Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, January 08, 1909, Zweiter Theil, Image 12

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    Franz Joseph-Mann
Inn Peter Rasegger.
Drei kleine Geschichtchen will ich
heute "hlen, drei kleine, anspruchs
bse chtchtchen, die aber den Vor
Y Eben, wahr zu sein. Die erste
chtchte ist mir erzählt worden,
Oder ich versbiitge mich für ihre Wahr
heit. Jn ihrer einfachen Schlichtheit
erzählt sie mehr von der Liebe und
dem Vertrauen, als händelange Ab
handlungen wiedergeben können.
Jm Mai vorigen Jahres war es,
da zum ersten Male in Oesterreich
nach dem allgemeinen Wahlrecht ge
wählt wurde. Zum ersten Male wur
den die Aermsten der Arnien aufge
fordert, Männer zu wählen, die ihre
Wünsche. die ihre Hoffnungen öffent
lich laut werden lassen sollten, Män
ner ihres Vertrauens.
Aber das Elend und die Armuth
machen mißtrauisch. Wer wollte es
den armen ruthenischen Bauern in
Iden weltabgelegenen kleinen Dörfchen
veriibelm wenn sie mißtrauisch waren
segen alle die Kandisdatern welche jetzt
auf einmal bei ihnen auftaucbten und
eh um ihr Vertrauen bewarben, um
ihr Vertrauen und ihre Stimme. Es
ist ein etwas schwerbliitiger Men
schensehlag, diese österreichischen Ru
thenen, Riesen mit der zarten schüch
ternen Seele eines Kindes. Sie gin
gs in die Versammlungen und horch
n zu und nickten mit den Köpfen
oder schüttelten sie, je nachdem, oh
der Redner ihnen aus dem Herzen
sprach oder Din e vorbrachte, die sie
nicht verstanden, re haben bei der Ver
trauenskundgebunq die Hände in die
iihe, das verpflichten sie ja, zu nichts.
her wenn sie nachher nach Hause
ingen, schüttelten sie die Köpfe und
Z- schiittelten die Kiinse wenn ihrer
mehrere beisammensaßen Abends in
der Wirthsstube. Warum kümmer
ten sich jetzt aus einmal so viele und
noch dazu solch vornehme Simdtberrn
um sie? Warum kamen sie her zu ih
nen, um die sich seit Mmschengedew
ten nie ein Mensch getümmert hatte?
Und das Mißtrauen wurde stärker
und stärker-.
Aber wen wählen, daß er in Wien
in dem großen Hause siir sie spreche?
Jemand müßte es sein« zu dem sie
volles Vertrauen hätten, von sdem sie
sicher wüßten, daß sie sich auf ihn ver
lassen können, jemand. der sie liebt,
wie ein Vater seine Kinder.
Da fliegt unten in »der Ecke des
Mrthstisches ein Name auf und geht
von Mund zu Mund und die wettet
harten Zuge. in welchen Arbeit und
Sorgen ihre rchen gezogen haben,
erhellen sich. a. das ist sder Wichtige
das ist der Mann ihres Vertrauens.
Und am Tag der Wahl gehen sie
alle zur Urne, Wann für Minn,
selbst sdie alten gebeugten Greise nnd
als man »die Stimmen zählt, da sieht
aus allen Zetteln der gleiche Nanret
.Ftsnz Joseph I—«
Das ist kein Histörchen, das ist die
reine Wahrheit.
Kann ein Denkmal von Marmor
und Erz einen Fiirften mehr ehren,
als dieses naive riihrende ThunZ
Die zweite Geschichte, sür deren
Richtigkeit ich ebensalls gewährleistr,
ist älteren Datums.
