Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, November 27, 1908, Zweiter Theil, Image 10

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    fiirstin Naja.
Roman von Etsch Ebenstem
(4. FortsetzungJ
Eber ich versichere Sie, lieber
Baron —«'
»Und ich versichere Sie als Rai
seri Freund, daß alles infame Lüge
ißt Daß ich. würde mir ein Mann
rnit dergleichen kommen, ihn einfach
vor die Klinge fordern würde! Daß
Riedberg in Solvia v. Mahrenberg
bis über die Ohren verliebt ist, den
größten Theil seiner Zeit bei ihr zu
dringt und feft entschlossen ist, sie zu
heirathen, ist zweifellos. Wenn nichts
daraus wird, so ist es feine Schuld
gewiß nicht!«
Zdenla gab ibr überlegenes Lächeln
noch immer nicht auf. »Ich gebe ja
In, daß et bemüht ist, dem Mädchen
den Dos zu machen -— aus Klugheit.
Idee heirathen? Jch bitte Sie, bester
Baron —- Sie lennen ja Snlvta so
ut wie ich —- tvenn nun Rainer die
lupheit so weit treiben sollte, zu hei
rathen. um diese gute Fürstin Lam
bach einigermaßen zu rebabilitiren.
warum denn gerade SylviaT Dann
hätte er doch reichere und passenden
Partien finden tönnenl Wenn man
eine Bernanftebe schließt, heiratbet
man doch kein armes Mädchen ohne
einflußreiche Verwandtschaft!«
»Wer seltenf Sie denn nicht ein.
daß eben darin der Beweis liegt, daß
er ans wirklicher Neigung heirathet,
nnd somit alles andere Unsinn ist?«
»Ach was »——— ich glaubkz eben
nichtl Und ich gehe jede Wette ein
—« sie urftummte plötzlich und
blickte sprachlos nach der Thüe des
Salons, welche ein Diener soeben
weit dssnete.
Beneda folgte ihrem Blick und
fal- Rainer v. Riedberg mit Syloia
Arm in Arm eintreten.
Aus Rainers Gesicht lagen Befrie
digu und Triumph. Sylvia, wel
che ern einfaches, aber passabel ge
machtes Kleid aus weißem Crepe be
chine trug ohne jedweden Schmuck,
hielt den Blick zu Boden gesenkt,
während eine tiefe Röthe aus ihren
Wangen lag. Aber jeder, der fre
kannte, war srappirt von dem Aus
druek tiefen Glückes, der strahlend
auf ibren Zügen ruhte.
Beide gingen direkt aus die Haus
frau zu, welche ihnen mit unruhig
slirnmerndern Blick entgegensah.
»Verzeih, daß wir so spät korn
rnen, liebe Tante«, sagte Rainer, die
rrd der Baronin an seine Lippen
tend, »und gestatte, daß ich dir
als Erster in Solvia meine Braut
oorsielle.«
Er athtnete aus« und auch über die
fchmalen blassen Lippen der alten
Dame kam ein hörbarer Athernzug
Gott sei Dank —- es war über
standen!
Dann flog ihr Blick zu Walter.
Er lehnte sehr blaß in einer Ecke und
froh weder Sol-via noch Rainer an.
«Irrner Junge!« dachte sie mitlei
dig. Dann aber nahm sie s· zu
fammen, schloß Solvia in ihre rme
tin-d gratulirte ihr in herzlichen Wor
en.
»Nun, Gräfin, wollen Sie immer
nhaogs weiten?« fragte Peneda bog
Zdenka fand es für gut, nicht zu
antworten.
Die rlobung machte überall
große nsation, und das Braut
Mr war den ganzen Abend über der
ttelizunkt der Gesellschaft, sehr zur
Verzweiflung Saloias, die sich vor
allen den licken, Wünschen und
Fragen am liebsten in ein Mausloch
verkrochen hätte.
Als sie Rainer nach dem Abend-l
effen eine diesbezügliche Bemerkungf
susliisterte, mußte sie zur Erkennt
nis kommen, daß er ganz und gar
Ms dachte als sie.
»Ihr warum denn, Kind?« sagte!
er, der nie so aufgeriiunrt lustig ge-»
wesen war roie heute, «daran wir-l
dt dich gewöhnen müssen —- eg i
doch satti nett, so angratulirt zu
Wi« .
