Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, September 04, 1908, Zweiter Theil, Image 10

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    Nach dem Skurme
Ins-I voi- s. sein.
is- Fuss-esse)
VII U W Kossezeit erschien
Ostia mit seiner Tousine and Dost
M W, vel die beiden —- wie
W »He-us zu Mitg« —- am Jung
nßeeg getros hatten. Fräulein
stermonn be nd sich bereits seit!
dein Mittagessen bei Frau Wendhoest
nnd der sonst-l war auch schon opns
äinern kurzen Besuche des Comptosits
zurskckgeiehtt, die Gesellschaft also bei
sammen, erwartungsvoll uns-) in rich
tiger Weihnachtistitnmnng. -
»Hier iß die amtliche Gewinnliste«,
sagte Mattn mit gutgespielter Gleich
gültigleit, indem er ein Zwangs
blott ans den Tisch legte.
»Und hier sind die sechs Loose«,
feste Wendhoest hinzu, «bitte, sich zu
äherzeugem daß die Siegel unverletzt
sind. Und nun, meine herrschastem
wollen wir sehen, MS jedem von uns
iescheert worden ist.«
Die Eonoertz wurden gemischt und
das zu oberst liegen-de zuerst geöffnet;
ei trug den Namen des Doktor Bin
den Laut Gewinnliste war aus das
Soo- ein Elsenbeinsöcher gefallen, was
esse-neben otut-et hervorrief. Nun
folgte das mit »Frau-in Eise Scheu
kek bezeichnete Col-very merkwürdi
e brachte das darinnen befind
II Zool zufolge Gewinnlifte einen
clsenbeinlnnnen «
I
(
I
!
l
»Das ist doch tritt-ist« bemerkte die
junge Künstler-in der übrigens kein
Schatten eines Berdaebtes gekommen
Dar; erst das trampfbaft verbissene
Lachen der Hausfrau ließ sie verwun
dert anf das Ehepaar blicken.
Meiner Zufall!« beruhigte der-Kon
fsl das junge Mädchen, »aber ich gebe
LI: ein wunderlicher Zufall! biet ba
n Sie übrigens die O ’ Malt-wie
biet die amtliche Ziebungili e. die er
Ieren sind unter Aufsicht des Notare
M. von Zwei Waisentnaben mit ver
bundenensugen gezogen worden, ganz
wie bei unserer Stavtlotterie. Es lann
ale nur ein Zufall vorliegen. Nun
weiter.«
»Ich bitte, Fräulein Schritten, mein
Las-i mit dem Ihrigen zu vereinen —
damit die Eltenbeinaarnitur —-«
»Gut gesagt, Binder!« tief Matt-r
Mustigt während Alle lachten, «feine
Sendung das — wenns immer lo
leicht gemacht wird!«
such der Konsul lachte.
»Ich bitte mn Ruhe, meine herr
schen-n ver fahren jeee fort. Dieser
Lock Nummer 108 aebört meiner ver
ehr-ten Gattin: was sagt die Gewinn
lilie, lieber Mit-link
sErkennest KE, eine Puva die
.Rama« Jagen tann«, schallte es la
chend Franck«
Reiter Jubel. Die junge Frau er
e ein wenig, als sie ihre geheim
sten Wünsche so offenbart fab. Sie
wußte nicht, ab sie lachen oder sich
ärgern sollte, nnd batte entschieden
Lust, ihrem deren Gemahl ein wenig
den Text zu lesen: aber der allgemeine
nbel über den Gewinn ließ sie ver
en nnd gute Miene zum bölen
Spiel machen.
»Wie sonderbar, daß alle Loose ge
winnen«, bemertte sie nur ein wenig
chmollenb, »aiebt es leine Nieten in
eser Lotterietsk
»Du Da hast Du’s berufen«, er
klärte der Mnsnl sofort, indem er das
Wingert mit feinem Namen öffnete
and in der Liste die Nummer vergeb
lich suchte. »Dostentlich ist ni t der
Zeit der Loose durchge sen.
