Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, May 29, 1908, Zweiter Theil, Image 13

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    Vie braune cieseL i
i
Novellette von F r e d G e e l h a r.
Also, daß die verdrehte Geschichte
ein solches Ende mit Schrecken neb
snen wilede hatte ich nicht gedachits
äch, der grimmigste Eheseind der
ngefleischteste Junggeselle — hinI
oerlobtl Bräutigam! Eigentlich lehri
wider Willen —- und doch io altja- s
lich, daß ich mich nicht genug dar
iiher wundern kann.
Wie es kamt Ia, das iit eine
tolle Sache Ich verkehrte ieit itoeis
Jahren im hause meiner jehiaens
Braut. thr Vater ist ein Ante-·
kollege von mir sehr liebenswürdig»
nnd gastfreundlich die Mutter «inei
reizende Frau rnit der sichs samoe
plaudern läßt Fiit Junggeiellew
und Ehefeinde sind derartige miittets «
liche Frauen diejenigen, »in denen sie
sich hingezogen ftihlen Auch in dem:
verlnöcherten Gemüthe einer- Iangs
aeiellen lebt ja die Sehnsucht nach
dem Etviaioeiblichen nur darf da
mit keinerlei Gefahr fiir ihn ver
diendens lein« Die-braune Liesel die
etnsiae Tochter des Hauses, war da
mals, als ich sie kennen lernte, ein
niedlicher Baekiisch von kaum sech
sehn Jahren. Lustig nnd über
miithig, schwach-sit und aeniiichia.
ein halbes Kind. Und auch harm
loo wie ein Kind. Sie wurde tu
thunlich und zärtlich, ale wir une
erst bester -- oder eigentlich nur
länger kannten —- denn besser --- ---!
Ein Kind kennt man doch bald to
dachte ich!
.- ...-4-.. ....i- L-« h-' he äst
Ost »Hu-st- und-, uns- qss II r I-,
neette ste. die braune Liesel mit den
schönen, dunklen haaren und den
hellt-lauen Augen in dem hriinetten
.Gesichtchen, bis sie tviitherd wurde
und ich sie durch Bonbons wieder
versöhnte s- der richtige alte LnlelI
So ging das zwei Jahre lang.
Auch als Liesel mir schon fast an
die Schultetr reichte. lange Kleider
und eine modische Frisur truq, blixv
unser Neckverhältnisz unverändert
Der Faschinh hatte wieder einmal
seine Dvser von mir qeiordertt Acht
Elitehälle und eine Unzahl Redout en
lagen mir in den Gliedern. Lill
jährlich nahm ich mir heilia vor.
im nächsten Jahre vernünstiaer w
sein, diese htödsinninen Faschingg
vergnügnnaen die im Grunde doch
gar teine waren sein zu lassen
und immer wieder lies-, ich mich von
dem Truhel mitteißen und tam
nöchtelana nicht linm Schlasen
Ueberhaupt zu nichte! So war ich
auch sast drei Wochen nicht bei den
Freunden gewesen. Das driickte mich
ein wenig, ich tam mir undanthar
vor und beschloß, die lehte Redvute
sein zu lassen, um den längst säl
ligen Besuch zu machen.
Wie gewöhnlich, gegen neun Uhr
llingelte ich an der Thiir der Luna
schen Wohnung. Es dauert eine
Weile, dann höre ich hastiae Schritte
näher kommen » die Sangs-w selbst
dssnet mir. Ich begrüßte sie herzlich,
will mein langes Fernbleiben en:
schuldigen aber sie läßt mich nicht
zu Worte tommen.
«Lieher Bernhard Sie erschei
nen mir wie ein rettender Engel!«
ries sie ausgeregt und umtlammerte
meine band mit ihren beiden.
»Was ist denn geschehen, Frau
Mathilde?« sraate ich oanz er
schrecken
»Geschehent Lielel ist aus ihrem
ersten Basl«
»Und darum » -
a; ja, darum hin ich ganz toll!
