Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, July 24, 1908, Zweiter Theil, Image 13

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    Unter tttrkifchen Seeräubern. 1
SUCH-Inn non Leon JürgaiJ
Ei war in jenen Tagen. ats Grie
chenland unter der drückenden herr-»
schesi der Türken seufzte. Trost-ern
der griechifche handel und Wandel;
emporbtiihte, vermochte das Lands
sich nicht zsu erheben, um das fremdes
Poch abzufchittteln Aber es göhkkk
In Volke, und ein Geheimbund, die
Betörte, war entstanden, in dem die
Meine der Befreiung Griechenlands-s
immer mehr an fester Gestaltung ge
wannern
Der mächtige Ali Pascha war Herr
fast des ganzen nördlichen Griechen
land-J und selbst in Mvrea hatte
sein Sohn selten Fuß gefaßt.
Während sich in Griechenland zu
Ende des Jahres 1820 bereits der
Auch-roch des Ausstand-es vorbereite
te, waren die einzelnen Jnselgtupptm
die nahe der tleinasiatiichen Kiiste
lagen, noch ruhig unter der türkischen
Oberherrsclzaft net-lieben Aus Furcht
vor den blutigen Metzeleien und
Strafen, die die ohe Pforte v«
hängte, trugen sie ge uldig das Loos
der Knechtfchasi. , « «
Auf einer dieser lleinen Inseln,
Winke-nos, lebte eine brave Pächterh
mtlte Zaimic, die steh um die großen
Vorgänge in der hohen Politit wenig
oder at nicht belümtnerte. Der Va
ter, tros Zaimis, war ein fleißiger,
aber sehr geiziger Mann, her dein
fruchtbaren Acker jährlich drei Ernten
abnahm und trotz der driittenden tür
ktlchen herrschast zu einer gewttsen
Wohlhabenteit gekommen war
Er setzte seine Produlte meist an
die groben Städte der gegenüvekne
senden Miste von Kleinaften ab. Es
tara-en die Segler von Salis Adassi
CCRVQ von Nilaria und lausten
seine Waare
Die türtische Gewaltherrschast
brachte aber theilweise unerträgliche
stände für das griechische Voll
rbei.
Es hatte sich an der Küste Klein
asiens ein toeitvertweiatev Seeräuber
unwesen gebildet, das die Inseln im
Archipel nach Belieben brandschatzte.
Korn eine aute Ernte herein, so
waren bie Jnselbewohner nie sicher.
ob ihnen nicht hab und Gut in tur
r Zeit fortgenommen wurde. Selt
Emer Weise blieb Petrus Zaimis
hrelasa davon verschont und dies
erregte die Verwunderung der benach
barten Bewohner der Insel.
Eines Tages, nlg einer der Nach
barn von Petroe Zaimis diesen um
eine Gesalltaleit ersuchen wollte und
an der Küste der Insel entlang eilte.
gib er einen mächtigen Erster vor
nler liekten Es näherte sich ein
Boot dem Strande, landete und- Eier
aus sprang ein fchtanter, tTeidnntler
Llsiate, der den Wer tu Petrkg Hirt
mis« Hatt-:- lcinnuieith
Neu-gierig aina der litt-sechs mer«
und vernarkni kurze ,s-’.e:t dar-aus rief
tig Stimmen a:i-«:· dthi Tiieinznrteik
»Du wirst Dein Versprechen inl
ten, Betrags Zainiics, oder ich mache
Tickt und die »in Dir gehören n:n ei
nen Kopf liirzer, so maer ich inrhe
med Bali bin«
»Ich weis3«, antwortete Zaiinig in
gedrücktein Tone, »Du hast seit süni
Jahren mein Versprechen und ich
werde es halten« Georgia blüht wie
die Blume von Schirag ans, aber
noch ist sie eine Knospe warte die sie
sich zur Rose entfaltet!"
»Das sind Aussiiichte, Petros Zaii
mis«, erwiderte der Tiirte in schros
sen-, Tone. »Gedraia erreicht in weni
gen Wochen das fünfzehnte Jahr und
die Raume meines Vatean verlangen
danach, daß ihr leichter Fuß sie be
tritt.«
Petroe Zairnis murmelte daraus
einige unverständliche Worte und
als sein Nachbar eintrat, hörte dieser
noch, wie der Türte ausries:
»Ich aebe Tsir eine letzte Frist von
vier Monaten, dann hole ich Geor
gia!«
Der rrilde Asiate streifte hart den
antommenden Griechen nnd eilte
wieder dem Ufer zu. um mit seinem
Boote den Segler zu erreichen.
