Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, May 22, 1908, Zweiter Theil, Image 16

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    disk HEXE-sei
Ists-sen eanRochon. Auto
tißtte nebeisinngvvnR
Itiedheim.
»Hei-r Lichten Sie sind nicht Ver
kchsikh mit zu glauben. aber ich habe
Bat Atmit zur Last geiegi wird,
sie-g besassen! Ich will versuchen
W Unschuld zu beweisen! Jch wet
It Jst-RIGHT bei mir Feuer anaeiegt
Julius-n damit meine Frau Hei le
besteigen Leibe in den Flammen um
kommt! . . . Das ist ja nichts weier
Als mäßiges Gefchwätz. Wenn man
nick« ganz plötzlich verrückt wied. thut
man so etwas nicht« nachdem man 60
Jahre hindurch ein aniiändiqerMensch
geweint ist! -
Wenn ich vie Sevetinr. meine Frau,
hätte ios fein wollen so wiitde ich es
in erster Linie woh! geschickter anqe J
fangen haben, um nicht zuqieich mein
bischen Hab und Gut verbrennen zu
lassen . . .Denn ich habe doch durchs
den Brand meine sieben Sachen und
alles eingebüßt und bin gegenwärtig
I
dachlos
Nein, alles Schlechte. was die Leute «
über mich reden, tommt nur dabei-,
weil meine Frau und ich nicht zum be
sten miteinander aus-gekommen sind.
Das wußten alle. Ich fiir mein Theil
habe nichts dazu gethan, um es unter
die Leute Fu bringen Jm GegentheiL i
ich bin immer der Ansicht gewesen, daß
das die anderen nichts angeht« und
daß jeder, mit Verlaub zu sagen. seine
schmutzige Wäsche allein waschen soll!
Aber die Severine ging ja im ganzens
Dorf von Haus zu Haus und er ,iihlte s
jedem, der es hören wollte was ich für j
ein Mann sei! Wenn man sie reden;
hörte, so hatte ich alle sieben Todsiiir !
den! Jch war faul . . . jeden Tag priisi
« gelte er sie . . . ich trank . . . ich spielte(l
. . . ich lies den Frauenzimmern nach;
turz und gut: ich war der Aus
wurs von einem Mann und sie das
arme Opfer!
Herr Nichter! Jn Wirklichkeit der
hielt sich die S che ganz anders, und
ich will Ihnen gleich sagen wie . .
Also —- die Severine war doch schon
zwei Jahre Wittwe als ich sie heira
tete und die Fürsorge fiir ihre Kinder
iibernahm Als holzschuharbeiter ver-:
dient man in der Auvergne nicht viel;
es war mir aber doch gelungen, so
ungefähr um die vierzig herum einen
Dothgroschen zurückzulegen ——- viel
leicht 500 Franken —- gliietlicherwsssex »
denn die Kinder von Seberine hattens
einen guten Appetit ich tann Sie ;
see-sichern, es gehörte ordentlich was«
dazu um die satt zu machen. . ich
das aber nicht um ihnen nach
« lich noch einen Vorwurf daraus zu I
mache-.
Seh meine nur« daß meine Erspar
nise die ich als Junggeselle gemacht,
Hrdre Kinder draufgingeu . . . und
fast sehr rasch. Jch habe dann
chtig weiter geschafft; im Winter
habe ich in meinem lleinen Laden rnit
dem Schnihen und Formen, und das
oft bis zwei Uhr Morgens gearbeitet!
Jtn Sommer hatt ich bei dem Meu
teibesiser Arbeit; Taa ein. Tag aus,
das ganze Jahr hindurch habe ich
mich getumrnelt . . . Für jemand, der
arbeiten will, gibt’s ja immer was zu
thun!