Eines Tages hatte sich Kaiser
Franz Joseph zur Jagd noch Muts
uschlag begeben. Da er noch vor
acht nach Wien zurückkehren wollte,
Var es angeordnet, daß der kaiserliche
Separatzug um 5 Uhr Nachmittags
auf dem Bahan von Müyguschlag
drreitsteben solle. Da es ein Feier
tag war, an dem außer den fadrplam
mäßigen Zügen eine Unzahl von Ver
gnügungsziiaen kursirte, so wäre jede
Uensderunig des Fabrplanes weibl
M mit Katastrophen verbmr n ge
wesen, besonders uim die WbendzeiL
Der Zufall wollte es nun, Idasz das
Wannsglück den Kaiser diesmal
nicht besonders -begürrstigte. Aerger-:
lich brach er die Jagd früher, als ge- -
plagt war ab und erschien aus idem
Bahnhos bereits usm 41X2 Uhr. Sein
AHutant gab dem Stationsches den
Austrag, den kaiserlichen Separatzug
sofort verfahren und abgehen zu las
en. Der Beamte erklärte, daß die
ursprüngliche Verfügung unter tei
uwex Umständen geändert werden
ne.
Bald daran entstand ajf dem
Bahrchof eine große Bewegunq. Man
sah den Kaiser selbst auf den Eta
tionschef zutreten
:M4wünfche sofort abz-ureifen.«
eftät wie sehr ich auch zu ge
horchen wünichte, es ist mir untnog
»Warum dast«
JDie Verantwortung, die ich über
nommen habe, verbietet es mit.«
- »Die Situation ist zum mindesten
merkwürdiPN bemerkte der Kaiser zu
feiner BRUNO indem er dem Sta
Rücken kehrte —- »ich
bin hier Gefangenek eines Lohnbe
!
us Minuten vor 5 Uhr meldete
derslationscheß daß der kaiserliche
BGB-H eigen fei. Die Rückfahtt
steh unter etwas
gen
Wut kelt de Statt t
M, MQstinechsntlnsstunq est-nat
M Måsiiengticheaw Wege ein Tele
er
Mephi
seinen oerantwvrtu oosen Pflich
ten nachkommr. per örtlich zu über
zeugen.«
II s I
Und nun das dritte Geschichken
aus Kaiser Franz’s Jugendzeit
s Getreu der Tradition der W
burger, die stets eifrige "-ger waren,
huldigte auch Kaiser rairz Joses
seit seiner Jugend diesem Sport mit
xbesorederer Vorliebe Die Jagd-aus
jsliige verschassten ihm oft die Gele
genheit, leich einem modernen Ha
runkalMafchid unerkannt in der
Mitte seiner Unterthanen zu weilen.
Nicht selten verwickelten sie ihn auch
iin kleine Abenteuer. So ereignete es
sich wenige Jahre nach seiner Thron
-besteigung, daß er, ohne Begleiter
sein Jagdgebiet durchstreifend, deren
Grenzen überschritt. Ein pracht
voller Faan hatte ihn verführt
Eben hatte er angelegt und wallte
los-drücken, als ihm eine kräftige
Stimme zuries: »Wenn Sie schie
ßen, so sende ich Jshnen eine Schrot
lwdung in die Waden!«
Der junge Herrscher ließ sein
Jagd-geweht sinken und rief in zar
niger Erregung: »Wer ertiihnt sich,
so zu mir zu sprechen?«
Zwischen sden Bäumen trat die
mächtige Gestalt eines Landedelq
mannes hervor. »Sie haben auf
meinem Gebiete gejagt. Folgen Sie
mir in’s Schloß, wo ich mit Ihnen
ein Prototoll ausnehmen lasse. Var
Allem aber liesern Sie mit Ihr Ge
wehr ab.«
»Und wenn ich es nicht thue-r
,.Sie gehören zur taifetlichen
gd. Ich werde vor dem Kaiser
tax führen«
» ie tennen den Kaiser nichts«
«Nein.«
Das Abenteuer begann den jungen
Kaiser zu betuftigen. Er gab fein
Gewehr ab nnd folgt-e dem Baron
N.... auf fein Schloß. Jn der
Vorhalle tain ihnen die Gittin des
Barons entgegen. Sie tiefz sich den
Vorfall erzählen, und ais der Unbe
kannte sich mit bescheidener Miene
entschuldigte, bestimmte sie ihren
Gatten, die Sache weiter nicht zu
verfolgen. Nun thaute der strenge
Nimrod auf und lud den Jagdfrevler
zu Tafchr. Der Kaiser gab sich für
einen Officier aus. Während des
Tischgefpräches erfuhr er, daß feinen
Wirthen vor Kurzem ein Söbntein
befcheert worden war. dessen Taufe
fieh verzögert hatte und demnächst
stattfinden sollte. Er bot sich zum
Taufpathen an, und mit aller Herz
lichteit wurde fein Anerbieten ange
warmem
Un dein fiir die Taufe bestimmten
Tage verfainmelten fich alle Ber
tvandten und Freunde des Baanz
R.... in feinem Schloß. ann
wartete mir noch auf den Tauf
pathen. Da larn eine Sah-Cant
page angefahren, der der junge Jä
ger in Generalsuniform entstieg.
