Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, December 18, 1908, Zweiter Theil, Image 14

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    Das Burgfräulein.
Roman von Friedrich Friedrich.
— (1.1. Fortsetzung.)
- Beicht W konnte den Schrei
setz-leitet haben? Wem konnte da
ran tagen fein, daß ihr Vertrauen
irr rneck erschüttert wurde? Ber
icht-s suchte sie sich auf diese Fragen
eine Antwort zu geben. Konnt-n
Wie Zeilen nicht doch die Wahrheit
enthalten? Barbara war hübsch und»
Bruders war in der That in der lex-»
ten Zeit verättdert erschienen. Was
sing es sie an, wenn die Beschuldi
W wahr war? Und doch zur-ritter
te f- den Brief unwillig in der Hand;
ftp erhob sich und schritt im Zimmer
auf und ab.
W von henneberg hatte ihre
Nichte von Anfang an scharf beobach
tet. und es war ihr nicht entgangen,
daß. der Brief sie erre te. Obschon
es· ihr nicht an Neugier fehlte. und
dieselbe sie wirklich peinigte, hatte sie
sich doch aus Klugheit beherrfcht, weil
sieGoa hinreichen zu kennen glaubte.
Bei einer unzeitigen Frage war die
selbe im Stande, den Brief zu ver
nichten und den Inhalt für immer für
jich u behalten, hatte die Erregung
Und-sen bei ihr einen bestimmten
Gra erreicht, dann wurde sie von
selbst mittheilfam.
»Was hast Du nur?« fragte sie
endlich mit scheinbar ganz gleichgiilti
m Tone, da Eva’s Schweigen für
hre Neugierde doch zu lange währte.
Nichts« nichts!« gab Gva ziemlich
sur zur Antwort.
««n Mir-a einmal gefragt hatte.
ließ sie sich nicht so leicht zurücktritt
xerq die kurze Antwort ihrer Nichte
r rte sie zwar, dennoch fuhr sie mit
befargt tiingender Stimme fort:
,Liebe Eva, Du bist erregt! —- Es
wird Dir hoffentlich nichts Unange
nehmes begegnet seini«
«Rein!'« erwiderte Eva nach tur
Faz Schweden; »mu. 1ies diese Zei
n.« «
Die alte Dame nahm den Brief unds
ihre Augen schienen kaum die Zeit,
den Jnhalt zu lesen, erwarten zu tön
nen. »Das ist empörend!« rief sie und
warf den Brief auf den Tisch, als ab
—ihre junofräuliche Hand »durch die
Berührung desselben beschmutzt wäre
.Wgs ift empörendi« fragte Eva.
,, »Daß dieser Mensch, der Dotter,
noch dies Haus zu betreten wagt!«
fuhr Minna fort; »daß er sich nicht
scheut, sich uns zu nähern! O! Jch
habe mich also doch nicht iiber ihn ge
täuscht! Dir Abneigung, welche ich ge
gen ihn empfand, war eine berechtig
te und natürlich-e!«
Sie kannte Eva doch nicht genü
ng fonst würde sie einen andern
g eingeschlagen und zum Nachthei
le Wernecks ihren Widerspruch wach
getufen haben.
»Weißt Du denn, ob diese Befchub
bis-eng wahr ist?« wars Eva ein.
.Ste ist wahr!« versicherte Mino
nett Bestimnrtkeitx «tonnte Jemand
dies zu schreiben wagen, wenn es nicht
wäre?«
tvDes-halb nichts Was wagt denn.
der Schreiber dieser Zeilen, daß erl
nicht den Muth besessen hat, fernen
M hinzufügene Wer rann ums
Zier Verantwortun ziehen, wenn erj
Unwahrheit gechrieben hat? Jch
.hätte klüger handeln und den anony
nren Brief sofort vernichten sollen,
denn mehr verdient-er nicht!« » « «
. »Kann »der Schreiber nicht Grundes
gehabt haben, um seinen Namen zui
verschweigen?« bemerkte Minax es
muß ein Freund von Dir gewesen!
sein, sonst würde et Dich nicht ge
warni haben."
»Ich glaube keinen Freund zu be-:
Pfen, der zu solchen Mitteln greift«,’
lehr Eva fort; »ich halte es fiir ehr-.
los, einen Mann zu beschuldigen, ohne
sihm die Möglichkeit zu geben, sich zu
rechtfertigen Kann idies Ganze nicht
ein Mittel sein, um sich an Werneck
In rächen? —- Jch bin soqar über
. M, daß eine gehössige Gesinnung
« Zeilen dikttrt hat«
Mino sckjitlelte zweifelnd ihr
- upt; »glaul-si Du, es sei nur eine
rfindnng daß der Doktor die arme
srsu häufig besuche?« bemerkt-e sie.