Aber die Severine war darum doch
nicht zufrieden. Nie, auch nicht ein
einziges-mal, babe ich aus dem Gesicht
dieses Weibes einen zufriedenen Aus
druck gesehen! Jch glaube. wenn der
liebe Gott in eigener Person Golds
siiicke hätte aus sie regnen lassen, sie
hats ihm noch nicht einmal »dante·'
gesagt! . . . Manchen Abend bin ich
so müde aus der Meierei zurückgewer
men, daß ich kaum noch ein Glied riib
ren. konnte. Nichtsdestoweniger mußt«
ich noch Wasser vom Brunnen holen,
holst backen, Wäsche aufhängen die
Jst-se und die Teller in Ordnung
bringen« den Schweinen den Haben
siillen . . . und stets war ich zu lang
sam . . . war von unglaublicher Unge
schicklichteit . . . ein Dummtopi, der
nur dazu da sei, um die Geduld der
jenigen, die mit ibm zufammenleben
müßten, aus die größ«e Probe zu stel
len! Schimpfworte in Menge bekam
ich zu hören . . . und nicht nur das-!
nach Schlag-! Schläge . . . weißt
»Gott, damit bat die Sevetine nicht
gespart!
Eine kleine Schwäche habe ich, Here
Richter, eine ganz kleine Schwäche
Ich spiele gern mal eine Partie Pi
quet· Iiins, sechzrnal im Jahr . . .
Denn sich mal die Gelegenheit findet,
seit einem Bekannten zusammen einen
Wut zu trinken . . . Na! siie jede
W Partie habe ich mindestens das
« ’ » an Ohrfeigen betannnen
« s bei-tat war ei ein Gezante . . .
. sk- kats nnd Schreien . . . ein wah
, m Wesen-ekelt ·
- Die Leute itn Dort spötteltem »Ei
, » du gar nicht Sanesen
-. - . . . das ist nämlich mein zwei
;-- teilweisen-. svß beste ich Karl « .
M TM sticht meine
, , sen- is S- en heiss- nnd
si« set-e Schuld Ist is- mcht Stoß
" » stnieti nur so klein and
- , Uns Die Sene
-" ...tenddie,d.ieniie
W-- i- siissssp
-- » » III-sinke Ists-be
schaffenheit an meiner Stelle sehen
wolienk
Ill- nun die Kinder erzogen und
untergebracht waren, da dacht ich bei
mir: jetzt oird’;·- besser werden das
böse Weib w rd dich doch seit in Frie
den arbeiten lassen. Eines schönen
Morgens . . . im April war's. da
sfällt die Seoerine plotzlich in meiner
Werkstatt hinter meinem Rücken um’
I. . . was soll ich Jhnen sagen. herr
Richter Liegt die Frau da und beide
Beine sind gelähmt! Sie muß ist«
Bett gebracht werden und kanns sich
nicht mehr rühren . . . fiins Jabre sind
das jetzt her! Die« fünf Jahre haben
mir noch viel. viel mehr zu schaffen
gemacht als die fünfzehn Jahre, die
wir schon verheirathet waren! Die
Seoerine stöhnte nnd jammerte
von Morgens bis Abends. Un
ausgeseht wollte sie etwas haben:"
jede Minute muss ich von mei
nem Arbeitstisch aufstehen. Und wenn
ich mich dann über sie beugte, um ihr
das oder jenes zurechtzulegen. tarnUz
oft genug vor, daß fee mir tückisch ins
Gesicht schlug. Satben und Pulver
und Tropfen und Pflafier und was
weiß ich noch alles, mußte ich herbei
schaffen und wenn’s ihr beitam, den
Arzt zweimal an einem Tag haben zu
wollen, mußtv ich ihn holen. Bei der
kleinsten Veranlassung schrie sie gleich
wie eine Wahnsinnigr. Nachts war es
ihr ein besonderes Vergnügen« mich in
Anspruch zu nehmen. Und was sie
mir siir Vorwürfe gemacht hat! Jch
wäre an ihrer Krankheit schuld .
ich thäte Gift in das Essen, was sie
betäme . . . ich steckte mit dem Teufel
im Bunde . . . ich hättszs darauf abge- »
sehen, daß ich sie bald unter die Erde
brächte. .und immer so weiter
Jch i be alles ertragen, alles hinge
nornmen. .aber solch Leben. wie ich
geführt habe wünsch ich meinem ar»
sien Feind nicht.
Ja, ja. Herr Richter-. ich lornrne ietzt
zur Sache. aber ich mußte das vor
ausschicken, damit Sie mich verstehen.
