fiirstin Naja. Roman von Etsch Ebenstem (4. FortsetzungJ Eber ich versichere Sie, lieber Baron —«' »Und ich versichere Sie als Rai seri Freund, daß alles infame Lüge ißt Daß ich. würde mir ein Mann rnit dergleichen kommen, ihn einfach vor die Klinge fordern würde! Daß Riedberg in Solvia v. Mahrenberg bis über die Ohren verliebt ist, den größten Theil seiner Zeit bei ihr zu dringt und feft entschlossen ist, sie zu heirathen, ist zweifellos. Wenn nichts daraus wird, so ist es feine Schuld gewiß nicht!« Zdenla gab ibr überlegenes Lächeln noch immer nicht auf. »Ich gebe ja In, daß et bemüht ist, dem Mädchen den Dos zu machen -— aus Klugheit. Idee heirathen? Jch bitte Sie, bester Baron —- Sie lennen ja Snlvta so ut wie ich —- tvenn nun Rainer die lupheit so weit treiben sollte, zu hei rathen. um diese gute Fürstin Lam bach einigermaßen zu rebabilitiren. warum denn gerade SylviaT Dann hätte er doch reichere und passenden Partien finden tönnenl Wenn man eine Bernanftebe schließt, heiratbet man doch kein armes Mädchen ohne einflußreiche Verwandtschaft!« »Wer seltenf Sie denn nicht ein. daß eben darin der Beweis liegt, daß er ans wirklicher Neigung heirathet, nnd somit alles andere Unsinn ist?« »Ach was »——— ich glaubkz eben nichtl Und ich gehe jede Wette ein —« sie urftummte plötzlich und blickte sprachlos nach der Thüe des Salons, welche ein Diener soeben weit dssnete. Beneda folgte ihrem Blick und fal- Rainer v. Riedberg mit Syloia Arm in Arm eintreten. Aus Rainers Gesicht lagen Befrie digu und Triumph. Sylvia, wel che ern einfaches, aber passabel ge machtes Kleid aus weißem Crepe be chine trug ohne jedweden Schmuck, hielt den Blick zu Boden gesenkt, während eine tiefe Röthe aus ihren Wangen lag. Aber jeder, der fre kannte, war srappirt von dem Aus druek tiefen Glückes, der strahlend auf ibren Zügen ruhte. Beide gingen direkt aus die Haus frau zu, welche ihnen mit unruhig slirnmerndern Blick entgegensah. »Verzeih, daß wir so spät korn rnen, liebe Tante«, sagte Rainer, die rrd der Baronin an seine Lippen tend, »und gestatte, daß ich dir als Erster in Solvia meine Braut oorsielle.« Er athtnete aus« und auch über die fchmalen blassen Lippen der alten Dame kam ein hörbarer Athernzug Gott sei Dank —- es war über standen! Dann flog ihr Blick zu Walter. Er lehnte sehr blaß in einer Ecke und froh weder Sol-via noch Rainer an. «Irrner Junge!« dachte sie mitlei dig. Dann aber nahm sie s· zu fammen, schloß Solvia in ihre rme tin-d gratulirte ihr in herzlichen Wor en. »Nun, Gräfin, wollen Sie immer nhaogs weiten?« fragte Peneda bog Zdenka fand es für gut, nicht zu antworten. Die rlobung machte überall große nsation, und das Braut Mr war den ganzen Abend über der ttelizunkt der Gesellschaft, sehr zur Verzweiflung Saloias, die sich vor allen den licken, Wünschen und Fragen am liebsten in ein Mausloch verkrochen hätte. Als sie Rainer nach dem Abend-l effen eine diesbezügliche Bemerkungf susliisterte, mußte sie zur Erkennt nis kommen, daß er ganz und gar Ms dachte als sie. »Ihr warum denn, Kind?