Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, February 19, 1909, Zweiter Theil, Image 13

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    Die komischen dollarnoten
BonErwinRosern
Former Jentine von Bitt-disk im
Staate Pennsylvania se ieelenvers
nniigt im Eisenbahnzug nnd tonnte es
nnr nicht erwarten, nach eradelpljin
in kommen. Dbi For-mer Jeniins
war in ausgezeichneter Laune. Der
reiche Geiste-lesen der bei den Farmern
in Pitijville (und die waren selber
qeizigli in dern Riese stand, er mache
dein-us ein se böses M, weil es
außer dein seinigen aneb noch anderes
Geld irn Lande gebe — der Geizlraeen
Jeniins war vergnügt, daß er dem
Zoitnngesinnnen irn Zug eine Zeitung
ebtauite nnd ilnn statt des einen Cents
sogar zwei gab. Jenlinö bitte saltisch
ein Trinkgeld qegebenl Obo! Jenline
scheinen-selte. , Das war aber auch ein
rnal etwas Feinesl Das war doch gerne
etwas anderes —— diese Annonee war
doch wirklich prirna. Kein Schwindel
spie jene. die neulich ein iebacnlosee
Mensch im «Pittzville Leader« veröf
sentlich beme: «Gegen Einsendunn
von einem Dollar sage ich an's Dant
barteit jedem, wie man bequem Geld
verdient.« halb Piltsbille drönate
sich um den Posischnller, um Mann
siir Mann ibren Dollar einzuzableik
Jenlind auch. In zwei Tagen betam
er eine Postkale: »Seht einfach. Mn
eben Sie's iv wie ich!" Solch ein qes
kleiner Kerls
Diese Annonce war aber anderen
Schlageik Jenttns erinnerte sich gan
nennu an den Wortlaut: »Ein Mann
enit einer drillanien J:ee lncbt Krpi
tat. Erfinder-lich 1000 Voller-L
Sicherstellung. Mindestens im Bro
sent Gewinn binnen einem Monat.
Innebote unter Posicificelcscx 1427,
Ibiladelpbia.« Jenlins hatte an Vor
1427 geschrieben und posiirendend dse
Intwori erhalten· er möge nach Phi
ladevbia kommen und das Gelk krit
bringerh Er solle es io einrichten. dass
er Im Dienstag Nachmittag mit dem
Zsllbrsjsiuq ankomme. Er ider ann
mit der Idee) werde ihn obsole nnd
sls Ertennnnnszeieben eine Dollzrnoie
in der linken band halten . ..
Der Zug brauste in die Halle des
saht-dass von Philadelpizia Haitend
und eiiend sitebten die Passagiere dem
Ausgang zu. Als ieyter kam ganz be
dächt-ice Farinet Jenkins. Breitspui
ria ichritt er den Badniteia hinab.
Seine verichnitzten Aeuaiein satschten
itnii und rechts nach einein Mann mit
einei atiinen Dollarnote in der Hand.
Da klopfte iiim jemand aui die Schul
ter.
.Guten Ian. Herr Jeniins von
Hittsville!«
Jentins fuhr herum. Vor Sinn stand
ein eieqanter junger Mann, ver den
but ein aanz tlein iveniq liiitete und
ihm lächelnd die Hand entaeaenitreckte.
In der offenen band lag, nachtiiisig
miniillt eine Dollarnotr.
»Es freut mich. Sie kennen iu ker
stu. bete seminis- Mein Name ist
Rohertfow baten Sie eine angenehme
Ueiie aehadt?«
,heh?« itamnielte Jenkins» »meine
wissen Sie, daß ich Ientins bin Z«
Der iunae Mann deuteie wortlas
auf die große tnallrothe Neustadt-,
die Jentins in der dind hielt. Sie
trug, sauber in weißen Buchitaisen ge
stalt. die Ausschriiti C. F· Jeniins,
sitisville, Pa.
«Od!« sagte Jentins nett-lässt »Eh.
Sie sind -— Sie sind der Mann mit
see Idee?«
«Jawoiil, ich bin der Mann mit der
Idee. Feine Idee noch dazn!!«
Ast es auch tein Schwindet?«
Das Gesicht des iunaen Mannes
mäin einen aeenzenlos erstaunten
Ausdruck an: «A s-— aber Mk. Je «
entins!« tagte er vorwurisvall.