I
Sydvia ahnte icht, warum es
ihm, der sich sonst in großer Gesell
schaft nie behaglich gesühTt hatte.
nnn auf einmal wie eine Er!eichte
sung dünite, Menschen, ja möglichst
viele Menschen um sich zu haben. Er
siit tete nichts so seht als das Al
leis ein mit ihr —- jetzt, da sie Ver
ioht waren. »
Und noch eine ’Ertenntniß däm-'
merke Snlvia an diesem Abend aus:
das ihr Aeußekes, wenn auch nicht
steht lächerlich, doch noch himmel
weii von dem entfernt war, was;
nun eine »el-egante junge Dame«
nennt. Sie brauchte nur die Gra
dent anzusehen in ihren schicken Mo
- bekleidet-n mit den langen weißen
Endschushen und dem Oustigen Ge
«n el von Sitzen und Fäitchen um
sen Usehnith um has zu fühlen.
Uns manchen hin rsenen Wor
Uk Hainen glaubte te zu entnehmen,
U et Werth aus Schönheit und Ele
gey iei Frauen !egte. Gestetn sprach
et M det- «senie« dek Fürstin Lam
U Ich n kleiden, und hat sie, sich
, c e in allen Stücken zum
In nehmen.
« Jst iia Im bereit, es zu
Is- Ijts h- Use befü- geöffnet
worden war. hätte sie kein Weib sein
müssen. utn nicht selbst den Wunsch
zu empfinden, hinter anderen nicht
zurück zu stehen. Ach, und sie wollte
ihm ja gesallent fiir ibn wiinschte see
plötzlich, schön zu sein, schöner als
alle anderen! »
.Wann werden Sie denn-heira:j
then?' fragte Zdenta v. Gradenl
Rainer.
»Sobald als möglich natürlichl
Es liegt tein Grund por, lange zu
warten. Jch denke, daß Sytvia nichts
dagegen haben wird, wenn mir schon
anfangs Januar beiratben.«
.Werden Sie dann eine Hochzeits
reise machen oder gleich-nach Riedenau
übersiedelni«
«Ofsen gestanden, weiß ich das
ffIns-eh nicht. Vielleicht geh-en wir zur
Saison nach Wien; Ich möchte Syl
oia, die noch nichts von der Welt
kennt, gerne in die Gesellschaft ein
sühren.«
Die Gräiin that sehr verwundert
»O —- die Flitterroochen wollen Sie
nicht allein mit ihr verbringen?«
»Wie gesagt ·— das weiß ich noch
nicht«. antwortete Rainer, sich aus
die Lippen beißend vor Aeraer über
dieses Perris-L Es wird von Stil
blas Wunsch abbängen·«
»Ich glaube taum, daß Jbre
Braut viel nach anderer Gesellschaft
verlangen wird. Sie scheint sebr an
anen zu hängen.«
.Das bosse ich. Weshalb sollte sie
mich sonst denn heirathen-ji«
»O —- es giebt vielerlei Gründe
aus denen Eben geschlossen werden«
Rainer erbebte halb vor Schreck,
halb vor Zorn
»Nun, die Ihre natürlich ist eine
Liebesheirath!« setzte die Gräfin
nicht ohne einen spöitischen Blick
hinzu.
»Gewiß.« Rainer stand aus. »Und
darf ich hoffen daß Sie sich in Zu
kunft meiner jungen Frau freundlich
annehmen werden? Wir sind ja Nackp
barsleute ...« Er sagte es in der va
gen hoffnung, ihr Mißtrauen damit
einzuschliisern sie zu besänftigen
«Selbstderstijndlich, lieber Nied
berg! Freilich wie lange, ist nur eine
Frage der Zeit! Mein Mann ge
dentt nämlich Föhrenhsain zi: verkau
sen und wieder ganz nach Böhmen zu
seinem Bruder zu ziehen«
Eh — wirklich? Davon- hatte ich
keine Ahnungk
»Wir haben uns erst vor kurzem
dazu entschlossen Mein Mann mag
uns nie nach Föhrenhain begleiten
er ist so sehr an Dobrinta gewöhnt.