·' lein Westermann wenigstens
ssßte etwas gewinnen.«
Matths Loos hatte eine Venera
sche gebracht. Nun wurde auch er
stutzig, begnügte sich aber damit, den
Jkopf leise zu schütteln, denn jetzt larn
»die Pointe der qanzen Geschichte
here Wendhoeft überreichte das Cou
Vert der jungen Lehrerin, damit sie es
selbst öffne. »Ich bsbe kein Glück
mehr damit,« bemerkte er, »es gab im
mer nur lleine unbedeutende Gewin
ne, versuchen Sie es selbst.«
»Nun-net 71«, las Fräulein We
siermanm Ein tiefer Aufschrei, und
ihr reizendes Gesicht war dunkelroth
orden. «Eine goldene Uhr ———«
elte sie, »aber —- nein —«
»Gehst Sie doch die Lilie bet,
sit-ach bat Frau Wendhoeft, «wahr
Ma. Nummer 71 eine goldene Da
seuulyr mit Kette und Daten. Sie
Willst-BE
w Mädchen war vollständig
sprnölsi die Sache kam ihr mit ei
ses Mal W verdächtia vor.
Ratte wieder dahinter stecken? Al
; sit das war ja nicht möglich, denn
O der sminnliste stand klar und
s- : Mir-mer 71. ldene Da
sit Kette und len." »Ich
» sieht's lag-te sie enslich und
- , der jun-ge- Frau verstohlen
« « , diese schüttelte aber ganz
den K pf
terie. Bei meines Sie Wu, Feste-i
lein Weitermannk s- «
»Ira’ulein Westerneann hat sich noch!
nicht sen ihrem Schreck erholt«, erwi
derte siir die Gesra te die Dame des
Hauses lächelnd. « sber sie wird unt
den Spaß niicht verderben und außer
dem ihren Gewinnst einheimlen wol
len. Nicht war, Anna? Nachher brin
gen wir, das heißt mein Mann und
ich, Sie sicher nach hause, Sie sammt
Ihrer goldenen Uhr-«
Dieses Versprechen, vielleicht ein
verstohlener bittender Blick ans dem
Auge des viZ-a-vis gab den Ans
schlaa, und bald daraus besand sieh
die ganze Gesellschaft aus dem Wege
nach dem Aussiellungslvtal Matt-:
konnte einem inneren Drange nicht
widerstehen. er bot Fräulein Weiter
mann den Arm. und diese nahm ihn
im Urberschwana ihres Glückes auch
an. Herr Wendhoeft sührte seine
krau, Dotter Binder und Else
chenlen gingen hinter ihnen. ohneI
tsaß er sie führte.
»Wie unvorsichtig!· sliisterte der
KonsuL sie man gerade an den ta
eshell erleudteten Laden des alten
. nngsernsiieges vorheischritt, hier und
da vor den eleganten Auslagen stehen
bleibend. Er stieß bei diesen Worten
seine Frau an nnd deutete aus das
Paar vor ihnen. «Sallen wir nicht
Matta aufmerksam machen, oder
willst Du Fräulein Westerniann ru
sen und ihren Arrn nehmenkj « J
.Das können wir doch nicht«, er«
widerte Frau Wendhoest leise. »und
— wer weiß. wozu es gut ist, wenn
sie geseben werdens Dos«
Jn diesem Augenblick trat aus ei
nem Jsuwelieths ein Herr, blieb
bei dem Anblick des jungen Paareb
wie angedonnert sieben und schaute
ibm kopfschüttelnd nach. Die iqlgens
den beiden Boote, unter denen sich die
eigene Tochter befand, bemerkte here
Schenten offenbar nicht.
»Da hört denn doch Alles aus!«
murmelte er. »Er gebt mit dieser
Person am Arm über den Jungfern
stieåi ·Dern muß ein Ende gemacht
m «
en.
Frau Wendboest preßte den Arm
ihres Gatten seit an sich.
»Da hoben wir’z; ich glaube, Deine
Reisetssche wird nicht nnbenuht liegen
bleibenk
Fräulein Else aber wußte mit der
Geistesgegempart, die den- weiblichen
Geschlecht in kritischen Fällen ja im
mer zu Gebote siebt. ibren Mantel
lreegen so künstlich zu drapirem daß
sie und ibr Begleiter leetoärtz gedeckt
wurden. bis sie außer Skcht waren.
