Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, December 11, 1908, Zweiter Theil, Image 16

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    Das Burgfräulein.
Its-un un Friedrich Friedrich.
(10. IortsetzungJ
Das Renno beabsichtigt, hatte er
erreicht; die Arbeiten welche er scho
nnngilos antreiben ließ. um das
durch den Durchbrmh des Damme-Z
-· Ver-wüsten wieder herzustellen, waren
hierüber erbittert, und ihr Groll rich
tete sich gegen den, durch oessenSchuld
ihnen diese Ueberbiiesduna bereitet
wurde. Daß Heß die That begangen
hatte, darüber war keiner von ihnen
im Zweifel, und sie heichuldigten ihn
derselben offen.
.Löant Jhr beweisen, daß ich es
gethan habes« rief er lachend: »was
kümmert mich der Damm, denn ich
habe dort ohen ja nichts mehr zu iu
chen. Sei-at mich doch dem Gericht an.
toenn .hr glaubt, daß sich es gethan
habe: es wird mir lieh sein, den ten
nen zu lernen, der mich zu lieschuldi:
TM wagt: nur seht Euch vor, dasz es
Euch nicht an Beweisen sehltl«
Er fährte ein wildes Leben und
war in der Bergschente an jedem Tage
in finden. An Geld fehlte es ihm
nicht, woher er dasselbe hatte, wußte
jedoch Niemand, denn er arbeitete nur
Mig; man sagte ihm nach. daß er
darch Bildern sdae Geld verdiene, nnd
er war in der Ti· früher ein gefürch
teter Wilddieh gewesen. Die alte Lei
denschaft war nie in ihm erloschen, er
tte sie nur eine Zeit lang unter
niickh weil die Forster ihm nachstell
U.
Sei Barbara war Deß seit langer
Zeit seid gewesen« und sie hoffte schon,
daß der rohe Mann sie veraessen habe,
da trat er eines Ta, s, als sie allein
—Iit ihren Kindern Ich im Hause he
fand, unerwartet zu ihr in’s Zimmer.
Ei dämmerter bereits, so daß sie ihn
auf den ersten Blick nicht ertannte;
erschwckt fuhr sie zusammen, als sie
ihn erblickte
Er war angetrunten und trat halb
schwankend vor sie hin. »Du hast
mich wohl nicht erwartet«, sprach er;
»ich hin freilich lange nicht hier herve
Ifenöewenn ich auch oft an Dich gedacht
Sardara vermochte kaum zu ant
worten, Angst iiberfiel sie in der Nähe
dieses Mannes; sie wollte sich erheben,
· ein Licht anzuziinden
trat ihr in den Weg. Wohin
Mi« fragte er.
»Ic- tsill Licht anzänden«, gab e
sur Antwort. H
»Mit- sisen. es ist noch hell genug
zu dem. was ich Dir zu sagen habe«,
fuhr« ß fort. »Sieh, ich hin ab
sichtlc nicht gekommen, um Dir Zeit
zu lassen, Dir zu überlegen, daß es
nicht gut ist, wenn Du allein dastehst.
Dein Bruder arbeitet freilich für
Dich, wenn er indessen die Arbeit vers
liert oder fortaeht, Dann hist Du
wieder in Noth«
·.·Nein«, gab Barhara zur Antwort:
»ich bin fest gesund und lann wieder
arbeiien.«
«hll-hchu! Du bist eine Thörin, das
Du ein besseres Leben führen könn
teft!« tief Heß lachend: »sieb, sieh,
man kann auch ohne Arbeit Geld ver
dienen!" Er zeigte ihr eine Hand voll
hattet Thaler
»Die Arbeit bleibt der beste Weg,
Um Seid zu verdienen", entgegnete
Both-im
»Gutes-it Du, ich habe dies nicht
auf ehrliche Weise erworben? Es wet
den bald ganz andere Zeiten kommen,
wo wir nicht mehr ezniiiiigen s nd
iiiiz siit wenige Gr n zii mühen.
Die werden uns unsere Arbeit bezah
· les lassen, so hoch es uns beliebt.
site michan. Jchtvsatgeecnin
set Stadt Dort geht es lu ig- het,
denn die meisten Arbeiten die Zim
m- nnd Mantetgesellen, die Arbei
It in der großen Eisensabtik haben
· die Uebeii eingestellt nnd es geht dort
Uhu her als biet, wo ich ein Glei
ches is Sinne hatte.
Dort ist Alles organisirt, es stehen
entichlossene Wr an der Spitze
und an fehlt es ihnen nicht.