Eine solche Unwahrheit würde sich
ja zu leicht erweisen lassen.«
»Und wenn er sie besucht, folgt da
Mchotn »daß dies in unehtenhasier
I . »Musik« fragte Eva.
« Die slte Dame zuckte mit der Y
ict »Es ist ja m ich, daß seine -
. eine ehrl i , daß er wirtlich
, M if, Bettler-in zu heira
J Mist-cl- Nichts«
äsantek unterbrach sie Eva tin-F
di ; »diese Worte giebt Di-: Dkikxx
cis gegen den Doktor ein! Jch achtej
Ihn zu Pech um ihn selbst nur durch
einen fe M Gedanken zu bexeidigen!«i
wikl ihn nicht beieidigen«,
Ue alte Dame fort; »das er nich
lsylieb fekhsi gesagt, daß seiye Vot
agtts dem Arbeiterstande angehört
L —- Ich lösnie nicht finden,
das, dies eine Je stoß- Mißheikath
fein wärt-et«
»Da vestgi L, daß et durch feine
Mut-Ase un BilPung eine gen-z an
.Oese stellen-s einmamth
Er NOT-km Bärin-setze dessen
M» M U Ansc
.M,Isi·t1· erwiderte Wu- emd um
·
ihre Lippen guckte ein verächtlich-er
u
s
GUW Auge blickte nnwilli .
Tante2« sprach sie ernst, »ich weig
Zsaß in Deinen Au n Kenntnisse und
Bildung wenig rlh besipsem in
nieinen Augen gelten sie mehr. Wenn
Irgend etwgs Den Adel zu ersehen ver
Lo vermögen sie es; wenn wir
den Adel der Bildung und Gesinnung
nicht mehr gelten lafjlen wollen, dann
set iillt auch der un erige in Staub!«
rfchreckt war Man zurückgehe
len, als sei Eva von einer Kranlheil
Pefmleth die ansteckend wirke. »Er-M
ich befürchte, daß der häufige Verkehr
mit dem Doktor bereits auf Dich in
unsiinsftiger Weise eingewirlt hal!«
rie sie.
, »Ich hoffe, daß ich Manch-g von
Ihm gelernt hab-el« entgegnete Eva
ruhigen
»Du-vergißt Dich und Deine Stel
lung«, fuhr Fräulein Mina eifrig
fort; »Du erniedrigst Dich selbst und
schmähst das Blut. welch-es in Deinen
Adern fließt! —- Jch habe mit man
chem Ungemach in meinem Leben zu
kämpfen gehabt; das Alles ist indessen:
nicht im Stande gewesen, an peinrrz
Gesinnung im Geringften zu reittelH
Bis zu dieser Stunde trifft mich nicht
der Vorwurf, daß ich mich ein einzi-l
sbeæial vergessen und erniedrigt·
Eva hatte sich hei diesen Worten
hoch aufgerichtet, ihre Augen leuchte
ten; ihre Tante hatte sie in der That
verletzt und sie war nicht gewöhnt,
eine Verleßung still zu ertragen; sie
war sich bewußt, sich nie etwas vergr
hen zu haben, der heleioigte Stolz
und der Tro regten sich in ihr. »Ich
sehe. daß unsere Anschauungen kreit
auseinander gehen«. erwiderte sie mit
ruhigem Stolze, »Und ich freue mich,
daß ich auch Anderen gerecht werden
kann. Jch hätte diese schmugågen Zei
len sofort vernichten sollen, nn mehr
verdienen sie nichts«
Sie zerriß den Brief und warf die
Stücke zur Erde. »Für mich eristiren
diese Zeilen nicht mehr-", fuhr sie fort;
»Ich wLinsche, daß auch Du, liebe
Tante, das tiefste Schweigen darüber
bewahrest; wenn Doktor Werneek wie
der kommt, werde ich ihn mit dersel
hen Achtung wie früher behandeln,
und so soll ihm Jeder in meinem
Haufe entzegentreten!«
Ohne noch ein Wort hinzuzufügen
verließ sie das Zimmer. -
Wäre Eva nicht fortgegangen, so
würde Mina o. Henneberg einen net
vöfen Ansall bekommen haben, jetzt
nützte ihr derselbe nichts, sie zog es
deshalb vor, ihrer Nichte nur einen
sehr erbitterten Blick nachzuwerfem
Es konnte sie nichts tiefer tränken, als
wenn Eva zeigte. daß sie Herrin war
und ihr Wille Geltung hatte. Und
diese Kränkung war ihr nur Wernecks
wegen widerfahren; ihr Groll gegen
den Dolior wuchs, sie stand ihm in
dessen nicht mehr ohnmächtig gegen
über, sondern hatte eine Waffe in den
Händen, welckx zu henuhen sie ent
schlossen war. Was türnmerte es sie,
ob die Beschuldigung des Briefes die
Wahrheit enthielt; ihr herz hatte ge
aen einen Bürgerli n nie das ge
ringste Mitleid emp andern es schien
iiherhaupt dieser Empfindung reicht
fähig zu sein. —
Arthur trat in das Zimmer; Mina
v. Denneberg liebte ihn nicht, weil er
nach ihrer Ueberzeugung ihr nicht die
Anfmertsainieit erwies, welche sie
verlangen n können glaubte; fest
war er ihr nnoch willkommen, denn
sie hoffte in ihm einen Verhiinideten
gegen Werneck zu erhalten« dem er ja
auch nicht gewogen war.