Petros Zaitnis erschrak, als er
den Nachbar plötzlich vor sich stehen
fah. Noch war die Aufregung der
Unterredung in seinen Zügen deut
lich zu lesen. .
»Ach driielt etwas; Peiros Rai-l
niis«, saate dieser, »was haft Du rnits
dem fremden Mannes« l
Tiefes Stöhnen rana sich aus der(
Brust des Griechen hervor, danns
richtete er sich aber aus und erwidertes
tssdkgt l
»Nichts habe ich mit ihm! Er soll
nur wiederlornmen, ich werde ihm
gebührend begegnen«
»Das ist eine schlimme Sache««
fiel sein Nachbar ein. »Er-ehe leinen
Streit. Schwer lastet das tiirtische
Zypch auf uns; wann werden unsere
änner endlich Kraft finden, es ad
suschiitteln!«
Et empfand aber deutlich, daß
Zairnij ihm etwas verbarg.
Nachdem er sein Anlieqen ange
bracht, verließ er dessen baue und
wandte feine Schritte einem ande
ren befreundeten Landbewohner zu.
Jn der zweiten Nacht darauf Lief
eine gräßliche Kunde durch die an
Her Miste gelegenen Orte von Mino
os. Die Seeräuber waren gelandet
" nnd hatten während der Vuntelheit
die umherliegenden Landhäuser liber
fallen sund gebrandfchaht, nur Petroi
imis war wiederum verschont ge
lieben.
das konnte nicht mit rechten Bin-»
sen zugehen. Zentner mehr wurdej
Idaj Seriicht laut, Petroi Zaimis sei
ein Verräther-. Niemand hatte den
Anführer der Asiaten gesehen, diese
tamen schnell wie der afritanische
Witstenwind, sielen iiber die wehrlo
sen Griechen her. raubten und brann
ten. und ehe sich auch nur ein tleiner
Trupp der Landleute zur Vertheidi
gung zusammengesundem waren sie
in ihren schnellen Küstenseglern schon
wieder ans und davon.
Petrus Zaimis hatte außer seiner
aufblühenden Tochter noch zwei er
wachsene Söhne, und selbst diese wa
ren erstaunt, daß ihr haus von den
räulterischen Asiaten verschont ge
blieben war. Petrus ging mit sin
sterer Miene herum. von allen Seiten
kamen die armen bejammerswertben
-J-nselbewohner in den nächiten Ta:
»tien herbei und siehten umsseine lin:
terstiitzung. darunter auch ienerNach
lar, der das Gespräch von Petros
’«-3aimis mit Mehetned Baii belauscht
hatte. Er drängte sich rasch in das
stsauö von Petri-s Zaimis ein und
jstand diesem plöhlich gegenüber.
i »Hilf mir und den Meinen!« rief
! er. »Wir müssen darben und Du haiti
im Indern-n Du stehst im Bund-l
.nit Mehemed Bali!«
Als derGrieche diesen Namen aus
stieß, trat Petros Zaimis erschrocken!
einen Schritt uriick. T
»Was weit Du von Mrhemedj
Bali", entgegnete er scharf. »Wer;
ist das? Jch tenne ihn nichts«
»Du tennst ibn nicht?« höhnte der
Gtikchc »Ich sah wohl den dunklen;
Türten, als er mit seinem Seglerz
dort unten vor Anker ging und dann
mit Dir seltsame Worte wechseln
Sicherlich war es der Ansiibrer dert
Seeräuber, und trenn Du einen Pakt
mit ihm geschlossen hast, wird die
Stunde tommen, wo Du es bereitst!«
Jn diesem Augenblick traten die
beiden Söhne von Petros Zaimis
ein und er rief dem Nachbar hastig
iu:
,.Schtveig! Ich will Dir Korn und
Wein siir Dich und die Deiniuen ges
ben. Zahie es mir nach Deiner näch
sten Ernte.«
Die Weihnachtszeit des Jahres
1820 tam heran. Die strenggläus
bigen Griechen wollten auch unter
dem Drude, der ans ihnen tastete,
das Fest würdig feiern. Sie such-ten
Hoffnung und Trost darin, daß der
Glaube ihnen endlich Hilfe bringen
würd-.
