ramrningens Eintressen in herren
hausen machte. Viel Kunst gehörte
nicht dazu, ihn zu durchschauen, die
Leidenschaft spran ihm ja förmlich
aus den Augen, sobald er einer ge
wifsen hohen Person ansichtig wurde.
Damals lächelte ich darüber wie iiber
eine ungefährliche Schwärmerei. Jehi
liegt die Sache anders. Durch den
betlagenstoerthen Sturz unseres Kö
nigshaufes haben fich dle Verhält
nisse verschoben. und Ranuningen
könnte verblendet genug sein« Hofs
nungen zu hegen, die sich nie erfiillen
dürfen. Auch der Stolz der Prin
zefsin ist tein gesägt-Idee M Die
Jugend ist romantisch. Außerdem
gleicht der Charakter der Prinzeß
dein ihres Vaters Zug fiir Zug. Alle-« (
—- oder nichts. so heißt’s auch tei ihr.
Jch halte fee siir fähig« aus ihrer Ver
bitteruiig heraus solchen betlagens
werthen Schritt zu thun, wie es eine s
derartige Verbindung wäre. Da rnan
aber so zarte Angelegenheiten vorsich
behandeln muß. fo habe ich mich
wohl gehütet, eine Warnung auszu
sprechen, sondern nur durch die Erz
hersogin Mathilde, die faft täglich
unfer Gast ist, die Bitte uin den Be
such der Prinzefsin Fredericke ausspre
chen lassen. Der König sehnt fich
— . -——..————.- Wh
selbit nach seiner Familie —- bor al
lein nach seiner Lieblingstochter, er
war also den Bitten der jungen Erz
herzogin schnell zugänglich. Mit inei
netn Schreiben zugleich geht ein
Briefsan Jhre Majestät ab, der ihr
den Wunsch des Königs, d·.e Prinzeß
Fredite mit ihrer hosdarne nach Hie
tzing bei Wen zu senden, übermittelt.
Sie sehen, diese Sache war leicht g:
singert. Möchte ich rnit unseren an
deren Plänen gleichfalls Glitt ha
ben! Seine Majestiit ist sest ent
schlossen, sich nicht thatenlos in sein
Geschick zu fügen. Darum geht er
auch nicht nach England, weil das
einem Aufgeben von hannover gleich
siihr. Wir arbeiten einen Protest aus,
der allen Sonderiinen Europas zu
gehen wird, in dein der König erklärt,
daß er nach wie der gegen die An
nexipn von cannot-er Einspruch er
hebe und sich im Kriegszustand gegen
’ Preußen befinde. Wer von dea Offi
T zieren nicht den Abschied erbittet, dein
l wird der König aus seinem Privatver
rniigen einen Theil des Gehalts zah
len. Wie wir dies auf die Dauer er
möglichen sollen, iß sreilich ein Mith
sel —- es kann daher auch nur bei den
nach-neulich ganz armen Ossizieren
Iris-then m vors nicht vie höhe w
siinshnndert Thalern iiberschreiten.
Unser Leben hier hat sich, seitdem
wie du viel en enge Quartier tn
Wien verlasen hoben und in die cit
ta staunichmig in diestng Chorge
fiedelt , leidlich esse-sehnt gestat
tet. Bitte ift Sei kleines Juwel
von Geschmack nnd Kunstsinn Der
Part, der sie umsieht. stößt an die
Gärten von Schönste-nun Durch eine
tenicheinbare Thit- ig der Straßen
irtaney äter welche die iiineees Ge
sinde fah gtr Ists her-engem teät
man is eine lange, nach dem Garten
hin offene halle mit pompejaniicher
Ucnvmaierei. Um Ende dieses lan
gen Ganges liegt ein großer Saat,
ver sein Licht durch die breiten. nach
der Veranda des Garten« sich öffnen
den Glasthiiren erhält; die Aussicht
»auf die tunfivoll angelegten, forgsiiis
:tig gehaltenen Blumenpaktertes er
freut mich täglich. Sie wissen, ich
liebe es auch im Feeien. überall die
pflegende, beichneidende hand des
Gärtners zu späten. Dieser Saal ist
ganz in chinesischen Geschmack aus
gestattet. Die Wände bedecken leit
bate Seidentapeten, an der die Ge
sichter der darauf gestickten Figuren
durch bemalte Porzellanplatten ge
bildet werden. An dein Sinsz der
Decke hin läuft eine eihe hellkiingens
der Glöckchen. ans Boden liegen bunte
Strohmattem An den Wänden sißen
feierliche lebensgrpße siegt-den« die
Kopf und Dänbe bewegen. Sie toll
ten den Kronprinzen und die Erzhev
zogin Mathilde beobachten, wenn die
hier im Saal mit den Glöckchen klin
gen und alle Pagoden in wackelnde
Bewegung setzen! Ja. die Jugend —
die glückliche Jugend trauert nicht
lange! Jn diesen schönen, warmen
Tagen beniitzen wir diesen Raum fast
ausschließlich Der König hat schon
mehrere tleine Feste gegeben, an desi
nen die taiserlichen Derrschaften theil
nahinen. Erzherzog und Erzherzw
gin Albrecht, die Eltern der Cyther
zogin Mathilde, Prinz Solms tom
men häufig —- dsas sind L·chtblicke in
unserem Dasein, denn das Schicksal
aller verbannter, depossediertek Böse
macht sich auch schon bei uns bemerk
lich. daß nämlich Reib, Mißgunst, Jn
trigenspiel dort üppiger wucheen wie
in der Umgebung wirklich regierender
herrschen Jeder beneidet iem ande
ren die Gunst des Königs, jeder möchte
der «treueste höfling des Unglücks«
sein und als solcher besonders bevor
zugt werden.