Sieh, dies d haben sie mir gege
ben, damit ich hier auf dem Lande in
ihrem Sinne wirke. Die Bewegung
soI gleichzeitig-»durch das ganze Land
gehen, jede Arbeit soll eingestellt
werden. Wenn kein Fabrikherr mehr
einen Arbeiter findet, wenn der-Bauer
selbst hinter dein Psluge geben muß
nnd seine Ernte auf dem Felde ver
bannt und verdirbt. weil es ihm an
Armen htt, um sie heimznbringen,
wenn ch Niemand nieer für die
Wie msiht nnd quält, wenn sie
Meine-nd haben, den see drücken und
ans-reden Ists-en, dann sind wir die
here-ex Wir haben dann die Macht,
nnd wenn wir nicht wollen« so rüle
ten Ist nicht eher wieder die han«
sls leis sie uns die hölfte ihres Ber
esöseut gebe-. See müssen es,
denn thue uns würden see trotz ihres
selte- versenge-rast
Mc antwortete auf diese tollen
Ideen W .
werde viel Geld ertverben«,
sw, fett, .nnd Du sollst ej mit
· aber Du sue i mein wer
O MONEY-it « Mk H
ten ee ,
,s sk Its celdms mir keine
« wenn ich ei nickt sait Dir
«·· mel« , ·
--«. -
Cr erfaßte ihre Hand und wollte?
sie an sich ziehen. .
hastig entzo? Barbara ihm die
. selbe. «Laßt in ch! laßt michs« riefs
- sie ängstlich. (
»Nein, ich will Dich nicht lassen!«
ries Heß. indem er dichter an sie her
antrat und sie zu umfassen suchte;
»ich have mich lange genug nach Dir
gesehnt, endlich will ich Dich besthenk
»Jeh werde nie dje Euere!« ries
die junge Frau geängstigt und ver
suchte vergebens aus denx Zimmer zu
entfliehenk
»he! Du mußt es dennoch wer
dens« fuhr der Berauschte fort und
unisaßte sie; »Du sollst es ja gut bei
mir haben! Wie die teichste Bäuerin
sollst Du gekleidet gehet-il«
»Laßt mich los!" ties Barbara.
»Nein! Stegs ersi, weshalb Du nicht
die Meinige werden willfW
Gewaltsam riß Barbata sich aus
feinen Arm-en los.
»Gut, dann roill ich es Euch sagen!«
rief sie, von Angst und Verzweiflung
getrieben; »weil Ihr meinen Mann
ermordet habt! —- Weil Ihr ihn im
Zoll-e von dem Felsen hinab-gesto
.n!«
Etschreckt war ß einen Schritt
zurückgetretem er chien die Fassung
zu verlieren, schnell sammelte er fees
wieder. »Mig!« Du liiasi!« rie
et; et vermochte vie Worte kaum her
vorzubringen
»Ihr habt es gethan! Und roenn
Ihr mich nicht in Ruhe laßtjio wer
de ich es laut ausrufen und zum Ge
richt hingehen, urn es anzuzeigenl«
»Und Du liigft dennoch!« rief Deß.
sich nicht mehr kennend: »tvage nur
ein Wort darüber auszusprechen und
Du — Du, fantnit Deinen Kindern
—- ihr Alle sollt sierhen2«'
Er hatte sie erfaßt und lrampfkta·t
fest schlossen feine hände sich urn ih
ren vArm. Bord-Lea rief laut uni
Hülfe, die Kinder schrieen. ,,Ruhig!
Ruhig!« fprach Heß mit gedämpfte
Stimme.
Da wurde die Thsiir geöffnet und
Dr. Wernect trat ein. Erfchreckt fuhr
Deß zurück und sprang mit einer wil
den Drohung aus dern Zimmer; halb
ohnrniichtig tant Barbara auf einen
Stuhl; Werneck trat zu ihr.
»Vorhin-. was ist geschehen?«
fragte er; »Sie riefen uni Hülfe. was
hat der rohe Mensch hier gewollt?«
Die junge Frau roar noch zu heftig
erfchreclr, um antworten zu können:
sie bedeckte das Gesicht mit beiden
Händen. Der Gedanke, daß Deß ih
ren Mann ermordet habe, war durch
fein Benehmen fiir sie zur vollen Ge
wißheit morden Sie wollte deni
Doktor A es gefiehenx konnte sie Hei-s
Schuld indessen beweisen? Setzte sie
sich dadurch nicht der Rache des rohen
Mannes aus? Die Drohung welche
er gegen sie und ihre Kinder ausge
ftoßen, hallte in ihr wieder.
Auf Werneckg wiederholte ragen
erzählt-e sie endlich, daß hieß ie tnit
feiner Liede verfolge und sie habe
sitt-jagen wollen, die Seinige zu wer-—
n.
