Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, November 27, 1908, Zweiter Theil, Image 13

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    Vtepoine inrt den sechs Kosfem !
dinnoresle von A. von Otte n.
Die rat-le d’hote im »Strsndhotel"
begann. Die le ten ·Nochziigler, oder
vielmehr Nacksgllerinnem rau chten
noch ferein —- irn Vollbetvntsein
des Es elts ihrer Erscheinung Vor
dem Klappern der Suppenteller tra
ten momentan alle anderen Regungen
in den hintergriind. Die ersten Löf
fel tauchten sich eben in die löstliche
Sappe, da össnete sich noch einmal die
Thür. -- zwei Damen traten ein.
Und alle erhabenen Löffel snnten mit
einem jähen Ruck auf die Teller zu«
kürt. Und dann entstand eine Stille.»
die lein Athernzng unterbrach. Hun:
dertneunundneunzia Angenpnare rieb-«
tetrn sich osti die Eingetretenen oder
vielmehr aus die jüngere von ihnen,’
denn die ältere war eine durchaus
normale wohllonservirte D:me. die
sich in nichts von anderen ilsrer Gat
tung unterschied. Und durch diese
Stille schritten die beiden ivie durch
ein Spalier. Dann gab es unten am
Tisch, wo sie ihre Plätze einnahmen,
ein veslissenes Stuhlriicten und Ver
neigen und ein paar adaerilsene lon—
ventionelle Säse —-— und dann bei
sonnen sich die aufgestörten Gäste und
lösfelten eilig ihre Snppe, während
sich lebhafteg Stimmengervirr erhob,«
aus dein ein scharses Ohr einzelne
Siise wohl heraushören konntet
»Donnerwetter! No aterll Aller
band Achtung!« Und zuletzt die-Stirn
rne des Assessorv mit den vielen sen
dnlen sSchmissen, der die »gute Par
tie« der Snison war: ,,T-irelt siirst
lich.« ——— —— Die tnble d’hote verging
unter mehreren Zwischen-fällen Der
Kellner, der an dem bewußten Tisch
ende servirte, schien von völliger Gei
ftesalnvesendeit befallen. Seine An
gen konnten nicht los von dein einen
Gegenstand, so daß er der strengen
Gehetmrcithin und Vorsitzenden vieler
Wohlthätiateitsvereine die Fischbutier
über das Kleid goß. Der Assessor
ließ den Braten zum zweitenmal vor
übergehen. um ungestörter sein inten
siveo Interesse betnnden zu können
und die angezogenen Kinder der son
derbaren Berliner Familie, die von
allen gemieden wurde, benutzten die
Oele nheit der allgemeinen Unaus
merk amteit, um einen anding fiir
sich zu stihisem der siir eine Gruppe
von zehn Personen reichen sollte.
Die Neuanaetommene hätte also
zufrieden fein können mit der Ans
Inertssamkeit, die sie erregte. Aber
man merkte ihr nichts davon an. Ihr
wunderooll geschnittenes Gesicht, des
sen elfenbeinsarbene Masse, die fast
übergroßen duntelblauen Augen noch
blauer erscheinen ließ, blieb ganz
unbewe . Lässig glitt manchmal eine
Hand, ie geformt war wie die Hand
einer Statue, ---— mit einem halben
Duhend Ringen geziert, von denen
bunte Strahlbüirdel ausgingen,
über die ansaethiirinten Locken blan
schwaraen Haares, die unter dem but
hervorauollen. Und dieser Hut! War
man im »Strandlwtel" doch auch
recht elegant, » aber was waren
sämmtliche Hüte auf sämmtlichen
Köpfen der anwesenden Damen qegen
dieses Kunstwerk aus Füll, S wen.
blutrothen Rosen, Nadeln und peini
geni Und was,ioaren alle mit so viel
Stolz aetragenen Toiletten gegen die
Toilette dieser Unbetanntens Wie dal
alles saß und fiel nnd paßte! Und
woher wohl die mattfardige alte
Stiekerei ftammte, die da in einer so
raffinirten Weise angebracht war, wie
es selbst die Frau Pan-wireer die
doch in solchen Sachen eine Autorität
wer-, noch taum einmal gesehen hatte!