Und schließlich, was sollen wirFrauen
dort immer allein?«
»Natürlich- Sie haben ganz recht.«
Auch die Gräfin stand auf. .Ver
lassen wird die liebe Sylpia übri
gens auch dann nicht sein«, setzte sie
maliziös hinzu, »denn Jhre Cousine,
die Fürstin Lambach, wird es sich
sicher nicht nehmen lassen, Shlvias
Freundin zu werden«
»Das hofse ich««, antwortete er,
ihr gerade in die Augen sehend, nicht
ohne leise Drohung im Blick.
Bald darau wurde ausgebrochen
Gerpott erwartete Shlvia mit der
altviiierischen Kutsche aus« Wahren
berg, zu der er sich im Dorfe zwei
schwerfällige Gänle geborgt hatte.
Rainer athmete erleichtert aus, wie
von einer Last befreit, als er sie glück
lich darin untergebracht hatte und dens
Wagenschlag hinter ihr schloß. — hri
Blick, der so tief und voll rein er;
Liebe war, beunruhigte ihn immer;
mehr. Nie hatte er Augen von so»
iseltsamen schönem Glanze geseheni
lSie waren wie zwei Altare, in deren
iTieke die Flammen eines heiligen
Feuers brannten das die lieblichste
aller Priesterinnen bewachte.
7J K a b i t e l. »
Niemand hatte etwas dagegen ge
habt, daß die Hochzeit gleich in den
ersten Tagen des Faschings statt
finde.
Rainer drängte, weil er dachte,
daß, war sie erst seine Frau, alles-,
was ihn jetzt beinahe heimlich quäl
te und nervös machte, zur Ruhe Lom
inen würde. Die alte Baronin Mah
renberg drängte, weil die täglichen
Besuche Rainers, verbunden rnit im
mer neuen Beitrleien Sylviag — bald
um ein neues Kleid, bald um dies
oder jenes —- eine Menge Geld koste
ten und sie zur Verzweiflung brach
ten. Und Sylvia selbst endlich ließ
sich nur zu gerne drängen, denn sie
liebte Rainer mit einer solchen in
gebun und leidenschaftlichen Se bit
rerge enheit, daß sie alles wünschte.
evas er wünschte.
vziir jeden Unbesangenen war es
ern tces«riihrendes Schauspiel, zu se
hen, wie dieses arme, bisher ver e
bens nach Liebe dürstende Kind eh
sinkt der ganzen Inbrunst eines i
lßen Temperament-es an diesen er en
Fonrxnstrahl des fggcfkleach tlaniånep
e. vte war uner " i in i rein
peftreben, Rainer zu gefallen, es
then m·1eder Beziehung recht zu ina
chen, ihn zufriedenzustellem Ihre
Liebe hatte etwas Begeistertes nnd
pemtithgex ohne daß sie indessen
M die Rede des Weibes ver
·s. Ein edler Stolz, Yes-am mit
TM Tat-W, war It III-is
’ aeipe
seen und ließ fie. so leloenitklåltlichf
ßt selbst auch empfand· doch generi
fiiletem daß Rainer Fi- Frennd non
-"rtlichteiten var. Das bettksixe
e heimlich, aber fie filstze sich schwä
gend darein. -
So waren es eher die anderen,
welche die Größe ihrer Liebe errie
tbere, als er selbs. Manchmal freil
lich enthäsie ihm irgend ein kleiner
Anlaß, was in ihr vorging. Dann
war er erschüttert und machte sich
selbst die bittersten Vorwürfe, daß
er it- fo wenia Wärme zeigte. Aber
er hätte es als ein Unrecht aegen
Aglajja angesehen. wenn er anders
en ware.
Einmal versuchte es Sepliine
«Doll. Saloiai Gefühle auf ein lud
leres Maß zuriick ufiilnern Sie sprach
ihr von den Gep logenheiten der ro-!
ßen Welt, vonkdsen mancherlei Lntsi
täuschungen, welche die Ehe oft mit
sich bringe, und daß man von einem
Manne spie Rainer eher Freundschaftl
als leidenschaftliche Liebe erwartenl
lännr. «
Sylvia hörte lächelnd zu undi
schüttelte dann nnaläubia den Kopf.
