Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, June 19, 1908, Zweiter Theil, Image 16

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    . VI Wust Luft-ed
— Ihre IesW von Lege
lotie Zinsen-.
get JJOM im Haksan-usw
J- deie Strnßn Die Menschen hat
ten Its Ist feiner prasselnden Gerecht
nehtei nnd schauten unter den
senden W der Haustbore
Um irr die Bäche störbenden Waf
fen. Ue Auf des Pflaiter niedergin
II
Sikesseueu hatte sich greich den
Inderen unter einen Thorbogen ge
hst. Sie wuste gar nicht« wie die
sit-D hieß, in der sie sich befand.
sie It auf einem ihrer planloien
Epideran begriffen, und ihre Ge
senkten beschäftigten fnd unauggeieht
sit dem schüchternen jungen Manne,
fee seit einigen Tagen Ehr Schatten
Mk
Jn so ehrlicher Bewunderung leuch
teten feine braunen Augen auf, wenn
er Lore sah, so respettdoll war sein
Innres Werden, daß das Mädchen
geschmeicheki fühlte. Wenn er nur
sieht so schüchtern wäre!
Er lief Lore nach, machte ihr Au
gen und sprach nicht. Sie konnte ihm
Doch nicht zeigen, daß sie ihn gern
hatte. «
Lore seufzte. Da fand sich ein
mal unter den vielen unangenehmen
Mannsbildern ein einigermaßen in
teressantes —- und nun fehlte es an
jeder Mödlichteit, diesen Menschen
sen-en zu lernen.
Lote zog die Brauen finster zusam- s
see-. Jhr Gesicht war plöslich so««
Ufer wie das des Regenhimmelg.
, ·Eingesehniirt in tausend alberne
Mchten sind wir Mädchen," mur:
Iese Late.
Muldig starrte sie in die stür
M Wasser vor ihr. Wie lange
Ickde die Sintsluth dauern!
Oeiangweilt musterte sie den Haus
eiW unter dem sie stand. Ptöy
lich stuyte sie. hier war sie dont schon
M gewesen?
Wis. in diesem Hause in einem
III-trat der ersten Etage wohnte
Mike Schüler.
Lsrei Gesicht bellte sich aus. «- Bei
giiee war sie wenigstens vor dem Re
ergeben-gen ——- Sie stieg langsam
ge finstere Treppe hinaus Fast ein
chs Jahr mochte es her sein, das
He Ilice besucht.
Aus ihr Klingeln in der ersten
W öffnete die Lore wohlbekannte
Iirthin oes Pensionats, eine dicke,
Wähige und schwerhörige Dame.
»Is- rnöchte zu Fräulein Schü
ler —« »
» Steist nicht da,« sagte die Wir
thin, ,aber wenn Sie warten wollen
——f Sie muß bald nach Hause kom
m«
Sie nöthigte Lore einzutreten und.
siss ihr den langen, sinjteren Gang:
M
Idee blieb zögernd vor einer Thitr
»Sie wohnte doch früher hier —?«
Don-s aber fiel ihr ein, daß Alice
m einein halben Jahre von einein
Zimmwechset gesprochen
»Nein.« dersehte die Wirthin, »sie
wohnt hinten.«
Sie ging den ganzen Lorridor zu
Ende und iiesz Lore in das letzte Zim
mer-ein.
Ei war ein dämmerigeo, unfreund
lichesrhinterziuimer. Lore sah sich
peinlich überrascht um. »
»Sie muß bald tomrnen," sagte die
Mn noch einmal tröstend und
schloß die Thür. Ein Bangen be
schllch Leie. — Ju diesem ungemütli
lichen Raum hauste die zierliche, ele
W IliceF
Und wie unordeiitlich es ausfath
hier ein hingeivorfener Kragen, dort
eine achtlos zusammengetnijllte Blufe
auf oem Stuhl. Auf der Ecke des
Sehn-Les ein weißer, geschmacklos
aufgepuyter Hut.
