Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, December 11, 1908, Zweiter Theil, Image 18

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    KARL-scheints
Wssøpektene nach dng stu
an Leblant. Von
c. Treuen
Use sähe mit unglaublicher Ge
t ausgesät-riet Diebßähle
tiz Paris in Errequng. Trotz
»Es englischen und französischen
s war es der Polizei noch
M gelungen, den Dieb, einen gewis
xsseeeee Bill-ert, zu fassen. Er non
« seit eine populäre Persönlichkeit
geworden Man fürchtete ihn. aber
We iich M darüber, wie takt
Mg er oft direkt vor den Augen der
Polizei fein handweri betrieb, ja nach
seit-users ge liickten Eint-rächen sie
ZU der Poizei meldete, mit dem
Aschen, keinen sein-er »KoLse«aen« zu
verdächtigen
Jtn Hause Nummer 9 der Avenue
M wurde geqen drei Uhr Mornens
die Frau des Porties durch heftige
Schesen aus dein Schlaf erweckt Sie
ins benmnrend an der Schnur nnd
sagte ihrem Gatten:
« ch dachte. alle wären im Hause.«
- htfcheinlich wieder Jemand zu
Dr. Fouquset«, meinte dieser seht-th
fangea, drehte sich auf die andere Sei
te und schlief weiter.
Er hatte recht. Draußen stand ein
eieani getieideter Herr, der mit er
res r Stimme staate: »Dr. Fou
quet, welche Emqu »Dritte. rechts-'s
antwortete die Frau.
Er stieg bis zum dritten Stock em
por, wandte sich aber dort nicht rechts
sondern lintg, und öffnete mit einem
Schlägei und Drücker die Ihiir und
trat ein. s
Er horchte einen Aue-endlich aber
alles blieb still. Er entzündet- eines
kleine elettrische Laterne, legte seinem
Mantel und Hut aus einen Stuhl und
zog über feine eleganten Stieer ein
Paar leichte Filzschude.
»So«, saate er, »orientiren wir uns
M einmal. Zur Straße lieat der
Goal, das Boudoir und dag- Speise
zinrmer, die mich nicht weiter interess
Hvem denn ich weiß, die Gräsin hat
W Wetthiachen. außer der Perlen
schnitt-, die ich seht holen werde. Also,
an die Arbeits Dieser Korridor führt
in die hinterzimmer. Zehn Schritt
soll der Cntreethiir ist die Tdiir des
Schmutz-immerg, die direti in das
Schlaszimmer siihri. Diese Thin soll
immer verschlossen sein« lsk faßte
vorsichtig an den Thürariii. aeriiusch
los ab er nach. Die Thür nur offen!
,- « Glück ist mit Tir, Pierre
Stil-ert«, sagte er lächelnd und schlich
leise durch den kleinen Raum. Er
brauchte längere Zeit. um die zweite
Mr, die dirett ins Schlaszimnier
Mrte, zu öffnen; er that es aber so
soll-kommen lautlos. daß, wenn die
Æsim die hier schlief, auch wach ge
wesen wäre, sie doch nichts hätte hören
W.
It legte sich flach auf den Teppich,
der das ganze Zimmer bedeckte Er
wußte genau, Daß er an einein Ruhe
hett vorüber, dann an einen Sessel
und zuleht an einen kleinen Bett
schrani kommen mußte, aus ivelchen
die Gräfin jeden Abend die Kassette
mit ihrer Schnur seltener grauer
Perlen stellte.
sls er das Ruhebett erreicht hatte,
hielt er einen Auaenblick an. um das
heilige Herztlopsen zu beruhiaen
Er horchte aus, aber nichts war zu
hören. Der schwache Lichtiein seiner
Laterne, der nur das Nächstlieaende
beschien, zeigte ihm, daß er an den
Sessel herangelrochen war und ein
paar Schritt vor ihm der Nachtschrant
stehen mußte.
Bevor er aber zu diesem gelangte,
sah et aus dem Teppich einen Leuchter
ohne Licht liegen nnd ein-III weiter
eine kleine goldene Damenuht.
Was war hier geschehen?
Plötlich stieß er einen Swrekr aus«-.
Er hatte einen eigenthiimlichen Ge
genstand berührt. Ein Schauer ging
ihm über den Rücken und Laster
«Æis bedeckte sein Gesicht.