Also . . . seit vierzehn Tagen gings
der Severine schlechtes-, sie ilagte iiber
innere Schmerzen und ich mußte stän
dig bei ihr sein . . . denn ihre leyte
Stunde konnte jeden Augenblick loca
men. Montag, so gegen Abend, als es
anfing, zu dunkeln, sagt die Severine4
ganz unvermittelt: s
.Kart, es geht mit mir zu Ende, ich s
führ-s, — aber ich wiu nicht itekden.1
ohne dir noch einmal geflucht zu ha
ben!" -
Jeh habe gar nicht-Z darauf geant
wortet. Mein Gewissen sprach mich
von jeder Schuld frei. Gleich darauf
hat die .Severine angefangen zu rö
cheln; das hat wohl eine gute balbe
Stunde gedauert. da hat sie sich auf
richten wollen, so wie jemand, der
teine Lust mehr belornmt . . . der
Kon ist aber auf das Kissen zurück
gesallen, sie hat geschnaubt, wie man
ej thut, wenn man gähnt . . . ich babe
ihr ohne Groll Mund und Augen ge
schlossen, und dann bin ich zu meinem
Nachbar Mafier gelaufen:
»Mafier«, habe ich zu ihm gesagt,
»meine Frau ist eben gestorben.«
Und er hat geantwortet:
«Wohl betornrns ihr.«
Darauf hat er sich erboten. mit mir
die Todtenwache zu hatten . . . urn dein
Arzt und dein Dorfschulzen noch Nach
richt zu geben« war’s schon zu spät . . .
Und ich gestehe es, der Gedanke, die
ganze Nacht allein bei der Todten sein
zu müssen, war rnir wenig angenehm.
Jch lehnte also Mafiers Vorschlag
nicht ab. Wir gingen in meine Woh
nung. Aus der Schwelle fragt Mafier
inmi:
»Weißt du auch ganz bestimmt, daß
sie todt ist; denn sonst . . .«
Aus der Frage. Herr Richter, tön
nen Sie schon ermessen, wie sich alle
vor der Severine gesijrchtet haben.
Masier beugte sich denn auch erst
iiber die Frau und horcht, ob der
All-ern anch nicht eiwa noch ginge.
Dann richtet er sich mit einem erleich
terten Seufzer aus.
»Ja, ja, todt ist sie und weder inr
Himmel . . . oder in der hölle". meint
er und setzt dann leise hinzu: »Du, die
Nacht wird uns lang werden . . . die
Langeweile macht den Menschen trau
ria . . . ich werde eine Flasche Weißen
holen und dann spielen wir eine Par
tie Piquet."
Ich widerspreche erst. Aber Masier
bleibt dabei. »Glaubsl du etwa,· daß
sie dadurch wieder lebendig wird?...
Du kannst doch unmöglich mir gegen
iiber so thun wollen, als wenn dir ihr
Tod zu Herzen ginge . . . Mußt ja
doch srol1 sein, einen solchen Drachen
los zu sein!«
Jch ersuche ihn, nicht so zu reden. ich
zittere und sehe angstvoll nach dern
Bett der Severine . . . Wahrhaftig,
wenn sie sieh in dem Augenblick bewegt
hätte, ich glaube, ich wäre ohnrnächtig
geworden
Schließlich sest Muster seinen Wil
len durch, geht nach hause and lomrnt
mit zwei Ilascheu Wein wieder.
,So, den sollst du knol probiren . . .
das ist ein ganz besonderer . . . hol
mal rasch zwei Glis-n Karls· .
Das Zimmer ist ganz schmal nnd
klein« das Bett nimmt die hötste der
Breite ein. Wir konnten deshalb nicht
W rast dem Plai zum Spielen zu
Sie-de kommen . . . Meister ka- us
lieu Wellen. zwei Bretter iiber eines
kw Its-Lesen und die Lampe irr
die Mitte zu steiler-. Wir sesten uns
den-. ich mit dem Stils-n gegen das
Bett und er rnir gegenüber. Daraus
zagen wir jeder eine Karte. Masiee
bat die Vorhand. Hang an.« sag’ ich
ihm und er antwortet: «Erst wollen
wir rnal trinken." Jeder bat zwei
Glas Wein getrunien und dann baden
wir angefangen zu spielen.
her-r Richter, ich tann Ihnen ver
sichern, mit solchem Pech bade ich nach
nie Piquet gespielt und Mafier meinte.
indem er nach der Severine hinblin
selte. deren Kopf ganz am Beitrand
lag:
»Ja. ja —- alles Gute kann man
nicht zu gleicher Zeit hat-ein«
Mir waren seine Witze sehr ärger
tich . . . wir haben die zweite Flasche
angeschenit . . . elf Uhr warTZ inzwi
schen geworden.
