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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Jan. 1, 1909)
Das Burgfräulein. stun- Iois Friedrich Friedens-. (13. Fortsetzung) Evahatte die Lippen auf einander st, Fast gedankenlos nahm sie die ufmeri amieit an, dann schritt sie rasch weiter; sie war stiller geworden und die heitere Laune schien von ihr gewichen zu sein. Ren-ro hätte iiber die Gunst, welche» ihm der Zufall erwiesen hatte, auf-; jubeln mögen; mehr hätte er durch ask seine Berechnungen nicht erreichen können. »Sie sind verstirnth fragte er endlich, als sie zu dem Zelte zurück kehrten. »Nein,« entgegnete Eva: awir Menschen sind nur Thoren; wir trau ern, wenn uns irgend eine Täuschung widersihrt, und doch tragen wir mei " san selbst die Schuld. Achteten wir den Menschen weniger hoch, so könnten wir durch ihn auch nur weniger ent eiiuscht werden« Nenn war zu klug, um sie nach die ser Täuschung zu fragen. »Gleicht sich nicht Alles irn Leben aus?'« be merkte er;; «es kann uns eine Täu schung unangenehm berühren. sie kann Imi jedoch auch erfreuen, wenn wir edle und tiefe Charakterzijge kennen lernen, wo wir sie nicht erwartet hat ten!« Sie traten in das Zelt ein, der; Abend dämmerte bereits. Arthur hatte die ihm geftellte Aufgabe ganz vortrefflich gelöfi, denn die Gäfte be fanden sich in der heiterften Stim mung und Arthur suchte diefelbe noch immer zu erhöhen. Der Champagner hatte ihm freilich vortrefflich beige standen und er hatte die ganzen Kräfte dieses getreuen Bundesgenossen ent wickelt· Er felbft hatte dadurch frei lich bereits einen Grad der Lustigkeit erreicht, der nicht ohne Bedenken war, er fühlte dies jedoch am wenigsten. »He-hat Bester Freund-es ist fa mos heute!'· rief er Renno zu; »Alle sind ausgezeichnet lustig und der Champagner fiiperb!«’ »Sie haben mich für immer zum Danke verpflichtet.« fliifterte Renno ihm zu; »Alle bewundern Sie und fin den Sie entzückend!« Arthur schien um einige Zoll zu wachsen. Es war Eva peinlich, in diefen hei seren Kreis zu treten, denn sie wäre am liebsten allein gewesen: da nahte sich ihr ihre Tantr. »Was fehlt Dir-? Du sithft berftimmt aus,« sprach Fräulein Mina. »Dann täuscht Dich mein Aus fehen," entgegnete Eva; ihre Tante follte wenigstens nicht errathen, was in ihr vorging; sie glaubte fchon das stolze, triumphirende Lächeln dersel ben zu fehen, wenn sie erfuhr, daß der anonhme Brief doch die Wahrheit ge sprachen. Sie nahm den Champagner, wel chen ein Diener auf Renno’s Befehl ihr reichte und tranl das Glas aus; sie wollte die triihe Stimmung verhan ueth Niemand follte errathen, daß sie versiimmt war. Was tümmerte es sie, wenn Werneck die arme Frau lieb te, wenn er den Blick nach unten rich tete, ansiatt ihn nach oben zu erheben? — Sie zwang sich, wieder heiter zu fein, sie trank fogar mehr und lachte itber Arthur’s Wihe, die er felbft sämmtlich ausgezeichnet fand. Der Champagner hatte ihre Wan gen leife getöthet; ihre Luft hatte et was Beraufchendes, Berzweifeltesz sie fah den Doktor im Zelt-e und scherzte absichtlich mit Renno. Wohl war M’s Auge ernst, traurig auf sie gerichtet, sie verstand diesen Blick nicht, sie hatte kein Wort für ihn; er war «- ihrer Ansicht nach vielleicht nur trau rig, weil Barbara an diefer heiterleit nicht Theil nehmen konnte. Dcll Dem hereingcvkochellcn UVCNVL waren die bunten Lampen rings an den Tannen