Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, March 12, 1909, Zweiter Theil, Image 10

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    Die verlorene Krone.
Nisus-I us dem Jahre 1866 von Heakienk s. Wertheim-·
- —
(5. FortfepungJ (
»Es freut mich, daß Sie alle met-»
set Ansicht sind«, fuhr der Königs
freundlich fort· »Wenn ich auch allein
cis König die Verantwortuna traaH
und seine Selunde schwanke daß die- l
kik Mvßifche Vorschlsg arg-M dksi
verfassungsmäßige Selbstftiåndigteit
meines Königreich-s verstößt so ist mit
Ihr treuer Rath doch stets wertkmoll
und Ihre Zustimmung eine Beruhi
AMICI-«
«Bedenten Maieftät auch, daß Han
trover in unabsehbare händel ver
sickelt werden und Euer Wjeftiit fo-·
gar die Krone verlieren la .?'· wagte
Heut-net einzuwenden.
»Meine Krone hat Gott mir ver
lieben —- er wird sie schützen!" Des
Königs Gesicht erglänzte in Zuver
fiiit Der Glaube an feine ange
samtnte König-würde war ihm heilig
—- nichts konnte ihn darin ers-bitt
fern.
»Was befehlen Euer Majeftiit also
dein Prinzen Yienbura zu whom-«
ten?« fragte Medem tonlos.
«Wir lehnen die Bedingung ob«,
fs e der König fest. »Was weiter
sechs-ein« sieht in Gotter- tdand -—
Lieber Brandt-, an alle Trupp-n
theile ift Befehl zu senden. auf dee
stelle nach Göttingen aufzubrechen
nnd sich zum Weitermarfcky zu ver
einigen. Die Wiirfel find aefallen.«
«Jerwohl, die sind gefallen-F mur
melte heubner leise und wischte Ich
eine Tbräne aus den Augen.
»Vorbereitungen für meine eigene
Abreise Tollen gleichfalls sofort ge
troffen werden«, fuhr der König
fort. »Bei der ersten Nachricht Eber
ein Vordri der Preusien iiver
die hanniiver che Grenze will ich mich
auch nach Göttingen begeben·"
MS der König. leicht auf den Arm
,eines Flügeladjutanten Kohlraufch
gestützt, das Zimmer verlassen woll
te. laut er dicht an Heubnee vorbei,
der einen feiner tiefen Seufzer nicht
unterdrücken konnte. Trotz feiner·
Blindheit errietö König Georg fafts
ftets, wer vor ihm stand. Er legte
feine band auf heukners Schulter
.2klter. guter Lieubnerl« sagte er ins
feiner herztichen Weise, »wenn mirs
auch verschiedener Ansicht ttno tm
weiß doch. wie gut Sie es meinensj
i- Aber Sie irren, Heubner!« ·
»Wenn Gott dem wäre io, Mo z
feitäti Freudiger würde sich teinf
Mensch zum Jrrthuni bekennen wie
ehs« ftamtnelte heutmer mit müh-v
sam errungener Fassuna.
»Wir wissen aenau, wie zerriittet
es im Innern Preußen-s aussieht ---s
nicht wahr, Greif hallermund3"—"
bin der Kiinin zu diesem aewandt—
l ait fort. »Die liberalen Parteien
find tief erbittert geqen die preußiicbe
Regierung, besonders qeaen Bismarck
Sie Verurtheilen den Krieq und den«
Austritt Preußens aus dem Bunde ir-: «
gder schärfsten Weite.« I
»Juki-obl, wir find genau orientirt
durch die Mittheilungen ver »Motive-.
burgischen Zeitunq«, stimmte Grafi
halletniund bei. »Der Korrespon-;
dent derselben ist enq verbunden mit;
der Leitung des Nati onalverecng
Eine kleine Partei in Preußen sue ,
genommen, ist der Krieg sehr unzw-;
puer und tonnte überhaupt nur
durch einen Bruch mit dem Paris-— ;
« seent zu Stande tomtnen.«
»Der Erfolg entscheidet iminer!«!
bemerkte Medenu »Und wenn Breu k
sen siegt, werden sich auch die Geg- .
ner des Kriequ schnell beruht-ten
und die Nothwendiateit hinterher
einfehen.«
.S-etsen Sie also meine Antwort
sus, lieber Medetn«, befahl der Kö
nig gelassen. .Sie tennen meine Mei
nung. Bringen Sie mir das Schrei-«
ben nachher zur Unterschrift.«
Medem verbeugte sich tief. Er
und Graf Hallermund blieben in
herrenhausem die anderen Minister
kehrten reach dann-wer zurück.