»So! Jest Revanche iiir dich,«
sagte Matier und schob mir die’ Kar
ten hin, damit ich abnehmen sollte.
Ader wie die Karten vertheilt waren,
sehtt mir eine, Maiier bat zwei- drei
mal gegeben. immer war eine zu ine
nig. Wir glaubten, daß sie unter den
Schemel gefallen sei . . . nnd dückten
uns beide gleichzeitig. um sie zu suchen.
Jn derselben Seinnde, wie Masier die
Karte aushebt, geht plötzlich die Lampe
aus . , .
Mir läuft ein Schauder den Mitten
hinunter und als ich ein Streichhalz
anziindete. zittert rni: die Hand . . .
Wie wir wieder sehen tönnen, merk
ich, daß Masier auch zscinz blaß gewor
den ist. Er stürzt rasch, ohne abzu
seyern ein Glas Wein hinunter nnd
meint dann halblaut: «
«Wabrscheinlich hats der Zug ge-;
than.«
Die leiir vom Laden war längst
geschlossen die vom Zimmer war auch
zu... wo da Zualusi bertommen
sollte, war mir unklar. Meine Zähne·
schlagen ordentlich auseinander und?
dem Masier sliegen die Hände so, daßj
er wieder eine Karte fallen läßt« »
Wir bücken uns wieder beide, und!
wieder gebt die Lampe aus . . . (
»Die Sederine hat uns wohl ver
bei-if brummte Masien
Mir stand der kalte Schweiß aus
der Stirn...ich hatte gerade wieder
die Lampe angesteckt, da mass mir,
als wenn die Dene einitiirzte und mir
gerade aus den Kopf fiele-» ich ishle
eine brennende Ohrseige aus der Backe
. eine Ohrfeige wie nur Seoerine
sie zu geben verstand... es war kein
Zweifel nrsgliebl Die Severine hatte
nur gethan. als wenn sie todt wäre,
und wir beide waren in die Falle ge
g.1ngen.
Als mir dieser Gedanke kam, habe
ich wie ein Wabnsinniger davor-stür
zen wollen, bin iiber den Schemel
gestoldert. der umsiel... derbe mich
wieder ausgeravpelt und bin in den
Laden getaurnelt, um dann ins Freie
zu stürzen. · . . Es war stockdnntle
Nacht... Masier war schon draußen
. . . Wir brachten beide tein Wort iiber
rie Lippen... da — mit einemmal
kören wir schreien.
»Das ist dein Weib,« sagt Mafier
leise, «börst du. wie sie briillt?'«
Wir balren der-. Utbem an, horchen
und hören ganz deutlich zweimal die
Worte:
«Zu Hilsel Zu hilse!!!«
Eine Minute stehen-wir uns accnz
verständnißlos gegenüber . . . dann
rlödlich siillt mir ein« dass die Lampe
beim Umsallen wohl das Bett in
Flammen gesetzt haben tiinnte Ich
sage das zu Masier, aber der bricht
los:
»Gei- doch selbst nachsehen. wenn
du willst, mich bringst du nicht wieder
hinein, und wenn du mir. ich preis-,
nicht was. bieten wollteer
Da bade ieb mich überwunden
habe die Tbür zum Laden aufgeseoßen
. . aber es war zu spöt: dar- gan e
Zimmer stand in Flammen und e
Severine... war verbrannr... —
Daö ist die reine Wahrheit, here
Richter! er bin lein Mörder und
sein Brandstisten Nun machen Sie
mit mir, was Sie wollen!« « j
Ottenheim-e Jersey
Der Herzog von Friedland übte be
kanntlich aeaen seine wilden Schnaren
eine aroßeNachsiebt, rannte aberaram
scm streng aegen diejenigen werden,
die in einer Schlacht nicht ihrer
Pflicht aeniiat hatten. Als er nach der
verlorenen Schlacht bei Lügen nach
Praq lam, wurden els Stab-J und
andere Ofliziere auf seinen Befehl
var ein Kriegsgerlchl gestellt und del
sen Ausspruch qemä vor dem Nath
bause enthauptet. bne Beispiel in
der Geschichte ist aber wohl, was-: da
mals zugleich mit dem Regimsnte
Madelokn geschah, welches zuerst in
der Schlacht vie Flucht ergriffen
hatte. Das gan Reairnenk wurde
derbe-steh entwas net und nach einem
freien Plan vor der Stadt gebracht.
