Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, July 17, 1908, Zweiter Theil, Image 13

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    --"«"-· --««" «- « i
Vte Entiarnunz
WinalsRoaellette von R a l p h v.
R a w i i.
Ei war einer Abends zwischen 10
nnd 11Uhrz ortenke, das Stuben
miidchen, und net-is. der Diener.
sollten sieben ihre Misettiitten aut
fschem da erklang schris dreimal hin
ander dir elektrische Sacke
II das Sol sienmer der herr
st mit den mmern der Die
ki verband
,. eh sa,« seufzte FrancaiL »man
kommt esse sie zukäme-. Ich dense,
WMN Sie geben hinunter!«
»Aera-sen Sie nur mit," antwor
tete das Mädchen »Sie wissen: Ein
mal liiuten bin ich, zweimal läuten
Ast-new dreimal läuten ruft uns
»Sie baden kecht,« sagte der Die
net. »Gehst wir also! Haikntlich
kommt in dieser vorgerückten Otunde
nicht noch Besuch?«
»We- denken Sie hin? herr und
Frau Millesieur haben sich bereits
zur Ruhe gelegt. Wenn er nur nicht
wieder feine Untälle bekommen hat!«
Das Mädchen hatte richtig geahnt:
Herr Millesleur milder im Justiz
dienit des Staates-, seit kurzem In
Pension) war wieder sehr unron
Er klagte itber allgemeine beängsti
nde Schwäche, ohne besondere
gqmptome anqeben zu können, tin-d
verlangte dringend nach einem Arzt.
Franrais machte sich aus den Weg
und kam nach einer halben Stunde
mit Dr.herissan. der schon bei frühe
ren Ansiillen gerufen morden war,
und sitt sedr tüchti galt. herissan
stellte zunächst teft. goß die Dergtbd
tith adnortn schwach war, verichriev
einige anregende Mittel, die der Die
ner nach schnell Jus der Apothekede
for mußte, verhehtte aber der
trpselgsen Frau Millesleur nicht,dah
die Situation set-r ernst warz ·
CI M stock erst Among Justiz-geh
Madame.« sagte er zu ihr leise irr-.
Reden-immer, »aber herzleiden bin
den sich an tein Alter. Vermuthltch
baden wires auch mit Arterienoen
taltung iu thun. Ich will Ihnen nicht
uneritj Dassnrm en machen. Jst es
nicht dieser AnsalL so ist es der
nächste. Jedenfalls bin ich ums-Uhr
sriid wieder hier. Ruhe, gnädigefsraa
nd Fassungst
Ellddarree schwamm in Ihrsnem
Noch einige Jahre hätte ich ihn aern
gehalten! Ich din erst zehn Jahre
verheirathet, lieber Doktor — oGott,
tote traurig, rnit zweiunddreißig
Jahren schon Wittwe zu werden«
»Ihr r Gemahl ist also volle
stetsqu obre älter?«
»Ja litIer Dottor « aber was
niedr. dr Arzt nickte, er hatte es
macht das? Er ist meine Jugend:
»Ir«o«sten Sie sich. gnädige Frau
—wir müssen nun einmal das Un
verrnetdliche hinnehrnen!'· «
Ills Dr. dertsson arn Moraen
wieder-law war herr Millesleur nicht
mehr. Der Arzt nieste, er hatte es
irr-. Voraus gewußt: es war der trivi
sche Ausgang dieses Leidens-.
Drei Tage danach tqu man Herrn
Millesleur zu Grabe; die Straße war
Ichroarz von Quipaaen und Men
chen. Sogar der Minister hatte sich
vertreten lassen und die berren vorn
IMM, bei dem der Verstorbene
earbeitet hatte, erschienen in der
artsrode mit dem Kran der Ehren
tegton irn Knopsloch r Kirchen
chor der »Madeleine" sang wunder
schön, als man den Sara in die Ver
sentirng hinabliesk wo er bald zur
Asche werden sollt-. Denn es war
Milleslenr’e letzter Wunsch gewesen
—mit zitternder band im Bett aus
einen Zettel geschrieben s-» durch
Feuer bestattet zu werden.