Was war aus der sonst so peinlich
ordentlichen Alice geworden! -- Lore
wagte gar nicht, sich zu seyen. Alices
Reich taki-« ihr immer fremder vor.
Ruf dem Tische lag ein Bill-. Lore
nahm es neugierig in die Hand. Ue
bestslchi starrte sie es an: der schüch
terne jurme Mann, ihr getreuer
Schatten! I
Ein seltsames Unbehagen beschlich
Loke. Sie wandte sdas Bild und las
auf der Rückseite:
»Bei-Irr lieben Lissy —«
Seit wann wurde Alice »Lissy« ge
namäs
LM warf das Bild verächtlich auf
den Tisch. — Wuth stieg in ihr hoch.
Oder konnte es gar —- Eifersucht sei-it
Lm war versucht, sich selbe ani
W. Was ging sie der schüch
tetse samt und sei-te «Lisiy« mi!
M et sich nett-beit, so viel er
M! Aber er sollte ihr darin nicht
MM kochte die Wirth is
sitt nur fort! Recht variety las
Miete kam uns von ihrem Gläse« er
zählte
Lpre wollte zur Thür. Da sah sie
auf der Korn-nahe eine Ansichtitartr.
Strupellos ergriff Lore diese sicher
zu verliebten stecken bestimmte Karte
und feste-sich. um an Alice zu schrei
ben.
Do näherten sich Schritte der
Thür. Lore erhob sich. Wie unan
seneth Nun kam Atice doch noch.
Da öffnete sich die Thiir und
herein trat der schüchterne, junge
Mann, Lpres Schatten. Er starrte
Lore verduit an, schaute sich suchend
im Zimmer um und stellte, verlegen
schweigen-, seinen triefenden Schirm
in eine Eite.
Dann erst maazte er Lore eine tiefe
Verbeugung und stellte sich vor:
»Stüler«.
Lore sah ihn eisig an.
»Sie müssen verzeihen daß ich mich
allein im Zimmer Ihrer Braut auf
halte. Die Wirtbin sagte daß sie
bald heimkommen würde. —- — Wir
sind mit einander vesteundet s— feste
sie erläuternd hinzu.
Der junge Mann schaute verblüfft
in Lvres hachmiithigei Gesicht
.Meine Braut —" stammeite er.
Lvre war empört. Sie griff nach
Wem Bilde auf dem Tisch usw reichte
Tes ihm stumm.
Er lächelte.
»Lissn ist meine Schwester. Stüler
—- iii mein Name.«
.Zlice hat keinen Bruder, ich weiß
es genau,« sagte Latr immer empör
ter.
»Oui« s—? s Meine Schwester
heißt Lian Eliiabeth Stüler.«
Lake griff sich an die Stirn —
tränmte sie dann-2
,.Bin ich denn nicht im Zimmer
meiner Freundin Alice Schüler-«
Der junge Mann lachte.
»Das hat die Wirlhin angerichtet
—- ,,Stiiler« und .Schiilcr« wurden
sriiher ost mit einander verwechselt.;
Ader Fräulein Schüler wohnt längsis
nicht mehr hier.«
Lore sah sich entseit um.
.Sp hin ich in ein fremdes Zim
mer eingedrungen —'·
Jn den Augen des Mannes leuch
tete ei warm aus. Er räusperte sich.
um sich Muth zu machen, und trat
dicht an Lore heran.
«Meinen Sie nicht, daß das Schick
sal unt hier zusammengeiiihrt hat?
— Ich hätte es nie gewagt, mich Ih
nen zu nähern und Ihnen zu sa
gen «
- Er stockte. —- Dai Lächeln in Las s
res Augen machte ihn verlegen.
