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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (May 15, 1908)
wawwwøoowswwwwwwwwwwwwoo I Das Hundertfrankenftück. ? Dostsiisg..ktp. i ALLE-C. .t..I-.t«j- .t--s«s«t«t«t«t« st. J. .I. .0. -0. .0. «- - ATTTTTTTTTTTT (11. FortsehungJ Ils. . Eine tiefe, fast betlemmende Stille lastrte auf dem Hause des Konsulc Seine wenigen Bewohner schlichen auf den Fußfpiien iiber Tteppm Und Gänge, das Gebell der Hunde drau ßen im Garten war längst verstummt und die Leitung der elektrischen Klin gein war durchschnitten. damit kein fchriller Ton die zu jeder Stunde des Tages nnd der Nacht sorglich gehütete Patientin erschrecke Seit vorgestern schon war übrigens nach der Erklärung des Sanitäts roch eine Gefahr fiir ihr Leben nicht mehr vorhanden. und die eine der beiden Pflegerinnen war darum mit seiner Zustimmung ihres Dienstes enthoben worden. Während der we nigen Stunden, die der zurückgeblie benen Diatonissin für ihre Erholung vergönnt werden mußten, konnte Lina recht wohl die Wartung der Kranken übernehmen. denn Margarethe war nach Ablauf der ersten kritischen Tage eine gar stille Patientin gewesen, die ihrer Hüterin herzlich wenig zu schuf-. fen machte. - ; So hatte Lina auch an diesemj Vormittag in Vertretung der Pflege- . rin ihren Platz unweit des Krantenis beides eingenommen. Es war nichtt den genug, daß sie sich mit kamt handarbeit die Langeweile hätte ver- i treiben können, und so war sie dennj nach unterschiedlichen Seufzern, dies ohne Zweifel der Erinnerung an ih-« ten so kurzen Liebestraum gegolten, in einen sanften Schlummer gesunken; ; Seit einer Viertelstunde schon hat- J ten fich dagegen Margaretheg Liber« gehoben, und sie hatten sich diesmaljk nicht, wie es bisher. noch immer ge-? schehen war. schon nach Verlauf we niger Minuten wieder geschlossen.3 Die bleischwere, lähmende Müdigkeit, die so lange auf ihrem Gehirn gele gen, war zu ihrer eigenen Verwunde rung ganz von ihr gewichen. Wenn es ihr auch nicht in den Sinn kam. ihre Stellung zu ändern. wenn auch ihre Glieder noch« matt und kraftlos in den Kissen ruhten, so glich dieses Schwäche heute doch einer fast wohlt- f gen Mattigkeit. die den Gesunden nach glücklich vollbrachtet, angestrengter Arbeit übertommt, jener Erschöpfung, s die willig ertragen wird, weil ihr Be- : wußrsein mit der behaglichen Gewiß heit wiederkehrender Kraftf gepaart ist. Auch der Anblick ihrer eigenen ma ger und durchsichtig gewordenen Hände hatte heute nichts Erschre etendes für Margarethr. Sie betrach tete sie mit einem gewissen neugieri-« gen Interesse, und dann, nachdem sie wieder lange Zeit zu dem schlafenden Mädchen hinübergeblickt, legte sie eine von ihnen an die Stirn, als könne sie damit helfen, Ordnung zu bringen in das Chaos von Vorstellungen und Gedanken. das in ihrem heute zum ersten Male völlig schmerzbefreiten Kopfe sein Wesen trieb. s Sie wußte genau, wo sie sich be fand« aber sie suchte vergebens zur Klarheit darüber zu gelangen, wie lange sie schon hier liegen mochte, und weshalb Lina in dem Lehnstuhl faß· der sonst immer in einem anderen Zimmer des Hauses gestanden hatte. »Sicherlich bin ich trant,'· dachte sie, »sehr trank vielleicht!