»Bleiben Sie fefr, Bari-arm und
lassen Sie sich nicht durch ihn über
eeden«, sprach Wernecl; «glauben Sie
al1’ den Versprechungen dieses Man
nes nicht, Denn an feiner Seite wür
den Sie wenig glückliche Tage erle
ben."
Barbara versicherte, daß sie sich lie
ber den Tod geben würde, ehe sie Des
Frau werde.
Wernecks Ge enwart gab ihr ein
Gefühl der Si rheit, sie überwand
die Aufregung des Schreckens bald
und zündete ein L· t an.
Der Dotter ließ ch nieder und rief
die Kinder Zu sich ran, denen er
ftetzpfetintileisniees se chenll ntieitgåthrirx
gn ege; ene, an reu
der Kleinen that ihm wohl. Wie leicht
var doch ein Linderhezg zu befriedi
gen und zu beglückesi icht mehr als
eine has-W Sii i ten gehörte
dazu, um all feine- nfche zu erfül-j
en.
Den Kon auf die Hand gestützt. in"
Gedanken vers-unten, ruhte fein Auge
auf den Kindern; wenn auch seine
Wünsche so leicht zu befriediFen wä
ren! Welche hindernissefte ten sich
denselben entgegen! Es fehlte ihm
nicht an -,Msuth das höchste Ziel zu er
ringen, und doch sagte er sich oft, daß
er es nie erreichen werde. Er hatte
bisher fast nur der Wissenschaft und
Anderen gelebt, war nicht auch er be
rechiigt vom Glücke eine Gabe zu ver
langen? Sollte sein eigenes Leben
ein ireudenleeres bleiben?
Er strich mit der hand über die
Stirn hin und blickte durch das kleine
immer In diesem engen, ärmlichen
aunre lebten glückliche Menschen; sie
ngren glücklich, weil sie ihre Masche
n beschränken verstanden, weil ihre
ffnungen nicht hinauseilten iider
ihre Verhältnisse in denen sie lebten.
Konnte er nicht von ihnen lernenis Der
Kopf lernt wohl, allein das Vers seht
sich über nse Lchren der Flucht und
Dei-Mit hinweg.
dhe wieder hierhertdmmen?«
sandte er endlich an Bari-arm
,Jch hoffe es nicht glan:
es such nicht:Im sah die Mira-Frau
W. ntiszd
Thiir verschließen, wenn ich allein im
hause din.·
«Thun Sie das'·, fuhr Werneck
fort. «Barbara, wenn Sie Ihre
Hand wieder verschenken, dann geben
Sie dieselbe nur einem Mann-e, den
Sie wirklich lieben, dem Sie gern je
des Oper bringen wärden. Sie
müssen den Charakter desselben dop
pelt aufmerksam präsen, denn es han
delt sich nicht allein urn Jhr Glück,
sondern auch um das Ihrer Kinder.
Lassen Sie sich nicht durch die Sorge
um die Zukunft einichiichtern, denn
Sie wissen. daß ich Ihnen gern jeder
Zeit beisteden werde!'«
Er reichte der jungen Frau die
band und entfernte sich.
Hesr war, als er das Haus meins
ien hatte, an dem Bergabhanae hinab
aeeilt. aus einein Wege. der zu beiden
Seiten von Weiden einaesaszt war.
Seine Stirn glühte, die Worte Bar
bata’s, daß er der Mörders ihres
Mannes sei, hallten in ihm wieder:
wenn sie diese Worte auch gegen den
Doktor wiederholte? —- Eine namen
lose Angst erfüllte ihn. Woher wußte
Bari-am daß er die duntle That be
gangen hatte? Es war ja Nacht gerne
ien, tein Auge hatte sie gesehen, Nie
mand konnte als Zeu e gegen ihn aus
treten und doch eria te ihn sangen.
Es war die Stimme seines Gen-is
ieni, die er bis dahin gewaltsam zu
rückzudriingen versucht hatte. Konnte
Barbara ihn so ossen deichuldigen,
wenn sie nur einen Verdacht gegen ihn
heates
Er stand still und legte sich gegen
eine der Weiden Um Barbara zu
erringen, hatte er das Verbrechen be
gangenx im Walder hinter einem Fel
sen versteckt. hatte er aus ihren Mann
aelauert. Arglng war derselbe auf
dem schmalen Pfade niedergestiegen,
ra hatte er ihm einen Stoß versehn
der ihn in den Abgrund hinabschleu
derte. Der Unglückliche selbst ionnte
ihn nicht gesehen haben, und wenn er
ihn auch gesehen hätte, sein Mund
war siir immer geschlossen. Sorgfal
tig hatte Heß vieie That vorher über
legi und vorbereitet; was er gewünscht
hatte, das war geschehen. Die Leute
dachten nicht an einen Mord, sonderns
glaubten, der häufig betruntene Wild
rerer sei aus Verieben hinab-gestürzt»
sein verdientes Geschick habe ihn er
eilt.