j
Georgia war eine fchöne Griechin,
die auf Mntanos aufhliihte cvie einst
die edlen helenifehen Jungfrauen des
Alterthirms. Schlant gewachsen, mit
duntlen schwarzen Haaren, duntlers
Zinnen und purpurrothen Lippen, he
itiitigte sie den Ruf, den die Schön
ice it Der jungen Griectrinnen in alle
Lande r aetra aen. Ihre beiden älte
ren Brüder liekten sie innig. Sie
Eetorzte nach dem Tod-e der Mutter
Ten Hirtehrlt des Vaters nnd war
mit ihren Brüdern fast nnzertrenn
lief-. Lllö ante Christen trafen sie
rechtzeitia alle Vorbereitungen das
Heilige Fett nsijrdia ri! begehen. tsc
1var am Weihnaehtsinornm als Ve
twg Zaisnis auf dem äußersten Fels
vcripruner seines Besiheg stand und
arti das Meer hinansfchautr. Herr:
lich war im Often die Sonne über
Meinasiens Mitte aufgegangen sind
ihre Strahlen färbte-r die tleinen
Walten am Himmel mit pnrpnrnem
Roth. Auf einmal zuette P-troe zu
fammen und blickte aufgeregt nach
einem fernen Punkte am Meere hin,
der näher und näher tam.
Leicht blähte sich ein Segel im
Winde. Es war ein tiirlifckier
Schnellfegler, er tannte ihn wehl,’
fein Führer hieß Mehemed Bali
So rafchs ihn feine Fiifre trugen
eilte er in das Haus zurück.
Georgia tam :hm mit dem aanzen
sLiehreiz ihrer inqendlichen Erschei-?
nung entgegen und fragte, ate- fie
sdae erfchroctene Gesicht des Vaters
sah
- »Was iit Dir begegnet? Sonst
zeigt Dein Auge doch nur Güte und
Frohfinn!«
»Nichts, nichts! Georgia! Wo sind
Deine Brüder? Eile fofort unter ih
rem Schutze über die Jnfel hinweg,
zu der Stelle, wo die Sezler nach
Athen liegen. Jeh werde Dir ein
Schreiben dorthin an untere Ver
wandten miigehen.« »
»Warum nur, Vatert« flehte sie,
und das zarte Rath ihrer Wangen
erblaßte. »Ich bin mir doch nichts
bewußt, daß wir uns trennen müß
ien.«
Jer diesem Augenblicke drang eines
Sckaar wilder Asiaten unter Füh
rung von Mebemed Bai gegen dass
Haus vor und donnerte mit den
Fäusten gegen die Thür.
»Dessne, Petros Zaimis! Die
Frist ist nbgelnusen!« ries eine dum
pse Stimme.
Aber Petros Zaimis hatte die
Thür sest verschlossen, und schon eil
ten ans dem Garten seine zwei Söh
ne herbei und Georgia sliichtete
angstvoll in ein Obergemach.
Wiederum donnerten heftigeSchlii
gegen die Tbür und nach einigen
Axtbieben sprang diese aus. Mede
»n1ev Bali woran, stürzten die Mia
ten in das Haus«
; Beten-e Zatmis und seine Söhne
»weil-sen sich ihnen todedmiithiq entge
-gen. Zu spät! Unter,den Dolch
Hstichen der frechen Räuber sanken sie
danie er. Schon war Mebemetd
. Ball nrch das hanö geeiti nnd sanb
die zitternde, in einen Wintel ge
sliichteie Georgia Zaimi3. Er riß
sie wild empor.
Ehe die benachbarten Griechen her
beieilien, loderten schon die stammen
in dein Haufe des Petri-s Zaimis
empor. Draußen auf dein Meere
blähte aber der Wind die Segel der
Bari und trug vie Asiaien mit ihrer
Beute davon.
Auf dem Verdeck stand Mehemed
Bali vor Georgia Zaienis. Zitternd
und bebend schlug see die dunkelbr
njirfnpeeten Augen zu ihm aus« als er
ere :
»Komm. schöne Rose von Mykos
nos, lchlinge Deinen Arm um mei
nen Hals und heiße mich als Gelieb
ten willkommen! Noch heute sollst
Du meinen darein schmücken!«
Sowie er aber näher auf sie zutrat
ergriff plötzlich ein tiefer Abscheu das
junge Mädchen und gewaltsam stieß
sie den Asiaien zurück, als er sie um
fangen wollte.
