Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, March 05, 1909, Zweiter Theil, Image 10

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    Die verlorene Krone.
Rom us dem Jahre 1866 von Heut-irrte I. Wertheime
(4. Fortsetzung
»Ach, la die unselike Politik! Eine
Neu etung gen·gie schon, um
alles zu oetveroen2«
«Naiiitlich werde ich mich in acht
nehmen«
»Und Du wirst die von ihm gefor
derte Bedingung erfüllen?«
stl ich kann, Liebling, gewiß.
Vorläufig aber weiß ich «a noch gar
nicht, was et fordert. Hossenflich nicht
die Ansgabe meineökBetusT Das
müßte ich glatt ablehnen.«
«Nein-das nicht« -Gisela thchte
ei nicht settizztin diesem Angenblick
den leidigen ldpunckt zu berühren,
ttoidein sie ich fest vorgenommen hat
te, Königse von Allein zu verständi
Fem »Der Vater sprach ziemlich un
link und verworren«, meinte sie befan
n. »Er isi ja so sprunghaft in seinen
n und Entschliissen. Ich glaube
es handelt sich hauptsächlich um die
Herausgabe meines männlichen Ver
usgensk
»Wenn das Geld sicher angelegt iii
nnd et Die die Zinsen zahlt —- mehr
Urlangen wir ja gar nicht. Nicht
Indes-· meinte König-sen gleichmä
.Nein«, sagte sie leise. Eine selt
same Hoffnungslosigkeit lähmie plötz
lich wieder ihre bisher angeregieStim
Imag. »Ist-r seid zwei Hatte Köpfe,
ssyo k-« Du und »Paqu « «
»Daß m; yeme noch einmal vok
inen Vater hintteten will nach sei
ner so schroffen Wimeisung —- das
R«tvirklich nicht nach Hattlöpfigteit
- «Splch all-glücklicher Moment ist es
Ober jehtk tlagte sie.
»Gewiß — ich sehe das alles voll
lonmien ein nnd bitte ja auch um
nichts weiter, als um die Erlaubniß,
von Dir Ast-schied nehmen unv, in
Fall ich gesund zutiickttzmsme, noch ein
Tal meine Bitte wiederholen zu dür
n
«Sibt’ö wirklich keine Hoffnung
mehr aus eine friedliche Lösung in den»
politischen Wirken, Both-W x
»Nein, Liebling — teinel Die Miit-s
xel smd weh-l bereits gefallen Abetj
as sag-e ich nur zu Dir, zu meiner
Siselm nicht zur Tochter des Grafen
Waldstein.«
Sie ließ die Arme sinken, ihr Ge
Icht wurde todtenblaß. Königseck legte
den Arm um ibke Schultern und wg
Ie dicht zu sich heran. Er hörte den
lauten Schlag the-es Herzens neben
Jene ftiittnischen Pochen in seiner ei
genen Brust. »
Sie traten bis dicht an den Rand-.
der Plattform. Die scheidend-Tanne
Idetzog die unter ihnen liegende s- adt
stit goldigem und rosigem Schein. Wie
eine Märchemvelt lag das goldene
kratz vor ihnen mit all seinen vielen
trugen, Kuppelm Spitzbosentlsiiti
neu. Die von der Srnne bestrahlterx
sensiet gliilzsten wie rotHIS Feuer.
Weine nicht!« bat sinnst-ed alJi
ee die schweren Tkiinen an Gifrlass
Wimpern bemerkte Blupii »Es it kai
ztianden sie cansz allein tier oben
asch hob er ihr gesenktes Gesicht hoch
und tiißte ihre irei cheii zuckenden LE p
pen. »Und nim toiniii, Liebste ich
bringe D ch nach sseiiie uno Iisse nich
getrost bei Deinem Vater anmelden-«
«Nein —- nein, bitte nicht! Das
Oeediirbe alles! Bleib noch eiiie halbe
Stunde hier. Ich fahre so rasch wies
möglich zu Papa und kereite ihn vor
Wenn wir zusammen bei ihni eintre-.
teu. bringt ihn das gleich in böses
Launek .