Wie ein Laufieuer verbreitete sitt
dort die Nachricht von der telegeas
Mschen Order, daß die Armee fo
lfirt nach Göttingen ausriicken folle.,
In den Ruchmittacsftunven wogt-us
Mitte Volksmassen auf den Haupt-E
- Onkel-. Eine unruhige, angstvolle Be
teg mochte sich überall bemertiich.
, ie Truppen qui der hauptftadt
; TM marschierten schen in geschlos
, - Gliedern zum Bahn.,oi. Der
M lief beruhte-send nebenher
Mk die ältere-, ruhigeren Bitt
nett reinsten Blicken sen Solda
uen weinend
. sicher- und ernten Lebe-wohl
feierte-sog eine ernst-, ak
know die ist-n in ten
sub-We Inst etc-Z
k- use-ess- »Ist
M I tl V
et Ist heisses ungeheis
bereits vor der offiziellen Kriegsn
lärung.
Medem überreichte seine in eird
mitde Form geiaßte Ablehnung der
preußischen Bedingungen dem Kö
nig, der an dem runden Tbeetifche
in dein behaglichen. schönen Solon
seiner Gemahlin saß. Dsie Flügel
tdiiren zuin Park standen weit aus.
Milde Luft, tröumende Vogelstitni
men, der Duft der in vollster Blüthe
stehenden Lindenallee drang bat-sa
misch herein. Tie große Fontäne
plätscherte eintönig.
- Die Königin und die Prinzessinen
waren mit einer Handarbeit betet-öf
tigt. Der Kronprinz spielt it Ram
mingen an einem kleinen »eitentische
Schach. Der König ließ sich die ein
zelnen Züge von seinem Flägeladius
tanten lKixdtilrauictz erlliiren, hörte aber
nur zerstreut zu.
»Nun, lieber Medeim lesen Sie
vort« saate er, als der Setretör ein-»
trat. »Sie haben mit Graf hallet
inund die Antsort in meinem Sinne
abgesaßt?«
-«ZU Befehl, Maieftöt. Graf hal
lerrnund wünschte den Ton schärfer
aber ich dente, Maiestöt würden mit
dem veriöttnlich gehaltenen Schrei
ben zufriedener sein«
Der König neiate bejahend den
Kopf. auch die Köniain nickte leb
kost.
Medem lag nun in dein tieinen
Kreise das-— bedeutnnqsvolle Schrift
itiick vor. Trotz der milden Form
waren Preußens Bedingungen darin
ginqu ablehnend beantwortet wor
n.
.Ich bin einverstanden«. erklärte
der König ruhig. «Geben Sie mi
die Feder, Kohlranich.«
Der Apistant sprang aus« um das
Verlangte von dem Nebentisch tier
beizubringen
Einon herzfchlcg lang blieb alle
todtenitilL Nur aus den Rosenhü
schen ds- Varts ertlana der weh
rniithiq süße Lcckton einer Nachti
gall. Kronprinz Ernst hielt die Fin
oer fest um sie kleine Figur des Ei
senbeintönigs arspannt und schob sie
dann unscbliiisia aus dem Brett hin
und her.
Diie Feder ::: des Romas Hand:
zitterte leicht. i
»Piajeftät'«, was-te Medem zu bit
ten, »und ist es Zeit Preußen ist
bereit, mit Hanndver Schutter ans
Schulter zu kämpfen wenn dieses zu
ikrm steten will-«
Ueber des König- Gesicht liei eine
Zelle Rötde Der Ausdruck feiner
iebensrvürdiden ziiae wurde hart. I
»Ich lann als Monarch, als Christ
nnd als Welie solche Bedingungen
nicht annehmen!« fuhr er auf. »Ich
kann und werde niemals meine Rö
niaeswiirde politischer Vortieile wil:
ken vertleinern.«
Niedern verbeuate sieb schweigend
Geora X. ieyte hierauf rnit festem
Ziiaen feinen Namen unter das
tedeutunasoolle Schriftitiiä. Er
schrieb dem Röniareich bannnver da
mit das Iodeeurtheii.
