Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, August 28, 1908, Zweiter Theil, Image 14

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    Der Puppenspieler.
KriminabRomqn von Karl Nosner.
(12— Mist-tuned .
,-«Dets hier«, sagte er dann, ·«iftj
its IMME- hie mich damals Wj
sein beschäftigte als alles andere.
Hi iß die Antwort, die ich von der
Myi ans London ou jenem Abend
ovf weise Unsre-ge über Herrn Sid
M Jenes erhielt, und sie hat fol
genden Wortlaut:
«Edgor Sidnen Inn-s, Dieser-Inten
seokler aus MtlwonteL hielt sich vor
drei Jahren zwecks Abschlusses grö
ßeM Bektäufe in London auf. Er
Æß am B. Oktober Abends sein
Mi, tun eine Vergnügunsgshalle zu
Marchese und wurde gegen drei Uhr
Moment am 4. Oktober in der stillen
JerueonsStreet —- Surrev--Side —
ermordet aufgefunden. Der Leich
uossc zeigte Würgespuren am Hals
und die Fingeremvriicke ließen er
kennen, daß der Diomantenhöndler
M, einem ouherordentlich starken
Most-re nett-den bloßen hörst-en ers
Mit vorset- tvor. Ebenso war
die Todte der Schuhe und aller
Gekleidet beraubt Der oder die
ÆM konnten nicht ermittelt wer
den. Wir nehmen on, daß Verbre
chey die den bät-Her Jones im Be
M bedentender Summen wish-sten,
auflauerteu, und daß er deren
Opfer wurde
Krisrninalpalizei London
.Dai war ja eine merkwürdige
Mckttl« ]
zJch frage nach den Notizen undi
Aufzeichnungen iiber einen Lebenden.
den ich lenne und richte meine An
frage an das Meldearnt der Londo
ner Polizei — und erhalte daran
eine Antwort von der Kritninalalp
theilnng die mir anzeigt, daß der
M, nach dein ich frage. var drei
Jahren schon ermordet wurde.
»Es-n ersten Augenblick dachte ich
an eine Verwechslung «- aber nur
den Bruchtdeil einer Seinnde lang
währte dac. Dann war ich rnir
klar. daß rnir das Schicksal selber
hier den Faden in die d gegeben
Ist-, der nuerbittlich rn die in die
tiefsten Geheimnisse des See-schied
M sslnen arti-dek
.So erschüttert war«ich. als ich
dasats inr Scheine meiner Arbeits
lampe diese Depesche la3, daß mir
das Blatt in den händen zitterte,
nnd daß ich ein paar rzschläge
last-tauchte. nin die ini jäh be
deängenden Gedanken zu überblicken
« · Möglichkeiten gab es nur
in diesem Falle: Entweder der Todte,
den die Londoner Polizisten in jener
Nacht beraubt nnd bald entlleidet
in der Barman-Street gefunden dat
ten, wurde nnr irrtlnirnlich für den
in London verschollenen Sidney
Innes gehalten —- oder der Dia
rnantenrnatler Sidnen Jenes aue
Nil-warme starb damals unter Mär-»
Waden —- seine Papier-e aberJ
die ihm mit den Kleidern nnd seiner-I
sonstigen habe geraubt worden«
die dienten heute als Ausweiie jenem
Unbelannten, der mir als Gegner
in dein alten, diisieren Haufe der
hnbsburgeraasse gegenüberstand!
»Meine Augen gingen wieder über
« Zeilen der Depeiche —- nnd ich
ver-wars die erste dieser Möglichkei
ten. Nein. was man mir da schrieb.
war llar, nnd das gab leinem Zwei
fel Raum. Der Mann, den rnan er
wiirgt gefunden hatte. war sicherlich
jener, der den Namen Sidney Jenes
allein mit M führen durfte —
sein Leichnam war von seinen Hand
lnngdfrenndeey von den Beamten
des Deuts, in dein der Mann ge
sidst hatte, zweifellori als jener
de- Diaenanternnailers erkannt und
bestätigt worden.
lieb also nur die zweite Mög
— ein Unbekannter barg sich
Unter jenen Bat-animal
«Iier da entglitt die Depesche
kleinen Fingern nnd sank vor rnich
« arti den Seht-Milch In wirren
dalt erregten diene war eine
sue Ima- Wittwe-II
Ein Miit-et Und spie dar
see , nnte denn in den Besi
Ig lweste des Ermordeten ge
Mk .
