Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, October 16, 1908, Zweiter Theil, Image 16

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    Sis- M IF Dis-: wiss-XI
Mee- m H. E. Nietzsc
fchük
III eiset Dank am Herzogzwege
sei Friedecheoda saß an einem Spät
Mittsge im Monate August ein
Mann; es schien ihm sehr be
su Ruthe zu sein. Er hatte
is »Den» Ernst« vorzüglich zu
Mag gespeist; feine Börse war
DICHTER augenblicklich vermißtez
CZIÄIT ;
t hatte in der That allen Gesindi
stfejedeu zu sein; wenige Tage vor
bet reichte-c seine Mittel kaum für
des bis-füge Mchl dia, das er in ei
ses bescheidenen Wirthshause in
Berlin eingenommen hatte und wel
Es die Sorge um den kommenden
ng ihm nicht märzen konnte.
Ob er es denn damit wittiich so
ernst genommen shatte, ist freilich die
Fragt Bis zum Eingange des
Sen-lieben Wechsels —- er war leider
ist das thente Pfiaster der Reichs
sauptieadt knapp genug bemessen —
Mn es immer noch gut 14 Tage;
siee III-te Christi-es feine Pathim
We that chou so oft aus der Noth
, Isolieru- wiirde es· so hoffte et,
Huå diesmal thun.
Der Referendums Atthut Ebe
ciss —»— so beißt unser junger Held
Ut suche gerade ein unsolidekMenfch,
, ein Duckmäufet auch nicht. Das
ja niemand von ihm verlau-L
geti
Uebrigens hatte ihn seine Zuver
sicht nicht getöuschi; Tante Christine
Eies ihn nicht im Stich. Es war so
·gr ein ganz nettes Sürnnrchen, das
ihre-n Lieblinnsnessen sandte, den
sie aHee fiir gewöhntich «mein Soba«
nannte. —- EZ war viel mehr, als er
je an einmal in der Tasche gehabt.
da er wenigstens die »allerunge
ldigsten Bären last-indes konnte
und doch noch ein Stimmchen siir sich
Wt
Dennoch war etwa- dabei, was ikan
nicht qesiel Wie war die gute Tante
nur aus diesen sonderbaren Gedanken
Otto-men? «
Zwar hatte er den Brief schon ein
diese-d Inal gelesen und kannte ilm
fast aufwendig: dennoch zog er ihn
wiederum arti der Tasche und las . . .
Da stand ei schwarz aus weiß:
»Mein lieber Sohn!
Gern ersiikle ich Deine Bitte und
send-e Dir per Posiarnveisung das
Gewänschtq ich süge auch noch etwa-L
W dazu. damit Du Deine alte
satte hier in ihrer altgewohnten
Sosmerftische besuchen kannst. Jch
wie in iedern Sommer im
Marientlpal bei Eisenach in der Ho
teisPension Krug und werde dafür
Pers dass Du dort auch Uniertunsr
s
Die Zeit soll Dir nicht lang wer
det; denn ich erwarte die Tochter ei
ner Freundin, Mathilde Schiller —
U wirft Dich ihrer vielleicht noch er:
intern; Du hast sie in meine-in hau
·se —- sreilich vor langer Zeit —- ge
JIIQ als sie noch irn kurzen Kleid
CI in die Schule ging. Sie ist ein
Wbsches Mädchen geworden und
mä sonst sehr nett.
Schon während Deines letzten Be
fssks bade ich Dir angedeutet, daß
est-ich freuen märde, wenn sie Dir
allen mischte. Damals hieltest Du
» siir einen Scherz; Du mußtest ja
nicht. wie nahe Mathilde meinem
n steht. Sie ist nämlich die
ter jenes Mannes, den ich allein
set-reist habe, ohne daß er eine Ah
«W davon hatte. Meine Liebe zu
- Ost Habe ich aus die Frau. die er mir
verzog, und aus seine einzige Tochter
iibertraaen.
Du wirft es Dir nun erklären kön
nen, warum es mein Herzenswunsc
tft, daß Ihr beide ein Paar und einst
eneine Erben werdet.