»Aus Freundschaft heirathet man
nicht!« sagte sie« «und wgs Liebe ift.
das fühle ich doch. O, Tante DolL
ich bin ja so namenlos ·liicllich!
Wenn Rainer es auch nicht cio zeigt
— vielleicht schämt er sich nur —
aber irn Grunde liebt er mich doch
gewiß ebenso, wsie ich ihn, fonft hätte
er ia nicht um mich geworden!«
Diefen Traum durch ein offenes
Wort brutal zu zerstören. fühlte sich
die gute alte Baronin außer Stande
nnd ließ die Dinae gelten, wie es ih
nen gefiel.
Fiir den 20. Januar war die
Trauung angesetzt Peneda sollte
Rainers Beistand, Walter derjenige
Salt-ins fein. Es hatte letzteren ein
schweres Opfer getoftei, zuzufaaem
aber man wollte bei der Hochzeit, die
llein und einfach auf Mahrenberg
gefeiert werden sollte, keinen Frem
den. Stils-in lelbft bat ihn so herz
lich, Haß er es ihr nicht abschlagen;
lontltc· s
Gradens swaren nicht zu umgehen
gewesen. Erstens waren sie die ein
zigen näheren Bekannten Syloias.»
und ohne fie hätte die Braut nichts
einmal Kranziungsern gehabt. undI
zweitens hatten sie sich sozusagenj
selbst eingeladen. «
Daß Laja Lambach nicht kommen
würde, hatte Sephine Doll als selbst
verständlich angenommen, und auch
Rainer athmete auf, als sie ihm bald
nach der Verlobung schrieb, daß es
ihr unmöglich sein würde, ihn als
Bräutigam zu sehen. Sie wollte
deshalb fo bald als möglich nach
Kairo reisen, wohin auch ihr Gatte
Anfang Januar komme und einige
Wochen zu bleiben beabsichtige, ehe
er in die Heimath zurückkehre.
Diese Trennung würde ihnen den
Uebergang zu wirklicher, ehrlicher
Freundschaft sehr erleichtern, dachte
Rainer. Er ging im Dezember nach
Wien. um dort Geschäfte zu erledi
gen und einige Sachen für Riedenan
einzutausen. Weihnachten verbrachte
er mit Peneda in dessen Wiener
Junggesellenheim.
Seine Briefe an Sylpia waren
kurz, aber freundlich. die ihren lang
und voll verhaltener Leiden chaft.
Am 15. Januar reistrn Peneda
und Rainer nach Hubertuöruhr. und
schon am nächsten Tage eilte letzterer
nach Pollen-tm um Tante Sephine
zu begrüßen. Es war saft, als ob
er das Wiedersehen mit Seslvia fürch
tete und darum zuerst nach Dollenau
ging
ie erste Person, die er dort an
traf, war —— Laja. Beftiirzt, ver
wirrt wich er zurück. Sie stand im
Schnee, wenige Schritte rot dein
Portal des Schlosses und hielt ihr
Reitpferd am Zügel. Jhr Blick suchte
den seinen unruhig und ein wenig
schuldbewußt. «
»Laja —- du hier?« brachte er end
lich mühsam herauf-, »du bist nicht
nach Aeghpten gereift?«
»Wie du siehst, nein· Von Sol
tani erer ich· wann du kommst,
und dachte mir, daß du gleich heute
herüber nach Dollenau kommen wür
dest. Seit einer Stunde mache ich
mir hier zu schaffen, um dich zuerst
Er sah, daß sie noch blösser war
als sonst und zitterte. »O Laja —
und warum das? Warum diese Qua!
dir —- und mir?« stieß er heraus-.
»Warum« Weil ich es einfach
nicht länger aushielt ohne dich, weil
ich dabei sein muß, weil —- nein,
fürchte dich nicht«, fuhr sie hastig,
beinahe rauh fort, »ich werde ganz
vernünftig sein. Bei Snlvia war ich
schon, habe Freundschaft mit ishr ge
schlossen.«
«Und'i«
»Ich hoffe, es wird gehen —- wie
wir gedacht haben. Sie ist ein gu
tes, harmlosee Kind. Und ich — du
weißt ja, ich bin immer vernünftig.«
Tros dieser Worte war etwas an
Laia, das Rainer unruhig maacr.