« Aber auch das machte ihr nicht das geringste Unbehagen. Wenn der na chende Tod keine fürchterlicheren He rolde doraussandte, als eö diese ei genthiimliche Mattigkeit des gleichsam von der Herrschaft des Willens tos Blsäm Körpers war, so gab es gar «nen Grund, sich vor ihm zu fürch - ten. Es würde nichts anderes sein ais ein fanftes Entschlummern, als · eine ewige Fortdauer dieser tiefen · Stille, deren sie sich mit voller Klar - hatt als einer töstlichen Wohlthat be wußt wurde, nichts als ein leises Er - Eschen und Verschwirnmen der selt farnen Bilder, die jetzt in wirrem Durcheinander an ihrem Geiste vor sei-erzogen s— k--L-—f----- MLlL-« --I ! TUKL Utc sutivkxvur.us Uns-se kug schen nicht· Sie wurden Vielmehr immer deutlicher und nahmen immer mehr die Farben des wirklichen Le . bens an. Das geliebte, gütige Ant kitz des Konsuls tauchte in ihnen aus, nnd es war, als hätte es alle Todes gedauken aus Margarethes Seele ver scheucht, als hätte es eine Welt von Zärtlichteit und Sehnsucht in ihrem Herzen wachgerusen. Ein dunkles Erinneen kam ihr, daß er fort sei — weit fort, daß sie sich noch lange, lange werde gedulden müssen, ehe es ihr oee önnt sei, ihn wiederzusehen Sie ent ann sich eines Briefes, den er ihr geschrieben, und den sie auf der Bank im Garten gelesen, und an diese Erinnerung knüpfte sich in ihrem Ge « dächtnilk ein langsame- Wiedeteewa "' scheu n der Eindrücke-. die der ersten Kdigen Wirkung von Gerbard ningi liebevollen Briefe gefolgt waren- Die Unterredung mit der Ins-, die Ins-Elende Angst um den W ihres Eli-Sei ihk verseh svsssrvsvsssssvsssssvssssstsss liches Bemühen, die rechten Worte fiir eine Antwort an den geliebten Mann zu finden —- das alles ftand jetzt in den scharfen Umrißlinien des wirt lichen Erlebnisses vor ihrem Geifte da. Und dann —- dann war mit einem Male auch das andere da, das Fürch terliche, das zugleich das Ende der Kette bedeutete, denn dahinter war nichts mehr als tiefe, undurchdring liche Nacht. Sie wollte sich aufrichten, doch sie brachte nichts anderes zu Stande als ein schwache-l Erheben des Kopfes. »Lina! — So hören Sie mich fragen.« Verwirrt fuhr das Mädchen auf. »Ach Gott, Fräulein, wie ift’s blos möglich? — Jch glaube. ich war wirt Ilich ein bischen eingenickt. -— Soll ich Ianen von der Medizin geben? — ’Sagen Sie’s doch nur nicht der Schwester, daß ich geschlafen habe-" " »Nein, nein, gewiß nicht. Aber Sie mtiffen mir dafür auch auf meine Fragen antworten. Ich bin j trank gen)et’en?«f ·· »Ja, Fräulein —- furchtbar trakt Aber ich darf ja eigentlich noch gar nicht mit Jhnen reden. Wenn das der Herr Sanitiitsrath erfährt —« »Er soll es nicht erfahren. Sein Verbot bezog sich doch auch wohl nsrr auf die Zeit meiner Krankheit Jetzt aber fühle ich mich ganz gefund, nur noch ein wenig matt. Sie dürfen mir darum nichts verschweigen, Linn. —- Kominen Sie hierher, dicht an inein .Bett, damit uns niemand hört —- und dann sagen Sie mir: was isi’S mit meiner Taute?« »Ach, mein Gott, Fräulein! Jn der vorigen Woche schon haben wir die arme Frau Baumert begraben« Eine wunderbare Kraft der Selbstbeherrfchung war über Marga rethe gekommen. Wohl hatte sie noch eine schwache Hoffnung gebogn- daß das entsetzliche Erinnerungsbild doch nur ein Traum gewesen sei, aber die Gewißheit, daß sie diese hoffnung aufgeben müsse. bedeutete ihr trohdern keine Enttiiufchung mehr. und fie nahm all ihre Energie zufammen, um das Mädchen nicht durch den Anblick ihrer Besiiirzung von weiteren Mit theilungen abzuhalten. Die blonde Lina ließ sich denn auch täuschen. Da das Fräulein, wie es ihr schien, die hauptfache doch schon wußte. was konnte es ihr da schaden, wenn sie auch die Einzelheiten erfuhr, und bei der besonderen Vorliebe, die sie feit früher Kindheit fiir alies Schaurige und Grufelige gehegt hatte. fiel es der blonden Kleinen durchaus nicht schwer, für ihren sehr