Zwei antanten folgten ihm, und
ein Mineridiener meldete: »Seine1
Majestät der Kaise:.«
Die Verwirrung des Hausherrni
nnd feiner Gäste läßt sieh denken.
Tros aller Liebenörviirdigteit, die »der
Monarch all Taufpathe entwickelte.
. penmänner,
sittsthümtsche thut ts- darei
laut-.
»Drintenstipper«
gebung von Nauen der staatliche Kon
trollbeamte der Spiritusbrennereien
genannt; wahrscheinlich hat ihm das
Hantiren mit dem Alloholocneter diese
Auszeichnung verschafft (,,Drinten«
beißt sonst nur das während
Erntezeit getrunkene,
start verdünnte Braunbier.) Auch ist
der Titel »Meier« selbst da noch üb
lich, wo es teine eigentlichen Meiereien
gibt. Sein nächsterVorgeietzter ist der
»Schriewer«, d. b. Schreiber. So be
zeichnet man den Gutsinspettor auch
wenn er nichts zu schreiben bat und
seine Hauptleistungen als Klutenped
der mit den Beinen vollsiibrt. Der
Dorsbirt, der gewöhnlich nebenbei
Schlächter, manchmal auch Dorsarzt
war und das Blut oder die Wurzen
besprach, hieß der «Kuhherre'. Ta
batssabritanten nannte man Tabaks
spinner und den Scharfrichter, wenn
er nicht zugegen war, Schinder.
»Buttchenträger« waren Schnittwaa
renhändlerz die ihren Kram in Butt
chen, viereckigen Holzlasten, aus dem
Rücken über Land trugen. Jbre Kon
kurrenten waren zum Theil die Lum
die das »Buntsleuten"
verstanden unb fiie Lumpen und Kno
chen Zwirn, Band, Radeln usw. ga
ben. Die »Blaukittel« vertausten
Reis, Grüf usw-, und die «Degen
männer« schwarzen Degen. d. h rus
sitchen hslztheet
W
contes-spukte
Man sehnt im Alter die Jugend za
riicb Deshalb beqebt auch mancher
Alte eine Jugendthorheii. -
. I O
Ei gibt Menschen. die drein-ne
Streiche begeben und stir die anderen
stets einen gutes M wissen. -
o
i I
Ver nach setchtbtimeru dürstet,
de- Mstenwanbeur. Er miß
Im Durst quälen esse-r
sit ei Ischda
Wissen-SEND s
wird in der Um-l
der
außerordentlich
i
i
i
i
W M reiche see-e Ist-« mi.