»Bevol« stöhnte sie dann. «Wenn s
er mich erkannt bot, wird es morgen
ein angenehmes Frühstück gebeut«
Das Paar an der Spihe batte oon
alledem nichts bemerkt; glücklich und
die Insenevelt vergessend schritt es
dadirn
«Matta«, sagte Frau Weichboesh
als sie die Treppe nach dein sur-stel
lungisaale binaufstiegen, Leben Sie
beute Abend noch Ihrem Baronretet,
Ich glaube, es gibt stürmtschei Wet
er.«
Aus seine Frage, « was sie damit
meine, gab sie aber eine ausweichende
Antwort Die Freude des Abends
Laie unter sdem Ereignisse nicht lei
n. -
Achtes Kapitel.
here Schenken besprach den Fall
sofort knit seiner Frau, und das Ne
fultat der Beratbuna qipfelte in der
Ansicht, daß ein Mädchen, welches
froh genug war, mit ihrem Liebhaber
Abends auf dem Jungfernstieg zu
promeniren, einem Matta unan lich
gefährlich werden könne. Nichts
weniger sollte er Hamburg auf einige
Zeit verlassen« und irn äußersten
Falle mußte die vormundschaftliche
Gewalt eint-breitem Daß die ei ne
Tochter diese Promenade unter
Schuhe des Wendboeft’schen Ehepaa
res mite macht hatte. und daß Dol
tor Bin r mit von der Partie gewe
sen war, ahnte herr Schenken nicht
er beschloß daher-, der Tochter iiber
das Geschehene keinerlei Andeutunaen
zu machen, see aber tron vor dein
ferneren Besuche des Wendboeft’schen
hause- energsifch zu warnen
.Du warst also gestern bei Wend
boefts?« begann, als Mor us die
Familie am Kaffeetisch zu ern-ren
traf. Frau Schenken bieUnterlIaltmz
»wir befindet sich die Das-ef«
DIE-M Mama!« war die Antwort,
aesieh Dir bestens ern Arn-«
j Zaum sen aber dachte Fraulen Eife
Hex kommt ei!«
indsdie herrschaften meistens al
-lein , wenn Du Abends dort bleibst«
soviean findest Du Gefellschafti« fragl
i
derr Schenken, itsderiic ertnach der
n e
s .DCIM ist fchr verschieden. .
Besuch ist aber ftp immer ba; aiia
Iz. s. ioenrnt ziemlich oft hinaus M
bringt wich dann nach use. sich
Bröslein Mamm- se ich zuwei
spest so einzurichten. das Du Fesse
leig Jedermann künftig nicht wehe
AGREE
»Was hast Du desu geses- Im
Weitem-any Poe-W its-M Elle
mtkäßset
»H ioåedevhole Dit, sie ist kein
pas-redet Umgs Nr eine ansstätsdd
innige Dame. un ich Hehle Die eins
s diesem Grunde, daß Du das vasssf
meuteessen mit der —- mit dem , »
chenzåethestF a MS
« te den u, MS tm 4
Eife. die eine ganz niedliG Berti-If
Widerspruchs est besaß, fett au«
»daß, even-( eau Kansas Wen H
Anna ihres Umganges wär-di t. ich
mich desseren auch nicht zu Ost-est
habe. Oder verdaut-mit Du Frau
Wendhoeft ebenfalls? Denn sagst Da«
mir wohl auch — warum?«
»Es bieibt bei meine-n Befehle,
Mgfer Naseweis«, erklärte fee
nten wiege-fich, ohne den ge or
derien Nachweis zu liefern- i
Frau Schenken, die initinttiv her
ausfiihite, daß ihre Tochter irn se
gtiife stand, den Wettstreit auf ein
gefährliche Terrain zu verlegen, feste
hinzu:
«Uedtig-eni. Eife, Wendbaeft’s sind
ja ganz nette Leute. aber doch sehe ·
fehr —- aderflächiichP
»Menschlich, Mamaf Das ist
mir nen! Papa hat neulich erst ge
sagt, daß here Wendhoeit ein Mr
tüchtiger Geschäft-wann ist und nur
deshalb niedt in den Senat gewählt
werden kann, weil er ein Kontrast
angenommen bat. Und was ieinrsxnn
angeht, so erinnere Dich doch daran,