Das Möbel hat mich überrumpelt
mir's til-gebettelt, daß ich sie mit
ihrer Freundin Grete Alters —- Sie
kennen sie doch? —- heute aus einen
Kluhball gehen ließ.«
»Ja aber, ich verstehe noch immer
nicht«
«
»Ach was, Manner verstehen nie
’tvae«, siel sie mir nervös in’5 Wort. «
»Das Möbel hat« mich toll ge
«n1acht, so baß ich nichts überlegen
tannte! Aber jeht — wie durste ichj
mein Kind mit eigentlich stemdeni
Leuten gehen lassen! Es ist ihr ers?
ster Schritt in die Welt; lieber, einzi
ger Bernhard, Sie miissen mir Lieiel H
beschützen!« l
»Ich ?" fragte ich unangenehm iiber s
rascht. Ich hatte mich so iehr daraus H
geseeut, mich um spätestens els ilhr
in’s Bett zu leaenL
,,Freilich, Bernhard, nur Sie! Ich
lann nicht nachsahren, das sähe wie
Misetrauen gegen Frau Alle-es aug.
Aber Sie, Sie können sa zusiillig
auch aus dem Ball sein! Wenn ichi
Liesel unter Ihrem Schutz weiß, binl
ich ganz beruhigt. Sie müssen mir
den Gefallen erweisen« lieber Freund.
Sie iniissen." .
Jch muß! Also — was sollte ich;
machen? Dabei suchste ev mich, ais »
tvshl ich’«« mir nicht eingestehen
wollte, doch mächtig. daß die Mutter «
ein so unbändiges Vertrauen in mich
sehte, mich schon so reis sand zum
Gardeherren siir ihre Tochter, daß sie
mich bei Nacht und Nebel ihr nach
schielte —- als Auspasserl So ganz
altes Eisen war ich also! Schau
schau!
« Indessen guirniithig, wie ich einmal
bin, ließ ich mir den Namen des Ball-.
latals nennen, wars mich in einen»
Wagen, raste nach hause, in zehn Mi- ;
nutert verließ ich in Frack und Laels
meine Wohnung. bestieg neuerdings-s
den Wagen, den ich vorsichtihalbee
gleich hatte warten lassen, hieß ihn
rasch zu sahren und stand nach einer
(
Viertelstunde etwa vor einem in allen
Stockwerlen erleuchteten Etablisse
ment in einem mir völlig unbekannten
Bezirk Jch trete ein, srage nach dem
Ballsaal und erhalte die Antwort« dasz
sich deren drei im hause befanden.
Ich bettete also den-ersten. Arn
Eingang stehen schwarzbesrackte her
ren mit Comite - Abzeichen Jch mu
stere die herren -—- sie musterten mich
s-— seltsam, die sehen doch aus wie
Gevatter Schuster und Bruder Schnei
der! Diese Gesichter « und diese
vorsintsluthlichen Frackanziigel
Zu dumm, baß-Frau Mathilde
mir nichts gesagt hatte, als baß es
ein Klubball sei und die Karte zehn
ttronen loste.
Zehn Kronen Entree! Das war
doch ein Fingerzeig! Jch trete also
an die Herren heran und srage bös
lich, ob ich eine Karte bekommen tönne
und was sie loste.
Die Antwort lautete: eine Krone!
Jch hatte mich nicht getäuscht, es war
ein Arbeitertriinzchen
Jch gehe also zu dem nächsten
Saal, frage aber, vorsichtig gewoiden,«
gleich in der Garderobe nach der Pro
venienz der Veranstaltung
Jrn zweiten Saal tanzten Tit-net
Jm dritten sand ein Koitiimabend
eines Gesangvereines statt.
Mehr Säle gab es nicht! Und Lie
sel war nicht da! Was sollte das
heißen? Mir wurde ganz ängstlich
zumuthe, alle möglichen Schauerge:
tchichten von Entsiihrungen und der
gleichen schossen mir durch den Kopf.
ch llllllllc zwar Ulc Ifllllllllc Ali-Ich
flüchtig und durste mir sagen, daß
keinerlei Veranlassung vorlag, dersel
ben irgend etwas Schlechtes zuzumu
tben. aber item Liesel sollte rnit
ihnen hier einen Ball besuchen und
war nicht zu finden!