War ei die lasse Trennung, o r
war sie wirllt anders als seitheri»
Sie kam ihm au geregt, beinahe ver-;
stört vor.
»Du zitterst ja — ist dir kalt-eM
fragte er besorgt.
»Ja. Gehe nun hinauf, ich will
mich umkleiden und komme später
in den- Satori. Tante Sephine
braucht ni t in wissen, baß wir uns
schon getro fen haben. Sie ist ahne
hin wenig entzückt von meinem
Kommen, und wäre ich nicht eine
Voll ich fqlaniw sie hätte mich wie
der ims- aiatxs .
Ue evpe Folge dieses unerwarte
ten Des-ichs von Laia Samt-ach war,
daß die Odennin Voll aus das be
stimmtesle ertliirte, unter die-sen Unr
stsndes nicht bei der Trauung sein
in wollen.
Und dabei blieb sie. Lasas Konr
nrertf ihre Verstörtheit, vielleicht auch
« manche unkdachte Aeusserung hatten
kihe den leiten Zweifel genommen
! Sie wußte nun, wie es aar die hei
l den stand.
» .Jch hin ja felsensest davon über
zeugt, daß eure Neigung an sictd
rein und schnidlos ist« gehe auch zu.
daß man sür Gefühle nicht taten«
aber was weiter geschad, ist eine
Irivolitiit«, sagte sie zu Rainer,
»und zudem eine große Selbsitän
schwa«
.Wieso Selbsitäetschuna?« fragte
Rainer. »Ich weine im GegentheiL
daß wir unsere Lage sehr tlar erwo
aen haben und den einzigen Aus
weg ——-«
Zither begreifst dn kenn nicht, daß
das lein Ausweg ist« sondern nur
eine neue Verwiellung!'· ries die Ba
ronin heftig. «Vor allern täuscht
ihr euch ither die Gesiibrlichtett eures
Vertehrs. Heute seid ihr voll ernten
Willens, heute seid ihr bereit, zu
entsagen, und glaubt, das hänge nur
von euch ad. Aber Leidenschaft ist
ein gesithrlicheö Ding. Ueber Nacht
kann sie euch iiber den Kopf wachsen!
Jetzt ist sie ein kleines Feuer, das
ihr spielend nährt durch Blicke und
Worte ——- morgen schon lasen es ein
Feuerbrand sein« dessen Flammen
euch nnd andere J- Unschuldiae —
vernichtenl Nein. Wenn ein Mann
das Ungliiel hat, eine verheirathete
Frau zu lieben, dann giebt es nur
eine Rettung: sie ganz unsd siir im
mer Fu fliehen. Das ist fina, das
ist ehrlich, das ist tapfer. Jhr aber
handelt seiae nnd egoistisch, nnd
darum will ich absolut nichts mit der
Sache zu thun haben. Daß du, La
ja, nun aar hertamst, finde ich
schamlos. Was willst du denn?
Schon seht zwischen ihn und Snlvia
treten? Dich weiden an der Ah
nungölosigleit des armen Opfers,
das ihr eurer wahnsinnigen Ber
hlendung hringti«
Die Fürstin stand erregt aus-T
,,Gestatte, daß ich mich entferne,
Tantr. Du bist hart und ungerecht
Jch will Snlvia eine aufrichtige
Freundin sein, wie ich es Rainer
m.«
»O- nein, ich bin nicht ungerecht
sondern nur zu wahr· Daß du
Sylvia jetzt leicht geblendet hast,
glaub’ ich dir qerne.. Aber wehe dir
und ihr. wenn sie eines Tages seh-nd
wird! Und sie wird sehend wer
den!« —
Wie ein böses Omen klangen
diese Worte sort und sort in Rainer-s
Seele nach, trotz allem. was er sich
sonst einredete, und jeder kleinste
Umsiand gab ihnen neue Nahrung.
»Sie ist reizend, deine Fürstin!«
sagte Sylvia zwei Tage später voll
unbefangenen Lkntziickens, na dem
ihr Brautstaat unter Lasas nlei
tung zusammengestellt worden war.