angezündet, den ganzen Teich, die grünen Rasenplätze und Blumenbeete umgab ein Kranz farbi-« ger Lichter. Unbemertt war dies vonj den Arbeitern hergerichtet und wie es so schnell und unerwartet entstanden spar, gewährte es einen doppelt zau derhasten Anblick. Die Gäste waren! überrascht Arthur ries laut, dies sei · das Schönste, was er je gesehen habe, eine gute Parade ausgenommen i die Einweihung des Bergwerles me di- zutn Abende verschoben; fest forderte Itenno seine Gäste aus, ihnr zudem Schachte zu folgen; er führte Eva und schritt mit ihr voran . Si hat ein stiller, milder Abend; die Tausende von Lichtern ringsum sites einen est-M Kontrast zu dein tiefes Dunkel im Walde. Wie die »Hm-u sit-set no ts- w spiegel " its; wie die weisen Wne langsam such is- Oasser dinzosgen, als wären sie m M gesorrntt Die Klan - du M tönte-I leise, wie sern ans des Isldr. Ei lag etwas Be in all’ diesen Eindriickem « set-s sausen nisten aus«-» sie war durch den Champagner aufgeregt, sie hörte die Worte taum, welche Ren no mit leiser Stimme zu ibr sprach. »Das ganze Fest erschien ihr ihretwe gen veranstaltet zu sein, denn bis jegt war sie der eigentliche Mittelpunkt desselben gewesen. »Haben Sie das neue Bergwerk schon getaust?« sragte sie Renne. «Welchen Namen würden Sie ihm gegeben haben?" wars Nenn-) ein. »Gliickaus!« erwiderte Eva; «es ist der alteBergmannsgruß, und ich glau be, es liegt eine gute Borbedeutung darin; etwas abergläubisch sind wir Menschen ia alle.« »Auch ich bin es!" ries Rennb; «ich habe dem Bergwerte den Namen gege ben, von dem ich erwarte, daß er mir das höchste Glück bringen wird!« — «Wie lautet derselbe?« fragte Eva» Sie traten in diesem Augenblicke» hinter einem kleinen Tannendickicht hervor, bar ibnen lag der Eingang des Schachtes. Die mit Blumen und Grün umwundene Ebrenpsorte über demselben war durch zahlreiche Lichter erhellt und in der Mitte derselben leuchtete der aus Flammen gebildete Name .Eba«. Erstaunt ftand Fräulein von Han ftein ftill:; ein einstimmiger Ruf der Ueberraschung ertönte hinter ihr. »Ich bin vielleicht zu kühn gewesen, daß ich dem neuen Werte Jhren Na men gegeben habe,« sprach Renno leise; »er ist derjenige von allen Na men, welcher fiir mich das nieifte Glück in sich birgt, und wer wird ec einem Manne, der wenig wahres Glück in feinem Leben kennen gelernt hat« ver argen, wenn er auch noch hofftl — Werden Sie es mir verzeihen?« »Ja,« entgegnete Eva; fie war kaum im Stande, dies Wort hervorzubrin gen: die verfchiedenartigften Gefühle befiürmten ihre Brutt, sie vermochte dieselben kaum zu fassen. Und fiihlte fich nicht auch ihr Stolz gefchmeichelt durch diefe sinnige Aufmerksamkeit! Die ringsum aufgeftellten Arbeiter begrüßten ihren Herrn mit lautem hoch, — die Musik fiel ein; aus dem Jnneren des Schachtes ftieg ein rothes Licht auf und übergoß Menschen und Bäume wie mit einer zauberhaften Gluth. · «Darf das Bergwerk Ihren Namen tragen?« fragte Renno leise, zu Eva gewendet. »Ja.« erwiderte fie. »Ich danke Jhnen." sprach Nennu, indem er ihre hand drückte, und dann wandte er sich mit leuchtendem Auge und freudiger Stimme an die Arbei ter. «Eva ift der Name des neuen Werkm« rief er laut. «Und damit diefer Name auch fiir Euch ein glück bringender fei, fo foll Euch gehören, was Jhr in den nächsten acht Tagen aus dem Bergwerke zu Tage fördert; nun ftrengt Eure Kräfte anl« Ein lautes Hurrah und Hoch! ant wortete auf diese Worte. »Eine göttliche Jdee, das Bergwerk gerade fo zu nennen, wie meine Cou fine heißt!