Zwei Wochen nach diesem trauri
n Ereigniß lbsie Madame Mille
ieur ibren Haue-stand aus. Francoio
und Dortense wurden reich abgelehnt
und entlassen, die Wittwe siehe nach
dein Süden, nachdem das Testament
erössnet und sie in ihrer Eigenschaft
als Universalerbin anerkannt und
bestätigt worden war. Ein Reise
des Verstorbenen, den er sehr geliebt
hatte, er ielt ein Legat von weni en
tausend ranki und mußte zusrie n
sein« nicht ganz leer ausgegangen zu
sein. Madame Millesleur mochte
wobl qesiikli haben, daß er mebr er
wartet ba te, und daber beschenkte sie
ihn mit einian werthvollen Mobilien
aus dem Nachlaß des Verstorbenen,
einer kleinen Bibliothec dem werth
vollen Schreibtisch, einem Armsessel
und einigen Oelgemäldem die sie
doch nicht brauchen konnte, unddie
bei einer räußerung im Wege der
Inition nicht allzuviel eingebracht
hätten. Und was hatten ibr selbst 2
bis 3000 rasnks gemachis Sie besaß
seit eine enie von 40,00(i Franks
pro Jahr und konnte sich jeden, nicht
su unbescheidenen Wunsch ersiillen.
Denry Mille teur, der als junger
Abdoka sich k nimerlich nährte, stellte
die eschenkien Sachen in seinem be
xl Arbeit-sinnen aus als
nbenken an den Onkel, der ibrn einst
versprochen«batte, die Ostsee seines
Vermögens werde er erben, und der
sein Versprechen so schlecht ebalien
hatte. Ganz besondere den chreibs
kisch, ein kleines Meisterwerk der
cischlerkunsk, hielt er in Ehren, und
deshalb ioar er besondere ärgerlich,
als Frau Gerard, die ihm den haus
balk besorgte, eines Tages das Tin
iensaß über die seingernaserte Platte
» rne Una isarnkeii!« schalt er
in hinein. « n schönstes Stils
so zu ruinieenst Und höchst ACTU
lyiiredig machte er sich daran, die Tinte
abzuwaschen und jede Fuge zu rei
nigen. Bei dieser Arbeit geschah
aber etwas Ueberraschenbes: Eine
lleine Spalte gab dein Druck seiner
san-b nach, erweiterte sich usnd ent
hiillte ein Geheimsach, in dein meh
rere Papiere lagen!
« hear-) erkannte sofort die Hand
schrift des todten OnteU der ein
Fagebuch gesiibrt und hier die Erleb
nisse seiner Ehe niedergelet hatte.
Der jungeAdootat las zwei tunden,
vergaß einen Termin vor GerichtJas
nackt einmal tvei Stunden. aß tein
Brut-stillt unt war hoch erstaunt, als
adatne Gerard, die noch immer ob
ihres Tintensrevels schuld-bewußt
war, leise erinnerte, es sei bereits
ein Uhr Mittags. Dann holte er
in Eile das versäumte Essen nach,
giing zur nächsten Straßenecle, bestieg
eine Droichte und fuhr dirett zum
ZentraliBureau der Kriminalpolizei.
Hier hatte er eine turze Aussprache
mit dem diensthabenden Beamten, der
ihm die Adresse von M. Alphonse
Lenoir, dem beiibmtesten Detettiv
ber Hauptstadt, nannte.
M. Lenoir nahm mit lebbasiem
Interesse die Darstellung des Abou
taten entgegen.
»Wenn ich also zusammensassend
wiederholen dars, herr Abootat: das
Tagebuch stammt unzweifelbast von
Ihrem herrn -Ontet!«
»Unzweiselhast.«
»Es bezeichnet seine Ehe als eine
ties unaliick·liche?«
»Als eine entsetzliche!«
»Es erklärt, daß er nichtsbestotves
niger nie in eine Scheiduna williaen
wollte, weiter ties reliaiiis, Eben
überhaupt für untrennbar hielt?«
»So ist es·«
»Es besagt ferner, baß er um bes
äußeren Anstandes willen alle Disse:
ten-sen mit seiner Frau der Oessent
lichleit vorenthielt?«
»Mit der grössten Peintichteit.«
»Es erliari weiter, daß er Sie
zum Universalerben einzusetzen ge
dachte?" -
»Was er mir auch mündlich oit
zugesichert hat«
»Es giebt weiter Ausschiiiß, daß
noch ein zweites Testament vorhanden
-ewesen sein muß, eben das, welches
ie zum Erben einsetzte?«
»Ganz richtig«
»Es besagt endlich, das; er auf
dem Pere la Chaise bearaben sein
wollte?«
»Und Madame hat ihn auf Grund
eines angeblichen Zettels von feiner
Hand verbrennen lassen.«
»Der Fall ist tlar, mein Herr!