Als Art-hat seine Dante allein sah,
mollte er sieh mdglichst schnell zurück
ziehen; denn nach seiner Ueberzengung
war eine Unterhaltun mit der alten
Dame das Langweilig , was es h;
Mina kam jedoch seinem Einschqu
zuvor. »Den Amte-ankl« riets
ursd blickte ihm als er ihr a -
sam. h näher . möin
straåäi pes- Wfk te tun- se
« en ag« ur n
scherzen-dem zog-.
»Am tilde einen Stuhl in die
Ruhe ihres Hause-ist «Sehen Sie
sichJchthchtemtrhein wenigen-it
neu nnterhalten', reachixy »sich
freilich, XX Sie se ien r mich eini
MW Iris has-IX
Attifnr konnte sich nicht entschlie
ßen, sich in so gefährliche Nähe nie
derzulassen, sondern siühte sich auf
die Sehne des Still-les und blieb vor
der alten Dame stehen.
»Sie thun mit Unrecht«, entgeg
nete et; »ich würde Ihnen mit Ver-»
gniigen meine sang-! Zeit widm,«
wenn ich eben Zeit u hätte! Wo
von soll ich Sie nntersaltent Etwa
Inn-in sda heute mein Pferd gestel
peti ist u das linke Vorderbein ver
ftaacht hat? Jch reite nöinii hinter
dem Dotie, dort hinten über n An
ges, und achte nicht aus den Weg, da
geräth das Thier in ein niederträchti
ges Loch; ich will et schnell empor
teißein es stolpert dennoch und ver
Mi M sein. Es ist eine
das-nie , denn es tsnnen
CI -
Ist-hier »Mens- u« isos.th·uZ«
inußet dein dauert e; mich denn ich
laut-, die Geschichte thut weh; es
seht ini Stalle läßt den Kopf hän
gen und frißt nichts«
Mina warf ihm einen unwilligen
Blick zu. »Der-r Lieutenant, ich
glaube. Sie wissen daß mich Ihr
Pferd sehr wenig interessirt!« bewert
Msi
Arthur guckte rnit der Schulter.
»Das arme Thier hinkt!« rief er
Mino schien diese Worte zu über
hören.
»Bist-en Sie den Dotter Weinen
nicht geschenkt« fragte sie; er ist seit
mehreren Tagen nicht hier gewesen«
Artdur blickte die Alte prüfend an;
wie kam sie dazu, nnch Wernett zu
fragen, da sie ihn haßte? Woher diese
unerwartete Thtilnahnseit Stein« .
entgegnete er. »Man ich ihm jedoch
begegne. werde ich ihin sagen, daß Sie
fein Fortbleiben unser-genehm ein
pfinden.«
» !« rief die alte Dame empört.
daß Arthur ihre Frage so deuten
tonnte, obschon es seine wirkliche
Meinung durchaus nicht war, «Sie
sverstehen mich falsch Herr Lieutnantz
mir wär-de es nur angenehm sein
we n e: dieses sang nie wieder de
s trä e!"
i »Ich hiitte auch nichts dagegen warf
Arthur ein
»Ja, ich muß dies sogar wünschen«
fuhr Man fort; «t"eitdern er ein un
iauberes Verhältnis mit der armen
Frau, mit der Bettler-in hat diirfte
er in dieses Hans wohl nicht mehr
passen!«
Artdur stutztr. »Mit welcher
Frau?« fragte er.