»Er erfährt es ia doch, di ß wir zu
samtnen hier waren, Gisela.«
—- ja, aber, bitte b«eil) doch
fiel-er hier! Glaub mir, es isi .«-es
see-«
In ihrer sich chtlicheii Angst und Er
tegmig that sie ihm leid obgleich ein
offen-e- » ehei "«;-c r - -.e- »si
entsprach. Am liebsten hätte er ohne
weiteres. Gisela airi Arm, das Pa
hts Waldsjein anfies s.uck,i
Er sah ihrer schlank-en Gestalt mti
- entziickten Blicken nach Rasch und
" soziös schritt sie die Stufen hinun
Das weite weiße Kleid baufchte
Ich wie eine Wolke um sie ber. —
-« M die Dämmerung anbrach, trat
g den Weg nach dein Waldsteinschen
last ein« Ast mußte Gisela Vor
Ostens und t genug gehabt heil-eth
«« lkamt-en grotiendeii Vater vorzuberei
Js- glmilie wirklich gegen ein
, satterie anzneeiten, ist be
« , alt diesem alten annnlsäe
Wärst-music ti«, dachteeeniitk
Hex-teil Mi erwartet zu wer
ic der sammeedienee nahm
Ist- Sbtl ab nd off
WÆla aus thi.
Hmleucht-Leu m Unfre
YW «- Mat«
O wenigstens enæi
·· M ist-W ic- MO
»Es est-se
III-M
wartete er,«defremdet über ihre maß
lose Erregung. »Willst Du bei mesnee
Unterredung mit Deinem Vater nicht
zugegen IeinP
»Nein. Vater wird mich rufen las
sen. wenn ihr einig seid.«
»Und wenn wir-s nicht Iverden?«
fragte er Langsam, D scharf ansehend.
»O, das müßt ihr!« Sie preßte
bei-de Hände gegen die Brust. Ich
bleibe anz in der Näheck
.W-i st Du vielleicht am Schlüssel
Zcch horchen. Giisela?« versuchte er zu
scherzen.
»Nein ———«- das nicht. Aber ich bleibe
so nah wie möglich.«
Die Thür zum Arbeitszirnmer des
Grafen ging auf. Königsect trat
rasch vor. Gisela verschwand im
halbdunklen hintergrund des Vot
unans
6. Kapitel·
Königseck verbeugte sich stumm vor
dem Grafen, der feinen Gruß kalt
nnd knapp zurückgeb. Er reichte dem
jun-gen Offtzier nicht die Hand, Fon
dern deuten- nur Turz auf einen der
Stühle. Ader Könige-ed blieb stehen.
Seine und des akten Waldstein Miete
kreuzten sich wie zwei Schwer-Hänge,
wie in Herausforderung zum Kam-pf.
»Sie haben meiner Tochter brief
Iich Jhtm Wunsch mitgetheilt« mich
noch einmal zu sprechen. here v»
Königseck?« fragte Gras Waldftein.l
Er stand mit dem Rücken gegen seinen
Schreibtisch gelehnt nnd og in zer
streutem Spiel die seine klsnge eines
japanischen Papiermessers dnrch seine
Hände. »Meine Tochter war unver
niinftig genug, Ihren Wunsch sehr
lebhaft zu befürworten, obgleich ich,
essen gefrandem nicht einsetze. welchen
Zweck es hint, eine Sache aufzurühren,
die für mich mit meinem abschlögkgen
Bescheid endgültig erledigt war. Oder
haben Sie mir etwas mitzntheilew
was Ihre Verhältnisse so von Grund
aus ändert, daß die Möglichkeit vor
liegt, meine Entscheidung könne jetzt
anders nnssallenk
.Nein. Jch bin nach wie vor im
Besitz eines Vermögens, dessen Zin
sen hinreichen, standesgeinäß zu le
ben. Mein Vater ift todt, mein älte
ster Bruder, der auch bereits mehrere
Söhne hat, erbte das Familien-naiv
»rat«, entgegnete Königgeck in gleich
falls sehr frokigem Tonne.