Wir lesen in den Neuen Züricher
Nachrichten«: Als der oftröniische Kai
ser Ariadius im Jahre 408 starb,
hinterließ er vier Waiserlinder, drei
Töchter und einen Sohn, Theodasius
ll., der 401 geboren und beim Hin
scheiden des Vaters gegen acht Jahre
alt war. Da wurde nun Pulcheria, die
älteste seiner Schwestern, hervorra
end wie durch körperliche Schönheit,
fo auch durch Tugend und Weisheit,
zur Führung der Regentschast heran
gezogen. Und sie löste ihre Aufgabe
in allen Ehren seit ihrem fünfzehnten
Jahre in der Eigenschaft einer Mit
taiserin und Erziehetin ihres kaiser
lichen Bruders. Diese Frau ist un
streitig die schönste Zierde des ostrii
mischen Kaiserthrones. Pulcheria ließ
ihren jungen Bruder Theodusius sorg
fältig in den Wissenschaften und allem
laiserlichen Gehaben, im Reiten und
in Waffenübungen unterrichten. Sie
selbst überwachte sorgsam sein ganzes
Gedaren, sein Auftreten, Reden und
sich Kleiden Als er dann herange
wachsen war, war die einsichtsvolle
Schwester auch auf eine passende Ge
mahlin für ihn bedacht. Es war
Athenais, die Tochter des Sophisten
Leontius von Athen; sie war ein
Ideal von Schönheit und Geist und
mit Pulcheria innig befreunden Sie
wurde Christin und erhielt in der
Taufe den Namen Eudoria Als Ge-i
mahlin Theodosius' li. wurde sie zur;
Augustu, d. h. zur Mitregentin, erha-;
ben. Leider hatte Theodosius nicht dies
Geistesschärse und den Geschäftsernsd
seiner Schwester. Pulcheria wußte aber
mit Nachdruct und Geschiel seine Feh
ler schadlos zu machen. So hatte er
die kaiserliche Unart angenommen.
Schriftstiicke zu unterschreiben« ohne sie
gelesen zu haben. Eines Tages be
gehrte er nach seiner Frau. Er bekam
zur Antwort, sie sei nicht zu haben, er
habe sie ja seiner Schwester Pulcherias
als Sklavin verlauft, und uni ihn zu(
überweisen, zeigte man ihm das von
ihm unterzeichnete Attenstiicl des Ver
tauses. Pulchera hatte es ihm, im
Einverständnis mit Eudoria, unteri
andern Schriftstücken unterbreitet unds
er hatte es feiner Gewohnheit nach un: s
gelesen unterzeichneL Dieser argej
Mißgriff liesz sich ja freilich leicht wie- i
der gutmachen, aber jetzt fing Theodos ;
sius Il. doch ernstlich an, die Atten;
zu lesen, bevor et sie unterzeichnete.
—
syst-errungen . «
Eine drollige Beobachtung über die
Intelligenz eines kleinen Spaßen ver
öffentlicht Paul Rochut, der Chefre
dateur der «Tribune de Lausanne«.
Er erzählt: »Als ich eines Morgens
am Rai von Ouchy in das DampfdootT
«Geneve« einstieg, um nach Evian zu
fahren, karn, wie ich das schon oft be
obachtet hatte, ein halbes Dutzend
Speisen von den Bäumen des Kais
herübergeflogen, um die von den Rei
senden zurückgelassenen Brotkrumen
aufzusamrneln. Da die Spatzen sich
nicht die Kraft zutrauen, das Schiff
in der Mitte des Sees zu verlassen
und auer über den See zu fliegen, so
begeben sie sich gewöhnlich, wenn das
Abfahrtssignal ertönt, wieder an
Land. Diesen Morgen nun passirte
es, daß ein junger Sperling das Sig
nal überhörte und mit auf die See
hinausfuhr. Als er sich schließlich er
staunt umbliekte, konnte er infolge des
starken Nebels die noch gar nicht weit
entfernte Miste nicht mehr erblicken
und blieb ängstlich in seiner unfrei
willigen Gefangenschaft auf dem
Schiffe. Da ertönte plöhlich das
schrille Signal, mit dem der Dampser
»Geneve" das ihm entgegenkommende
Dampfboot »Montreur« begrüßte, das
die Route gerade in umgekehrter Nich
tung zurücklegtr. Nach einein kurzen
Augenblick der Ueberlegung hob sich
Lder Spuk in die Höhe und überflog
Imit schnellen Flügelschliigen den viel
Lteicht 150 Meter breiten Raum zwi
s schen den beiden Damvfschiffen. Dann
sfuhr er vergnügt und kostenloi zum
großen Leidwesen der Damofschisfs
fahrtigesellschqft vorn Genfer See
wieder nach Ouchy zurück.'