Was thun ?! Ich war Unruhig und
erregt, iiberlegte hin und her« was
wohl am besten wäre. Rasch ent
schlossen bestieg ich wieder einen Wa
gen und fuhr zu Allers, deren Adresse
mir bekannt war. Das erschien mir
als das einzig Richtige, und alle
meine Bedenken, daß ich. der ich nie:
mals in dem Hause verkehrt hatte,
Ieyt um Mitternacht dort einbrechen
sollte, wurden niedergehalten durch die
-peinliche Unruhe iiber Liesel’s Ber
bleiben. Die Mutter hatte sie mir
anvertraut ich mußte sie finden!
Jch lautete den Hausmeister her
aus und rannte athetnlog die Treppen
hinaus. Als ich vor der Thisr der
Allers’schen Wohnung stand, hatte ich
wahrhastig Herzklopsen, das sich ein
wenig beruhigte, als ich aus dem Vor
zimmer lustiges Lachen hörte.
Jch lautete hastig es wurde ges
öffnet -- und in dem halberleuchteten
Vorzimmer standen Liesel und Grete
in hellen Ballkleidern, Grete lachend,
Liesel mit einem sehr enttäuschten
Gesichtchen. Jch starrte die Mädel an,
die Mädel mich - und Liesel stot
tert endlich sassungeloo: « a, wo
kommen denn Sie her?«
Llliittlerweile war Frau Allers« hin
zugekommen. Ich ermannte mich, bat
siir mein unzeitgemäßes Eindringen
um Verzeihung und erzählte meine
Abenteuer, mein vergebliches Suchen
nach meiner Schutzbesohlenetn
Und nun war es wieder die lachende
Grete, die mir die völlig unverständ
liche Situation ausklärte.
Sie hatten die Ratten zu dem
Klubball schon lange, sahen sie nie
mals recht an, in der Ueberzeugung.
der Ball sei heute. So war es ge
tornmen, daß sie übersahen, daß der
BAU lOOkl Vol le Lügen NOli
gesunden hatte. Das erfuhren sie
aber erst, als sie vor dein Ballsaal
die Karten abgeben wollten. Das
Ganze war so komisch. daß wir
herzlich lachten, obwohl die Mädchen
die Enttäuschung schwer verwandeln
Ins-besondere Liesei. deren erster Ball
das hätte iein sollen, tiiinpste zeit
weilia tapfer gegen die Thriinen.
Sie sah wunderlieb aus in dem aus
tigen weißen Seidentleid. Was siir
entzückend runde Arme sie hatte, und
wie iein und schlanl der Hals war,
trie weich und voll die Achseln! Ich
tonnte rnick nicht satt sehen an dem
junger- Geschiivs. Zum erstenmal be
mertte ich. daß ein blühend-es Weib
in der töstlichen Frische Der Juaenb
cor mir stand.
Ganz seltsam war mir m Mutte,
als ich nach herzlichem Abschied von
der Familie Alters Liesel über die
dunkle Treppe hinabsiibrte, neben
mich in den Waaen hob und in die
Nacht hineinfahr.
Sie und ich aanz allein! Wie
es lam ich weiß es nicht
aber plötzlich lag das junge Ding
in meinen Armen und wir tüßten
uns und sagten unt tausend Dinge
die man sagt, wenn man so när
risch glücklich ist. Liesel gestand mir,
wie lanae sie mich schon lieb hatte
und wie ich nie was davon bemerlen
wollte. -
Frass Matliilde war ganz tanster
nirt, als ich ihr erklärte, da mir
Die Beschüyerrolle so gut gefallen
habe, beabsichtigte ich, sie mir siir alle
Zeit anzueignem Sie sagte zwar
was vom »Dort zum Gärtner ma
chen«, versprach mir aber troydem.
eine gute Schwiegermutter zu wer
dell.
Ich habe seither mit meiner klei
nen Braut diverse Balle besucht —
aber sie ist ein süßes Ding und ver
i,
sichert mir immer: der erste, aus
dein sie nicht gewesen, sei doch der
allerschönstr.
O-—-—.-—-—-I
Familienliedr.
Ersåhlnng von Alsred Hedens
stierna. « Berechtigte lieber
seyung aus dem Schwein
schen von Martha
S o in m e r.
Jöns Petteroson war einer der
kleinsten nnd ärmsten Bauern in
Smaaland, sodaß es manchen Kät
ner und Tagelöhner gab, der sich nicht
schlechter stand als er.
