Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, November 20, 1908, Zweiter Theil, Image 14

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    , Das Burgfräulein.
Roman von Friedrich Friedrich.
(7. Fortsetzung)
Eine Eingange des Waldes. Sie
Ean ihnen ausweichen, wenn Sie
Ich rechts wenden. es ist freilich ein(
M.
Einige Minuten lang war Albert
noch zweifelhaft. ob er den Rath be
folgen folliex nur der Oel-anle, daß
er ohne jede Waffe war, bestimmte
thi. die Warnung nicht zu verachten
.Wiirdet Ihr mich begleiten-" fragte
er dann. «
»Is- wenn Sie es wünschen, ob
schon Jhnen auf diesem Wege keine
Gefecht droht«« erwiderte der Arbeiter.
»Ich wünsche es nicht aus Furcht«,
bemerkte Nenne, und er sprach die
Abs-theils »in-rinnt alsoc fügte er
Kuzu, indem er weiter schritt und die
s bene Richtung nach rechts ein
l Ug
Sollie Garlfon ihn wirklich nur ge
wartet haben, um eine Gewaltthat zu
verhüten, die allerdings auf die Ar
beiter selbst am schwersten zurück-fal
len mußte untd nicht geeignet war, ihr
Intereße zu fördern? Hatte er noch
ern Mondenes Interesse zu fördern?
Saite er noch ein besonderes Interesse
hab-is Such-le er vielleicht nur die
Pläne ippn Deß, der sicherlich bei De
m war, die sich an ihm rächen woll
ten, zu durchlreuzen unsd zu verhin
dert-f Diese Fraan fchossen durch
seinen Lops hin.
ß gehört wohl auch zu denen,
die an mir rächen wollen i«’sragte
er seinen Begleiter
»Ich werde teinen Namen nennens«
entgegnete dieser ruhig und bestimmt.
»Das Vorhaben bleibt unausgefiihrt,
es switrde mir lieb sein, wenn Sie
nicht weiter nachsorschen wollten. Die
Aufregung wijvde dadurch nur gestei
gert werden, und ich möchte dadurch
nicht in den Verdacht kommen, daß
ich eine andere Absicht gehabt hörte,
als ich sie wirklich habe.«
»Gut, ich werde nicht weiter nach
forschen«, sbemertte Rennb. Der Mann
rnteressirte ihn immer mehr, denn er
vermochte nicht zu fassen, daß er nicht
auch ihm feindlich gesonnen sein soll
te, da ja auch seine Forderung zurück
Fewiesen war. »Ihr seid dort unten
en Thale wohnt-usw« fragte er, nach
dem eTäeine Zeitlang schweigend ne
sen nder hingeschritten waren.
»z, indessen erst seit kurzer Zeit.«
» srd Fehr dort nicht gebot-ent«
»Nein.
»O seid Ihr daheim?«
»Na im Gebirge.«
Renno ging langsamer; er schwieg
einen U litt und trat näher an
carlson ran, als oh er dessen Wor
te deutlicher vernehmen wolle.
»Wie heißt der Ort« indem hr ge
boren seid?« sra te er un seine
Stimme schien leie zu beben.
»He-Muth —- eö ist ein tleiner
Ort«, gab Carlsen zur Antwort
Weder schviea Renno »Wuka
seid Ihr nicht dort geblieben?« forschte
et nach einer Weile weiter.