Unsere Stimmung ist daher meist
wie elettrisch geladen. Sie tann sich
nicht in Thaten äußern. Wir grä
meln und nörgeln deshalb laut oder
im Stillen aneinander herum und
schieben in Gedanlen jeder dem an
deren die Schuld an dem bitter em
pfundenen Ungliitl zu.
" Nur der König trägt sein Ungliiet
mit der Ergehung eines Märtyrers.
Er entbehit seine Gattin schmerzlich,
hält es aber siir richtig, daß sie aus
der Marienburg aushalt. Die Hofs
nung auf eine bessere Zulunft macht
uns die Gegenwart erträglich. Jch
bin Ihnen deshalb aufrichtig dank
bar siir Jhre Warnung zur rechten
Zeit, denn man erwartet siir dein
niichst den Besuch des Königs Ludwig
von Baern. Das wäre eine Ver
bindung siir unsere schöne Prinzessin,
die uns auch politisch sehr niislich
werden könnte. ·
Jhr ergebenfter hallerrnund.« ·
heubner drückte das dünne, mit
der eleganten fließenden Schritt des
Grasen eng beschriebene Papier in
auswallendem Uerger zu einem un
sörmlichen Knäuel zusammen.
«Pliinemacher — PhantaIP schalt
er ingrimmig vor sich hin. »Von sei
denen Tapeten guatscht er, der schlaue
Polititer, der uns» alle ins Verderben
gerissen hat« heirathöideen deckt er
aus, die sich nie verwirtlichen werden!
Kein regierender Fürst wird urn un
sere Prinzessinnen anhalten. so lange
wir so seindlich mit Preußen stehen.
Unser supetiluger herr Minister hat
uns so schlau ins Reh verstriat, daß i
wir nicht mehr aus den Maschen her- ·
austommenl« i
Trotz seines Aetgerö hob sich abers
die Stimmung des alten -Oberstall- i
meisters doch nach Empfang dieses .
wichtigen Briefes. Eine schwere Sor- J
genlast wich oon ihm, se·.t er wußte, :
daß die Prinzeß Frederite bald nach I
Diesing iilmfiedeln sollte. Das Be
wußtsein, seinem geliebten König ei
nen Dienst geleistet zu haben, stärlte
und tröstete ihn, wenn der es auch nie
erfahren darste, daß sein alter Ober
itall meister ei sich unterfangen hatte,
sein wenig die Rolle der Vorsehung zu
spielen.
Jn dieser ausgeglicheneren Stim
mung wogte seine Frau ihm dann
endlich den Ents biß des Schwieger
Isohni, in preußi.che Dienste überzu
treten, mitzutheilen· Was sollte der
IUerknste beginnen? Konnte er von
. den von König Geoeg in Aussicht ge
Istellten iiinshundert Thalern ieine
sKinderlchaar erhalteni Die alten
The-onus besahen auch nicht genug,
inrn den haust-alt der Tochter wirt
fani zu unterstiisem
Troidern traf die Nachricht den
lOberstcillrneister sehr hart. Er sagte
zwar kein Wort dagegen, aber er
siehte noch in derselben Stunde sein
« Abschiedsgtsuch aus. Der Mini- konn
te in hiesing seinen Oberst-Immer
- mehr brauche-h Sein Iliigeladjus
tut Hostie iiir die tue-en Ritte, vie
er vielleicht noch hin und siedet un
tetnodnn Den dptfchlag feiner Fran,
in eine llelne Stadt zu ziehen, ver ge
ringeren Ausgaben halben wies
Deuhnee aber weit von sich. Nie witt
de et « von hat-endet und den alten
Esteun fee-isten
Täglich konnte M den alten
Stallmeiliek die Stett-heisses Fee
auf und nieder gehe- fekk sp
dem Matsinllgebäude blieb et oil in
schwere Gedanken versunken flehen
und siapfie dann mit fis-Sem- Ecßchl
zu hause. Nur sehr selten ins
ee bei seinen einsamen Wanderungen
sehn-ie. Dee alee Minister v.