«Entichuidiaen Sie, bitte· entschul
digen Sie, meinte Jeniine haftiim
«Wiiien Sie, ich bin aber auch so oft
schon anaeichwiert rot-ident«
.Dara«n ziveiiie ich nicht!·'
Hebt
Jstveifellask Es giebt io viele
Gauner heutzutage.
·0an.e richtia!« tagte Former Jen
Iins. »die Weit ift miterabei schlecht.
Sie aeiallen mir. Also. was iit Ihre
Ideef Kommen wir zum Gefåxift
Still-sit ist Seid-TM
»Ih, aber nicht hier auf der Stra
he·, lächelte Mr. Rodertspn. »Kom
enen Sie. ich weiß ein nettes, ver
fchwiewes PlätchetM das einem mei
ner Freunde gehört-«
Ein Bild der Eintracht schritten die
beiden Broadftreet hinauf. Nach fünf
Minuten keknvenkte der junge Mann
links ab, in ein kleines Gäßchen din
eln. und machte vor einem hause halt,
dessen Front bts zum zweiten Stock
wert hinan mit eine-n riesigen vers
goldeten Schild einer bekanntenBraue
« eei dekorirt war. »Di« ist Bille; Ma
ires Salvon«, etklörte der junge
ann, »wir können biet ein Neben
silmner bekommen und ajnq ungestört
plqudern.« Sie traten in die Bat ein.
»Ist das Nebenzimmer krei« Billi).ck«
kennte Me. stobertsom
Wohl« Geisen Sie nur dinein.«
kl- der Aufwärter die Gläser ge
bracht hatte, lehnte sich dir inne-,
Mann nachdenklich in keinen Sessel
zurück und lud Jenkins aufmerksam
an. Schließlich tagte er:
«Wikken Sie. diese Geschichte ift
nämlich konntet-P
»Eh? Komikch? Was ist komikch?'·
erkundigte sich Former Ienllns.
«Sel:-e lomllchP wiederholte Mr.
III-beeilen. «Na. ich will frei von der
Leber sprechen· Sie lind eln lluqet
Mann. Und»ich rechne. Sie können ein
out-s Geschäft würdigen. auch wenn
es etwa-Z komisch ist« :
H--— . --- -
»Seht richtig!' schmunzelte Former
Jentins.
Gelassen hatte der innere Mann ein
Pöckchen Bantnaten aus feiner Brust
tasche hervor und gab sie Jentins hin
uber: »Was sagen Sie Mqu
Jentins betrachtete die Bantnaten
genau. «He, das sind nagelneue Dol
larbtlls, dabei seh« ich nichts Komi
ichs-IX
Der junge Mann lii lte duldsam.
»Oh. wissen Sie« die e Dollarnaten
sind aber wirklich komisch· Das Komi
sche daran ist, daß ich Jhnen siinftaui
send Stück fiir tausend Dollars ver
laufen kann! Sehen Sie den Wiss«
»Aha!« sa te Jenlins. »Aha! -- »
das ist allerb ngö sehr komisch!« Dann
beugte er sich iider den Tisch und flü
sterte, ganz leise: «Falsifitat?«
«Seldftversiiindlich!« sagte seelen2
ruhig Mr. Robertfon «Aber der
Mann, der diese Dollarnoten gemacht
hat, versteht sein Geschäft. Die Noten
nimmt Jhnen jede Bank ab. Jch will
Jhnen einen Vorschlag machen. Jch
vertraue Ihnen zwanzig Stück an.
Lassen Sie sie prüfen. Und ich
wette, Sie werden nirgends Anstände
haben. Jn einer Stunde treffen wir
uns dann wieder hier. Ja?«
»Allright!« sagte Farrner Jenlins.
Zuerst ging er in einen Sigarrenla
den und taufte sich drei Cigarren zu
25Tentö. Der Verläuser sah die lnii
iternde Note kaum an nnd gab 75
Cents heraus. »Gut!« schmunzelte
Jenlins. Dann iaufte er sich in einem
Waarenhaus einen Strohhut fiir Dol
lars t,10 und gab zwei der Noten
in Zahlung Die Roten wurden
flüchtig angesehen und man gab ihm
W Cents heraus. »Juki« wie doch die
Welt dutnm ist!« grinste Jentins in
nerlich. Dann ging er in eine Bank
und wandte sich an den Kassirert
,Sie. junger Mann, ich habe beim
Wechseln nagelneue Dollarbills erhal
ten« die mir lomisch vorkommen. Bitte,
Hallen Sie prüfen, ab die Roten echt
sind?«
Der Uasfirer nahm die Noten, prüf
te sie sorgfältig und betrachtete sie
burch eine Lupr. «Silber·zertisikate,
Emission 1907'«« sagte er. »Gut wie
Gold. Natürlich sind sie echt. Jm
übrigen sagt man iu dem Hauptkassii
rer einer Bant nicht «junger Mann«
va-Sie alter . . . .« tdas letzte Wort
sprach er unbeutlieh auss.