»Ich fühlte, wie das Bin i mit
heiß zu Kopf und zu dem Herzen
stieg, wie meine Pulse flogen —
und zwang mich bei dem allen doch
zur Ruhe, zur Sammlung und zur
klaren Uebetle Lang Ich stand auf
von meinem tbeitsplase und durch
mikj M sit-meet Ich öffnete dxs
Ist M, daß die webende Luft
III-up wich umfächelte —- und
set-Los ei M wieder, ais ich fiihlte
WM DWMZI Hirs
sts war anu e te
Gelt OWNER-s zvsück —- —
wär-IF sicudär mit ddeite Ein-Z
m . Use: war a e
last-it- dek- jin iu Wien seit
I niedere
die-si- hatt-, is m visi- dek ji«
sie-edit- Statt-senken Flangxskägo
e W s e tie
DIE-est, meet eiiu wir Sekunda
st so —- iis endiich eine leise
und fett-il nicht
Its-stud- WI sit sptsch sich
but-wie Schwes
us
Mk
Käs- BUT-»F
viele, deren eigene Papieee nicht frei
oon Makeln sind. da aber bot-tx
oft selbst nicht abnend, woher dtefe
neuen Dolnneente staunen. solch
linke Ileppen erwerben — —.«
»Aber die zagen Worte fanden
keinen Widerhall in mit and löschten
ans, und wieder war das Schweigen
»Ach statt der neuen Worte reck
ten sich aus ihm jeit groß und tno
chig zwei gewaltige Hände —- sehnig
tm schwer mit ausgeeifendkn Fin
ern. Und diese Hände, bie ich
annte, die ich gesehen hatte bei dem
bogeten Manne, die griffen in die
Luft als wiigten sie ein Etwas —
— als hielten sie den Hals ihres
Opiets gleich Schranbftöcken ehetn
umschlossen und gäben ibn niskt ftei
und ließen nicht von ihm, bis nicht
der Körper bleiern. und leblos nie
dersank s
»Ich wußte es: der Mann, der
heute den Namen jenes tadten Diasi
mantendändlers trug, der hatte
selbst das Opser hingestreckt. —- —
Und während dieses Wissen start
und unerschiittlich in mir entstand,
fühlte ich auch, daß damit Sidned
onnes, der Sprachledrer, und sein
berwegenes Spiel verloren waren —
’das mir die us der Sieg über den
titdnen Ver recher Ins-allen mußte.
Tragisch beinahe war’s zu nennen:
nicht eine jener dunkeln Abt-ten die:
er in dieser jüngsten Zeit beganaenj
hat-en mochte, und derentwegen ]
der Kampf entspannen hatte zwischeni
ibnr und mir —- nicht eines dieism
Verbrechen gab den Mann in nie ne
band —- nein, eine That war es,
die er vor Jahren wagte, sdie durch
so lange Zeit dunlel und nngesühnt
geblieben war, und die doch fest ans
Licht des Tages drängte.
»Das Bild des stillen Ringens,
das sich in jener Oktobernacht jen
seits der Themse in der dunkeln
Vnrman - Street abgespielt haben
mochte, stand vor mir. Ich sah den
Kampf ——— das Würgen dieser hände
—- das Unterliegen des Die-maulen
händlers, der in dein dunkeln Wis
tel eines hanstbores niedersank, and
dann die raschen Griffe seines Mr
ders, der fest Brieftasche, Börse. nnd
was sonst ’an Werth-hielten das
Opfer bei sich trug, erraffte —- —
«Und wer war dieser Medersl
Wer derban sich unter den Bat-irren
des Erivürgtenil
»Weder sah ich ans die Dexrsche
nieder, nnd gleich den Perlen eines
Rosentranzes rannen mir die Worte
durch den Sinn. Dann aber schät
telte ich Binden Kopf: mein Bild
war falsch! Nicht nach der Brief
tasche nnd nach der Börse seines
Opfers hatte der Mörder gegriffen
— der Todte war der Schuhe nnd
aller Obertleider beraubt gesunden
worden!