Ein nachsichtiger Pfarrer ließ es ges
schehen, daß Petterssong Kinder kon
sirmirt wurden, ehe sie noch vierzehn
Jahre alt waren. Nach der Konsirma
tion kamen sie gleich ans dem Hause,
um sich ihr Brot selbst zu verdienen,
ganz wie die Kinder der Tagelöhner
und Kätner.
Gustav, der älteste Sohn, der siir
besonders schlau galt, war von einem
«er in einer anderen Provinz
in Dienst genommen worden: er schrieb
selten und ließ schließlich gar nichts
mehr von sich hören. Mit den ande
ren Kindern ging es nicht viel an
ders, und als die Eltern starben, stan
den nur noch zwei der Geschwister
miteinander in Verkehr: Johann, der
einen mißgliiekten Versuch gemacht
hatte, die kleine hosstelle zu überneh
men und die Geschwister »auszuzah
len«, und Jngrid, die niit einem Tage
löhner im Heiinathdors verheirathet
war. Der Hof kam unter den Ham
mer, nnd das einzigste, was Johann
rettete, war ein ausgemergelter alter
Gaul. Er sristete sortab mühselig sein
Leben alo Fuhrmann an einer lleinen
Eisenbahnstation, die weit vom Hei
mathdorse entfernt lag. Somit waren
Jöns Petterizsons Kinder in clle
Winde zerstreut nnd wußten nichts
mehr von einander, denn der gemeins
saine Familienname Pettersson war
seiner Häufigkeit wegen nicht danach
angethan, die Familie zusammenzu
halten.
;n einem Landftadtchen harre na
vor nicht langer Zeit ein schlauer Ge
schäftsmann niedergelassen der es ver
stand, mit Brennholz, Getreide und
allerhand landwirthschaftlichen Pro
dukten viel Geld zu verdienen Kauf
mann Gustav Petterefon war einer
der geriebenften Geschäftsleute die je
das Städtchen gesehen hatte Er
nannte feni Geschäft ,,Spezialgefchiift
fiir landwirthfchaftliche Produtte«
und nahm jedes Jahr neue Artikel
auf einmal Grasfamen, ein anderes
Mal fertige Kleidungsftiicke, ein drit
tes Mal Kunftdiinger, so daß schlief-,
lich tein Tag verging, wo nicht ein
Knecht erschien um sich iiber das mi
ferable Zeug zu beschweren, das man
ihm verkauft hatte, oder irgend ein
bedrängter Landwirth, der über Pet
tergsons Kunstdünger fchimpfte, wel
cher teineetvegs der behaupteten Asna
lnfe entsprach.
Eines Tages sah Kaufmann Pet
tersfon in feinem Kontor und durch
blätterte feine Bücher eifrig und nicht
ohne Erfolg nach fänmigen Schuld
nern. Da war z. B. ein Fuhrmann
und Landwirth J. ’jlattersfon. der
sich fchon drei Jahre hindurch künfti
lichen Dünger nach einer kleinen Ei
fenbahnftation, fünf oder sechs Meilen
südlich, schicken ließ. Er handelte nie
mal-, etwas vom Preise ab, er be
klagte sich nie über die schlechte Be !
fchaffenheit der- Dünger5, hatte aber,
wie Kaufmann Petiergfon jetzt voller
Bestiirzung feststellte, in den drei Jah
ren nicht das Geringste abbezahlt. tfr i
legte fvfokl emm menokiq aus« uno
als der nichts fruchtete, übergab er
seine Sache dem Gericht nnd ließ den
Schuldner pfänden. Als ihm das Ge
richt auf feine Anfraae mittheilte, das-,
man ein paar junge. starke Zuapferde
gepfändet habe, befchloß er, an dein
Tage, wo die Verfteigerung ftattfin
den sollte, hinunterzufahren, um in
frben, ob er die Thiere fiir fein Ge l
fchöft gebrauchen könne.