»Ich bant’ recht schön,« sagte Jen
tin-.
Draußen vor der Bant blieb Jen
lins stehen und schlug sich aus den
Schenkel, daß es schallte. »Jenkins,
alter Junge, ioelch’ ein Geschöstl Jetzt
ist die Sache aber wirklich tomisch2«
murmelte er vergnügt zu sich selbst.
Dann rannte er spornstreichs nach
dein Itebengöszchen bei der BroadstreeL
Kurz vor dem Saloon traf er Mr.
Robertsoii, der ein elegantes schwarzes
Handköschchen trug.
»Sie sind pünktlich. Herr Jenkins.
Na. und . . .?«
«?1llright! Haben Sie den Stoss
hier?'·
Die beiden gingen in die Bar. Das
Nebenzimmer iei teidei besetzt,
brummte der Wirth.
»Nei. bar- maeht nichts«. erklärte der
junge Mann, »wir können die Trans.
aktion hier vornehmen. Die Vollars
noten sind hier in meiner Hanbtasche,
zehn Partete zu se 500 Stud, sorgfäl
tig verschnürt. Oessnen Zixs Ihrr
Neisetasche, ich ioerde Sie Ihnen hin
einzi·hkeri.«
Jenkinö össnete seine große Reise
tasche und der junge Mann zählte zehn
Paekete hinein. Jentine gab ihm ba
siir tausend Dollars in größeren
Scheinen. Der Former itrahlte vor
Freude. Er siihlte nun zum ersten
Male in seinem Leben etwai- ivie
Dankbarkeit . . . ! !
«Adieu!« sagte Mr. Robertson.
»Ich hab« eine Verabredung. Hier
haben Sie meine Adresse, wenn Sie
später mehr wollen« Und er über
reichte ihm ein verschiossenes GouverL
Jn tvundervoller Laune schlenderte
Farmer Jenlins nach dein Bonnhof
Nachdem er seine Falirtarte gelöst
hatte, setzte er sich im Wortes-nat aus
eine Baut. Hoh! welch ein tsleschjistl
Hoh, er. der Former Jentins, verstand
es, die Gelegenheit beim Schopf zu
packen! Natürlich in kurzer Zeit iviirde
er die Transaltion wiederholen Wie
war doch die Adresse? isr östnete dir-J
Kupert Jn dem Kuvert lnq eine Sinkt-,
Aus beiden Seiten erqliinite die ziarte
in unschuldige-n Weiß. tsc« stand aber
haupt nichts daransl
»Das ist aber ’mal lomisch!'· dachte
sich enlini. »Damit-tiqu Heil-in die
ser oberlson. Na, er wird mir schon
schreiben, wenn er ’mal wieder Vor
rath hat«
Die delikate Natur des eben abge
schlossenen Geschästs ließ ja auch
Herrn Robertsonö bescheidene Zurück
haltung völlig begreislich erscheinen!
Die haiiptsache war, daß er, Jenkinö,
seine schönen, komischen Dollarnoten
hatte. Der Farmer streichelte zärtlich
das Ungethiim von Reisetasche. Er
sah sich behutsam um, ob er auch un
beobachtet sei. Dann -—-— konnt- der
Geiztragen der Versuchung nicht län-«
get widerstehen, im Anblick seiner
Schäse zu schweigen. Bebutsam öff
nete er die Neisetalche, behutsam löste
er die Verschnlirung der Packetr.
