Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, June 26, 1908, Zweiter Theil, Image 11

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    ; Ottena- Schreibebrief non
L kizxik Isakstengki. ,
- s . , , .—.
No· 816. Mister Edilhor, sen Sie
enebdie schon emal en schöne warme
Sommerdag Nachts ausgange sor en
Wahl zu nemrne un hen uss eemol
zkken Schelpd genohtißi, wo von den
uhnleii produhst is worde? Jes,
no? Well, den se auch schon emol ge
treit, den Schehd zu tetsche2 Un sin
Se darnach getschumpt und jedes mal,
wenn Se en Tschunip genouime den«
dann is der Schehd ividder wo an
nerschter gewese? Jes, no? Well, dae
is mich! Jch hen Ihne geschriwwe,
daß ich mein Meind ausgemacht ben.
den Philipp, wag mein Hast-and is
zu solge un daß ich nicks annerschter
ben ausfinne könne« als daß die Fahr -
vier Dahler un dreiunnennzig Cents
koste deht. s
Ich sin nach den Diepoh gange un
ben den Feller in die Ticlet Osfice ge »
sagt er soll mich oier Dahler un drei ,
unneunzig Cenls wertd Tiaets gew
we. Do bot let geseagl, wo ich hin
wollt und das hol mich leinder stutzig
gemacht. Jn die erschte Lein, hen ich»
gedenkt, geht es den Ieer doch gar
nicki an, wo ich hin will un dann noch
e anneres Ding, hen ich es ja auch gar ,
nit gewußt. Jch hen gesagt: »New:
wer meint-, wo ich hin will. Gewwe
Se Znich vier Dadlen und deeiunneunJ
zig Centi werth Tickets nn das is all
un sage Se mich. wann der letzte
Trehn starke duht«. Do hot er e Fehs
aeniachl, als ob er denke deht, ich war·
krehsig.»1er letzte Meth« hat er
gesagt, »das erlewe Sie nit un ich
auch nit; awwer wann Sie wisse
wolle, wann der lehte Trehn heut«
Nacht geht dann will ich Jhire ganz·
einer uns sage. daß das urn fiwwe "hr
dreißig der Reh-z sein werd alower
for Pittiesehls, hatte Se es unner
Ihren hat« bilahs ich gleiche nit mein
Schapp zu verliere.'«
.---.
Tk Pol MW ocllll illcl Llllcl gccllmk
un ich muß sage, ich sin gar nit iwwek -
das Verwunneen enaus komme, wa
rum ich. nickt sage sollt wann dek
Tkehn starke debi. Wisse Se, das
Liebste wär mich ja gewese, wenn es
niemand nii ausgefunne hätt’, awwek,
sell hat mer doch nit heife könne. Well,
ich hen noch io edaui e Stand un e
halb Zeit gehabt un do hen ich mich
in den Webiingeuhm hingebe-at hen
mei Sätfchel newig mich gestellt un
wie das ja so gehn dicht, so is es auch
diesmal komme: ich sin selig ent
schlafe. Ich sin ekscht widdek wach
geworde, wie einer von die Ttehnpie:
bels gehalleri hat, daß die Tkehn
teddig wär zu starke. Do sin ich aff
getichumpi, hen mei Säiichel nssge
nickt un sin nach die Tkehn gelaufe un
in den Nick of teim hen ich mein Siei
eingenomme, bitahs eeiteweg hat die
Teehn gestatt. Well· Lizzie, hen ich
zu mich aesagi, dn besser machst dich e
wenig, tomfoeiebbeL Ich hen mei
Säiichel ussgeniacht, for mei Kimohne
eeaus zu hole, annvet was wee’n Se
denke, ich sin iascht zu Dohi geichiehki
geweie, ich hen e ganze Lait Unna
webr for en Mann un Sacks un so
Stoff etauö gepulli un do hen ich
eeicht ausgefunne, daß i e ganz
strehniches Säiichel ern-if i hab!
For de Lands Senkt-, das is mich
answer e schöne Beicheekung gewese!