Aber die schöne Frau schien sich toirt
lich nichts aus all dem thrisehen zu
machen. Sie neiate mit ruhioer Hos
lichleit tttr schönes Haupt leicht nach
rechts und links, ale sie ausbrach und
ging, scheinbar ohne jemand zu beach
ten, an den zweihundert Tischaästen
vorüber, dem Ausgang des Saales
zu. Mit dem bestig dienernden Oder
lellner sprach sie dann nach ein paar
Worte. und ihre Augen scheveisten
gleichgültig weiter. Nach Tisch gab
es einen Sturm aus das Fremden
buch. Aber da war nicht viel zu lesen,
was die Neugierde bestiedi en konnte.
»Frau M. Werner aus « erlin mit
Begleitung, Frau Dr. Emniert.« Das
war unbesriedigend Kein Titel, tein
Fingerzeig irgend einer Art. Der
Obertellner gab lächelnd Austunstt
»Ja, die Damen bewohnen einAppar:
tement im ersten Stock, Solon und
zwei Schlaszimmer. Kommen aus
Berlin. haben eine Aammerjunaser.
Wünschten aus ihrem Zimmer zu
sriilystiicken.« Und als Menschenmi
ner fiiate er schmunzelnd hinzu: »Die
herrschasten tamen mit sechs stos
sern.'« «- — s— Mit sechs Kossernll
Wie ein Lausseuer qing’s durch die
Reihen derer, die sichs in denStraniy
lörben beaeuem gemacht. Sechs Kos
serl —- Was mochten sie bergen? —
Wenn schon das erste Rostiirm in dem
sich die Besiyerin der Koffer zeigte, so
überwältiaend war, was toiirde ihnen
dann im Laus der Zeiten entsteigen?
llnd wie lam eine Dame, die mit
sechs Kossern reiste, eigentlich dazu,
sich einen so kleinen Platz aus-zusa
chenf Wer weis-, was dahinter steckte?
Und die herrschasten erzählten sich
mit toohligem Grausen allerhand
Mordarschichten von russiichenFiirstin
nen, die sich nachher als Vorhinle
rinnen entpuppte, von Männerjiige
rinnen, die mit erborgtem Luxus
eine Partie ergattern wollen. »Frau
Wetner aus Berlin«, —- dao tlang
weder aeheimnißvoll noch dochstaples
rklch. Und Frau Dr. Emmert, die
.segleitung·', sah so gut blitqerltch
aus, wie die solideste Frau Doktor
aus Schildberg oder Kritik
Die Iherren der Badegesellschaft er
schienen am Abend dieses Tages wie
aus Verabredung in sorgsältigster
Totlette was on den Damen äußerst
mißsällig bemerkt wurde, und der
Assessor hatte mit dem Obertellner
eine heimliche Unterredung, die mit
einem inhaltsschweren Händedruck en
digte. Die Folgen zeigten sich bald.
Frau Werner aus Berlin bekam ihren
Platz unmittelbar dem Assessor gegen
iiber u. disk dieser den »Zusall« mög
lichst auszunutzen strebte, hätte man
ihm eigentlich nicht verdenten können.
Viel weiter lam er sreilich nicht, und
es war ihm nur ein kleiner Trost, daß
auch die anderen nicht weiter lamen.
Denn des Assessors rothe Rosen, die
er ihr täglich sandte, schienen ebenso
wenig Beachtung zu finden, als ein
Dirnend anderer iöstlicher Blumen
spenden, die, wie das Zöschen nach
einiger Zeit oerrieth, alle in ihrem
Zimmer standen, weil die gnädige
Frau Blumenduft nicht vertragen
konnte. Aber manchmal -—— ach, wie
selten - tras den Assessor ein Blick,
der sein sast erstorbeneg Hoffen wieder
zu neuer Flamme auslodern ließ. Als
eines Tages, immer aus dem ilmweg
über die hübsche Zose, bekannt wurde,
daß Frau Werner Wittwe sei, da ge
rieth der ganze männliche Theil der
Badegäste in so wilde Erregung, dasz
die Damen, die ohnehin schon über
Gebiihr dernachlässigt wurden, sich zu
einem Schutz , Trutz- und Nachebiind
niß zusammenthaten gegen »Frau
Werner aus Beriin«'; denn sie hatten
dazu Ursache. Kam denn überhaupt
die eleganteste Toilette irgend einer
von ihnen noch zur Geltung gegen die
Toilettenpracht, die den sechs Lasset-n
Frau Werner’s in schier unerschöpf
licher Fülle entstieg? Wenn die Frau
Bantdireltor in einem Direktoireges
wand erschien, trug Frau Werner ge
wiß am andern Tag ein Kostüm, das
ihre tadellofe Schlantheit hervorhob.