« sagte! er, der nie so aufgeriiunrt lustig ge-» wesen war roie heute, «daran wir-l dt dich gewöhnen müssen —- eg i doch satti nett, so angratulirt zu Wi« . I Sydvia ahnte icht, warum es ihm, der sich sonst in großer Gesell schaft nie behaglich gesühTt hatte. nnn auf einmal wie eine Er!eichte sung dünite, Menschen, ja möglichst viele Menschen um sich zu haben. Er siit tete nichts so seht als das Al leis ein mit ihr —- jetzt, da sie Ver ioht waren. » Und noch eine ’Ertenntniß däm-' merke Snlvia an diesem Abend aus: das ihr Aeußekes, wenn auch nicht steht lächerlich, doch noch himmel weii von dem entfernt war, was; nun eine »el-egante junge Dame« nennt. Sie brauchte nur die Gra dent anzusehen in ihren schicken Mo - bekleidet-n mit den langen weißen Endschushen und dem Oustigen Ge «n el von Sitzen und Fäitchen um sen Usehnith um has zu fühlen. Uns manchen hin rsenen Wor Uk Hainen glaubte te zu entnehmen, U et Werth aus Schönheit und Ele gey iei Frauen !egte. Gestetn sprach et M det- «senie« dek Fürstin Lam U Ich n kleiden, und hat sie, sich , c e in allen Stücken zum In nehmen. « Jst iia Im bereit, es zu Is- Ijts h- Use befü- geöffnet worden war. hätte sie kein Weib sein müssen. utn nicht selbst den Wunsch zu empfinden, hinter anderen nicht zurück zu stehen. Ach, und sie wollte ihm ja gesallent fiir ibn wiinschte see plötzlich, schön zu sein, schöner als alle anderen! » .Wann werden Sie denn-heira:j then?' fragte Zdenta v. Gradenl Rainer. »Sobald als möglich natürlichl Es liegt tein Grund por, lange zu warten. Jch denke, daß Sytvia nichts dagegen haben wird, wenn mir schon anfangs Januar beiratben.« .Werden Sie dann eine Hochzeits reise machen oder gleich-nach Riedenau übersiedelni« «Ofsen gestanden, weiß ich das ffIns-eh nicht. Vielleicht geh-en wir zur Saison nach Wien; Ich möchte Syl oia, die noch nichts von der Welt kennt, gerne in die Gesellschaft ein sühren.« Die Gräiin that sehr verwundert »O —- die Flitterroochen wollen Sie nicht allein mit ihr verbringen?« »Wie gesagt ·— das weiß ich noch nicht«. antwortete Rainer, sich aus die Lippen beißend vor Aeraer über dieses Perris-L Es wird von Stil blas Wunsch abbängen·« »Ich glaube taum, daß Jbre Braut viel nach anderer Gesellschaft verlangen wird. Sie scheint sebr an anen zu hängen.« .Das bosse ich. Weshalb sollte sie mich sonst denn heirathen-ji« »O —- es giebt vielerlei Gründe aus denen Eben geschlossen werden« Rainer erbebte halb vor Schreck, halb vor Zorn »Nun, die Ihre natürlich ist eine Liebesheirath!« setzte die Gräfin nicht ohne einen spöitischen Blick hinzu. »Gewiß.« Rainer stand aus. »Und darf ich hoffen daß Sie sich in Zu kunft meiner jungen Frau freundlich annehmen werden? Wir sind ja Nackp barsleute ...« Er sagte es in der va gen hoffnung, ihr Mißtrauen damit einzuschliisern sie zu besänftigen «Selbstderstijndlich, lieber Nied berg! Freilich wie lange, ist nur eine Frage der Zeit! Mein Mann ge dentt nämlich Föhrenhsain zi: verkau sen und wieder ganz nach Böhmen zu seinem Bruder zu ziehen« Eh — wirklich? Davon- hatte ich keine Ahnungk »Wir haben uns erst vor kurzem dazu entschlossen Mein Mann mag uns nie nach Föhrenhain begleiten er ist so sehr an Dobrinta gewöhnt. Und schließlich, was sollen wirFrauen dort immer allein?« »Natürlich- Sie haben ganz recht.