»Mit derselben, welche er behandelt
dat; ich glaube auch, sie paßt arn be
sten für ihn. denn er bat ja türzlichs
selbft gestanden, daß feine Verfahrens
dem Arbeiterstande anaehörenl«
»Meine Sie das bestimmte-« wars
Artbur ein, der von dieser Mitbri
lu keine Ahnung gehabt hatte.
Ich weiß es zunerlößig", gab
Mina zur Antwort und legte ihr al
tes Gesicht in fo ernste Falten, als
wäre sie jede Minute bereit, einen Eid
darauf zu leisten.
Artbur schwieg einen Augenblick.
Die Nachricht machte auf idn einen
ganz anderen Eindruck, als Mina er
wartete; wenn Werneck Barbara lieb
te. denn an ein unfauberes Verhält
niß konnte selbst Artbur nicht denken,
war er ihm nicht mehr gefährlich, denn
er traute ihm nimmermehr zu, daß
er bemüht fein könne« zwei herzen zu
gleicher Zeit zu gewinnen. Sobald
er überzeugt war, daß der Doktor
nicht auf Eva’s Liebe hoffe, qrollte er
ihm auch nicht mehr. »Die Frau hat
ein bübfches Gesicht, dunkle iAu en
und einen Feiert, welcher sich iir
solche Leute gar nicht fchickt«, bemerk
te er. »Der Geschmack des Doktors
ift durchaus nicht fo fchlecht.«
»Er bleibt wenigstens in dem Krei
ie, wohin er gehört!« versetzte Minscr
bitter, »und ich meine, dies wäre hin
reichender Grund, daß er dieses Haus
nicht wieder betritt."
PROle warf Artbur unbe
fangen ein; »was kümmert es uns,
wen der Dotter liebt?«
»Den Lieutenant, ich glaubte an
dere Grundsiihe bei Ihnen erwarten
zu diirfen', bemerkte Mina streng.
»Ich begreife Sie nicht, fuhr Ar
tbur fort; »in-i nicht Ihr Bruder, der
Rittmeifter, Jahre lang ein Verhält
niß mit einem ganz armen Bauern
müdchen unterhalten nnd ift trotzdem
biet stets ein gerngefehener Gast ge
wesent«
Dieser Einwurf kam Mina sehr
ungele n und machte sie für einen
Augen litt verlegen, dann richtete sie
sich stolz empor. babe dies Ver
hältnis nie geb-i igtl« sprach sie;
»in-eigene paßt dieser Vergleich nicht«
here Lieutenant, denn meinem Bru
der blieb doch inrrner der Adel, es war
alfo ein durchaus anderer Fam«
Arthur lachte. »Ich verurtheile
Ihren Bruder ja gar n-icht!«« rief er;
der Fall war übrigens sganz derselbe.«
Lieutenant, mit folchen
Grund-sähen dürften Sie nicht weit
lang-ich unterbrach ihn Mino
fertigEs Don Ihnen hatte i erwar
hsievondemweh mrvtr
angehören, besser nnd edler denken
würden-; ich fes-e zu meinem Be
dauern, daß ich mich geirrt habet«
Sie stand in ihrer vollen Grund-eg
za da und schickte sich an, das « im
mer zu verlassen. »Ich will Ieber
gleich geden!" rief Arthur heiter und
verließ, eine Opernmelodie summend
das Zimmer, erfreut, daß die Unter
haltung mit Man von denn-beim be-?
endet war. ;
«Er befand sich in der lustigsten
Stirn-man ; er wußte, daß Mino in
mehreren gen denAerger nicht über
winden werde, weil et das Ver "lt-«
niß ihres Bruders, des Rittmei eri«
erwähnt Ratte und ugleich athtnete
fett-e Brust freier auf-, weil er nicht
nöthig hatte, Werneck zu fürchten
Durch wen die Alte das Verhältnis
des Doktors zu Barbare- !annte, klim
merte ihn nicht, wußte er doch, daß
die alte Dame, obschon sie auf die Be
wohner des Dorer mit Berachtugg
html-Mitte sich um die Gesinde n
akute-essen derselben sehr genau be
nnnerte, denn et wir fttr sie wirt
lich ein Bedürfnis nrit ihrer scharfen
Zunge fortwährend an dem guten
use Indem zu n n. Und sie ver
ftackd es, dies t einer Meene zu
Eil-um »als oi sie nichts Bett-terms
res und Unmornlifcheees kenne. ’e
dorsbuvoqkär konnt-en nichts thun,
VII bißgääfxcthsf sc
e U I M I
m ist-aussp- oemtm. M
nach ihrer Uebeezeugung waren siele
Menschen überhaupt nur erlcheffen
uln zu arbeiten.