« rief Arthur, während Mina im Stillen die Bemerlung machte, daß sie es fiir viel passender gefunden haben würde. wenn Renno das neue Werk «Mina« genannt hätte. Ein Bergmann trat var und hielt an den Besiher dei Bergwerts eine Zurede. Eva benuhte diesen Augenblick um! sich von seiner Seite zu entsetnenx die" Lichter die Musik die Augen welche aus sie gerichtet waren, verwirrten sie. Nie zuvor hatte sie so sehr das Be dürfnis, allein zu sein empfunden, denn zu viel war an dem Nachmittag und Abend dieses Tages aus sie ein gestürmt. Unter den Tannen schritt sie hin aus einem Wege, der nur wenig erhellt war, dann wandte sie sich zum Teiche Auf das Geländer, welches den Teich an dieser Stelle umgab, stützte sie den Arm, sie war erregt und erschöpft zu gleich. Von serne her tönten die Klän ge der Musik und der laute Ruf der Arbeiter, durch die Bäume sah sie die Ehrenpsorte schimmern, welche ihren Namen trug. Sie strich mit der Rechten langsam über die glühende Stirn; war sie vom Champagner berauscht, oder hatte sie der Glanz des Festes verwirrti Sie war nicht im Stande, ihre Gedanken ruhig zu verfolgen, time dräng »ten sie einander und drehten sich wie iim tollen Wirbel. Konnte sie noch zweifeln, daß Uenno das Zesi nur ihretwegen gegeben hatte? Sie dil dete ja den Mittelpunkt desselben, und Uevseseusieetzukhraetmåm halten in ihr leise nach. Von ihres Namen erwartete er Atti-, sie hörte noch seine Stimme zittern, als er diese M Wiwchslsie sah seme Aus-I UND anz. Ren-o liebte sie? dieser Iedante war ihstuuddschtmliew nicht llar, ab sie ihn wieder liebte; er übte auf sie eine Macht aus. die ihr selbst unerklärlich war, allein chvn tonnte sie sich derselben nicht mehr ni ziehen. Da dachte sie an Werneck und iiber ihr schönes Gesicht glitt ein unwilliger Zug bin; es schmerzte sie, daß sie sich in diesem Manne getäuscht hatte, es schien siir ihr herz eine Beleidigung zu sein, daß er die arme und niedrig ge botene Frau liebte. Liebte sie ihn denn? Diese Frage legte sie sich zum ersten Male vor. sie war indessen in diesem Augenblick nicht ruhig genug urn daraus antworten zu können. Sie wollte ihn nicht lieben, weil sie ibm grollte, und doch vermochte sie das schmerzliche Gefühl nicht zu überwin den, daß dieser ruhige, ernste Mann zu einer so unbesonnenen Neigung sich hatte hinreiszen lassen. Wie konnte er eine Barbara Indus-Lag nicht zwi schen seiner Bildung und der dieser» Arbeiterin eine so weite Kluft, daß sie’ einander immer srenid bleiben muß ten, selbst wenn ibre Herzen sich noch so innig liebten? War die Liebe nicht das völlige Jneinanderausgelsen des » ganzen Seins? Und sie war so fest Iiiberzeugt gewesen, daß Wernect nie anders werde lieben können, denn sein Charakter war edel. Einen Augenblick lang preßte sie die band var die Augen« das Flim mern der Lichter auf dem Wasserme gel des Teiches schien sie zu blenden, und doch bedeckte sie die Augen nur« um die Gedanken, wel auf sie ein stiiemten, abzuwehren. ach über dem Walde und dem Teiche wöldte sich der Himmel in wunderbarer Blaue, und als Eva den Blick zu ihm emporhob, glaubte sie die Sterne nie in solchem Glanze erblickt zu haben. Sie-wuß te, daß die Sterne, welche über ihr flimmerten. alle viel tausendmal grü ßet waren, als die Erde, manche von ihnen waren vielleicht schon längst un tergegangen und nur ihr Licht durch eilte noch den Weltraum. Wie gewal tig und erhaben erschien der Himmel, ihr Geist vermochte seine Unendlichkeit nicht zu erfassen, und wie llein und gering waren dagegen die Menschen mit ihren hoffnungen und Sorgen! Waren sie mehr als Atome des Gan zen? Sie hatte sich nie so llein und gedrückt gefühlt· Da vernahm sie rasche Schritte dicht hinter sich, sie blickte sich um und Ren no stand vor ihr. »Ich habe Sie ge sucht.