»Unmöglich, murmelte er, »nur die
Itseezunq hat mich getäuscht.«
M einem setundenlanaen Zögern
er nochmals die Hand aus« Er
in ein kalter-, starkes, fast eisige
schenantlitz.
Rasch entfernte er den Schuhschirm
« Laterne, und jetzt im hellen
sah er vor sich die Gräfin in
M liegen. Eine furchtbare
« de bedeckte Hals -und
Schulter Er beugte sich Tit-er sie
sie war kodi!
»Todt! todt!« wiederholte er mit
Grauen. Ihre Augen waren gebro
chen, der Körper starr und blau. und
das-Blut auf dem Teppich erinktet
und schwatz,
Er eekpb sich, enczsündete das elet
frische Licht des Zimmers und fah sich
in demselben um. Ueberall die Spu
ten einei- heftigen Kampfeg. Das
seit in vollständiger Unotdmmg,
M und Betttti t Herabgetissem
ein Stuhl ausgeworfen, iibetall Blut
flule. Dicht neben der Leiche ein
. Die Uhr zeigte zwanzig
Mit nach elf.
Die Blechlassette stand auf dem
s Ini, lpsiig öffnete sie sitt-etc
ei- , i lag m derselben — aber die-»
fes Ost leer! ,
se iej einen Its-O aus. »Ja früh
Isiie mein MAX
II Ihriesie einen Meut, legte
tm Ue Ist wies- « den Sippsch.
U Mk as Im steckte ei u
Use das Nest st- und wo te
« d- schkmiimmee in den
’- ,sieisssetsu bettelten
. cui- us u- eisi
Hmses Mie- It
nah-i fein Taschentuch nnd wifchte so
lange die Stege, bis nur ein scharfe
Iuge eine Spur hätte entdecken lös
nn. Als er in die Qiichse trat, um
seine Hände zu waschen, sah er däe
Thjlr der Hintertreppe offenstehen und
von außen eknenSchfissel steilen. Er
zog ihn ab und verschloß die Thür von
innen. Den Schlüssel stecte er auch«
ein. Nachdem er die Wohnung ver
Eschlossem stieg er eilig herunter, klopfte
an das Fenster bei Portiers und sagte
höflich: »Es-Entschuldigen Sie, daß Si
zu so später Stunde so lange haben
warten müssen, aber bis ich den Dol
tpr aus dem Schle gebracht und seine
Verordnung hatte-. . . ." Er drückte
der Frau ein größeres Geldstüct in vie
Hand nnd verließ das Haus.
Der Mord in der Abenue Hoche
war das Tagesgespräcb oon Parie.
Wer . tte nicht Antoinette Scotti ge-;
kannt. Jhr berschwenderiiches Leben,;
ihre Toiletten, Brillanten und Perlen;
hatten in Paris Aussehen erregt. Sie(
hatte dann einen Grafen Andillo ge-.
heirathet, und die Verschwendung bei-J
der hatte da- Vernrögen der schönen.
nichtsiunigen Schaum-nein han- ek-l
schöpr Von all ihrem Schmuck hatte
sie nur eine Schnur tostbarer grauer
Perlen behalten, die, einzig in ihrer
Ari, ein Vermögen bildeten. Sie
hatte dann als Wittwe mit einer Kö
chin und einer Kammerjungfer. die
schon an die zwanzig Jahre bei ihr
dienten. die Wohnuna in der Avenue
Dache bezogen und sich einen Diener
genommen. der nur tagsiiber bei ihr
war, aber außerhalb schlief· Den
Tag nach dem Morde wurde dieser
Diener Bictor Danegre verhaftei. Die
Polizei hatte bei der Durchiuchung
seiner Wohnung nicht die Perlen
schnur. wohl aber eine blutige Weste
gefunden. Danegre behauptete, die
Blutflecken rührten von heftigem Ra
ienbluten her. Ein Umstand schien
unerklärlith Wie war Danegre in
und aus der Wohnung gelangt? Die
Köchin und Kammerjungfer, die am
Ende des Korridors schliefen. hatten
nichts gehört. und beschworen, beide
Thüren verschlossen gefunden zu ha
ben. als sie um 8 Uhr Morgens auf-u
gestanden waren.