Ein Gistmorb!«
»Ich babe keinen Zweiscll Aber
was nun thun?"
Der Detettio sann lanae nach:
»Ein sehr schwieriger Fall -— ein
lehr schwieriger Fall! Aber wir
wollen die Oeffnung nicht sinken las
sen. Fiir mich steht ev sest, daß
diese Frau Ihren Onkel nur set-ei
rathet hat, um ihn zu beerben. Jn
den ersten Flitterwochen mag er ihr
zu Liebe das erste Testament ausge
sest haben; später, als er ihre wahre
Natur erkannte, errichtete er das
zweite, ohne das erste zu vernichten
Oder sie täuschte ihm vor, das erste
Testament werde vernichtet, indem sie
vielleicht ein andere-, ähnliches Pa
pier in den Osen schleuderte. So
etwas ist ja leicht Fu machen! Genug
—— Ihr Herr Onkel wurde dann
insternatisch veraistet. Mit kleinen
Dosen irgend eines Gitte- sina es
an. mit arvszen endete es. Welcher
Arzt ventt bei einer glücklichen Ehe
an solche NachhilsenZ Herileiden
lonsen ähnlich aus. Herr Millesleur
mußte also herzkrant sein! Und da
nach. als er verschieden war, sloa
izuerst das neue Testament in die
Flammen. nnd dann solateberr Mille
sleur nach: Sehr schlau, sehr geris
sent Gift ist nicht mehr nachzu
weisen! O, diese FeuerbestattunaenZ
Wie ich sie verabscheue -— von Be
see«
euss wegen
m s- - r- rs ,. In k-s-..
»Jslc Auffassung ucc guqc Ue su»
wahrscheinlich Leider muß sie aber
auch dem Gericht bewiesen werden.
Wie das machen? Ich bin selbst
Advotat — aber ich sehe kein Mit
tel! Das Taaebuch belastet die ent
ietiliche Frau freilich. aber iurUeber
sührung genügt es keinesweng
»Ganz Jlirer Meinung, Herr Ad
votat, und deshalb werde ich es mit
Hilfe meiner Leute anders anfassen.
—-- Ein Bild Jhres herrn Ontelg
tann ich wohl erhalten, ja? Und
Madame ist sur Zeit noch im Süden
Gutt In eisiiasr Zeit nie-ten Sie
von mir hören!« »s
Miodarne Milleileur nahm, nach
dem sieeiniae Wochen on der Ri
oiero verweilt hatte, in einem vor
nehmen Wohnorte der hauptftadt
wieder Wohnung. Das Logis wurde
bochmodern eingerichtet, ein Coupee
an schafft, ein Diener und eine
gos- engagirt. Mit den Dienst
boten hatte Madame Glück. Sie
war noch im Beariss, in ihre Van
einzuziehen als ein älterer solider
Diener sich von selbst anbot, und
durch seine Vermittlung tam auch
das tüchtige und geschickte Kammer
miidchen in ihr dani.
»Es sind wahre Perlen«, erklärte
Madame ihren Freunden, »mit dern
saulen Gesinde, dal- ich noch u mei
nes lieben, unvergeßlichen stannes
Lebzeiten tte, qar nicht u ver lei
n! No ·rlich hat jedes ina eine
« ttenseitem und Vollkommenheit
ekisiirt aus Erden nicht« Jrederic
und Marie stammen aus einem Pro
vinsnest und lind sehr abergliiubiich
silber. ich lacht selbstverständlich dar
er.«
Es war in der That so: Die bei
den Dienstboten, sonst so ernste und
tüchtige Leute« hatten diese S wach-.
an allen möglichen Geister-un ua zu
glauben, und eines Morgens sand
Madame aus dem Bett ihrer Zofe
sogar ein Buch mit dem Titel »Die
Wiedertunst der Todten« oder »Ein
dringen der übersinnlichen Welt in
die diesseitige.«
»Wie können Sie nur so thöricht
sein« Marie«, sagte sie, aber sie nahm
das Buch doch mit und las es bis
zu Ende durch· Am nächsten Sonn
tag bat Marie um einen freien
Abend. weil sie gern einmal eine
spiritistische Sisung mitmachen wolle.