« Auch die Gräfin stand auf. .Ver lassen wird die liebe Sylpia übri gens auch dann nicht sein«, setzte sie maliziös hinzu, »denn Jhre Cousine, die Fürstin Lambach, wird es sich sicher nicht nehmen lassen, Shlvias Freundin zu werden« »Das hofse ich««, antwortete er, ihr gerade in die Augen sehend, nicht ohne leise Drohung im Blick. Bald darau wurde ausgebrochen Gerpott erwartete Shlvia mit der altviiierischen Kutsche aus« Wahren berg, zu der er sich im Dorfe zwei schwerfällige Gänle geborgt hatte. Rainer athmete erleichtert aus, wie von einer Last befreit, als er sie glück lich darin untergebracht hatte und dens Wagenschlag hinter ihr schloß. — hri Blick, der so tief und voll rein er; Liebe war, beunruhigte ihn immer; mehr. Nie hatte er Augen von so» iseltsamen schönem Glanze geseheni lSie waren wie zwei Altare, in deren iTieke die Flammen eines heiligen Feuers brannten das die lieblichste aller Priesterinnen bewachte. 7J K a b i t e l. » Niemand hatte etwas dagegen ge habt, daß die Hochzeit gleich in den ersten Tagen des Faschings statt finde. Rainer drängte, weil er dachte, daß, war sie erst seine Frau, alles-, was ihn jetzt beinahe heimlich quäl te und nervös machte, zur Ruhe Lom inen würde. Die alte Baronin Mah renberg drängte, weil die täglichen Besuche Rainers, verbunden rnit im mer neuen Beitrleien Sylviag — bald um ein neues Kleid, bald um dies oder jenes —- eine Menge Geld koste ten und sie zur Verzweiflung brach ten. Und Sylvia selbst endlich ließ sich nur zu gerne drängen, denn sie liebte Rainer mit einer solchen in gebun und leidenschaftlichen Se bit rerge enheit, daß sie alles wünschte. evas er wünschte. vziir jeden Unbesangenen war es ern tces«riihrendes Schauspiel, zu se hen, wie dieses arme, bisher ver e bens nach Liebe dürstende Kind eh sinkt der ganzen Inbrunst eines i lßen Temperament-es an diesen er en Fonrxnstrahl des fggcfkleach tlaniånep e. vte war uner " i in i rein peftreben, Rainer zu gefallen, es then m·1eder Beziehung recht zu ina chen, ihn zufriedenzustellem Ihre Liebe hatte etwas Begeistertes nnd pemtithgex ohne daß sie indessen M die Rede des Weibes ver ·s. Ein edler Stolz, Yes-am mit TM Tat-W, war It III-is ’ aeipe seen und ließ fie. so leloenitklåltlichf ßt selbst auch empfand· doch generi fiiletem daß Rainer Fi- Frennd non -"rtlichteiten var. Das bettksixe e heimlich, aber fie filstze sich schwä gend darein. - So waren es eher die anderen, welche die Größe ihrer Liebe errie tbere, als er selbs. Manchmal freil lich enthäsie ihm irgend ein kleiner Anlaß, was in ihr vorging. Dann war er erschüttert und machte sich selbst die bittersten Vorwürfe, daß er it- fo wenia Wärme zeigte. Aber er hätte es als ein Unrecht aegen Aglajja angesehen. wenn er anders en ware. Einmal versuchte es Sepliine «Doll. Saloiai Gefühle auf ein lud leres Maß zuriick ufiilnern Sie sprach ihr von den Gep logenheiten der ro-! ßen Welt, vonkdsen mancherlei Lntsi täuschungen, welche die Ehe oft mit sich bringe, und daß man von einem Manne spie Rainer eher Freundschaftl als leidenschaftliche Liebe erwartenl lännr. « Sylvia hörte lächelnd zu undi schüttelte dann nnaläubia den Kopf. »Aus Freundschaft heirathet man nicht!