Die Untersuchung ergab nichts, und
sie wurde besonders gegen Danegre
ziemlich lau gesiihrt, da die Polizei
von vornherein überzeugt war, Pierre
Gilbert sei der Dieb und Mörder
Die Portierssrau meldete, daß um
3 Uhr Morgens ein eleganter here
nach Dr. Fouauet gefragt habe, her
ausgegangen wäre und nach vielleicht
einer halben Stunde wieder herunter
getornmen sei. Dr. Fouquet wußte
von nichts. Niemand war bei ihm
gewesen.
Also wer war der Mann um 3 Uhr
Morgens gewesen, da doch das Ber
brechen nach der siehengebliebenen Uhr
zwanzig Minuten nach els Uhr ge
schehen war, also vier Stunden vor
dem nächtlichen Besuch. von dem die
Portierisrau ausggteZ
»Das war entschieden Pierre Gil
bett.« sagte der Ches der Polizei.
»Und der Mörder?«
Da ausser der blutbefleckten Weste
sich teine Beweise gegen Danegre san
den, so hatte sein Vertheidiger leich
tes Spiel. Aus diesen einen Beweis
hin konnte ihn lein Richter verurthei
len « er wurde freigesprochen
Nach sechsmonatiger Untersuchungs-:
haft trat eines Freitagg Abends Da
negre aus dem Gefängniß. Die sorti
währende Angst vor dem Urtheil hatte
ihn trankhast netvös gemacht.
Unter dem Namen Ernest Noir
hatte er aus den Höhen des Montmar
tre ein kleines Zimmer gemiethet und
lebte von Tagesarbeit
Eines Tages, als er eine tleine Re
stauration aufsuchte und sich an einen
Tisch zum Essen sekte. trat ein Frem
der an denselben Tisch, segte sich Da
negre gegenüber, bestellte Essen und
eine Flasche Wein. Er war in einen
einsachen Anzug gekleidet und schien
ein Mann von gegen vierzig Jahren
zu sein.
Als der Wein gebracht wurde, goß
er Danegre ein Glas voll und sagte
leise:
»Auf Ihr Wohl, Danegre! «
Der sprang unwillkürlich auf. —
»Jch bin « ich bin nicht —— Sie irren
sich.«
»Warum leugnen Sie, baß Sie
Viktor Danegre, der Diener der Grä:
fin Andilly, sind?«
»Ich fchwöre es Ihnen ——- ich heiße
Ernest Noir.«
Der Andere zog aus seiner Brust
tasche eine Karte. ,,Grernodani, Poli
zeiinspettor a. D» übernimmt die
Führung geheimer Untersuchungen«
»Sie sind bei der Polizei?«
»Ich war bei der Polizei, verdient
aber fett viel mehr, besonders bei soc
chen Sachen wie der Jhren.«
»Bei meinerk (
; ,Jq, denn Ihre Sache ist eine ganz
Innsewöhnliche, und wenn Sie Inir ei
HIige Minuten schenken wollen, will ich
Issbnen erklären, warum ungewöhn
«Unb wenn ich Sie nicht anböten
willf«
Dei is durchaus M Sie
W D is eiset sticht- M, das
Ue II W Wes-I »
i Danegre iilhlie eine dunkle Gefahr
an .
»Im-erben Sie. Was wollen Sies«
fragte er.
»Ich bin von der Gräfin Ferne-ni,
ver Crbin der Ermordeten, zu Ihnen
gesandt um von Ihnen die Perlen
schnnr zn fordern.«
»Die Perlenschnuri Jch habe sie
nicht«
»Sie ist in Ihrem BesiiK l
»Wenn sie in meinem Besit « —;
wäre ich auch der Mörder und ieb.«
»Das sind Sie auch!«
Danegre sing an zu lachen.
, »Zum Glück, lieber Freund-. war
;das Gericht anderer Meinung. Ein
stimmig —- hiiren Si-: —- einstimmig
wurde ich freigesprochen.'
Der Geheimpolizift faßte ieine
Hand.
wKeine unnützen Worte mein
Freund. hören Sie, drei Wochen vor
dem Morde itahlen Sie der Köchin
den Schlössel der hinterlhiirk
»Das ist nicht wahr, das ift nicht
wahrl« murmelte Danegrr. »Meine-nd
fah den Schlüssel. Sie lügen!"