»Es wurde mir schwer, dort Arbeit
en nden, der Lohn war zu gering
tch onnte nicht mehr davon leben, da
ichbäech eine alte Mutter zu ernähren
»Und wo ift Eure Mutter ietzt?«
»Sie wohnt seht auch unten im
Dorfe sbei mir; als ich hier eine loh
nendeve Arbeit fand, ließ ich sie nach
spannen«
»Ist Gäste Vaåer nichtbemehriixes
» wei esni t,glau e · -
sen taum.« »
»Ihr wißt es nichts«
»Nein, mein Vater ist vor langen
Wen nach Merita gegangen; wir
sahen nichts wieder von ihm gehört;
es ist wohl durch Briefe Underer die
Nachricht zu uns gekommen, daß er
dort gestorben sei, bestimmt haben wir
ei nie erfahren«
Weshalb ist Euer Vater fortgegan-;
gen? Erzählt mir davon-«
»Ich weiß nur das-, was ich von
meiner Mutter und von anderen Leu
ten darüber gehört habe, denn ich
selbst war noch klein, ich zählte erstz
wenige Jahre. Es ging meinem Ba
tet nicht gut, er hatte sich den Trunk
sngewiihnt und war immer mehr zu-·
Eckgeiommen Er besaß ein ileinesi
Grundstück welches indessen sehr ver-I
schukdet war; da verkaufte er dasselbel
und als er noch eine geringe Summe
us bekam, ging er damit nach
erila. Es war einige Innre zu-I
M ein Bekannter von ihm dorthins
Fig n, dem es dort gegllickt war,
te dasselbe; es scheint ihm in
dessen nicht lo gut ersangen zu sein,
Mktte er sicherlich von sich hören
er allein nach Umriss-W
»Un, ich hatte einen älteren Beu
set«,et war damals feel-sehn Jahre,
-snnaän6etmitvk. W »
irren nn «
U notgeine dnntle Er
nste-cis nur, adaß
set-et Innere IZiel Sorgen
: C seines Las-Ia Fsrietea tin-d
— " N M dem studet snie
; M Mi
««-«·-iis-» NM
»W- n im Los-r
EI
einige Male still, um sich Its erholm
»Ich habe Euch als Führer der Achs
tersTseputation heute die Forderung
etnei höheren» Lohnes abgeschla ".
sprach er dann; »Euch will ich die elbe
gewähren, Jhr könnt bei mir weiter
arbeiten.« « «
»Ich kann es nicht«, gab Carler
zur Antwort.
»Und weshalb nicht?«
»Meine Kameraden würden mich
filr einen Verräther halten; schon ge
stern Abend ist mir dieser Vorwurf
gemacht worden, als ich für eine mil
dere Fassung des Beschlusses auf
trat.«
ilEIer wißt ja, daß Ihr es nicht
et ."
»Ich will auch nicht, daß der-Schein
mich trifft!«
»Habt Ihr bereits andere Arbeit ge
fanden-?
»Mein-' »
»Und doch wollt Ihr mein Aner
bieten nicht annehmen? Glaubt-Hochr,
Eure Kameraden würden einen ro
schen fiir Euch geben wenn es Euch
schlecht erginge? Was kümmert Euchi
ein Verdacht oon dem Jbr am besten
wißt, daß er unbegriindet ist? Gebt
Euren eigenen Weg und kümmert
Euch nicht um Andere! Ich bin älter
als Jhr und habe reichere Erfahrun
gen; wer sich uin die Interessen An
derer kümmert verliert die eigenen
aus den Augen und kommt wenig
weiter: denkt nicht an Andere, son
dern an Euch selbst.'
Carlsen schwieg und schien zu über
legen; ej klang Wahrheit aus Ren
nos Worten und doch konnte er ih
nen ni t beistimmen. »Ich kann Ihr
Anerbie in nicht annehrnen!« entgeg
nete er.
Renno ftand still, die Weigerung
des Mannes ärgerie ihn; sollte sein
Wille an dem Eigensinne desselben
scheitern?
»Ihr feid ein Vorl« rief er; »nun,
ich wer-R Euch die Stelle eines Aus
sehers qebem Ihr braucht dann weni
ger zu arbeiten und verdient mehr als
dreimal soviel wie bisher.«
Carlfen schwieg
»Ist Euch dies noch nicht genug?
— Ihr scheint Eure Ansprüche sehr
hoch geftt zu babenc sprach Albert. (
«Daii es nicht«, gab Earlsen
zur Antwort. i
»Ihr habt mir gesagt daß Eure
alte Mutter bei Euch wohnec fuhr
IRenno fort; »ist ei Euch glei iiltig,
ob Ihr derselben ein angene meres
urId leichteres Leben bereitet? —- Was
kiinrinert es Euch, wie Andere über
Euch denken, wenn Ihr Euch ohne
Schuld fübttl Haben sie einen Ver
dacht auf Euch geworfen, so werden
sie doch an demselben seftbaitenl«
Renno hatte den Punkt betii rt,
durch wekchen Carisen am leichte en
zu bewegen war —- die Liebe sei
ner Mutter; sein her- bing an r al
ten Friau, die so wenige sonnige Tage
in ihrem Leben gehsbt hatte.
« nehme Jht Anerbieten an«,
erivi rte er.
«Giik, dann kommt morgen früh
zu mir, Ihr könnt sofort Eure neue
Stellung antreten« sprach Renne.
»Wollen Sie nicht auch die übrigen
Arbeiter wieder annehmen? fragte
Carisen.