Die tleine elegante Französin machte
umsonst die unerhörtesten Anstrengun
gen; die Dame mit den sechs Koffern
war ihr immer weit voraus. Der
Jnhalt der sechs Koffer schien aber
nicht einmal zu genügen. Denn seit
einigen Tagen tatnen mächtige Kar
toni an die Adresse von Frau Werner,
die zu den schlimmsten Ahnungen An
laß gaben. Als diese Kartons, au
genscheinlich zum Wegschaffen, vor der
Thiir der von den Damen bewohnten
Zimmer standen, kam der Frau Vani
direttor im Boriiberschreiten ein groß
artiger Gedanke. Wozu hatte mas
denn ein reichlicheo Toilettengeld,
wozu einen Mann. der gern das
Portemonnaie austhat zu einem so
guten Zwecki Mit ihren eigenen Was
sen sollte sie geschlagen werden diese
Frau Männer, diese Männerbetho
rerin, - diese, -- diese -
Die Frau Banldireltor spähte vor
sichtig nach lintg und rechts, und da
die Lust rein war, las- sie haftig die
Firmenadrefse, die groß und breit
ausgedructt war, und enteilte alsdann
in ihr Zimmer. Dort hackte sie eine
Maßtaille ein und schrieb einen Brief
an die eben errungene Adresse, in dem
sie eine Toiletten Sendung forderte,
ihre Kundichaft in Aussicht stellte und
vor allem Eile auf’s allerdringlichste(
empfahl. Die Kartons blieben harm
los und friedlich auf ihrem Platz· Da
her tam es, das-, ein halbes Dutzend
Damen der Badegefellschaft an ihnen
vorüberging, daß alle von demselben
Gedanken erfaßt wurden, und daß an
demselben Abend sechs Bestellbriefe
mit der gleichen Adresse zur Post ge
geben tvurdne. Einige Tage vergin
gen ruhig. Frau Werner trug jetzt
einige ihrer Gewänder zum zweiten
mal, toas von sechs Seiten mit Be
friedigung konstatirt ward. Dann er
hielten die sechs eines Tages in aller
Morgenfriihe je eine Sendung, und es
gab fiir sie ein sehr verspätetes Früh
stück, zu dem sie mit geheimnißvollen
Gesichtern erschienen. Am Abend die
fes Tages fand eine »Reunion« im
Strandhotel statt. Unnöthig zu sa
gen, basj die Tanzkarte der schönen
Dame mit den sechs Koffern bereits
Tage vorher gefiillt war. Unnöthig
zu sagen, daß der Gärtner fieberhaft
arbeitete, um all den Ansprüchen zu
genügen. die man an ihn stellte, und
daß sechs weibliche Herzen klopften in
Erwartung, Triumph, Furcht und
hoffen. Endlich kam die Stunde ver
Reunion. Mit wohlberechneter Ver
spätung schritt die Frau Bankdirettor
in den Saal, angethan mit einem Ges
wand, das alles bisher Gesehene über
ttqs thurmhoch überragtr. Kam
da nicht die junge Frau des alten
Schulraths ebenfalls in wunderbarer
Tollette, reichlich so köstlich als die
ihrige, - und da die kleine Franzö
sin, und da, und da, und das-!
——— s-— —- Die sechs standen sich unter
dem Mitteltronenleuchter gegenüber,
und das war vielleicht gut, denn seine
strahlende helle zeigte in jedem Ant
lih so deutlich einen Augenblick alles,
was das Innere bewegte, daß alle
sechs mit einem einzigen tattrniißigen
Zacken zusammensuhren Dann be
grüßten sie sich mit überströmender
Beredsamteit. — Nun wartete man
auf Frau Werner. Der Assessor tän- «
gelte unruhig aus und ah. Heute
mußte sie seine Blumenspende tragen
-— sie hatte es ihm halb und halb ver
sprachen. Die Musil stimmte hie Jn
strumente, s- ein Schwirren ging
durch die Reihen der jungen Mädchen,
es summte und surrte in froher Er
wartung. Aber Frau Werner erschien
nicht -— nur der Oberlellner zeigte
sich Plötzlich an der Thüre und
spähte angelegentlich umher. Dann;
bahnte er sich den Weg zum;
Assessor: »Gnödige Frau lassen
sich entschuldigen —- -- -. gnädige
Frau mußten plötzlich ahreisen ——«
,,Ahreiscn?" stannnelte der Assessor.