. . . Seine Augen wurden groß und
starr-. Seine Daate ströubten sich. —
Selne Hände zitterten. Mit einem
s-- - ·
Aujbrud völligen dumpfen Mißver
ftehens starrte er aus das entschniirte
Poeten Denn statt der Dollarnoten
ilag da sauberes, weißes — Papier
;;entins nannte. Die Angst schniirte
ihm die Kehle zu, während er in sie
bernder hast die anderen Packete auf
riß. Papier »s- Papier --— nichts als
weißes. unbedrucktes Papier - —- —
Jentins schnappte nach Luft. O,
solch ein herzt-ser. gemiitiisloser Gat
ner! Komische Dollarnoten! Ost El
sah mit einem Schlage die Sachlage.
Die Proben waren echte Dollarnnten
gewesen — Das Komische an diesen
Tollarnoten war eben - » ---— oh! -- —
wenn er nur diesen Robertion kner
Hätte!
s Wie wahnsinnig rannte er die
zBroadftreet hinan und stürinte in bie
I Hineipr.
; .Sie. ich bin bescknsoindelt worden!«
; brüllte er.
J Der Wirth grinst-e: »Das ist sehr
J bedauerlich!"
»Ja Ihrem Lokal bin ich beschwin
- delt worden. Wer ist dieser Nobertsani
sz ist dieser Rest-ersinntm
i »Wenn ich überhaupt nicht«. sagte
i der Wirth.
’ »Sie sind auch ein Ganner!« schrie
Jentins außer sich. i
i Der Wirth holte gelassen einen(
Finiippel unter dem Bartisch hervor»
Jentins sah sich den dicken Kniiksei an«
fah sich die hübnengeitalt des « irthes’
an und -— riß aus.
»Hei-F schrie er den Polizisten an
der Ecke zu. «tvo ist dir Boiizeidireks
tion?«
«Drei hönserblocks net-identify zwei
rechts, ein Block link-« in der Mitte,
farzt-: der Polizist
Jentins rannte, das-, feine Rock
ietösze flatterten. Dann liei er lang
sam. Dann blieb er stehet-« Dann
ivlte er fein großes rotizeg Tafchenittch
heraus und wischte sich den Schweiß
ison der Stirn. Wie sollte er die
Sache auf der Politei ertliiren . » Er
tonnte doch nicht sagen, das-, er saische
— « - -- Nein, ob. es ging nicht! —
Avx « -—
- .- -
Ein Uolizist tlopste ihm ans die
Ochulterx »Sie dürfen aus der Straße
nicht so abscheulich sltecheni"
Und qank emiz langsam ichli ch sich
Jentins zum Bonnhof zurück.
Seitdem ist Former Jentins ere
miitlilrant. Wenn er nämlich eine
qriine Dollnrnote sieht. bekommt er
e.nen Wutlioniall . . ..
Das cumpengesindei.
bumoredke von E. Urv.
Es gan heut merkwürdig her im
Hause des reichen Kommerzienroths
Fotenthold.
Die weichen Perserteooichq die
itiloollen Möbel· die Oelaeniälde und
all die kostbaren Geräthe waren ent
fernt. leere Wände schauten erstaunt
aus die schlichten deckenlosen hols
tissche, die unherrschostlichen Schexnel
und sivanneiihnlichen Blechschiisseln
herab, die sich heute in den hohen
Vrunkgeniiichern breit mochten.
llnd ein seltsames Völtchen war eg
noch das sich in buntem Durcheinnn
der und in lachender Ausgelossendeii
m den Räumen tummelte, jene
Elenden, Augestoszenem denen die
rornekine Villo des reichen Indi
itriellen ionst sorgsam- verschlossen
blieb
.,Ainl silr Vorrecht-ist« prangte in
großen Lettern nm Eingang zum
Solon, »Voll5kiiche 57« an der Thijr
zum Soeisesoal. das Zimmer des-.
Hansherrn war in eine »Wärmelyil!e"
:llll—:ewanr-.lt, und in dem Raum. der
die oerbiingniswolle Ausschrist »Dir
beitSnnchioeio" trug, wurden Tisch
nnd Ianzlorten vertheilt Da sih
man Binnmler, Bettler. Lumpen
sammler. Schneelchioper, fahrenoeiz
Voll, Höterinnem Zeitunassraueri
und Milchmiidel in molerilicher EIN
heit. Im Schutze der Maske war
das onnre geladene »Lunipengesindel«
dein sröckslichrn Kornevolsrus des
Aommerrienraths Forentlksold geiolat
das aob ein Lachen und Kreise-ten
c n Flüstern, Fragen und Vermutlen
Nur der Geistqeber mit seinem
stoltlichen Embonpoint blieb trotz
Lade und Mummenschonz unoer
tennkur Ein jeder der wenig ver s
trouenerwectenden Gäste schrieb ioim
rein uinsangreichen Polizisten die»
Jnitiolen seines Namens in dies
Hund« und sahen doch nlle so aus i
als ob sie lieber so wenig wie inoo
lich mit der hochwohllöblichen Pola-ei
zu thun qebadt hätten.