hier mußte der Prasoß die Fahnen
desselben verbrennen, auch alle Säbel
der Mannlchast zerbrechen. Aus dein
Eisen derselben wurden in bereit
ftebenden Fell-schmieden Galgennögel
verfertigt, an Wände und Bäume ge
schlagen und nun jeder zehnte Mann
des Register-tö, Ossizier und Gemei
ner, wie ihn das Lpoe tral, an den
Nägeln aufgehangen Der Nest wurde
mit Schimpf und Schande davonge
isgh
Reiche amerikanische Mädchen sind
eine Gefahr, sagt eine italienische
Zeitung. Möglich, aber in Europa
gibt ei noch genug mytige Männer,
die diese Gefecht suchet-. .
per Ruin der Familie
Szenen aus dein ehelichen Leben von
Di. K n a ß n i g g.
Wer hätte sich das gedacht!... So
stolz lvarich immerf daß ich bei die
sen geradezu elenden, tbeueren und
miserablen Zeiten uns so halbwegs
vernünftig durchgebracht habe, ohne
Banieinbriiche zu begeben, und heute
Morgens... Doch ich will ichon der
Reihe nach erzählen.
Boriae Woche traf ich einen Be
kannten, den ich seit meiner sriidesien
Jugend nicht gesehen hatte·
«Geh'. lomm’ einmal in meinGasi
Hansl« bat er. »Wir kommen jeden
Freitag beim «goldenen Hasen« zus
iammen. Ich und noch ein paar Her
ren. lauter gemiithliche, sidele Häuser.
Geh’, lomm’ einmal. Es möcht' unoz
wirtlickz sreuenl«
Ich Unglücksmensch, ich hat-? ilnn
versprochen, ohne mir weiter viel Ges
. danken zu machen. Wer macht sichs
H auch bei so alltäglichen Vorkommnis-:
ien noch Gedanken?
Als ich daheim meiner Frau die-o
Zusammentreffen erzählte und auch
ve: Wahrheit gemäß berichtete. daß
ich dem Mann versprochen hatte. ein
mal zum »Hasm« zu iommen, da sah
mich meine Frau so starr an wie ie-;
mano, der im nächsten Augenblick in?
der Donau oder sonst in einem größe
ren Gen-Esset orrfrnlen wird.
Vor diesem Blick senkte ich verlegen
mein Haupt. Und sie sprach: »Das
ist doch hoffentlich nur wieder ein
«geistreicher« Witz von dir?«
»Warum soll denn das ein Witz
sein Z« sraate ich.
« »Ya, Ernst wird dir doch das nicht
iern.«
»Es ist mein Erntet« tagte ich
tieinlaut.
Die Frau stand aus« sah nich Noch
mals mit einem Bltck an, der meter.
dicke Panzerplatten durchgeschlagen
hätte, und sagte: »Wirtnel:ausl«ru
deri« Sonst nichts! Aber in diesem
einen Wort loa mehr, als wenn man
cher Mensch stundenlana spricht.
Und manchmal ist der Mensch kein
eigener Feind. Statt zu schweigen
wie es viel besser gewesen wäre, mußte
ich Narr fragen: »Wirthsl)ausbrnder?