»Jaivohl, gnädiae Frau helaiwen
Nachrichten ——- - « Sie war fort!
Spnrlos verschi nden. Als-gereist mit
ihrer Begleiterin, ihren sechs Rosserm
ihren Toiletten llnd sie hinterließ
sechs tirumphirende Freundinnen und
ein halbes Dutzend trauernder Vers
ehrer
Jn den nächsten Ta en sprach man
oon nichts als von dieser Abreise —
Woher lam die Dame — wohin ging
sie? Russische Fürstin oder Hochstap
lerin? Die Meinungen waren ge
theilt. Jedenfalls hatte sie ihre Hotels
rechnung bezahlt, nnd Aellner, Por
tier und Stubenmiidchen sprachen von
ihr mit hochachtungsvollen Mienen-«
Csin paar Taae daraus tras ein neuer
Gast ein ein sehr heiterer aeschmä i
a«r Herr aus Berlin Er viederte ich
gleich mit dein Assessor an und als
sie eine gute Flasche geleert, erzählte
der Assessor vorsichtig von Frau Wer-—
net. Der Neuanaetommene hörte
lächelnd zu. Dann sagte er: »Aha.
die schöne Frau! — Na, sie wird ja
wohl also-stellt sein, weil sie ihren
Zweck erreicht hatte!« « Der ?lsses
for sühlte, wie er erblaßte. »Lehren
Zweck erreicht?« Der andere stieß ihn
vertraulich an. »Na ja! — Retlame
siir ihr Geschäft aernacht.« - -- —
»Neklame -- gemacht --— --«
»Sie ist nämlich Retlamedame iiir
eins unserer größten Häuser, —
trägt so lange die eleganteiten Evi
letten, via die anderen Damen auch
solche bestellen, -- verteufelt geschickte
Frau und hochanstiindig, thatsäch
lim hochanständia Muß natürlich
jedes Jahr an einen anderen tatz
gehen, damit niemand auf den rick
tonrmt.« — — — Der Assessvr saß
einen Augenblick sprachlos da. Dann
beschwor er den Wissenden, nichts zit»
verrathen, und der versprach’s ihm
auch. »Ernährt ihre Familie ietzt
anständia« — fügte er noch hinzu.
»Jhte Familie? Aber sie war ja
Wittwe!« ,,Wittwe!« lachte der andere
listig, »so wenig wie ich und Sie. Hat
einen regulären Mann —--- aanz net
ter Kerl — urrv vier Kinder.« Einen
Mann und vier Kinder! —— Der Vlies
sor versank in düsteres Schweigen,
dann bestellte er eine zweite Flasche.
s----—
Verdächtiq.
»Warum taufen Sie denn nicht
mehr bei dem Schläclrter Meyer, Frau
Schulze?«
»Wissen Zie, der ist mir zu un
heimlich ---- alle acht Taae nat er ein
andere-z Pferd am Wagen«
Die Vollen.
Lehrer: »Wenn drei Studenten von
Its) Flasmeu Bier 24 Flaschen mitein
ander trinten, wie viele volle bleiben
dann noch übrig, Fritzches1?«'
Schüler: »Neun!«
Lehrer: »Warum denn neun ?«
Schüler: ,,Nun, die sechs Flaschen
nun die drei Studente-til«
Schlan.
tzgttet »Sa»q’ mal, Herz, wegme
soll ich unseren Freund Gutfchmart
denn erade auf Mittwoch zum Son
per Xa en?«
Gattin: »Da oiebt iicks die Köchin
besondere Mühe mit den Speisen, mn
Mittwoch hat ihr Schatz Gebitrtstan.«
Gut gesagt.
»Was ist denn heute Abend bei Jh
nen los, Jungfer Rite?«
»O, wir feiern det zetmjätzrige Jn
biläuin von der Jnädigen ihrem fünf
;t!sr-dreißißqjähriqen Jeburtstagt«
Die Hauptsache-.
Nlits der Schule). Lehrer: »We!
cheg ist der Hauptbeftanotbeil eines
Messecm Nun, Karlchem weshalb
trägt denn dein Papa ein Messer bei
iich?«
Koflchem »Weil eH einen Rort
ziehet hat.«
Resiqnikt
,,«5rüher, tvie ich noch Iedig wor,
hatte ich verschiedene Leib-speisen«
»Und jetzt?"
»Jetzt - bin ich alles orivöhnt!«
Definition.