doch tennen« redete der ieutselige tio :
Iiiiit jetzt einen heruntergetommer en»
Landstreicher woblaetaunt an.h.1i't;
wieder einmal seines Dinq aedrehi?« «
«Bin eben dabei, Herr Komiker s
,rienr.1th«, aab der andere unterneii-’
wage ustia zurück s
»Na -— Tia —« machte der Poiizift »
erschreckt »ewi, daß ich mein Si lber
und meine sonstigen Kostbarkeiten vor
euch, Gauneroolt in Sicherheit ae- !
.-racht habe« 4
»Es qilt heute dein Kostbarstem
was dieses Hex-is birgt —- Fräulein
Lotteöz her-i —— ·- —
.,Schscht —Engelhardt« der Po
lizisi winkte boschwichtigend ab, nahm .
den Buinrnler beim Kragen und spe
dirte ihn in eine stillere Ecke.
Es bleibt bei dem, was ich Ihnen
aesIern aesaat dabe, mein lieber Korn-s
paanom Sie sind mir ein höchst
millioinmener Schtviegersohn aber
der Bedingung, daß meine
Lotte Ihnen gern und freudig
.«’.Jka mein Junge. wen saure tm«
I
i
- J- ·» , ,»
folgt — —- -—« ein schrill darauf
les dudelnder Leierlestenmann un
terbrach das heimliche Gesprlich. Der
zerlumpte Besitzer- - der Ballvnmiitze,
der im gewöhnlichen Leb-en mehrere
Millionen repräsentirte, ließ sich von
Pein Strome in die Vollstiiche trei
en.
Welches mochte Fräulekn Lotte
sein?
Er mußte sie heraus-finden, er
mußte heute noch mit ihr ins Neme
kommen, dieser Leutnant v Brin
ten ..... ein unbehggliche Gefühl
kroch in dem Herrn Landstreicher
Miva Ach was — Vetter und Cou
sine scharrnuzieren öftere mal mit
einander, das würde er der Lotte
später schon nhgeivöuhnen denn im
Ernst an solch einen windigen tlei
nen Leutnant zu denlen, der nichts
weiter hatte als ein Paar hübsche
braune Augen . . .. Und wenn sie sei
nen Annäherungen auch bisher ge
schickt auszuweichen verstanden hatte
— mödchenhaste Sprödigteit .....
nichts weiser-, einem Engelhardt, ei
nein mehrfachen Millionär, ertheilte
man keinen Korb.
Aber »die Nürnberger hängen tei
nen, sie hätten ihn denn« -—- jenes
mittelalterliche Sprichwort scheuchte
den Landstreicher wieder von seiner
Erbgsuppe aus, suchend und sor
schend durchquerte er die gastlichen
Stätten
Das kleine Milchinädel da nein
es hatte blaue Augen —— --—- halt. jene
zierliche Lusthallonvertiiuserin mit den
sprühenden Blicken. lächerlich die
reichte der Lotte ja taum bis zur
Schulter.
- Was der Mausesallenjnnge und das
i niedliche WachsstreichholzmädeL die da
drüben so eng umschlungen standen
zeigentlich von ihm wollten. sie flüster
Iten leise und dann sahen sie wieder
j zu ihm heriiher sollte das am Ende
s Schockschroerenoth · dem Mause
Isallenjnngen wollte er sein Hand
werk legen!
,,,Na Kleine was verlangst du sin
deinen ganzen Kram?« Zärtlich ver
suchte der Landstreicher das Kinn des
Streichholzmädels zu sich empor-Fuhr
ben.
AAber ein derber Klar-de des ener
gischen Mausesallenjungen ließ ihn
seine Hand schnell zurückziehen
Solch ein kecker kleiner Leutnant »
lingelhardt war jetzt seiner Sache
sicher —-- der Mausesallenhnndler und
lein anderer war der unbequerne Vet
ter. Und das hochgewachsene Mädel.
mit den Wachsstreichholzern --- solche
dunkelbraunen Augen hatte nur eine,
und wie zärtlich ihn dieselben heute
ansahen. so ganz anders alg sonst —
einem plötzlichen Jmoulg folgend. zog
er den Arm der schinucken Kleinen
durch den seinen.