Würde Barbara so lange geschwie
gen haben, wenn sie wirklich einen Be
weis aeaen ihn hättet Dieser Gedante
beruhigte ihn einigermaßen wieder; er
war ein Thor gewesen, daß er sich
durch ihre Worte site erschrecken las
i
sen. Und wenn ihnen Verdacht
auch dem Doktor m theilte, was konn
te dieser ohne Beweii gegen ihn un
iernehrneni
Langsam schritt er weiter; ei war
ihm lieh, diß der Abend bereits her
eingebrocken war und ihn Niemand
bemerkte. Jm hellen Tageslicht wis
de er befürchtet haben. daß seine g
hende Stirn ihn verrathe. Eine tiefe
Erbitterung gegen Barbare, en
alle Menschen und gegen sich tell-Mr
fiillte ihn: was hatte die That genützt,
da er nicht mehr hoffen lonnte, daß
Barbara je die Seini e werde. War
er n« t selbst der rsiiliung seines
Wun ei entgegengetreten?
Plöhlich trat hinter einem der
Bäume eine Gestalt hervor, es war
Renno. Das Zusammentreffen mit
diesem Manne war ihm unangenehm,
obschon er ihm Rache geschworen hat
te; einen Augenblick stand er still,
dann wollte er seitwärts aus die Wie
se treten, um ihm aiszuweichew
«heß!« ries Neuem
Zögernd, langsam trat der Geru
sene heran, denn er wollte nicht zu
deutlich verrathen, daß er ihn Mech
tete.
»Als Ihr vorhin aus dem kleinen
Hause stürzten war nicht der Doktor
Werneck dort eingetreten?« sragte
Renne. ,
, ", gab heß zu Antwort.
« i wollte er dort? Die junge
Frau ist ja wieder genesen«
»Ich weiß es nicht«
»Dek, fuhr Wen-no leiser sort, in
dern er näher an ihn antrat, »Ehe
Etat-I imit XIV chiiiiitsii «
. w r
und da ei Euch itbel bekommen Insta
de, wenn Ihr mir feindlich entge -
trätetx Ihr habt den Damm bei i
chei durchs-am —« .
»Nein, das habe ich nicht gethan!"
unterbrach ihn Deß, obschon seine
Stimme sehr unsicher klang.
»Ihr habt es gethan!« sprach
Renne; »wenn mir daran gelegen
wäre, daß« Ihr ltsirast würdet, so
würde ich die Beweise siir Eure
Schuld herbei-geschafft haben — es ist
einmal geschehen, nun will ich Euch
nicht weiter grollen; sag t mir indes
sen, weshalb r dort in dem kleinen
hause gewesen eid.«
»Ich lenne die junge Frei-U gahs
Deß zur Antwort .
»Ich verls eine essen-e Unt-.
wo , wars nno ein. »Weihnlb
wollt Ihr mir nicht geste n, daß äh
die Fraul ieht he sie s
seid heen geliebtda ßbtW
nnssen Se dies?« fragte
nunt. «
»Den lann Euch gleichgiiltii sein;
Ihr seht, daß ich es weiß; habe
nichts Uehles gegen Euch im une,
sonst hätte ich Eure T t nur dem
Gerichte an nseigen n hig gehabt
thut as XM essen gegen mich
tm riechen es wir
ein
»Ja-, ich liebe sechsta« tsegnete
Deß; »ichI will Mk Linian
VIII-O sk
uis Awkiw
«Ja", gab Ließ zögernd zur-Ant
wart.
.Nun?« Will sie die Eure lverden?«
.Rein."
«Wesbaib nicht?« ·
»z? weiß es nicht«
»s- lltei Ihr es wirklich nicht wis
fen?« fragte Renne. Die Dunkelheit
gestatten ibin nicht, zu ernerken wie
diese Frage das Blut ans den Wan
gen des Gefraaten trieb.
«Rein!« antwortete Hefe zögernd-,
verlegen.
»Dann könnt Jbr Euch qauf die
Schärfe Eures Blickes wenig-» verlas
ien«, fuhr Renno fort. Ziff ei Euch
denn nicht aus«-komm daf- m Dei-»
tor Weinen die iunae Frau noch im
mer befuch obschon sie völlig genefen
iit? ——— Sie ist biibfch und ich begreife
wohl. wie ibre dunklen Augen das
Herz eines Mannes zu gewinnen im
Stande sind. Wifit Jbr nun, nies
balb sie nicht die Euriae werden bill?«
heß schwieg: die Worte fuhren ihrn
dukch den nppi via- spare-Weinen
Barbara wirklich lieben? -— Er
konnte es nicht glauben.