«Rein!«
TSie werden fiir den bisherigen
Lohn weiter arbeitenk
»Und wenn sie mit der hälfte die
sei Lohnes zufrieden sein würden, so
werden sie nie wieder Arbeit bei inir
bekommen Ich bin nicht dhnt,
inich zu etwas zwingen zu laMtoos
ich keine Berpflich tung babe; Ihr
Legtdckß ich freiwilli gern Zuge
ndnisfe mache. Außer habe ich
bereits Sorge getragen, das mir in
wenigen Tagen hinreichende Arbeiter
zur Verfügung stehen
causean jeg. Sie hatten den
Wakb erre und schritten still neben
einander; das alte Jagdschtoß,
Isolierung Nenn-I war nicht nicht
n.
ich nichts mehr zu befürchten«, sprach
Rennox «hier ist mein Eigenthum
und auf einen Ruf von mir würden
meine Diener in wenigen Minuten
zur Stelle sei-; Ihr hegt mir einen
Dienst geleistet und ich in nicht ge
wöhnt, einen solchen umsonst anzu
nehmen. Hieri«
Er reichte Carlfen ein Geldstück.
» Carllen zöqeete, es anzunehmen
tch habe ei nicht deshalb gethan«, be
merkte er
»Um so ruhiger könnt er anneh
men, was ich Euch gebe.«
Eurllen nahm das Geld und ent
; lernte sich.
Renno stand still, er ver-nahm die
sich »weiter und Weiter entfernenden
Schritte del Munnei und feine Brust
atlpnete erleichtert auf; er konnte nun
den Zwang den er sich hatte auserle
gen müssen, ndlchlittein und seinem
nufgeregten Blute freien Lauf lassen.
Einen Au ensblick bang preßte er die
band auf ie Stirn, um Ruhe zu ge
winnen und das eufgmgte Blut zu
besänftircni
sur · , wer tenden- « iet
,,So, nun tehrt zurück, hier habel
I
---——.. WM — 1«—--,——-— -——..---—»-.
ches et nicht gedacht hatte nnd an dein
Alles scheitern mußte. Es sollte und
durfte nicht ich-staut —- Erbittett
bellte et die Rechte und hob sie dro
( hend empor, dann eilte et zu dem at
ten Jagdschlvssr.
- Sein alter Diener empfing ihn und
kenchtete ihm in sein Zins-weh an der
Thüt blieb et stehen. um die Befehle
seines Deren zu erwarten.
»Geh, ich will allein feint« tief
Rennen »Nietnand soll mich Röte-M
Der Diener entfernte sich schwei
I geno.
Erregi schritt Renno im Zimmer
aus uns-d ab, seine blossen Wangen
schienen noch bleicher geworden zu
sein. Der Mann. der SI- vor den
Arbeitern gewarnt,——der i n über die
Hochebene begleitet hatte, —- war sein
Bruder! Diese Entdeckung unterlag
keinem Zweifel mehr. Jn Walde
oben im Gebirge war er geboren. sein
Name war Carlson. Als sechszebn
jähriger Bursche war er mit seinem
Vater nach Amerika gegangen und
Alles, was er dort in der langen
Reihe der Jabre durchlebt und erlit
» ten, stieg vor seinem Geiste aus. Sein
s Vater war in Amerika bald gestorben;
sollein und verlassen hatte er in dem
: fremden Lande da stunden; die Noth
batte ihn zur Ae it gen-ungen. FUI
der er in der deimatb o wenig Lust
gebabt. Unendlich viel batte gegelits
ten, aus den verschiedensten bieten
sich versucht, und seine zähe Krast
hatte sich endlich durchgerungen. Nach
unsagbaren Mitten hatte er das Glück
endlich gezwungen. ibm zu dienen,
und er war reich geworden.
Jn dem langen und schweren
Kampfe hatte er längst vergessen, daß
auch er einst eine heimatb gehabt. in
ibtn hatte er verlernt, denn auch er
batte keins gesunden, als es ibm
schlecht erging. Er verlachte dieses
Gesiibl als eine tbörichte Sei-nachts es
würde ibn nicht getümmert baden,
wenn Hunderte zu Grund gegangen
wären, wenn er dadurch sein Ziel
erreicht hätte; er batte die Menschen
verachten gelernt, weil er vor sich selbst
teine Achtung mebr besaß. Wozu be
durste er derselben: er war ja reicht
—- Er batte ein Gesiidl der Genug
tbuung darin gesunden, Andere ent
gelten zu lassen, was er selbst gelit
ten, — glücklich hatte er sich jedoch
nicht gefiikslU
Er hatte seine großen, Besitzungen
in Amerita verkauft und war ruhelos
umhergewandertx dann mar er nach
Europa zurückgekehrt, nicht weil er
sich danach sehnte oder weil ein Ge
siibl des heinnvebs in ibm ausst
taucht war, sondern nur, weil er des
rastlosen Lebens und Treibens in
Amerika überdrüssia orden war.