« sagte sie« «und wgs Liebe ift. das fühle ich doch. O, Tante DolL ich bin ja so namenlos ·liicllich! Wenn Rainer es auch nicht cio zeigt — vielleicht schämt er sich nur — aber irn Grunde liebt er mich doch gewiß ebenso, wsie ich ihn, fonft hätte er ia nicht um mich geworden!« Diefen Traum durch ein offenes Wort brutal zu zerstören. fühlte sich die gute alte Baronin außer Stande nnd ließ die Dinae gelten, wie es ih nen gefiel. Fiir den 20. Januar war die Trauung angesetzt Peneda sollte Rainers Beistand, Walter derjenige Salt-ins fein. Es hatte letzteren ein schweres Opfer getoftei, zuzufaaem aber man wollte bei der Hochzeit, die llein und einfach auf Mahrenberg gefeiert werden sollte, keinen Frem den. Stils-in lelbft bat ihn so herz lich, Haß er es ihr nicht abschlagen; lontltc· s Gradens swaren nicht zu umgehen gewesen. Erstens waren sie die ein zigen näheren Bekannten Syloias.» und ohne fie hätte die Braut nichts einmal Kranziungsern gehabt. undI zweitens hatten sie sich sozusagenj selbst eingeladen. « Daß Laja Lambach nicht kommen würde, hatte Sephine Doll als selbst verständlich angenommen, und auch Rainer athmete auf, als sie ihm bald nach der Verlobung schrieb, daß es ihr unmöglich sein würde, ihn als Bräutigam zu sehen. Sie wollte deshalb fo bald als möglich nach Kairo reisen, wohin auch ihr Gatte Anfang Januar komme und einige Wochen zu bleiben beabsichtige, ehe er in die Heimath zurückkehre. Diese Trennung würde ihnen den Uebergang zu wirklicher, ehrlicher Freundschaft sehr erleichtern, dachte Rainer. Er ging im Dezember nach Wien. um dort Geschäfte zu erledi gen und einige Sachen für Riedenan einzutausen. Weihnachten verbrachte er mit Peneda in dessen Wiener Junggesellenheim. Seine Briefe an Sylpia waren kurz, aber freundlich. die ihren lang und voll verhaltener Leiden chaft. Am 15. Januar reistrn Peneda und Rainer nach Hubertuöruhr. und schon am nächsten Tage eilte letzterer nach Pollen-tm um Tante Sephine zu begrüßen. Es war saft, als ob er das Wiedersehen mit Seslvia fürch tete und darum zuerst nach Dollenau ging ie erste Person, die er dort an traf, war —— Laja. Beftiirzt, ver wirrt wich er zurück. Sie stand im Schnee, wenige Schritte rot dein Portal des Schlosses und hielt ihr Reitpferd am Zügel. Jhr Blick suchte den seinen unruhig und ein wenig schuldbewußt. « »Laja —- du hier?« brachte er end lich mühsam herauf-, »du bist nicht nach Aeghpten gereift?« »Wie du siehst, nein· Von Sol tani erer ich· wann du kommst, und dachte mir, daß du gleich heute herüber nach Dollenau kommen wür dest. Seit einer Stunde mache ich mir hier zu schaffen, um dich zuerst Er sah, daß sie noch blösser war als sonst und zitterte. »O Laja — und warum das? Warum diese Qua! dir —- und mir?« stieß er heraus-. »Warum« Weil ich es einfach nicht länger aushielt ohne dich, weil ich dabei sein muß, weil —- nein, fürchte dich nicht«, fuhr sie hastig, beinahe rauh fort, »ich werde ganz vernünftig sein. Bei Snlvia war ich schon, habe Freundschaft mit ishr ge schlossen.« «Und'i« »Ich hoffe, es wird gehen —- wie wir gedacht haben. Sie ist ein gu tes, harmlosee Kind. Und ich — du weißt ja, ich bin immer vernünftig.