Jest denke Se empl. wenn mei Sät
sche! en Schenkelmann in die Händ ge
falle is! E Lehdie hat doch allerhand
Stoff nothwendig wo en Mann nit
zu wisse braucht! Wie ich noch in
meine Eckfeitement gewefe fin, do
iippi mich Jemand an meine Schohls
der und fa i: »Seh, Mäddern, mache
Se for de änds Sehls das Sätschel
zu, das is kein Anblick for Jhne; hier
is Jhk Sätschel un es is nur e Glück,
daß ich an den nämliche Tkehn sin,
sonst hätt ich mein Stoff iki mei gan
zes Lende nit widdetkkiegt«. Well, der
Mann wo so gespeoche hat, war en
gutguckigee alter Schentelmänn un
den Weg wie er mich edkeßt hat, hen
ich nohtisse könne, daß-et auch en fei
ner eiijulehteter Mann war. Jch hen
ihn fein Siiischel widdet gewwe un er
hat mich meins gewlve un do sin ich
froh gewese, daß es den Weg ausge
tötnt is. Der Mann hat gefragt, ob
er sich e wenig zu mich setze detft un
da hen ich gesagt, schuhr Ding, bis
kahs met duht doch immer gleiche,
wenn met e hische int Jemand tahte
kann.
Er hot mich gefragt, wo ich hin
wollt reise un do sin ichileinder suspi
sches geworde. Bei Galle hen ich ge
denkt, mehbie, daß is en Spei, wo der
Philipp angaschitt hat un wo jetzt
anssinne will, wo ich hin will. Jch
hen gesagt, mein lieber Herr Mann.
das is nit so leicht gesagt, ich gehn in
die erschte Lein an den eine Platz un
dann an en anneke un wann ich es
dort nit gleiche, dann gehn ich widder
oo annerschter hin. un dort werd es
nich denl ich gefalle. Wie ich den
Weg gespeoche hen, do hot er mich von
owwe bis unne angeguckt un dann hot
et gesagt, ich iollt ihn emol e Minnit
easjuhsr. -Er is sort un hot mit den
Kohndoclter en Tahl gehabt nn ich hen
genohtißt, daß er iwwee mich ge
speoche hat. Der Kohndockter hat e
atig surpreistes Fehs gemacht un is·
dann zu mich komme. »Mäddem hat
er gesagt, an den nächste Stapp müsse
Sie aus den Trehn un ich werd sehn,
daß Jemand sieht von Jhne nemme
duht«. Dann is er widder sort gange
un es hat nit lang genomme, do hot
der Trehn gestaan et is zu mich
komme, hat mei Sätschel ussgepiclt un
gesagt, ich sollt mit ihn komme. Jch
hen gar nit ausmoche könne, was die
Mättek war, awwer ich sin mit ihn
gange: mer sin aus die Trehn gange
un dann hot er e Poliesmnnn herbei
gernse un bot zu den gesagt, er sollt
sehn, daß ich in e Oaspittel lomme
deht, ich wär ttehsig un deht Etten
schen brauche. Well, was denke Se
davon, Mister Edithor? Jch soll inh
fig sei? For Gutnesz Sehn, so ebbez
duht ja einiges biete! Well, ich hen
geseit, wie der Deibhenter, awwet das
hot mich all tein Gut gedahn. Der
Poliesmann hat mich beim Arm ge
nomme un is mit mich sort. Jn mein
nächste Brief will ich Jhne sage, was
ich sot en Truhel gehabt hen. O, ei
tell fuh, es is weit komme, wenn e die
sente Lehdie noch tein Tripp mache
lan. mitaus mit die Polies in Kahn-«
sliclt zu komme.
Mit beste Riegardå,
Youes,
Lizzie Oansstengei
i
i
!
i
Ialisvevksxzew !
Richter tzum Angeklagtemt »Sind
Sie unbescholten?" «
Angeklagtek: »Herr Richter, do
kennen Sie meine Alte schlecht.«
Asseilihh
»Gnödiaes Fräulein: »Ich habe
lange gefchrvanlt, ehe ich mich ent
schlossen, Jlinen mein Herz anzutra
gen!«
»O bitte,.ichwanten Sie weitet!«
Ja bannt
»Wehatb hast Du denn noch sticht
um Etsriedens Hand angehalten —
ihk Deine Liebe ektlart?«
»Sie hat mich ja noch nicht zu
Worte kommen lassen!«
N —
Det Darchsaltstsnstdat
»Ihr Sohn hat also ohne Examen
die Universität verlassen?'«
»a. lstelsntansento Matt hat et
durchgebracht, nur sich selbst nichts«
Die Theorie ist nicht die Wurzel,
sondern die Blüte der Praxis.
Iliisivekfmusuifs
up »l« . .-·I---o— —- - .