»An alles denkt sie, in allem räth sie
mir. Wenn ich dir in meinem Braut
staat gefallen werde, so wird es nur
ihr Verdienst sein!«
Sie hatte keine Ahnung, wie ihn
schon die Bezeichnung »reine Für
stin« aus ihrem Munde quälte.
»So kam endlich der 20. Januar
heran. Ein märchendast alt ernder.
klarer Wintertag mit weiß reiiten
Bäumen und hellem Sonnenschein
Tante Sephine hatte sich durch
Umvohlsein im letzten Augenblick
entschuldigen lassen, alle anderen
waren pünktlich zur Stelle. und um
els Uhr wurde in der kleinen Mah
renberger Schloßkapelle die Trauung
vollzogen.
Ein aanz kleines Publikum hattes
sich eingefunden, und die junneBrauL
die reizend aussah in ihrem einfachen
weißen Kleid mit dem langen kostba
ren Schleier -—— einem der wenigen
noch übriq gebliebenen Mahrenderg’
schen Familienstücken -— anzustaunen
,,Jch wünsche ihr nur eines«. flü
sierte die Grösin Graden der neoen
ihr aus der Kapelle schreitenden
Aglasa zu, »daß sie immer so vor
Glück strahlen möchte wie heute, die
kleine Sylvia2 Es ist erstaunlich,
toie hübsch sie aussieht —— kaum wie
derzuerkennen für die, welche sie frü
her kannten!«
e»Die Fürstin antwortete nicht. Sie
fah elend aus in ihrem tostbaren
blasiblauen Gewand mit den fun
keknden Diamanten zwischen den
Spihen Diese Trauung war für
sie ein Marmrium gewesen, wie sie
noch keines je erlebt. Bei Naiv-ers
«Ja«, das laut und fest durch den
Raum klang, hatte sie das Taschen
tuch an die Likpen gepreßt, um nicht
laut aufzuschteten. Noch jetzt hielt»
fie linch taum auf den Beinen. Daß’
sie ihren Gefüsen weit iiber dak’
Maß der Freundschaft« hinaus
ging. fühlte sie sonnentlar.
Und ers
Der Trauung folgte ein tuqu
M l in dem iroh aller Blumen uni
Reine - Guirlanden ungemüthlichen
ESveisesaaL Peneda und Walte
Sternbera brachten Toaste aus, Rai
ner erwiderte dankend.
»An es nur schon vorüber —
endlich oorliherl« dachte Laia Lom
hach voll Qual. »Bei Gott, ich hätte
nicht kommen sollen — es ist zu viel
fiir mich — ich verliere noch den
Verhandl«
Auch Rainer so wie auf Nadeln
Er wagte nicht d Fürstin anzuse
n, nnd erhe e, so oft Syloia das
i an ihn richtete. Auch et dachte
e
irrte-et »So-ja hätte nicht kommen
s sollen, dann wäre alles leichter!« :
Ein unenHiches Mitleid mit Sul-1
via ergriff ihn. Nun war sie seine
Frau — und er! Rein. nicht den-J
vlklli i
Er wollte ja alles thun, um ge
glücklich fu machen. deute noch rei e1
er mit hr nach dem Silden. Wie»
nurde sie staunen und sich freuen.
um »Ja die ihr fremde vermeintest
Auch später in Riedenau —- er hatte’
alles aufs prächtiaste in Stand setzen
lassen zu ihrem Empfang —- jeder
Wunsch sollte ihr erfüllt werden.
Sie, die nichts als Entbehrunaen
und Knauserei kannte, würde nunt
mitten im vollen leben. Und dannj
noch die Ueberraschung — Raineri
ertavpte sich plötzlich aus einem selt-1
famen Gefühl: er freute sich beinahe(
kindisch aus Snlvias Freude. Ihre
herrlichen Augen« wenn sie fo vollj
Glück und Dankbarkeit aus ihm«
ruhten, thisien ihm auf einmal wohl,
occur-isten ihn. i
Er erfchrat faft iiber diese Ent
verluna und sein Blick glitt scheu
zur Fürstin hinüber.