Selbstverständlich übernehme iit
sbie Aussteuer, denn Mathilden-—
.M-utier verfügt nur ikber ein iebr
mäßiges Verniögen. Auch will icks
Euch gern einen jährlichen Zuschuß
schen. damit Jbr sorgenfrei noch
was-send Eurer Jugendzeit das Les
genießen könnt Jeb erwarte
..fesslichit die Nachricht wann Du
« biet einttiffsi. Wie immer Deine
Dich zärtlich liebende Iante
Christine Waldner.«
«EZ ifi in ein mächtiges Exemplar
sen einer alten Dame —- biefe Tante
cheiftiu ein goldenes herz» dachte
Irtbur nachdem er ben Brief bis
kniest durchgelefen hatte, »wenn sie
Ine nicht auf den tollen Einfall ge
tretenen wäre, mich mit der Tochter
m ihrem seligen Schatz verheirathen
wollen! Daß die Weiber doch das
stiften nicht laffen können: ich
abe, es gäbe viel weniger Unglück
bet Welt, wenn fie es ließen«
MIndes- fchluq sich der lebensluftige
eseiinqer der Themis auch diese Ge
banien bald aus dein Sinn Zwar
Ieise er alsbald nach Thüringen,
aber erst wollte er noch etwas die Ge
Mel genießen nnd machte einen
IW nach riedrichsroda
ers-h unter die orrnundfchaft
der untIlsnte stellte Und auf deren Ge
US s die Gunst feiner Zuliinftigen
lachte Seiner Zukünfti
MS —- GegentheiL er
aOdie Leute II msberzeusgn Iß
et I rat n
sei nnd ers via-ehe- Uzesipsi machen
«- eseee bar-n denken könne,
Wer u cis Initi- zu bin
II H: Ek» Mira-n
paid- em- seit-a dsg
E W t- Sees-Mr
er iinnirte gariiber ganz gelesen und
ei war ihin sa wobei-g in der tannens
Rate-i Wall-Luft Dach einer Beile
alt er den Brief in die Tasche stecken
wollte, bemerkte er in kurzer Entfer
nitna von der sank einen anderen
Brief ain Baden liegend. Er hob ihn
auf und glaubte anfangs daß er
ihn mit dein seinen herausgezogen
und fallen qeiassen habe. Bald über
zeugte er sieh jedoch. daß dies nicht der
Fall war. Der Umschlag war zwar
halb abgerissen, der Anfang der
Adresse war aber noch leier
lich; sie lautete: An Frau . . . Schon
wollte er denBrief wieder fortwerfen,.
dann aber steckte er beide Briefe in
die Seit-meidet Vielleicht kannte der
fremde Brief siir jemand Werth ha
den Wie er ihn aber an die Vesiyerin
befördern sollte, wußte er freilich
nicht. Zunächst las er ihn nicht, dazu
war es unterdessen schon zu dunlel
; geworden.
z Als er aber im Begriff war, feinen
jRuheplan zu verlassen, trat ein jun
igei hübsches Mädchen fast athenitos
» auf ihn zu
Ach bitte, mein Herr,« sagte sie
»Sie geben mir wohl den Brief zu
rück, den Sie soeben hier gesunden
haben. — Nicht wahr Sie besitzen
ihn? Dich sah wenigstens von weiten-,
daß Sie etwas Weißes aufheben und
ein-steckten. und gelesen haben Sie ihn
nicht. wie?«
«-Iiein, mein Fräulein das lann
ich Ihnen auf meine Ehre versicheru,
gelsen habe ich den Brief nicht den
Sie wahrscheinlich meinen, aber irren
Sie sich auch nicht? Das Hindert trug
doch webt die Adresse einer Frau:
aber — sind Sie eine?' feste er lö
chelnd hinzu. - «
»Der Brief ist allerdings nicht an«
mich. sondern an meine Mama ge
richtet,« erwiderte das junge Mäd
chen. »Wie qnt es von Ihnen ift, daß
Sie ihn nicht gelesen haben; ich hätte
mich sehr geschöntt.«
»O. wir Männer sind ja nicht neu
gierig-I bemerkte der Neierendar.
.Sie vielleicht nicht« mein herr,
aber nicht alle Männer sind so!«
«Wissen Sie denn das schon aus
Erfahrnua, mein Fräuleins-'
Jsus Erfahrung allerdings nicht.