»Für aewöbnlich spreche ichsan
Familientreiie nicht von Geschäf
ten." unterbrach der Könia endlich
das Schweigen das nach ieiner fol
aenickuveren Handlung wie etwas
greifbar Trückendes über allen lag·
»Dieses Attenitiick ließ ich aber hier
vorlesen, da es nicht nur für mein
Land, sondern auch fiir mein qanzeg
Haus von aroßer Bedeutuna ist. Ich
wollte deshalb, daf; Ihr alle davon
Kenntniß dättet.«
»Und wirft Du wirklich heute
schon abreiiem Georg?·« fragte die
Königin bewegt« »Was wird -nit
uns ekefchehen?«
»Ich lasse das Liebste, was ich be
sitze —- meine Frau und meine bei
den Töchter — in meiner treuen
Stadt Hannover zurück antwortete
der Könia weich. . Ein größeres Zei
chen von Vertrauen kann ich iin nicht
neben. Marie, Du wirft das Schick
unserer guten Bevölkerung theilen!«
»Das will ich!« versprach die Kö
nigin fest.
»Mein Sohn toll mich begleiten,w
fuhr der Könia fort. Urn vier Uhr
früh aeht unser Zua nach Göttingen
Marie, durch Deine Gegenwart
. wirft Du den Bittgern o n Hannovee
J Muth und Vertrauen er lten.«
Die Königin drückte ihrem Ge
nianl bewegt die hand. -
»Den o. Medernf fuhr der Kö
nig fort, »ich- bitte Sie, unverzüglich
nach Dann-over zu fahren nnd dem
Kriegöminifter und dem General v.
Tichirniy mitzutheilen, das meine
Abreise auf morgen kriti- vier Uhr
Mich GIVE-am fettaeisit iLt —- DM
v. Itamkninaen!«
Der inne- Offtzien W Schach
spie! mit dem sendet nzen bereits
umer spar, spran- ewf und
tret m den M
»Is« Sie Itnirer desW
Mbtn Minsettenanstesnocdnt
sub It Denke. ds- Iit steti
SMMI Ists-I
M des M Sktistere
Bau-W
IIIIUW
I »Wir wollen ei immerhin ver
iuchen,«« stimmte der König bei
Er legte den Urnr am die Sämt
tern des Kronprinzen. der ebenfalls
»von: Schachtiich aufaeftanden war.
z nnd die andere Hand in den Arm der
s König-in
Prinzeß Mam. die ibire Thriinen
nicht mehr zuriinalten kannte, folg
tr den Davanichreitenden Nur Prin
zeß Fredericke war zögernd und un
schliifiia stehen geblieben. Sie be
fand sich daher auf einmal allein mit
Rammingen in dem nur matt erhellten
Zimmer. Sie stand vor ibm in ihrem
leichten roia Kleid. das sich wie eine
Wolle um die schlanke Gestalt
bauichtr. Ein voller Kranz gelber
Lindenbliithen laa in ihrem: braunen
Haar, iiber der iveißen Stirn. Sie
I lebnte mit dem Rücken gegen den weit
szuriiaaeichlaaenen Fensterfliigei. Die
ariinen Hecken und Sträucher des
Paris bildeten einen maleriichen Hin
»terarund, während alle anderen Ge
s aenftände im Zimmer, von den Abend
’ ichatten einaehiillt, - unsichcr ver-»
i schwammen
T Der Duft der Lindenbliithen von;
Tisraußen und aus dem Kranz ihres-;
kbaarek wehte immer süßer. betäuben
J der Zu Rainrninaen bin. Wie starker
;Wein flieq er ihm zu Kopi. Er iant
vor ihr aufs Knie wie ein Page vor
feiner Königin nnd zog den Saum
ihres Scidentleidss an feine heißen
Lippen.