. »Das Mäuschen geht nicht in deine
Falle, mein Junge, dasiir sorge ich.«s
Mit siegesgewissem Lachen liest Engel
hardt den verdutzten Mausesalleniun:
gen stehen. s
»Stromer -—— Gauner —- Bumine:’
lant —»'· schimpste dieser mit ver
stellter Stimme hinter dem Pärchenl
her.
Aber der Herr Landstreicher liesz
sich in seiner Seligkeit nicht stören;
die mit Wollhandschuh bekleidete
Rechte des Mädels schrieb ihm
deutlich den Namen .(5ngelhardt« in
die Hand.
Fester preszte er den Arm Lotte’5
gegen seinen zerlocherten Noa, und sie,
die sonst so kühl und abweilend jedem
wärmeren Worte begegnete, ließ sich
die heimliche Liebkosuna ruhia gefal:
len. Es war ja heute Maskensrei
heit, da lam das wahre lilesijhl gegen
ihn zum Durchbruch . . . oder hatte
der Aammeriienrnth ihr am Ende
schon von seiner Werdung gesprochen
—- getviss» so war es . . . sie wartete
nur noch aus eine Erklärung
«Lotte -— ich mus; Sie ungestört
sprechen « aleich." cir sah sich
suchend nach einem stillen Plötzchen
um«
»Kommen Sie," sliisterte das
Wachsskreichholzmädel mit piepsender
Stimme ihrem wenig gentlemeinliken
Begleiter zu, und sie trippelte ihm
voraus zu dem abgelegenen Winter
garten, der ein Schild »Für Penn
brüder« trug.
Hier war es ruhig, nur qedamprr
scholl der laute Tumult und der wilde
Radau aus dem Asnl herüber.
»Lotte Sie wissen, wie gern Jhr
Herr Vater unsere Vereinigung sahe,
ich bin in der Lage. Ihnen ein glän:
zendes Heim zu bieten, dars ich has
sen . . .« Wie zärtlich erwartungsvoll
ihre braunen Augen ihn anschauten
Aber sie schwieg noch immer.
Mit tiihnem Entschluß legte er den
Arm um ihre Gestalt, verschämt barg
das Streichholzmödel den Kops an der
Schulter des Vagabunden.
»Laß mich diese häßliche schwarze
Larve lüsten, las; mich nur einmal
deine süßen Lippen küssen, meine
holde tleine Braut," bestürmte er sie.
Aber das Streichholzmädel wandte
sich scheu zum Ausgange, in mädchen
haster Schüchternheit schlug sie die
hände vor das Gesicht.
»Ersi wenn Papa seine Einwilli
gung gegeben hat —" wozu verstellte
sie dann immer ihre Stimme?
»Ich bitte das Lumpengesindel zur
Demaskirungö - Polonaise anzutreten
und sich wieder in anständige Men
schen zu verwandeln,« schrie der Pp
lizist, während sich die Paake um ihn
otdneten. ---
Da trat der Landstreicher, sein Mii
del an der Hand, aus den Vertreter
der staatlichen Ordnung zu.
»Herr Kommerzienrath, wir sind
einig, Fräulein Lotte und ich, wir
bitten um Ihren Segen und gleichzei
tig um Veriissentlichnng unseres Ver
löbnisses", — es sprach ein stolzer
Triumph aus Engelhardts gesliister
ten Worten
Erfreut schlang der Kommerzien
rath den Arm um sein Töchterchen.
»Lumpenaesindel, Landstreicher und
Vagabunden,« ries er mit lauter
Stimme, »ein neues Asyl wird sich
für euch Obdachlose öffnen, ein neues
Haus, in dem Gastfreiheit und Froh
sinn herrschen mögen. soll begründet
werden« ich beehre mich, die Verlo
hung meiner Tochter Lotte mit diesem
Herrn von ztveiselhastem Aeußeren zu
veröffentlichen und ietzt —- Masken
sort . . ."
Die Musik blies einen schritten
Zusch, helles Lachen, Jauchzen und
Rufe der Ueberraschung « entgeistert
starrte Engelhardt in das Gesicht sei
ner Braut.