»Wie war das zu erklären? Bon!
welchem Wertbe tonnten für den(
Mörder, der biet durch ein paar!
rasche Griffe vielleicht Tausende er-j
beuten konnte, die Kleider dieses
Todten fein? Was konnte den Ber- j
biecher dazu treiben, statt mit der«
rasch gewonnenen Beute auf denj
Teichen des Erwürgten zu entflie
hen, biet, wo doch die Gefahr« entsT
deckt zu werden, mit jedem Augen
Xicke furchtbar wuchs, so lange bei
dem Todten aussah-irrem bis er ibin
seine Kleider weggenommen hattest
»Da waren neue RätbieL die nach
Lösung riefen! Und ich tairi nicht
inebr los aus diefeiii neuen Schwall
Ivon Fragen. Die ganze Leideyfchaft
; meiner Berufsfreude ward wach
)mir, ich lte, das. ich teine Ruhe
finden tonn ebe ich nicht dieses ver
schlungene Gen-irr von Fäden ent
wirrt und ausgebreitet vor mir fab.
Mit allen Sinnen suchte tche
zusringen in das, was ungelösi ge
blieben wat —- anfchaulich —- bsß
ich sinnbte die Dieseone greifen zu kön
seien, freute ich die Muse vor inich
bin. hier den nngebtichen Sprach
lebter——-denM1-nn. Indem-sie
Inlles ietzt als Lug und Trug er
chieir bis auf die irren innibeinntis
then Volwideem dieifin beherrsch
iten, —- dort die Thstiachen des Ber
ibrechens und denSchsuplnydes
IRS-soc
z »Ich rannte London, und kannte
much die Sauen-Seien auf der der
"Schauplatz des Versprechens !sg. Wie
Ioit war ich nicht dort die Waterloo
Rond hinuntergeschrittem Auch der
kleinen und engen Burrnan - Street
sdie zwischen der St. Georg« Road
Innd der London Road als eine nur
wenig benutzte Bindader lief, erin
nerte ich mich — —
»Asus meinem Bücherschrant Ziff
zich den Plan von London und -
teie ihn ooe mir ans, on ee neben
dem Telegraenm im Licht r Luni
la Und hier ins ich dann gr
bend, sinnend und wie im Fieber
l Stunde und Stunde Mein Ren
Carbeiiete unter höchsten Druck
des statt-—- ieh dachte nicht daran.
. ZU is seit Mitte-« keinen sisen Idee
Lippen gebracht heite, nnd bo
Z
kmelte esniehi Mode riechen die tiefe
N. nieNun-see soc-. AM
s M I M den W It
beugt sind unr. wenn nach einer
nettes Cis-rette griff, sn ich anf. ,
.Es war dtei U geworden as
ich dann endiich Papiere bei-T
seite schob nnd nach der Jeder W
Jetzt hatte ich die Lösung! Uns Ins-«
noch foigte, sollte nur die Probe fein
auf das Exempel!
Ein tiefes Aufathmen ging mir
durch die Bei-ft.
»Ich schrieb nnd läutete, ais ich
das Blatt bescheiden hatte dem
Diener der draußen auf dein Kor
ridpr des Hauses den Nachtdienst sei
besorqen hatte Ihm gab ich das
Schris tstiick daß er es sogleich in die
Telegraphenabtsheilun trage.
»Was ich gefchrie en hatte. war
wieder eine Deprfcht nach London.
Aber sie war diesmal nicht an die
Poliin gerichtet.
.Sie trug die Adresse:
«Direition Jrrenanftalt Bediam.
London, St. Georg« Read«, und
hatte den Wortlaut:
»Bitte um sofortiges genaue
Signalenient des Mannes, der vor
drei Jahren in der Nacht vom. dritten
auf den vierten Ottober aus Jheer
Anstalt entsprungen isi.
Richard Plank,
Polizeidirettion, Wien.«
Richard Piant war aufgestanden
und hatte. schon stehend, fein Glas
nach ein-nat an den Mund geführt
nnd bis zur Ragelprobe ausgetrun
en.
»An-g fär beute«, sagte er. «’s
ist nade an Mitternacht gen-ordent«
H Ich drängte ihn. zu bieiben s-—
: noch zu erziiblen wie er denn zu dem
-Wr·ssen getan-neu wäre. das aus
feiner Dereicho nach Bedlanr sprach.
und ioie sich der Fall des Spracblebi
rers entwickelt hätte —- docb er blieb
seit: «Morgen!" Und erft arn
nächsten Abend tarn er auf feine Er
innerungen zurück —
«Sie haben mich gefragt', begann
er —- «rr:iefa ich zu dein Wissen kann
das aus meiner Depefche nach der
Jerenanftalt Bediarn sprach —- wos
ber es mir bekannt geworden near,
daß in der Nacht vom dritten Jun»
vierten Oktober ein Krantee t
entsprungen war. —- Die Sache siebt
schwieriger aus, als fie war. Mein
Willen war das einfache Ergebnis
fcbarfen Den-trus, die Frucht des
tonzentrirten Sinuens in jener ar
beitsvollen Nacht — der Erfolg eines
Systems von Schlüsse-n die ich un-;
eingeengt durch Vorurtbeite aneinan«
derreidtr.