»Da ifl er. Sie ließen ihn in der
Thiik stecken. Dann muß ich Ihnen
sagen. daß Sie die Gräfin mit einem
Messer ermordeten. das Sie am fel
bn Tane auf dem Marlte lauitm an
dem Sie den Schlüssel flahien Da
ift es.«
Biein Danegre erzitterte Tier De
eeltio fuhr fort:
»Man sieht auf demselben Rost
fleae. Jch brauche wohl nicht ihren
Ursprung zu erllören3«
»Oui« Sie haben Messer nnd
Schlüssel «- wek lnnn beweisen, daß
sie mir gehören?"
«Erstens die Köchin, zweitens der
Berlin-sen bei dem Sie das Messer
lauflen. Jsch habe Ihr Gedächtnis
etwas aufaefriicht Sie werden sich
beide sehr freuen, Sie wiederzusehen«
Danegre zitterte vor Anast. ver-!
suchte aber, ruhig zu erscheinen.
»Was werden Sie noch Busens Ha
ben Sie noch mehr Beinen-'
EN. noch einen. Nach dem Morde
gingen Sie denselben Weg zurück,
aber mitten im Schrantzimmer, halb
ohamöchtia oor Anast, lehnten Sie
sich an die Wand
,,Woher wissen Sie das?" fragte
Danegre, sich verrathend.
»Weder? sAllen diesen herren lln
tersuchunasrichtern tam es nicht in
den Sinn, rnit einem Lichte die Wän
de des Schrantzimmero zu beleuch
ten. Wenn sie das gethan hätten, so
hätten sie aus der Wand einen roth
lichen Flecken gesehen, deutlich aenug,
um zu erkennen, daß es der Abdruck
hres blutigen Daumene sei. den
ie heim Anlehnen an die Wand ge
drückt hatten· Und Sie wissen. daß
fest die Anrhropometrie einer dee
sichersten Beweise ist.«
Viktor Danegre erbleichte und sal
ter Schweiß trat aus seine Stirn. Mit
irren Ilan sah er aus den sonderba
ren Mann, der von seinen Thaten
sprach, als ob er ein unsichtbarer Zeu
ge gewesen ware.
Von den Veroeisen erdrückt, sagte
er, den Kopf sentend:
»Wenn ich Ihnen nun die Werten
schnur abgebe, wieviel wollen Sie mir
siir dieselbe geben«
«Nichti!'
»Wie Sie scherzen. Ich gehe Ihnen
einen Gegenstand, der vielleicht Hun
derttausende toerih ist« und soll nichts
keiomrnen?«
»O doch —- dasl Leben. Und dann
bedenken Sie, diese Perlenschnur hat
siir Sie gar teinen Werth. Sie tön
nen sie doch nicht vertausen. Also
warum wollen Sie sie ausberoahreni«
»Es gibt Händler genug, die solche
Sachen besorgen«
»Aber ich würde Sie sosorr aus
meine Beweise hin anzeigen.«
Danegre sagte seinen Kopf mit bei
den hönden und dachte nach. dann
sagte er leise:
»Wart- brauchen Sie die Perlen?«
«heute Abend — nicht später ali
nach einer Stunde. Sonst iibersende
ich den- Staatsanwalt diesen Brief.«
Danegre stürzte ein Glas Wein
herunter, stand aus und agie:
Bezahlen Sie und ge n wir.«
Im Abend ain beide durch die
Heuleoath zum la 1’Etoile. Sie
gingen schweigend- Part Mon
eeau blieb Danegre stehen » —
«hier«, sagte er undJiel schwer aufs
eine Bank, vor der ein Bächlein floß.
»Wo? Hier vor uns-«
»Ja. Zwischen jenen großen Etei
nen.«
«Sie können sich nicht entschließen,
ei zu sagen? Nun gut, ich will Ihr
guter Genia- sein. Wieviel brauchen
Sie?«
»Sei-kl, wie ein Billet nach Ante
tita kostet.«
»Gut, Sie sollen das Geld haben.
Also wei«
en Sie jene großen Steine
iin ch. Zwischen dein elften und
zwölften, in einer Tiefe von vielleicht
hn Gentirnetern muß eine Blech
chachtel steilen.'