Arthur schritt lan larn durch den
Port hin. in der Do nung, Eva dort
zu treffen; sein Urlaub lief am fol
genden Tag u Ende, und ehe er zur
St dt zuruwcklsehrte mußte er Eva noch
allein sprechen Er wollte nicht aufs
Reue uru ihre Hand werben denn sie
konnte ihm nach seiner Ueberzieugunkx
nicht mehr entgehen; eine weit pein
lichere Bitte hatte er an sie zu richten.
Das Drängen seiner Gläubiger weit
ihm sehr unangenehm, essgab indesän
immer noch Mittel, demselben aus
weichen; et konnte auf's Reue Urlaub
nehmen, tonnte feinem Burschen ein
prägen, daß er nie zu Hause fei, wenn
ein Mahner erschien, und wenn der
selbe die er Versicherung nickzt glaubte
konnte er ihn die Treppe hinab-werfen
lassen. Er besaß jedoch noch eine
Schuld welche ihn weit mehr drückte.
nämlich eine -Spielschuld, nnd
Fessehlem war für ihn eine hreits
a .
Außer verschiedenen anderen ch
richten Ideen hatte er den festen
Glauben, daß er durch das Spiel sei
nen Finanzen am besten aufhelfen
könne« und nach seiner Berechnung
war Dies ein ganz untriigliches Mit
tel Gewann er nämlich hinreichend
»viel so konnte er seine sämmtlichen
Schulden bezahlen, und gewann er
. dann noch mehr fo war er im Stan
’ de, ein sehr hehagliches Leben zu füh
ren Daaegen ließ sich in der That
nichts einwenden, nur liefz ihn seine
Berechnung in einem Puntte im
Stiche nämlich darin, dusz er nichts«
gewann. Er hatte sogar eine nicht
i
unerhebliche Summe verloren und sie:
mußte er hezatrten
Er wollte Eva-sein niedertröchtiges
Mißgeschick wie er es nannte, erzäh
len, urrd hoffte dann, daß sie ihn fo
fort verstehen und aus der Verlegen
heit retten werde. Sie hatte bereits
einmal einen Theil seiner Schulden
bezahlt, weshalb follte sie es nicht
zum zweiten Male thun, sie brachte
ihm ja nicht einmal ein Opfer Da
er entschlossen war, sie zu heirathen
und ihr Vermögen ihm dann zufiel,
so toar es in der That nur eine An
leihe, die er bei sich selbst machte·
Es verdroß ihn, daß er Eva nicht
traf; sollte sie zu Den Ruinen der
alten Pleßbur;a, wohin sie siter ging,
hinaufgestiegen sein? Er verließ den
Port und schlug den Weg zur Burg
ein —- feine Gedanken erhielten eine
ander-e Richtung. Er. begriff nämlich
nicht, wie es Menschen geben konnte.
denen« das Bergsteigen Vergnügen
machte. da es doch unbedingt be
schwerlich war. Nach feiner Ansicht
guh es, wenn man nicht reiten wollte
nur einen einziien Ort wo man spa
zieren gehen lvnnte das war die
hauptsiraße in der Residenz. in der
es bwenigstens Damen zum Beschauen
ga .
Als er die Pleßhurg endlich er
reicht hatte, suchte er vergebens nach
Eva: verstimmt ließ er sich auf einem
Stein nieder und-blickte in das Thal
hinab-. Ihm sszu Füßen lag das Gut
seiner Cousine, asselhe wiirde ihm
noch viel hihscher erschienen sein,
wenn es schon seht sein Eigenthum
gewesen wäre; er begrisf die Unge
rechtigkeit seines Geichickes nicht;
weshalb war nicht seine Consine ein
armer Lieutenant und er der Besitzer
des Gutes? —- ——— —
an diesen Gedanlen wurde er
durch rasche Tritte hinter sich gestört,
er blickte sich um und erkannte Ren
no ddder bereits dicht hinter ihm
Ah! here Lieutenant!« ries Ren
no, den Arthur hier nicht erwartet
hatte; Sie haben sich hier einen
priichtigen Punkt ausgewählt ich he
furchte, daß ich Sie tn einem sehr
an nehmen Traume störe!
rthur hatte sich langsam erhoben
usw zuckte leicht mit den Schulter-us
es wäre ihm lieber gewesen, wenn
Eva ihn überrascht hattege «
träumte durchaus nicht
srnthernei philosophir Sei-ishr ltiege Unge
rechtiatei tdei es« entgegnete
er; »wenn ich die Glücksgötttn wäre
ichs-Ihr ich entschieden anders ver
a «
« »Und -tvie?« warf Renno lächelnd
ein.