»Du willst mich nicht, schönern
nia", brüllte er auf, »mit, ich werde
Dich zu bändiqen wissen!'«
Auf einenWint von ihn stürzte die
wilde Horde auf die junge Griechin
zu. Raube Fäuste packten dieArme
und banden sie iiber dein Steuerruder
fest. Willenlog hing sie nun dort,
unter den furchtbarsten Qualen, wäh
rend drüben in Motonos, ihrer Hei
math, die Glocken in den Kirchen das
heilige Chrisrfest einliiuteten.
Der Segler trieb unter günstigem
Winde der asiatischen Küste zu. Aber
ehe noch Mehemed Bali diese erreichte.
tam eine große englische Fregatte,
schnell die Wogen durchschneidend, ge
gen den Asiaten auf.
Noch war das Kriegsschiff eine
ganze Strecke entfernt, da öffneten sich
schon die Stückpforten und donnernd
flog ein eiserner Weihnachtsgruß
durch das Tatelwerl des Asiaten.
Schon lange hatte der Englander auf
den Seeräuber gefahndet, jetzt lief er
ihm entgegen.
Kaum eine halbe Stunde darauf
hatte die englische Fregatte den Seg
-ler erreicht. Ein tutzes Gefecht, dann
Ttourde Mehemed Bali und seine
"Mannschaft überwältigt. Jn einem
iletzten Wuthanfall wollte er noch
Georgia Zaimis den Wellen überlie
fern ,aber ein englischer Offizier tam
ihm zuvor und durchbohrte den Pira
ten mit seinem Schwerte.
Die schöne Griechin war gerettet. i
--- l
cost-erseht
Längft die Sonne schon verschied.
Sterne niederfunteln:
Ein Johanniswürmchen glüht
Leise hin im Dunkeln
Heimlich rauscht der Abenbwind
Kofend in den Bäumen;
Rings die weite Erde liegt
Wie in ftilien Träumen.
Und es ift. nie eins durchs Herr
Mir ein fiiszecs Klingen,
Tag des-s Himmels- Frieden mir
Zetig wollte bringen.
——--—s-.-—— s
chffkndrd Bild·
Fran: »Hu unserem heutige-:
Krämer-en haben esne Spanier-in,
eine Französin und eine Engländerin.
ihr Erscheinen zugesagt.«
Mann: »Das gibt ja die reinste
Völterschlncht!«
Die staff man kennen.
Präsident: Wie tann denn ein
Mensch so roh fein, feine Frau zu
mißhandeln, indem er ihr einen Tel
ter an den Kopf wirst? «
Angeliagten Rennen Sie meine
Frau?
Präsident: Jch habe nicht das Ver
gnugen .
Angeklagten Dann reden’s nir!
Ein Rechentünftler.
»Wie theuer verkaufen Sie Ihre
Eier?« fragte ein Junge beim Eier:
höndier.
»Sieben iiir sechs Niete1, mein
Inn e«, erwiderte der Eierhändler
» ieben für sechs Nichts« fapte
der Junge. »Also sechs Für fünf
Nickeh fünf für vier. vier iir drei,
drei für zwei, zwei fiir einen Nidel
und eins umsonst. Das eine minnt
ich.«·
Pt- doma.
Finden Sie nicht, lieber Herr,
daß dieser Zug mit Blitzeseiie bahn
fliegt2 Haben Sie schon an her
Zeiten Flucht gedacht. an die ver
schwundenen Stunden der Jugend,
an die herrlichen Tage, die niemals
wiederkehren? Haben Sie iman
die Minuten gezählt —«
»Was bezwecken Sie eigentlich snit
diesen Fragen?«
»Ich möchte Ihnen bloß eine lldt
auf Raten vettcuifen.«'
sanemhilcssssir.
»Wal« ist’s. Die Zeiten werden
immer schlimmen Das merkt man an
meiner Alten.«
)
Ver Ruswanderer.
Novellette von R u th G ä tz.