ausführ lichen Bericht eine iiberaus lebhafte, hier und da beinahe dramatische Dar ftellungsform zu finden. Margarethe hörte ihr zu, ohne sie zu unterbrechen- Sie hatie den Kopf ein wenig zur Seite gedreht, fo daß es dem Mädchen nicht möglich war. den Ausdruck ihres Gesichts zu beob achten. Ein einziges Mal nur war sie in heftigem Erfchreiten zufam mengefahren, und das war gefcheherl, als Linn Ollendorfs Namen als den des muthinaleichen Einbrechers und Mörders genannt hatte .Wie konnte man das für möglich haltenl« hatte sie gesagt. »Der arme Menfchl — Aber man hat ihn doch gleich wieder in Freiheit gefesti« »Nein, Fräulein! Es soll ja schon fo gut-·wie bewiefen sein, daß er’3 gethan hat. Blos feine Spießgefels len haben sie noch nicht entdeckt, und die Münzen auch nicht. Jch denle mir, die hat er irgendwo vergraben. Meinen Sie nicht auch, Fräuleins Die Lorenz freilich denkt, daß sie sie eingeschnrolzen haben werden« »Seit-nett es sich um Herrn Ollew dorf handelt, glaube ich weder das eine noch das andere. Aber erzählen Sie weiter. Linal hat denn der herr Konful nicht Einspruch erhoben, als er von dem Verdacht gegen feinen Neffen erfuhrs« doch, Linal —- Jch muß Sie etwas - .- .-s--I - -.-a— -.-«-O·- - »Das weiß ich nicht, Its-meint ( Mit uns hier im Hause spricht ja der f Heer Konsnl kein Wort mehr, seitdem ! die Geschichte passirt ist Ganz tief sinnig ist er aeworden und so flend sieht er ans, daß es einen erbarmen iiinntef »Er isi also von der Reise zurück? : Un«d er ist hier im Hause? Hat er —- s hat der Herr Konsui denn noch gar nicht den Wunsch geäußert, mich zu » besuchenk . »Die Lorenz meint, der Sanitiits rath wiitde es ihm wahrscheinlich verboten haben. Denn wenn Sie erst Besuche empfangen dürften, tolle den sich wohl auch die Polizeibeamten nicht mehr abweisen lassen. die schon so ost nach Ihnen gefragt hattenk Die Polizeibeamten? —- Was könnten sie denn von mir erfahren wolleni Jch vermag doch über alle diese schreckliche Dinge nicht das ge ringste zu sog en« Fräulein haben also in der Nacht ! gar nichts bemerkt? Na ja ich dacht mirs schon gleich daß das Gered von der Lorenz blos bashaftes Oe fchwätz ist. Ob sie den Herrn Ollen dorf wohl hinrichten werden? Eigen lich müßte er doch gelöpft werden Es ift so gräßlich! Die arme alt Dame hatte ihm doch nicht das-ge ringfte gethan. Und sie dann nod obendrein mit einem Bettlissen zu er fticteni Das muß ja fchaudethaf sein.« Sie war jetzt in ihrem rechtei Faden-offen und Margarethe ließ si reden, ohne eine weitere Frage an si» zu richten. Aber nach Verlauf eini ger Minuten drehte sie ihr plötzlicl das schmale, farblofe Gesicht zu. »Wollen Sie mir einen Liebes dienft erweisen. Lina s-— einen wirt lichen Liebesdienft, fiir den ich Jhnet von herzen dankbar fein werde?« »Aber gewiß doch, liebes Fröuleir —- für Sie thu’ ich alles. — Siebel himmel, wie schlecht Sie nun wiedei aussehen! Vielleicht hätte ich Jhnen doch das nicht alles erzählen fallen. ' »Machen Sie sich deshalb keine Ge wissensbisse! Jch fühle mich ganz kräftig. Ader ich muß den Herrn Konful sprechen --——- auf derStelle muk ich ihn sprechen. Sie müssen ihn da oon in Kenntniß setzen, ohne daß ein anderer im Haufe eiwas davon er iährt.«' »Gewiß, Fräulein, das will ich schon machen. Jch glaube. der Herr Konful ift in feinem Arbeitszimmen Soll ich ihn gleich rufen?« »Ja — ja denn es handelt sich im Dinge die keinen Aufschub lei )en." , Die Kleine entfernte sich diensibe reit, nnd während der Zeit, die bis zu ihrer Rückkehr Derging lag Mar karethe mit gefchloffenen Augen da vie eine Schlafende. 