« Tros dieser Worte war etwas an Laia, das Rainer unruhig maacr. War ei die lasse Trennung, o r war sie wirllt anders als seitheri» Sie kam ihm au geregt, beinahe ver-; stört vor. »Du zitterst ja — ist dir kalt-eM fragte er besorgt. »Ja. Gehe nun hinauf, ich will mich umkleiden und komme später in den- Satori. Tante Sephine braucht ni t in wissen, baß wir uns schon getro fen haben. Sie ist ahne hin wenig entzückt von meinem Kommen, und wäre ich nicht eine Voll ich fqlaniw sie hätte mich wie der ims- aiatxs . Ue evpe Folge dieses unerwarte ten Des-ichs von Laia Samt-ach war, daß die Odennin Voll aus das be stimmtesle ertliirte, unter die-sen Unr stsndes nicht bei der Trauung sein in wollen. Und dabei blieb sie. Lasas Konr nrertf ihre Verstörtheit, vielleicht auch « manche unkdachte Aeusserung hatten kihe den leiten Zweifel genommen ! Sie wußte nun, wie es aar die hei l den stand. » .Jch hin ja felsensest davon über zeugt, daß eure Neigung an sictd rein und schnidlos ist« gehe auch zu. daß man sür Gefühle nicht taten« aber was weiter geschad, ist eine Irivolitiit«, sagte sie zu Rainer, »und zudem eine große Selbsitän schwa« .Wieso Selbsitäetschuna?« fragte Rainer. »Ich weine im GegentheiL daß wir unsere Lage sehr tlar erwo aen haben und den einzigen Aus weg ——-« Zither begreifst dn kenn nicht, daß das lein Ausweg ist« sondern nur eine neue Verwiellung!'· ries die Ba ronin heftig. «Vor allern täuscht ihr euch ither die Gesiibrlichtett eures Vertehrs. Heute seid ihr voll ernten Willens, heute seid ihr bereit, zu entsagen, und glaubt, das hänge nur von euch ad. Aber Leidenschaft ist ein gesithrlicheö Ding. Ueber Nacht kann sie euch iiber den Kopf wachsen! Jetzt ist sie ein kleines Feuer, das ihr spielend nährt durch Blicke und Worte ——- morgen schon lasen es ein Feuerbrand sein« dessen Flammen euch nnd andere J- Unschuldiae — vernichtenl Nein. Wenn ein Mann das Ungliiel hat, eine verheirathete Frau zu lieben, dann giebt es nur eine Rettung: sie ganz unsd siir im mer Fu fliehen. Das ist fina, das ist ehrlich, das ist tapfer. Jhr aber handelt seiae nnd egoistisch, nnd darum will ich absolut nichts mit der Sache zu thun haben. Daß du, La ja, nun aar hertamst, finde ich schamlos. Was willst du denn? Schon seht zwischen ihn und Snlvia treten? Dich weiden an der Ah nungölosigleit des armen Opfers, das ihr eurer wahnsinnigen Ber hlendung hringti« Die Fürstin stand erregt aus-T ,,Gestatte, daß ich mich entferne, Tantr. Du bist hart und ungerecht Jch will Snlvia eine aufrichtige Freundin sein, wie ich es Rainer m.« »O- nein, ich bin nicht ungerecht sondern nur zu wahr· Daß du Sylvia jetzt leicht geblendet hast, glaub’ ich dir qerne.. Aber wehe dir und ihr. wenn sie eines Tages seh-nd wird! Und sie wird sehend wer den!« — Wie ein böses Omen klangen diese Worte sort und sort in Rainer-s Seele nach, trotz allem. was er sich sonst einredete, und jeder kleinste Umsiand gab ihnen neue Nahrung. »Sie ist reizend, deine Fürstin!« sagte Sylvia zwei Tage später voll unbefangenen Lkntziickens, na dem ihr Brautstaat unter Lasas nlei tung zusammengestellt worden war. »An alles denkt sie, in allem räth sie mir. Wenn ich dir in meinem Braut staat gefallen werde, so wird es nur ihr Verdienst sein!