« sprach er; »Sie waren ver schwunden, ohne daß ich es bemerkt hatte.'· » »Ich sehnte mich für lurze Zeit nach Ruhe und ich habe sie gesunden,« ent gegnete Eva; »e; giebt wohl nichts, was das aufgeregte Blut der Men schenbrust schneller besänftigt, als ein Blick zu dem himmel, wenn er wie heute strahlt. Alle unsere Wünsche und Hoffnungen erscheinen dann eitel und nichtig.« »Nein, nicht alle!" fiel Renno ein; »auch ichhabe hier oft des Nachts zurn Himmel emporgeblickt, die Unendlich leit desselben erfüllte mich jedesmal mit unsagbarem Staunen, allein mein herz ließ er kalt. Es giebt ein Seh nen, welches er nicht stillen kann, — ein Glück, welches noch gewaltiger ist als die Gestirne!« »Und welches wiire dies Glück?' fragte Eva halb in Gedanlen. »Das Glück, ein herz zu sinden, welches sich Eins fühlt mit dem unse rigenl — Lange Jahre habe ich ver gebens darnach gesucht. — ich hatte auf dies Glück bereits verzichtet, da —« «Lassen Sie uns zu den selten zu rücklehren.« unterbrach ihn das Burg friiuleim »Nein, nicht Ientk" rief Menno er regt; »bleiben Sie! —- Hören Sie mich nur wenige Minuten lang an: —- es hängt das Glück eines verlassenen herzens davon ab.« Er hatte Eva’s hand erfaßt, um sie zurückzuhalten sie ließ ihm diefelbe einige Selunden lang und blieb. ,E·g liegt ein bewegtes und wechsel oolles Leben hinter mir,« fuhr Renno fort, »ich will offen gestehen, ich sehnte mich nach Neichthum, nnd als ich den .felben erreicht hatte, fühlte ich erfi, Jtvie arm ich trotzdem war. Jch hätte Ffaft jeden meiner Wünsche befriedigen können, allein meinem herzen bot er nichts, ich fühlte mich allein und ver lassen, weil ich das einzige und wahre Glück doch nicht gefunden hatte. Sehen Sie, meine Arbeiter hier beneiden mich » meines Reichthums wegen, in ihren! Augen bin ich glücklich, und doch habe ich hier Tage gehabt, an denen ich mit sFrenden Alles hingegeben haben wiirs de, wenn ich, vie mancher der Arbei ter, Abends zu meiner Familie hittte heimkehren können. Sie traten nach der Arbeit in den Kreis der Ihrigen, ihrec Frauen, ihre Kinder empfingen fie—undich—ichftand allein und verlaffen day Die Diener harrten meines states, allein kein liebendes Auge leuchtete mir entgegen — ich war unglücklich Da lernte ich Sie kennen, ich fah Sie zuerst in dem schmiege als Sie betvufitlos dalagen, und von diefer Stunde an eelte mich nur ein Wunsch und ein danke —- der, Sie zu erriet-n und Jhre Liebe zu ge winnen. Jch wußte, das dieser Wunsch ein vermessener war, die höhe des Zieles schreckte mich jedoch nicht zurück. Wer lann seinem Wünschen und Hoffen Fesseln anlegen?" Er stand dicht vor Eva, welche ihre Augen gesenkt hatte, deren Brust je doch schneller athmete;: et fab. wie ihre Wangen sich tötheten, wie schnell sie mit einem Entschlusse tang; diese Minute durfte er nicht ohne Entschei dung entschwinden lassen. »Gegen Sie, ob mein Wunsch ein vermessenet war?