17. Mit haftiaen Schritten eilte Brü iing über den weichen Teppich auf las Lager zu und sanl neben ihm in sie Kniee, die zarte Gestalt der Wie der-geschenkten mit beiden Armen um chlingend. kMargarethe — mein Zieb —,— mein süßes Lieb! Bist Du nie endlich — endlich zurückgegeben!« Wie ein Strom wonnigftee Glück eligleit rann es heiß durch ihre ldern und scheuchte all die lühmende Schwäche hinweg. die es ihr nach sor kurzem fast unmöglich gemacht satte, sich nach eigenem Willen zu be oegen. Sie schlang den Arm um Berhard Brünings Nacken und chmiegte ihre Wange an sein Gesicht. Du Lieber —- Liederl« Das war alles, was sie zu sprechen ermochtex aber es llang fo süß und o zärtlich, daß fich die Augen des Rannes von Freudenthriinen feuchte en. Wohl ein paar Minuten lang chwiegen sie beide. überwiiltigt von sem Glück dieses Wiederfindens, sas ihnen vielleicht zum ersten Male sie ganze Größe und unermeßliche Tiefe ihrer Liebe offenbart hatte. Dann aber, während ihr Arm sanft ion Gerhard Brünings Schulter her bglitt, sagte Margarethe leise: »Laß ins nun ruhig und verständig sein, nein Freund! Jch habe Dich ja so stel, so unendlich viel zu fragen.« Er erhob sich aus seiner knieenden Stellung und ließ sich, ihre band in ser seinen behaltend, auf been Stuhl leben dem Bette nieder. »Aber Du ollft mich nichts fragen, Liebling! heute— wenigstens sollft du es noch licht thun. — Weißt Du auch, daß s mir überhaupt noch verboten ist, Dich zu sehen?« «Sorge Dich darum nicht, Ger )arb! Jch weiß wohl besser als der lrzt, was ich meinen Kräften zumu hen darf. Wenn es etwas giebt. das nir gefährlich werden könnte. so ist e viel eher die Qual der entseßlichen lngewißheit, in der ich mich befinde. Nan hat meine unglückliche Tante er nardet, nnd man hat Dich bestohlen —- Du stehst, daß ich das Iürchters ichste schon weiß. Wäre ei da nicht ine Unbarmherzigteit, wenn Du mir sie Auölünfte vorenthalten wolltest, sie vielleicht im Stande sind, mich zu seruhigen«i« Die scheinbar gesagte surr, in oer ie der schrecklichen Ereignisse Erwäh iung gethan, setzte den Konsul wohl n Erstaunen, aber sie nahm ihm auch sugleich die Last einer schweren Be orgniß von der Seele. »So frage nich, mein Liebling!« sagte er zärt ich, die schmale Hand sieeichelnd, die "o leicht und kühl wie ein Blumen ilatt in der seinigen lag. Mit einem dankbaren Blick sah sie In ihm auf. »Ist es wahr-, Gerhard. daß meine arme Tante von den ent setzlichen Menschen ermordei morden .st, die hier eingedrungen waren, um Deine Sammlung zu stehlen2« »Es ist unmöglich, eine andere Er klärung für ihren Tod zu geben« »Und man hat Deinen Neffen her mann im Verdacht, diese siirchlerliche That verübt zu haben?« Fluch das hat man Dir her-its er siihltf Ich hätte gewünscht daß es Dir noch lange verborgen geblieben ware.« «Bielleieht war ei gut, daß ichs er fuhr, denn dem unglücklichen jungen Manne ist mit solchem Veeda t das entseslichste Unrecht geschehen, u d du mißt alles aushieten, was in Deinen Nunan Kräften steht, um ihn davon zu bei freien.« Der Konsul seufzte schwer. »Wollt· der Himmel, daß ich dazu im Stand wäre. Aber das ist ja das Schreck liche, daß ich selber nicht an sein« Schuldlosigleit glauben lann, dasz ick vielleicht der allererste gewesen bin der ihn für den Tböter hielt.« «Wie bist Du auf solche Vermu tbung gekommen?