Frau Helene beschattete die Augen
mit der Hand. Aber die Sonnen
strahlen drängten sich durch die schma
len Finger in ihr Antlitz, flimmerten
und leuchteten herab von dem Him-:
mel, zitterten über dem lichtgriinen
Schleier der Bäume und spielten ins
dem dunkelbraunen Haar der Frau,
daß es rothgolden ausglänzte. Ge
blendet wandte sie sich zur Seite, —.
wie ein schmale-Z gelbes Band zog sich
die Landstraße jenseits der Felder
hin, und das Band blieb unbelebt,!
nichts regte sich. nichts zeigte das Nä-i
beklommen von Menschen an. Plötz
lich drang zu der einsamen Frau ju
belndes Kinderlachem lautes Ruer
und nun eine besehlende Stimme·
Helene hob den Kopf, in wenigen Mi
nuten würde Jrene, ihre Schwester,
die Gutsherrin, vor ihr stehen« und
mit strengen Worten ihr noch einmal
die beiden Möglichkeiten ihrer ferneren
Existenz vorstellen. Entweder hier
bleiben, sorglos und srei weiter leben,
mit den kleinen Pflichten, die Kinder
etwas zu beaufsichtigen, zu erziehen,
oder sort mit ihm, dem Heimathlosen, »
dein Enterbten, der vor Jahren hin
ausgegangen, um sich sein Brot zu
suchen, nachdem er in der HeimatH
durch seinen Leichtsinn Stellung und.
Namen derwirtt Sie hatte ihn da
mals nicht begleitet, sie wäre ihm nur
eine Last gewesen. Da boten Schwe-,
ster nnd Schwager ihr eine Zuflucht.
Hier in dem stillen Gutshause sand sie
Ruhe, nur das gequälte Herz wachte
aus und ries in sehnsüchtigen Tönen
nach einer mitsiihlenden Seele. Ost,
ach oft, wenn das Herz übervoll von
den Sorgen um ihn, wenn die Augenz
voll Thränen iiber das Leid, das ers
ihr gebracht, wenn sich Worte aus ihre J
Lippen drängten, und sie zu Jrene
ging, um bei ihr Erleichterung zu sin
den, sah sie in das kühle, strenge Ant
litz der Schwester. Die blauen Au
gen blictten dann heraus zu der schlan
len, jungen Frau und schienen den
Vorwurf auszusprechen: Auch du
trägst Schuld, du hättest auspassen,
ihn an das Haus sesseln müssen, da
mit er dem Spiel nicht nachgehen1
konnte.
Zwischen den glänzeden Stäm:
usen der Bäume schimmert· das licht
;raue Fileid der Gntgherrim und mit
einigen raschen Schritten stand sie vor»
der Schwester Tag rosige Gesicht
sah einen Schatten blasser aug, die
tluaen bliclten tiiiiler und strenger
isodi als sonst.
»Komm« aucs der Sonne, L leiic«,
scate sie und strich über die Stirn.
»Wie warm es heute ist.« Jrene
nahm mit einer newcshnheitLiniisiiaen
Bewegung den Arm dir jungen Frau.
Eine Weile schritten sie sank-einend
durch den junan Lenztaa, aus dein
Grase luaten die Veilchen und bewen
ten im Windeshauch die Köpfe. Der
süße Dust mischte sich mit dem träf
tigen Geruch der Erde.
»Wie aller- griint und erwacht«,
sagte Helene und leise fügte sie hinzu,
»Ernst wird sich freuen, seine Hei
math so sonnig wiederzusehen«
Jrene athmete tief auf und blieb
in einein jähen Entschluß stehen: »Ich
habe bis heute, bis jetzt noch nicht mit
Dir darüber gesprochen, Helene. Nun,
kurz vor der Stunde, s- d«a Tein
Ma —- —, da Ernst von Eschwea hier
bei uns eintreffen solt, muß ich es
thun. Jch ich finde eg tattloS von
ihm« beizukommen, all’ die Schmach,
die er durch feinen Leichtsinn uns an
getban, wieder aufzurübren Ein
Mann, der wie er, seinen Abschied be
kommen, der dein und sein Geld ver
spielt, sein Wort nicht gehalten, sollte
der Heimath fernbleiben. Was will
er hier? Seinen Urlaub hätte er dazu
benutzen sollen, seine Verhältnisse zu
bessern. Man tann auch in der Erho
lungszeit arbeiten, wenn man, wie er,
seine besten Jahre berschleudert. Man
fred will ihm helfen, soviel er kanns
Du tennft meinen Mann und weißt,
daß er nicht hartherzia ist. lfrnst soll
seine Anzeige betornmen, auch inits
Rath und selbst mit materieller Hilses
will et ihm zur Seite stehen. Dass
ist aber alles. Er tann natürlichj
nicht bei uns wohnen, wir dürfen uns i
nicht mit ihm zeigen, und Du, He-«
lene, weißt wohl, wag Du unserem»
Namen, wag Du meinen Kindern?