Am Montag wußte sie so viel daoon
zu erzählen, daß Madame neugierig
wurde und selbst den Zittel besuchte,
dessen Vorsührungen den Eindruck
nicht versehlten.
Etwa vier Wochen später lündigte
plötzlich Marie ihre Stellung. Das
Mädchen wollte zuerst nicht mit der
Sprache heraus, als Frau Milleskeur
nach den Gründen ihres A anTeIs
forschte. Endlich aber gab ie ·e
Erklärung ab, es sei in diesem Hause
nicht richtig. Sie habe ost Nachts
einen schlurrenden Tritt einen trocke
nen Husten im Salon gehört obwohl
doch Niemand darin sein iönnte.
Dabei blieb sie auch und ließ sich
nicht halten, obwohl Madame ihr
Verdoppelung des Gehalts anbot.
Auch Frederic wollte dieselbe
Wahrnehmung gemacht haben, aber
er blieb in seiner Stellung, weil
eine herein ihm qoldene Berge ver
hieß. Seit Marie’g Fortzug mußte
er immer in ihrem Vorzimmer schla
fen und es geschah manche Nacht,
daß er leise bei Ptadame anpochte
und mit heiserer Stimme hinein
sliisterteJ »Er geht wieder um! Jch
höre ihn hnsten!«
Frau Milletlenr wurde nerooe,
ihre Bekannten fanden, daß sieschlecht
aussah. Sie empfand es selbst und
sagte: »Der Spuk soll ein Ende
haben! Ich werde ihn aus meinem
Salon hinan-jagen.«
Und wieder tam eine Nacht eine
dunkle, stürniiiche, in der die Regen
tropsen in den Fenstern-rauschten.
Wieder steckte der treue Diener den
Kopf in’o Zimmer und sliisterte:
»Ich höre ilml« «
Todtenbleich stnd sie vom Bette
aus, wars einen Mantel um nnd
sagte: ,,«’solge mir, Fredericl Es
iit Unsinn! Ich will Ruhe oor den
Todten haben! Hier ist die Solon
tliiir — öffne sie weit damit Du
siehst daß Alles nur Cinbildung —
—— iiähl2!«
Sie schrie geltend aus: Ja der
Mitte des Salong stand ein alter
Mann in der Amt-rohe der Rich
ter· —- —
Asrn nächsten Tage brachte man die
Wahnsinniae in’s Jrrenlsasus, wo sie
unablässig todte und sich verfluchte:
»Willst du mich holen? Willst du
mich holen? Ich war es, sa, ich
war est Vergiste mich, dann ist es
zu Ende!«
lind an demselben Tage hatten
idean Millesleur und der Deteltio
eine ernste ttlnosvrachez »Bei Gott«
das wollten wir nicht; sie sollte nur
entlarot werden. Ader ein Höherer
hat aerichtetk« «
»das-te Sie-se.
»Was war denn diese Nacht iiir ein
siirchtbares Gelächter bei Jhiien?«
»Ach, den Spaß Tiiitten Sie sich
ansehen müssen. Ein Einbreetier
wollte mir einen Besuch abstatten,
war aber in dem engen Korridor
fenster stecken aeblieben und stranipelte
uns mit den Fiißen entgegen, alg wir
nach Hause tamen. Na, ehe ich tem
Kerl nun heran-half iind ihn iest
nehmen ließ. haben sich meine Kinder
damit amüsirt. ihn tüchtig an den
Fußsohlen zii titzeln!«
lfin fauler Mieter-·
»Ihr Mann ist Förder? Dann
verdient er gewiß aanz quil«
»Du tönnte er, leider aber macht
er so ost blau!«
Lindliche Logik.
Elschem ,,Mama, hier im glichen
schrant liegen schon so lanae drei
Aedseh laß mich die doch essen. Wenn
sie noch länger liegen. werden sie viel
leicht. saul.«
,Mutter: »Sei ohne Sorge, mein
Kind, die werden so leicht nicht
saul.«
Elschem »Du sagtest doch aber
heute Morgen zu mir, als ich gerne
noch im Bett liegen bleiben wollte,
ich solle nur ausstehen, das lanae
Liegen mache saul.'«
Sicherung.