Fast qeåeen seinen Wi en hatte-es ibn
in die gend getrieben, in der er ge
boren war, und dort hatte er sich an
-getaust. Un seine Mutter, an den
Lüngeren Bruder hatte er kaum ge
» acht; in Noth waren sie zurückgeblie
ben und er glaubte, , daß sie längst
verdorben und starben seien. Er
batte nicht nachge orscht; wozu auch?
Mir ihn gab es teine Verwandten
mehr, er stand allein und wollte al
lein sieben. Um von Niemand er
T sonnt zu werden, um mit einer dan
zen Vergangenheit zu brechen, satte
E er einen anderen Namen angenommen
I Wer konnte in dem reichen Mann
Iden armen Knaben wieder erkennen,
s der einst nach Amerika gegansn
« wars — Obne Besorgnisz wurde er
sein heimatbsdors wieder ausgesucht
baden, wenn er Verlangen darnach
empfunden Atte.
Und nun hatte ibm das Gliiet so
unerwartet seinen eigenen Bruder
entgegengesiibrtl Seine Mutter lebte
ktaum eine Stunde entfernt; in tur
; zer Zeit konnte er sie erreichen; das
; Bild derselben, welches er längst ver
1 gessen zu baden wähnte, stieg in sei
; ner Erinnerung wieder empor —- ein
Jbleickps Bild, mit stillen. duldenden
;Augen: er erinnerte sich des kleinen
, gäniäichen hat-seh in dem sie gewobn
Einen Augenblick long war es, alsl
ob diese Erinnerung eine weichere
Empfinduna, ein Gefühl des Heim
wehs und der Sehnsuchi in ihrn wach
riefe. dann drängte er dasselbe ge
waltsam von sich. Es war eine
Thorheitl Wozu sollte dieselbe fiiiy
ren? Sollten durch sie vielleicht seine
Pläne scheitern? — Durste er hoffen,
daß Eva je die Seinige werde, wenn
sie erfuhr, daß er der Sohn eines arg
men holzbauers im Gebirge wori
Er wollte sie erringen und sollte er
Mutter und Bruder deshalb zum
Opfer bringen!
»Ich habe leine Mutter und keinen
Bruder mehr!« rief er halblaut: »seit
fast dreißig Jahren besitze ich sie nicht
mehr —- und nun sollten sie rnir ent
gegenireten —- toir sind getrennt fiit
immeri«
Und doch beschlich ihn ein Gefühl
ider Befugniß daß er erkannt werden
könne. Weshalb hatte Carlsen ihn
gewarnti — Konnte in demselben
nicht eine Ahnung. daß er sein Bruder
»sei, ausgestiegen fein? —- Ee schritt
»ein dern Spie l vorüber nnd sein
Blick fiel znf llig in denselben; be
: troffen blieb er stehen. hatten Carl-s
sen’s Zii nicht rnit den seinigens
Perser-nnd es nnd U nlichesi —ls
Konnte nicht das Auge einer Mutter
ihn wieder erkenneni —- Er hatte ja
so oft oon der wunderbaren Schärfe
des Motten-age- «hlen hören!
licte
Sein In er vor sin,
Irrf- sediente iitnkirnilaeös M Mig
," sichs-Her sorge eiiiix
« Messe-.
..e". ·
W-M» ,
,-.—
die Stirn din: dann eichieie ee sich
eint-de need sein sitze leuchtete nn
heimlich
Nein —- neini Ei iii Tdokdeii!«
rief et; «es sind Miit-dem mit denen
man Kinder schrecki, mis; nicht! Jed
werde ihnen die Stirn bieten und sie
ver-lachen, —- icd will mich frei hatten
von solchen Schwächen! —- Wet kann
nuiikeien und sagen, daß ich der Beu
det des Menschen bin? —- Sind in
meinem Gesichte noch die Züge dei
Knaben zu Erkennen? —- Die gis-üben
de Sonne Ameeiia’s hat es gethnnt
Und wenn Carisen seldii ais mein
Bruder aufieäiei —- Dnnn wehe ihm!