»Ich weiß, daß alles uns trennt.
daß es Wahnsinn. fast Verratb ist« so
zu sprechen«. flüsterte er halb sinn
los Vor Erreguna, »aber ich kann
nicht anders. « Frederitel Diese
eine einzige Stunde ist mein, um zu
sagen, wie arenzenloö meine Liebe —-'·
hatte er das wirklich zu ihr gesagt
oder nur gedacht? Er wußte das
später nie. Er merkte nur, daß eine
zarte tiidle Hand eine Selunde in
der feinen guckte. »Leb nicle
Und dann stand er allein nnt hinn
merndein Herzen und iiebernden
Pulfen an dern weit offenen Fenster
und hörte wie im Traum« daß die
aroße Fontiine immer noch rauschte
und plätscherte. als ob sie eine endlos
lange traurige Geschichte tu erzählen
habe.
Als er dann, sich gewaltsam auf
raffend, in halt-er Betäubung durch
die wohlbekannten Gänge des Schlei
ies feinen Räumen zufchritt. fah er.
ioie eine lanae Wagenreibe durch die
dunklen Schatten der uralten Linden
.illee, welche von Hannover nach Her
renh.iufen führt, in den Schloßknfeim
bog. In dem unsicher-en Licht der La
ternen alieb Nieie Wagenreihe einen-i
aespenstifeben Teichen-tun
Co irsar eine Deputation der Mir
aer Dann-vers weiche nach herren
haufen karn. um den König dringend
zu bitten, eine Vetftsndiaung sit-—
Preußen zur Erhaltung des Friedens
doch noch herbeizuführen
Zu spöt! In derselben Stunde
bereits war Pein-z Marburg bei Graf
Hallermund eingetreten, um die Ant
wort des Königs Geora entgegenzu
nehmen.
Die etwas aewundene Erklärung
des Grafen dallerrnund baß das
Schreiben dein König Geora zur Un
terschrift vorläge, beantwortete Prinz
Menhura knit der scharfen Gegensta
ae: «Sind oie preußischen Vorschläge
angenommen — oder nicht?«
Graf Hallernrund sagte. eine au
aenblickliehe Annahme habe zwar
nicht erfolgen können. vielleicht ließen
ssich aber die preußischen Forderungen
noch etwas modifizirerh
I «Nein!« entqegrbete Print Men
xbureh »Ich bedaure, eine auswei
ichende Antwort nicht mehr annehmen
Hu lönnen. und erkläre auf Befehl
zmeines königlichen herrn hiermit den
l Kriea.«
Graf Hallermund sah drin Hin
nugoehenden verblüfft nach. An ein
; so enemiscbes Auftreten hatte er nicht
Hart-acht Obgleich er stets. auch noch
-
in der letzten Minute, detn König
Gerer von einem Bändnifz mit Preu
ßen abtieth, fiel ihm in dieler Stun
de die Verantwortuna doch schwer auf
die Seele. in deren hinterqrund sich
ihm selber unbewußt immer noch die
Hoffnuna auf uin Nachsehen von
Preuss-en versteckt haben mochte.
Nun raffte er seine ganze Tlnttraft
zusammen, um den König und die
tonnöverftte Armee möglichst schnell»
in Sicherheit zu bringen, damit letz
tere unverzüglich den Anschluß an die
füddeutschen Truppen gewöanne Jn
äußerster Hast wurden ie nöthigsten
Reifevprbereitunuen getroffen .
Die Ereignisse dieser verhängnißs
vollen Nacht drängten sich wie ein tut
zer, schwerer Traum zusammen. Nie
mand tam zur tlaren Besinnung Al
les ainq in Halt und Ueberstürzung
ver sich.
Jrn Schloß von herrenhausen blieb
natürlich alles wach· Kammerherren
und theien liefen hin und her.
Der König war ruhig und faßt
Die Königin und die Prinze sinnen
nahmen sich in hewunderungswiirdk
ger Weise zufammen. Der letzte Uly
schied bestand nur in einer langen,
innigen wortlosen Uniarrnung
Auf dein Bahnhof ging es lebhaft
zu. Fuhr-werte nrit wiegst-durf
nissen standen in langen Reihen, Zuge
wurden rangirt, viele stieger halfen
freiwillig bei der tnuin zu bewältigeni
den Arbeit
Als der Wagen des Königs mit den
wohlbekannten mitsamt-en rden
heranfuhr, entblö en alle U
dendte Häupterder in Arm des Kron
drtryen betrntdet Löst-Its den Bahn
steig, Eine lautlvfe St Wherrfchte
Sid- Iiele vers-rni
meltf fragte der Its-tin dte Herren
feiner Begleitung-.