« fragte et leiser und seine Stimme bebte. obschon seinem Auge nicht das leiseste Zacken aus Eva’s Ge sicht entging. Eva schwieg, ihre Vanv zupfre ha stig an einer Schleife. ihre Lippen be wegten sich, als ob sie sprechen woll ten, und doch lam lein Wort iiber sie. »Ob« so ist sie dach wahr. —- die alte Sage,« fuhr Renno mit schmerz lichem Ausdrucke fort, »daß der, wel r sich Flügel anband, um sich zur Sonne emporzuschwingen. hist-abgesto ßen wurde· weil sein Wunsch ein zu vermessener war. Die Sonne, zu der er strebte, versengte seine Flügel, sie empfand tein Mitleid mit ihm, er war bloß ein Sterblicher. der nur bewun dernd zu ihr aufchauen durfte.« »Diese Sage ist nicht wahrt« sprach Eva, ohne aufzublicken »Und Sie —- Sie würden auch mein Streben nicht ein vermessenes nen nen?« wiederholte Nenn-« er erfaßte Eucks Hand, und sein leuchtendes Auge ruhte auf ihrem schönen Ge »Nein,« gab Eva zur Antwort; sie sprach dies Wort bestimmt aus« wie Jemand, der endlich zu einein Ent schlusse sich durchgerungen hat und nun seine ganze Kraft für denselben einsehi. »Ein —- Eva —— Du willst mein sein!« rief Renne; »Du fühlst Mith mit einem Verlasseneni — Jch darf Dir Alles, was ich deswe, zu Füßen legen —- Alles?« »Ja!« sprach Eva. Aufjubelnd, leidenschaftlich, unge stiim umschlang Renno sie mit beiden Armen, preßte sie an seine Brust und lüszte sie auf Stirn und Mund. »Sieh, Du sollst meine herein sein!" rief er, »jedem Deiner Wünsche will ich mich fügen, und wenn ich für Dich sterben müßte, so würde ich es mit glücklichem Herzen thun, denn ich weiß nun, daß Du mich liebst, daß Du mein bist!« Aufs Neue zog er sie an sich. Eva lächelte still; es war ihr freier Ent schlusz gewesen, diesem Manne anzu gehiiren. dennoch empfand ihr herz nicht das selige Glück. welches dieses fast immer bringt. Diese Gluth der Leidenschaft, welche aus Renno’s Au gen leuchtete, ängstigte sie fast. »Las sen Sie uns zur Gesellschaft zurück tehren.« sprach sie. »Eva, darf ich laut verlünden, wie unendlich glücklich ich bin?«' fragte Renno, der nicht ohne Berechnung das Betanntwerden seiner Verlobung wünschte, denn er wußte, daß Coa’s Stolz dann um fo entschiedener die selbe aufrecht erhalten werde. »Nicht Allen!« gab Eva zur Ant wori; »sie würden mit Glückwiinschen auf uns eindringen; nur den Meini gen möchte ich es nicht geheim halten« Renno war damit einverstanden. Sie schritten Arm in Arm um den Teich dem Zelte zu; aus einem Gange unter den Tannen trat ihnen Werneck entgegen. Eva zuckte, als sie ihn er blickte, leise zusammen, sie wollte zu Renno einige Worte sprechen, wollte ihn bitten, dem Dotter nichts zu ver rathen; schon rief dieser indessen dem Nahenden entgegen: »Ah! Herr Dol tor, Sie sind der Erste, welcher zwei glücklichen Menschen begegnet." Eva preßte den Arm des Verlobten es war zu spät! Dr. Werneck stand regungslos vor dem Burgfriiuleim er schien noch blei cher geworden zu sein; ängstlich, fra gend ruhten seine Augen auf Eva. »Ich bin der Glücklichste aller Men schen!« fuhr Renno fort; »vor wenigen Minuten haben wir uns oerlobtt« Werneck schwieg, ein unsagbar schmerzlicher Ausdruck lag aus seinem Gesichte. — » »so-« — »Den Vollst. Die komischen uns nicht einmal Glück,« sprach Fräulein oon hansteim Erst bei dem Klange ihrer Stimme schien Werneck wieder Leben zu gewin nen, man sah, wie er seine Kräfte zu sammenrasste. «Doch -—— doch!