Zeppemeo Z Unsinn-.
I Ein Statistiler in dem Journal de
sLoire'« hat eine merkwürdige Zusam
menstellung gemacht, aus der er be
weisen will, daß die Zahl der Buch
staben in einem Namen bedeutsam
sür den Träger dieses Namens sind.
Für Erfinder und Politiler soll da
nach die Zahl 8 als Buchstabenzahl
eine bedeutsame Rolle spielen. Kein
bedeutende-: Poliiilet soll einen kurzen
Namen haben. Dasselbe soll siir Et
sinder gelten. So hat z. B. Zeppelin
in seinem Namen 8 Buchstaben. Die
selbe Zahl weist der Name Eolumbus
aus. Auch Napoleon hat 8 Buchsta
ben. Er weiß aber siir seine Theorie
noch mehr Beispiele anzusuhten. So
denbedeutendslen Polililee der Neu
zeii Bismarch Jn der französischen
Sprache ist auch dee Name Fried
richs des Großen, Feederie achibuchi
Ius diese Weise dient ihm
also auch der große Prenssentönig als
Veweismaterial siir seine Theoriejza
im see-Wehen das ch wie ein Buch
stade sitt« so führt ee hier aus unter
Winters und Erfinder-n m se.
Was den seinen Mel-lieu as.
»A
Man wird zugehen müsset-, daß die
ses Beispiel etwas weit und gewalt
sam herbeigeholt ist. Aber auch die
Zahl 7 und 9 soll siir große Politiler
und Erfinder bedeutsarn sein. Der«
Name Kaiser Wilhelmi hat 7 Buch-l
stoben, Alexander szuchstabem Kosj
pernitus dieselbe Zahl, Marconi wie-»
detunt die gleiche wie Wilhelm Jm
großen und ganzen scheint ja wirklich
dieses Zusammentreffen merkwürdig,
besonders die Zahl 8 tonnnt erstaun
lich häufig vor. Trotzdem lann man
diese Berechnungen natürlich nur als
Spielerei anssassen, denn Ren-ton, der
doch gewiß als Entdeeler manche Ver
dienste hat, hat ebenso wie Edison nur
6 Buchstaben in seinem Namen. Un
ter Politilern hat gar Karl der Große,
der doch zu den bedeutenderen herr
schern gewiß zu zählen ist. nur 4
Buchstaben. Also die Kombination
mag sehr lurztoeilig sein, Anspruch
aus Bedeutung hat sie nicht.
Der alte Gesp.
Unter diesem Namen war der als
der geschickteste Glasfigurenbliiser be
kannte Septirnius Böhm in Ernstthal
in Thüringen bekannt, der dieser Tage
zu Grabe getragen worden ist. Die
Spielwaarensabritanten des ganzen
Thüringer Waldes hielten großeStücke
aus den «alten Sepp'. Aber er ist
trotz seiner notorischen Bescheidenheit
auch in weiteren Kreisen bekannt ge
worden. und selbst Fürstiåchleiten, wie
beispielsweise der Prinz Ernst von
Sachsen-Meiningen, haben den Künst
ler im Arbeitsgewande in seiner
schlichten Klause in Ernstthal gern
ausgesucht. Und er war ein Künstler!