»MCiksiZii halb hannover ist auii
den Beinen, um seinen König noch
einmal zu ieden.«
Der Kriegiminifter v. Brandt-.
I der dieie Antwort Tal-. ahnte nicht die
Efurchtdare Wahrheit seiner Worte.
I Georq V. trat sofort. nachdem et
eingestiegen war. an das ofsene Fen
ster des EilenbalmtpagenL »Jet- gehe
mit dem stronprinzrn szur Armee«.
»iagte er mit lauter, sesier Stimme,
Land vertraut die Königin nnd die
kPrinzefsinnen der Liede der Denno
! deraner an."
I Ein donnert-des »He-edl« war die
; Antwort Schluchzrnde Stimmen. die
ein »Auf Wiedersean« riefen. misch
ten sich hinein.
Graf Hallermund nnd Medem stan
den mit ernsten Gesichtern hinter dem
Könia. Der alte Kriegsnrinister sah
ioachsaelb und trank infolge der
data-wachten Nacht aus, noch invali
der erschien der General v. Iichirlclp
nig. Diese beiden Stützen des Kö
nigs genossen weder das Vertrauen
des Voltes noch der Armee. Dagegen
brachen alle unwillkürlich beim An
blia des alten Oberitallmeifters v.
Hatt-net dessen rothes Votlmondae
ficht unter dem borstigen weißen daar
jedermann lieb nnd vertraut war.
und beim Erscheinen von Rom-nim
aeng ichneidiaer Reiteraeftalt noch
einmal in ein donnerndes »He-til«
aus«
»Auf Wieder-sehen — aui Wieder
tenen!"
Tücher und bitte wirbelten in der
Luft, als der Zuq langsam aus der
Bahnbofehalle hinausglitt
Der Könia winkte grüßend mit
der Hand. Sein vornehme-, dleicheo
Gesicht mit den todten Aussen war
das letzte, was die getreuen nam
raner erlennen konnten. « ie eine
Viiion erschien es ihnen nnd stimmte
sie icknvermiithig, obwohl keiner atm
te, daß sie ihren geliebten herrschet
an diesem rosig anbrechenden Pai
meraen wirllich zum legten eale
in feiner Hauptstadt als König aeie
den hatten.
A. K o p i t e l.
»So —-- gerade so, tret-z und quer
sind wir inotschirt!«
Der magere, gelbliche Zeigesiuger
des Kriegsministers Brandt-E sube in
unt-gingen Wellenlinien über dieTifch
platte.
Der Genersistabsches Gott-ernann.
der neben ihm stand, zuckte die Schri
tern. »Er-seltene es ainsg nicht In
derv!«
»Ach was —- qing nicht ander-t«
Der Kriegsminister stiesk iejnen
Stuhl zurück. »Ich will Ihnen et
was sagen, mein lieber Cordemamn
ich bin ein alter Prattitus, nett- ihr
Deren vom Generalstab habt in Han
norser immer nur ausi dein Msnsvers
selde operirt. Jrn Kriege beißt’s
aber strainm porwärte. nicht einen
Ton riiettvärts, einen vorwärts —
einpntol recht-, einmal linte jest
büb, morgen bott!'·
»Seht richtig. Aber wir sollten doch
jeden Zusammenstoß mit den preußi
schen Tritan vermeiden! Einen
Schlatt-toten gab es darum ebensowe
nig wie eine bestimmte Mai-scham
nung. Wir waren so stets wie an ein
Leitseil gebunden. da wir unsere Be
wegungen noch denen des Feindes rich
ten mußten, um — auszicweichen!«
Bett sei's genagt-Das ist Wink
ftinrrnte Gras hellermund bei, der
bit-her still am Fenster gesessen batte
und in den leite rieselnden Regen
bineinsoin Jetzt wandte er sein Ge
sicht dem Sprecher zu. Merkwiiediq
att und zusammengefallen sah er aus
lleber seinem noch bis vor Kurzem
glänzend schwarzen hear lag ein
gesuer Schimmer Der elegante, eitle
Weltenaan war in dieser turzen Zeit,
seit der Abreise von Don-Mr, ein
alter Mann aeivcroen »Warum ver
trödelte man die Zeit in Göttingen?'«
suhr er erreat fort. »War- hqbe ich ges
beten, gedrängt, damit Seine Maiestät
und die Armee sin Sicherheit gebricht
und mit den süddeutschen Bundes
truvven vereinigt werde! Umsanst!