« ries er;; ich wün sche Ihnen alles —- alles Gute!« Er wandte sich hastig ab und war im nächsten Augenblicke wieder unter den Tannen verschwunden. »Es scheint den Doktor zu schmer zen, dass er aus seine Liebe nicht so· stolz sein kann, wie ich es hinl« be merkte Renno nicht ohne einen höhnen den susdruch Unwillis zuckte Eva zusammen. »Wenn er sich weniser sliitklich sithys dann verdient er unsere Theilnahme, aber nicht Spottl« sprach sie ernst; »kommen Sie, kommen Stell« Sie zog Ienno schnell mit sich sert. Bemerkt Erbleichen, der schmerz liche Zug seines Gesichts, das Zacken seiner Lippen hatte ihn zu deutlich verrathen; ei konnte nicht wahr sein, dasz er Barbara liebte —- ihr —- ihr gehiirte sein herz. Sie wagte nicht, jest daran zu denken, sie suchte diesem Gehn-ten zu entfliehen Weshalb zog sie New lo Wo mit sichs Zither war der Zweite, den der Zu sall ihnen entgegensiihrte, er tpar in der glucklichsten Stimmung welche der Champsglset nur zu verleihen vermag. »Aus Ich Deinem Vetter unsere Verlobung mittheileni« fragte Renno. «Weshalb nichts« wars Eva ein; sie wußte. daß es Arthur ties schmerzen werde. allein weshalb sollte sie ihn schonen? —- Es gewährte ihr sein Schmerz, nachdem sie Wenn-«- stum mes Erbleichen gesehen hatte, sogar ein Gesiihl de Genugthuung. .Bester Freundi« ries Arthur. zu Renno gewendet, mit etwas schwerer ZUngs -es ist wahrhaft samos heute! Ich habe auch das Meinige gethCUZ hahahal Die ganze schwere Batterie hinter dem Zelle ist bereits verschen en.« »Mein Keller ist reichl« entgegnete Renne: «heute soll er geleert werden und müßte ich die Arbeiter mit Cham pagner triintenU alle Welt soll ahnen, wie glücklich ich hin —- herr Meutr nant, ahnen Sie es nicht?« «Natiirlich!« ries Arthurx »das Fest ist herrlich!" »Und siir mich ist heute noch ein an deres Fest,« suhr Renno sort; »der Schacht eines namenlosen Glückes ist mir erschlossen — Eva ist die Meinige geworden!« Einen flüchtigen Augenblick lang stutzte Arthur, dann lachte er laut. «Hahaha! Ein samoser Spaß!« ries er. »Nein, lieber Vetter, esTit lein Scherz. ich habe mich mit Nenno ver lobt!« entgegnete Eva. Arthur trat erschreckt zurück. »Ist es wahr ?« fragte er. «Leuchtet Ihnen mein Glück nicht aus meinen Augen entgegenl« be merkte Renne. Arthur sing nun an. die Wahrheit zu begreifen: eine Sekunde lang nagte er an der Lippe, dann rief er laut: »Ha! Das ist niederträchtig!« und stürzte davon. Renno versuchte ihn zurückzurusen «Lassen Sie ihn,« sprach Eva; »bii jeht hat unsere Verlobung noch nicht viele Freude erregt.'«' siigte sie mit ei nem leisem bitteren Lächeln hinzu. »Und wenn die ganze Welt mir det halb zürnt, so will ich den Zorn mit Freuden ertragen!" ries Renno. (Fortsehung solgt·) Otn Kapitel Ochse-gewidme Selbst heute. in einer Zeit der allsei tigen und objektiven Kontrolle sind noch Streitigkeit ins-c die Pkiokust ei ner Erfindung möglich —- um wieviel mehr sind solche Ungewißheiten bei Er findungen, die schon einige Jahrhun derte zurückliegen, erklärlich: rniisien wir doch überhaupt froh sein,wenn wir noch Namen und Jahre-zahlen oder gar Thatsachen vor uns sehen, in die wir Ordnung bringen sollen. Ein paar Jahrhunderte weiter ins anonhrne Mittelalter hinein. und alle Kontrolle ist überhaupt eine undentbare Vorstel lung. Ein langer Streit ist um den ersten Erfinder des Fernrohres geführt wor