Der Glasitunst ist, man dars es wohl
aussprechen, ein Meister entrissen wor
den. Der Verstorbene bat besonders
legenden- und märchenhaste Momente
mit glücklichem Blick siir das Charak
teristische zu ersassen gewußt und in
Glas dargestellt. Aus seinem reichen
Schatze der Darstellungen, von denen
Prinz Ernst von Sachsen-Meiningen
einige der dauernden Ansstellung für
Erzeugnisse Lauschaer Glasindustrie
in München einverleibt hat« sei das
niedliche altegorische Geschichtchen vom
Rothtäppchen erwähnt, das in dem
Augenblick erfaßt ist, in dem das
Nothtiippschen unter einem Bäumchen
dern Wols begegnet. Eine weitere rei
zende Ebisode aus dern Leben ist das
Büblein aus dem Apfelbaum, das sei
nern Schwesterchen einen Apfel in die
hoch-gehaltene Schürze wirft. während
daneben ein Kähchen mit einem Apfel
spielt. Den viersiißigen und gefieder
ten Bewohnern des Waldes hat er mit
dem Auge des echten Künstlers das
Typische abgesehen und in seine For
men su bringen gewußt. Es war ge
radezu staunenwerth, welches sinnend
reizvolle Leben der «alte Sein-« in das
’spröde Glas hineinzubringen verstan:
den hat. Jin wahrsten Sinne des
Wortes hat er seinen Glasiunstwerten
»Lehren einzuhauchen« gewußt, so daß
seine Gebilde den Ausdruck des Ge
machtem des Alltiiglichen verloren und
mit ihrem Leben ordentlich ansteckten.
Jhni ist so, ohne daß er sich dessen
vielleicht so recht bewußt geworden ist,
sein Beruf nicht ein bloßes Handwerk
gewesen, er hat seinen Beruf zur Kunst
erhoben. Und darum ist sein Dahin
gang zu bedauern.
Sie-e hübsche kleine dachtet-stehe
bat Kaiser Wilhelm unlänast bei Ge
legenheit der Vermödlunn seines Soh
nes. des Prinzen August Wilhelm,
mit der Prinzesstn Alexandra Vikto
ria Von Zchleswig:Halstein gehalten.
Sein Trintspruch lautete: »Ich spreche
Euch in unserem Namen und im Na
men meines Hauses den herzlichsten
Glückwunfch aug! Meine liebe AiixL
Du stammft vom meerumflossenen
Lande zu uns nicht als Unbekannte,
denn Du hast viele Wochen Deiner
Jugend bei uns verlebt in verschiede-»
nenr Alter. Jn der frühesten Zeit hat!
sich zwischen Euch das Band geknüpft, »
das zu dem heutigen glücklichen Tage’
geführt hat- Jch nehmt Dich mit of- :
fenen Armen auf bei uns und mögest’
Du bei uns der schönen Heimath we
nigstens etwas vergessen. Jbr werdet
nun Euren Hausstand begründen und
das Leben zusammen beginnen. Le
ben beißt arbeiten, arbeiten beißt
schaffen, schaffen bedeutet wirken fiir
andere, für das Vaterland, für unser
Volk, wirten in unserem Haufe. Nach
den frohen Stunden der ersten Tage
und Monate wird auch an Euch der
Ernst des Lebens herantreten mit fei
nen Pflichten, wie sie in unserem
hause geübt werden. Wir sehen aus
Euch Beide als auf unsere helfer in
unserem Wirken. Du, mein Sohn,
hast unserem hause Obre gemacht mit
Deinem Examen, welches Dir zu Dei
ner Zivillansbahn den geöffnet
bat und Du wirst meiner rau hilf
reich zur Seite stehen in den Werten
der barmherzigen Liebe. Möge siir
Such auch bat Bild maßgebend sein,
welches site uns Menschen von oben
gezeichnet ist: Der Strom, der sich
zwiefach tbeilti Der eine Urm, der
belastet wird, der die Schiffe trägt,
dem Meere zu, ein Vorbild dafür, daß
einen- irn Leben von oben Lasten auf