..Erinnern Sie sich an den
Seht-Hieß des Tetegrantms, in dern
die Londoner Polizei rnir Nachricht
von der Ermordung des Diaman
ternnatters Edgar Sidnep Jenes
gabi Er lautete: .Wir nehmen
an. daß die Verbrechen die den
hör-biet Jenes irn Dritte bedeuten
der Summen Instinkt-. ian auflauer
ten, und daß er deren Opfer wurde.«
»Diese Annadrne lag nabe fitr die
Londoner Polizei, da fie feftgeftellt
hatte, daß ein Diamantenrnatier
überfallen und beraubt worden war
—- aber sie war ein Zeugin-lqu Und
da sieh in der Folge dann alle Rach
farfchengen der Behörden auf diefer
fatfchen Voraussetung ausbeuten fo
tarn man von« der rechten Fährte
völlig ab, und es btieb das Verbre
chen angesican
«Jch gina bei meinen uederieguns
gen von einem andern Gesichtspunkt
sus, der zunächst diele Annahme der
Londoner Polizei nicht gelten ließ,
der nur die Thatsachen des Verbre
chens zu Grunde legte und aus ihnen
allein feine Schlüsse zo .
»Und to etwa bat sich die Kette
meiner Schlüsse aufgebaut:
«Ein Mann, der Nachts zu später
Stunde durch die stille But-man
Street schreitet, wird plöilich über
’ fallen, ermordet nnd beraubt.
E .War die That vorbereitet oder
nichts Hat der Mörder dein Manne
nach wohlerwogrnen Plane aufge
lauert oder iit das Verbrechen erst
knapp vor leiner Ausführung de
lchlossen werdens ·
»Der Diamantemnatler wurde mit
bloßen händen erdratleltt Des spricht
dafür, daß teine sorbereitunjänder
That vorausgegansen ist —- ein ör
der. der wohlvordereitet aus lein
Opfer lauert, würde mit Dolch oderL
Schlagrina oder mit dein Tadtichlö-;
er vor angen letn nnd hätte nichtz
, n date-, roa sinnig grauen
vollen san-pl des raert gewagt.
»Vi- Thst geschah Il- Infolg
einei raschen Entlchlnssesl Und noch
etwas folgt aus der Urt, spie sie voll
titlsrt wurde: daß der Mörder im
M seine bloßen säh-senkte ballt-u Mpgadä
ja ver n .
leineÆtfe ihm sur Ausführung
feines verbrecheriichen Islchlagt zur
MUIH M:
Juli-I ein wanemoiet Mit-eh oet,
setrieben den der Macht des Augen
blick-, denn händler überfällt, erdrob
seit und beraubt Nicht adet — wie
nun zu erwarten wäre —- in diesem
unerhört gefährlichen Augenblick —
nur die rasch errafften Werthobjetie
an sich reißt, um dann zu fliehen,
sondern ein Mörder« der tret all der
Gefahr« die ihm von den such Nachts
belebten Linien der London Road
zgr Rechten und Si. Georg« Road
zur Linsen dir-ji« es wagt, Minuten
bei dem hing eeäten Oyfer zu ver
weilen, mn de Schuhe nnd Ober
tleider an sich c Wen!
Eis-i alle O Angeld und die«
Odeicejine sind esein Zweck des1
U . Wser noch all sie sind
des Mörder die Kleider des Tot-M·
or met is sie-leicht nat sicht.
Wes-Tier. dnsdier letter seinen
wä n redete-«- endei, der Vin
nrtz 4nd W isilf daß er
später in den Lassen dieses Mannes
daares Seid nnd wettdoolle Steine
finden wird —- er kai den Mann er
drosseli, weil er dessen Kleider hoben
muß — iosie et, was es wolle! .