« »Ich wußte, daß Hertnann in Ber lin unter schlechte Gesellschaft gera then war, daß er namentlich in lehtei Zeit ein leichtfertiges Leben geführt hatte. Wenige Stunden nachdem ich auf die Kunde von dem, was hier ge schehen, zurückgekehrt war, lam Paul Ollendorf zu mir und ersuchte mich um ein Darleden, das ibn in den Stand setzen sollte. seinen Sohn nach Amerila zu schicken. Er sprach von einer verzweifelten Stimmung, in der sich Hermann befiinde, und erwäljnte » auch einer Verletzung an der Hand, . die ibn veranlaßt habe, seine Stellung in Berlin aufzugeben. Es war wohl nur ein halb» instinktiver Argwohn, der mir alle diese Mittbeilungen so peinlich machte, denn eines bestimm ten Verdachts wurde ich mir in fjenem Augenblick noch nicht bewußt. Der stieg erst in mir auf, als mir später der mit den Nachforschungen betraute Kriminallommissär davon sprach, daß der Mörder der Frau Baumert, nach den vorgefundenen Blutspur-en zu ur theilen, eine Verletzung an der Hand gehabt haben müsse —- und als er, noch obne die Person des Thäters zu ohne-i. der Vermuthung Ausdruck gab, er könne möglicherweise unter den von xnir unterstükten Leuten, viel leicht unter meinen armen Verwand ten, zu suchen sein. Ein Zufall oder ein Verhängnis wollte es, daß Her mann gerade in jenem Augenblick draußen am Hause vorüberging, scheu und verstört, wi: das leibhaftige böse Gewissen, und mit einer verbun denen Hand Jn jenem Augenblick schoß mir’s wie eine Offenbarung durch den Sinn, day es für niemand leichter gewesen wäre. den Einspruch zu begeben, als gerade für ihn. Denn als ich vor zwei Jahren nach dern ersten vereitelten Anschlag auf meine Sammlung mit dem Gedanken um ging, sie in diebeåficheren Schriinlen unterzubringen erbot sich hermanm der damals gerade in diesem Faches arbeitete, mir die Zeichnungen für eine solche Anlage zu entlaufen That söchlich ist alles bis in die tleinsten Einzelheiten nach feinen Angaben aus geführt worden« »Aber das ist noch nicht Grund ge nug, um einen Menschen durch den schrecklichsten Verdacht vielleicht fiir die ganze Dauer seines Leban un glücklich zu machen!'« »Nein, es wäre nicht Grund genug gewesen« wenn sonst nichts gegen ihn gezeugt hätte. Aber die Verdachte mornente hausten sich so erschreckend, daß schließlich auch ein selseniester Glaube unter ihrer Wucht hätte zu sammenbrechen müssen. Als jener erste Verdacht in mir aufgestiegen war, hoffte ich selbst ja noch von gan zem Herzen, ihn bald enttriistet zu sehen. Jch sagte mir, daß es über zeugend für herrnanns Schuldlosig keii sprechen würde, wenn die von ihm ersonnenen und in außergrdentlich ge schickter Weise angebrachten Geheim tresors, die nach seiner eigenen Ber sicherung fiir einen Uneingeweihten so gut wie unauffindbar waren, unbe rührt geblieben seien. Es gab sicher lich nur wenige Menschen, die außer ihm Kenntniß davon hatten, daß ich in diesen Fächern die kostbaren Stücke meiner Sammlung verwahrte, und ich wußte bestimmt, daß ich niemals in Gegenwart eines Fremden geöffnet hatte. Du magst Dir danach wohl vorstellen, mit welcher Aufregung ich die Schwelle des so lange amtlich verschlossen gehaltenen Gemaches über schritt. Mein Verlust an und siir sich war mir schon beinahe gleichgültig ge worden neben dem Gedanien an die entsesliche Möglichkeit, daß der Sohn meines Stiefbruders ein Berlorener. ein Berbrecher sein könnte. Jch wars keinen Blick aus den kleinen Rest der Sammlung, den die Diebe mir gelas sen hatten, sondern ich hatte nur Au gen fiir die Stelle. wo sich die Ge heimtresorg befanden. Da war mir’5 nicht anders, als ob mir jemand einen Schlag vor die Stirn versetzt hätte, denn ich erkannte aus den ersten Blick, daß die verborgenen Fächer