was Du neulich sagtest, ais Du den
Wunsch autsprachft, ich möchte recht
aii ihr ganfreies harrt besuchen. In
Gegenwart der Frau Präies H. saf
teii Du: .Die Wendhaeft ist eine p
dochsebsiidete Dame, wie es rseni
bi, nur dssist sie einen oft In -
enden Wis«. Und Frau Pröies
esse dinzm »F, ja, nur gut, daß
nicht Alle den is verfiel-ernst was
mir eigenttich wie eine kleine Maiice
erschien. Ich kann nur noch die Ver
sicherung hinzufügen daß-Frau Wend
haeft meine Freundin Anna Weiter
mann sehr lieb dat; ich denke. das al
lein bürgt iiir sie.·
.Du hast das Kind verzogen, Chri
stinne«, bemerkte hetr Schenken, in
dem er auffiand, «e3 scheint wiriiickz
das sie in dem hause sich vervoll
tonrnrnet, wenn auch nur in Imper
tinenzen.«
Damit aan er Hinab in’i Emp
toir. wie er immer zu tin-n pflegte.
wenn es aali, einer häuslichen Scmt
ansznweichen «
.Woher dast Du den Elfenbeiru
kamen in Deinem haari« fragte die
Mutter, die nach der eben eriedten
Niederlage das sediirtniß fühlte. ir
gend ein ander-es Thema vorzuneh
entn.
»Von Frau Wendhpeft!« war dies
kurze Antwort, und Fräulein Eise
verschwand ebenfalls, sest entschlos
sen, sich nicht einschiichtern zu lassen.
Inzwischen hatte herr Schenken
den Prokuristen Herrn Selle nnd den
ersten Blick-haltet herrn Wittig in
sein Privatcamptoir gerufen, ein ganz
ungewöhnliches Vorkommniß, da
niebt versehlte, Unter dem übrigen
Personal eine kleine Bewegung her
vorzurusen.
aMeine Herren«, saate der Prin
zipal, »ich bin nun desinitiv entschlos
sen, den jungen Matta nach South
ampton zu schicken, vorausgeseht, daß
er einwilli t, den Auftrag zu über
nehmen. ,ch halte es sür aut, ihn
siir einige Zeit aus hamburg zu ent
sernen, denn ich habe ihn im Ver
dacht. oder vielmehr ich weiß, daß er
sich auf schlechten Wegen befindet, und
ein Ortiwechsel ist deshalb erwünscht
Sie, Herr Selle, haben mir wieder-«
halt dasselbe vorgeschlagen, vielleicht
aus denselben Gründen, nnd nun
möchte ich Sie beide fragen, hat mein
Neste bei Ihnen Gelder aus enorns
men, von denen ieb nichts wei Y«
»Ich zahle Gelder nur aus Anwei
sung meines Prinzipal-, here Schen
len«, erwiderte der alte Selle gereizt.
«Jeh dachte, Sie müßten mich lange
enug kennen. um zu wissen, baß ich
selbst in meiner Eigenschaft all erster
Prpturisi nie so pslichiwidrig —«
,Wer spricht davon, herr Selle?«
fiel der Chef ärgerlich ein; .ich meine
unr, ob einer von Ihnen —- er ist ja
wohl mit Ihnen beider sehr vertraut
—- ihm Geld, wie iall ich sa , e
bngt hat oder hat bergen hel enf eh
wünsche etwaiqe Schulden meines
Reisen vor seiner Abreise begleichen
zu tönnen.«
»Das heißt, here Meiste-h Sie
wünschen unsere privaten beziehun
Xn zu eskfem W achibaten deren
essen Tennen zu lerne-M ent gnete
der Prolurisi. .Se verstehe — es
Wien-. Ich halte mich in derar
.Mtttheilunaen ni verpflichtet,
aber tm Inder e des jungen
Rauh Kuwpäte is imgrerhsehr .
inne en gewann-sinds
Ihren Wunsch erwies-, indem»
ich Sie·versi6ere, baß let-deren Matta
noch tue Geld geborgt be, tote ichs
: scr» älterva Geldgei
Gäste IW Les dem möchte
I mä bessert , ba mein Vor
« am M
zisss i- sten-, nicht m das-M
« W hiesi,
Zetenr·M-,saileitetreiM nen.« «
pr
Z
?