»s; , es thut mit leid, aber ich habe nun keine Minute mehr übrig.
Ich wS ll m Barbier von Sevilla gehen!«
« So, To komme ich gleich mit, ich habe mich auch schon drei Tags
sichs tsstten lasset-l'· .
sue met-eines- Ies Uebertretu
Billaed... auch Billiardk Wein
sonderbareszs Wort. Wo stammt kn-.
Wort her, — und was ist Billardf«
Wo das Wort herstammt. und somit
auch wo das Spiel herstammt, da
rüber haben die Gelehrten sich schon
viel die Köpfe zerbrochen, und eben
isoviel ist schon über den Ursprung,
d. h. wie und aus welchen anderen
Spielen es entstanden ist,geschriet1en
und geftrttten worden
Jeder der Forscher hielt natürlich
seine Erforschung für die richtige und
behauptete nach« seiner Nationalität,k
daß seinem Lande die Priorität des-i
Ursprungs gebühre.
Die definitiven Beweise sind indeizz
alle bis heute schuldig geblieben.
Am hartnäckigsten tämpften bis
ieht die Engländer und Franzosen
darum. Aber auch Italien, sowie
Rußland und sogar China wird von
Manchen als Ursprungsort bezeich
net. Es wird indeß auch angenom
men, welche Annahme auch sehr viel
Wahrscheinlichkeit besitzt, daß das
Spiel schon vor der christlichen Zeit
rechnung bekannt war, und wie das
Schachspiel aus Asien und zwar aus!
Persien stammt. So behaupten eini
ge, es sei während der Herrschaft des
römischen Konsulz Lurullus in Per
Tren 74 vor Christi aus diesem Lande
eingeführt worden, andere nennen den
römischen Kaiser Caligula, der es
aus dem Orient nach Europa gebracht
habe. »
Betrachtet man das Leben dieser
beiden Männer, so wird man wohl
oher den Lucullus alg Caliaula für
den Einführer des Spiels halten. Er ’
sterer als Besieger des Mithridates
war bekannt durch seine Humanität
gegen Gefangene, eine Tugend, die bei
den Römern nur selten zu finden war;
sdann als Aedile oder Vorsteher der
»öffentlichen Spiele und Vergnügun
jgen, zeichnete er sich stets durch Größe
.und Prachtentfaltung aug. Nach sei-«
jnem Rückzuge in das Privatleben
brachte er seine Zeit mit Vergnüguu
kgen zu, die ihm sein fürstliches Ein
kommen erlaubten, sowie im Um
gange mit Philosophen und Gelehrten
kseinez Zeitalters. Der Kaiser Cali
gula dagegen, der einen unermeßlichen
Reichthum besaß, nnd dessen Reiches
kgrenzen der Rhein und der Euphrat
Sbildetem war ein solches Scheusal von
Grausamkeit und Barbarisinus, daß
«er sicher nicht imstande war, an einem
so humanen Spiele, wie dag Billard
spiel, ein Vergnügen zu finden.
Ein anderer Geschichtsforscher sagt,
daß nach dem Verfall des römischen
Reiches keine Spur mehr von dem Bil
lardspiele bis zur Zeit des ersten
Rreuzzuges, Ende des U. Jahrhun:
derts zu finden sei, und es wohl
durch die etwas batbarischen Vergnü:
gungsarten der nordischen Groberer
verdrängt worden wäre.
Aus Manuskripten des Tempel
herrn Sir Reginald Mortiiner, der
aus dem ersten Kreuzzuge glücklich zu
rückgelehrt war, und dann später sich
tem dritten Kreuzzuge unter Richard
Löwenherz anschloß, geht hervor, daß
diese Ritter das Billardspiel von Pa
lästina nach Europa gebracht haben.
Es wurde von ihnen nicht allein als
Vergnügen, sondern auch als eine ge
sundheitliche Körperbervegung betrach
tet. Den Mönchen war in der dama
ligen Zeit auch das Spiel gestattet
Die Klöster dürften sonach als die
Wiege des Billardfpietes betrachtet
werden, von wo aus es die Tempel
ritter mitgebracht haben. Durch die
Aufhebung des TempelherrnErdenH
durch König Philipp von Frantreich
und Papst Clemens Y» 12. Mier
1312, scheint das Spiel indes« wieder
in,Vergessenheit gerathen zu fein.