»Die Einnahmen eines Junggesel
len reichen nickåte fiir eine Familie. Der
Begriff »den Bgernäß« ift überdies
sehr dehnbar. Um mit meiner Tochter
nach meinem Begriffe standesgzmcn
zu leben, dazu werden Ihre Einnah
men schwerlich genügen
,,Wir würden unsere Ansprüche nach
unseren Einiiinften einrichten. Das
scheint mir in großen wie in kleine
Ferhästnissen stets des richtige zu
tn." -
»Dann für aiitige Belehrung«, lach
te Graf Walvftein schers auf. Seine
Augen blitzten den Sprecher unter den
grauen buschiczen Brauen hervor zor
nig an.
»Meine Bemerkung sollte durchaus-·
ieine Belehrung bedeuten. Jch stellte
einfach eine Thatfache fest, Herr Grat.
t: Je ivir udrigeng de mater-sue Zen:
weiter erwägen möchte ich darauf auf
merksam machen, daß wir überhaupt
von zwei ganz verschiedenen Voraus
setzungen ausgehen«
»Seht möglich. Jch glaube un
ser Stondpuntt ist in allein ein sehr
verschiedenen«
»Sie betrachten sich in dieser An
gelegenheit ansckeinend als den allein
Ausschiaggebendem Herr Graf«, fuhr
Königseet gelassen fort. »Jn meinen
Augen toniint Ihre Entscheidung abe
durchuus nicht in erster Linie in Be
tracht, sondern die Giselas. Sie ti:
einverstanden, in meine bescheidenen
Lieryciitnifse »:,·;ncrbzusteig,en'«, wie
Sie es jedenfalls nennen werden, und
ist alt genug, uni sich völlig klarzinnm
chen, was sie ausgibt unv dasiir ge
minnt.«
»Schwerlich. Außerdem ift meine
Tochter durchaus nicht selbstständig in
ihren Entfchliifsen. wie Sie anzuneh
«men scheinen.«
»Er-lange Gisela in — rein Hause
lebt und minorenn ist, reilich nicht,
aber sie wird bald einundzioanzig
lJsahre alt und ist rechtlich ern-Isch
i Miit-er sich zu verfügen. So wein-s
s zweit eine Zustimmung von Ih
nen und eti ein wied, here Gras,
fo til-irren wir wegen rein äußer- I
tscher Ledenten nicht aus unser Le
bensgläck verzichten Ich bitte Sie
kais-, meinen JttnttiY nochmals in Er-;
wägung zu ziehen. .
»Der Moment ist nicht · « um
eine Verbindung einer Oe erreichetin
und einein Preußen zu ROHR
. te weilen vorläufig ja aus nur
t: eine pätere Bereinigu offen
Wes-« Feinden nd chon oft.
BundesgenoG und - ffengesäheten
f den, poiitischen Streitig
åen Mithde Fausten
n -- e zweien.
Nu des trennenwtöan«
kann und will das nicht.
OMMMY
gersphn aufnehmen, der die Waffen
gegen meine Land-lenke führt«
.Auch später tücht- W Du FIE
de zurückgekehrt sein sollte, die US
fiihnnnsg vielleicht eine vollständige ge
worden ist«-«
»Nein.«
Kiinigsect steckte die Achseln. »M
fut —- lassen wir die Gefühle gän
ich beiseite. Wenn ich anen t
willkommener Schwiegersohn bin,
Irr Graf, so muß ich das tra .
it der Zeit, und wenn hre Zeugs-r
glücklich ist« werden auch ie vielleicht
noch einmal anders darüber denken
lernen. Wollen Sie wenigstens ge
statten. daß ich mich ieyt von Giiela
in Ihrer Gegenwart verabschiedek
»Wesh:lb?«
«Wir4itei;en vor einem ernsten Zeit
abschnitt, Herr Graf. Jch tann nicht
wissen, ob ich Gifela wiedersehen
merde.«
»Nun —- und weiter?«
»Auf ich also die Hoffnung mit
nehmen, daß ich, wenn der politische
Himmel wieder tlor ist« mich mit GI
sela verlvben darf?«
»Mit meinem Segen —- niet Aber
vielleicht würde ich äußerlich vor der
Welt meine Zustimmung zu der mir«
so unerwünschten Verbindung den«
wenn Sie sich einer Forderung tigem
Herr v. Königsecl.'