Der Zeitverlust ist setzt nicht mehr zu
ersehen. Wir lönnten längst die
Bayern erreicht und darni- gewonnenes
Spiel haben, aber so --—«
Er liesz mail-los den Kops sinken.
»Mein bester Gras«, die Stimme
des Generalstabschess tlanxi gereizt,
»Kann politischen Sckarslslick Iin Eb
ren —- ich weiß, daß Seine Majestät
dem blind vertraut —« s
Er brach ab und erröthete vors
IBerlegenheit Alle Anwesenden em
psanden die veinlsiche Wirtung des?
in diesem Falle so doppelsinniaen
Wortes »blint;« ebenso unangenehm
wie der Sprecher selber.
Nach selundenlanger Pause fuhr
et sent schnell über seine eigene un
geschickte Redetpenduna erbittert fort:
»Aber in militiirischen Fragen muß
Seine Masestiit sich aus das Urtheil
seines Generalstabö seiner höheren
Truvpensiihrer verlassen Als unsere
Armee in voller Ueberstiirzuna aus
ihren Standqnartiren ausbrechen muß
te, war sie nur in ungenügend-er Weise
ausgerüstet. Dieser Umstand machte
Uns-Zeitverlust in Göttingen. den Sie
so bedstart verurtheilen- here Gras, un
nt nothwendig «
inetlsallsen!"g brummte der
Kriegsminister. »Aber an meinen
zehn Fingern will ich n sing
alle Fehler Erzählen, de ema
worbe n sind. Nummer eini: m lei
MMFR "äi. VII-III
e sen t
kommnbsrendn ver Armee anders
ubiststiv, war ein schlimmer Mis
aiist Msa Ists-ilsqu in Als si
wesen sein —- schön aber seinen stram
verstand er troidein ganz gut nnd
war»eingeaebeitet. Solch eine ein
schneidende sendet-eng i Kriege sel
ber f denn den haben r nun doch;
da btlit leine Vogel Strauß-Politik
mehr-vorzunehmen das muß Ver
wirrung geben. auch wenn der Gene
rälltabschef ein noch so oorziiglicher
l I
Er verbeuate sich mit der ihm eige
nen liebenswürdigen Arm-leih
Cordemann nahm seine Karten, bie
aus dem Tisch Verstreut lagen, zu
sammen. «Erzellenz, wir baben das
Mögliche oersucht«, sagte er leise
»aber ein wahres Verbangniß liegi
iiber allen unseren Maßnahmen Wir
haben kürzlich wieder zwei Okfiziere
ausgebaut-D um iiber die Stellung
des bessischrn unb babrischen Korp«
aenane Kenntniß zu erhalten« beide
sind noch nicht zurücknekebri. Viel-«
leicht sind sie von den Preußen abge
fangen worden. Von dem Selretär
Bube. den Graf Jnaelbeim, unser
österreichischer Botschaft-en von unse
rem hauptauartier aus nach Wien
sandte, lief die Depelcht ein, Kaiser
Franz Joseph bellage unsere Lage
sebr und bewundere König Georgs
Haltuna. er wolle alles thun, um ein
Bari-ringen des babrischen Korps zu
unserer Hilfe zu bewirlen —- das ist
aber auch alles. Tritstende Worte.
Anerkennung, Mitleid helfen uns ith
nichts. Nur Thaten können belsen.«
«Sebr ricktig!« stimmte der-Kriegs
minister bei. .Mtit neunsebntausend
Mann muß man sich aber auch allein
does-schlagen können. lieber Sorde
mannl — Kommen Sie, wir wollen
noch einmal zum König geben«
Gras Hallermund hob abivehrend
die hand. »Im biirsen teinen feind
seliaen Augiälle mebr unternommen
werden«. widersprach er erregt. »Sie
wissen doch, daß der herzog von Ko
bura beim Könia von Preußen eine
Vermittlerrolle übernommen bat.