Arzt lzum Pantoffelhelden, dessen
Frau schon längere Zeit trant ist):
»Aha Frau hat am Rücken einen
biiitunterlausenen Fleet». hat sie sich
am Ende verleht?«
Pantogelhelw »Ach nein!.. Aber
seitdem e trank ist,... schläst sie
aus dem hausschliissel!«
Wisse-ein«
Bankier Wels: »Bin ich mir noch
nicht tlar, welchen Namen ich soll
geben meiner neuen Vtlla.«
Schwiegerniama (boehast): »Schla
getch vor —- »Wolsöschliicht«.
Schwiegersohm »Man-it Bravo!
Und wenn-S e, liebe Schwiegermama,
bei unt weilen auf Besuch, dann nen
nen wir sie zur Abwechselung »Pra
chenhöhle".
Vie Furcht vor dem Gewehr.
Slizze von Max Hoffmann.
»Nun? Wirds bald? Los!« lomi
mandirte der Schießunteroffizier
Pass! Da ging der Schuß los, und
in demselben Augenblick lag das Ge
wehr an der Erde und der Rekrut
wälzte sich daneben in Krämpfem
»Zum Donnerwetter!« fluchte der
Unteroffizier. »Was machen Sie denn
fiir Geschichten, Meyer? Schon wie
der dieser vermaledeite AnfaM Wann
wird denn das endlich anders wer
den? Wir können doch ieinen Mens
fchen gebrauchen, der das Gewehr je
Peänial losläßt, wenn er schießen
o
Der Soldat wurde immer noch
hin und hergerissen. Er war dun
lelroth geworden, die Zähne llappet
ten aufeinander, und seine Auan
verdienten fich so, daß man nur das
Weiße fah.
»Wasserl Bringt doch etwas Waf
xeåsp befahl der Unteroffizier ärger
i .
Ein xaar Leute gossen dem Daliei
senden einen Feldlessel voll Wasser
til-er Kopf und Gesicht. Er prufiete
wie ein Walfisch, aber es wirlte. Die
Zuckungen der Arme und Beine lie
ßen nach, er lag noch ein Weilchen
anz ruhig. dann athmete er tief Inf,
fah sich verwundert im Kreife um
,und erhob sich langsam.
i
i
»Na, sind Sie endlich wieder bei
sichs« fragte der Unteroffizier iro
nisch. »Aber-, Mann, nun sagen
iSie bloß, was foll denn ei entlich
idarauo werden? Warum chießen
ZSie denn nicht einfach wie jeder An
Fdetei Erllären Sie mir das ein
i mal!«
s »He» s— Herr Unteroffizier —
; itte um Entschuldigung — aber ich
stann nicht dafü. Sobald ich das
sGewehr zum Ochusse in die Hand
fnelpme und anlege, weiß ich schon
Herbei-, daß es wieder über mich
flommt Jch fühle deutlich, wie es
! hochsteigt - die Sinne schwinden mir
s——— und es ist vorbei.«
! »Ach was, dummes Zeitg! Sie
»miissen sich eben zusammennehmen
ISie sind doch sowst ’n aanz leidlicher
lIierL können tnrnen, der Paradei
schritt geht auch beinah, und die
Griffe llappen so einigermaßen.
Wo soll denn nun der Grund liegen
daß Sie nicht schießen können?«
Der Gescholtene machte ein ver
zweifelteg Gesicht »Es muß wohl
eine Krantheit sein, Herr llnteroffi
zick.«
,,ffaselei! So was giebt-l ja aar
nicht! Das ist nun schon seit Wo
chen so, und das sage ich Ihnen, das
darf nicht so weitergehen Mir blein
nichts anderes übrig, ich muß die
Sache melden.«
Dem Manne standen die Thriinen
» in den Augen. Er war sichtlich selber
ganz zertnirscht über diese sonderbare,
nnüberwindliche Schwäche Doch das
half ihm nichts· Die Sache wurde ge:
meldet, nnd Meyer wurde noch einmal
cnergisch ins Gebet genommen.