schuldig bist, Du wirst eine Aus-f
sprache mit ihm haben, niemand tann
es Dir verwehren, —- und — nun
bist Du Dir tlar, was Du ihm zu
sagen hast. Die Frau eines Aben
teurers darfst Du nicht lössaer sein,
die Scheidung muß ausgesprochen
werden« «
helene machte eine erschreckte Be
weguna
»Was fürchtest Dut« fraate Jrene,
und ein Ton von Schärfe klana aus
ihrer Stimme. »Hat Ernst je Rück
sicht auf Dich genommen? Auch im
fernen Lande ist er scheinbar seinem
mäßigen Leben treue-redlichem sonst
käme er heute nicht zurück, arm, brot
los, wie er genanaen.«
Ueber das gelbe Band der Land
straße flog eine Wolke von Staub.
Ein langgezogener Ton, das Fauchen
und Nattern einer Maschine tlan
herüber, ein arauerVuntt tauchte au.
kam näher, wurde größer, slog in ei
nem Bogen vorbei, sauste herab dem
Dorfe zu. ishr-nd und schreiend tief
»ein Schwarm Dorfkinder dem Auto
mobil nach. Durch das Hirn der
jungen Frau zuckte eine Visiom So
müßte Ernst aus dem fernen Lande
tommen, in dem er sich sechs lange
Jahre gequält, in dem er lanae Brot
gesucht, für sich nnd sie. Wie ein
Märchenprmz im jagenden Wagen
müßte er tommen, dann wäre ibrn
alles verziehen; Jrene, Manfred wär
den ihn aufnehmen, und bewundern,
daß er so viel erreicht. Aber er lam
— arm, ein Bettler, wie er gegangen.
Er selbst hatte es geschrieben. Ueber
das blutleere Gesicht aing eine tiefe
Rötte, die Auqu der Frau glimmten
aus der tiefblauen Umrabnrung des
Augapfels wie verlöfchende Sterne:
»Ernst hat tein Glück. Ferne«
»Er hat es mit Füßen getreten.
Bedenke web, wie Manfred lich plagt,
wie er den ganzen Tag arbeitet, nur
für seine Familie -— und et? Ernst!
Also, Helene, überlege Dir genau,
st Du zu thun hast. Auch etwas
Schroffheit ist ihm gegenüber arn
Platze« Frau Jrene warf den Kovf
zuriirh »Er kommt wohl noch vor
Tisch?« N Sie wandte sich in einem
weichen Gefühl zu der Schwester:
»Sei start, kleine Lena.—-Sieh, daß
Du vzum Essen bereits alles hinter
Dir hast« sie se- se
Heleneg Hände zitterten, als sie
den Stapel Kleider zur Seite
räninte, nnd jetzt kamen die Thränen
ihr in die Augen, perlten an den
Wangen herab und kamen oon
Neuem, unaufhaltsam Ueber den
Kies des Gartens näherten sich
Schritte-ja, das war-so, genau
so klang sein Schritt, wenn er vom
Spiel lam —- spät am Abend, wenn
Alles verloren war. Sie beugte sich
tief von der Veranda herunter. Da,
wo von den Birken der ariine
Schleier tief herabhing. stand er —
den Hut in der Hand, das-— Gesicht der
Sonne zugekehrt, und in dern Gesicht
lagen tiefe Falten um den Mund nnd
Augen. Alles, was an Liebe nnd
Mitaefiihl in ihrem Herzen lebte,
wachte auf, ihr heißes Empfinden, ihr
brennendes Mitleid drängte hin zu
dem Manne, der heimathslos hier
stand in der Heimath glücklos, ver
lassen von Allen. Sie dachte nicht an
dieWorte der Schwester, nicht an das,
wes sie ihrem Namen, den Kindern
fckuldia —sie fah nur die Einschnitte
von der Nasenwnrzel nach dem
Munde - sie wußte nnr das eine:
er hat gelitten, mehr als ich, mehr
nig- die anderen ahnen, zu seinem
dsgeriengluninier waren die Sorgen
getreten, brennende Zitahrunngsoraem
die schlimmer sind, alg alles. Eie
lieF die THer hinab, Dir nach dein
Garten fiil,rten:
»Ernst (Sr;3it.«
tsr Horn-disk inf- rnit einernxtinck mri
Seite, nnd mir die fragt iikin entae
..e:ei!:e, disk-Its arti den Wart·1:n,
- Juni-Te ir· fest Fluge-n zinn ein Zeller
Eis-ein Tissr feist Ti"t)ns.1!-s«-(Åieii.tt.