Die herren. mit denen ichTanzsiunde
hatte, kann ich nicht mitrechnenz die
kamen rnir denn doch zu albern vor!
Aber man liest und hört doch man
«Das find Fabeln« mein verehrtes
Fräulein. Sie sollten beiser von den
Männern denken. nachdem Ihnen
eben ein so musierhaites Exemplar
begegnet iit,« icherzte Ebetina
Uebrigens sind auch die Damen nicht
alle —- Engels«
»Mein Bemerkung bedurfte ei
nicht« verietzte das Mädchen, .ich
wußte es schon.«
»Aber Sie zürnen mir deshalb doch
nicht? Ich meinte ja nur — nicht alle.
Wie hätte ich das sonit behaupten
können, jetzt. wo ich aerade die Ehre
dabe, die Bekanntschaft einer io rei
zenden jungen Dame. . ."
.P:fui! Nur teine iaden Schmei
cheleient So gefallen Sie mir gar
nicht mehrt« rief sie halb scherzend
«Habe ich Jhnen denn wirklich
schon gefallen? Dann thut es mir
doppelt leid, Ihren Unwillen erreat
zu haben.«
Ach wo werden Sie denn! ELisi
ia doch alles nur Scherz. Nun ist es
aber Seit, daß ich Sehe. Ich verplaug
dere hier meine Zeit und Mama er
wartet mich. Wir wohnen im hntel
Waidhaus. Noch-mais meinen Dankt«
Sie reichte ihm ihre schmale behand
schuhte Rechte.
»Dars ich Sie wiedersehen, mein
Fräulein? Vielleicht auf dem Spa
zierganges Vielleicht morgens-» stag
te Arthur mit Wärme.
Eins könnte wohl feint« erwiderte
sie unbefangen Ach site seit jeden
Nachmittag hier am ans einer
Bank mit einer Arbeit oder einem
Buche. Maina lieb-t, die Bewegung
weniger.« «
»Vortrefslich, dann können wiri
weiter streiten."
»Aber wir sind doch gar nicht ver
schiedener Meinung! —- Leben Sie
wohlt«
Der Neierendar hielt ihre Hand
einige Augenblicke fest dann zog er
sie an die Lippen und tiißte den freien
Knöchel über dem Rande des Hand
ichuhs
«Daö ist aber unart« mein
sie-ri« schmollte sie und en ernte sich
eilig«
Am folgenden Tage sand sich Ar
thur unmitteibar nach Tische aus
dem herzogitpeae ein; er ging bis
zur Schauenburg und darüber hin
aus; doch dieErwartete iakn nicht Es
dämmerte bereits im Walde und die
Luft ward liihler nnd Urthur wars
noch immer aus seine-n Posten Eine
»inneee Sinnme sagte ihm, die lied
liche Maid werde doch noch kommen;
aber je laneäer er wartete, desto un
rubiaer tlop sein herz, desto unge
stiimer wurde feine Sehnsucht, sie
wiederzusehen
Und seine hossnuna wurde nicht
getäuscht. Wlich kam sie.
hmSined Sie näg l’l:1itetti«·da;rief get
i en gegen. » e nr
geglaubt WeineMa Man-a isi namlich
WwordeY tschi nur ein Mi
geötneanaQ adet ich konnte doch nicht
nnd wollte doch
in Masse ciie einen kurzen Spa
ziergang machen-. sie neit, Midas
Sie noch besessen tonntei haben
Sie am Ende gar ans nstnich smartets
das thut Inir leihste
äW auf and dam soll-?
- -- — -,
Steh-r bat sie. sich ein wenig aus
zuruhen; auf ein paar Augenblicke
werde ei ja nicht ankommen. Er faß
te dabei mit zarter Höflichteie ihre
band und streicheln diese wie ein
sann-reines Kirschen. ohne daß sie sich
viel Mühe gab, ihm die Hand zu ent
ziehen. Die Liebe macht kühn und so
lief-koste er diese Hand, als wäre sie»
sein Eigenthum « (
Niur turze Zeit war beiden vers
gönnt, die Krankheit der Mutter
mahnte das Mädchen zu baldige-n
Aufl-roch
Beim Abschiede gerieth Artbur in
eine große Bewegung, die glitbende
Begeisterung til-ermannte ibn — er
wagt es, einen Kuß auf ihre heiße
Wange zu driietenz fee schien nicht zu
schmollen, aber fee errötbete ties und
eilte fort. ohne ein Wort zu sprechen.