«Welcher·t«
·Jch verlange, daß Sie fiir sich und
Jbre Nachkommen auf Giselas müt
terliches Vermögen verzichten.«
Königseck blieb eine Weile stumm.
»Das verstehe ich nicht«, sagte er dann
langsam. »Wie kann ich auf etivai
verzichten, was mir gar nicht gehört?
Das Geld meiner Frau ist ihr Ei en
thmm sollten wir Kinder haben, ,;illt
es später denen zu. Was habe i da
åeeinäzt verzichten oder zu bean pru
»Das Geld meiner verstorbenen
Frau so llniemals einer preußischen
Maniilie zusallen2« suhr Gras Wild
fiyein aus. «Glauben Sie etwa, daß
meine Frau ihrer Tochter etwas hin
terlassen hätte, wenn sie solche Mög
lichkeit jemals in Erwägung gezogen
lszättei Enterbt wäre Giiela in die
-etnEFalle worden —- das ste fest.«
« i ist stets sehr zioeckl , etwas
zu erörtern, was Verstorbene gethan
oder unterlassen hätten. Jch glaube
nicht« daß eine Mutter ihr Kind aus
rein politischen Gründen jemals ent
erhen würde. Ader gleichviel --— wenn
Sie es wünschet-, Herr Graf. will ich
rn unterschreiben, dasi ich fiir meine
Fusan niemals an Gi el-:s Vermögen
nspriiche erheben werde.«
»Das gniigt nicht. Sie müssen un
terschreiben, daß spGisela rnit Jhrer Zu
Bimrnung auf ihr anzei mütterlichei
ermögen zu Gu ten ihres Bruders
Alex verzichtet.«
»Das werde ich niemals zugeben!«
versetzte Königseck empört. »Das wär
ja eine schreiende Ungerechtigkeit gegen
Gisela!«
»Meine Tochter isi damit einver
standen.«
Ein iveicher Ausdruck flog iiber
Königöeets scharf gespannte Zuge.
»Sie lann die Verhältnisse augen
blicklich wohl launi übersehen. Um
unser Ziel zu erreichen, würde sie «a
die schwersten Opfer bringen, das sie
aber später wahrscheinlich bitter be
reuen und mir mit Recht vorn-erse
wiirde, sie nicht davon abgehalten zu
haben!« ·
»Sie wollen sich dieser Bedingung
also nicht sügen2«
« ch laan kaum «glauben, here
Gra , daß Sie diese Zunmthung irn
Ernste stellen.«
»Ich habe auch nie geglaubt, dasz
Sie sich dieser Bedingung1 unterwer
sen würden!« pslichtete raf·W-ald
stein mit io bitterem hohne bei, daß
der junge Ossizier empört zusammen
zuckte.«
»Dort ich mir dae Frage erlauben,
welche Gründe Sie meiner Weigerung
unterzuschieben beliebenf fragte e
scharf.
»Gedan!en sind zollfrei«, antwor
tete der Graf und drückte auf die
Alingei.
Königsecl blieb mit getreuzten Ar
men in abwartenber haltung in Ur
Nähe der Thür stehen.
»Es-»in Gifela soll lonimen!« be
fahl Graf Waldftein dem herbeieilen
Den Dienen
Tie beiden Herren blieben stumm.
Jshte Blicke gingen kalt aneinandex
vorbei.
Gisela öffnete hastig die Thür. Jn
ihren Augen lag fieberhafte Erwar
tung. Daß der Vater sie so bald schon
rufen ließ, hielt sie für ein nies Zei
chen, nnd doch schnürte sic? Itzt the
Herz.zusan1men, als sie die ei ge gl
tung bemerkte, mit der die beiden « r
ren sich wie zwei Feinde gegenübe
standen.
»Ich habe Dir mitgetheilt, Gifela,
unt-r kreiaxer Bedingung perr vJ
Königseck meine Einwilligung zu Eu-!
rer Verbindung erhalten könne. Er;
hat diese Bedingung abgewiesen. Er
will nicht, daß Du auf Dein Vermö
gen verzichteft. Die Sache ist formt
endgültig entschieden. Ueber die
Gründe, die Herrn v. Königseck lei
:ten, meinen Ue chlag abzulehnen,
Hei-fis Yu soc-the Sanges-Fäsan
lken em. , u oz
F genu , unt Zieh endgültig nie-h dgfer
Wirt rang von ihm lpczulagenck
I »so-« mich qu. Metat- hat ta
nigseet.