Als Kaufmann Vetter-Zion am
Ziele feiner Reife anaelanat war, fand .
er, daß die Pferde recht brauchbar wa
ren, aber et widmete ihnen zunächst
wenia Interesse, denn er erblickte in ih
rein Befiyen Johann Pettergfom eins
fo aetreues Abbild feine-«- verstorbenen
Vaters, daß er teinen Augenblick im
Zweifel war, feinen eigenen Bruder
vor fich zu haben Fuhrmann und
Landwirth J. Pettersfon konnte tein
aderer fein als Bruder Johann. tfr
mar fo prenzenlog überrascht, daf: er
fchon im Begriff war, auf den Bruder
tuzuaeben und sieh in erkennen in ne
ben. Aber nein, das wäre unvorfirh
iiq gewesen. Der energifch auftretende
Kaufmann Vetter-Zion hatte nicht die
qerinafte Aehnlichleit mit dem armen
Jöns Petiersfon und Johann war
noch fo llein gewesen, olS fein ältsfter
Bruder das Elternbang verließ, das-«
er ihn unmöglich wiedereriennenH
konnte. Eis war raibfamer, zn ichwei »
gen: fo ein armer Bruder tonnte ei- f
i
i
nein recht beauein werden.
Mittlerweile ftand der arme, herun
tergelommene Fuhrmann und Land-»
wirth Vetter-Ofen da und betrachtetef
feinen ftrengen Gläubiger mit ehr-l
furchtsvallen Blicken. Seine Augen
fchirnmerten feucht, und eö guckte nee
viis um feine Lippen, als ob er etwas
fagen wollte, was er nicht über die
Lippen bringen konnte. Schließlich
—
überwand er sich. Er zog die Mütze
und stammelte: »Bester Herr, die«
Pferde sind das Werthvollste, was ichi
habe, ich muß rein verzweifeln, wenn;
sie mir unter Preis verkauft werden.« s
««Fiaufmann Pettersson war wieder;
tm Begriff, seine Hand auszustreckens
und zu sagen: Kennst du mich dennl
nicht mehr, Bruder Johann? aber’
nicht mik, daß er es km nicht hätt-i
durchsehen können, zu seinem Recht zu
kommen, der Bruder würde dann;
künftig alles von ihm auf Kredit be-’
ziehen und ihm in vieler Hinsicht lass
stig fallen. Er schloß deshalb die Hand s
und versentte sie in seine Rocktasche..
»Ich kann mir wohl denken, mein lie
ber Pettersson, daß dieser Zwangs
vertaus hart für Sie ift. aber Sie ba- »
ben sich auch wirklich gar keine Miihe s
gegeben, Jhre Schuld abzuzahlen.«
,,Bester Herr, es ist ein Schaden
von mehreren hundert Mart fiir mich,
wenn mir die Pferde hier verkauft
werden, wo teine Reflettanten dafür
sind, anstatt daß ich selbst damit zu
Markt gehe --—«
Sollte hier vielleicht troy der ver-—
dlusfenden Aehnlichkeit mit dem Alten
eine Verwechslung vorliegen? Gustav
mußte Gewißheit darüber haben. Er
fragte deshalb so nebenbei: ,,Stammen
Sie hier aus dem Dorf, mein lieber
Pettersson?«
Der Angeredete wunderte sich iiber
den freundlichen Ton und erwiderte:
»Nein, ich stumme aus Smaaland,
mein Heimathvrt heiszt Hagen«
Run, das hatte Gustav Petterssvn
ja sofort gewußt, als er seinenSchuld:
ner erblickt hatte. Unter diesen llms
ständen war es ihm doch peinlich, die
Versteigerung stattfinden zu lassen.
»Ich will Jhnen was sagen, Vetters
son«, begann er wohlwollend, »wenn
Sie in der Lage sind, mir die lin
tosten, die ich Jhretwegen mit dem
Gericht gehabt habe, zu vergüten, will
ich vom Zwangsvertgus absehen. Sie
sollen Jhre Pferde selbst verkaufen
dürfen.··
tss war, als ob aus Johann Pet:
tersons verwittertem Gesicht plötzlich
die Sonne hervorleuchtete, darauf
stürzten ihm die Thriinen aus -den
Augen und er griff nach der Hand
seines Gläubigers. »Gott vergelt es
Ihnen, Herr Pettersson, Gott vergelt
es Jhnenl«
Den Kauslustigen, die sich auf dein
Hof der Gaftwirthschaft angesammelt
hatten, wurde darauf mitgetheilt, daß
sie sich nach Hause begeben möchten, da
die angetiindigte Versteigerung nicht
stattfande.