Das teelste und iilsermiithigite Leut
nantsgesicht mit slott auswärtg ge
stvirbeltem Schnnrrbart sah liebes
schmachtend aus dem Streichholzmäi
deltostiim zu ihm aus, und der dreiste
Mausesallenjunge, der sich jetzt mit
glückseligem Jauchzen ganz ohne
Scheu in den Arm des kleinen Leut
nantg schmiegte, er trug die liebrei
zenden Züge von Fräulein Lotte Fah
renthold.
Einen unterdriidten Fluch durch die
Zähne stoßend, entzog sich der hinters
Licht geführte Freier den lächerlichen
Folgen seiner Blamage und wurde
flüchtig. Hang aber, das schmucle
StreichholzmiideL nahm an seiner
Stelle im Verein mit dem anmuthiaen
Mausesallenjungen selig die Glück
tviinsche des sie umringenden Lumpen
gesindelg entgegen, und selbst die ge
strenge Polizei mußte gute Miene zum
bösen Spiel machen, denn der Gau
nerstreich war samos gelungen!
NOR
Vufttqe Assenqefckstchtem
Der König der Thierhändler",
wie man den berühmten Direktor des
Hamburger Thierparts, Karl Hagen
leck, genannt« hat ein sehr schbnes
Buch aesckcriebem EO heißt: »Von
Thieren und Menschen«. Sehr lustig
iit eg, iraS sder Verfasser darin von
den Affen erzählt: »Der Wiirter hat
eine Anzahl Affen bei Tisch fo sehr
an gute Manieren gewöhnt, daß est-«
eine Freude ist. ihnen dabei zuzu
sehen. Einer, der ,,Moritz« heißt,
friielt den Kellner. Er muß die Speis
.sen herbeiseblephem was er mit gro
ßem Eifer besorgt. Nach der Mahl
feit msufz er auch abräumen. Wäh
rend des Esseng sitzen die Affen ge
duldig vor dem gedeckten Tisch aus
Stühlen und warten der Dinge, die
da toinrnen werden. Die Subde
wir-d geschickt rnit dein Löffel in den
Mund gebracht. Werden die Thiere
dabei nicht beachtet. nimmt dieses
oder jenes einmal auch den Teller
und setzt ihn an die Lippen. Aber
ein Zurus des Wärterg und der Affe
greift sofort erschrocken wieder nach
dem Löffel. Der Wärter versteht es
sehr gut, sich mit den Thieren zu ber
ftiindigen« sie achten genau auf jedes
seiner Worte und verstehen, was er
will. Die meisten ärgern sich, wenn
sie Schelle bekommen, »Moritz" das
gegen macht sich nichts daraus-. Will
der Wärter etwas Von ihm errei Jen.
soll »Moritz« zum Beispiel stille
stehen, damit er photoaraphirt mer
den tann, mqu der Stock isnmer in
der Nähe sein, denn sonst tann es
aesehehem daß sich »Motiv« ans den
Apparat des Photographen schwingt
und dort Allotria treibt. ,,Moritz«
lernt auch Rad fahren und versteht
es sehr gut. mit dem Rade umzu
aehen. Er fährt oft so schnell durch
den Tshierpart. das-, der Wörtcr kaum
nachtoinmen kann. Seinen Herrn
liebt ,.Moritz«' sehr. Als dieser ein-«
nral längere Zeit verreist war und
zum ersten Mal nach seiner Rückkehr
das Asssenhaus betrat, zeigte er stift
mifch seine Freude. Er rief und
winkte so lange, bis sein Herr zu
ihm in den Käfig trat und ihn auf
den Arm nahm, um ihn zu !iebtofen.
»Moritz«', der riern einmal in Frei
heit gewesen wäre, hatte den Wärter
sckpon oft beobachtet, irenn dieser init
den Schlüsseln am Schloß hantirte,
shatte auch von ihm manchmal die
Schlüssel icherzweise zum Spielen er
halten. Eines Taqu sah der Wär
ter, wie »Moritz« die Schlüssel der
Reife nach mobirte bis er endlich den
richtigen gefunden hatte nnd nach
einiger Anstrengung den Käfiq auf
schloß. Als Herr Hagenbeet hinzu
kam und univilltiirlich staates »Mo
ritz, wie haft Du das fertig qebracht?s«
schien »Moritz« die Franc verstanden
zu haben, denn über fein Gesicht glitt
ein schlaues Liicheln und er zeigte den
Schlüssel vor als ivollte er sagen:
»Mit dem da kmke ich es ausgeführt «
Ein anderes Mal hatten mehrere Af
fen ein Stiick Eisen von ihr-in Turn
eieräth loenebrochen und bemißten es
als Brechitonnr. init der sie die Thiir
ihres Käfias öffneten. Als sie dann
in’S Freie gelangten, lief einer von
ihnen nach dem Hauptgang des Par
les, sweil ihm der Wärter dort einige
Male Baninen qetaust hatte
Schließlich aber wurden die Affen
wieder eingefunan und so einge
sperrt, daß sie nicht entweichen
konnten.