Wieso?«
»Warum Wirthshausbruder« riei
sie mit thatsiichtich ehrlicher Entriiit
ung. »Nun. ein Mensch, der sein
Nächte im Wirtbåhnuå versint, der ist
doch ein Wirtdsdansbruder?«
Und wieder war ich mein eigener
Feind!... Ich hätte nämlich aber:
mals schweigen sollen, dann wäre die
drohende Gewitterwolte, die über
meinem Haupte hing, vielleicht —
viexleicht auch nicht, wer tann dies
Isagenkt —- ohne Envtladung an mir
vorüberaegangert. Aber nein! . . .
Mich ritt an jenem Tage schon ein
mal der Teufel, und so sagte ich denn
zu meiner Frau: «Enlichuldige! Er
stens habe ich nicht die Absicht, auch
nur eine einzige Nacht im Wirths
haus zuzudringem von »Nachten« ist
aber ganz gewiß nicht die Liedes-»
Einmal ist doch belanntlich teinm:l!'·
»Im Gegenst-ein« rief ste. Einmal
ist hundertmal. ist tausens-mal!...
Wer e i n m a l dieBadn desBösen und
Schlechten detritt. der betritt sie im
mer wieder Es ist ganz schade, mir
das abzuleugnen-» mir das abstat
ten gu wollen« ich lenne dast«
»Von warmen lommt dir dieie
Wissenschaft?« fragte ich. »Woher
hast du derartige Erfahrungen?«
»Ich din doch nicht auf den Kopf
gefallen!« erwiderte die Frau. »Auch
höre ich sehr gut! . . . Erinnerst du
dich noch an die Familie Ueberwasser,
die vor elf Jahren in unserem hause
wohnte Z«
«Nein!'« sagte ich. »Jet) erinnere
mich ost an gestern nicht! . . . Und da
soll ich mich an Dinge erinnern, die
vor els Jahren · . .«
»Du willst dich eben nicht erin
nern!« war die Antwort.
»Ach. du lieber Gott," erwiderte ich.
»waruni sollte ich denn leugnen, daß
ieh mich an die Familie Ueberwasser
nicht erinnere?'·
«Weil die Sache eine ganz verzwei
selte Aehnlichkeit rnit dem Fall hat«
in dein du dich soeben besindest. Der
herr Ueberwasser war ein braver, gu
ter Familienbater. Er sorgte redlich
sür die Seinen und war teinen Abend
außer dein hause. Da lernte er ein
mal aus einer Fahrt ini Stellwagen
einen Mann tennen. der hat ihn ein
geladen-ihn zu besuchen. Die Frau
Ueberwasser, ar los und unersahren,
bestärtte ihren tten auch noch, er
ging hin. In vierzehn Tagen hatte
der here Ueberwassek ein Verhältnisz
rnit der Frau jenes Mannes und au
ßerdem war jener Mann ein Wechsel
siilscher. here Ueberwasser ist dann
in die gerichtliche Untersuchung ber
wickelt worden, sein Chef hat ihn in
solgedessen entlassen, er war brotlos
. . . seine Frau ließ sieh scheiden, seine
drei Kinder starben am banger-th
phus · . . .
»Du solltest Romane schreiben!«
sagte ich.
»So? Du glaubst mir wohl nicht?«
riet die Frau. »Ja; werde dir un
sere hauibesorgerin herausrusen, die
wird dir die Sache genau so erzäh
len, wie ich sie dir erzählt habet«
»Es ist neht nöthigt« sagte ich.
«Jeh glaube dir ja ohnehin! Aber
schau, rnein liebes Kind, erstens hat
der Mann, der mich gebeten hat« zum
«hasen« zu kommen, gar teine
Frau . . .«
Watt
xkckø .s D l
VImbund Wer den Staatsanwalt auf der Straße owed-Stett f und
von ihm eine NOT denn-jin- erhalten hat-: Zo speist nun einen alten Be
kannten abk«
«
Sie siel mi ins Wort und sagte:
»Das muß ein netter Herr sein, der
leine Frau findet!«
«Unsinn! Er hätte sehr schöne Par
tien machen können, aber er will nicht
heirathen!« sagte ich.
»Dann ist er eben ein Lump!....
Bin ich denn eine »Provinzorange",
daß du meinst« du tönntest mir derlei
Dinge erzählen? Vom Wirthshaus
zum Nachtlafseehaus ist nur ein
Schritt!«
«Nun gar so nebeneinander sind
die doch nicht immer!" meinte ich.