I »Der Dotter allein fiebt Eurem
Wunsche im Wege«. fubr Renno fort;
..Brabara wirk die Gurtge werden.
sobald ibr Herz sich auf Werneck keine
Hoffnung mehr machen tann. —- Habt
Ihr jeyi Akt-eins- —
,.Rein. gab Deß zur Antwort.
l »Ich tann Euch nicht wieder in Ar
, beit nehmen« icb will jedoch auch nicht,
Haß Ihr Noth leidet: hier habt Jbr
I Geld."
; Renno gab dem Manne feine ganze
i Baarschaft, die er bei sich hatte.
I »Wenn Jbr mehr nötbiq habt, dann
Iskomrnt zu mir', fügte er bit-zir, »und
iwenn Ihr die Oarbsra beirnfülch
werde ich Euch zur Einrichtung s
neuen Herbei behilflich fein: nun febt,
bafk Jbr bald zum Ziele gelangt
Er fchrilt rafcb weiter.
Ueberrascht blieb Deß stehen und
wiederholte sich noch einmal Nenn-«
Worte. Er war zu llua, um nicht die
Absicht derselben zu durchschauem sie
sollten die Eifersucht geaen Verneck
in ihm :vachrusen. Oder sollte der
Doktor wirllich Barbara lieben, —
sollte sie nur deshalb sich Wigkti
haben, die Seiniae zu werden«- Er
lonnte es nicht glauben, denn Wer
necke ruhige-« ernstes Wesen wider
sprach diesem Verdachte Renno schier
den Dotter zu hassen, deßhalb war er
bemüht gewesen, ihn gegen denselben
einzunehmen; laa nicht in feinen Wor
ten, in dem Gelde, welches er ihm ge
aeben,’die Aufforderung, Werneck un
schädlich zu machen?
Ein spöttisches Lächeln glitt iiher
heß’ Gesicht hin: er sollte siir den
Amerilaner handeln, sollte ausführen.
wozu jener nicht den Muth besaß; er
sollte einen zweiten Mord an sein
Gewissen laden. und wenn rselhe
geschehen war, wer konnte dann gegen
Renno austretens hatte dieser mit
einem einzigen Worte die That ver
langt? hatte er dazu aufgesordertP
Wer konnte wagen, ihn zu hetchuldis
gen? —- JU schlauer Weise hatte er
die Schuld aus das Haupt eines An
deren gewendet
Vergebens sann hesz nach, um zu
erforschen. weshalb Renno den Dol
tor haszte; er wies den Gedanken,
Wer-nett zu ermorden, anfangs ent
schieden Van sich ah. nnd doch lehrte
derselbe immer wieder und wieder und
suchte sich oerlpelend bei ihm einzu
schmeicheln. Wenn er die That be
ging, hatte nicht Renno dieselbe ver
anlaßt, war er nicht Theilnehtner der
selben und erhielt er dadurch nicht ei
nen unerschöpflichen Anspruch aus das
Vermögen des Reichen? Dann brauch
te er nicht mehr zu arbeiten, Renno
mußte ihm Geld und wieder Geld ge
hen, denn er war der Mitschuldige ei
nes Verbrechenss
Die sinsteren Gedanten ließen ihn
nicht mehr loo, mehr und mehr be
schwichtigtaen sie die Bedenken, welche
in ihrn ausstiegen Er war nicht der
Mann, vor einer solchen That zurück
zuschreckerr. wenn sie ihm Gewinn
brachte-« Roch wollte er sie freilich
nicht auiftihrem denn zuvor mußte er
wissen, weshalb Ren-o sie wünschte;
zuvor wollte er von dern Reichen, den
er noch irnrner has-in möglichst viel
seid u erlan n suchen, er hatte ihn
au ordert, ch an ihn zu wenden,
wenn er mehr hediirset
Langsain schritt er zur Berqschente;
dort tonnte er sich Alle- ieislicher
überlegen; er hatte ja Zeit und bruch
te nicht, wie die meisten seiner Be
lannten, sriih am folgenden Morgen
zur Arbeit zu gehen. Er lochte laut
aus bei diesem Gedonlen Waren sie
nicht Thous
Mhten sie sich nicht siir wenige
Groschen, ohne daß sie Aussicht hat
ten, je weiter zu gelangen! Er strug
in seiner Tasche mehr Geld, ali viel
leicht irgend einer von Allen besessen
hatte, und noch hatte er keine band
Uhqib gerührt; ja, er verstand es, bin