—
I gen Kinn-re ted nett Deren Zelle its-et
ein.
I Du Es Korn-He einig- Ingen
f blicke nett den Mist-I aus e Platte
f seines Schreibtisches wobei er seit
» märti durch das Fenster blickte dann
’ sagte et:
Dest- btsssh met-e den-; ich Un
. übrigens anderer IW als Sie nnd
:Ioerde in seitens im M etgenesn
Ermessen drischet-n Seht-ten Sie nett
Deren Matte- hereins«
» here Schenken theilte seinem Nes
feu den ihn- iWen Austrag seit.
ohne den geftrt Voran nett einein
Worte zu e en nnd me seht er
freut, als derselbe ohne Zögern da
rauf eins-jun Inzwischen waren die
beiden alten herren in den Ver-schlag
des Prokuristen getreten und führten
sdkrt eine leise, aber seht tebhaste Un
terhaltung. Herr Wittig hatte das
Wort, und sein Kollege. der ihn nur
selten mit einer Frage unterbrach,
hörte mit ganz verwunderte-n Gesichte
aufmerksam tu. dann nielte er, nnd
endlich trennten sich die beiden « rnit
einem böndedrnet. woran here Wit
tig zu feiner Arbeit surüettebrte.
here Selle war bei all« feiner
Freundlichteit and Milde doch ein
ftrenger Vorgesetzter ten Bereiche des
Comptoirsz er vergab sich nie das Ge
ringste gegen seine Untergebenen ein
freundliches Wort von ihm, ein hän
dedrnet gehörte zu den größten und
beneidteften Seltenheiten.s deren nur
Bevor-tagte fich zu erfrenen hatten.
Als jedt Wta ans dem Eonwtoir
feines Onkels znrticktebrte, öffnete der
alte Mann die Ist des Uerseblages
und reichte ihm d Hand mit bered
tem Blicke. obere eine Silbe hinzuzu
fügen; als aber das itingere Perftmal
über dieses nene Wunder erstaunt,
wie verabredet. zu ilsten biniibersab.
trat er vollends heraus ans dem Vet
scblage nnd sagte laut need deutlich:
»Meine herren, nen die nothwen
digen Arbeiten nicht länger durch
Jbre Neugier unterbrochen zu sehen.
then- ich See-me- sie, das den Mom
nach SontbanrntnU geben wird. nnd
zwar ten Februar nächsten Jahres
Damit war ein deutlicher Mittag
geben, nnd die Federn glitten evi r
hastig iiber das Papier. Auch Matta
begann zu schreiben. als plöhlich inr
Bereiche seines Gesichtsfeldes ein Iler
ner Zettel erschien; derselbe lag auf
dem Ende eines Lineals, und das
Lineal beTand sich in Oder Hand des
am gegenüberstehenden Pulte arbei
tenden Deren Wittith der iben freund
lich und verständnißooll zunielte.
Der Zettel aber lautete:
»Warte Glückwunschl Wäre fast
selbst gern gegangen, bin aber zu
alt. Wollen Sie nun Jbr längst
g bestes Versprechen lten nnd
III bente Abend alt eine Trise
The- betrtebeuss habe W aller
lei mitzutbeilen und erwarte See
nrn sieben Mr.
-- Wittig.«
« Matta lächelte und nickte dern alten
deren bei-abend zu, und diefer nickte
wieder und flüsterte:
»Sie wissen doch das alte Erler
baus mit der mächtigen Linde?«
Herr Wittin entstammte einer sehrr
alten Hamburger Sivpe« die einst zu
den beaiitertsten Familieen der Stadt
gehörend, im Lause der Jahre ihr
Vermögen eingebüßt hatte, so daß
dem letzten Repräsentanten des Na
mens nur eine sehr mäßige Summe
nnd ein altes schönes Haus verblieben
war, in welchem er mit seiner einzi
gen Schwester ein Leben führte, wie
vor ihnen die Eltern nnd Großeltern
gesiihrt baben mochten, altoiitertich.