Da öffnete sich abermals die Thür,
Hund die Bewohnerin des Zimmer
schaß herein. Sie hatte schon drau
lßen von der Wirthin gehört, daß ihr
Bruder und eine junge Dame da:
seien. -
Ali sie das hübsche, fremde Mäd
chen sah, in dessen allernächster Nähe
ihr Bruder stand, stürzte sie in ihrer
Hei-haften Art gleich auf Lore zu und
ischiittelte ihr die hande.
»daß du sie mir gebracht, Alired.
—- Das ist recht Sie ist wirklich so
lied, wie,du mir immer gesagt hast
—- Wie hat er es denn angestellt?«
sagte sie dann lachend zu Late, ,.er
ist doch so schüchtern«
Lare wurde seht roth. Jn diesem
Augenblicke gab sie dem gleichfalls
sehr rothen, jungen Manne an
Schüchternheit nichts nach.
Elisadeth Stüler musterte die Bei
den ein wenig verdutzt·
»Ja, seid ihr denn noch nicht einig?
— Wie kommt es denn Daß ihr hier
seid?'«
Da tut-um Dame Bote Lesen
Und sie schilderte ihre Flucht vor
dem Regen, ihr Warten auf Mike
Schüler.
Glis-both lachte und sah, ihren
Bruder verschmist an.
»Dein dein Glück feil, ——" sagte
ihr Blick.
»Ich tasse Zie noch nicht sort,"
faqte (5lifabeth, als sie Lorez Absicht,
zu geber-« Tat-. »Da mir nun Alle
so gemiithlich beisammen sind, werde
rch irr-E einen Kaffee brauen, und wir
werden diese Alice Schüler hoch leben
lassen, Die uns zufammengefiihrt.«
Sie legte Kragen und Blase vom
Stuhl, räurnte den Tisch ab und
zwang Lore, zu bleiben.
Ernige Wochen später erfuhr Alice
Schüler, daß sie daran schuld fei,’
baß ihre Freundin Lore sich mit dem
Ischüchternen Alfred Stätek verlobt
Ebabr. .
seit-sei des historische- seen
häwø bei sen-.
Dei Haus in donchery in dem
Napoleon und Bismarck nach der
Schlacht bei Sehen über die Kapita
Mion der fragebsitbeu Armee verban
belteu, ist jeit an einen Deren Feue
uaise, Feldwiiebtei in For-wimme
Sedan, file den Preis m 2200 It.
verkauft werden. Das Deus —- ein
kleines eiuMei Landbau- ——- sieht
an der Straße, die m Mai nach
Seba- siäbri. Ueber die Absichten
MW EWMI set-lautet
das er M baufäskge Häuschen Inbr
schrie-lich niederreißen wirb.
Leise-r M schuld-a
MJIUIMMMFOI Ue
»F —- .--.-— W - .- Ec
dass-MINIS
psn M. v. Tienfeex
Alle im Strandderf kamen zum
Dein-z. wenn ein Zweifel sie bestei; alle
hatten ihn lieb und jeder vertraute
ihm. Er war groß und startinpchig,
gerade gewachsen wie ein Eiche-bauen,
und um seine Stirn trauste sich dich
tes, schwarzej haar.
Das nahm sich seltsam aus unter
den blonden Leuten mit den hellen
Blauaugen die im Stranddors wahn
ten; d’tutn nannten sie ihn den
Jeder-argen heinz", und heimlich sei
ten sie hinzu. er spräche wenig, aber
was er speiiche, sei klug wie ein Buch. I
Er war nicht im Dorf geboren und
nicht tnit der See und dem Fischer
bandwert vertraut; aber die Leute
zahlten ihn längst zu den ihrigen,
idenn er war eingebeimatbet seit Jan
ren.
Gesteit hatte der schwarze heinz
nie. er war in allem ein seltsainer
Mann. Stundenlang tonnte er träu
mend über die blanke See blicken;
dann gingen seine Gedanten in die
Ferne, wo seine Jugend war, von der
teinee wußte und iiver die et niemals
sprach. Seine Stirn wurde dann
trau- von Falten. wie schmerztichee
FS sinnen sie grabt.