Lori v. Graden saß neben WalteH
Sternberg. Dieser war zerstreut und»
roorttarg, aber sie gab sich redlich
Mühe, ihn zu erheitern. Sie ahnte
mit dem Jnftintt des Weibes, mass
in ihm vorging, und da sie ihn nicht
blos heimlich liebte. sondern sehr
zielbewußt in ihm auch ihren künf
tigen Gatten sah, den sie sich erobern
wollte, so unterdrückte sie tlug alle
Eifersucht und that das, von dem sie
wußte, daß es ihm am liebsten
war: sie sprach von Syloia. Nicht
von der jetzigen Gräfin kliiedbera.
sondern von der Snlrsia von einfi,
mit der sie Tennis gespielt und barrn
loien Unsinn qetrieben hatten.
Endlich hob Stiloias Großmutter
die Tafel auf und erinnerte Snlvia
daran, baß es Zeit fei, sich zur Reise
nmzutleiden·
Zdenla v. Graden erbot sich, ihr
dabei behilflich zu lein. Saloias
Blick suchte zwar die Fürstin, aber
diese lehnte, scheinbar in Gedanken
versunken, in einer der Fensterni
Fien und starrte in den winterlichen
arl hinab.
Nachdem sich die Grälin mit der
Braut entfernt, begaben sich die Zu
rückbleibenden in den anstoßenden
Salorn Hier trat die alte Mahnu
bera zu Rainer. »Weiß sie es schon?
Haft du es ihr gesagt?« fragte sie
halblaut.
Er verneinte. »S:ilvia lall es in
der ersten Stunde des Alleinieins
erfahren. Glaubst du« daß es ihr
Freude machen wird-W
Die Baronin blickte ihn halb be
wundernd, halb neidifch an. »Frau-et
Es ist ein fürstlichea hochzeitsgo
ichenll Jeh hoffe nur« fee wird sich
allzeit des Glückes würdig erweisen
das du ihr bereiteft.«
Rainer erröthete tief. Verworrene
Empfindungen stiegen in ihm auf.
»Wenn Geld glücklich machen tönntel«
dachte er, »dann ja«, aber er wußte es
genau. Salvia würde darin ihr Gliicl
nicht suchen.
8.Kapitel.
Rainer und Peneda zogen sich in
eine Art Galerie zurück, welche an den
Zalon grenzte, um in Eile ein paar
Eigarretten zu rauchen.
»Nun, wie ist dir zu Muthe. Nied
berg?« fragte Peneda, langsam aus
und ab gehend. »Ein wenig wie dem
gesangenen Vogel, hinter dem die Mi
sigthiir endgirltig zugefallen itt —
nicht?" s
»Nein, antwortete Rainer zer
streut, denn er hatte bei einem Blick
Durchs Fenster die Fürstin ertannt,
welche hastig nach dem rückwärtiaen
Theil des Gartenk schritt. »Was will
sie dort?« dachte er beunruhigt. Trotz
der Kälte hatte sie nur ein leichtes
Tuch unt die Schultern —- sie tonnte
sich den Tod holen! Und weshalb ver
liesz sie die anderen?
Peneda betrachtete ihn kopfschüt
telnd. Mensch, du bist mir ein
Rächselt Entweder du bist rettungs
los verliebt in die Kleine oder —«
.Oder trinkt«
»Du weißt nicht« was site ein ho
hes Gut die goldene Freiheit ist!«
«Ach sol« Er blickte wieder zer
streut zutn Fenster hinaus
»Jch glaube gar, du« hörst nichts
einmal, was ich sagei Was starrsti
du denn da hinab aus den Schnee?«;
«Doch — ich höre alles. Natürli
bin ich verliebt. Warum hätte r
sonst heirathen solle-ti«
«Eigentlich laaischt Dennoch M
du mir leid. Wenn ich mich an deine
Stelle versesr. — Uebrigens hat gch
die Kleine prächtig entpuppt. u
hattest recht damals rnit der Son
nenseite. Nur daß sie nicht irnnrer
so bleiben, die Weiber! Man braucht
nur diese Graden und ihre Mary an
zusehen. heute ist Mai-n eine Schön
it, und in zwanzig Jahren wird sie
ein und aussehen wie ihre Mutter.
So wird es auch rntt Svlpia eben.
»Wozn sagst du mir das a es?«
Ich stelle nur Betrachtungen an.