Vielleicht gebt noch alles aut nnd
ohne Blute-ergießen ab.«
»Die Bedingung welche Preußen
stellt, daß wir uns ein Fabr lang der
Feindseliateiten entbalten,sollen. wenn
wir den freien Durchmarsck durch die
tiiddeutschen Staaten verlangen, ist
aber unannebcnbar«, meinte Erzellenz
Brandt-L »Das habe ich dem König
sofort aesaat. Wer soll die Lasten
tragen, die Armee unterhalten, tvenn
der Kriea sich in dir Lönae iiebti
Bayern wird unsere Trupven tanin
auf seinem Gebiet dulden und ernäh
ren tönnen.«
.Seine Maiestiit nat sich vierund
zwanzig Stunden Bedenkzeit erbeten
und mit dem preußischen General
Alpen-leben to lange einen Waffen
stillstand bis auf weiteres geschlossen
-— nicht wabrE-"' fragte Graf Hauer
munb. «
.Imrobt. Herr Graf. Unsere Trup
tsen baten daraufhin Kantonnements
bezogen, und Oberstlieutenant Nu
dorsf vorn Generalitsab ist in das
Hauptauartier des preußischen Gene
rate- Vogel v. Falrtenitein aeritten.
um mit ibin eine Vereinbarung, die
Quartiere der preußischen Trisppen
betreffend, her«iustelless. Ich erwarte
Rudorfs jede Stunde zuriiak
«hoffentlich tonimt er bald! Dann
tönaten wir aus diesem aottvergesse
nen Nest mea. Nicht mal einen an
ständigen Schluck Wein gieb» im
Schloß Groß - Vebrinaen!« brummte
der Kriegsministen
»Die Herrschaft ist jedenfalls schon
seit längerer Zeit abrvesend«, meinte
Graf Hallermund »Mit den Bor
riitben siebt? freilich trostlos aus.
Auch heute zur Tafel konnte niemand
etwas anderes austreiben als kaltes
Rindfleisch und Salztartofselm Ram
minaen und Medem laufen im gEgi
zen Ort herum, um eine Flasche n
iiir den Könia herbeizuschaffen«
.Möchten sie mit-ihren Ritchenmasz
nahmen mehr Giiiit haben wie wir
utit unteren Kriegsmaßnahmenl« be
mertte Brandis nicht ohne humor· —
,.Da, wabrbafvig, wenn man von der
Sonne spricht, sendet sie ein-en Strahl
«—- Medem und Rarnrningen bian
eben in den hof ein. Medem trägt
ein Partet —- boffentlich die gesuchte
Mast«
Die beiden herren traten sin. «
.Wo ist Ihre Mutes« rief Brandt
ibnen lebhaft zu. »Wi- trieben Sie
das tostbare Naß anf, Rammingen?«
»Ja der Apotheke, Ersellenz.
Guß - Oel-ringen scheint sonst nur
Brunnentvasser zu trinken·, antwor
tete Rammingen lächelnd, nahm das
Papier von der Flasche und hielt sie
prüfend gegen das Licht.
Medem zog einen Bxeopsfenzieher
heraus nnd enatortte ie Flasche.
»Wer von den Anwesenden bat die
seinste Zungek fragte er.
.Brandii!« hieß es« einstimmig.
»Na, also her damit! Ich schmale
Ihnen den Jahrgang heraust« prahl
te der.Kriegsminisier.
Er goß ein Glas halbvolL trant,
schnitt ein entsetztes Gesicht, busiete
und souckte in ssein Taschentuch·
Trotz der ernsten Situation lonns
ten die Umstebenden ans Lschen nicht
verbeißen. -
»Die chemische Substanz dieses Ge
bräus zu ergründen, wird stets ein
diiiteres Geheimnisz bloiben«,« meinte
Brandis und schüttelte sich. »Nam
minnen, wenn Seine Masestiit sich
schwach süblt. geben Sie ihm immer
slrm einen Schluck davon. Dieser
zRachentraher lann Tokdte erwecken!«
Man scherzte noch darüber, als
vlöillich die Tbiir heftig aufgeriisen
wurde und der Oberstlieuteant Ru
dorsi mit allen Zeichen der Aufregung
inii Zimmer trat. Seine Stiefel im
ren mit Schmied beibridt sein Ge
sicht. tron des lithlenden Regens, dun
telrotb vor Anstrengung.