I
ochen Hottmanm der den Krug im ’
Stranddorf gehabt war sein Ohm ge
Iwesen. Des Krugwirths Schwester
Antje hatte in Fleneburg gedient und
einen von der Schifferschule tennen
gelernt, mit dem sie übe« Wasser
fuhr. weil der Bruder die Liebschaft
nicht leiden wollte. Seitdem hatte
sman im Strandvorf nur verschwom
:mene Gerüchte iiber die beiden gehört.
- Als nach Jahr nnd Tag Jochen
holtrnann sein Ende nahe fühlte und
teine Erben um ihn waren. besann sich
sein Herz aus die Schwester, und er
derschrieb ihr sein-Haue mit dem blauen
Schieserdach, seine volle Trade, und
allei. was er aufgehäuft hatte in
einem langen, sparsamen Leben.
Ueber seinen Tod gingen fast zwei
Jahre hin, dann erst fan man durch
die Zeitungen den heinz, den Sohn
der Untie, im großen Lande iiber dem
Wasser drüben. Alle Pariere seiner
verstorbenen Mutter stimmten genau
und das Gericht meldete die Erbschaft
hinüber, die den armen Kerl in der
Qil Citn in Pennsylvanien plöglich
tu einem wohlhabenden Manne
machte.
Und nach einem weiteren halben
Jahre tam Heim, ein schöner, start
gebauter Mann, in fein Erbe, in's
» Stranddors.
. Einsilbig und ernst, doch freund
! lich, bezog et den Krug, und ob er
Hauch bisher nur schwere Arbeit ge
s wohnt gewesen war, fand er sich bald
, in die neuen Verhältnisse. Die Kinder
; tiebten ihn, und er hatte seine Freude
daran, sie zu beschenten: auch schöpfte
er manchen Teller Suope an Arme
und Hungrige aus« die des Weges
lamen, oder gar Obdach. wenn ein
. heimathloser ihm sein Leid tlaate.
Jedermann im Dorfe trug seine
Sorgen nnd Lasten zu ihm: man
swußte es im Laufe der Jahre gar
nicht mehr ander-; er war der Helfer
and Beratben der gute Geist. der
stets ein mildes Wart sand.
Wenn der Krug am Abend leer
wurde. schob er den schweren Riegel
vor die holzthiir. Manche lange Nacht
blieb die Bettsiatt leer und beim
schwachen Lampenlicht malte er Buch
staben mit schwerer band in einBuch,
das er am blassen Mvrgen in der
Geldtruhe verschloß. Aus dem Buch
deckel ftand: Mein Testament
An den Tagen, die solchen durch
wachten Nächten folgten, strich er den
Kindern sanfter iiber die Lockenthfe
nnd gab reicheres Almosen mit Rath
und Geld, wenn einer ihm seine Noth
klagen tamp
mg er irnoe oee neunzigsk znqu
starb, war fein schwarzes Haar feil-m
-veiß, trotzdem er iaucn fünfzig Jahre
zählte. Nicht einer aus dein Strand
dorf fehlte bei feinem Bearöbnifiz die
kleinsten Kinder ielbit warten ihm
npch eine Papietblnsne nach. nnd jeder
wußte nur Gutes von ihm zu sagen. »
Als die Herren vorn Gericht iamenl
nnd hie Siegel vorn Nachlaß Wiens
fanden sie auch das Buch, auf dem;
geichrieben stand: »Mein Testa
meni«, und bald erzählte man sich’z
in allen Höuiern nnd Hütten des
Strand-dotier« wag darin gestanden
hatte. Leise, irn Flüsterton besprach
man es. während der Seewind sanft
über Irren Hügel strick-, die Msven
singend varbeizogen und die Strand
haferiihren sich wiegten, als wollten sie
sagen: »Es-las in Frieden, stiller
Mann, da haft net-Mil
Jrn Dache aber stand in un len
ken, großen, Mweren Zügen ge chries
s en:
j Ich bin nicht der Dein-, und - schen
xholtmann war nicht meiner tter
LBruder. Der being liegt weit in
imsrytmnu begraben wo di- ye
trolessiquellen fließen. Wenn ich
sterbe, ioll er feinen ehrlichen Namen
wieder haben, dein ich allein den seie
I den meines Lebens verdaute.