»Führen Sie den Kerl Vor!« befahl
der Herr Hauptmann, nachdem er bei
der Darlegung des Falles entrüstet
den Kopf acschiittelt hatte. »Ich
werde ihm mal ins Gewissen reden.«
Es war eine eindrinaliche, wnch
tiae Rede, die er hielt. Von Man
iiesmutli, soldatischercihre undPslicht
aefiibi. von Vaterlandgliebe undGott
vertrauen. »Sind Sie denn ein
Waschlappen, dasi Zie sich vor dem
Zchuß fürchten? Wenn Eie den
Finall nicht vertragen tönnen, so
stopfen Zie sich doch die Ohren mit
Baumwolle zul«
»Hu Beschl, Herr Hauptmann —
habe ich gethan «
»Na also! Was ist denn nun
noch?«
,,Eine mir selber nnbegreiflsche
Furcht, Herr Hauptmann Wie ich
rnich auch anstrenge, ich tann nicth
dagegen mark-n. Meine Hand
trampft sich ·tttsa:iimen, das Gewehr
fällt weg, und ich salle um. So ist
es jedesmal«
»Unsinn! Kurz und aut, wenn pag
nicht anders mit Ihnen wird, dann
fliegen Sie hinein, merken Sie sich
das! Drei Tage sind Jebnen sicher,
und wenn das nicht bil7t, gibts
mehr. Verstanden? Tag wäre ja
noch schöner, wenn einer nicht dart
7u bringen sein sollte, das Gewehr
richtig abzudriielenl Abtreten!«
Meyer machte stratnm aber mit be
trübtern Gesicht lehrt, man sah ihm
deutlich an. wie leid ibm selber seine
Schwäche that...
Bei der nächsten Schiesziibung er
schien der Hauptmann persönlich.
»Den Meyer schon geschossen?«
fragte er den Unterpssiziet
»Besehl, Herr Hauptmann, nein!
Er ist noch nicht dran.«
»Dann soll er ietzt gleich rantom
men. Will doch mal sehen, wiss
geht.« «
Der allgemein beliebte HerrHaupt
wann hielt es siir nöthig, vorher mit
väterlicher Stimme eine tleine
freundliche Ermahnung an den Un
glücksmenschen zu richten. »Na, Me
yet, Sie sehen sa recht gut aus, gar
nicht trank. Also nun nehmen Sie
sich zusammen, es wird schon geben«
es muß gehen! Sehen Sie, da ist
die Scheibe. Haben Sie richtiges
Visit? Schön! So, nun Stel
lunst Ihre Haltung ist ia auch
leidtch. Und nun passen Sie aus!
Ich iii le bis Drei, und bei drei drit
cken Se ruhig ab! Fest den Kolben
an die Backe llemmen! Achtung;
Eins s-— zwei —dtei!«
Bau-is —- Meyer trümmte sich ne
ben dem Gewehr im Sande.
Der Hauptmann betam beinah eis
nrn Schreck. So etwas hatte er
noch nicht erlebt, es sah mitleiders
regend aus. Aber fein Zorn besiegte
Jedes andere Gefühl. »Noch einmal!«
bisahl er mit Donnerstimme.
»Zu Beseht, Herr Hauptmann!
Aber wir müssen ihn erst wieder zum
Bewußtsein bringen«
DteWasserbehandlung begann, und
nach einiger Zeit stand Meyer wieder
aufrecht
»Gewehr in die hand! Sind noch
« Patronen drin?«
»Ja Befehl, noch vier Schuß!'«
meldete der Unterossizier.
»Gut! Meyer, jetzt gehtsz um die
Ehre. Sie wissen« was Jshnen bevor
steht. Also bei drei! Eins — zwei
— drei!«
Burn5! — Die alte Geschichte-!
» »Da soll Sie doch gleich detKucluck
Thalen!« schimpfte der Hauptmann
»wiithend. »Der Jammerterl kriegt
Ideei Tage Mittelarrest, und dann
wollen wir tveitersehen.«
Aber auch der Arrest vermochte
Meyers Furcht nicht zu verscheuchen
iAngstmener, wie er jeßt allgemein
hieß, machte feinem Beinamen alle
Its-bre, und die Krämpse traten regel:
mäßig bei jedem Schußversuch seiner
seits ein.
’ Meyer wurde vom Negimentsarzt
untersucht und eingehend beobachtet.
»Nun, wie steht-Z mit dem Kerl,
der nicht schießen kann«, erkundigte
sich der Hauptmann nach dem Ezech
niß der Untersuchung bei dem rzt
»Ist wohl so eine Art dämlicher Jn
diosyntrasie nicht wahr?«
Der Stabarzt zuckte die Achseln.