erlegt werben sollen und das die Lust
Wunwwchx
t
der andere Arm, der Arbeit verrichtet;
auf dies sild greifen wir zurück, oli
ein Bild dnfiiy daß wir stetig wirten
sollen in Werken der Liebe zu den
Brüdern. und wirken in fertiger Ar
beit fiir das Wohl des großen Ganzen
und zur Ehre unferes Haufesi Jn
diefenr Sinne erheben wir die Gläser
und trinten jetzt auf dni Wohl Seiner
Königlichen Hoheit des Prinzen Au
guft Wilhelm nnd der Prinzefsin Au
guft Wilhelm von Preußen!«
Die bestrafte- Die-treuem
Die »Weißt Retfch« erzählt fol
gende Geschichte: Jn der deuifchen Ko
lonie Blumenthal (Kreis Melitopoy
hatte ein tfcherlefsifcher Wächter auf
denr Felde Weiher beim Stehlen von
Weizen eetappt. Die Dorfdewohner
beschlossen, die Diebinnen auf eine
originelle Weife zu bestrafen, was denn
auch geschah. Den Weibern wurde
ein Weizenhiindel auf den Rücken ge
bunden, worauf sie unter dem Geleit
des tfchertefsifchen Wächters und eini
ger Bauern durch das Dorf geführt
wurden. Ein Mann mit einem Blas
initrurnent ging voran und loelte durch
die Töne feines Instrumentes dat«
ganze Dorf herbei. Es war Sonntag»
Zahlreiche Dorfdewohrser schlossen sichj
dem Zuge an. Die übrigen Bauern dil-;
deten rechts und links Spalier, pfif
fen, lachten und tlatfchten BeifallJ
Eine Menge von Kindern machte deni
Zug rnit. So wurden die DiedinnenI
von 5 Uhr Nachmittags on bis nachj
Sonnenuntergang durch alle Straßen
des Doer geführt und dann erft frei
gelassen. -
Oezöhsnee Irre-ein
Aus London win geichriebem Jn
der kdniglichen photographischen Ge
iellschafi eigie liiel lich ein junger
Beamter feinem-O nnderbnre gren
zenden dreisirien Fliegen. die die
merkwürdiglien Dinge vorsiihren
Eine Fliege z. B. legt sich auf den
Rücken und hält zwilchen den Füßen
einen kleinen KorkbalL den sie durch
fortgesepie Gehbeitsegung in schnelle
Drehung versetzt Eine andere Fliege
seht sich auf einen eigens fiir sieqe ge -
bauten Stuhl und wiegt eine klein-e
Puppe irn Arm usw Alle diese Dres
suriunststiicke lonnien in der königli
chen photographischen Gesellschaft mit
Vergrößernnqssgläsern betrachtet wer
den und couar dann iinemaiogrn
phifch aufgenommen Der «Dresseur«
behauptete allerdings nichi, daß »die
Fliegen wirklich drei-sitt seien: von
der Fliege, die auf dem Rücken liegend
mit dem Ball janglitt, vermuthet er
z. B» daß sie ihre Lage Falsch beut
theile und glaube, an einer Fläche
entlana zu gehen, denn sie fest diese
Betveguna stundenlang fort. Der jun
e Fliegenforicher zeigte außerdem
»amte« mit denen er die Muskel
lraft der Fliegen bei den einzelnen
Bewegungen gemessen hat.
MO
Tie sont-Italien
Schulter: »Hier. herr Doktor.
bring ich Sie Jhre Stiebeln wieder;
ict hab’ le genau untersucht —- et is
niicht mehr mit fse zu machen, Ko
stenpunlt s Mart!«
Doktor: »Nami, 3 Markt Wofür
·denn?"
Schufter: »Na. als Sie mir nach
die Untersuchung neitich sagten, Sie
tennten mir nich helfen, mußt ict doch
sogar 10 Mart berappen.«
Just-ils
Delonoinen-Tochter: »Der Vater
schickt für die Ansstellun einen zwei
einhalbpfündcgen Karte ; » er
läßt aber bitten, seinen Namen nicht
zu nennen.«
Aufrichtigkeit
Klienk »Aber, herr Rechtsanwalt,
den Prozeß muß ich doch gewinnen—
der Vertrag ift ja fo klar wie die
Sonne.