Aber sie seht-e auf ne sit
ts. M das W feg mit
; teIe
Iztässen Lippen-Zahl es le
Gesicht, all ob fie an dein Grunde
HeinerSeeie lefen wo te.
Wir Seinen diese Udingnng un
äkks « s ung isi ile
jeden Menschen. der etwas auf ich
’it, uns-weissen wäre gewis
enlve, wollte ich ein o schweres Un
recht nntersiiiktnz odee wenn ich es
auch nur sulte .
»Was liegt an dem Gelde! Es ist
nur ein Gegenstand des Streites hier
im Hausei« sagte Gieb. «Wir wol
len uns einschränken, wir wollen —«
.Gi-fela, Du sannst die Zukunft
nicht übersehen. Du darfst je i nicht
so fchwerwiegende Entschliisse asscn«.
sagte Königseck. Bis zu Deinem fünf
iindzwanszigsten Jahre wollen wir un:
behelfen, werden auch dann Deinen
Vater nicht zur Herausgabe Deines
Kapitals drängen, wenn ihm das
schwer fälli. Aber bleiben muß Dir
Dein Erbiheii. Dich ganz datan
Iverzichten zu lassen, wäre ein unt-er
szeihlichee Egoismui von mit.'
i »Seht schön begründett« spottet
Wzldstein. «Giiela, Du wirst nun
»was-! einsehen. da ich mit meiner
gestern ausgespro nen Vermuthung
- recht hattet«
» «Darf ich bitten, mir diese Ver
muihung, die wahrscheinlich eine Bei«
leidiguna ist, mir gerade in’s Gesicht
» zu sagen?« brauste Königseck auf
»Wir haben nichts mehr miteinan
der zu reden, herr v. Königseck.«
Der Graf drehte sich briisi herum.
»Höt’ auf mit det Heuierei. GiseM
Schäme Du Dich nicht? Hast Du;
denn gar teinen Smle J
König-Seel trat »Hu dein jungen-»
Mädchen und versuchte, ihr die Hände I
vom Gesichte zu ziehen. »Sieh wich;
an!« bat er bewegt »Staat«-it auch Du, J
daß eigenniitzige Beweggründe mein
Handel teiiisninierk l
»Nein —- ader wenn Du mich wirr
lich liebst, so gib nach.«
»Gerad-e weil ich Dich liebe, kann
und darf ich das nicht. Giielin zum
zweiten Male stehst Du vor der Ent-l
scheidung. Du mußt zwischen mir und
Deine-n Vater wählen. Bereinigen
lassen sich die Gegensätze in unseren
Ansichten nicht«
»Was soll dann aber werden's«
.Wenn ich wiederkomme, will ich
Dir diese Frage beantworten. Jch
glaube nicht, daß dieie Verwicklung
sich anders lösen läßt als durch eine
völlige Trennung oon Deinem Va
ter. Bringt er es fertig, Dir bis zu
dein Zeitpunkt, an dem Du die Herrin
Deineö Vermögens sein wirst, io ar
die Dir rechtlich zustehenden Zin n
vorzuenthalten. so muß er das mit
seinem Gewissen ist-machen Wenn der
Zeitpunkt gekommen ist« Deine Rechte
zu verfechten, so werde ich —han«deln.«
aSoll das heißen, daß Sie aui die
Verausgabe von Giselas Vermögen
klagen wollen?« suhr Graf Waldstein
dazwischen
.Da sich diese Frone nicht aiitlich zu
erledigen scheint, wird zu meinem Be
dauern wohl nur dieser Ausweg Blei
ben!«' entgegnete Königseck kurz.
»Nein —- dgs will ich nicht!« Eise
la ließ die hände vom Gesicht sinken.
Jn ihrer Haltung lag etwas Mädels,
als ob etwas in ihr in dieser Stunde
gebrochen wäre.
»Bei uns pflegt der hohe Adel nicht
wie die Bauern um Erbschaften zu
prozessiren!« rief Walditein mit sei
nem hochmüthigsten Gesicht.