Meere Silbe-t, er war der Mann,
der unter der Maske eines Deteitives
Danegve um den Raub brachte, nsqm
die Miet, nnd nachdem er sich
von ihrem Inhalt überzeugt hatte,
arti-h er rnii seinem Begleiter den
M einiger Zeit me eine reiche
Interissneein iin sesti der beeiihtnten
nie-schaur. Sie-nigrai ge is visi
; wessen- e r »
I verloren Weisen spar. · -
MM riilnnte M tin Krei-J
fe sei-n Oele-en aber vieler Thais
M III-· WJWIML «
ob Sterntdnler.
Novellette von Frida Schanz(
Als Fräulein Fannn Motive-. die
Klavierlelirerim ihrem Bruder dein
Agenten Eugen Matthesx den letzten
Rest ihres kleinen Vermögens hinge
geben hatte war sie sehr froh.
Richt. weil sie hoffte, das Geld,
wie er versprach. mit großen Zinsen
zurücktrat-altem
Fiir Betornnren und Haben hatte
sie geringen Sinn.
Wen als Kinder waren die bei
den Geschwister darin lehr verschieden
gewesen.
Eugen spetulirte nnd sparte, han
delte rnit Briefmarlen und Münzen
und war immer voll phantafiifcher
Hoffnungen wie er feinen Sparfchad
unermeßlich vergrößern könne. Die
kleine Fanny aber rief als ihnen die
Mutter das Märchen von den Stern
thalern zum erfiennial erzählte, bis
zu Thronen enttiinfchh
»Als Thaler fielen die lieben
Sternlein dem armen Kinde in den
Schopßi O Mutter. warum sinds
denn keine Sterne geblieben?«
»Dir-ums Ding. für Sterne lann
man doch nichts tarrien,« belehrte der
Bruder sie damals.
Hausen aber war nicht ihre Sache.
Die Blume der Wiese, der suntrlnde
Thau, die rosa Abend-vollem die
Band in band am himmel hinzogem
Schmetterlinae. Voaellieder, die wei
ichkn Fisacheu des Schnee-: mit ihken
ieinzelnem zauberzarten Kristallen. al
les das. was sie mit leidenschsstlichen
zärtlicher Jnnigteit liebte, lostete ja
nichts. Auch ihre geliebten Klavier
1stunden gab der alte Kantor des
Städtchens dem seinen blondenSchuli
meisterstind umsonst.
So war selbst ihre Kunst losgeliist
von Geld und Gut, wie später die
Liebe ihrer Jugend
Die war wie ein Stern. viel zu
hehr und herrlich, viel zu sein, um
ihr in den Schooß zu fliegen. Ein
tiefe-. seliaes Wissen. dai durch stille
Nächte aoldig strahlt. -- -
»Ich bringe dir eine gute Nachricht,
ein großes Mit-A hatte ihr Bruder
gesagt, als er aus der Hauptstadt kam,
um dein nun schon alternden Mädi
chen den letzten Sparvsennig abzubit
ten.
»Gliia". s— dae Wort hätte wohl
manches andre herz in heißer Span
nung zittern gemacht. Ihr hatte es
aus des Bruders Munde einen
Klang· der sie zusammenzuäen liess in
geheimer, weher Angst. Wie eine
Störung ihres heiligen Friedens war
es ihr, wenn dieser :astlose, iagende,
wogende Oeschåstemann ihr von sei
nen Unternehmungen seiner immer
neuen Anwartschaft aus Glück -- aus
harte-, talte5, Thaleraliick « sprach.
Sie hätte die hände, ihre zarten,
beseelten Musikerinnenhände. über ihr
reines, seines, ärmlichea Nest breiten
mögen, in das der ihrer Seele so
fremde nächste Verwandte seine gro
ben Geldhossnunaen. seine schweren
plumpen Geldsoraen immer aus- neue
zu legen tam.
Und doch war«s nun eine Art
Glück, dar- er brachte. Er hatte eine
große Spetulation dot« durch die er
viel Geld zu verdienen hosste sür
sich und sie zu der er aber zunächst
viel Geld brauchte.