Unter Ludwig Kl» König von
Frankreich, 1423 bis l483, iam daz«
Spiel wieder in Aufschwung. Dieser
Monarch hatte Sinn fiir alles Zchö
ne,Edle und Erhabene. Er begiinstiate
die Literatur, wofür ihtn die Aner
tennungen seitens der berühmtesten
Männer der Zeit, wie Sismundi. Mi
chelet, henri Martin, Sie Walter
Srott etc. gezollt wurden. Während
die rohen Turnierspiele, die bei deni
vorhergehenden Königen als ein Ver-(
gniigen betrachtet, jedoch von diesem
hochherzigen Monarchen nicht mehr
befondero beachtet und veranstaltet
wurden, tani unter ihm das Billara
spiel wieder zur Geltung, und tout-rie,
während seiner Regierung alg ein all
gemeines Erholunggspiel betrachtet
Den größten Anspruch, daf; aaik
Billardspiel aus ihrem Lande stamme«
erheben die Engländer, obschon kein
Geringerer als Shaiespeare das Vil
lardspiel als einen Zeitvertreib Dei
berühmten Königin ttleghpteucy Wen-·
patra, (51-——30 vor Christi), währt-nd«
ihres Aufenthalte-, in Alexandrien er
wähnt, worüber natiirlich dem be
rühmten Schriftsteller von anderer
Seite große Vorwürfe gemacht, und
seine Auslassung als ein Anachronis
mus bezeichnet wird, indem in leiner
Zeitepoche eine Bemerkung über das
Billard zu finden sei, aus der dieser
berühmte Schriftsteller feine Erwäh
nung geschöpft haben lönnte.
Andere haben wieder herausgefun
den, daß den Normannen schon vor
der Eroberung Englands durch Wil
helm den Eroberet (1066) das Billard
bekannt war, indem die Normannen
einen Stock, mit dem sie Balle voran
it stoßen pflegten, mit dem Namen
illart bezeichneten, wie aus denCheo
sites-, die in den Archiv-en des Toroer
ixr London aufbewahrt werden« zu eri.
hide UT.
Bestiinnstere Uebertieierungen stam
seen aus dem 16. Jahrhundert, wo
das Villirdspiel in England schon be
tann gewesen sein muß.
Es wird einerseits behauptet, Heut-h
ds- Vigne habe im Jahre 1571 das
Btllardspiel erfunden.
tiiire historische lleberlieferung aus
dieser Zeit ist ein Brief der unglückli
chen Königin Maria Statt-ist« den sie
;.:u Tage vor ihrem Tode, am 17. Fe
bruar 1587, auf Schloß Fotheringah
an ihren Onkel, den Erzbischof von
Glas-ganz geschrieben hat, worin sie
schreibt. daß man, um genügenden
Raum fiir ihre Hinrichtung zu erhal
ten, ihr Billard entßrnt habe. Es
kann angenommen werden« daß diese
unglückliche Königin, die ihre Erzie
hung in Frankreich erhielt und init
dem Dauphin, Sohn Henri ll., ver:
ehelicht war, das Billardspiel dort
kennen lernte, und es mit nach Schott
land brachte, denn auch aus Frankreich
wird aus dieser Zeitepoche geschrieben.
daß Karl Uc. am Tage der Bartholo
mäusnacht, 24. zum 25. August 1572,
als er hörte, daß die Hugenotten vor
über flohen, um sich durch die Seine
schwimmend zu retten, das Billard
verließ, und Queue und Ball mit
Flinte und Kugelxertauschte, um von
dem Balton aus auf die unglücklichen
Flüchtlinge zu schießen.
llnter James l., der 1567 den
Thron von Schottland, später 1603
von England bestieg, wurde das Spiel
am Hofe beibehalten
Wenn nun aus allen diesen Aus
fiihrunaen nicht bestimmt festgestellt
wird, wie alt das Billardspiel ist und
ivoeg herstammt, so lann man indeß
folaender Annahme Raum geben und
als richtig betrachten. Lucullus hat
das Spiel aus Persien mit nach Rom
gebracht; durch die Römer tam es auch
nach Palästina, von wo es, nachdem
das römische Reich zerfallen war, die
Tempelherien später wieder mit nach
Europa brachten und es dadurch in
Frankreich und England bekannt
wurde. Sicher ist, daß das Spiel non
der Zeit seiner Einführung aus Per
sien an große Veränderungen bis auf
seine heutige volltommene Spielweise
erfahren hat.
G. Mittnacht.
-—-—-.-. —
Etwas vom Schacht-tel.