, El- er iai armseligen Quartier m
Oil cito start, tauiie ich ihm seine
nnd feinen Rat-un ab, damit
eretn Irospls u, Gar und Dens
hstir. er denS naberl
weisen Namen meiden-, den
ihn Irrtuer hatte, den gestand
Imtten kamen Stmäslaaj site-i
-—Uud Ist tm is: Rede der polni
fide-u Gern-e hatte its i beid- II
tern verloren: sit W ein is sit
, achtzehn Jahren auf des heute-peits
gtz M Usirowip dort war die
l si« Magd; si- spsk scheu. wiede
f sie und wir wurden bald einig. Dann
» steckten sie mich in's Verr. und ich
diente meine Zeit. Alt iet- wieder
noch ver seienatd takn, erfuhr ich, daß
der Laie-i in griingotdner Livree ße
»wir gestohlen hatte. Ich trat vor fee
bin und warf ihr ihre Untreue vor.
aber sie lachte.
Jch trank sinnloj den ganzen Tag,
die ganze Nacht and den zweiten Tag.
Ali der Abend sich sentte, sprang ich
aus dem hinterhalte auf ihn zu, eins
wir hingen. Wie ei getommen ist.
neiß ich nicht: ich bebe es nie gewußt.
Der Latoi verröcheite in jener Nacht
sind mir sah die Spite seines Messen
in der Schulter
Mit vierundzwanzig Jahren tcm
ich in'e Gefängniß; zwei Jahre spii
ter entliehen sie mich. Wo ich such
hinkam und Arbeit fand, folaten mir
meine Papiere und der drohende
Schatten meiner That. .Er bat einen
erschlagen, et hat gesessen!«
Do iios ich aus der druticben Hei
mqth und fand schließlich in den Pe
troleumsbezirten Pennsn’vaniens
Ruhe. Keiner fragte mich dort MS
beim-its und Hertunft. nach Ruf un
Vergangenheit
l
Bald gesellte ich mich zu ernem Ar
beiter. der einige deutsche Worte
sprach. weit seine Eltern Deutsche ge
wesen waren. und wir bezogen ge
meinsam ein Quartier. Er nies; Heini
Lentir. Er war ein schwachen abge
tebtter Bursche. dem der Tod aus der
leuebenden Brust satz. Mit jedem
Tage ergriff ibn dre Schwindfncht
störten und als er nicht medr auf
steten und verdienen konnte. theilte
ich mit ihm, und wenn er lichte-Stun
den hatte. erzählten wir uns von un
serer Vergangenheit Dann kamen
die Zeitungen mit dem tituirui an
Antie Optimuan verebelichte Lentje.
oder dessen Erben, und ich :var’s, der
ibm davon die erste Kunde brachte.
Aber es ging tein Freuen durch sein
herz« denn er wußte· daß er dem Tode
nahe war, und seine Tage gezahlt
seien. Als er im Sterben lag und
sich auf dem Lager wälzte, das ich
Eben mit meinen Decken weicher ge
macht hatte. tlagte er. daß er io arm
begraben werden solle. trotzdem ein
Erbe ibm in Aussicht stand. Da flog
mir ein Gedsnte durchs Hirn und ich
beugte mich zu ihm: »ich will Fiir dich
einen gezierten Sarg und einen Denk:
stein besorgen, wenn du mit dem Han
del einia bist! Du weißt, ich habe in
den Jahren an vierzig Dollars ge
spart.«
Seine Augen wurden seltsam geasi
in dem hageren Gesicht, und hastig
sragte er: «Einen Dandet?«
»Ja! Laß uns Paaiere und Namen
vertauschen!'