Alls Kaufmann Gustav Pettersson
sich eine Stunde später zur Heimfahrt
rüstete, wurde schüchtern an der Thür
der Gaftstube getlovst, wo er soeben
mit den gehobenen Gefühlen eines
Menschen, der sich bewußt ist, eine
gute That vollbracht zu haben, zu
Mittag gespeist hatte. Auf der
Schwelle stand Johann Pettersson
und blickte verlegen drein.
»Nun, Petterssvn Sie kommen
wohl, um sich umzuhören, wie lange
ich Jhnen noch Kredit geben will?«
fragte der ishes des Hauses Gustav
Pettersfon.
»Ja, d..s auch -- aber die Sache ist
die —- meine Frau ist nämlich ganz
außer sich vor Freude darüber, daß
wir die Pferde behalten dürfen, von
denen sie so viel hält, und deshalb
möchte sie, wenn es nicht zu dreift ist,
Herrn Petiersson bitten, ob er uns
vielleicht die hohe Ehre erweisen wür
de, eine Tasse staffee bei uns zu trin
ten; wir möchten uns doch so gern er
kenntlich zeigen fiir das, was Herr
illettersson an uns gethan hat. Jch
wohne hier ganz dicht bei, wenn es
Herrn Petterssvn nicht zu viel Mühe
macht —«
Gustav Petrersson zoaerre einen
Augenblick. Wenn es ohne jedes Risiko
geschehen konnte, konnte es ja immer.
hin von Interesse sein, die Familie des
Bruders kennen zu lernen. Er nahm
also dankend an, und der arme Johann
Pettersson war überglücklich Aus den
Ireppenstnkem die zu dem armseliaen
Häuschen des Brudeer hinansijl)rten,
kam ihnen Johanan Frau entaeaen.
Zie griss nach der Hand des Raus
Inanns und dankte ihm siir seine
Barmherzigkeit Wenn sie gewußt
hätte, daß er ihr Zchioaaer war!
Wenn die elegante Frau Gustav Pet
tersson aus der Stadt einen Blia in
das Heim dieser Verwandten hätte
werfen können!
Kaufmann Gustav Pettergson trank
Kassee und tunkte Kuchen dazu ein
und kam sich unbeschreiblich edel vor,
sprach freundlich herablassend mit den
Kindern und lächelte wohlwollend-. Als
er sich schließlich zum Gehen wandte,
war er höchlich erstaunt, als die
Schwägerin sich anschickte, ihm mit
einem Packen unter dein Arm das Ge
leit zu geben.
Jn der Thiir »blie’o sie stehen und
fragte: »Um Verzeihung, diirste ich
fragen. ob Herr Pettersson verheira
thet ist?« Als er lzustimmend nickte,
suht sie fort: ,,Wiirde Herr Pettersson
uns dann wol dieFreude machen, ein
paar Pfund Butter von uns anzuneh
men. Wir buttern selbst, sauber und
gut ist unsere Butter, davon kannHerr
Pettersson sich überzeugen.«
Als Kaufmann Gustav Pettergson
eine Strecke vom hause des Bruders
entfernt war, wandte er sich noch ein
mal um. Die Schmägerin knickste ehr
surchtrsvolL nnd der Bruder zog seines
Mütze. Es war wirklich recht beschei-(
den von der Schwägerin, daß sie es’
nicht gewagt hatte, ihm ihre Beglei-1
tung bis zum Wirthshaus aufzubrau
gen. Und vielleicht danlte er ihr des
halb innerlich so herzlich, als er in’s
Wirthshaug zurückgekehrt war.
Die Ieise wider Willen
Aus London wird berichtet: Eine
sonderbare Reise hat soeben ein eng
lischer Geistlicher-, der Reverend R.