Das Schachsviel stammt aus Jn
dien, wo es angeblich bereits lange
Zeit vor unserer Zeitrechnung erfun-;
den und zuerst von vier Parteien ausj
dem Mseldigen Brett gespielt wurde.:
Man nannte es Würfselvierschach
und die Regeln die es turio
- sen Glücksvielo sind uns in
37. Sanstrit - Distichen enthalten.
an der Folgezeit ezog man je zwei
HParteien zusammen, und in dieser Ge
stalt kam das Schach zuerst nach China
und Persim, von dort nach Griechen-’
land und später durch die Mauren und
Sarazenen nach Italien und Spanien.
Die allgemeinere Verbreitung des»
Spiele, besonders in Frankreich unds
Deutschland, erfolgte erst durch die
Kreuzfahrer. — .
Was würde wohl ein Freiersmann
heutzutage dazu sagen, wenn er vorheri
mit dem Vater der Zukünftigen eine»
Partie Schach zur Prüfung spielens
müßte? Und doch berichtet Olaiusi
Max-nutz, daß bei den vornehmen Ge-;
schlechtem in Schweden und Gotlandx
die Väter, ehe sie ihre Tochter dcml
Freier gaben. diesen im Schachspieli
versuchten, denn »in solchem Spiel ent
hiillen sich die Fähigteiten des Geistes,
wie auch Grimm, Langweiligleit, Lie
be, Geiz, Eitelkeit, Narrheit, Wider
lichteit und andere Leidenschaften sich
im Laufe des Spielg offenbaren. Wenn i
derBewerber so schlecht erzogen ist« daßs
er sieh freut beim Gewinnen, oder iiber
den Verlierendeu spottet, oder sonst sich
unbescheiden aussiihrt, so wirft das ein
schlechtesv Licht aus ihn.«
Das geschah naiiirlich im ,,grauen
Mittelalter«. Damals gab’5 auch noch
teinen Telegrabben und lein Kabel
beim Schach, dafiir aber manchmal zer
fchlagene Köpfe. Davon erzählen u.
a. alte Voltasogem wie Die vier Hai
monstinder, worin mehrfach erwähnt
wird, daß beim Schachspiel dem Geg
ner dieFiguren an denliopf flogen und
dieser dadurch getödtet wurde. Dach
erscheint als llebertreibuna, ist aber
sehr wohl möglich gewesen, da im Mit
telalter die Schachsiguren massiv und
sehr schwer waren· So wird in Paris
in der Nationalbibliothet noch heute
der sozieuannteEchachthurpi Karls des
Großen gezeigt, ein mehrere Pfund
schwerer-s Etiick aus Kupfer, dag gewiß
tüchtige Verletzungen hervorbringen
konnte.
Auch verhiiuauiszuolle Kriege sind
durch Streit beim Brettsviel im Mit
telalter heraufbesetuooren worden. Als
der-nochmalige ttöuig Heinrich l. von
England als Prinz mit seinem Bruder
Robert im Jahre Weil am französi
schen Hofe einen Besuch machte, ge
wann er dem ältesten Sohne König
Ludwige- soviel Spiele ab, daf; dieser
in Zorn aerieth, ihn beschimpfte und
ihm die Figuren ins Gesicht warf.
heinrich nahm dag Schachbrett und
schlug Ludwig damit so heftig auf den
Kopf« daß Blut floß; er hätte ihn auch
getödtet, wäre seinBruder Robert nicht
dazugetomrnen und hätte sie getrennt
Die englischen Prinzen mußten fliehen,
und ein langwieriger Krieg war die
Folge. Wilhelm der Eroberer verlor
oft genug seine Kaltbliitigteit beim
Schachsviel, und einmal hatte dies
recht ernsthafte Folgen. Er spielte mit!
dcrn Sonne des Königs von Frank
reich. als ein Streit zu hitzigen Wor
ten führte und schließlich zu denselben
Thätlichleiten wie die not-erwähnten
Philipp ll. von Spanien war sehr lie
benstviirdig beim Schachspiel —- so
lange er gewann. Aber wehe den-kun
tlugen Spieler, der den König schach
matt setzte; Verdannung vom Hofe war
die geringste Strafe, die er erwarten
konnte. Napoleon l. war ebenfalls ein
selbstsüchtiger und unduldsamer Spie
ler. Als er einmal mit Eugen Beau
harnais spielte und fand, daß er
schachmatt war, warf er in seinerWuth
den Tisch mit allen Figuren um, schlug
seinen Gegner ins Gesicht und verließ
das Zimmer.