»Und bei uns gebt es bei hoch und
Riedriq nach Recht und Gesey.« Ueber
König-seen Stigi lief eine lielle Röthe,
als er lich wie r u Gisela wendete.
.Mblst Du wie r Deinen Bittens
Giselai Bekennst Du Dich zu seinen.
ungerechten Meinungen? Jn diesem
Fage weiß ich auch keinen Ausweg
me .«
Er machte eine Bewegung naaz oer
Thür hin.
Aber Gisela hielt ihn feft. »Bleibt
—- verlasse mich nicht! Geh’ nickt im
Zorn von mir!« flehte sie.
.Wa's nützt mein Bieiben noch?«
»Unser zu mir, Gifelat Jetzt ist
es genuat Jch dächte, der Herr zeigte
Dir wirtlich recht deutlich. um was
es sich bei ihm handelt und —«
Graf Waldftein tonnte feinen Satz
nicht zu Ende sprechen. Unten im
Schloßhof wurde es laut. Der Huf
fchlag mehrerer Pferde dröhnte iiber
das Pflafter, Lachen, Huerahrufen
tönte deutlich herauf. Der Graf riß
den Vorhang vom Fenster zurück nnd
ftiseß eine der in Blei gefaßten Schei
ben aut.
Der Hof war durch brennendePech
fackeln, die nach alter Sitte bei ein
; brechender Duntelheit auf den Stein
pfeilern vor der historischen halle
brannten, hell erleuchtet. Jn diese-n
unruhig zuckendrn Scheine fah snan
mehrere Hufarenoffiziere in höchst
animirter Stimmung mit denen Graf
Alex heute gespeist hatte. Alle waren
in sehr gehobener Stimmung und fehr
aufgeregt. Einige waren sogleich von
ihren Pferden gesprungen und ftiirms
ten die breite Steintreppe zum Schloß
hinauf. Sämmtliche schrieen be i
ftert «hurraht« und wirbelten igre
Mitten in der Luft herum.
»Seid Ihr denn alle verrückti« tief
Walvtietn lachen-d hinunter.
II bist schon, Vatierlt« schrie
Ale . »Li- Sett auffanrent Was
wir in Ko o gehört haben, muß or
dentliels begossen wert-ent«
Seh rafch fort, Both-P fliifterte
Giiela Königs-l zu. »Du « könntest
iDtC großen Unannebmtechleiten aus
Muthes biß die Zähne aufeinan
MMM »Ist-.- ess
m est-esse- Zium mens
Æsdsster Date telegrnpssch onst
Wien ahnen-sen worden war-. Jn1
hktsein kritischen Augenblick war eis
ins tim. den preußischen Disizier,
ziemlich im Palait Waldltetn als
solcher erkannt und- behandelt zu wer
den. Eine Seil-rede lang- fuhr ihm ein
schrecklicher Berda t dnkch den Kopf.
Sollte er absichtli lxrkrigrlvcct M
den ieini
Nein, im nächsten Moment chon
verwars er die-se unsinnige »dee.
Alser in eine sehe peinliche Lage
konnte er immerhin diesen wesweg
ten Herren gegenüber gerathen· Mit
einigen raschen Schritten stand er an
der nach dem Korridoe sähe-enden
Thür, als diese hastig ausgerissen
wurde. Gras Aler in keiner leuchtend
rothen Leilnvachunisvrm. umringt von
seinen lachendem lärmenben Kamera
den, stand schon mitten im Zimmer.
Im ersten Augenblick bemerkten sie
Königseet gar nicht in ihrer Erregunq.
Die Stimmen schwirrten laut durch
einander-, in daß niemand acnau hörte,
wer einentlich sprach.
Einige der Ossiziere begrüßten Gi
sela, andere umringten den alten Gra
sen und über-schrieen sich gegenseitig,
um ihm die Botschaft zuzujubrlm «Es
gibt Krieg, herr Gras!« , « —
»Papa, der Bodschafter solt wirtncy
ans Wien nbdnnwsenP Graf Lexis
kniete-g Gesicht glitt-te dunkeln-in
l »Aber LexerL sei doch itad!« begü
I tigte einer der älteren Offiziere.