»Ich würde mich selbst zuerst sehr
reichlich bedenken«, fuhr Artbur sort.
»Sie werden mich vielleicht für sebr
selbstsüchtig halten allein Selbstsucht
regiert die Welt und ich glaube, es
giebt sehr wenige Lieutmantö, wel
che nicht immer Geld brauchen
timnten. Die Gage, tvel ich er
halte, reicht nicht einmal um Ta
s ngetde aus und Sie wer n selbst
w,ssen daß man außer dem Taschen
wltde noch sehr viele Bedürfnisse
» «Getoiß«, versicherte Renne. »Herr
ban Scheren wollen Sie mir eine
Frage gestattenW !
Ave-halb nichts« bemerkte Arthnr. (
.Mich hat die Glücksgdttin retsäx
licher bedacht nnd et mit-de mir ·
Ver n gewähren, wenn ich dies
Unqe gleit derselben etwas säh-.
nen könnt-: idars EZ ahnen meine
Kase anbieteni es als ein«
des ranens aussassen,
wenn Sie mein vsteter-bieten nicht ab-«
le.heiten«
Urthur sand diese Worte sehr hübsch
und aewä t; et hatte Rennp einen
se seinen tt und eine to vernünf
t Anschauung nicht zugetrauh sein
isenehme nehmen war wirtli liebeniwiirs
DREI-sollte er t durch Ab
Mwüm M fMuM III-«
« a
M— ....-Hp;-M FOR-»W
erbieten gern annehmen nnd M kenn
ich es nicht« erwiderte er halb aus
weichen-d.
Weshalb nicht? fragte Renno
Jch will offen gegen Sie sein« ,
saht Arthur fort; ich bin nur einer
iepielschuld wegen in Verlegenheit,
dieselbe ist leider nicht unbedeutend
eine geringe Summe wiicre mir bess
hnlb nicht nützen, da ich rnit ier diese
Ehrenschutd nicht abtragen tsnnte!«
NRun vielleicht reicht meine Kasse
xdoch gus«, bemerkte Renne
i Artlynrjf zögerte rnit der Ratt-vorn
; Wie Eviel beditrssen Sie denn?«
suer Renno fragend fort
i Arthur spielte etwas verlegen mit
jseinenr kleinen Schnurrbartr. »Ich
, brauche meiner Cousine nur ein Wort
zu sagen's sprach er, »ich thue es in
dess-en nicht gern obschon ich mir
stehe, daß mein Bedenken thöricht
«Bi..e wie viel wünschen Sies«
wars RTnno ein.
! «Fiinshnndert ThaletC gab Arthur
zur Antwort.
Abt Diese geringe Summe steht
anen mit Vergnügen zur Versu
gnng!« rief Renne; »es thut rnir nur
leid baß ich sie eben nicht bei mir
trage, um sie Ihnen sofort zu geben;
wiivde es Ihnen nicht unsngenehm
sein wenn Sie mich bie in meine
Wohnung begleiteten?
«Durchaus nicht!« entgegnete err
thur. »ich überlasse Ihnen selbstver
tiindlich sdie Bedingungen, unter de
nen Sie mit dies Darlehen gebend-·
»Herr von Scheererk unterbrach
ihn Renno, »bei einem so geringen
Freundschaitssdienste giebt es wohl
teine Bedingungen! Jch bin Ihnen
,siir Ihr Vertrauen dankbar und da
mit ist Alles abgeniacht; bitte« nun
tommen Stet«
Arthur solgte ihm gern, er legte so
gar die band in Nenno's Arm. War
Renne- auch nur bürgerlich-so hatt-.
er sich doch so tattvoll und liebens
würdig benommen. sdaß er diese Aus
zeichnung verdiente. Was ihn ge
driiat hatt-e, war von ihm genommen,
und er risauderte so lustig, daß Renno
sich keinen unterhalt-:nd:ren Begleiter
wünschen konnte
Gortsetzung iolgt.)
seine-erneuen an craveltmr.
Jn »sama«- Magazine« giebt Ro
bert Shaaleton unter dein Titel »Wie
ich das »Eiserne Kreuz« bei Grave
lotte gewann« die schlichte Erzählung
eines deutschen Veteranen Wilhelm
Guldner wieder, der am Tage von
St.-Privat im dichtesten Kugelregen
die Fahne seines Regiments trug.