Langsam schlichen die Stunden für
Artbur bis zum solgendenRrchmitta
ge bin. Rechtseitig war er wieder am
Plaßex aber diesmal wartete er ver
geblich. Ebenso erginq es ihm am
dritten Tage.
Da entschloß er sich kurz und see
delle in das Waldbaus über. Nun
mußte er doch ersabren, wo und wer
seine holde Schöne sei. aber er bete-n
sie nicht mebr zu Gesicht, weder beim
Frist-Mc noch beim Mittagessen.
noch aus dem Spazier-wege, den er
Tagsüber mehrere Male abpatrouili
irte. —
Alle seine Erlundigungen waren
ruchtlos; er lannte ja nicht einmal
ehren Namen und feine Beschreibun
Egsen paßten aus mehrere Personen.
Schließlich gelangte er zu der
schmerzlichen Ueberzeugung, daß er
von ibr sum besten gehalten worden
sei. Unmutbig verließ er Friedrich
roda und reiste zur Tante Christine
nach Marientlial
Ein innerer Ingrimm ersiillte ihn,
er verwünschte vie Frauen indire
sarnrni und gelobte sich. dieses rau
lein Mathilde, das man ibm a bün
deln wolle, solle an ihn erlernt-ein
was ein deutscher Mann sei. Mit al
ler Koletterie sollte es ihr nicht ge
lingen, auf sein durch trübe Erfah
rungen gepaazertes Herz einen Ein
druck zu machen.
Tante Christine schlug die blinde
iiber dein Kot-se zusammen, als er
am Nachmittage plöhlich vor ihr
stand. «Artbur, mein lieber Sohn.
wo kommst Du denn plöhlich ber?
Warum hast Du nicht geschrieben?
Ich babe Dich schon lange erwartet!«
So überstiirzten sich ihre Fragen.
io baß er gar leine Zeit hatte, sie zu
beantworten. »
.Jch steue mich nur, daß Du end
lich da bist,« saht sie fort. .Mntbilde
ist auch schon biet, seit heute Morgen
Sie ist ein bißchen spdziren gegan
gen. Wie wäre es, Arthnt, wenn Du
ibr entgegenqingstT Du willst nicht,
auch gut. Ich will Dich nicht beein
flussen; ich weiß is doch. Du wirst
noch einmal Deiner alten Tante
dantbar sein; aber lassen wir das;
ich will mich selbst mal umschatten
wo Mathilde so lange bleibt.«·
Arthur saß eine Weile in Gedan
len versunten allein und überhörte
ej, dsß schon zweimal leise an die
Tbür qetlopst worden trak
Aus ein stärkeres Anpochen ries er
ziemlich barsch: «herein!«
Gleich daraus stand eine junge
Dame Vor iden. Das also war wohl
die ibrn von der porsorglichen Tante
bestimmte Braut! Hinu, schön ist e
nicht, dachte er. derMund ist gi- szreo ,
die Augen zu tlein — und « a e
—- v ——— diese Nase! War denn das
wirklich eine Rose zu nennen!
Und wenn ei ilnn die Gunst der
Tante aus ewige Zeiten getostet
hätte, dies Mädchen mit der Nase
war fester vor ibinl
Beide. standen eine kurze Weile
schweigend qegeniiber.
.Sie entschuldigen wohl. wenn ich
störet« begann das Mädchen: «ich
suchte Fräulein Waldner nnd habe
dabei DMUAMO das Bergniigän
den sehn erwarteten Reisen s
nen zu lernen? Können Sie rnir
wohl sagen, wo ich die Geisen-le
findet« — . - L
i
«Tante Chriftine bat fre, wenn ich"
nicht irre, schon lun e erwartet,« er
widerte der Referen ir. »Sie muß
wohl hier in der Nähe fein: ich werde
fie fofort von Ihrer Anwesenheit be
nachrichtigen.«
Daniit verließ er trotz aller ihrer
Einsprache das Zimmer. Er dachte
aber nicht daran, Tante Chrifline
aufzusuchen sondern stiilpte fich den
but auf den Kon und eilte aqu
Geratervobl ins Freie,
»Diese Perfidie habe ich der alten
Sybille doch nicht zugetraui,«
brummte er. »Mich an folch eine
Vogelfcheuche verkaufen zu wollen!——
Das könnte mir passen! Und eine
dreifle Person ist fie noch dazu. Sie
freut fich, den febnltchft erwarteten
Neffen begrüßen zu tönnen Mag
fiechden Teufel begrüßen-, aber nicht
tm .«
Er war fo erbost, baß er in einein
Dauerlauf den Wald erreichte, ohne
dessen recht gewahr zu werden«
Unbetiimrnert ftiirmte er weiter
und befand sich plöjlich in der Dra
chenfchlucht, die bekanntlich so enge
ift, daß an einzelnen Stellen zwei!