Leben zu henusenl ,
« Wenige Tage später saß Fräulein
von Donstein mit ihrer Tonte iin
Zimmer, als i r ein Ortes bracht
tät-ödes· Glei ltig lFiklrrfiliiktnie itzu
ounihiite inv« i gee
senx als ein unwyäiger utz ileer ihr
Gesicht hinzu-ite; sie wo te den Bries
zerreißen, dennoch hielt sie ihn iii her
Band und ihr Auge blieb daraus has
ten. Die wenigen Zeilen lautetent
»Sie scheinen den Dr. Werneck Ih
res Bertraiiens zu würdigen, denn er
verkehrt ost in Ihrem Hause. N
häufiger besucht er· hie junge ca
Bart-arm obschon dieselhe«vollsi nhi
gmsen ist und der ärztlichen billsg
nicht steht bedars; er besucht sie sqst
immer zu einer Zeit in der sie alleinl
ist-«
Diese Zeilen trugen keine Unter-i
schrist Eva spat ern zu stolzer Elsa
rntter. nrn auf eine so versteckte undj
anonnnte Unichnlvigunq irgend wel
chen Werth Jus legen nnd doch betrach
tete fie die ilen prüfend. Die Hand
schrift war chtlich eine verstellte. doch
trug sie die Zeichen einer glyßen Ge
wandtheit. Wer ionnte ese Ver
läumdung geschrieben haben denn sie
hielt die Anschaldijiung siir eine Ver
läumdung, da sie Werneet hoch achtete.
Wem konnte daran gelegen sein. ilsr
Vertrauen das sie in den jungen.
geistvollen Arzt feste, zu erschüttern?
Sie dachte an Arthur. der sich ia in
sehr bitterer Weise Tiber Werneet ans
gesprochen hatte, nnd doch gab sie die
sen Verdacht sofort wieder auf denn
ein solcher Schritt lag nicht in Ar
thut e Charakter, er würde dein Dot
tor eher ossen entgegengetreten sein
und die Beschuldiqung in s Gesicht e
sagl hat«-en Auch an Renno dachte te
sie hielt indessen auch ian siir zu edel,
um zu solchem Mittel zu areisen
Gortsesnng solgu
Ae steeiaheiköststuuen ins
.setqen daue.
Mit William H. Tast, dem neuen
Staatsoberhaupt. das an Stelle des
ins Frühjahr 1909 aus seinem Amte
scheidenden« Präsidenten Theodore
Rooseoelt aus der Präsidentenwahl
hervorgegangen ist, zieht auch eine neue
Vierjahrstönigin in das-s Weiße haus
.zu Washington ein. Die Frau
dek- Mannes« ver aus die Dauer
von vier Jahren an die Sptpe
der Nation tritt, spielt zwar in
unserem offentli n Leben und in der
Gesellschaft gel stolzer« Milliardare
nicht die gleiche Rolle wie die hoch
fürstlichen Damen, die in den Groß
staaten Europas mit ihrem getröntln
Gemahl den Thron theilen. Sie tritt,
wenn er nicht eine hohe Stelle im
Dienste der Justiz oder Verwaltung
übernimmt, mit ihm in den Schatten
des Privatlebens zurück. Auch die be
scheidene Besoldung dee Präsidenten
der als persönliches Entgelt siir seine
Miihewaltung nur zeigin bezieht.
bringt es mit sich, dasr der Lilltag im
Weißen hause in einsacheren Formen
verläuft als am Hofe einer durch ihrc
geschichtliche Vergangenheit zu großer
Prachtentfaltung ge«-.Ioung:nen Dyna
ftie. An den Tagen aroßer Lsmvtänge
aber, wenn der Präsident ein ofsizielles
Iestesfen gibt, oder iin sogenannten öst
lichen Raum, einein Prantsaal von
hundert Fuß. Ball stattsindet, und bei
vielen anderen Anlassem tritt auch die
jeweilig erste Dame der Unten aus dem
Privatdasein in die Oeffentlichseit
heran-. Botschafter und Gesandte,
Minister und cztaatssetretare und
hohe Offiziere, Ilongreszmitglieden
Polititer. Attaches füllen die Raume
wie in jedem Königsschloß bei festlichen
Gelegenheiten Jm Mittelpunlte der
auserlesenen Gesellschaft aber steht eine
Frau, die oft genug dem unrermeidl?
chen Zwange der Etitette nichts weni
ger als hold und gewogen ist.