den. Er ist neuerdings in ein entschei dendes Stadium getreten. Was man wußte, war dies. Jn ver Stadt Mii delburg in der holländischen Provinz Zeland tauchten die ersten Fernrohre im Anfang des 17. Jahrhunderts auf. Borei. Arzt Ludwig des- Vierzehnten von Frankreich, lief-« da er sich fiir die neue Erfindung intersiitte, im Jahre 1655 an Ort und Stelle Ertundigun gen einziehen, und damit tauchten die Namen der beiden Wettbewerber auf. die sieh den Vorrang streitig machten: Die eine Partei -vertheidigte Dank Lipverhetx der aus Wesel eingemndert war, eine Brillenfabrii begründet hatte und im Jahre 1610 das erste Fernrohr tonstruirt haben sollte-lisle war er gestorben. Die andere Partei wurde oon Johannes Sachariassen vertreten, der ebenfalls Brillengliisersehleifer war und die Meinung vertrat, sein Vater, Sacharias Jansen", habe die ersten Fernrohre bereits im Jahre 1590 sa bririrt. Vorder-band ward der Streit zu seinen Gunsten entschieden, und als Erfinder dieses wichtigen Instrumen tes, das uns heute ganz unentbehrlich erscheint, galt Sachariaz Jansen aus Middelburg. Um dieMitte des vergangenen Jahr hunderts griss der Staat selbst die frage wieder aus und ließ neue Nach otschung anstellen. Ihr Ergebnisz war die Thaisache, daß der ersteWetti bewerber, hans Lipperhen, im Ott. des Jahres 1608 bei den Generalstaa ten der Vereinigten Provinzen ein , rnrohr seiner Erfindung eingereicht atte; die Generalstaaten hatten das Geschenk angenommen und dem Erfin der e ne Belohnung utonimen lassen. Jnsolge dieser ossisiellenFeststellung ing der Ruhm, ider Ersinder des zanke-drei zu sein, von Sacharias ansen, dem nur das natürlich leicht anzweiselliare ugniß seines Sohnes zur Seite stan , aus hanc Lipperlsey aus Wesel iider —- tper seinem patrioi Hischen setzen Lust machen wollte, durste a so in dem Ersinder der Fern rodre einen deutschen Landsmann seiern. Die Lösung Lipperden hatte nur eine schwache oder verdächtige Seite: Warum hatten die Generalstaaten dem han« Lipperhen nicht« worum er doch eingetonnnen war, ein Privileg sür sei neEntdeckung verabsolgt? Deren Wichtigkeit mußte fiir eine feehandeks treibende und Krieg-schiffe aussiftens de Nation ohne weiteres llar fein. t ten auch die Herren damals fchpn nen Zweifel an iderPrioritiitf Es kommt ja ungezählte Male vor, da derjenige, der fein Modell bei den atentiimtern einreicht. nicht der wahre Erfinder ifh sondern der glückliche Besitzer einer fi xernen oder auch fkrupvelloferen Jn telligenz. Jedenfalls ift ein« Frage so lange nicht endgiltig gelöst, as ein fol cher dunkler Punkt noch befehl; die Gelehrten finden weitere Arbe«-.t. Den holländischen Forfchr C. de Ward ließ das Problem nicht ruhen. und feine Bemühungen waren von Er folg gelriint. m Jahre 1906 lonnte er in feinem uche iiber diesen Gegen siand ein Dolument veröffentlichemdab ihn in ein neues Liebt stellte. Der Mathematiker Jsaal Beelmann, der mit Descartes in Verbindung stand, verkehrte viel bei Johannes Sachariafi fen, dem Sohn des zweiten Präten denten, um bei ihm — Sachariasfen besaß, wie erwähnt, eine Brillenfabrik — die Kunst des Schleifens zu lernen. Jsaak Beelmann führte aber auch ein Tagebuch, in das er feine Unterhaltun gen mit den verschiedensten Leuten ein trug. Jm · uni 1634 nun notirte e: folgendes: » ohannes Sacharias (sagt mir): fein Vater habe das erfle Fern-« rohr hierzulande gegen das Jahr 1604 hergestellt, indem er das eines Ita lieners nachahmte, auf dem geschrieben fremde Anna 1590.