Wehe idm, wenn er meinen Wünschen
sich dindetnd in den Weg stellte! Er
isi mit ein Fremder — mehr nicht.
denn ich habe keinen Bin-der nnd
ieine Mutter mehr!« —- —- ——«
Sechsteö Kapitel.
Carlsen trat am folgenden Morgen
seine neue Stellung bei Renno an; es
waren nur wenige Arbeiter vorhan
den und unter diesen herrschte eine
gedrückte Stimmung. Das graßartig
angelegte Unternehmen erschien wie
verödet: was vermochien auch die we
nigen Arme auszurichten, urn es u
fördern, und dies Gefühl schien srpch
wie lähmend aus die Arbeiter zu le
gen.
Es tam aber nach ein anderer Unr
stansd hinzu« der sie verstimmte. Deß
hatte schon am Mvrgen, als sie sich
qur Arbeit begaben, mit mehreren
! ausgeregten Männern sie sast mit Ge
Iwalt uriiethalten wollen; var Allem
; hatte ich sein Groll gegen Carlsen ge
« richtet, den er auf's Neue einen Ver
räther nannte.
Arn Abend begab sich Carlsen in
die Dorsschente, um zu hören, wie
man iiber ihn urtheile. Eine Anzahl
Männer, welche noch teine Arbeit
wieder gesunden hatten, saßen dort
und blickten aus ihn, als er eintrat.
Ohne Furcht zu zeigen seßte er sich
allein an einen Tisch; er wollte den
Männern beweisen. daß er tein Ber
räther war, denn wenn er es gewesen
wäre, so würde er nicht den Muth ge
habt haben. unter sie zu treten. Man
ließ ihn in Ruhe, aber tein Einziger
richtete ein Wort an ihn.
Es war spät, als er endlich heim
lehrte. Lanasam schritt er über die
Straße dahin, nur in wenigen häu
sern war noch Licht; er war ver
stimmt, denn erst seht sah er ein« wie
viel er siir die Stellung als Aufseher
eingebüßt hatte. Das Vertrauen.
mit welchem die Arbeiter stets aus
ihn gebliett, hatte er verloren, sie hiel
ten ihn siir einen Verräther und doch
tannte er nichts thun, um diesen Ver
dacht zu enttriisten. Was niißte das
Gesiihl seiner Unschuld, wenn Andere
nicht daran glaubten!
Langia-n, in Gedanken versunten.
; näherte er sich dem hause, in weist-m
; seine Mutter wohnte. Ein schwaches
»Licht schimmerte ihm aus demselben
entgegen; er wu te, daß sie ihn er
. wartete und vor einer heimtehr sich
snicht zur Ruhe legte. Glitt nicht
außen eine Gestalt an dem - nster
boriiberi Er war taurn noch iinszig
Schritte entfernt und lannte sich nicht
geirrt haben. Jetzt sah er die Gestalt
wieder, sie war an das Fenster getre
ten und blickte durch dassetbe in das
Zimmer: er dachte an Deß; vielleicht
lauerte ihm dieser aus und wollte sich
zuvor überzeugen, ab« er daheim sei.
Ueberlegend stand er still. Was
hatte er dem Manne gethan, daß er
ihn mit solchem basse verfolgte? Auch
in ihm göhrte die Erbitterung, er
wallte ihm nicht ausweichen. mochte
schließlich daraus entstehen, was
wolltet -
Der Stock, den er trug. fester mtt
der Rechten umfassend, ans einen An
griss vorbereitet, schritt er aus das
lHaus zu. Noch immer stand die
duntle Gestalt in dem kleinen Garten,
der sich vor dem hause befand, vor
dem Fenster. Als er durch die Thür
des Gartens trat, schien die Gestalt
seine Schritte zu vernehmen, denn
hastig wandte sie sich um« sie sah ihn,
allein anstatt ihm entgegenzutreten,
entfloh sie schnell um die Ecke des
hause-L Er sprang ihr nach, um sie
ei uholen, er traf sie, als sie im Be
griffe war, über die niedrige Ein
ziiununa zu springen, schon wollte er
den Arm ausstrecken, um sie zu erfas
sen und zurückzuhalten. da erkannte
er sie, —- es war Albert Rennoi
Betroffen blieb Carlsen stehen, —
der Mann heniiyte dies, um iiber die
Ein "unung zu springen und sich
hastig zu entfernen. Ueberrascht blick
te er ihm nach. Was hatte Renno hier
zu suchen? —- Welcher Grund tonnte
ihn hierhergefiihrt haben? Wo l hatte
et den Nocktragen emporg chlagen
unsd die Miije tief in das echt ge
driiat. um nicht erkannt zu werden,
denn war Eman nicht im Zwei
fel, da dee rem es gewesen war;
er hatte die euchtenden sagen dessel
ben und die Gesicht-zit- zu deutlich
sehen. Es war auch seine große,
Blanke- Gestalt.