« Sie hatte keine Ahnung, wie ihn schon die Bezeichnung »reine Für stin« aus ihrem Munde quälte. »So kam endlich der 20. Januar heran. Ein märchendast alt ernder. klarer Wintertag mit weiß reiiten Bäumen und hellem Sonnenschein Tante Sephine hatte sich durch Umvohlsein im letzten Augenblick entschuldigen lassen, alle anderen waren pünktlich zur Stelle. und um els Uhr wurde in der kleinen Mah renberger Schloßkapelle die Trauung vollzogen. Ein aanz kleines Publikum hattes sich eingefunden, und die junneBrauL die reizend aussah in ihrem einfachen weißen Kleid mit dem langen kostba ren Schleier -—— einem der wenigen noch übriq gebliebenen Mahrenderg’ schen Familienstücken -— anzustaunen ,,Jch wünsche ihr nur eines«. flü sierte die Grösin Graden der neoen ihr aus der Kapelle schreitenden Aglasa zu, »daß sie immer so vor Glück strahlen möchte wie heute, die kleine Sylvia2 Es ist erstaunlich, toie hübsch sie aussieht —— kaum wie derzuerkennen für die, welche sie frü her kannten!« e»Die Fürstin antwortete nicht. Sie fah elend aus in ihrem tostbaren blasiblauen Gewand mit den fun keknden Diamanten zwischen den Spihen Diese Trauung war für sie ein Marmrium gewesen, wie sie noch keines je erlebt. Bei Naiv-ers «Ja«, das laut und fest durch den Raum klang, hatte sie das Taschen tuch an die Likpen gepreßt, um nicht laut aufzuschteten. Noch jetzt hielt» fie linch taum auf den Beinen. Daß’ sie ihren Gefüsen weit iiber dak’ Maß der Freundschaft« hinaus ging. fühlte sie sonnentlar. Und ers Der Trauung folgte ein tuqu M l in dem iroh aller Blumen uni Reine - Guirlanden ungemüthlichen ESveisesaaL Peneda und Walte Sternbera brachten Toaste aus, Rai ner erwiderte dankend. »An es nur schon vorüber — endlich oorliherl« dachte Laia Lom hach voll Qual. »Bei Gott, ich hätte nicht kommen sollen — es ist zu viel fiir mich — ich verliere noch den Verhandl« Auch Rainer so wie auf Nadeln Er wagte nicht d Fürstin anzuse n, nnd erhe e, so oft Syloia das i an ihn richtete. Auch et dachte e irrte-et »So-ja hätte nicht kommen s sollen, dann wäre alles leichter!« : Ein unenHiches Mitleid mit Sul-1 via ergriff ihn. Nun war sie seine Frau — und er! Rein. nicht den-J vlklli i Er wollte ja alles thun, um ge glücklich fu machen. deute noch rei e1 er mit hr nach dem Silden. Wie» nurde sie staunen und sich freuen. um »Ja die ihr fremde vermeintest Auch später in Riedenau —- er hatte’ alles aufs prächtiaste in Stand setzen lassen zu ihrem Empfang —- jeder Wunsch sollte ihr erfüllt werden. Sie, die nichts als Entbehrunaen und Knauserei kannte, würde nunt mitten im vollen leben. Und dannj noch die Ueberraschung — Raineri ertavpte sich plötzlich aus einem selt-1 famen Gefühl: er freute sich beinahe( kindisch aus Snlvias Freude. Ihre herrlichen Augen« wenn sie fo vollj Glück und Dankbarkeit aus ihm« ruhten, thisien ihm auf einmal wohl, occur-isten ihn. i Er erfchrat faft iiber diese Ent verluna und sein Blick glitt scheu zur Fürstin hinüber. Lori v. Graden saß neben WalteH Sternberg. Dieser war zerstreut und» roorttarg, aber sie gab sich redlich Mühe, ihn zu erheitern. Sie ahnte mit dem Jnftintt des Weibes, mass in ihm vorging, und da sie