Thatsache ist« daß nur wenige Prä
sidentenfrauen sich in ihrer Stellung
wohl gesiihlt haben. Das galt schon
von der Gattin des großen Washing
ton. ·Während der ersten Jahre in
New York und sviiier in Philadelphii
örgerteiich Frau Washington nicht
wenig dr«riiher, daß sie in einein mit
sechs Pferden hckpanntem gelbgestri
chenen Staatowagen durch die
Straßen fahren mußte. Ebenso zu
wider war es ihr. daß see aus Reisen
mit militiirischen Ehren und Geschütz
salut begrüßt wurde. Nach alter
kaussrauensitte pflegte sie noch ihre
leider und hier und da auch die
Garderohe des Gatten selbst anzu
fertigen. und sogar die Seidenhorten
des Kleides, das sie heim seierliehen
Utateantritt Washingtons trug. waren
von ihr eigenhändig aus dein Material
eines alten Sesseliiherzuges geweht.
Das Ehepaar zog der anitswohnung
ein gemietetei Baue vor. Als Wash
ington 1797 eine zweite Wiederwahl
ablehnte, war seine Frau aufrichtig
froh, wieder nach Mount Vernon zu
rückziehen zu können. Jn ihren Brie
fen lehrt mehrfach der Ausdruck wie
der, da »diese acht Jahre files Leben
vollstän ig verloren« gewesen seien.
Ein hervorragender Charakter war ·
ihre Nachfolgerin Dorothea Madison,
die als , rau des Staatiselretäre Ma
disan während der Dauer Ion acht
Jahren fiir den verwittwetenPräsiden
ten Jefferson die Repräsentation führ
te, um sodann. nachdem ihr Gatte 1809
Präsident worden war. zur eigentli
chen Laus rau im Weißen hause em
porzu eigen. Frau Dom-. kPie- man sie
in zärtlicher A lürzung ih O Namens
nannte, war ebenso schön wie liebens
würdig nnd giitia und erfreute sich im
Lande« namentlich seit dem unglückli
chen Kriege gegen England vom Jahre
1812, so Zecher Verehrung, daß man
ihr nach m Tode"Madison-, der erst
1836 starb, fiir dessen hinterlassene
Papiere einen hohen Betrag auswarf
nnd Portofreiheit bewilligte
Nur wenig Sympathieen wußte
fFrau Monroe zu erwerben. die 1817
als erste Dausfrau in das nach seiner
Zerstörung im Kriege qeaen England
in schöneren und grsßeren Formen
neuerbaute Weiße hau- einzog. Man
Zieh ge des Geizes nnd der herzenstiils
e. rohe Feste im Stil ihrer Vorgän
gerin waren nicht ihre Sache, und so
hat es die rau des Mannes, der durch
die nach i m benannte Doktrin, teine
Einmifchnn Europas in die inneren
Angelegenhe ten der amerikani chen
Staaten zu dulden, aus Jahrhun rte
Ist-der Geschichte fernere-- wird, nie
uber eine iteisleinene, öde Repräsenta
iian hinausgewacht
Von Frau Rachel Jackson, die schon
wenige Tage nach ihrem Einzuge als
Leiche aus dem Weißen Hause getragen
wurde,und LätitiaTnler.deren schwache
Gesundheit schon na einem Jahre un
ter der Last der Repr sentaiion zusam
menbrach. ift wenig zu berichten. Auch
aus der langen Reihe ihrer Nachfolge
rinnen bis zur Erwählung Abraham
Linie-ins (1861)) geniigt es Frau Poll
und Fräulein harriet Lam, die als
Nichte des Präsidenten Buchanan ih
rem Dheim den haujsiand führte, mii
s turzen Worten zu erwähnen. Die erst
genannte verstand es. jeden hauch von
Frohsinn und ieingeistiger Geselligieii
ans ihrer Umgebung zu verbannen.
Darriet Lanr aber, eine Frau von
ungewöhnlicher Schönheii, war ei
ne leidenschastliche Verehrerin jeden
Sparta, in der Athletii und im Wett
lanj nahm sie es mit jedem Manne auf
und erregte damit nicht wenig Anstoß
in denjenigen Kreisen, die in den Tra
ditionen der Frau Pult lebten.
Frau Marie Lincoln war eine maß
los heftige. herrschsii tige, jeder Rück
ficht und jedes Tattg iihls bare Dame
deren sonst unbegrei iiches Benehmen
man nur dann erklären kann, wenn
man annimmt, daß sie an häufig wie
derkehrenden Ansiillen hysterischen Je
reseins litt. Eine Dulderin im wahren
Sinne des Wortes hingegen war die
Gattin des Vizepriisidenien Johniom
der durch die Ermordung Lincatns am
H. April 1865 den Präsidentenfiuhl
bestieg. Ihr, die durch widrige Schick
ialsschläge früh zermiirbi war, ver
daniie der Gatte, der als armseliger
S neidermeisier zu Greenville, Ten
ne ee angefangen hatte. den ersten und
einzigen Unterricht seines Lebens im
Lesen und Schreiber-. Sie starb schon
sechs Monate nach dem Amtsantritt
Johnsons.