»Und wodurch liinnen diese Mei
der sär einen unbekannten Menschen
» so unentdeärlich werde-, daß er mn
, ihreiwillen einen Raubmordkwagis
s .Dadurcks: daß er selbsi leine, oder
’ keine nnaussölligea Kleider irsgi,
daß der Besih von solchen Kleidern
sür ihn durch äußere Umstände r
Lebensfrage wurde — und daß er
anders als durch eine solche That
keine Kleider verschassen kann
«Und nun sassen wir das zusam
irenk ;
»Der Mann. aus dessen verzwei-:
seiie Lage das alles paßt, lonnies
nur ein Häsiling gewesen sein, der,
sei es aus einem Gefängnisse. sei es
aus einer anderen Anstalt in jener
Nacht enisprang, und der verloren
war, wenn es ihm nichi rasch gelang.
feine aleiss einem Sieclliries wirkende
Anstalidlleidung neii bürgerlichen
Kleidern zu vertauschen.
«Der Diamanienbändler Sidney
Jonei iii das Opfer dieses verzwei
selien Iliichilings geworden —- oon
der nnsernen Westwinsier Bridge
oder dein Alberr Embanlmeni ans
mag der in den Kleidern des Ermor
deten gliicklich—Geborgene die ver
daßie Unsialislleidung dann in die
Thewse geworfen haben!
»Da-Wille schien mir klar —- seht
blieb noch eine Frage: Woher larn
der Mörder —- aut welcher- Dasi war
sener Mann, der damals in den Klei
dern seines Opsere die Dornenenie
Sidnen Jonek gesunden holte, und
der sich heuie mir diesen Auen-eis
sikickYen weiten-als damals entspran
gen
..Der Plan von London lag vor
mir —- —
»
i
»Weit lonnte der Entllobene in
seiner auffälligen Ansialtetleidung
er ensslob, mußte sich also in der
unmittelbaren Nähe vom Schallt-ist
des Verbrechens finden. Ein Blick
aus die Karte lMe das leyte Rätsseh
Ich habe anen gesagt, daß die Bur
nmnsStreet eine wenig benuite Ver
bindung zwischen der St. Georg»
Road und der London Road ist —
an der Ecke der Lanibetb Road und
St. Georg« stoad aber lie l Hed
Iam —- bsai .Betblebem dos tat« —
die älteste Jerenansialt nicht nur
England-, sondern der ganzen
Weltt«
.So war ich zu dem Wissen meiner
! Deprscht Mpmmenl
i »Der Schleier« der über dem Vor
s leben des « achlebreri« legen
hatte, war ge iiitet —«— lnchke aus
dem Jrrenbause und Ver eechen la
gen am Wege dieses Manne-, und
die Antwort. die ich aus meine An
srage an die Direktion von Bedlam
erwartete. spllte mir in ber haupt
sache nur noch bestätigen. was ich
durch einfache Schlüsse aufgeklärt
hatte. —- »
»Aber diese Antwort blieb aus!
Sie kam nicht am nächsten Vormit
tag und war auch nach Tisch noch
nicht da. als ich wiederum in meinem
Irbeitsimmer im Polizeigebiiude
erschien. -
»Gegen siins Uhr besuchte mich der
Polizeiratb Franz in meinem Zim
sier, und wieder. wie mehrmals schon
in diesen Tagen, sah er mich sor
schenb mit den mitben Augen an.
»Wie stehst lieber Plant —- wis
sen Sie Neues zu unserm Raube in
der Stepbansiirche oder zu sonst ei
nem der ungetlsrten Fälle?'
Ich zuate die lIetzseln » —
nnd nein. Ich habe eine Spur —
einen Verdacht —- nnd möchte doch
noch schweige-, bis ich Ichnen mebr
sagen tann.«
nicht gekommen sein —- der Ort, dein4
l
»Er niute trübe vor sich Inn uno
ließ sich ans einen der Sessel schwer
nieder.