Menfchen einander lauen ausweichen
können.
In seiner Errettung tpiire er denn
auch beinahe auf eine Dante rannt,
die ibnt von der anderen te ent
argentann
M besten Erstaunen erblickte er
in ils seine holde Schöne ans Wid
richroda die vor siean fo il a
fchend fchnes oerduftet war.
Inf ihre sar nicht erschrocken klin
,-.—---- NR .- M ;---2
gende Festste: .Zte kommen sie
denn hierher? hemmte ee set-e
Schritte
.Duss-ekde könnte ich Sie frage-,
metnsitöuletm und mit vklleigt noch
Fößerem RMMV antwortete At
ur.
Der Ums-Me, der aus feinen Bot
ten Mag-. lockte Ldie hellen Theänen
in des Mädchens Augen.
.Jch kann mit deuten, daß Sie
mit stelle-IT sagte sie: »aber ich bin
unschuldig Manto war io unwobli
und ließ mich nicht von ihrer Seit«
Wenn ich aber spät Abends noch auf
die Straße lief ——— das habe itb wie
derholt gethan —- dann traf ich Sie
natürlich nicht. Geftekn Morgen even
Mantos Migtöne vlöhtich verschwun
den. und da mußte ich fodleich mit
hierher zu Tante Christi-te fahren."
Schott Lange hätte Atthuk nur mit
halbem Ohr auf die Worte, die des
Mädchen in fchmetzlicher Bewegung
hervorbrachte. Er zog sie tm sich ein
suchte fee zu betuhigm Ali ihm dies
nicht its-gleich gelang, küßte er wieder
keck ihre Wange.
Dieses Mittel half auf der Stelle
«Alsp Sie — Du bist die tteiue
Mathilde, die äch biet wiedersehen
sollte-»
»Und Eies-Du hist der Nesse At
» thut, von dem ich nichts wissen
; wollte?« A · «
So sraaten sie satt gleichzeitig und
ireuten sich, daß ein gutigee Schicksal
die Lösuna der Frage iihernalnm die;
ihnen so viele Sorgen gemacht hatte.
-Weißt Du auch, Arthur"« sagte!
das schöne Mädchen in sroher Erre-i
gung, »daß jener Brief« den Du tan-.
dest, oon der Tante war und daß sies
darin meiner Manto ihren beitathe-i
plan mittheilte?'· «
aNatürlich hätte ich's mir denkenl
können,« behauptete er, und sie wie
derum behauptete, daß er siir sie so
etwas besonders Vertrauen«-erwecken
des gehabt habe, und daß es ihr gleich
so vorgekommen sei. als habe see ihn
schon einmal gesehen, nur daß sie da
mals nach in den Kinderhöachen ges
laufen trat.
Dann umarmten sie einander und
tiißten sich wieder und wieder, bis
plötzlich ein Gedanke Arthur durch
den Kot-s schoß. W
»Und Du wirttesi aus mich wie ein
kleiner Magnet.« erwiderte er, »da
rum mußte ich Dich auch immer wie
der ausser-hat« und nun hast Du mich
auch-Bierher aezoaem holde Zau
berin!«
.O, das hat wohl nur die Tante
gethanP scherzte sie.
«Nun, Scherz keiseite.'« rief er, die
Nichte liissend, »die gute Tante hat
hier wirtiich einmal die himmlische
Vorsicht gespielt. Aber sage doch,
Schatz. wer ist denn die Andere. die
mit der —- Kartvsselnase, hätte er
hold gesagt, »die mit der Tante Eis-ri
stine auch so vertraut zu sein scheints-«
Mathilde drohte ihm schalthast mit
dem Finger
«Doe ist Fräulein Clothilde v.