ihn nicht blos heimlich liebte. sondern sehr zielbewußt in ihm auch ihren künf tigen Gatten sah, den sie sich erobern wollte, so unterdrückte sie tlug alle Eifersucht und that das, von dem sie wußte, daß es ihm am liebsten war: sie sprach von Syloia. Nicht von der jetzigen Gräfin kliiedbera. sondern von der Snlrsia von einfi, mit der sie Tennis gespielt und barrn loien Unsinn qetrieben hatten. Endlich hob Stiloias Großmutter die Tafel auf und erinnerte Snlvia daran, baß es Zeit fei, sich zur Reise nmzutleiden· Zdenla v. Graden erbot sich, ihr dabei behilflich zu lein. Saloias Blick suchte zwar die Fürstin, aber diese lehnte, scheinbar in Gedanken versunken, in einer der Fensterni Fien und starrte in den winterlichen arl hinab. Nachdem sich die Grälin mit der Braut entfernt, begaben sich die Zu rückbleibenden in den anstoßenden Salorn Hier trat die alte Mahnu bera zu Rainer. »Weiß sie es schon? Haft du es ihr gesagt?« fragte sie halblaut. Er verneinte. »S:ilvia lall es in der ersten Stunde des Alleinieins erfahren. Glaubst du« daß es ihr Freude machen wird-W Die Baronin blickte ihn halb be wundernd, halb neidifch an. »Frau-et Es ist ein fürstlichea hochzeitsgo ichenll Jeh hoffe nur« fee wird sich allzeit des Glückes würdig erweisen das du ihr bereiteft.« Rainer erröthete tief. Verworrene Empfindungen stiegen in ihm auf. »Wenn Geld glücklich machen tönntel« dachte er, »dann ja«, aber er wußte es genau. Salvia würde darin ihr Gliicl nicht suchen. 8.Kapitel. Rainer und Peneda zogen sich in eine Art Galerie zurück, welche an den Zalon grenzte, um in Eile ein paar Eigarretten zu rauchen. »Nun, wie ist dir zu Muthe. Nied berg?« fragte Peneda, langsam aus und ab gehend. »Ein wenig wie dem gesangenen Vogel, hinter dem die Mi sigthiir endgirltig zugefallen itt — nicht?" s »Nein, antwortete Rainer zer streut, denn er hatte bei einem Blick Durchs Fenster die Fürstin ertannt, welche hastig nach dem rückwärtiaen Theil des Gartenk schritt. »Was will sie dort?« dachte er beunruhigt. Trotz der Kälte hatte sie nur ein leichtes Tuch unt die Schultern —- sie tonnte sich den Tod holen! Und weshalb ver liesz sie die anderen? Peneda betrachtete ihn kopfschüt telnd. Mensch, du bist mir ein Rächselt Entweder du bist rettungs los verliebt in die Kleine oder —« .Oder trinkt« »Du weißt nicht« was site ein ho hes Gut die goldene Freiheit ist!« «Ach sol« Er blickte wieder zer streut zutn Fenster hinaus »Jch glaube gar, du« hörst nichts einmal, was ich sagei Was starrsti du denn da hinab aus den Schnee?«; «Doch — ich höre alles. Natürli bin ich verliebt. Warum hätte r sonst heirathen solle-ti« «Eigentlich laaischt Dennoch M du mir leid. Wenn ich mich an deine Stelle versesr. — Uebrigens hat gch die Kleine prächtig entpuppt. u hattest recht damals rnit der Son nenseite. Nur daß sie nicht irnnrer so bleiben, die Weiber! Man braucht nur diese Graden und ihre Mary an zusehen. heute ist Mai-n eine Schön it, und in zwanzig Jahren wird sie ein und aussehen wie ihre Mutter. So wird es auch rntt Svlpia eben. »Wozn sagst du mir das a es?