»Ja, in — Sie sind rege — ich
hab-I bemerkt. Sinn —- mögen Sie
diesmal Glück« haben — —."« Er
schwieg ein paar Setunden, sah ziel
loi vor sich hin und schüttelte den
Kopi. »Mein lieber Plank, wir wol
len uns nicht selber täuschen, wir hais
den bisher tros der großen Miigs
nur Mißerfolg gehabt Ich da ;
mich seit Monaten in dieser Sache’
aufgerieben —- wai eines Menschen
hirn hergeben kann, um all den nn
gellärten Fällen aus den Grund u
loninien, habe ich dran gewendet. s«
war umsonst Sie sagen, daß fest
eine neue Spur vor Ihnen lieqt —
tvie oft in dieser schweren Zeit habe
ich das nedacht —- nnd immer ist die
Spur zum Schluß versickert und ent
schwunden —- —.«'
,Jn mir ging Seliinnies in diesen
Augenblicken vor. Ich liiikte die rniidi
ewerdene Stimme meines Ehe I,
riet itkbet o imekichöpilich hol
nnaesrnhen nnei nnd lab. wie
er, r ipnii stei- iede Enttiinlchnng
überwunden hatte, nm endlich doch
sein Ziel zu ne en, diesmal an dem
Erfolge verz- ite. Und ich wußte,
daß ich ihin neue Hosianna geben
lonnie, wenn ich ilnn den gnn en
tin-fang meiner snenen Spur ent li
te, wenn ich ilnn nll das a en sagte,
ten- 'ich bis inni en cheiden n
Schlusse als eigenes Oe inrnis hatte
hausten gelesen. Ein mer Kampf
L par noch in knir. dann hatte ich die
Eitelkeit. den Takt allein zu enden,
innnnsnwsswg
lehret nnd wir Lieben hatte und
ros- ich fons an Schritten M die
fen Sidnenk et einleitete -»
»Mein Ehe hörte sit nett Fe
Yes-untern Ausdruck zer, nnd f e
UCM Mkdss Rissen is - L
Brach feine Züge gewannen er ZW
n.
’.hier nnd da warf er eine Frä
ein, ich fühlte, wie ee mitkom. e
lich feine Thatitaft an dem, was ich
ihm sagte, neu entzündete.
»Auch von meinem Versuche rnit
dern Fräulein hoffe-rann redete ich
mit ihm von dee feltlarnen Nachricht
die aus London gewannen war, nnd
von den Schlüssen, zu denen nrich die
unerwartete Auskunft der englischen
Ktiminaloolizei geleitet hatte.
. »Als ich endlich fchwieg und fra
jgend auf ihn blickte, da fah ich, daß
»in feinem Wefen wieder die alte
Spannkraft rege war. Wortlos fal
er mich.lange an. dann ftand et an
und reichte mit die dad.
»Was Sie da halten« Plank, da
ift eine Spur. —- -—— Was da.
an Fäden ineinanderläiuft und auf«
den Mann binweift, das lann nicht
trügen — und wenn und Jhre Ur
beit zum Erfolge fährt, wie ich das
jett teon all der derben und entmu
tlngenden Fedlfchliige der lesten Zeit
doch wieder hoffen will: wie ich
Ihnen das danken foll —- das weiß
ich nicht —- —-.«
»Eure Wette war es mu rn oern
Zimmer. Ich hielt noch immer seine
hand, und wenn ein Rest von Be
dauern in mir gewesen war. darüber
daß ich mein Geheimnis preisgege
ben holte, dann fiel der Nest tn die
sem Augenblicke sicherlich von mir.
»Dann sprachen wir aufs nene von
der Arbeit, dte vor uns lag. Und
wieder wie an jenem Tage gleich nach
meiner Rückkehr aus Anda, olc mein
Ekef mir zum ersten Male Mitwel
lungen über die Reihe seltsamer nnd
ungellärter Verbrechen der letzten
Zeit gemacht hatte, kam er auch fest
auf den Zusammenhang zu reden.
der feiner Meinung nach Hans unt-e
dtngt zwilchen allen den inzelfällen
vorhanden war. Er brachte seine
Auffassunf daß ein wohlorgonisirtes
Banden-ne en all dtesen Vorlonrnrnlfs
ten zu Gretnde liegen müsse. wieder
vor und wies rnit Nacht-eure darauf
hin: wie die Verbindung, die anz
weifelloe zwilchen dern St nen
ätonex dem Dermann Inneren dem
sogenannten deren von Qala n und
der gebet-nat vollen Dorne tn raner
bestand, ein weis hierfür let.
Gortteiuna folgU
, dahett sah-raus.