still und gemiithlich. Herr Wittig
war anvermählt geblieben; wie einige
behaupteten, aus Rücksicht siir bie
triizntliche, aänzllch verwachseneSchtve
ster, wie amdere glaubten, aus Ursa
chen. die einer dunklen Bergan enheit
angehörten und mit herzensafsairen
tdentisch waren. Die leitete Annah
me fewann noch dadurch an Wahr
schein Weit, daß herr Wittig sich
nicht selbst eiablirt hatte, obwohl
dem tüchti en Geschiistsmann höchst
achtbare Ossnten von Compagnies
schasten im Lanse der Jahre aernacht
worden waren; er hatte ei vorgezo
gen, erster Bucht-alter der Firma J.
h. Schenten zu bleiben
Das alte heim der Geschwister
Wi war vor vielleicht anderthalb
ahr nderten ein site die damalige
t mit allem Ltr us nnd aller So
ltdität erbautes andhaue gewesen.
wie solche die reichen hamburger Fa-»
milien vor den Thoren der Stadt be-!
saszen und heute noch besitem Da
mals reilich brauchten sie·nicht svl
weit nati- ztr sliichten wie in unse
ren Tagen, um eine Sommersris
n aenieseem Damals waren
or ··die lau-n in den Instinqen vor
n n; so lam ei. daß dieses harrt
eits inmitten der Vorstadt St.
Geor lag, gegen deren lasernenari
tik bauten der altväterliche san
ne dem s Otebeldache, den klet
nev Fenster cheiben, den aebaachten
» eisernen Ort am Martern und
»dem« von einer zwölf us hohen
: Mauer ums-ebenen « schatt aen Pers
sendetbnt amech
Mntta war pünktlich nr Stelle,
denn er achtete den alten rn, M
seiner cicenthtlmlichieitem selbeM
nnd siihlte Aberhauvt in in
einer Weise tMIDIM die er sich
nicht en erklären vermochte- atrch war
er ne die Einrichtung des
partses Irr , m der er schon
MSM useætt hatte
« is mein site-err, lieber
Mist-tsc- s drr seen-di
inde- er W Um
eine große Partettesiube Myrte. »ich
wohe- linki, meine arme alte Schwe
ster rechts, und den Sekten haben
wie qenieinschcftlich. Schade. das
Sie ihn nicht in seiner Frühlinin
FULL sehen — min, das kommt noch.
Aber fett wollen wies-hinaufgehen in
Ue Räume. die mein ngtpsvatee und
mein Großvater selig Sein-baten Nse
»Es-jeden sahns-baten Lesuch übte
» ich dorthin. denn«. feste et mit tvlz
Ihinzeh «es sind klassifche Räume. in
denen einst hervorragende Menschen
verkehrten Kommen Sie.«
Er nahen einen dreiatmigen lbets
nen Leuchter vom Tische und ishr-te
feinen Gasi die breite Treppe hinauf
in ein großes Gemach. dessenalten
thiimlichet Schmuck den Beschattet
annnrtbete nnd eiselte Jn dern bo
ben Karnin pra elte ein belie- Jener,
unter der Decke bina ein mächtiger
Krankuebteh dessen brennende Wachs
ierzen sich in unzähligen Giaepriis
men wieder-stellen und mitten da-»
rnnter stand ein Tisch, gedeckt mits
schneeweißenr Dann-it nnd besetzt mit j
talten Speisen, Flaschen, Gläsernz
uns-d reittern Silberzeng. Die Wändes
des Rimrners waren mit Staistaneten
betleidet, deren Muster —- aroße Ro
senbonaneti auf aschsarbenern Grun
de'von Weinranlen umschlungen —
einer liingst vergessenen Geschmacks
einrichtnna angehörten Steisiebnige
Sobbas und ebensolche StiiZe ans
geschnihtern Eichenlsolz, deren nistet
nsert ein der Tapete ähnliches schweres
Seidengewebe überzog. schwere eiebene
Tische rnit massipen Füßen nnd ein
paar große venetianische Spiegel zwi
scben den Fenstern siillten den Raums
das Eichen-Holz war vorn Alter ge
irbwärzt und itacb etzentbiirnlich ab
gegen ein kleines Spinett aus Eitrpg
nenbblz. welches seine helle Farbe be
wahrt hatte.