Meierina,« sonte sie. »Sie wohnt
ebenfalls im Hotel Krug und hat sich,
weil iie hier allein steht. an Tante
Christine angeschlossen Du hast sie
doch nicht mit mir verwechselt?«
»Ach. leEne Rede davon«, prote
itirtee r seierlich. «ich fragte nur so.'
Und Mathilde war in glücklich. als
daß sie sich nicht hätte beschwichtigen
lassen.
Arn Eingange des Marienthals be
gegnete ihnen Tante Christine, die
sich beider Bei-schwinden nicht eriiiis
ren tonnte und ausgegangen war,
um wenigstens Mathilde aus-Mathem
Ilc ihr nun beide Arm in Inn
entqeaentratem blieb sie starr vor
Erstaunen stehen und konnte zuerst
lein Wort heraorbrinaen.
Endtich ermannte sie sich zu der
Frage:
»Aber Kinder, Ihr seid ja merli
toiirdia schnell mit einander vertraut
geworden Was hat dran das in aller
Welt zu dedeuteni«
Eine Verlobung toider Willen.'
antwortete Urthun
»Und wir bitten um Deinen Se
genk sägte Mathilde herzenisroh
Mit-.
Institution-se Deinem-stehn
Gerard harrt-, der bisherige Chef
redalteur des in Brüffel erscheinen
den «Petit Bleu««, gibt in einem Pa
rifer Platte ein interessantes Wort
des Königs der Belgier wieder. Ei
nes Tages arbeitete Köni Leopold
in feinem Schlosse mit ·rrn Ca
mille Coauildai. der damals Anwei
tor des Kongoftaateö war. Ei war
.im Sommer, und die Fenster waren
tveit geöffnet. Ein Windstoß legte
olöslich die amtlichen wriftftiiae
vorn Schreibtisch und perftreute sie im
Zimmer. Coauilhat sprang auf, tun
iie aufzuheben Der König aber hielt
ihn mit einer hanwewegung gut-ils
und aab dem lingroilchen verstorbe
nen) Pein-en Bald-lieh der gleichfalls
im Zimmer trat und der damals all
The-nett- mlt, ein Zeichen. Der
Print oerfiand sofort nnd hob felbit
die Papiere anf. Der König aber
fagte gan leise nnd mit großem
Ernst zu olauilhatx »Ein tiinftiger
lonftitutioneller Kiinig muß sich beu
gen lönnen.««
Its Gewohnheiten-.
Aus dem badischen Orte Most-ach
wird folgende, oon der Polizeibehörde
erlassene Warnung mitgetheilt
»Wet fürderhin die Bahn durch
Attila-knieen an die Puffer itn Laufe
indert und aufhalt, wird mit Arreft
i gis W Tagen Miran
I Use eine Ins-Hist
Siizze von Henrieiie Bren.
Im Kukparie dufien die Syrin
gen, rnnf n die Springbeunnen
Der Rathe nuntl ifi iiefislau und
dir goldenen Sterne schimmern;
Vorn Knrhoiel herüber Magen ge-»
diirnpiie, süße Weisen. einschmei
chelnd. lockend.
»Noch ifi die blühende, goldene Zeit.
Noch sind die Tage der Rosen. . . .«
Es ist eine zanberhqfi schöne Nacht
—- eine Nacht zum träumen» zum
glücklich sein, nnd giückveklan end
und zuweist-freudig zu sein. ber
auch eine Nacht, die heiße Sehnsucht
weckt und tiefes Heimweh.
I Einer sitt ans der sank im
»Warte nnd preßt die hände gegen
die brennenden Schläfem Verwor
rene Gefähie Minnen durch seine
Seele: wilde Reue. ohnmächiiger
Haß, heimisch- Erbiiiernng, Ekel
vor sich selbst nnd starre. dumpfe,
graue Verzweiflung.
Die Kapelle spielt Uhlnnds »Es-Früh
lingsliek«: »Die linden Liifie sind
erwacht. . . .
Nun muß sich alles. all-es wendet-!