» Indiens — — Var dem geisti
gen Auge tauchen sie aus« wie
durch ein Zaudern-ort, habe seltsame
Gebäude, an denen Jahrtausende vor
übergeonen. tauchen aus in ihrer ein
samen Größe, umrauscht von schlan
ten Palmentvipseln. über denen ein
tiesdlauer himmel sich spannt. Glü
hend wie ein sentiger Ball steht die
Sonne darüber und vor ihren Strah
len sliichtet der bleichsiichtige Fremde
in die Schatten des Waldes, iiber ein
Gen-irr von Wurzeln und Sträuchern.
zwischen seltsam gest-ernten Bäumen
hindurch« die mit tausend Armen aus
der Lust heruntergreisen und sich am
Boden sesttlammern. Linnen spannen
sich über den Weg und hemmen den
dordringenden Fuß. der in dem spei
chen Boden zwischen Iarnen und tro
is en Blüthengewiichsen zu versinten
ro . Doch endlich ist man zurStelle,
eine Lichtung thut sich aus« und wir
stehen dar einem jener indischen hei
ligthiimer, urn deren hohe Säulen die
Sage ihre öden spinnt. Erstischens
de Mit-le n knrnt uns aus, wie ein
teinaewordenerWald muthet uns das
ännere an. Schier unendliche Reihen
chlanter Säulen, bis zumKapitälaus
einem Stück, umgeben uns und erwer
ten Schauern. Seltsame, frayenbafte
Gebilde bergen sie in ihrer Mitte,
bronzene Gestalten. halb Mensch. balb
Teufel, mit einer Unzahl von Köpfen, z
blinden und Füßen, die all die ver- I
schiedenen Eigenschaften und Kräfte l
des betreffenden Gottes darstellen sol
len· Und urn alles der Friede und die
Stille der Einsamkeit und iiber dein
Ganzen der hauch des Großen, der;
Schatten non Jahrtausenden, die die-!
fen Frieden nicht zu stören vermochten.
Und dann wieder ein anderes Bild:
Eine indische Stett-t, tleine, enge Stra
ßen, durch die braune, balbnaate Ge
stalten- schreienb ibre Thiere und Ge
äbrte treiben. Zu den Seiten niedri
e hausen auf deren Dächern bunte
anpen zum Trocknen flattern..
»Schnruhige Kinder spielen unbewacht
; in dem Staub und Schmus der Stra
isre und werfen aus rohen, dunklen
iAugen verwunderte Blicke auf die in
Sönften undWagen varbeilominenden
Fremden. Da tonrnrt Bewegung in
die trägen Massen, von weitern zittern
die eintönigen Klänge « der indischen
Musik herüber, bald tauchen mit-Spee
ren und weißen Turbapen geschmllate
Gestalten auf, die die andriingende
Menge äuritcktreibem ein endloser Zug
von Er gern folgt- deren Waffen im
Sonnenlicht glipern und funteln und
dann endlich auf bohren, prächtig e
schrniiateni» Elefanten. unter ei m
burpurnem non Gold und Silber
suchenden saldachin, non Dienern
u eben, die ibrn mit riesigen Fächern
sinnst-eng zuwedeley einer jener indi
schen ürsten. von deren Reichtburm
Init resigen Edelsteinen, Gold nnd
anderen edlen Metallen ge iillien
Ostia-innern unseres nta uns
gtiibenbe silder norgau t.
·
Und Fa W M M W
lolch ile net indifchzee tat« den
wie uns nne zwischen amanten nnd
Rubinen auf goldenen Theonen ii d
rat elli, un ins-ff all nnfe e p n
tait schen Gebäude einfach ii e den
Hat-few Es iß schmerzlich, aber es ist
idet wahr. Der junge litit, den
man sich wie einen kleinen ott notge
rekin iii ein ganz gewöhnliches Men
cheniind, wie alle anderen. Keine
»Seht-seen von ächelndenDleneen, tei
ne glihetnden naiachen u. aben
teneelichen, orientalifchen Trachten et
hiiit man zu sehen, und ei iii eigentlich
eine ganz kleine Guttat-ichan wenn
man vielem Miniatuemiinnchen im
schlichten dunklen Jacketianzug gegeni
übersieht
Alles ist so wenig förmlich, ein al
iee, liebenswürdiget englischer Maine
ist der ganze Hofstaat des jungen Flie
ften, dee nach seines Vaters, des Rad
scha von Siilim, Tode, mal det here
über Tod und Leben . feiner 60,000
Unterthanen sein wird, allerdings un
tee der Obetanfsicht der englischen
Regierung. vie diesen lleinen Königen
nur noch den Schein der Herrschaft
gelassen.