» Königsea trat plöhlich aus dem
dämmerigen Hintergrunsd des Zim
mers in den hellen Lichtlreis des
Kronleuchters. Seine schlanle, dnntle
Gestalt warf einen scharfen Schatten
ans die blaßgriin getönte Wand. Der
Schein der flackernder Lichter fiel fest
tell auf sein blasses, stolzes Gesicht, in
dem die dunklen Augen fest und dro
hend die Gesichter der ihn Umgebenden
n:usterten. »Ich bitte. mich empfehlen
zu dürfen. Herr Gran wandte er
sich turz an den Hausherrn »Meine
Anwesenheit ist in dieser Stunde nur
störend.«
»Wei! kalten wir denn dn?'" Alex
Waldstein starrte den bis jetzt unbe
nserlt gebliebenen Sprecher an. Rö
nigseeL Sie find’s?««
Eine tiefe Stille trat ein. Die
Qfsiziere tödten nnkvilltiitlich enger
zusammen.
In den Augen des alten Grafen
glomrn ein seltsamer Funke. Seine
und Ksnigtseets Blicke treuzten sich
noch einmal, nnd ein leidenschaftlicher
baß sprühte dem jungen Ossizier ent
gegen.
Ger Alex trct dicht vor Königs
ect bin. »Was verschafft uns denn
zu dieser späten Stunde die Aus
zeichnung Jhres Bestand-P fragte er
spöttisch. Er musterte Königieckk
Kleidung. aSie sind in Zinil?«
»Ich befinde mich aus der Reise.
Mein Kommen hier tte einen rein
persönlichen Zweck. hr Herr Vater
weiß das ebensogut wie ich selbst,"
antwortete Könige-est ,
»Er soll machen. daß er neun-«
lnmmt,« entgegnete der alte Gras
bissig, «sonst —- —«
Des jungen Grasen Hand suhr
schon an den Säbelgriss.
In demselben Moment siihlte er
seinen Arm von zwei Mädchenlsiinden
lraknpsdast umklkrntnteei.
·Gibst ietzt Ruh’, Lexi!« herrschte
Gisela den Bruder lsestig an. Jbre
schwarzen Augen leuchteten. «Gleich
läßt Du Herrn v. Königseck unbe
lzellint gehen! Schämst Dich nicht.
Das träte ein heldenstiicl —- so viele
gegen einen!« ·
Alex ließ den Säbelgriss los und
die Hand »san! langsam herab
«War doch alles Spaß. Dein Herrn
steht es selbstverständlich stei, zu ge
hen, wann er will,« sagte er.
Gisela trat zu den österreichischen
Ossizieeen. Sich zu Königsect wen
dend, sagte sie langsam: «Leben Sie
: wohl, here v. Königseck!«
Der so Berabschiedete wars einen
F langen, ernsten Bliet ans sie —- viel
leicht den letzten in diesem Leben·
Ein heißer Schmerz durchzuckte ihn.
Zum ersten Male wurde ihm die tiese
Mast klar. die sich von heute an zwi
schen ixnen ausgetban hatte. Leut-de
sich jemals eine Besicke über lesen
Abt-rund schlagen lassen?
Schweigend verbeugte er sich und
ging hinaus.
7. K a p i t e l.
.Masestiit, Preußen läßt sich nicht
länger Einhalten. Ein Entschluß muß
sosort gefaßt werdent«
Herrn v. Mel-eins W, sites
«ets falt unbeweglich. neigte III
Ebkfiafteå Erregunz alt er diese «
pra .
Graf Lmllerrnund sei te allein eine
heitere Miene. währen die til-eigen
Theil-seyen des Minin ein
recht gezwungen ruhige- Uusfehen zur
Schau trugen. Nur der alte Ober
ftallineister v. Deubnet. der auch an
wesend war-, verrieth feine Aucegung
durch heitiges Näuspem An r Be
ratlzung durfte er nicht theilnehmen,
aber doch als alter Freund des Kö
nigs in vieler ernsten Stunde gegen
wärtig sein.