-,,,tJe."en-:, Iscirse Vetters ijitks er ini
i::n-,1«:—!r:-. iiiierriilikat ,.T«l frkniti
Dieb« daf: ixlsi Fetonnnenk Juli -- der
Etlisseikrfzenm der tinterlsteZ Tszi
bisteit mir Ieise Hand« Du iibers
tsauist mich nicht mit Vorwiirien?«
Sie leate, toie in alten. aliidlichen
Reiten, ihre Arme um seinen Hals.
»Ernst — icb bleibe bei Tir. tomni’,
laß mich Deine Armuth theilen. Wir
wollen zusammen bleiben, nur fiir
einander leben, ich werde Tieinsiames
rad und Deine Freundin sein.«
Der Mann nahm den Fion des
jungen Weibes in seine Winde Und
sckante mit einem lanaen Vlies in die
aufleuchtenden kleinensllnaem »Weißt
Tu, was es heißt. meine Verban
nnnq zu theilen, kleine Lena? Jm
Sommer unter der Glutli der Sonne
zn leiden, im Winter in der Kälte in
frieren dabei Entbehrnnaen -—«
»Ich will mitDir entbehren, Ernst.
Ich will nicht eine Last an Deinen
Füssen sein, sondern Dir helfen.
Giebt es dort in dem fremden Lande
keine Verwendrina fiir ein paar kräf
tiae Frattenarme7 Siehst Du, Du
lächelst, Du wirst mich mit Dir nelx
:nen.«
»Und Du liebst mich, kleine Lena:
Trotidem ich arm und ausgeftoßen
bin?«
Lelene bob die aHod »Wenn wir
nnr detnGliicllichen unser Herz schen
ten, wenn wir nur den lieben, der
irei von aller Schuld, allem Fehl ist,
darf man das Liebe nennen, Ernst?
Nein, iilsrr alle Veraehen —- von de
isen wir nie mehr sprechen wollen —
iiber alle Schuld hinwea lebt meine
Liebe isn Dir, mein Verstehen fiir
Dich. Nimm mich init in die Frem
de, in Armuth und Noth, Ernst.«
Da brach der Mann vor der Frau
in’s Knie. Er küßte die Hände, die
sie ihm entgegenstreckte dann sprang
er auf, und jubelnd klang seine
Stimme: »Daß ich das erleben
durfte, Helene. das ist der Sieg, die
Krone meines Strebens Lena, kleine
Lena, ich bin nicht arm, nicht der
Bettler, als der ich von der Thür ge
wiesen werden sollte —- ich bin reich,
Lena ——— ein Krösus Unten im Dorf
steht mein Automobil, in dem ich ei
nen Theil meiner Reise machte —- das
ist jetzt Dein, und Dein ist Alles, was
mir gehört. Komm, Lena, nimm Ab
schied von hier. Jn das Märchenland
des Glückes wollen wir wandern.«
«- iis si·
Am späten Nachmittag fuhr san
chend und ratternd ein Automobil
über das gelbe Band der Landstraße.
Johlend lief ein Schwarm Dorftinder
hinterher. zwei glückliche Menschen
zogen einer neuen, fernen Heimath zu.
, Morgenlttndischsr fSchrvesLi
Von Roda Mada.
Der Sultan hatte von einem Kadi
gehört, der in einer Stadt am Mist
Recht sprechen sollte — so findig und
weise wie kein zweiter im Reich. Urn
ihn auf die Probe zu stellen, verklei
dete sich der Sultan und ritt allein
der Stadt am Meer« zu. Als er ei
nige Zeit gewandert war, fand er im
Straßengraben einen lahmen Bettler,
der den Reiter bat er möge ihm um
Gottes Dank das Pferd borgen er
tonne teinen Schritt mehr gehen« Also
half der Sultan dem Lahmen in den
Sattel und siihrte das Pferd am Zü
gel fort s-— der Stadt zu.