Eine Ztutweite schosk in sein abge
zebrtei Gesicht. Tiefer beugte ich
mich: »Wer weist denn hier um meine
Vergangenheit? Mit deinem ehrlichen
Namen aber tann ich in die heimattt
zurück! Mich packt bit so wild die
Sehnsucht nach Deutschland. und
wenn ich dich nicht mehr habe, der
zweisle ich bierk«
Sein Gesicht war über meinen
Worten. wieder aschiaht geworden.
seine Lippen zucktein Nach einer
Weile tiesen Schweigens bob er ganz
matt die band und griis unter iein
Kopsn0lster, wa seinePapiere lagen.;
»Nimm— being Lentie,'« tagte er:l
»Du hast so ost den Bissen mit mirs
getheilt! Schasf mir ein Grab ----- und
tritt mein Erbe an."
Langia-n schob ich meine nbgegrii
sene Brieitasche mit all meinen Papie
ren unter seine Kissen. Er bat ein
stilles Grab in der Ferne. Und ich
habe unter seinem Namen eine stille
heimath gesunden. Keiner fürchtet
mich, teiner sliebt mich, Niemand hest
mich mehr. Aber in mancher Nacht
ist mir, als peitscht mich ein Geipmst
in gelingpldener Lidree aus der Ruhe,
damit ich rastlos wandere und im
sernen Lande. wo der Freund begra
ben liegt, mit meinen Nägeln den uns
ehrlichen Namen von seinem Deut-nat
etrferne und daraus schreibe: »Hier
liegt sein« Lentie.« Und das i ’e.
was ich ibrn sterbend wiedergebe, sei
nen ehrlichen Namen. —- Jch aber bin
sder Stanislaus Woleri. der einen er
schlug und einen falschen Namen
«tragt.
W
Ver Musikprofessok
Als ver Rechnungsrgib Kohllnch
nach hause lam, überrafchien Frau
und Tochter ihn mit der Nachricht,
daß derMusilprofessor Herr Weist-eint
sich für morgen Nachmittag um Be
lud-e angelag habe. Der rolessor:
hätte seiner chiilerin nämlich auspe s
ira , Papa und Maine davon zu
ver ändigen, daß er in einer lehr
ernfien Angelegenheit mit ihnen zu
sprechen wiiniche
«Eine lehr ernste Ungelegenheit-—
hörst Du, lieber Mannssp Geistle
daß der lo lchiichierne und verschlos
sene Mensch endlich Init einer Erklä
rn berausriickt,« lsgie Rein-.
« a, mir wäre der Professor slj
Schwieg-eitlen schon recht, irp dein
er die sierzig bereits ilberlchr tien
hats meinte der Rechnung-rath:
»listigen-c tilgte er hinzu, Jst ja
unser Asan auch lden nahe dee
Dutw «
Welchen vers-s denkend u einein
sanften Schwelle-. »Das mer a
immer die Jahre wrrecknetf L lkeq
.i0 weis is ohnehin, wie alt hinl«
Satan-Its
»«3- atfix weder Zchxviegexv tpr Zackste ich nur« dzß die M!!.1-.ft aus
k1!1e-1:o;ide.«
»Nami. ich half ei ja nickn böse
Zeineints beruhigte der Papa seine
- achten »ich wollte damit nue lagen,
daß ej bei dieser eventuellen Deitatli
keine Alteeadifieienz gibt. Doch du«
Du haft uns ia noch qae nicht gesagt
liebes Kind, ol- Du den Professor
zum Manne willst!"