Auszeregt betrat er das haus und
das meer seiner Mutter, welches
ruhig am Spinnroeten sah nnd laue-;
sam zu ihm aus-blickte. »kleinen
Niemand hier Friedens« fragte et.
Die site blickte den Sol-I frakend
an. »wer sollte hier sen sen«·i«
warf sie ein« .Du ipei , daß ich hier
san nimm-i- mme. wer kommen sich
aucki tun eine alte arme tau.«
Ernst sckseitt Cariseu Zimmer
an tm ab. Das s seiner Mut
I
vernehmen, er antwortete«sicht due
auiz endlich blieb et vok ihr stetem
»Weißt Du, wer soeben, als ich he m
telytttz im Garten stand und biet
durch das Ieniiet btickte?« fragte ek.
Die Alte ichitttelte mit dem Kopfe.
sie hatte keine Ahnung davon.
»den Renno war ei!'· fuhr et
fort: »ee floh, als et mich bemerkte,
et sprang iibet die Umzäunung, ich
habe ihn jedoch »steigt-L
Ungläubig bewegte vie Alte den
Kopf. »Wie sollte der reiche Mann
bietbettommen!' entgegnete sie; »was
sollte ek hier suchen? — Du baft Dich
geirrt, Heinrich es ist draußen dun
tel.«
Carler schien ihre Wette kaum ztt
L
»Ich habe ihn deutlich erlannt2«"
ries Carlsem »ich tenne das Gliihen
seines Auges —- es war seine große.
schlante Gestalt: er stand hier am
Fenster unid blickte in das Zimmer.
sWas sollte er hier suchen?« wie
derholte die Alte. »Und wenn er es
gewesen wäre. hätte er nöthig gehabt,
vor Dir zu sliehenCF
Carlsen vermochte datan leide
Antwort zu geben, alle Eintriirse sei
Jner Mutter waren indes-. nicht im
Stande, die Ueberzeugunjn sdaß er
Renno gesehen hatte, zu erschüttern.
Ihn beruhigte nur der eine Gedanke,
daß Renno ihm am folgenden Tage
sicherlich selbst Aufklärung geben
werde, weshalb er in das Zimmer
seiner Mutter geblielt habe·
Erwartungon begab er sich am
andern Morgen zur Arbeit, ungedul
dia harrte er, bis Renno sieh sehen
ließ; die orrschiedenartigsien Ver
muthunaen waren in ian aufgestie
gen. Sollte Renno sich haben liber
zeugen wollen, ob seine Erzählung
auch wahr sei? —- Wollte er ihn beo
barbteni —- Wie lam er daru, ein
solches Interesse an ihm zu nehmen?—
Endlich lam der Amerilaner und
schien aus ihn zuzuschreiten unwill
tiihrlich ließ er »die Schaufel sallen
und richtete sieh empor. Renno kschritt
jedorh an ihm vorüber, oshne mehr als
einen sliichtiaen Blick auf ibrr iu wer
sen; er erwiderte nicht einmal seinen
Gruß. Sollte«er sich dennoch am
Abende zuvor geirrt haben?
Carlien lam an dielem Tage coe
nig dazu, um iiber das Geschehene
nachzudenken, denn eine große An
zahl neuer Arbeiter langten an und
als Ausieber mirs-te er ihnen die Ar
beit zuweisen
lFortseßuna folgt) «
W
Die Zerset steten-.