Von den Wänden blickten zahlreiche
Partraits aus den Besucher berab,
sämmtlich Pastellnialereien, die sich
unter Glas und Rahmen wunderbar
frisch erhalten hatten. Die beiden
größten derselben, Brustbilder alter
Herren ans dem 18. Jahrhundert. in
Allvngeverrücken und buntfarbigen
Sammtröcben. binaen über dein dünn
beiniqen Sapba nnd zwischen nnd nn
ter ihnen war ein reich aeschninted
und nrit silbernen Veschliiaen ver
ziertes Schräntchen aus Ebenholz be
sestiat.
Die Iliiaeltbiiren nach einem Ne-«
beneinnner standen weit geöffnet. und
aucb dort brannte der Kronleuchterx
daiselbe enthielt aber nur Schranke
ans Eichenbolz nnd in der Mitte des
Ratt-net einen grossen Tisch und besch
iednige Stiiblr. Es war die Biblio
thet des bot-set
here Wittig iiibrte seinen Gast
zum Sabba. nnd aus die beiden Par
traits dariiber deutend sagte er:
«5ier seben Sie des Hauses Stolz«
herr Matta;: ienee Bild stellt meinen
Urgroßvater vöterlicherseits vor, Hen.
Rtob prrairn Wittich nnd dieses
bier seinen beriibmten Freund, Herrn
Bartbon deinrieb Brodes. den Dich
ter des .erischen Vergnügen« ins
Gott!' Und nun wallen wir uns ein
wenig sehen« Derr Matta. hier nn
ter den Bildern dieser Männer, wo
ich nern van der Vergangenheit
träume.« A 4 i
i
i
i
»Hier in dieser Stube-, fuhr ers
nach einer kurzen Pause sort, «an je
nem Tische dort baben die Beiden, im:
Verein mit aeistesverwandten Freun-!
den, manchen Römer alten Rhein
weins geleert und iiber die bobe
Kunst der Poesie gesprochen. Sie
müssen nämlich wissen, herr Matt-!
toie in Isbrer oder vielmehr Ihrer
Frau Mutter Familie der Sinn siir
Malerei gleichsam erblich ist« so in
meiner Familie die Arg Poetica, der
zumal mein Urgroßvater hulbiate.
In jener Stube, seiner Bibliothet,
liegt ein Manuskript von Brodes,
welches er meinem Urgroßvater einst
überaab mit der Bitte am sein innsti
berständiaes Urtheil. nnd dabei liegt
eine Abschrift der poetischen Erwide
runa desselben, wovon ich anen eine
Probe geben möchte — wenn Sie ge
statten. «
Der alte herr ritt sein Stufen
pserd nicht schlecht. Ort nnd Zeit,
sowie ein Anhören der sich wirllich
silr die Sache interessirie, waren ihm
günstig, nnd so erhob er sich und
ging in’s Nebenzimmer nnd lehrte
mit einem Konvolut Papiere zurück.
«Diei ist bot Manuskript von
Brodes Betrachtungen einer sonder
bar schönen Winterlandschast«, be
geerknn er, »und mein Øro vater ermi
te daraus nicht min r poettsch.
hören Sie nar: -
anise Sake
M i bei Z ü »F , d s
Nu bös-tust EmFåaRMOåmmbsp a Melsieinet Recht aber same-sc
Du fchtiebsi mit Nisus-III voll Est
was Du esspfsadkn nip- arme-d
Der Winter-take m Feld und Bald
Die Kälte kam rietgeßclt
Mit llaeem Eifer-in umschlossen
Die Ue bis im t itsan
Und Zweigle Baum
OefMckt mit g nJmoeleu
Die Gottes Allms mein erzähle-h
Es am so schäu. nun glaubt es taum.
IDu fchteibsi, ei jäh-I Schöpfers
Ei muß so sein! Drum in det
Stille
Wie in dem Sturm denk an den
derw
Nie sei uns seine Gnade fern! etc.