Ebenso verschieden wie über Ulyssei
Grant, dem seine Siege im Sesessionjs
triege den Weg zur Präsidentschast
bahnten, lauten die Urtheile über seine
Frau Gulia« geb. Deut. Sie ver
mochte es nicht. sieh Beliebtheit zu er
werben. und man behauptete unber
hohlen. dasr die ansvructksvolle und
bochmiithige Frau, die eine höchst tostsv
soielige Aussrattung des Wei en hau
sei- mit vollständig neuem nventar
durchsetzte, der Korruvtion im öffentli
chen Leben. der ihr Mann so wenig
ernsten Widerstand entgegensehte, nicht
immer seen gestanden hat. Die nächste
nach ihr. Frau Lucia Hahes, geb
Mehl-« aliih in ihrem EifernAge en ge
sellige Freuden alo strenge bsginenzs
lerin Frau Poll, so daß der böse Leu
mund von ihr er iihlte, daß auf den
Soireen des Prä identen »das Wasser
in Champagnertelchen« serviri werde.
Von ihren seitherigen Nachfolgerin
nen hat nur Frau McKinleh wegen
ihrer nnalüetlichen Lebensschicksale die
Aufmerksamkeit auf sich gelenkt. Ida
Serton. wie sie als Mädchen hiese, die
Tochter einer reichbegiiterten Familie
in Ohio, ehelichte den begabten, aber
mittellosen Advotaten aus reiner Her
tensneigung Beide Theile, der with
folg aufstrebende, ernste Mann und sei
ne mit allen weiblichen Tugenden und
Vorzügen geschmückte Frau, brachten
die Voraussehungen zu einer Muster
ehe mit. Als ihnen die Kinder durch
ein grausames Geschick entrissen wur
den, sah die leidende Frau ihre einzi
gen Leben-aufnahm nur nagt in der
Sorge um den inniggelielsten Gatten,
der auch sie mit ritterlicher Zärtlichteit
umgab und in einer fast schrantenlos
sen Wohlthätigkeit Der 6. Septem
ber 1901. an dem Mcsiinlen zu Bus
salo von dem volnischen Anarchisten
Czolgosz tödtlich verwundet wurde,
machte all ihrem Glück aus immer ein
Ende. Gänzlich gebrochen, verließ die
schon lange vorher schwer hersleidende
Frau das Weiße haus. Von ihrer
Nachfolgerin-der zweiten Gemahlin
des Präsidenten Theodore Roosevelt,
gilt, was das Sprichwort sagt: daß
diejenigen Frauen die besten sind, von
denen man am wenigsten spricht. Auch
ihre Ehe ist, eine aus quneigung Jn
der Oessentlichteit ist sie weit weniger
hervor etreten, als ihre Stieftochter
Alice, ie Gemahlin des Kongreszmttg
gliebz Nicholaui Longworth, man
rühmt ihr da gen nach, daß sie ihre
Stellung glei vortrefflich als einfache
baut-fran, wie in der vornehmen sie
priisentation auszufüllen verstanden
hat. Ihre trefflichen E· use-haften als
gaussrau und Mutter-sowie all erste
ame des Landes sind schon ost,rüh
mend anerkannt worden. und aueh über
vie Wittwe des Präsidenten Cleveland
wurde erst unliingst manches Interes
sante mitgetheilt.
est noch ein paar Worte über die
utiinsiige erste Dame deti Landes:
Frau W. h. Tast. Jhre näheren Be
lannten schildern sie als eine überaus
tat-vone, tiebeagwiikdtge und insecti
gente Frau, mit sehr toleranten In
sichten int Allgemeinen, und den weiten
Blick, den ausgedehnte Reisen und eine
seltene Beobachtungsgabe mit sich brin
gen. Wie unter diesen Umständen
nicht anders zu erwarten, ist das -
milienlehen des Ehepaarex nnd s ner
drei Kinder ein äußerst harmonisches
und glücklichen Der tiinstige Präsi
dent sindet in seiner Frau eine ver
ständnißinnige Gefährtin, und diese ist
wieder ganz ihrer Familie ergehen.
her-; und Frau Tast gehören zahlrei
then Vereinen und Klubs alt'- Mitglie
der an, obwohl sie sie nicht häufig besu
chen. Nach Ansicht Frau Tastc ist aber
erade der Besu von Mut-I ein Bil
ungsntittel siir k rauen, das sie davor
schiiht, einseitig zu werden.