Hin Und her wurde beneide-, wie
man am besten ans der Klemme, tn
die das bisherige Zögern nnd
Schwanken bannt-ver gebracht tte«
wieder heraugkäme, allein es chMI
fast. als ob auch seht seine Entschei
dung fallen würde.
Der König blieb in Gedanken ver
sunken eine Zeitlang stumm. »Auf
sen Zie mir den wichtigsten Passa
.1us des Prinzen Menburgs Schrei
ben noch einmal vorlesen«, wandte er
sich an Graf Hallermund.
Medem nahm aus einen Wir-r von
seiten des Grafen das Schreiben des
preußischen Bevollmächtigten wieder
zur Hund« »Eure Majestiit wissen.
daß Desterreich vertan te, der Bund
ebenso wie Oefterreich elbst solle ge
gen Preufen mobil machen. Preußen
ist daran hin sofort ans dem Bund
ausgetreten und verlangt nun von
Hannover die Abriistung der bereits
oor einigen Wochen wobit gemachten
Armee«, erklärte er kurz, ehe er das
Schreiben im Wortlaut norirug
»Unsere Armee wurde nicht e
radezu mobil gemacht, nur das e
sgisnentsexerzieren wurde seither ans
saesetzt«. schalten Gras Hallerrnund
klkb
»Alreuszen bat das ais eine feind
seliae Handlung ausgelegt·, antwor
tete Medem erregt. »Im übrigen sor
dert Preußen laut Bring Menburgi
Schreiben folgendes-: Die bannöveris
schen Trupren sind sofort auf den
Friedensstand vom l. März dieses
Jahres zurückzuführen; bannt-ver
stimmt serner der Berufung des deut
schen Parlaments zu urrd schreibt die
Wahlen dazu aus, sobald es von
Preußen geschieht. Dasiir gewährten
stet Preußen dem Königreich danne
ver sein Gebiet und seine Sonderans
tötsrechte nach Maßgabe der Reform
vorschlägt
»Seht gnädig!« wars Haltermund
spöttisch ein.
»Sollte wider Ermatten eine ab
lehnende oder ausweichende Antwort
erselgrn«, fuhr Medenr sort. »so witt
de Se. Majestiit der König von Pren
fzen sich zu seinem Bedauern in die
Notwendigkeit versetzt sehen, das
Königreich Hannover als im Kriegs
zustanne gegen Preußen befindlich zu
betrachten und demgemäß zu behan
deln.'· -
Medem legte das Schrei-sen des
Pein-sen aus den runden Tisch tm
den König hin. der mit leicht zucken
der Hand dar-über hinsulsr.
Nach einem längeren Schweigen.
das drückend nnd schicksalsschwer von
allen Anwesenden empfunden wurde,
stand der König aus« Seine schlanke.
sehnige Gestalt war noch strasser wie
sonst aufgerichtet. »Ich sehe in diesem
;Verlangen«, sagte er, «das unter
Kriegsandrølnrng mich zu einem
«Biindnisz zwingen will, eine Heraus
»sorderung. die ich für unvereinbar
lialte mit meiner Selbststiindigteit·
Elias meinen Sie, meine Herren?
; ,Wir schließen uns alle Eurer
iMaieitiit Worten an«, erwiderte Gras
sHallermund eifrig.
i Die übrigen Minister, vor allem
der Kriegåminister Brandis, stimm
ten laut bei. Nur der alte hendner
seuszte rernelymlich, und Medem wars
ballermund einen beschwörenden
Blick zu.
lFortsetzung folgt-)
Daß Jbsen lein deutscher Klassiker
ist, sieht man daran, daß er so häufig
in Deutschland gegeben wird.
e i i
Nach der Entscheidung eines Chiar
goer Richtert lönnen Trauringe nicht
gepfändet werden. Sie sind ja quel
in der Westentasche meistens so u
versteckt, daß man ihrer nicht lei1
habhast werden kann
Zur Erhöhung Its Gemako
su· »O
Kellnerim «Sagen’s, Herr Rum mel. senkt denn wittli le eitel daß
Sie sich immer vor n Spiegel setze-IF
here t: .Ro, Mahl eitel lna i g miß net; aber schmis. wenn« i den d
dtin so sanft feis, nachc schmeckt tm ds- Vier noch amcl so Int«