Unter optimistischen Berechnungen
und Versprechungen großen Ge
winns. die siir der Schwester sternen
liebende Seele gar teinen Klang, gar
teine Bedeutung hatten, beredete er
sie, ihm die lenten Tausende des er
erbten mütterlichen Vermögens zu
leihen.
Sie that es; da er, ihr Bruder, es
sorderte, tam der Jdealistin auch nicht
die Mäglichteit, zu oerweigern, in den
Sinn.
Sie gab gern. Und doch war ihr
gerade dieses Geben immer so hart
gewesen« hatte so schmerzlich in ihr
nachgezittert, ihr aus Tage und Wo
chen die reine Musik der Seele häß
lich verstimmt.
Denn sie konnte nicht davon loo
lomnien. dass ei anders hätte sein
miissen zwischen Bruder und Schwe
ster; sie grämte und schämte lich in
des Mannes Seele hinein. zitterte sin
diese Seele. sah es komme-, bis al
les gegeben, bis alles gen-armen war
So war nach sede- Oeben eine
dumbse Angst in ihr geblieben
Und diese III war nu- zu Ende.
Sees war des ädchent Spartasterh
l
leicht ihr herz.
Eine Ahnung sagte ihr. sie werde
nun nicht mehr viel hören von großen
Spekulationen nnd Berechnungen,
nicht ost werde der schwere Tritt die
ses einzigen männlichen Hesucheri
mehr aus der schmalen Stiege ihrer
lusttghohen, über alle Gartenwipsel
for-schauenden Vorstadtbehausung er
tönen.
Es war ein wehes Glück, das sie
hei diesem Gedanken empsanIL
Aber ei war eine eigenthllnilithe
Ruhe darin. Sie hatte ihren seu
der nie lieben können, wie sie gewollt
hörte, bewundern, zärtlich, innig. Mit
Scheu und banger, transcr, quasi-aller
Sorge hatte sie ihn geliebt. Ihre
Schwester-flieht aber hatte sie gethan.
Und wettet noch wollte sie sie thun.
Freundlich, segnend ern ihn denken
aus dem grasen, siillen. reinen Jn
nenglilck heraus, das sie. die Dis-sor
zuste. vor ihm voraus besaß.
Es war ein verilärtes, einsames,
weltsernes Glitt Sie mußte viel
ausgehen. was ihr Leben früher
äußerlich geschmückt hatte, mußte sich
in Wohnung. Kost und Kleidung ein
schränken· Und doch rührte sie das
alles nicht an. Ein seelischeo künst
lerisches Genußlehen siihrte sie, ein
vollhesriedigtes, llareo « immer sel
tener und seltener von einem Miß
tlang gestört.
» Jn Gestalt von Briesen mit elegan
Iter Geschäftsfirma kamen sie zuweilen
?noch. diese Mißlliingr. Aus großen
?Geschiistshogen, im GeschästsstiL
schrieb ihr der Bruder, daß die
Früchte seiner Unternehmungen leider
noch nicht so weit gereist seien, wie er
wünschte. dass sie warten miisse, aus
unbestimmte Zeit noch; um so größer
—- in mit großen Ziffern geschriebe
nen Zahlen sprach er’s aus werde
dann ihre Ernte sein. Sie antwor
tete aus dünnen. seinen Bogen mit
ihrer seinen Schrift: »Sorge dich ja
nicht! Jch verdient ja durch meine
Stunden! Reichlich so viel wie ich
drauche.«
Da fielen diese Entschuldigungs
und Verheißungshriese seltener und
seltener in ihren Frieden. Sie lebte
mit ihrer Musik, ihren Büchern, ihren
Blumen, ihren lieben Schülern glück
lich und undesorgt dahin.
Jahre vergingen. in denen über
haupt keine Briese ihres Bruders
mehr lamen. inhaltlose Karten nur«
tu ihrem Geburtstag und zum Neu
jahretag - ein tiefer weher Stich inttJ
Der-I jede. —
Einmal nun wieder ein Briess
Zehn Jahre wohl nach ihres Bru:
dero letztern Besuch. Fräulein Fannh
lag im Kr«1ntenhaus. dem Tode nah.