»Sieig hier ab, du wirst Mitleidige
finden, die dir weiterhelfen,« sagte
der Sultan, als sie vor dem Thor
standen. »Ich ——?« rief der Bettler,
,,--— absitzen.z Von meinem Pferd?««
Der Sultan erwiderte — der Bett
ler, nicht faul, schrie die Leute zu
sammen «— eg gab einen leidenschaft
lichen Streit, und die Leute zeigten
nicht iible Lust, sich am Sultan zu
dergreifett
«Gut,« sagte sich der Padischah,
»ich will nachgeben ——- eg ist die beste
Gelegenheit, des Richter-, Klugheit zu
erproben.« Und er brachte den Lah
men auf dem Pferd ins Gerichtsges
bäudr. Da war mehr als eine Pat
tei, die ihr Recht suchte, und es hieß
warten. Zuerst ein Bauer und ein
Schreiber — die stritten um eine
Frau. Der Bauer sagte: die Frau
ist mein --—— der Schreiber: sie war die
seine.
Da war ein Kupferschmied und ein
Oelhändler — sie stritten um eine
Börse. Der Kadi befahl, die Frau,
die Börse und das Pferd da zu lassen
— die Leute aber sollten am andern
Tag wiederkommen.
Als der Sultan am andern Tag
wiederkam, hieß der Kadi ihn zum
Pferd treten und entschied sogleich:
»Das Pferd ist dein — dem Bettler
zur Strafe fünfzig Hiebe!« Und zu
den andern: »Die Frau gehört dem
Schreiben Das Geld dem Kupfer
schinied. Dem Bauer und dem Oel
händler fünfzig Hiebe!"
Da war der Sultan neugierig: wie
hatte es der Kadi angestellt, die Wahr
heit zu ergründen? Er warf den
schlichten Mantel von sich, gab sich zu
erkennen und ließ sichs- erzählen.«——
Der stadi erzählte-: »Ich habe der
Frau ausgetragen, die Gerichtsstube
zu feaen. Sie that es aufg- beite, brei
tete die Tepiiickhe aug, fijllte das Tin
trnfask scn nnd reiniate die Federn.
List-are sie nickt eine-«- Echrciberszs Frau,
sie hätte ei- njdit cetonnt — Das
Wild Itnt irisz iitrx Mai-sit ins Wasser.
Wenn ei- dekn Telnkinister aehjjrt hake
eine Eisixr Le! hatte das Wasser
Xcikicn miiisen — Den Zehnten hieß
id- ricsr dir in ten Statt treten - das
Pferd zeigte teine Unruhe Als es
aber dich erblicke-, seinen Herrn,
scharrte ers mit dein Huf, denn eg ver
lanate sein Futter« Da lobte der
Sultan den Kadi oh seines Verstan
des und iiberhiinfte ihn mit kaiser
lichen Gnaden·
Naive Eintritt-rieth
Junge: »Vat-, Vater, aber Jht
habt Glück, Jht braucht dieses Jahr
teine neuen Bücher zu tausen, ich bin
sitzen geblieben.«
In der Sominerfrischr.
»Kann icb ein hartes Ei haben,
Herr Wirtb?i«
»O ja! Wollen Sie sich nur einen
Augenblick cis-dulden — es wird qleich
einesv gelegt werden!« - ’
lNach einer Weile): »Bitte, Herr
Wirth, könnte ich nicht« statt des Ei’s,
ein Stückchen Käse betoinmen?«
»Bedan’re sehr -— dass Ei ist be
reits gelegt!«
Sie kennt ihn.
Frau: »Z« übermorgen möchte ich
einen Hasen haben!«
Mann: »Da werde ich gleich heute
Nachmittag auf die Jagd siebent«
Frau: »Aber, Attkyuy wozu denn
ver Umweg?«
Er weis- cs besser-.
Lehrer: Wenn eine Apfelsine 10
Pfennige kostet, wieviel bekommt
man dann für 30 Pfennige, Hausf«
Hans: Vier, Herr Lehrer.
Lehrer: So, ich denke doch drei?
Hans-: Nein, bei Heitmann’3 gibs
es zwei für 15 Pfennige!
Zustimmung.
(Xanjhippe, zum Marmor »Und
lauter unnöthige Sachen schaffft Du
an!«
Mann: »Da hast Du recht, mlk
Dir habe ich den Anfang gemacht.