»Die Sache iit mir unertlärlich,
bleibt aber deshalb doch Thatsachr. Es
muß irgend eine ererbte psychopatbi
iche Veranlagung sein« eine Art
hvfterischer Netvosität. Vorläufig
werden wir den Menschen mal im
« La.-.areth behandeln.
i Meyer hatte nun vierzehn Lage
zlang Ruhe, wurde auf Krankentost
gesetzt, und bekam allerlei Medita
mente mit sonderbaren Namen, ohne
daß die Kur irgend welchen Erfolg
hatte. Bei der ersten Schießiibung,
die er nach seiner Entlassung aus dem
Lazaretb wieder mitmachte, war sein
altes Uebel genau wie vorher da.
»Na, dasnn hielft’s nichts«, erklärte
der Hauptmann verächtlich. »Dann
lönnen wir den Kerl eben nicht dazu
gebrauchen Aber verwenden müssen
wir ihn irgendwie! Er soll im Biiro
benutzt werden«
»Zu Befehl, Herr Hauptmann, das
gebt nicht. Er kann kaum seinen ei
genen Namen schreiben.«
»Was ist er denn von Beruj?«
»Er hat eigentlich gar keinen Be
«r·.if. Er ist nur so Gelegenheiksari
better aus dem Lande.«
»Ein icheußlicher Kerll Dann muß
er sich scheren, ich will Lhn nicht mehr
sehen. Er verfaut mir ja die ganze
Koinvagnie!«
Der Hauptmann veranlaßte das
Weitere, es gab viel Schreibereien,
und endlich wurde unglückselige Me
ner »wegen völliger llntauglichkeit
zum Heeresdienst aus Anlaß eines
nervölen Leidens« entlassen.
Er vergoß bittere Thränen, als er
von seinen Kameraden Abschied nahm
und jammerte über seine Krankheit.
Nach einem Jahr kam der Haupt
mann eines-Tages gan,il aufgeregt ins
Ftasinm wo gerade der Stabsarzt bei
einer Flasche Rothwein saß.
»Hören Sie doch nur, Doktor!«
rief er. »Sie entsinnen sich doch noch
jenes Kerls, des Angstineyerg?«
»Freilich! Das war der mit der
nervösen Furcht vor dem Gewehr——«
»Habaha! Nette Furcht! Der bat
uns alle damals schön reingelegt!
Denken Sie nur, heut erzählt mir der
Landrath, dem die ganze Sache be
tannt war, daß man diesen Meyer
festgenommen und insv Kreis-gefang
niß eingeliefert han«-« er ist der ge
wandteste und gefährlichste Wilddieb
seiner Gegend, nach dein man seit ei
nem Jahr vergebens gefahndet hat!«
—
Wenn einer Pecke hat.
Urirntier Zchüchter unternimmt
vonLIlbbazia aus, wo er sich einige
Wochen aufhalt, einen kleinen Aus
fan nach Venedig. Er ist ganz ent
siickt von der Pracht der Laaunenstadt
und begibt sich nach zwei Tagen zum
Laiidiinasvlatz, nrn wieder die Riick
Ieise anzutretem löst das Schiffs-bil
lett und bemerkt dabei nicht« daß seine
;Börse. als er sie wieder in die Tasche
Jstecken will, daneben in’s Meer fällt.
Das beißt: er merkt es, aber zu
spät; als dab Schiff bereits in See
gestochen ist« Doch sein Schreck war
nicht so groß, und über den Schön
heiten der Fahrt vergaß Herr Schiich:
trr ganz seinen Verlust, begab sich,
als der Gong ertönte, in den Speise
salon und lies; sich die vorzüglichen
bereiteten Gerichte wacker schmecken.
»Es ist unalaublich,« erzählte da,als
man beim schwarzen Kassee angelangt
war, sein Tischnachbar, ein älterer,
eleganter Herr, was fiir Gesindek,
Hochstapler und Schwindler sich hier
in der besten Gesellschaft herummä
benl Asus den Schiffe-n kommt es fast
jedes Mal vor, daß einig-e blinde
Passagiere entdeckt werden; aber,«
fuhr er dem aufmerksam zubörenden
Herrn Schüchter u erzählen fort,
»die Leute hier ennen alle diese
Kniffe wie ,,bestohlen sein«, »verlcy
vene Brieftafchen« u.s.w. und sind
unnachsichtig.«
Herr Schüchter wurde plötzlich»
blaß wie das blüthenweisze Tischtuchs
und erhob sich mit einem entschuldi
genden »Pardon«. » Mein M,
wag sollte er thun-is Nun stand er
ohne einen Heller Geld in derTas
und hatte an der Table d’hote ge -
sen und getrunken. Mun mache leihe
Umstände, hatte sein Tischnachbar ge
sagt-mein Gott, mein Gott, was
sollte er thun! Und Herr Schüchiet
sah sich bereits der Polizei übergeben.