«Jch war bei dem 2. Garde-Grena
dier - Regiment und wir standen in
Berlin,« so begann der alte Krieger
seinen Bericht. »Bei-or wir Berlin
verließen, um in den Krieg von 1870
zu ziehen. tam der König zu unserer
Kaserne und die Königin war mit
ihm. Und alle Leute rannten herbei
und standen um ihn herum. König
Wilhelm war ein freundlicher Mann;
ein großer, starker Mann mit einem
gütigen Gesicht. Er lieh gern aus
der Straße stehn u sprach mit den
kleinen Kindern und klopfte sie auf
die Schulter. Und alle Soldaten —
aher auch jeder! —- liebten ihn. Als
wir sahen, daß der König sprechen
wollte, da standen wir alle still.
,,Jhr marschirt also morgen nach
Frankreichs« sagte er. »Ja, Eure
Maseftiit,« schrien wir. »Gut, seid
tapfer und bringt Eure Fahne wieder
zurück,« sagte er, und wieder riesen
alle Leute: »Ja, Eure Majestiit!«
Jch war der Fahnenträger, und da
ich die Fahne hielt, ries mich der Kö
nig heraus, nahm mich beim Arm
und siihrte mich zur Königin. »Das
Regiment wird seine Fahne verthei
digen,« sagte er, »und dieser Mann
hier wird sie wieder sure-bringen«
Und die Königin lächelte sehr gnädig«
beugte sich vor und sagte: »Ja.« Da
war ich stolz, daß der König und die
Königin so mit mir gesprochen hatten
Wir marschirten nun nach dem Elsas
und gegen den Marschall Max Mai
hon. Unser Regiment gehörte zu der
Armee des Pringeü Friedrich Karl.
Er war ein breitschultriger, tröstiger
Mann mit einem Backenbart. Aus
bin Mars-he gab et ost einen prächti
gen Anblick, wenn man von einem
Hügel aus Meilen hin weit und vreit
Jnfanterie und Kavallerie und Ar
tillerie und Wagen sah und dazu die
Musik der Kapellen und die Trom
meln hörte. Man hätte glauben kön
nen, es ginge zu einem großen Feste.
Jede Nacht biwarlirten wir, wie
wenns bei einer Maniiveriibung wäre.
Es war Sommer und wir brauchten
teine Zelt-. Dann tochten wir unser
Essen und unsern Rassen spielten und
tauchten und sangen Soldaten- und
Volk-lieber und Choräle. Allmählich
bekamen wir heraus, daß um Mei
herum das große Fechten sein würde,
denn unsere heere sammelten sich um
die Stadt und auch eine große Armee
Franzosen sollte dort sein. Es war
um die Mitte des August, da began
nen roir lange und harte Märsche. Die
»New toaren still und auch wir
wußten, daß etwas Wichtiges gesche
Iihen würde, aber wir waren leichten
jherzens, denn mit unserem König
fund in unserer guten Sache mußten
iwit ia gewinnen. Jch wünfchte, ich
itiinnte Ihnen erzählen, wie weit und
wie rasch wir ln diesen wenigen Tagen
marschirten. Wie wußten nicht ge
mu, m ei hin-In aber der its-is
war ja mit uns und wir waren stoiz,
daß er uns fechten sehn wollte fiir ihn
und das Vaterland, denn wir liebtest
ihn und wußten, er wiirde für uns
thun, was er könnte. Und-wir todten
froh, daß er dein General von Moltke J
die Führ-ersehnst übertragen hätte.
Manchmal hörten wir den dumpfen
Schall der Kanonen, aber wir sonn
ten nur ahnen, daß uin uns herum
schwer und blutig gelänipst wurde.
Am 16. August tarnen wir auf dein
Schlachtfelde an und sahen viele
Todte und Verwundetr. Wir mar
schirten vorbei an einigen großen
frisch ausgeworfenen Griihen und auf
der Spitze eines jeden hitgele standen
ein hölzernes Kreuz und wenigeWorte.