F. Ashley Spenrer, gemacht, der in
diesen Tagen nach Liverpool zurück
kehrt, nachdem er wider Willen 10,
000 Kilometer gereist ist. Am 21.
Februar war er nach Madeira zu ei
nein Erholungsaufenthalt getommen,
nnd siins Tage später ging er an
Bord des Dampfers «Araguaya«, uin
sich von einem abrcisenden Freund zu
verabschieden. Jn ein Gespräch ver
tiest, über-hörte er die Absahrtszeichen,
nnd er sprang erst erschreckt aus« als
er plötzlich gewahr wurde, daß die
Maschine arbeitete und das Schiss in
voller Fahrt war. Aber es war schon
zu spät, der Dampser hatte sich les
reits weit vom Lande entfernt, nndl
der unsreiwillige Reisenoe mußte die
Fahrt mitmachen. Da teine drahtlose
Telegraphie an Bord war, tonnte er
nicht einmal seinen Verwandten Nach
richt geben, mn sie über sein Ver-:
schwinden zu beruhigen. Nach acht
tägiger Fahrt, während der er sich von
der Besatzung Wäsche und Kleidung
leihen mußte, erreichte er Ver-nam
buco nnd konnte nun endlich nach
Hause telegraphiren. Von dort fuhr
er sosort im Schiss weiter nach Bahia,
nnd hier hatte er gerade zwei Stun
sden Zeit, das südaineritanische Fest
Hland zu besuchen, ehe· er mit der
’,,Thatnes« wieder adsuhr und iiber
Lisiadon nach Hause zurücklehrte.
Seiner Gesundheit ader hat diese un
sreiwillige lange Seefahrt ebenso
wohl gethan wie eine Nur in Mas
deira.
-.-—·——
Die Brückeuweihr.
an Einweihung der nenen Brücke
hat der Herr Minister sein Erscheinen
nigesagt. Arn Morgen der Feier er
läßt aber der Bürgermeister folgende
Belanntinachnng:
»Aus plötzlich eingetretenen Grün
den ist eS dein Herrn Minister leider
nicht «m«oglieh, länger als zwei Stun
den in hiesiger Stadt zu verweilen.
Jnfolgedesseni werden aus der Fest
rede de: Bürgermeisters der histori
iche Theil nnd von dem Frühstück die
Hannnelloteletten Init grünen Boh
nen weggelassen.
Die itädtischen Körperichasten wer-;
den ersucht, nach der Absahrt seiner;
Erzellenz sich wieder im Rathhaus
iaale zu versammeln nm den histori
schen Theil der Rede anzuhören nnd
die Hammelstoteletten mit griine
Bohnen zu verzehren«
—--—-.-——
Sinnsprühr.
Teig Erste und diLs Wichtigste, mag
ein Kind Yernen muß ist Leiden er
tranen können
:’s Je pi
Geh fleißig um mit Deinen Rin
dernS Habe sie Tag und Nacht um
Dich nnd liebe sie und laß Dich lie
ben, einzig schöne Jahre
I- st I
Wir rniissen in unserer Jugend
nichte- sein, aber Alles wenden wollen.
se- - i
Der Mensch ist das einzige Ge
schöpf, ins erzogen werden muß; er
kann nur Mensch werden durch Er
iieditnn, under ist nichts, als was
die Erziehnna aus ihm macht.
se- e- «
Fluch Leidenschaft hat ihr Veniil —
Die Zeit Fichte eher, als man will.
--—--.-.-—-—
Saurer Trost.
Äneis-alten »Heute sind es fünf
K
zurdpoanzin J-1hkk, skl lcki m -.83«»-IU
i Octiisc TM
ist-es: »Da seien Zie, mag iiir eins
tkl iiet Zie haben: wie viele Firmen:
bestehen se- lanne?« »
Schlagsertiq
Gast: »Herr Wirth der Kalbebra
ten den Sie m: r ra vorsehen isteine
reine Beleidifunm!«
W »s) teiiisaltend): »Die ich zniiick
esse
nehme!«
Deus-mer III-WH.
Polizist: »Sie wollen der Professor
Müller fein g— wodurch können Sie
sich legitimiren?"
Professor: »Du-eh die Thatfacje,
daß ich meine Legitimation vergefsin
babe!«
Fami.