Wenn sich die Sache auch nachher in
Ordnung bringen ließ —Scherereierr
g-ab’s sicher eine Menge, und dann-—
die Schande, in den Verdacht eines
Betrügers zu kommen, die spöttisches
Blicle der Passagiere —«—l)alt! Eine
Idee durchzuckte den Verzweiseltenxi
das war vie einzigeRettusng, so konnte
es gehen. »A, Steward,« wandte sich
Herr Schiichter mit erzwungenerRulx
an den Bedienenden, »da, nehme-n Sie
das zum Andenlen an diese wunder
volle Fahrt!«s-- Uind dabei überreichte
er ihm seine schöne goldene Ushn —
,,So ein närrischer Engländer oder
Ameritaner wol-IV —- dachte dieser
und verbarg sein freudiges Erstaunen
unter einer glatten Dienstniiene, in
dem er sich dankend verneigte. Herr
Schiicbter athmete aus; denn wenn er
nun fragen würde, was er schuldig
sci, könne er doch sicher sei-n, in An
betracht des gerader fürstlichen Ge
schenleg ein »Nichts« zu hören.
Und er hatte sich nicht geirrt; denn
der Steward siigte seinem »Nichts«
hinzu: »wenn der Herr außer dem
Diner nichts genommen haben, idenn
dieses is ——in den Fahrpreis eintbes
griffen!"
—-—-—
Ektlätt
Professor: »Wenn ich nichts Ge
scheidtes zu thun weiß, dann zünde ich
mir eine Pfeife anl«
Pastorr »Aha, darum sieht malt
Sie den ganzen Tag rauchen!«
Der Köchin EhrgeiühL
Hausfrau: »Was ist denn lo mit
Ihnen, Bridget? Sie scheinen szatefs
gereg!.«
Köchin: »Ihr Mann hat mich be
leidigt: er sagte mir, mein Kochen
erinnere ihn so sehr ans das Ihrige
Madam.«
,.
Malirr.
Schloßdiener: »Jetzt, meine Herr
schaften, kommen wir in das Burg
verließ, durch dessen meterdicke Mau
ern einst weder-Seufzen noch Schreien
der ungliicklichen Gefangenen an die
Außentvelt drang«
Herr: »Schau, Weiberl, das wäre
ein passender Lth für deine Gesangss
jibungen!«
Ein guter Junge.
Tante tbei der Abreise): »Hier«
Kerlchen, schenk’ ich Dir meine Pho
tographie, weil Du immer so artig
gegen mich warst. Sie kostet 1 Dollar
per Stück. Paul und Fritz, die mich
immer geärgert haben, bekommen gar
nichtg!«
Karlckiem »Weißt Du wag, Tant
chen, behalt’ lieber die theure Wirtin-.
grnpliie und gib mir 50 Cents in
Baar!«
Ein guter Splitt.
«.Il.: »Du könntest nun aber auch
bald ins Eramen steigen!«
B.: »New hast Du, aber die Sache
ist mir zu riskant. Mein Alter ist
nicht ganz gesund sund muß sich nach
ärztlichetn Ausspruch vor jeder Aus
regung hüten. Nun denke Dir, wie
leicht ihm, wenn ich das Cxcrmen be
stehe, infolge der übergroßen Freude
etwas passiren könnte. Also lieber
nicht.«
Eine nndkte Sache.
»Wie, noch immer Geschäftsreifens
ders Bei unserer letzten Zusammen
iunst sagten Sie doch, daß Sie des
Reiseng gründlich müde seien?«
»Allerdingg, aber jetzt gefällfs mir
wieder... ich habe mich nämlich in
zwischen verheirathet!«
Etwas merkwürdig
I
Frau Hur Köchin, welche bittetliq
weint): »Was heulen Sie denn so«
Köchin: »Ach, . . . . mein Schatz hat
mir heute geschrieben, . . . . daß er fis
geftern etschossen hat!« "«