- IF
F «
Ftanzlx »Du,· Vater, was ist denn
döös: «lygienisch« —
Vater: »No, wie soll« i’ jer dös
kurz etklät’n; no ja weißt, wann z.
B. einer mit der Hand übet’n Rand
vom Maßttug fahrt, bevor et trinkt.«»
foek Akchiieri ais scheint-reiche
Erzählung von E. Hi l de b r a n d t.
Es war eine reizende Villa, die sich
Herr Brendel am Ufer des blauen
Sees erbaut hatte Sie paßte gut
hinein in die elegante Umgebung, denn
hier im Westen der großen Stadt be
fanden sich lauter schinuele Laut-häu
ser mit herrlichen Gärten. Reiche
Rentiers, einige alte Generöle und
Geheimräthe bildeten die Nachbar
» schaft des früheren Fabrikbesitzerg
»Brendel, der sich mit seinem Töchter
; chen Eise zur Ruhe gesetzt hatte.
T cis war Frühling und der Rasen
froohl wie die blühenden Busche nnd
ihängenden Birken erglänzten im fri
! sehen Grün.
i Herr Vendel wanderte ans dem nei
i ben Kiespsad auf und ab und betrach
stete seinen Wohnsitz mit Blicken. in
s denen eigentlich teine qanz reine
iFreude geschrieben stand.
s »Nun habe ich mir diese Villa
bauen lassen«, dachte er bei sich. »und
dennoch siihle ich mich nicht befriedigt!
Aber ich weiß schon, woher es kommt.
Ich sehe nur bestätigt, daß materielles
Behagen im Grunde recht wenig he
deutet.«
Die näheren Freunde des Herrn
Brendei »s- und zu diesen gehörte nn
ie! anderen auch der General nger — -
behaupteten dagegen, daß Herr Bren
oel in der Schätzung irdischer Geniisse
durchaus nicht riictstöndia Zei. Die
Wolle auf seiner Stirn war immer
noch recht sichtbar. als er sich der Ter:
rasse näherte, wo inzwischen Eise sich
an den Kafieetiich gesetzt hatte.
»Nim- Vöterchen«. rief sie ihm ent
geden. »Du machst ja ein so qrimini
ztes Gesicht. Was fehlt Dir denn?«
i »Ach«, seufzte er, ,ich fürchte, ich
i werde auch wieder hier unter der Last
Heiden. die mich mein annzes Leben
; lang bedrnclt hat."
j Eise warf ihm einen schelniiichen
l Seitenbliet zu.
i »Du meinst, daß Du Dich zun
lRentier nicht eignest. aernde wie Du
Dich früher zum Fabrikherrn nicht ge
eignet hast?«
»Nun, geeignet möchte ich gerade
nicht sagen, denn ich habe mit ziem
« lichem Erfolge gearbeitet.«
»; n, das will ich meinen«, lachte
Else aus. »Du warst immer ein Ins
gezeichneter Kaufmann, Väterchez
sund wirst auch ein ausgezeichneter
Rentier fein. Was wärst Du denn
lieber geworden als Kaufmann? Er
zähle es mir doch einmal.«
Ein ganz schwaches Erröthen Liter
åoki das gesunde Gesicht Herrn Bren
e s.
»Es ist ein bißchen lächerlich«, mut
melte er« ,,jetzt noch davon zu sprechen,
Aber ich will es Dir nur gestehen —
ich wäre für mein Leben gern Deteti
- tiv geworden.«
Else lief-, beinahe ihre Kaffeetaffe
fallen.
,,Detettiv?« stieß sie hervor »Mein
Gott, Papa swie nruseligi jlltöchtest
Du denn immer mit Verbrechen zu
l thun haben?«
- »Das nicht«. entgegnete er. »Na
’tiirlich möchte ich mich nicht in der
sGesellschait von Verbrechern bewegen.
i Aber es wurmt mich, Daß soviel Un
i thaten täglich geschehen und nicht ent
Hdeckt werden. Hätte ich Zeit gehabt,
»so würde ich vielleicht manche dnntle
That ausgetlöri, manchen Uebelthäter
sder verdienten Strafe zugeführt ha
s betr. So aber nahm ja one- Geschäft
. ille meine Kräfte in Anspruch«
t »Gott sei Tant!« unterbrach ihn
s seine Tochter. »Ich finde es schrecklich,
»dieses Jagen nach einem Uebelthätert
Ich dente mir nämlich, daß diese
Menschen Unter ihrem eigenen Weins-s
sen schon fürchterlich genug leiden
s«
miissen.