Boteiej halte den Sturz des Wellen
Lauses nicht lange überlebt· Ein Ge
hitnfchlag machte seinem Leben ein
nde. Der ehemalige Kriegsministrt
o. Besndis, Erzellenz v. Tichitfchpitz
zogen sich volllommen zukiicl Der
Lande-del blieb auf keinen Giäieen.
Ein Schleier von Thkänen undTrnuet
lag über ganz Hannover. Die meisten
Damen qinnen in schwatzen Kleidern
um schon in ihrem Aeußeken ihre enge
Zustehötigleii zu dem gestiiezien Kö
I nigthause anzudeuten
Der alte Veudner sehnte sich ast
stracks einer Aussprache mit guten
» Freunden. Ader er empfand es täg
Tlich deutlicher, daß seit dem lieber
itritt seines Schwiegersohnes viele
» Hannareraner auch ihn ali einen Ab
Itriinningen betrachteten, mit dem iie
nicht mehr essen zu reden wagten.
Das tränkte ihn bitter, denn seine
ganze Liebe und Anhänglichteit ge
börte nach wie vor seinem alten herr-»
scher. Bei jeder Unterhaltung stieß
er ater tei dem Mißtnuem mit dem
man ihm begegnete, aus todte oder
wunde Punkte, so daß jedes Gespräch
bald wieder stockte« im Sande verlies
oder zu Reibereien Veranlassung gab.j
Der Spalt des newaltigen auseinan-j
der qerissenen Königsreichs bannen-ers
llasste in allen Häuser-m Familien
und Freunden immer weiter ausein
ander. Täglich ipisten sich die Kon
slilte schärfer zu. —
Trauria, mit gesenttem Kopf ging
der alte heut-nee, dies alles ermä
gend, eines Morgens seinen betanns
ten Wem Ein goldenes Lindenblatt
siel, sich langsam drehend, dorthin
nieder. Die erste müde Herbststitns
mung breitete sich ilber dem veröde
ten herrenhausen aus. Er schral zu
sammen, als er in dein sonst völlig
menschenleeren Part einen herrn var
sich her geben san Den sedernden
Gang tannte er doch, die sirasfe hal
tung der schlanten Gestaltl Jest
nahm er seinen Hut ab. Der warme
Wind strich über das turiveeichnittv
ne duntelblande haar. Kein Zwei
sel — Raminingen war est
.Halt! Lauten Sie doch nicht sal«
schrie heubner laut.
Llll sein Groll-gegen den jungen
stizier verschwand lset den vielen
Erinnert-agen, die idn sofort bei des
len Anblick ilbermältigten. llniiililige
Fragen brannten ihm auf der Zunge.
Ramminaen wandte sich um. Ein
Lichtes Crschrecten ging iiker segne
. uae.
Der Okerftallmeister lächelte bit-!
ter. «Wollen Sie mich auch ichneiit
ren«, fragte er scharf, .w-.il mein
Schwiegerlohn veeußilcher hauptij
mann geworden ist? Immerhin —- ichs
bin das schon gewöhnt! Alls recht gu
ten Morgenl« i
Rammingen streckte dem alten!
Mann die Hand hin. .Jch dächte,«
Erzellenz sollten mich leiser lennenN
tagte er lerzlich. Ach war nur los
in Gedanken, daß ich wohl unwillkür- g
lich ein erstauntes Gesicht geschnjtten
bate«
heubner schob schnell versöhnt sei
nen Arm in den des jungen Offiziers.
»Ja, hier umspinnen einen die Er-;
inne-nagen ", sagte er wehtniitlpigJ
«!itjssen Sie, daß ich alter Narr oft«
durch den Marstall gehe und in vie
leeren Stände hineinguete? Fast
schäme ich mich, es zu gestehen, aber
mandch liekes Mal heute ich dabei wie
ein ltes Weil-! ——« Nun aber Izu seh
nen! Was treiben Sie hier- Ihr
Aufenthalt auf der Marienburg war
nicht von langer Dauerf Die Prin
zeß redrile reiFte nach hie ing, und
litt rinzes Mai-n allein t at’e wohl
aych der alte Bereiter — wass«
»Ja —- die Prinzelsin Fredrite rei
ste ab.«
.Na, mein Lieber, das wir das
Bette, was Ihnen wasiiren konnte
Sie hätten lanit womöglich noch einen
dummen Streich gemacht.«
PH« » . --4----- »H Wy
a; a —- es wne wohl gut fI.«
Wiederholen Sie nickt meine Use
ie wie ein Papsgeh sondern essen
Sie mit. wie Sie alle In vee sinnen
bueg lebeenc drängte hetean unge
Mdig·
Ein iettsntnes Lächeln ging Eber
Ammingens Gesicht·. Jn feinen su
gen las ein net-träumet Anspruch
«Nein, von diesen Tagen lann Ich zn
niemand reden, auch zu des Königs
besten Freunden nicht«, sagte ee end
lich lei e. »Unser der kurzen Zeit liegt
die Deiligkeit efnes gessen Schmetzec
eines schnell entfchwundenen nnd does
unendlichen Glücks-«
Er blieb in dem Buchengans stehen
nnd fah ans die elben Sonnenflecke.