.Ei. itag’ doch nicht so ihöiichi."
wandte Mama ein. »Meian und
nicht wollen, das wäre lächerlich. Jst
bei Professor auch just lein hübsches
Mann. la ist et dafür um io taten-—
litten bat eine nette Position und.
was die hauptlache ist« et toniml
schon invek drei Jahre za uns ins
Haue-, kennt allo Malchen und uns.
wie anderseits wie ihn recht gut len
nen. Das ist immerhin besser, als
einen wilditeinden Mann,lieitallien.«
Zu all diesen Akgunienten hatte
Malchen stillschweigend qenicki und
dadurch dieselben bestäti t.
Obgleich der Protest-e dreimal
wöchentlich in das san-« des Rechj
nangorarhes kam, man tyn oemnaey
nicht als einen Fremden zu betrachten
brauchte, fand die Frau des hat-fes
tsnd auch Matchen es gleichwohl iiir
nothwendig angesichts des zu erwar
cenden feierlichrn Tretet-risses, die
Wohnung in s ieiertagsmiisziaen Zu
stand zu versehen und diese mit Blu
nsetr zu schmücken Auch mußte Papa
sein schwarzer Salongetvand anleoen
Malchen eine moderne neckisehe Figur
hervcrzautsern lassen und das lltid
same ,,Weiße« anziehen, das sie als
Brautiunaier tiirzlich trug. Motna
aber präsenlirte sich in ihrem
.?-chroaezieidenrn« höchst eleaant. ----
Dir llidt sthluq vier, nnd Herr
Weseheitm der Musilpeoieisor, Orat
ein. Selbstverständlich wurde er al
lenthalhen freundlichst begrüßt. Auf
einen Wink der Mama verschwand
Malehen, welche bisher über gleichsiili
tige Dinge geplaudert hatte.
Dem Professor schien nun der rechte
Moment getommem sein avisirtei,
:ernstes Wort anzubringen Unruhig
nerdök rückte er aus seinem Stuhl»
den Kopf nach allen Richtungen desl
l
(
JaeräurnigenGemaches lenkend. Offen
dar vermochte er nicht mit derSprache
heran-, war weder den Rechnungs
rath noch dessen Gattin wunderte, da;
beide da- stille schüchterne Wesen des;
Proseisore rannten. Um ihm entge-.
genznlontmen, sagte der Rechnungs
rath: herr Professor, Sie haben uns
in einer ernsten Ungelegenheit zu;
sprechen gewünscht, wir stehen Ihnen
zu Diensten!««
»Ja, ja." kletterte anfanng der-Pro
fessor. «es ist in der That eine nich
tige Angelegenheit die mich hierher
führt — es handelt sich nämlich um
Ihre Tochter —- ——.«
—- - - o--··..
Schon wollte me Memnunqpmmm
sagen: »O, das wissen wik!« « doch
ein itrengerBlick ihres Mannes ver
nichten diese Absicht Ein minuiens
langes Schweigen irae ein —- bis
Der Professor foriiestet »Sie wissen.
meine herrlchaftem daß ich ieii drei
»Jahren das Glück genieße, mit Ili
"rern Vertrauen beehri zu werden, in
dem ich Ihr Fräulein Tochter unter
richte-«
»Wir sind Ihnen auch lehr dankbar
dafür, herr Professor,« sagte die
Mithin.
Deine Ursache, meine Gnädige,
reine Mist-. denn iro meines gro
ßen Eifers ist es mir Ihrr nicht ge
lungen, dem Fräulein auch nur das
erin ite meiner Kunst beizubringen
Ida Fräulein be i eben kein Talent
— ja, Fräulein alleine i nicht
einmal Gehör. aus welchem runde
ich es iiir Her-edles halle« Ihrer Toch
ter noch la r Musiiunierrichi er
iheilen zu la en. Es wäre daher scha
de. wenn Sie die loiibare Zell des
räuleins und auch vie Geld-Opfer, vie
ie bringen, noch weiter verschwen
den wallten Ich lann Ihrer Tochter
nur rathen, das Klapieripielen liber
haupt einzustellen.' -—— Wieder trat
eine lautlose Stille ein« die der Pro
fessor sich erhab.