»Das kommt uns heute recht höl
zern und pedantisch vor. und dennoch
gab es Zeiten« wo rnan sitt diese Poe
sie schwörmte.«
.Sie sind auch Dichter, here Wit
tigi« unterbrach der junge Mann das
Schweigen. »Ich meine es neulich
von Ihnen verstanden zu baben.«
Ach ward es, Herr Matta, ich
ward es bei einer —- traurigen Wen
dung meines Lebens. aber ich ver
stand nicht in jener Bersart aussu
driicken, was in mir gährtr. Mene
Vorbilder waren Wilhelm Müller
und später Deinrich Deine» den ich
persönlich tenne. Hier in diesem
Schräntchen iiber dem Sopba ist das
Kostbarste verwahrt, das ich besihez
vielleicht erzähle ich tAll-n n nachber,
welche Bürde mir das Schzcksal auser
legt bat. Aber genug davon —- ich
bin einmal wieder aus dem Wege.
tragisch ru werden. Lassen Sie uns
ein Glas dieses alten Rheinweins
trinken, es sind viele Jahre dahinge
gangen, seit die Trauben reisten, aus
denen er quoll· In dem Jahre,
ich geboren ward, liess rnein Vater ein
Stilasaß aus Mdeslxeim kommen,
und er psleate den löstlichen analt
und sog ihn selbst aus Flasche-n
Der Wein ist edler geworden irr-Laufe
der Zeiten, er bat gewonnen an Feuer
und Dust. Wie nahe liegt da ein
Vergleich!' seite er leise hinzu
Dann saßte er den Arm des sun
aen Mannes. siibrte ibn zu dern Eb
renvlasse; dem Sovba gegenüber, ent
schuldigte sich wegen der dilrstigen
Bewirtbung und legte ihm zugleich
Portionen vor. die lein gesunder
Mensch biitte vertilgen lönnen. Das
alles geschab in einer längst verklun
aenen eeremoniellen Weise, die vor
siinszig Jahren in der allezeit gast
sreien danseiiadt Sitte gewesen sein
mochte. bald verscheuchte der tresss
liche Wein die etwas seniirnental ge
wordene Stimmung des alten Denn,
er scherzte und lachte und ersiiblte mit
Vorliebe Ereignisse aus seinem hau
se und aus der Familie Ratte-'s, bis
dieser tvie gusålllg sragte, ob Derr
Wittig seine Mutter gekannt dabei
Der alte here war eben im Begriss,
eine vriichtige Calville zu schälenzz er
legte die Frucht und das silberne Mes
ser still aus den Teller. siillte aus's
neue die Gläser und sagte
«Ja. herr Maila, ich babe sie ge
ianntz doch bevor ich Ihnen erzii le,
lassen Sie uns ein stilles Glas tr n
len aus das Ursdenlen der Verstorbe
nen. der Edelsten ibres Geschlechtes.«
Die herren trauten. und dann be
gann here Mitta
(Fortseiung solgt.)
Auch siir den unverbeiserlichen Mii
ßiggönger hat die Arbeit bisweilen et
was Anziehendeö: dann nämlich, wenn
ein anderer sie verrichtet.
s i I
Die Türlen sollten dem geschenkten
Versassungsgaul nicht allzu ties ins
Maul sehen, sonst entdecken sie am En
de, daß er keine Zähne hat.
I I .
Die Jungtiirten sind augenblicklich «
die Vertreter des Fortschritts im os
rnnnischen Reich. Wie aber, wenn sie
älter werdens
» i s i
; Im Anzeigenteil ei o westlichen
sBlattes stand vor einig n Tagen ein
sGesnd um Regen. Ein Former hatte
es eineiitten lassen. Er hat augen
scheinlich nicht gewußt daß die Zeitun
gen wohl bisweilen das Wetter machen,
oder nicht den Regen
.
Sieh nicht Rohdeit da, wo verzwei
ielnder Schmerz -die Ellenbogen ge
braucht. .
Der chinesische Oe ondte Wu nennt
das Laufen die ges ndeste aller Ve
wegunges Wer ihm nicht glaubt,
lann die Uerntersäkr fragen.