Unerwartet war die schwere Erkran
lung iider den zarten erschöpften
Körper gekommen, der sich friedlich
und willig dem großen Strom der
Schmeqen und des wilden Fiedel-s,
der ihn sortzureißen drohte. hinzuge
ben schien. Man hatte sie ins Despi
»tal gebracht. da sie zianz allein war;
Hauszer dem Bruder, der ieit Jahren
iim fremden Lande weilte. hatte sie ia
niemanden aus der Welt.
» Dem Weitentfernten konnte sie es
snicht melden lassen« da sie wie aus
Hgoldenen Wogen unaufhaltsam einem
.seligen Ufer zutrieh Und das war
ihr lieb. Sie war immer so froh«
wenn die großen dunlelgoldenen Wo
gen glücklichen Vergesieno den Gedan
len an ihn, der während ihrer Krani
heit immer wieder auftauchen wollte
-— io bitter schmerzlich, so schneidend
weh —— wieder verschlungen.
Ader nun tam er doch zu ist«
Die pflegende Schwester hielt der
schon vom Tod Gelüßten einen Brief
mit der bekannten schrägen Kauf
wannoschrift und den vielen bunten
Ausland-warten vor.
Da gings wie ein Zuaen pein
lichen wehen Schreckens iiber das schon
in überirdischen Frieden getanchte
schmale Kraniengesicht
»Lesen Sie den Brief, Schwester!
Sagen Sie mir alleo," bat der sie
bernde Mund.
Und die Schwester las. Für sich
überflog sie zuerst den Brief. Große
Worte standen darin von neuen Un
ternehmungen, von glänzenden, siche
ren, nur noch nicht ganz realen Er
folgen. Eine Summe, eine Abschlags
summe, gleichsam als Ablaß, zur
Lootausung seian Gewissen-, lüst
dete der Bruder der Schwester an.
Sie werde in wenigen Tagen dem
Briese folgen. Jemand ano der
Stadt mußte ihm etwas geschrieben
haben, daß es ihr schlecht ging, daß
sie der Anstrengung ihres Berufe
nieht mehr gewachsen sei. Da mochte
ihn wohl die Scham oder die Rüh
rung iiherkornrnen sein. Er that et
was, was er niemals gethan. ifr
dankte ihr am Ende seines Briefes
mit ein paar kurzen Worten süe ihre
fchwesierliche Güte.
Und diese Dante-warte tünvete die
Pflegerin der Kroaten zuerst an. Der
jganze Brief sollte folgen.
Als sie sie gesprochen hatte« schloß
die Kranlk die Augen und winkte mit
der hand.
Sie wollte nun nichts mehr hören.
Ein himmlischen völlig veruörter
Ausdruck kam in ehre leidet-den Züge.
Sie hörte ja Dorfe wie Glocken
klänges erner wieder! Jnuner wie
der! Worte, die die einzige Dissong
Ihre- Lebene auflösen zu seligem
Frieden. ·
« u haft mir oft geholfen! Du
war gut zu mir. warst Inir eine gute
r! Ich danke diri«
Dei sitt- des Ferne-, ihr immer
» Innen. verklärte M ihr unter diesen
Worten, ward ihr vertraut und nah.
Sie fah die Worte wie mit goldener
Schrift hoch im mtneijbimk Wie
Sterne regneien e von da auf sie
nieder. Ja, vie Thaler, die der stu
der ihr geschicki und vie fie nicht mehr
empfing. waren Sierne geworden
Sierne, wiriiiche Sterne, hehre.
lichte hohe Sierbegebanken, regnete es
ihr in den Schooß.
»Ich danke dir! Jch danke dir! Du
warst eine gute Schwester,« ihan
ihr wie Himmelsmusii durch ihre les
.ien Erdenträume, während sie ver
schied. ,
»0tte, Ioekt kehrt-«
Der «Frlf. Zig« theilt ein Leser
einige Anetdoten mit, deren help
Hans Richter ist. und die man sich in
Manchester, wo der bekannte Wagner
Dirigent .seit einer Reihe von Jahren
als Leiter der größeren Konzerte thö
tig ist« und wo er auch seinen Wolf-sit
hat, erzählt. Richter, ein tin-Dienen
tam ohne Kenntnifse der englischen
Sprache nach Manchester und hat tlch
im Laufe der Jahre, die er dort ver
bracht hat, nicht zum perfeiten Eng
liinder ausgebildet. Und so hat er.