Zu ehelichen Zwisten hat das-Schach
spiel gleichfalls Anlaß gegeben. Der
Graf Ferdinand von Flandern war
beim Schach gegen seine Gattin so un
gaiant, daß er ihr jedes Spiel abge
winn. Diese dauernde und unver
meidliche Niederlage regte die Dame so
aus, daß sie ihren Besieger zu hassen
begann und sogar,« als er in dek
Schlacht von Bouvines gefangen wur
de, sich weigerte, ihn anszuldsen. Lud
wig Xlll. von Frankreich liebte das
Spiel so leidenschaftlich, daß er sich
das Schachbreit, wo er ging und stand,
nachtragen ließ, und sogar in seinem
Wagen auf Reisen spielte. Karl l.
von England fand es so anregend, daß
er buchstiiblich noch vor den Stufen des
Schaffots spielte. Als man ihm sein
Todesiirtheil vorlas, war er so in das
Spiel vertiest, daß er dem Boten gar
kein Gehör schenkte.
Es dürfte nicht allgemein Erkannt
fein, daß auch die Königin Luise von
Preußen eine eifrige Schachspielerin
war. Anlöszlich der Krönung in Kö
nigsberg wurde ihr von den Bernstein
arbeitern ein ans Bernstein gearbeite
tes tostbares Schachfpiel überreicht.
Eine interessante Schachpartie sah die
Hofgesellschaft in Berlin im Winter
1811 am Geburtstage der Fürstin von
Hobenzollerm ein figurirtes Schich
spiel, dessen Figuren entsprechend ko
stümirte Mitglieder des Hofes dar
stellten. Historisch berühmt ist dies
Schachpartie mit lebenden Figuren,
durch die dem Kaiser Karl Y. dieNach
richt vom Tode seiner Gemahlin Jsai
bella übermittelt wurde: man fürchtete
durch direkte Nachricht die Gesundheit.
des abnungslofen Fürsten zu schädi
gen und bediente sich deshalb in der»
angedeuteten Weise eines Schachspiels,;
indem die Königin mattgesetzt, d. h. ge:’
tödtet wurde-. Berüchtigt waren die les»
benden Schachspiele Sultan Moham
medH zu Anfang des 15.Jahrhundert5,
denn die geschlagenen Figurenspieler
Jvurden sogleich enthauptet.
f Wilhelm von Buttlar.«.»...
! Wenn versinkt England tutc Meer-!
Mit dieser fiir das übrige Europa
ja nicht uninteressante Frage beschäf
tigt sich der »Gaulois«. Die Veran
lassung dazu gibt ihm die Thatsache
daß Eduard Ul. einen wissenschaft
lichen Ausschuß von 13 Mitgliedern,
Geologen und Ingenieure, ernannt
hat« um die Verwüstung, die der Ozean
jährlich an den Küsten Englands anss
richtet, zu prüfen. Daß das Meer dort«
turch nuablössigeg Benagen besonders
der englischen Südtüste jährlich mehr
oder weniger große Stücke Landes
wegspiilt, ist längst betanntx das ent
spricht dem, wag- auch an Stellen der
französischen und der deutschen Nord
tiiste beobachtet ist Immerhin dürfte
der Zeitpunkt, an dem England gleichs
der versunkenen Erdscholle Atlantisi
ins Meer zurüclsinlt und dann mit sei »
nen Riesen Panzerschisfen, seinen Jn s
dustriestädten, seinen uppigen Schlös
sern nur noch eine Legende bildet, sehr
weit entfernt sein. Das ist auch die
Meinung der Gelehrten, die der »Gau
loi5« in seinem wissenschaftlichen Eifer
iiber die Sache um Rath gefragt bat.
Man stellte zunächst fest, daß der eng
lische Boden tdie Engländer werden
davon nicht erbaut seinl viel unsolider
isi als der schottische und irische, der
vermöge größerer Ausdehnung der
Felgttisten dem Meere besser wider
steht. Die englische Siidtiiste ist der
schwächste Punkt Die Küste von Yort
shire hat seit dem ersten Jahrhundert
der christlichen Zeittechnung allein eine
Oberfläche von 75,000 Acreg verloren.