Das tleine niederliindische Eiland,
in unmittelbaren Nähe Veneznelas
gele n, ist durch den in jüngster Zeit
Kriechen den Niederlanden nnd Vene
zueta ausgebrochenen Konfliit in den
Vordergrund des Interesses gerückt
Die Jnsel Eure-cum im Jahre
1634 von den holländern im
Kriege mit Spanien erobert und
ihnen durch den Frieden vvn Westfas
ten zugesprochen, ist die größte der
niederliindischen Antillem hat eine Be
völkerung von ungefähr 32,000 See
len. Sie besitzt einen prächtigen na
türlichen hasen, der sehr tief ist und
den größten Flotten Plan bietet. Dies,
in Verbindung mit der günstigen Lage
-—einer Lage. die noch gewinnen wird,
wenn erst einmal der Dammes-Famil
feriiggeftellt ist und Curarao eine
Station siir diejenigen Schiffe werden
kann, die diesen neuen Weltvertehrs
we benuhen — verspricht der tleinen
ho "ndischen Besihnng eine prächtige
Zukunft, wenn zeitig gute Maßregeln
getroffen und mit fteigebiger band
diejenigen Einrichtungen geschaffen
werden« die ein hafen haben muß, um
der Konkurrenz mit Erfolg im Welt
vertehr begegnen zu können. Jst nun
auch Willemstad noch nicht der Welt
hasen, wie die Curaeaoner ihn in
ihren Zukunftitriiumen sehen, eine
tedhaste Vasenstadt ist et wohl, na
mentlich gerade durch den Verkehr mit
Venezuelm
Unter dem niederländiichenTheil der
Bevölkerung sind viele Geschlechter, die
schon Jahrhunderte aus der Jnsel an
siisstg sind. Von der Gesammtbevölke
»rung sind nur 400 Seelen in den Nie
;derlanden und 900 in anderen Län
li’)ern, namentlich Venezuela, geboren.
ist-aß dort trotzdem eine einheicnische
Aristolratie, eine bleibende Bevölke
rung von Weißen entstanden ist, die in
dem doch unendlich größeren holländi
schen Ostindien sehlt, weist aus ein
der Gesundheit der Europäer sehr zu
trii licheMlima hin. Jn der That be
zeickJnet denn auch das Wort eure-cito
im Portugiesischen Genesung. Fort
wöhrend weht dort ein srischer Nord
pstsPassatx nie lann man vor nicht
verschließbarem Fenster sitzen und
schreiben, denn regelmäßig wehen die
Papiere sort. Warni ist es natürlich
aus Euren-am die Atmosphäre ist aber
srisch und ohne den Wasser-dampf- der
an Pliihen wie Cnlom Mozambigue
und Soerabaja den Weißen bedrückt.
Ohne viel Beschwerden. ja mit Ver
gnügen«-kann man, die ersten Nach
mittag-stunden ausge chaltet, Wande
rungen von vielen St nden hinterein
ander nnternehmen. Schon durch die
Zutriiglichleii seines Klimas site
Weiße bildet Enracao einen rinng
baren selig.
Landbau und Viehzucht. seither ur
seit der Sklaverei noch bliihend, d
gegenwärtig von geringerer-Bedeutung
geworden, nachdem die Unabhängigleit
von Venezuela und Kolumbien vie
Entwickelung eines lebendigen Dan
delss nnd Schiffahrt-versehrt ange
regt hat. In den festen Jahren sind
aber kräftige Ver uche ternonnnen
worden, den Land w der zu den
und ihnu den ihm zutonnnenden las
in der ökonomischen Entwicklung dee
Insel anzuweisen.
Außerdem sehlt ei den Eurakaos
nern an Umgang rnit anderen Natio
nalitäten. d. h. Init solchen. die nieht
wie die Venezolaner und Kolurudier
hinter ihnen zurückstehen, sondern von
denen sie lernen tönnen. Die große
LLieberijwiirvigteit der Curacaoner,
ja der Zauber. der von ihnen ausgeht,
Jtann nicht vergessen machen, daß der
sortgesente Verdleib von Geschlecht auf
Geschlecht aus einer ganz tleinen Insel
nur selten in die Lage versehn neue
Zustände, neue Einkünfte zu schaffen.
So soll nicht verschwiegen werden, daß
das elettrische Licht, die Trainbahn,
die Eisfabrit —- soinit die modernen
Einrichtungen der Stadt —- einem
Fremden. dein amerikanischen Konsul
Smith, zu danken sind. Er ist es auch
gewesen, der 1888 die nach Königin
Emma benannte Schiffsbriicle gebaut
hat, die die Zähren ersehte und die
Herzader des Vertedrs von Willetnstad
geworden ist; eine niederländische Ge
sellschaft hat dann die Brücke von ihm
gekauft. Junges srisched Blut aus
dein holländischen Mutterlande und
auch anderswo her wird Curacao gut
thun. wie umgekehrt auch der Aufent
halt von Eurayaonern in Niederland
sitt beide Parteien niinlich und auch
angenehm sein würde.