Rechtsanwalk »Das wohl —- ich
aber mache Sie daran aufmerksam,
daß. wenn es zum Prozeß kommt, ei
mit der Klarheit gleich vorbei ist«
IIWUIOIIUGQ
Wirthim »Na, wenn Mir da
Zinrrnet gefälli, here wie-sah
dann können Sie ja einziehen; wann
lwollen Sie denn Jhre Sachen schicken,
damit icks auch zu Hause hinf«
» Student ifeinen Ueberziehee crus
jtniipfend): »Die rann ich Ihnen ja
lgleich hier lassen!«
—.—---·
k such eine Gestirn-z
Junge (in der LohngrimAussiishs
Itangx »Vater, warum Hat denn det
kRiiier immer einen Scheid bei sich?«
l Vater: »Dumm» Junge, damit et
sich wehren sann, wenn et nach-her
Einst-faulen Aepfeln geschmissen wird-P
Meta.
A.: »Was mag denn heute bei dem
Baron los sein? Alle Fenster sind er-’
ieuckztei und es fährt immer eine
Eva-page nach der andern vor."
B.: »Ach, der gibt heute den übli
chen Haushalt für seine Gläubiger.·
- Its der Schnit.
Lehrer: »Was verstehst Du nntet
Sel-bftvertengnung?«
Radi: »Wenn einer unt Geld
kommt. und sdee Papa läßt sagen, et
fet nicht zu Ist-um«
sauste Inn-set
Lehrer: Wie nennt man Jenseits-den
isäkf nicht auf seinen knapm M
t I
Schüler: Einen Richtean «
C Sommers-einem
May: »Man hat mit gesagt, Dok
tor, daß durch Essen von Gatten die
Sommeespkossen verschwinden
Fotton «Untet einer Bedingung
May: »Und die ist?«
Dritt-m »Daß sich die Sommer
sptossen an den Gluten befinden.«
ja
Zu dunkel.
Matten »Im Speiseschrani lage
zwei Aepfel, Tornniy. Jeht ist nur
einer drin· Wie iomnit dass«
Tomnm tweichek teinen Asiswos
sieht): «Mania, esnsat so dunkel ins
Schmut« daß ich den anderen nicht
bemekten tonnte.«
Enttsnist
»Heute konnte ich die ganpe Nacht
nicht schlafen, weil ich immer an den
Wechsel denken mußte, der hektte fäl
ti ist«
; S»Abee, das hättest Du ja nur« zu sa
"gen brauchen, da hätte ich Dir gan
teicht helfen tönnen.«
» «Kannst Du mit das Geld vor
jstrecten?« «
» »Das nicht! Aber ein gwßattiged
HSchlaipulvet hätte ich zu haufe."
I Eine tanerpredist
i Richter tin einer Ehescheidungis
stlage zum Gatten der Mög-nim
H,,Jdre Frau bebst-eint unter anderem,
idaß Sie einmal volle vier Wochen
tein Wort mit ihr gesprochen habet
Das ist sdoch starl!"
Beilagten »Ja, here Richter, was
wollt' ich denn machen? Hätte ich sie
"unterbrochen, wär’s ihr such
nicht recht getveien!«
Ein nettes stritt-rann
Gast Cder eine lehr kleine Partien
jGulasch betommt):
s »Das soll eine qanze Portion sein,
E davon tann man doch nicht genug ha
ben!'«
Qbertellner (an den verdächtig
aussehen-den Teller deutend»
x Mannen Sie an zu essen -- Sie
halten dann sicher gleich genug."
Genesis-lich
Bliemchen sitzt im Coupe und will
schtafen Plötzlich fällt ihm aus dem
Gepäcknes ein ziemlich schwerer Mis
ier auf den Kopf. Der Eigenthiirner
stellt ihn mit vielen Entschultdigungen
wieder in’s Gepiicknet. Als der Kof
fer nach ein paar mal auf Bliemchen
gefallen ist, sagt er bei einer neuen
Entschuldigung: »Na brauchen St
sich nich mehr zu entschuldigen —- nu
bin ich·8 geweehntl'«
Ali-ums
uswirthinx .Es ist jemand ba, der Sie zu sprechen wünscht!«
tubentt »Bei-en Si« Mal aus, Frau Wall-IF