»Wie gut du das weißt! Also
hast du dich wahrscheinlich schon er
kundigt, ob in der Nähe jenes Wirths
hauses tein Nachttafseehaus ist?"
»Schau’, mein Goldgoscherl«, sagte
ich, »du kommst mir manchmal vor
wie ein indischee Fatir, der sich ganz
unniitz selbst auiilt und martert, der
auf Schottersteinen in der glühend
sten Sonne sitzt, und sich nicht muckst,
wenn ihn tFliegen und Mücken stechen
...diese verrückten Leute . . ."
»Es wird immer netter!« sagte
meine Frau. Thränen erstiaten lhre
Stimme. »Ich hin also verrückt, weil
ich ei wage, dir Vorstellungen zu ma
chen, wenn du dich aus die schiefe
Bahn des Lasters begibst? Jch
bin verrückt, weil ich nicht will. daß
du ein Lump wirst...der Ruin der
Fatnilie....weil ich mich wehre,
wenn du dein mühsam erworbenes
Geld mit den liederlichen Dirnen der
Nachttasieehäuser vergeudest weil
ich nicht will, daß man aus dich mit
Fingern zeigt und fagi: »Das ist auch
einer von jenen Wechselsiilschern...«
Die Frau begann zu schluchzem so
zu schluchzen. als wenn eine größere
Epidemie alle ihre Verwandten da
hingerasst und ein Erdbeben gleich-;
zeitig alle ihre möglichen liegenden;
und nicht liegenden Güter in SchutN
und Asche verwandelt hätte.
Ein Niagarasall von Thränent ·..«
Wuth und Verzweiflung im Herzen,
saß ich wortlos daneben und hörte
die Thränen plätschern, gleich Regen
tropsen, die aus ein Blechdach fallen.
» Mir war zu Muthe, als müßte ich!
irgend etwas zusamtnenschtagen, aber
es war nichts-· in ver Nähe, was billig
wund zugleich zusamrnenschlagbar war;
ich knirschte deshalb mit den wenigen
)Zöhnen, die mir der Zahn der Zeit»
lgelaisen und that insgeheim einen
isrischen Eid. daheim niemals wieder
Tdie Wahrheit zu sagen. hätte ich
irgend etwas anderes gesagt, alsl
sdasz ich in ein Gasrhaus gehen soll?
Und da gibt eö Tröpse. die der-I
Even reden, man müsse stets die Wahr
Iheit sagen, ungeschettt und ohne
Furcht. .
Die Kinder kamen wie gewöhnlich,
um mir »Gute Nacht« zu sagen. Die«
Frau risz sie an sich und schrie: »Be
sudle mir die reinen Kinder-seelte
nicht mit der Rachttasseehausatnio-«
sphiite!« ;
Und zu den Kindern sagte sie:
»Gebt schön schtasen und betet siirT
den armen Papa! . . .. Er ist traut!'«l
Nachts um halb Eins weinte meines
Frau noch immer. Sie weinte leise,i
zaber sie weinte. Als ich sühite, daßi
Idie Feuchtigteit auch in mein Bett!
Ibiniibersrckerth stand ich aus undi
)schrieb an meinen alten Beiannten.
»Lieber.Freund!« schrieb ich. Ez»
thut mir sehr leid, meine heute Dir;
gemachte Zusage zurückziehen zu müss
sen. Als ich gestern Abends beim«
karn, wartete aus mich schon der herr:
Burgtbeaterdireltor Dr. Paul Schleu
der und bat mich um des Himmels
willen, ich möge ihm bis zum Herbst
ein siinsattiges Trauerspiel schrei-.
ben, das modern und zugleich im
Nomtessenstil wäre. Jch sei seine ein
zige und letzte hossnung Er der
sprach mir dreißig Prozent Tan
tiemen und garantirte mir hundert
Vorstellungen Du wirst wohl ein
sehen, dass ich dem Mann teine ab
s
wird lich ja einmal später irgendeine
Gelegenheit finden, ioo toir uns wie
versehen und von vergangenengskeiten
plaudern liinnen. Es griiiii Dich
herzlich'«... It. i. w.