« Ich stelle nur Betrachtungen an. Auch sonst verändern sich die Frauen sehr in der Ehe —- paß nur auf: Aus den verliebten, fügsanren Ge schöpfen werden oft die widerborstigs sten Katzen Bereite dich nur aus der: Wechsel alles erischrn vor!'« Er lachte nnd llapste Rainer auf die Schulter. »ilebrigens wollte ich dir nicht banqe machen. Du brauchst wirklich nickt so verstört dreinzu schauen!« »Ich finde es abscheulich lalt hier«. sagte Rainer. »Willst du nicht wieder in den Ealon lornmenit« »Du hast recht ——'« Peneda warf seine Cigarrette fort. »Man holt sich sonst noch einen Schnupfen. Wenn ich Herr aus Mahrenberg wäre, ließe ich aus dieser Galetie einen Winter anrien mit Lustheizuna machen.« Sie tehrten in den Salon zurück. Rainers Blick qlitt suchend umher. Nein, Lai: war nicht da. Da ergriff ibn eine wirkliche Unruhe. »Sie muß sich auf den Tod erliilten da unten was zum Kuckuck fällt ihr denn nur eini« murmelte er und verließ unbe rnertt von den anderen den Solon Jn Sylvias Ereinitane fand er sie. Sie faß in dem lleinen Rinden lxäuscben, den Kon in den Händen vergraben. Witdes Schluchzen er schiitterte ilzren Körper. »Laja um Gottes willen -—— was machst du viers« ftaminelte Rai ner fassunnsloL Da fprnng sie außer sich auf und warf fich ihm leidenschaftlich an die Brust. ,eO, dn... dul« tmn es ab gerissen über ihre Lippen »Ich er traa’s nicht — ich iann dich nicht fe ben neben ibrt Jetzt erft -— jetzt, wo ichsidich verliere, weiß ich, was du mir di .« Nriner stand regungslos, wie vom Blitz getroffen, und wagte tanrn zu atbmem Er fiiblte die behende Lais fchnxer an feiner Brust ruhen, vie zit ternden Finaer sich an feinem Nacken ineinander irainpfen. als wollten sie ihn nie wieder frei neben, die Lippen der geliebten Frau sich zum erften Male brennend auf die feinen pressen. Er aber empfand tein Entzücken dabei. Ein Schauder lief ihm iiber den Mitten. Vor feiner Seele er schien Tante Sephines ernites Ge sicht. und er hörte ihre Worte: »Lei denfchaft ift ein gefährliches Ding. Ueber Nacht tann sie zum Feuer brand werden und euch iiber den Kopf wachsen!« Nun war eg- ge fchetsen Bei Lajal In ibnr blieb alles kalt uno todt. Sie hörten es beide nicht, daß ein leichter Schritt sich dein Nindenhäuss chen näherte. » -vl«.-ia die raich rnit ihrer Toi leite fertig geworden war, wollte, ehe sie sich iuriiet m den Solon begab, noch Abschied nehmen von dem einri gen Fleckchen lirde aus Mribrenberch das ihr lieb gewesen war. Mortsetzung folgt.) · » —-»--·..--— Es dauert ziemlich lange, bis der Mensch sprechen lernt, aber es dauert viel länger« ihm das Schwatzen abzu gewöhnen. VI f O Unsern Matrosen in Anton hat das chinesiiche Diner nicht behagt. Chop Suey tönnen sie ja auch äu hause has ben. I O O Es gehört nicht immer Verstand dazu, ein Verständnis für etwas zu haben. I I I England ist ungefähr so groß wie Arizona. aber während Arizona nur einen Kieter hat, gibt es oon dieser Sorte in England hunderir. O c O Costro war selbst siir das bollandis sche Phlegrna zu viel. Aber wie die iGescbichte ausgeben wird, ist einst weilen noch nicht recht einzusehen. sen-schmis. f Sttäfling( der zum ersten Male eine Strafe anttitt, als et den seht dicken Direktor und Mktermecster sieht, für sich): »Na. die Verwesung sann biet nicht schlecht sank