Glis
«Nachdern ich mein Trauerspiel dem
Direktor vorgelesen hatte, mußte ich
fast selber weinen.'«
»Als-) hat er Sie abgewiesen?«
—
Ren-sc
» »Diese Maschinen - Schreiberinnen
tonnen einen zur Verzweiflung brin
gen! Entweder sie ltappern oder sie
plappern!«
Tattischer Unterschied
Oberst izum Adfutantien): »Ja.
sehen Sie, Kriegstattil und Wanst-er
tattit, das sind zwei ganz verschiedene
Dinge. an Kriege hat man immer
blos-, einen Feind, im Manöver sind
ater immer gleich zwei bis drei Vor
gesetzte «t«s.1!«
Er kennt ihn
Hansherr (dessen Wiegersohn
ttunstmaler ist): »Die schaditafte
Stelle in der Tapete muß sofort aus
gebeffert werden! Wenn die mein
Schwiegersahn steht, dann schwatzt er
mir sofort ein Oelgemälde auf zum
Drüberhängen!«
s Uns-erfroren.
Gast: Aber, Kellner, Sie hasben ja
den Daumen in der Sappe!
Kellnen Das macht nichts, mein
Herr, sie ist ja nicht nsehr heißt
Unnützes Furcht.
Tochter des Haus-eg: ,.Dsenten Sie
sich. ich hab' mir einen Bräutigam an-f
s geschafft, Jette!«
- Köchin (erschrectt): »Ach Gott« jetzt
wird der sich wohl die Ueberreste weg
holcn.«
Zur Mode.
»Aus den Baltonplätzen der Varie
tes haben die Damen jetzt reine hüte
nieltr aufs-«
»Nein; sie kommen mit ihnen nicht
durch die engen Logenthiiren.«
Der erkannte Xantosfelheld
Barbier lznr Dame, die mit einge
treten ist): »Wie darf ich Ihrem Herrn
Gemahl das Haar schneiden, gnadtge
Franc-«
Kindlithe Folgerung.
til-schen: »Nicht wiayr, Diama, der
Weihnachtsmann ist nicht verheira
tlJetZ«
Mutter: »Wie tomtnst du denn zu
dieser Frage?«
tilschem »Weil ich noch nie von ei
ner Weihnachts s r a u gehört habet«
i Gelungen
Schulze (zum Gemeindediener):
; »Damit wird auch das ganze Gemein
dehaus besichtian, die Ilrrefte haben
wir aber vollstiindia leer, schau nur,
das-, dn so Paar hineinsctzen kannst,
sonst denkt er, wir heuchein!«
E
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O weht
Aeltere Schwester tzum kleinen
s Brudert: »Weder hast Du denn das
s «Gtci«d?« .
; »Das tut nur Herr Saulsetltch ge
s schenkt.« » · »
, »Herr Sande-rinnt « Aber wofur
denn?'«
» »Ich sollte ihm saaen, wie alt Du
bist.«
»Na, solche Frechheit!«
»Ich hab’ ihn aber seste beschwin
delt; Du bist doch sit, nicht wahr-? —·
Jch habe’ ihm gesagt, Du bitt 41!«
Brand im Dorfe-.
»Ich halte es nicht siir richtig, daß
die Feuerwehr hier während desBranx
dies Bier trieat!«
Wirth: »Da haben’S recht: neulich
hat’5 in unserem Bratthänferl ge
brannt, da itzt das Feuer acht Tags
aedanert!«
Mantiss-.
.Alle Anstrengunger. warm
um«fo11«si! ....Geben Sie mir doch ei
nen Rath wie ich in Künstletkteisen
eingeführt werden tönnieF
»Probiren Sies vielleicht als Mo
dem«