,,Hahaha!« lachte Herr BrendeL
»Gewissen? Diese Leute haben eben
einfach tein Gewissen! Hast Du es
nicht in der Zeitung gelesen, wieviel
Einbriiche ein und derselbe Dieb just
in den letzten Tagen noch dazu in un
serer Gegend, begangen hat! Wenn
der Mensch ein Gewissen hätte, so
wiirde er doch der ersten That nicht so
sfort die zweite haben folgen lassen!«
i Eise schwieg nachdenklich.
»Das ist richtig,« murmeltc sie
dann. »Diese Einbriiche sind mit gro
sier Ueberlegung ausgeführt worden«
»Ja«, ereiserte sich Herr Brendel.
»Und weißt Du, wag das Tollste ist?
Man muntelt, daß jener junge Herr,
den man so vielfach mit feinem Styx
zenbuch hier in der Gegend sah, etwas
mit diesen Einbtiichen zu thun gehabt
hat.«
Eise wurde duntelroth Sie dachte
an einen gewissen Jemand, der eben
falls mehrfach mit einem Slizzenbuch
in der Villentolonie aufgetaucht war,
und zwar gerade immer au der Stelle,
wo sie selbst aus«-ruhte oder spazieren
ging. Aber dac- war ja ein Architekt,
ein gewisser Georg Decken Diesen
tonnte der Vater natiirlich nicht ge
meint haben. Doch in demselben Au
genblick fuhr Herr Brendel fort:
»Der Kerl ist von einer unglaub
lichen Gerissenheit. Unter dem Vorge
ben, Grundrisse und Baustudien zu
machen, hat er sich Eingang in einige
der Villen verschafft und auf diese be
queme Art die Gelegenheit ausgefund
schastet, die er späer zu seinen Ein
briichen benutzte«
»Unerh·ort,« murmelte Else, die nur
zerstreut zuhörte. Herr Brendel fuhr
immer eifriger fort:
»Das heißt, dieser Gedanke stammt
ieigentlich von mir, weißt Du. Jch sah
ein- oder zweimal so ein junges win
dig aussehendes Herrehen in der Ge
gend herumstreichen. Mein Freund
nger, bei dem der letzte Eint-euch
stattfand, erzählte mir nachher, der
Dieb müsse ganz genau Bescheid in
seinem Hause gewußt haben. Und am
Tage vorher hatte er inir von einem
Baumenschen erzählt, den er in seiner
üblichen leichtsertigen Manier in’s
Haus geladen und bewirthet hatte.«
»Hm,« sagte Else. Sie hatte jen
seits der Parlmauer einen hellgrauen
Filzhut auftauchen sehen, der eine
Reihe unlontrollirbarer Gedanken in
ihr erweckte. Sie trank ihren Kassee
mit einiger Eile aus und erhob sich
dann, um -- wie sie sagte -— zu Tante
nger Fu gehen.
Herr Brendel blieb in seinem be
guemen Sessel sitzen nnd versank in
das angenehme Nickercheu, dem er um
diese Zeit zu huldigen pflegte.
Er träumte, er sei der berühmte
Deteltiv X. und habe soeben der rus
fischen Polizei einen unbezahlbaren
Dienst geleistet, wofür er von der
Prinzessin von Lahoie mit einem rie
sigen Brillantorden ausgezeichnet
worden sei. Als er erwachte, fand er
sich zu seiner großen Enttäuschung
aus seiner Ierrasse und ganz ohne
Orden wieder
,,Wie schade,« dachte er, »die Sache
war so interessant". Dabei stand er
aus und streckte sich gähnend. Fünf
Minuten später schlenderte er zu sei
nem Gartenthor hinaus und blieb,
maßlos erschrocken, wie angewurzelt
stehen. Jn einigen Metern Entfer
ung saß das »windig aussehende,
junge Herrchen«, dass ihm so sehr ver-:
dächtig erschien, und zeichnete aus ei
nem Block den genauen Grundrifs der
Brendel’schen Villa und deren Ges·
gend.
»Ha!« dachte Herr Brendet, Jetzt
heißt es schlau sein! Das ist der Ein
brecher! Der Kerl dars nicht merten,
daß ich ihm auf der Spur bin!«
Inzwischen hatte der junge Mann
lächelnd ausgeblickt und den Hut ge
lüstet.