daß in Gott hier ruhten sechzig oder
hundert oder hundertztoanzig Solda
ten. Doch wir dachten nicht an die
Todten und die Verwundeten und
tüminerten uns auch nur wenig um die
Gräben Durch die Reihen ging die
Nachricht. daß wir wieder eineSchlaeht
gewonnen hätten und daß der König
dagewesen sei; da waren wir vergnügt
und garnicht müde und sangen unsere
Lieder. Am Morgen des 18., an dern
die große Schlacht bei Graoeiotte statt
finden sollte, da waren wir friih aus. ·
Wir hatten wenig geschlosen, und als
wir einen Adjutanten zu einein unse
rer Ossiziere sagen hörten: «Besser
nicht in Massen sormiren,'« da wuß
ten wir auch die Jüngsten, was da
mit gemeint war. Wie triegten un
sern Kassee an diesem Morgen nicht
vor sieben und dann merkten wir.
daß es zur Schlacht ging; denn die
Mannschasten wurden in Protestan
ten und Katholiten getheilt und der
Pfarrer und der Pastor sprachen
jeder zu seinen Leuten. Viele gaben
ihnen Briese und trugen ihnen Griiße
an die Jhren aus. Jch nlahm die
Fahne aus ihrer hülle und entsalteie
sie da wir in Schlachtordnung stan
den. Der Kanonendonner wurde
schwerer und lauter; es war ein wil
des Dröhnen, aber noch war es nicht
nahe bei uns. So standen wir, aber
noch war unsere Stunde nicht e
lommen. Als sie lam, war es
furchtbar. Es muß etwa vier Uhr
Nachmittag-J gewesen sein, als der
Oberst an die Spitze des Regiments
ritt und wir alle stramm standen wie
ibei einer Paradr. Und dann sagte
er mit seiner scharsen Stimme:
j»Leute, das Negiment hat einen
sguten Namen, und Jhr werdet ihm
einen noch besseren verschaffenf
Nun gings los, gegen ein Dorf, aus
i dem die Franzosen eine starle Bese
Istigunq gemacht hatten. Wir wuß
l
ten den Namen nicht, aber es war
Tät-Privat- Und bald siel unser er
ster Mann, denn wir kamen unter
das Feuer der Chassepots und konn
ten doch den Feind noch nich sehen
sEin Regen von Kugeln sau e itber
uns nieder; wie sturmten etwa 50
sMeter vor und warfen uns dann
. flach nieder und io nochl einmal. Wie
. wir lagen, sah ich, daß die stiziere
Hausrecht standen, tiihl und ruhi
IYie Granaien plagt-dem der Oberfi
jsiel und der erste axor übernahm
das Kommandm Er nahm das Ge
! wehr eines Todten, schoß es ab und
j schrie: »Borwiirts! Vorwäer All
das sah ich taum So beschäftigt war
i
»ich und lein anderer Gedanke in
Idee Welt eriiiklte uns als aus den
JFeind zu stürmen und das Dvrs zu«
inehmen Erst siel mein rechter Ne
I benmann, dann mein linter, mit acht
Kugeln einer Mitrailleuse im Leib.
i Nun standen wir vor dem Dorf und
Jaingien .zum Bajonett-Angriss vor. .
E Und wir saben in die wilden Gesichter
J der Franzosen und wurden mit ihnen
; bandgemein. Wir tletterten iiber
iMauern undBarritaden und seuerten
lund baionettirten und käm-often in
H den Straßen. war immer vorn
!in dem Lärm, auch und Gewirr.
Andere Negimienter stürmten in das
Dors und nach einer Weile —- ich
j lann nicht sagen wie lange es war
i -—— war der Platz unser. Wie ich
das so erzähle so scheints vielleicht
eine einsache Sache Aber bei der
»Parade vor der Schlacht. da waren
wir mehr als 2000 Mann und mehr
als 50 Ostiziere aewesen und wir
verloren in dem Kampf 40 Ois ieve
! und mehr als 1000 Soldaten. se
derisch war ei aewesen, aber ei war
i nothwendig»
Bei einem Theaterdirettor meidet sich
jemand, der Beschäftigung sucht. »Wi
waren Sie denn früher?« —- »Beim
Theaterorchester in A.« —- »Und als
wass« — »Ich habe get-losem« —
»Gnt, aber was haben Ste gebieten,
Flöte, Klarinette, Trompete odet7« —
«Ach nee, ich habe die Petroteumlmnpen
ausgeblasen-«
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Die Freundschaft ist wie ein Bank
tonto. Man darf nicht u bäusi dar
auf ziehen, wenn man siöe sich er lten
will
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An kleinen Dingen muß rnnn sich nicht
stoßen
Wenn man zu großen ein-: dem Wege
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Lachende Millionäre seien selten, hat
Andern Carnegie erklärt. Dqsiir ig
chen die Erben um so herzhafter und
nutrtchtiger. « .
s Auch die englischen Un en bet
hen M nicht« wenn sie M Eh