«Und sonst haben Sie uns nichts
zu sagen, Herr Prpsessor?« srua die
tödtlichoerleyte Mutter Malttent
»Ich wüßte nichts-, erwiderte der
Prosessar, sich höflichst empfehlend.
-——--.
rad- Uaes sie-les sont-sub
Jrn Sommer 1716 trat ein engli
scher Diplonrat« der zum Gesandten in
Konstantinapel ernannt war. die weite
Reise auer durch Europa an. Ihn be
gleiteten seine Gemahlin Ladn Marie,
die er vier Jahre vorher aeheiratdet
hatte, und sein kleiner Sohn. Die
junge Frau war durch Verwandtschaft
mit den ersten Familien England-,
durch schöngeislige Neigungen rnit den
literarischen Kreisen verbunden und
berichten den Freunden in der hei
math in Briesen, die seinerzeit viel
gelesen wurden, von rano uno cea
ten. die sie kennen lernte. Max Bauer
hat sie in einer neuen Ueberseßung
unter dem Titel: Ladh Mord Wortlev
Montagueo Reisebriefe lhermann
Seemann Nachfolger, Berlin und
Leipzig) herausgegeben. Eine geist
reiche Frau mit osfenem Blick und zum
Sarkaomuo neigenden Spott plaudert
in ihnen von ihren Beobachtungen und
Erlebnissen. Sie sah in Deutschland
das Leben in den kleinen Restdenzen
und den Neichsstädtem nahm an den
Festen des Wiener Hofes mit seiner
steifen Etitette theil und ertrug tapfer
die Strapazen deo Landwegeo durch
die Balkanhalhinsel bis zum Boot-o
ruo. Jhre Schilderungen von Kon
stantinopel und feiner buntgemischten
Bevöllerung. von Sultan Achmed und
seiner Umgebung enthalten manche
wichtige Bemerkung; besonderes Jn
teresse aber haben die Eindrücke vom
Leben der türkischen Frauen, denn
Ladn Marn war eine der ersten Eu
ropäerinnem denen sich die Thüren
eines harems erschlossen. und sie
konnte aus eigenem Augenschein spre
chen. Jn Adrianodel wurde sie mit
dem Jmpfen gegen Blattern belannt,
und der Brief, den fte darüber nach.
hause schrieb, hat wohl die ersten
Nachrichten oon diesem Verfahren nach
dein Westen gebracht. Sie hatte hie
ausgesprochene Absicht dabei, diese
Erfindung in England zu verbreiten.
doch dauerte eo noch Jahrzehnte, bi
dieo gelang. Jst so der Name der
Ladh Mai-n mit einer fegen-reichen
Erfindung eng verbunden. so hat sie
auch noch auf einem andern, aller
dings nicht bedeutsamen Gebiet sich
junbewulit ein Denkmal errichtet. An
jihren Solon knüpft sich die Bezeich
;nung Blaustrumpf Ein be
jriihmter Gale Frau b. Potignat,
brachte in ihre Abend esellfchaften als
neueste Pariser Mode as Tragen oon
hlouseidenen Strümpfen und die
weiblichen Mitglieder des Montag-te
Klubs folgten dem Beispiel-— -
Werts-. »
Schneider Czum Veofessoe, vie
Rechnung präsentirend): »Den Pro
fessor, ich wollte mir mein Geld
holen!«
Professor: »Liebe! Mann, doi
stimmt wohl nicht, Sie wollen doch
nicht Jht Geld holen, sondern das
meinige!«
Die Iesjtisse dicht-.
Der-m »Sie woreu in chine, here
itsan ist es wahr, daß man dort
Regenwürmer ists«
»Als Dettlatesse sogar: ich habe ste
selber gespeist!«
»Ich, da kommen Sie doch aus ei
mr Tage zu uni, tu unserm Gottes
nimmt das Zeus nämlich tibeehosudk