»Ich hoffe, Sie nicht zu stören,«
begann er in höflichem Tone. »Falls
dies Jhr Grund und Boden ist, bitte
ich urn Verzeihung ich iibe mich
nur im Bauzeichnen.«
»Mir nichts vierten lassen!« dachte
strainpshast Herr Brendel. »Im Ge
sgentbeii. listig -- listig! Man sängt
solche Vögel ja immer nur durch
. Schlanbeit!"
»Es ist nicht mein Grund und Bo
den,'« erwiderte er laut und mit einein
Lächeln, das dem größten Theater
Jntriguanten Ehre gemacht haben
würde. »Aber da Sie gerade das
Haus aufnehmen, darf ich eg Ihnen
vielleicht bequemer machen? Bitte, tre
ten Sie doch bei inir ein. Dort sin
den Sie schattigere Plättchen und tön
nen nach Belieben iveiterzeichnen
Nachher genehinigen Sie vielleicht ei
nen kalten Trunk auf meiner Ter
rasse·"
Erstaunt und erfreut verbengte sich
lder junge Mann und Herr Brendel
subr auftlärend fort:
»Ich interessire mich nämlich selbst
siir Grundrisse nnd dergleichen, und
hier ans dem Lande ist man iiber
haupt nicht förmlich Darf ich also
bittenc««
tFS ioar ein sehr heißer Tag und
ein talter Trnnt war nicht zu verach
ten, außerdem gab eh auch noch andere
»Gründe siir den Fremden, sich dass
Besitzthum des Herrn Brendel recht
genau anzusehen Nur zu bereitwillig
erhob er sich und wanderte init seinem
Feldstnhl neben Herrn Brendei bei-.
ill-- -;"--is THE-strich slilHthsn in
Don ksux · zu,s(-·-Hk» jqukqsn .
Garten ließ er sich nieder nnd Herr
Vrendel wandte sich dem Hause zit.
»Wenn sie sertig sind,« sprach er
sehr stennolich, »so deiniilsen Zie sich
aus die Terrasse dort. Aus Wieder
sehen, mein Herrl«
»Donnerivetter,« dachte der Fremde,
»ist das aber ein entgegentonimender
Mensch! Schöner hätte eg mir ja an
piter selbst nicht entrichten tönnent«
Mit einem rötyselbastin Angdrnel
im Gesicht begab sich Herr Brendel in
Die Villa und ging dirett an sein Te
leplson
Hier ließ er sich mit dein Polizeiamt
der Kolonie verbinden sind forderte
die sofortige Entiendnnq von zwei
Beamten, da er den vermiittilitlxen
Helden der letzten lsinbriiche Eiter im
Hofe habe· Gleich darauf tekephonirte
er an seinen Freund, den liteneral
Jalen nnd ersuchte ihn, so schnell wie
möglich in kommen.
Nach tanm einer Viertelstssnde
stand der gnslsre.tndliche Villenlsesitzer
schon wieder vor dem jungen Herrn
im Garten und lud iljn zn dem der
sprochenen talten Trun! in den Spei.
sesaal.
Etwas bettnruliigt bliette Herr
Briendel dabei auf einige inerllioolle
Silbergeräthe, die in diesem Raum
frei txerumstanden tsin trinmpljpis
rendeg Licht glornni in seinen Augen
aus, gle der junge Zeichner sofort
oiese Werthstiicle bemerkte nnd ganz
dicht an einen Taseslanssatz herantrat
»Schöne Arbeit«, sagte er dabei
anerkennt-nd. »Und seines Silber!«
,,Ja«, erwiderte Herr Bendel mit
sahelhafter Selb-stbeherrschung. »Der
Aussatz ist ungefähr von demselben
Werth, wie derjenige, der vorige
Woche beim General nger gestohlen
wurde.«
»Ja, dss war zu frech. nicht wahr?
rief der junge Herr. »Aha da haben
Sie in noch mehr solch schöner Städt
Dieser Pnhl zum Beispiel ist unter
Brüdern seine fünfhundert Mart
wserth."
In diesem Augenblick flog oie
Thür auf und Eise erschien auf der
Schwelle.
»Mein Gott, Pava«, rief sie aus«
»was ist denn eigentlich los? Drau
ßen sind zwei Polizisten, die Dich
sprechen wollen«
»Ach so —- hm«, itotterte Herr
BrendeL »Ach sa, es ist wegen oer
gestohlenen Hühner ——«
,,Hiihner«.-s« ries Eise in angemesse
net Verwunderung. Mein Gott, Pa
ni, wir bitten doch gar keine Hüte
net!«
»Ach so hin, hin ich meinte
natiirlich wegen der Erobeeren.«
Fassnngslog sah Eise ihren Vater
an, Ebenso sassnnqglos bemerkte in
dessen Herr Brendel, wie seine Toch
ter nnd der Einbrecker sich die Hände
schüttelten, worauf Eise erfreut ans
ries: »Wie tommen Sie denn hierher,
Herr Decier?«
Zu gleicher Zeit ertönte draußen ein
niilitiirisch irre-innrer Schritt, und Ge
neral nger trat ein.