die zu feinen Füsen untuhi durch
einandekzittettem Der Schlu vers ei
UFI MER- schwetmüthigen Balle-de
gan ihm durch den Sinn:
I
«Jch tüßte Mit einer Fürstin
und
Beim Reiten auf der heide
Jer biasser Mund ward roth in
Kuß —
—- — Und wallt idr das Ende rnit
sen2 »
Es schweigt mein Mund, weil er
kchweigen muß
Von einer Königin Küssen —«
Er kannte nicht weitersprechen und
schlug den Blick zu Baden, als ob er
da etwas suche.
. »Ich bitte meine Hand ein weni
im Spiel, daß die Prinzeisin naå
Diesing berufen wurde«, gestand
Heubner, dessen geraden ein-lichem
Sinn es unmöglich war, die gutges
meinte Jntrige zu verschweigen.
Er erwartete, einen zornigen Aus
rus auf dies Geständnis hin von dem
jungen Difizier in hören. aber der
blieb merkwürdig gelassen. Das
dachte ich rnir schon. Erzeckenz«,
meinte er nur. »Aber lassen wir das
alles. Zwischen mir und der Prin
zelsin handelte es sich nur noch urn
einen Abschied iiirs Leben. das war
uns beiden llar, als nach einmal ihre
Hand in meiner laa an jenem letzt-en
Abend in der Marienburg.' Er di
die Zähne aufeinander var innerer
Beweauna, seine Ziiae wurden hatt.
die Muskeln am Unterkiefer itaten
scharf been-er. .Sprerlien wir von
etwas anderem —- bitte!'
Das kam la aeauiilt derarti. daß
der alie heut-net mi dilli nd und
mitleidia zugleich den aps chiiiieltr.
«Meinetweaen. Alle —- was aedens
ten Sie anzutanaeni Eine Armee
gieth nicht mehr in bannt-den und
der Posten eines Bealeiters bei den
RTtten der königlichen Herrschaften ist
gleichfalls zu Ende —«
»Das ist er. Sie werden aber rais
ien, daß Seine Maieitöt den ande
mittelten Offizieren. die ihren Ub
ichied nicht erbitten wollen, iiin dun
der Italer aus feiner Priva scha
m e vewinioi M Damit Wage ich
mich durch, les aut es aelit.«
«Daoon schrieb mir Gras Hauer
mnnd. Aber wag bezweckt man denn
damit? Das kann der Nönia aus die
Dauer ia anr nickt durchsiihreni Die
Kosten sind zu gross iiir seine so ge
schmälerien Einnahmenf
»Den dann-wer hat lich ein Komite
gebildet das seine Anweisungen
durch das aanze Land zieht. sie ne
trenen Welten werben heimlich site
die scrkzanisation unseres tleinen her
ees das vortäusia aus hundert Os
siiieren und tausend Untervsi ieren
besteht. Wir nehmen den at storii
schen Namen der .Edrenleqian· wieder
aus und werden mit Todessnutls und
Verachtung lömpsen, wenn der Au
genblick getommen ist. Zu verlieren
haben wir nichts — zu gewinnen al
les!'—— Wenn uns die preußische Ne
gierunn, die uns mißtrauisch beobach
tet« unieauem wird, verschwinden wie
ins Ausland stehen aber in steter
Verbindung mit der heimatd schlag
sertig da.«
Gortseßung scrlgt.)
Die Lederstrippen unserer Stra
dahntra en sollen nach dem Be
eines rosessors mit Millionen -
sundbeitöschiidlicher Lebewesen bei-ge
tert sein. Schrecklich! Und diese blin
den Passagietre salzren alte umsonst.
Wenige Menschen geben sich so, wie
sie sind, die meisten so, wie sie sein
möchten. .
Its-I Ins sich ss helfen Use-.
Wir-thin: »Es sind nur noch drei Eier da, und vier haben die desto
bestellM — Wirth: »Da machst D« halt einfach aus den drei Eins ec
Einspcii’ Mr die vier herrenl«