»Was giebt«s, Rudorss?« fragte
der Generalstabsches let-sein
»General Vogel o. Faltbenstein er
tennt den Wassenstillstand nicht an
und bereitet den Angnisf vori« stieß
Rudorss beraus.
»Gott sei Dant! Endlich gelit? al
s so losl« ries Ramminaein
; Medem wars ihm einen nein-eisen
Iden Blick zu. »Sie wissen nicht, soo
sriiber Sie sich freuen!« sagte er mit
stiesem Ernst. »Der König muß das
i sogleich erfahren-«
» Brandis und die übrigen herren
erhoben sich und erinnen in das Ar
beitjzimlner bee- Itönigö hinüber.
Der Lalai ließ die Herren aus Be
sebl des siiinias sogleich nnd ohne
Anmeldung ein. .
Graf Hallermund nannte dem Ko
nia die Namen der Hereintretcndem
und Oberstlieutenant Rudorss erstat
tete seinen Bericht.
»Das ist ia wider alles Völler
recht«, ries Geora M destia, »wenn
nicht ein Mißverständnisr durch man
aelnde Benachrielxtiauna des Generals
Faletenstein vorlieatl Ich vrotestire
aber im Namen aller Sonderäne En
ropas aeaen diesen preußischen An
arisfk —- Oberstlieatenant Rudorfj,
! Sie müssen sofort nach Berlin erdrei
ssen. um das vorliegende Mißverständ
’niß aufzuklären und die Antwort des
Ittöniae von Preußen einzuholen«
»Ze- Besehi. MajeftäU Rudorss
machte tun lehrt und verließ sosort
das Schloß. Gleich daraus hörten
die Zurückbleilenden den scharf Nap
ipernden hiisictlaa .«veier Pferde auf
ider Straße. die Juni Brihnhvf führte.
»Ich befürchte, daß vie preußischen
Vorposien ihn aar nicht mehr durch
lassen werden«, sagte der General
stabschef. «Jedensalls müssen unsere
, Truopen sosort wieder ausriielern da
!mit« sie die Stellungen um Laugen-—
»falza herum einnehmen, die iiit eine
HSchlachO aiinstia sind.« -
Der König neigte zustimniend den
Kopf
i Eine wunderbare Zomrnernacht mit
lose, verstreuten, rasch seaelnden Wol
len und wenigen« übergroß leuchtenden
Sternen one-hili zoa heraus. Bal
satnische Blüthendiitte entstiegen der
durch reichlichen Reaen netrönlten
tbauseuchten Erde. Jeder Windhauch
trua den starken, schweren Geruch der
reisenden Kornselder mit sich. Leucht
läser durchglühten die Juninacht mit
ihrer hochzeitssackel während von al
len Seiten Wachtseuer ihr scharses
Licht aufspriihen ließen. Dazwischen
schrillten die Vsisie der beständig in
nächster Umaebuna deranrollenden G
senbalmziiae, rasselten schwere Mani
tionewaaem dröhnte der Hasschlag
vieler Pserde, tönten laute Komm-in
dorufe. Die Welt starrte in Waisen
und tlirrte in Kriegesriiftung in die
ser blüthendustiaen, wollenverhangei
nen -Soinmernacht.
lFortsetzunq folgt.))
Die mit Japan abgeschlosserten Ver
träge würden wertvoller sein, wenn die
Japaner sich etwas mehr Verträglich
leit angewöhnen wollten.
O
. I
Jce Cream-Fabritanten wollen ei
nen Trust bilden und ihre Preise ver
doppeln: Ach, wie liebt Dann taust
»Er« lur sich und Sie« nur noch ei
nen Jce Cream-Sosa mit zwei Stroh
halmew
F
Töchtiskkfisskskih
Gräber halfn mit unseren Bär getmeiskt net recht mög’n; aber seit
dem et beim Nessus-tschian s’ Lvchgrub a paar-mal ’n erschksI Preis
Regt bat, how inm- wiedet mehra Verm-An su atde