Vierzehn Tage später, bei irzend
einer anderen Gelegenheit, sagte mir
meine Frau, ich iei ein Stubenboden
ich iei nicht »zum hinausbringen«, es
iei doch wahrhaftig nichts Schiechtej.
wenn ein Mann hie und da rnit Be
.t.1nnten ein Glas Bier trinle. Ich
erinnerte sie an jene Sache.
»habe ich dich vielleicht aufgehal
’ten?·· rief sie. »Ich habe dir doch nur
in aller Ruhe und Gifte aeiagt, das
ein Mann durch derlei leicht der Ruin
der Familie werden lannl -. Sonst
doch nichts?... Natiirllch. hinausk
iwerfen lann ich dich nicht und zum
fWirthihausgehenz w i n q e n will ich
. dich auch nicht« weil ich überhaupt lei
Ineriei Zwang auf dich ausiiben will,
inoch ie einen ausüben werde.«
; Jsch bin io irrt-, eine solche Frau
lzu haben! Wenn ich dagegen erst
Höre. wie manche andere Frauen link-.
Eva muß ich unwillkürlich lachen. Was
ist doch meine Frau für ein einsichts
»volles, gutes Weil-, ein Weil-, das
Isich immer aleich bleibt. das nie berste
ihm-regen wiegt Ich bin io glück
lich!
lchleqae Antwort geben lonnle.· Es
HW
Dte stiftete- Gesteine-.
Mehr als fiiniria Abgeordnete· die
aus allen Theilen Franlreiehg zu den
Kammersihunaen nach Paris aetam
men waren. sind auf einen eigenarti
aen Schwindlertrirt hineingesallen
Unmittelbar nach dem Diver, wenn
de: Mensch mit gefüllt-ern Magen am
mildeiten gesinnt ist« stellte sich den
Deputirten der Reihe nach eine junae
Frau vor. Sie war einsaah, aher rnit
einem gewissen Rasfinernent gelieivet
Ihr schönes Gesicht und ihre ganze
Gestalt strahlte einen Liebreiz aus-,
dem man so leicht nicht widerstehen
tonnte. Die schöne Unbetannte er
zählte, daß sie au einein Orte dei
Wahllreiles des Depntirten herstam
me, und wußte zu ihrer Legitimation
allerhand Einzelheiten und Familien
arschichlen des Ortes zu berichten.
Dann salate eine tarmovante Schilde
rung. Die Aermsle theilte mit Ihrii
nen in den Augen, mit, des-. sie var
einiger Zeit mit ihrem dreijähriaen
Tischlerchen nach der französischen
Hautpstadt gelaminen sei, um dieses
hier von einem berühmten Professor
aperiren zu lassen. Die Operatian sei
auch gut und glücklich verlaufen, habe
aber iiber 500 Franks gekostet. Jeht
stehe sie vollständia mittellos da und
resitie teinen Centime zur Heimreise
siir sich und das Kind. Die Der-unr
ten liessen lich durch das traurige
Lea-Z der hübschen Mutter leicht ritty
ren, und über tiinszig der herren
nahen ihr ein reichlicheö Reiseaeld
Erst später erfuhren sie, das-, sie einer
raisinirten Schwindlerin zum Opfer
aesallen waren
Gereizt
Arzt isich von seinem Patienten
verahichiedendp: ,,Aiio womöglich
eine reizloie Koii!"
Paiierm »Dann darf meine Frau
nicht kochen!«
Arzit »Warum nicht?"
Patienik »Weil mich ihr »Kochen«
immer sehr reins«
Quälerei.
herr: »Sie haben aber Jhrem
Mann da eine wunderhiibsehe Schlum
merrolle gefchenii, »Mir ein Viertei
siiinvchen'«, die gehört gewiß fiir das
Sapha daheim?«
Frau (Xaniippe): .Nein, die muß
er immer in’s Wirthshaus mitneh
men, und sich da immer zum Un
schauen aufhängen, damit er mir nicht
zu spät heimlommt.«
Zum Iehierfinden haben wir keine
Laterne nötig —- ganz besonders W,
wen wir die Fehler bei anderen lasen