Alles ist so ganz anders, als rnan
es sich gedacht und wären nicht die
duntlen. tiesen Augen in dein leichtges
tönten Gesicht, Augen, aus derenGruni
de es wie von sarbenpriichtigen indi
schen Märchen schimmert, rnan wäre
versucht, den jungen Mann sür ein
Mitglied der sashionablen englischen
Kreise zu halten, in denen er aller
dings auch die legten zwei Jahre ge
lebt. Wie er in seiner leisen, ruhigen
Art, in slieszendern Englisch erzählte.
ist er nun aus der Durchreise nach sei
ner Qeirnath in Amerita und ang
iiberivältigt von den Eindrücken ew
Worts und des amerikanische-i Lebens.
.Jch habe wohl ost von den riesigen
Gebäuden gehört, aber der Eindruck
der Wirtlichleit ist doch noch viel ge
waltiger,« gestand er bewundernd
«Ueberhaupt grsällt rnir dies rasche
geschästige Leben hier. Jch bin schon
telbst in den Strudel gezogen warten
nnd bewege mich in einem Tempo. das
in Oxsord höchstens beirn Eritlet iiblich
ist« Morgen geh» zu den Nio
garasFällen,« und wie in einer Ver
ahnung all der Naturschönheilen, die
seiner hier noch harren, glänzten seine
Augen, die während der Konversation
unruhig hin und her gingen, aus« Dkch
der Glanz erlosch rasch, als die unver
meidliche Frage lam: »Wie gesallen
Ihnen die New Yorler Frauens« Der
imgstliche Ausdruck, der über das sun
ge Gesicht huschte, und ein leichtes
Räuspern des englischen Majord be
lehrten den Besuchen daß er einen
wunden Punlt berührt. Wie hilsesus
chend blickten bie dunllenAugen zu sei
nern wettergebräunten Begleiter, der
auch sosort einst-rang
«SagenSie irgend ein Kompliment.
Hoheit, es ist das hier so Usus.«
»Sie sind sehr hübsch,« antwortete
die hoheii, und als sie das belustigte
Lächeln des Besuchrrs sah, siigte sie
nochmals hastig hinzu, während eine
leichte Röthe bis unter die Haarwurs
reln stieg: «Nein, ich meine ei wirt
lich,- sie sind sehr hübsch.«
Wie nachher der alte englische Hau
degen erzählte, sind Frauen die schwa
che Seite des jungen Fürsten, er hat
eine eigenartige, schamhasteScheu, von
ihnen zu sprechen« und ein Lob, wie er
das der Schönheit der Amerikanerin
gezollt, bedeutet bei ihm mehr, als bei
anderen sremdliindischen Besuchern
ellenlange Lobeshhmnen
Und das war die Zweite Enttiius
schung, denn wie wir uns einen indi
schen Fürsten nicht ohne denGlanz von
Juwelen, ohne mörchenhaste Schätze
denken «kiinnen, so auch nicht einen
Prinzem der ei nicht aus di! eine oder
andere amerikanische Schönheit abge
sehen. Aber da ist bei dem jungen
Radscha nichts zu wollen« und all die
Mütter schsner Töchter, die sich schon
alt sitestliche Schwiegermamas ge
träumt, und all die süßen, holden Er
binnen, die ja sonst mit ihrem bechi
rendenLiicheln und Panos Geldschrant
schon so manche Krone gean elt, mits
sen das bereit gehaltene Lii ln und
die schönen Goldstiille wieder beiseite
legen. denn der prinzlicheGast aus Jn
dien ist damit nicht zu sangen.
So scheint er also nur Enttiiuschuns
gen hier bereitet zu haben?
Ja und nein, doch manche waren
ganz angenehme, und es berührte er
s;ischend, daß dort in dem dunklen
Erdtheil, wo sonst nur absotuter De
--"s otismui rrscht, später mal ein
» ann den hronbestei en wird, der,
unter allem Glan au erg- en, sich
- doch dir Einsachhet und e nheit ei
s net Kindes bewahrt hatte.
Und dann iiber allem: er tdie
Schönheit der amerikanischen men
anerkannt und darum wird ihm sicher
in vielen schönen Augen verziehen sein,
tin-ist ihm sonst an Glanz und Nimbus
e .
«Man sagt mir, daß Siegeyi Tag
und Nacht arbeiten, Frau obinson,
seitdem Sie var den Richter musier
weil Sie Ihren Mann durchgepriis
acti.« —- « »das iji schon recht. Der
Richter iag , wenns noch ’mal pas
sierte. müßte ich sit Strafe Indien«-—
»Aha, Sie arbeiten also so fleißig, da
mit Sie nicht wieder in Versuchun
terminus-« -—-— «Ree ich arbeite. bis
die Oe beisammen Habe-«