ohne es zu wollen« schon die heitersien
Wortspiele und Verdrehungen gelie
fert, und die Englander, die doch be
tanntlich den Auslönder nie ausla
chen. mag er auch das diimmfie und
liicherlichste Zeug reden« durch seine
Ausdrucks-weise zum Schmunzeln ge
bracht. Seine Frau tonnte sich nicht
gleich an das englische Klima gewöh
nen und fühlte sich Anfangs in Man
chester nicht sehr wohl. Da wurde
Richter eines Tages von einem engli
schen Freunde nach detn Besinden sei
ner Gattin gefragl, ob es ihr ieht
besser ginge. »No«, antwortete er
betrübt. »nur better; is she does not
lie she iwindel!" Er wollte sagen:
»Wenn sie nicht liegt, hat sie Schwin
del!« — statt dessen » behauptet er·:
»Wenn sie nicht lügt, dann schwin
delt sie!" Ein andermal begleitete
bang Richter feine Frau in ein eng
lisches Seebad: er selbst tvollte aber
am nächsten Tage wieder Lzuriielreifeu
und am Billetschalter ein einfaches
und ein Betaut-Billet erstehen. Die
verlangte er nun folgendermaßen:
»Give me two tirtetsx one for me to
come baet and one for rnh wife not to
come dank« -s- Das Netteste aber hat
er vor noch nicht sehr langer Zeit ge:
liefert. Alo er in dem großen Saale
der Free Trade hall eine Morgen
vrobe abhielt, war unten im Raume
eine Frau mit der Reinigung des
Fußbodeno beschäftigt und mochte
wohl etwas riielsichtolos und lärtnend
bei der Arbeit verfahren, so dasr Rich
ter. der seinen Musikern etwas erklä
ren wollte, sich wiithend umdreltte
und in den Saal hint«nterriei: «Wife,
dont tebr!"
W
sont Ueber-stehen
Tit Erfindung des modernen Pa
letots verdanten wie dem einst wegen
feiner Elegang so beriibrnt gewesenen
er d’Orsan. -!ln einetn Oktobers
morgen deo Jahreo 1822 unternahm
er einen Spazierritf in die Umge
issuna London-» Er wurde von einem
furchtbaren Wollenbruch Tit-erreicht
und siirchtete. sich tu ertiilken Do
iah er einen Matrosen am Wege ite
hen. der. in einen dicken, groben
Titchmantel gehüllt, das Unwetter
vergnügt auf sich herabrasieln liest.
»Wollen Sie mir Ihren Mantel nicht
r«erlaufen?« fragte er ihn. Aber
·I.llolrr.1....« liammelte der Mann
verwirrt, aber schon hatte ihm d’Vr«
san einige Goldstücke in die Hand ge
driiat und jaate vergnügt mit dem
ergatterten Mtantel davon. Eine
halbe Stunde später teigle er sich in
dielem Auf-tagt itn holte Part. wo
um diese Zeit gerade die elegante
Welt herumzufpatieren pileate. Und
der Erfolg? Am anderen Morgen
promenirten dort nicht weniger als
tebn Herren der vornehmen Gesell
ichaft in langen. derben PaletotIL
Lord d’Orsav’s Beispiel hatte isieseo
Kleidungsstiiel zu Ehren gebracht.
Ostsee-Ihm das Paradies ?
Der Schriststeller Georg hasse, ein
ebenso gelehrter ajo wunderlicher
Kauz, gab im Jahre 1799 in Kö
nigsberg eine Schrift heran-, in wel
cher er mit eineni großen Aufwand
von Belesenhseit und Schatssinn den
Nachweis zu erbringen versuchte, das
Paradies der Bibel sei tein anderes
Land gewesen, alt Dstpreußein fas
ses Schrist trägt den langathm sen
Titel: .Ostpreuszens Ansprüche, das
Bernsteinland. das Paradies der Il
ten und Urland der Menschheit gewe
sen zu sein. Aus dibtisckiem griechi
schen und lateinischen Schriftsteller-i
gemeinverstiindlich erwiesen.«
Die VII-first
»Trist- CZ, Zuek Freund. heute ist mein Schutt-töd« -« üni übe
morgen Dr mein-Mk —- «zanm; da Heiden wir gleich sisenk