»N«Abend. Brende«l!« rief er mit
dröhnender Stimme. »Was zum Ten
scl aiebt’5 denn so eiliges?«
»Nun eigentlich --—- eigentlich nichts,
stammelte Herr Brendel verlegen.
Doch der General hörte gar nicht
auf ihn, sondern ging mit aus-gestreck
ter Hand ans den jungen Herrn zu
nnd begrüßte ibn herzlich.
»Sie auch hier, Decier? Das ist ja
samost Sich wußte gar nicht, daß Sie
meinen FrennoVrendel kennen. Da
bin icb wohl l:ercitirt worden, nni
diese tiible Borle bier zu kosten-I«
A, fa«. rief mit einem befreien
den Aiifntjzmen der Villendesitzet
»Es- ist niiknliels eine ganz neue Mi
schlin,1. Eise. bringe doch noch ein
Glas — ich will inzwischen draußen
einen Jrrthnm erliiiren.«
Damit verschwand er schleunigst
und band den beiden draußen harren
den ilolieisten ein Märchen aus, des
sen Zusammenhang niemals ein
Sterblicher erfahren hat.
Der verineintliche Einbrecher aber
nnd Else blickten sich mit strahlenden
Augen an. Ater sie erfuhren weder
ietzt noch später — als sie längst mit
einander verheiratber waren s— weg
kralb Herr Brendel an diesem Früh
linngtaae eine Vowle gebraut hatte.
----—-.-—-———
Catilina-ag
Amtinanm . . Ja, ja, Müller, die «
zxvöslf Ehrenjungfrauen zum Em
pfange des Fürsten hätten wir glück
Lich zusammengelriegtt Wenn sie
nur nicht aar so unregelmässig ausge
fallen wären; »in-ei sind Hovsenstarp
aen von aclsr Fuß Länge nnd zwei
nur so bocb wie ’n Bniterfaß!«
Gemeindediener: »O, das macht
nichts, Herr Amtmanm die stell’n
mir einsack: i:-. die zweite Reihe; für
die zxvei Bannen araben wir ’n Loch
nnd die zwei tenrzen stellen swir aus
Ztiil)l’ da werden sie schon nas
s«
sen.
(8·-ntti«inschnng.
Onkel Hnin Nessemt Was. dn
kommst jetzt vorn Leihainik Warum
bast dn mir das nielit lief-Hi ich biitte
Dir . . . .
Stamm Das Geh aeaebenk
Onkel: Nein, doc- nicbt. aber snir
hattest Du meinen Winterroek and
aleiw versetzen tiinnen
Variatio den-eint
Lllte Jungfrau: »Nein -— achtund
Ireißiq Jahre mit demselben Namen
Ieriunznlanfen s— man krieng wahr
lkaftiq iatt!«
Ast«züalich,
Bann-: »·.Uiorz1en treib« i
zwölf Lasset aufn Marit.«
»Wie lieber onn Daboarm wo.1ßi,
dreizehn iv a ilngiiielgzahlI«
v
mein-!
Mut variet.
Herr (zornia, zu einem sehr schweig
samen Veriänfer der Pshonograpben
Branche): »Sie wollen Berkäufer fein
und Sie verstehen nicht einmal fiir
Ihre Waare »in sprechen?!«
Veriänfer sieht rul)iei): »Bitte,
mein Herr, meine Phomgknphen
sprechen 10 iijr sich ie!bfi!«
met-echte tssitriiftting.
Bettler fein Dorf verlassend): »Ein
unverschänneg Pack in dem Nest! Wo
man uni eine miloe Gabe ansprichi,
bieten sie einein Flrbeit an. Wie man
nur io faul sein kann, feine Geschäfte
isnnier vcn Fremden besorgen Rissen
in wollen!«
Vogt-ask
»Es Ist ein wahres Glück, daß der
Künstler dieses Gemälde mit seiner
Namensunterfchtift versehen hat, so
ist et wenigstens sich-er, daß man es
nicht versehrt aufhängt!«