Herr Bouquet de la Grye, Geograph
des Institute Francais, ist der An
sicht, daß der Verlust, den die englische
Küste jährlich erleidet, sich aus Z Fuß
belaufe. Das ergäbe demnach erst in
1760 Jahren eine Meile. Es wäre
das keine Sache. um die sich die Leben
den ausregen müßten. Jndeß ist dabei
nicht mit plötzlichen Katastrophen ge
rechnet, wie wir sie an der deutschen
Nordseetüste besonders häufig erlebt
haben. Nicht sehr bestimmt drückte sich
der genannte Geograph über die Hy
pothese eines Einsinteng des britischen
Bodens aus, das man als eine Folge
des- beständigen Bespülens durch das
Meer vielleicht annehmen könnte. Aber
er bemerkte, daß diese Fragen auch
Frantreich betreffen, dessen Küsten
ebenfalls vom· Meere angenagt würden
und z. B. an den Landes der Gas
cogne sichtbare Verluste erlitten. Das
Felstertain der Bretagne widersteht
dagegen besser. Der Professor Staniss
laus Meunier äußerte sich dahin, daß
die Unterwühlung und Abbriickelung
der englischen Küste in der That eine
wissenschaftliche feststehende Thatsache
sei. Seit der Zeit der Königin Glisai
beth, also seit dem 16. Jahrhundert,
sei die Landungsstelle bei Brighton
um eine halbe Meile zurückgewichen.
Die Klippen von Kent hätten in der
Römerzeit mehr als 3 Meilen land
einwärts gestanden. England ähnele
also gewissermaßen einem großenStiick
Zucker, das aus dem Wasser aufrage.
Daß es mit dem Festlande früher an
der bekannten Stelle der Straße von
Calais zusammenhing, ist unzweifel
haft. Die Verwüstungen des Meeres
seien aber auch in Frankreich sichtbar,
wo z. B. der bekannte Mont Saint
Michel, der bekanntlich heute ein was
serumslossenesEiland bildet, im Jahre
709 mitten in einem Walde zehn Mei
len von der Küste weg erbaut wurde.
Eine unmittelbare Gefahr für das
Jnselreich vermochte auch dieser Ge
lehrte nicht zu erkennen.
W
Von Kapt. Hopson haben die Zeit
genossen seit einigen szchen nichts
mehr gehört; seitdem der Mitado sirr
schiedögerichtliche Beilegung von Mer
nungsverschiedenheiten zwischen Ja
pan und den Ver. Staaten ist, sucht
Hobson wohl nach einer anderen
Kriegswoltr.
I- sts st
»Die Froschbrut ist schwach in die
sem Jahre«, meint eine Virginische
Zeitung. Aber an anderen Schrei
hälsen ist auch dieses Jahr kein
Mangel.
sit si- t- - - -
Unliingst liesz sich ein junges Paar
im Kapitol in Washington unter dem
Bildnis, das die Waffenstreckung des
Generals Cornwallis darstellt, trauen;
wer von den beiden Leutchen später
die Waffen strecken wird, muß abge
wartet werden.
sit si- It
Es ist zum Lachen, . . . . es gibt
Menschen, die ihr Levensschisflein
durch den Wind, den sie selber machen,
vorwärts bringen wollen.
»Schmiicle mich und hülle mich in
vornehme Gewänder,« flehte die Re
tlame. Jhr Wunsch fand Erhörung.
Und siehe! —- Sie war von der Pro
paganda für eine Jdee nicht mehr zu
unterscheiden.
III st«
Manche Menschen nennen cr- inmitt
ln sein, wenn sie rücksichtzloj werden.
st- rtc ds
Wer sich am Mahle ds Lebens den
Nagen verdarb, weil er sich das- Def
feri zuerst servieren ließ«hat drin T-liesc1«7t,
über das ganze Menii zu scheitern
sit sit It
tiiinftler sehen mit Kinderanaen in
die Welt, Philister mit Glas-augen.
si- -i: se
Vor weniger als dreihundert Jah
ren tauste der Holländer Peter Mi
nuit die Insel Manhattan fiir bunten
Flitter im Wert von Ungefähr 24 Dol
lars. Heute wird der Wert des dorti
gen Grundeiaentumg aus anderthalb
Im Biergqrteu.
Kellner (als während des Konzerteö eine Gesellschaft keinen Platz fin
den kaum: »O, warten Sie nur ein bißchenm jetzt wird gleich Maß
werden... nach dieser Nummer kommen sie einsammeln!«