Auch der holländische Handelestand
lann der Jnsel helfen, Bisher liimi
mer-te er sich um diese Kolonie nur
wenig. Die Gelegtnheit gegenseitigen
Verkehrs, durch den Weftindifchen
Postdienft bequem und zweckentspre
chend geboten. haben nur einige hol
ländifche Firmen aufgenommen, um
kehrt aber erhalten deutsche Damp
Fekr auf Curacao mehr Lad g als
eine holländische Linie. arums
Weil die Curaczaosrtschen Kaufleute
ihren handel mit Europa vornehmlich
durch Vermittelung Hamburgifcher
Häuser betreiben. Infolgedessen senden
sie ihre Söhne auf deutsche Handels
fchulen.
Sicherlich, der Handel blüht auf
Curaeao nicht« aber todt ist er darum
leinegwegik Jm Jahre 1904 liefen
nach dem Adlonialberichi nicht weni
ger als 1367 Schiffe in den Hasen
oon Curacao ein, mit einem durch
fchnittlichen Inhalt von 429 Neg
Tonnen, Zahlen, die auf leinen gerin
gen Verkehr deuten. Mehr als 6000
Reisende wurden mit diesen Fahrzeu
gen hierhergebracht. Täglich fahren
kleine Segelfchiffe nach den beiden an
deren niederländifchen Jnseln unter
dem Winde, Aruba imd Bonaire, die
damit in einem Tag erreicht werden.
Mit den Jnfeln iiber dem Winde, St.
Eustatius, Sk. Martin und Soba, ist
Curacao wöchentlich verbunden durch
den Patetschoner Aan den Brandhof,
ferner durch die deutsche und die eng
lische Linie: diese Reise nimmt eben
eine Woche in Anspruch. Mit Kolums
bien wird noch stark handel getrieben,
der immer dann aufblüht, sobald die
Umwälzungen dort einen Augenblick
ruhen. Der handel folgt der Flagge:
Curacaontsche Kaufleute haben sich
an einer Anzahl von Plähen in Ko
lurnbien wie in Venezuela angesiedelt
und nehmen jede Gelegenheit wahr,
Geschäfte mit ihren Verbindungen und
Familienmitgliedern auf Curcao zu
machen· haben sie es zu einigemWohls
stand gebracht, kehren sie auf ihre Jn
fel zurück.
Eine Möglichleit großen Aus
bliihent eröffnet, wie schon gesagt, der
Durchstich der Landenge von Panama,
vor allem. wenn Curaezao zeitig be
reit ist mit einem ordentlichen Trosten
boet und Einrichtungen, um in kürze
fter Zeit Kohlen und Trinlwafser u. .
s· w. einzunehmen. Auch dem kleinen
Landbau winlt dann ein oortheilhas
ter Ast-sah.
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X
Es ilt furchtbar traurig, wenn man
im März in den April geschickt wird,
nnd man lieht an einem Maiabend iein
Liebchen Julie mit einem August her
um spazieren
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England übi gegenwärtig dassunfk
ltiich gleichzeitig nach zwei Pfeilen zu
tanzen. Am Baltan tanzt es nach Vä
terchenl Pfeife und in Maralto läßt es
lich von der schönen Marianne aufspie
len.
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Nachdem die New York World eine
lehr locglältige Ablchätzung der poli
tischen Lage vorgenommen hat, spricht
sie die ilassilche Wahrheit aus, daß das
Ergebnis zweifelhaft tit. Um das zu
lagen, braucht man leine Abschähung
vorzunehmen· «
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Ein Athlet in New York hat ein
Mädchen auf 820,000 Schadenerlah
verklagt, weil sie ihn gehauen hatte.
Einen solchen Schaden hat lie ange
richteti Da muß-sie »aber tüchtig zu
ngichlagen haben. ·
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Lehrer: »Was versieht man unter
ithlet Rachredei« —- Schttlet: «Eine
Rede, nach dee es em til-ei wird."
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In nichts vertielt sich die große
Menge lieber als ins —- Oberfläch
llchr. o i i )
Es ttt letcht. den ß, f wer Ue
Liede, am schwersten e El Mitg«
seit In verbergen