Run. armes derse. sei nicht bang-«
Und et sitt da nnd lkaenpft vie
Hände ineinander und steter vor sich
kin. Zu spät! Sein Leben ist aus
gespielt! Vettiindelt, verzettelt. ver-;
geudet, hat ee’i, zuletzt entweiht und!
"ichulvbeflectt. Nun ist das Endei
das Er hat Schiffbruch gelitten anl
allem. am Glauben« an der Liebes
und Treue, an der Ehre «- und die1
Beandung schlägt über ihm zufam
men und reißt ihn hing-b in die
Tiefe. Eine der vielen, verlorenen
vkeeteiinnnetten Existenzen! Einer der
vielen. die im Strudel der Geofzftadt
untergehen!
Er fitblt nach der Btttittatchex
eine Pistole steckt darin. Seine Hand
zittert. Und ihm ift, als tauchten
aus«- bezn Dunkels zwei Augen aus«
zwei ttele, treue Augen. die Ihn vor
irsntisvoll und traueend anfchauenj
Einst sind diese Aus-en seine Leit-«
iteme qetoeient H Weit, weit liegtl
jene Zeit zurück. Er hat echte, goldene11
Treue von sich qewokien und dakiih
elendes, leitet Flittekgolv einse
tauicht. 4
»Nun. armes Herr, vergiß der Qual L
lSinn muß sich alle-, alles wenden!"·
tlinat es tröstend und beruhigend
Aber unerbittlietx umtrallt die Ver
zeoeiflunn feine Seele und läßt ste
nicht mehr los.
» Lanalam erhebt er sich nnd
tchzvantt durch die Anlagen feiner
Wehmmn zu. Er wohnt in einer
der vornehmsten Fremdenvenfronem
rn der «Villa Jena« -— und hat die
lehten Rechnungen nach nicht betabltt
Er bat heute Abend am arünen Tisch
den letzten Pfennig verspielt und
lktzrenlchnlden gemacht, die er nie ein
iölen tannk Sein Name ist net-nnd
martt. Ohne die gerinqiten Erittenz
ntittel ftekxt er der, dein vollendeten
Ittuin geaeniibeL
Er hat leine Wahl. es giebt teinen
Ausweg! Er beißt die Zähne zufam
rnen und steigt die Treppen zu seinem
Zimmer empor. Kopflchiittelnd steht
der Vottier der teblptternden Gestalt
mit dem bleichen Gesichte nach.
«Na. der junge Herr Otterstsach
tcheint eg- heute Abend auch wieder
toll getrieben en haben,« murmelt er,
«stebt ja aus wie ’ne Leiche! Wenn
das ein ntes Ende nirnth -—-- —
Ztvei tunden später tönt aus dem
leyten Zimmer des lanaen Ganges
ein leit,er, dntnpter KnalL
Ein paar eilige Schatten ballt-M
bin und ber, dann kommt, von dem
Zimmermiidchen gerufen. die Besitze
rin der Pension bönderinaend herbei
gestütn
Madame ist außer sich. O Gott«
wie tchreetlicht Sie starrt die ist-inette
Gestalt an« die auf dem Teppich treat.
In ihrem haulet Wie rückstchtslost
Der Schrecken sitzt ihr in den Glie
vern, sie muß sich anlehnen· Wenn
nur die Gäste nichts erfahren! Dieserj
Stank-als Mit dem guten Rufe des
Hauses wäs- vorbeiL Gut. daß dte
beiden nächsten Zimmer zufällt leer
stehen und die anderen herrl akten
haben wohl nichts gehört.
Sie fühlt sich aanz telttva werden,
der Anblicks-Ren grakäthmtbatcstkte
OMt t . Um te
t noch die Matt. ihre seiehle zu geben«
E dann läßt fee sich von dem Mädchen
in ihr Zimmer Wiesen«
l
Seins schien Mann-ergrau- des
neuen Tages fikwan zwei häus
tneelste einen langen. schwerer-, ist
Sackleinen ckehitllken Geifer-stand die
Hintertreppe hinunter-. s n dem Sei
teneingang des Hauses, der fitr die
Dienekschast und die Gemiisesrauen
und händier dient, steht ein kleiner
Zieht-Irren — daran wiid der an
beimiiche Gegenstand geh-den und
sur öffentiichen Leichenhnlle gefah
ren. Die Leiche eines zerlmnpien
Betteliungen. der von der Straßen
bohn überfahren ist. liegt schon da»
Und danieden die einer Frau nrit
quaioerzerrien Zügen und weit of
fenen, glanzlosem stieren Augen«
Man hat sie soeben aus dem Kanal
gezogen. In der Großstndt giebt-I
viel Gestrandetr.