Auch sonst verändern sich die Frauen
sehr in der Ehe —- paß nur auf:
Aus den verliebten, fügsanren Ge
schöpfen werden oft die widerborstigs
sten Katzen Bereite dich nur aus der:
Wechsel alles erischrn vor!'« Er
lachte nnd llapste Rainer auf die
Schulter. »ilebrigens wollte ich dir
nicht banqe machen. Du brauchst
wirklich nickt so verstört dreinzu
schauen!«
»Ich finde es abscheulich lalt hier«.
sagte Rainer. »Willst du nicht wieder
in den Ealon lornmenit«
»Du hast recht ——'« Peneda warf
seine Cigarrette fort. »Man holt sich
sonst noch einen Schnupfen. Wenn
ich Herr aus Mahrenberg wäre, ließe
ich aus dieser Galetie einen Winter
anrien mit Lustheizuna machen.«
Sie tehrten in den Salon zurück.
Rainers Blick qlitt suchend umher.
Nein, Lai: war nicht da. Da ergriff
ibn eine wirkliche Unruhe. »Sie muß
sich auf den Tod erliilten da unten
was zum Kuckuck fällt ihr denn nur
eini« murmelte er und verließ unbe
rnertt von den anderen den Solon
Jn Sylvias Ereinitane fand er
sie. Sie faß in dem lleinen Rinden
lxäuscben, den Kon in den Händen
vergraben. Witdes Schluchzen er
schiitterte ilzren Körper.
»Laja um Gottes willen -——
was machst du viers« ftaminelte Rai
ner fassunnsloL
Da fprnng sie außer sich auf und
warf fich ihm leidenschaftlich an die
Brust. ,eO, dn... dul« tmn es ab
gerissen über ihre Lippen »Ich er
traa’s nicht — ich iann dich nicht fe
ben neben ibrt Jetzt erft -— jetzt, wo
ichsidich verliere, weiß ich, was du mir
di .«
Nriner stand regungslos, wie vom
Blitz getroffen, und wagte tanrn zu
atbmem Er fiiblte die behende Lais
fchnxer an feiner Brust ruhen, vie zit
ternden Finaer sich an feinem Nacken
ineinander irainpfen. als wollten sie
ihn nie wieder frei neben, die Lippen
der geliebten Frau sich zum erften
Male brennend auf die feinen pressen.
Er aber empfand tein Entzücken
dabei. Ein Schauder lief ihm iiber
den Mitten. Vor feiner Seele er
schien Tante Sephines ernites Ge
sicht. und er hörte ihre Worte: »Lei
denfchaft ift ein gefährliches Ding.
Ueber Nacht tann sie zum Feuer
brand werden und euch iiber den
Kopf wachsen!« Nun war eg- ge
fchetsen
Bei Lajal
In ibnr blieb alles kalt uno todt.
Sie hörten es beide nicht, daß ein
leichter Schritt sich dein Nindenhäuss
chen näherte. »
-vl«.-ia die raich rnit ihrer Toi
leite fertig geworden war, wollte, ehe
sie sich iuriiet m den Solon begab,
noch Abschied nehmen von dem einri
gen Fleckchen lirde aus Mribrenberch
das ihr lieb gewesen war.
Mortsetzung folgt.) · »
—-»--·..--—
Es dauert ziemlich lange, bis der
Mensch sprechen lernt, aber es dauert
viel länger« ihm das Schwatzen abzu
gewöhnen.
VI f O
Unsern Matrosen in Anton hat das
chinesiiche Diner nicht behagt. Chop
Suey tönnen sie ja auch äu hause has
ben.
I O O
Es gehört nicht immer Verstand
dazu, ein Verständnis für etwas zu
haben.
I I I
England ist ungefähr so groß wie
Arizona. aber während Arizona nur
einen Kieter hat, gibt es oon dieser
Sorte in England hunderir.
O c O
Costro war selbst siir das bollandis
sche Phlegrna zu viel. Aber wie die
iGescbichte ausgeben wird, ist einst
weilen noch nicht recht einzusehen.
sen-schmis. f
Sttäfling( der zum ersten Male eine Strafe anttitt, als et den seht
dicken Direktor und Mktermecster sieht, für sich): »Na. die Verwesung
sann biet nicht schlecht sank