Damit sein Wartezimmer nicht so
leer sei und um zu prahlen, dirigitt
der junae Dr. Mater seine ganze Fa
milie nnd Verwandtschaft hindufo
daß ef- nun recht lebhaft darin her
geht Eines Tages aber kommt ein
wirklicher Patient, steckt feinen Lppf
zur Thür herein, sieht hie vie-ten
»Weder-den« und -— verschwindet
wieder. Mit den Worten: »Ach, nein.
so lange tann ich nich-. warten«, geht
er zu einem anderen Arzt.
Sein Fall
Nordpoliahrer serzählyz »Und
während der ganzen zwei Jahre, wo
wir da ini ewigen Eise überwinter
ten, hat-en wir uns-· nicht ein Mal
waschen tönnen.«
Karlchein »Ach, Monta, können
wir nicht da l)inziehen«t«
Richtig bezeichnet
Tfraiu »Du, nächstes Jahr feiern
wir silberne Hochzeit!«
Pantoffcllseld: »Du meinst wohl
Tein iünfundzwanzigjäriges Regie
rnnggsuviliintti?«
nmichriebenes Alter
Heiraihsvermittlen »Die Wirth
schafterin wäre eine passende Partie
für Sie die bat sich nämlich einen
schönen Batzen Geld erspart.«
»Aber leider sehr lange dazu ge
braucht!«
Ein Märtyrer des Genusses-·
A.: »Schnupfen Sie aber stark!
Bei jedem ielmten Wart, das Ihre
Frau sagt nehmen Sie ’ne Prise!«
B. (beimlich): ,..Fa -—- ich muß ja
alles beniefen was iie sagt!«
Voriichtig
Frau: »Es ist unmöglich, mit niei
nekn Mann weiter zu leben, wenn er
io fortsiihrU Können Sie sich den
ien, daß er gestern Abend, als er aug
dem Wirthshause nach Haufe kam,
mein Klavier zerschlagen dat! Was
sagen Sie Dazu?«
Rechtsanwalt: »Wer-seiden Sie,
gnädige Frau, aber ich muß mich in
Dieser Sache jedes Urtheils enthalten,
da ich nie Ihr Klavierspiel gehört
F;c1be.«
Ein einsichtsvolle-e Prinzipal.
»Herr Meyer. zum Vergnügen iit
das Telephon nicht da. Sie stehen
nun schon zwanzig Minuten daran,
ebne ein Wort zu reden!«
»Entichuldignng, ich spreche mit
meiner Fraus
»Na das ist allerdings etwas aude
reis.«
kllösiemotechnit.
Frau szii einer besuchenden Freun—
din): »Mein Mann hat ein furchtbar
schlechtes Gedächtniß. Ich wette, er
weiß nicht einmal mehr, wann unsere
» Hochzeit war.«
Litteraturprofessor: »Da irrst on
aber sehr! Genau hundert Jahre nach
Schiller-I Tod. Warie mal —- ——-——
also am 9. Mai 1905.«
Ein Schlatter-.
Frau: »Aber, Otto, Du haik ja
gänzlich vergessen, daß heute mein
Geburtstag ist!«
Mann: ,,Wabrh.1ftia! —--—- Sien.
Schatz, das kommt blos daher, weil
mich gar nichts an Dir erinnert, daß
Däa wieder ein Jahr älter geworden
tii t.«
tssin unerhetenet Rath.
Ein Bauer triiat einen Regulator
unter dem Llrm in die Stadt, um ihn
repariren zu lassen. Ein ihm hegen
nender Professor redet ihn an: »Se»
gen Sie mal, wäre es nicht bequemer,
s)«
wenn Sie eine Iaichennyr trügen
--
Zart ausgedrückt
»Was dachten Sie sich, alg dar
jnnae Mädchen « nre Zudringlichkeit
mit einer träiriaen Ohrfeige als
wehrte?«
»Er-« hat micn Unanaenehin ve
ruyrt.«
Terrain-.
Gast izuin ttbiellnerk »Gebt-it Sie
mir etirsag in essen, was Sie vor
«
vierzelin Tagen noch nicht hatten.
Billiqcr Vorschlag.
»Ach, Vetehrieste, das ist doch so ein einschichtiges Vehikel! Wären
Sie nicht geneigt. sich mir zuliebe das thrtad abzugewöhnen?«
»Gekn —- wenn Sie mir dafür ein Automobil angewöhnen tvolleu!«