Beim Miseiibfiitck tun 11 Uhr
erscheint Madame schön und liebens
würdig wie immer und prötidirt am
Tische ihrer Gäste. Unser-at plan
«kert sie und bezaubert alle durch ihre
geistvolle Konveksation
Use-gen Sie doch mal. gnädige
Frau,« beginnt plösiich eine hübsche
Blondine, «niir träumte dieie Nacht
ich hätte in dem Zimmer iiber mit
einen Schuß gehört. Davon weihte
ich auf, und nun hörte ich Entfärb
iich oben hefti esLtusenL Was war
dass Mit i nvå Aas-i ängstlich
davonk«
Madame iiicheit überlegen
»Sie bat-en nur lebhaft geträumt
meine Liebe,« snate sie.
»Aber das Hin-» nnd Hektor-sen
ijnd die Unruhe?« beharrt die junge
Dante.
»Ach le —- das war das Zimmer
mähele
»Ist denn was writingw
Die anderen hören zu eilen est
und werden ebenfalls ängstlich Die
nniidige Iqu fühlt sich aervsz wer
den. Aber sie beherrlcht sich. Man
muß feinen Gästen alles Unanst
nebme fern halten.
»Aber so beruhigen sich die herr
Matten doch,« tagt sie mit liebens
würdiqetn Lächeln. »e« ilt gar nichts
von Bedeutunq ss irgend eine Lap
valie -—-- ich plus-ebe, etwas zer
brechen »s«
»We- bleibt denn der junge Ot
terfboch lo lanae?« wendet sich ein
alter. jovialer Maior an seine seltsa
Wirtbin »der schläft wohl wieder
in den Tag binein.'
Madame wird doch ein wenig
bleich. Aber mit bewunkrnngensers
tber Ruhe antwortet lie: »Herr Ot
tersbnch mußte piöhlich til-reifen —
eine Depetche » er empfiehlt sich den
Herrschaften.«
Sie otlnnet auf. Es ält übersinn
den. Alteration der Nerven ist der
Gesundheit nicht zatriinlteln Und wa
rum sollte Mach-ne ihre antrablenden
Gäste austreten nnd verlcheuchen —
um einer Lapvalie willen!
Gott«-—
Abs-rissen
Von F. Clara Schneiden
Wer Dankbarkeit fordert, verdient
sie nickt.
It- s- O
Viele Leute haben nur darum ein
so auteö Gedächtnis weil sie ein se
schlechtes Gewissen haben.
i O O
Der Besitz macht nicht reich — erst
der Gebrauch.
—
Schlosse-use sur-ich
Ein Ertriststellen ver sich nur
tümmerlich Durchs Dasein schlug. be
warb sich dieser Tage um eine Stelle,
die vom M2uistrat der belgischen
hauptstnrt ausgeschrieben war. Er
ließ sich beim Bürgermeister selb
anmelden, jedoch dieser ertlärte, da
auets nach sehr, sehr langer Zeit der
lsesdxeidene Wunsch der- Kandidaren
nicht erfüllt merk-en könnte, denn.
sagte er, um diese Stelle sinzs bereits
stule Bewerbungen einaelausen
Dr Schriftsteller war im ersten Au
genblick über diese ungeheure Kon
kurrenz sprachlos —- dann dachte er
ein wenig nach und wandte sich noch
einmal an das Oberhaupt del-Stadt:
«ftönnen Sie mich nicht weni sten
anstellen, uns diese 40,000 O erten
zu ordnen und en klassisizirenck —
Es gab eine Zeit. wo solche stdta er
iige Redensarten Inst guten St tm
qen belohnt wurden.
Poesie and Prisc
hehr Dotier» ham’ Sie vielleifht Appetit uff dem schiene same Gurte?
Guts-stich. ich bin gerade m einem süßen Gamasus-« und Sie kom
men mit mit einer Lauten Gurt-!