« Der Sachverhalt ist ganz klar. Die Angabe. die Johannes Sachariassen im sJabre 1634 machte, hat einen weit Igricßeren Anspruch aus Wahrheit, als » diejenige, die er 1655 dem französischen Ettlrzt ukommen ließ: hier tam es ihm ’ daraus an, die Priorität seines Vaters zu betonen, und er unterschlua die Thatsache, daß diese Priorität nur . »hierzulande" um seinen eigenen Aus druck von 1634 zu wiederholen. galt Dem Mathematiker gegenüber machte er eine Bemerkung, deren Bedeutung i ihm nicht in den Sinn kommen konte. » Daraus ergibt sich: das erste Fern rohr stammt, soweit wir heute sehen, » aus dem-Jahre 1590, und wird von ei Inem Jtaliener nach Middelburg ge ! bracht tvo es in den Bestg des Brillen ; schleiseri Sacharias Jansen kommt, der danach im Jahre 1604 das erste I niederländische Fernrohr konstruirt. iDie Rolle, die ein Jtaliener hierbei ’soielt, ist nicht weiter verwunderlich oder unwahrscheinlich. Ei ist nachge wiesen. daß zur angegebenen seit, Anfang des 17. Jahrhunderts zah rei che Jtaliener in Midelburg wie in al len niederliindischenStädten lebten, als Arbeiter oder Deserteure der spanischen Tre, oder als Vertreter des handels, r damals zwischen Jtalien und Hol land bliihlte. Uebrigens hatte, was Waard heranzuziehen nicht vergißt, der Italiener Gualterotti behauptet, daß er bereits im Jahre 1598 ein Fernrohr in seinen händen gehabt hatte, was mit dem Datum 1590, nicht aber mit dem Lipverhehschen von 1608 stimmen würde. Schließlich siigt Waard sei nem Nachweise noch hinzu. daß gerade Sacharias Jansen als Nachahmer einer doch immerhin recht schwierigen Arbeit in Betracht kommen tönnet seine Ge schialichkeit in der Nachahmung subti ler Instrumente wird uns ausdrücklich bezeugt und er war sogar in einen Falschmünzerprozeß verwickelt. Die erste Erfindung des Fernrohre scheint also in Italien gemacht worden zu sein. Ob durch den Italiener, von dem Sacharias Jansen sein Exemplar hatte, und ob dieses Exemplar das erste derartige Instrument gewesen ist, wis sen wir nicht. WH ,,Quatsch«. Nach so viel Ernstem und Trübem, das-; in den lehten Tagen über des Kaisers Rebseligkeit geschrieben wor den ist, mag hier ein zwar nicht ganz neuer, aber guter und vor allem zeit gemäßer Berliner Witz ein Bläschen finden. Zwei Bekannte unterhalten sich etwas laut aus ossener Straße in ber Reichshauptstadt, als plöslich ein Schuhmann aus sie zutritt, einem von ihnen die band aus die Schulter legt unb die ernsten Worte spricht »Sie sind verhastet!« Der Angerebete fragt erschreckt: »Aber wieso benn9« Unt- tas »blaue« Auge des Gesetzes antwortet: «Wegen Majesiätsbeleibigung. Sie haben Jesagt, der Kaiser quakscht.« »Aber. verehrter rr Schuhmanm M sprach ja gar ncht von unserem Kaiser, ich sprach Fa vom Kaiser von China-« «Ach so,« antwortete ber Gestrenge, bedächtig zurücktretenb, «quatscht der ooch?« stehest du mit jemand, der kein Vertrauen su bir zeigt, so sprich zu seinem Verstande, nicht zu seinem her sen. s I I Aus dem haltan wird eine Teilung gewiinschi- bei der ieber mehr erhält, als er hatte. I I f «Jch nehme an, meinEriiulei Sie kennen Sbakespearek rke,« ragte der unge Mann aus Bestan. — «Sel stverstiindkich,« antwortete Mis Its aus· St. Louis, «alle die aus - nommen, die er etwa im wrigensa e geschrieben haben mags· «