geöffnet waren, nicht mit Gewalt, sondern un ter Anwendung von Nachschliisselm deren Anfertigung keinem anderen möglich gewesen wäre als dem, der die Konstruktion des Schlosses entwor fen. Alles, was mein Stiesbruder mir ahnungsloz von seinem Sohne er zählt hatte, von seiner Gemüthsveri fassung von dem Zeitpunkt seiner An kunft, von seiner entschiedenen Meige eung, die Schwelle meines Hauses noch einmal zu überschreiten — es gewann siie mich eine andere ver hängnisvolle Bedeutung Jch wagte nicht mehr zu zweifeln und zu has sen. Aber ich war zugleich entschlos sen, dem unglücklichen Vater wenig stens die äußerste Schmach zu erspa iren, sofern es dazu noch eine Mög lichkeit für mich gab. Noch in später Ihmdsiunde des Tages, der mit die schmerzliche Entdeckung gebracht hatte, begab ich mich zu ihm. um ihm eine Oeldsumme einzuhändigew die groß — i genug gewesen wäre, Hermann die so fortige Flucht zu erträglichen Jch ezwar mir vollkommen bewußt, damit .- eine strasbare Handlung zu begehen, i aber ich war bereit, die Folgen auf mich zu nehmen. Der Gedanke an s meinen armen Stiesbrnder brachte die Stimme s meines Gewissens zum Schweigen.« Fester drückte Margarethe seine Hand. Zugleich aber sagte sie: »Wenn er der Dieb Deiner Samm lung gewesen wäre. Gerhard. wozu hätte er dann noch Deines Geldes be durft? Er besaß dann doch Mittel genug, um auf eigene Kosten zu ent fliehen.« »Er konnte trotz dieses kostbaren Besitzes fiir den Augenblick mittellos sein« denn ein sosortiger Verkauf der» Münzen hätte ebenso leicht verhäng-i nißdoll werden können, wie der Ver-J such, das Gold, zu dem sie sie einge schmolzen haben mögen, an den Mann( zu bringen. Und dann --— es war doch nicht bei dem bloßen Einbruchs diebstahl geblieben. Die Unseligen hatten ein Menschenleben vernichtet, um sich vor drohender Entdeckung zu schiißem und der, dessen Gewissen mit solcher Schuld belastet war, mußte wohl hundertmal ängstlicher sein, als es ein gewöhnlicher Dieb ist.« »Was geschah also lveite·:?« »Während ich noch mit ihm sprach, erschien bereits ein Kriminalbeamter, um ihn festzunehmen. Eine anonhme Anzeige hatte die Behörde auf seine Spur geführt, und da man erfahren hatte, daß die Zeichnungen sür die Tresoranlagen von ihm herrührten, hielt man ihn für hinlänglich verdäch tig, um ein Verfahren gegen ihn ein zuleiten.« »Ein Verfahren gegen einen Un schuldigen! —- Denn er ist unschul dig, Gerhardt Ich selbst habe nicht größeren Antheil an dem Tode mei ner unglücklichen Verwandten, als er.« fi««,-l, L, 6.--k«t k.« Qcllllllg stluruc ou Fusan-u um Kopi. »Auch Du würdest anderen Sinnes werden, wenn Du alles wüß test, was seit seiner Verbastung noch weiter an Belastungsmaterial gegen ihn zusammengetragen worden ist. — Aber wir wollen jeßt nicht länger da von reden, nicht-wahrt- Wie sollte ich die Verantwortung sur den Schaden tragen, den diese ausregende Unterhal tung Dir zusiigen kann's« »Sie schadet mir nichts, Du darfst Dich dessen versichert halten, Gerhardl Jch rnuß alles wissen —- wirtlich. Du darfst mir nichts derschweiaenl« »Ich weiß nicht einmal, ob mir in diesem Augenblick alles gegenwärtig ist, was der Untersuchungsrichter mir mitgetheilt hat. Soviel aber ist; sicher, daß Hermanns Versuch, sich zu entlasten, vollständig mißlang. Es steht fest, daß er in Geldverlegen heit war, daß er arn Abend vor jener Nacht, in der hier das Verbrechen; verübt wurde, aus Berlin eingetros-s sen ist, und dasz er nicht angebenk kann, wo er die Nacht zugebracht hat.s Bei seinem Vater hat er sich erst nachi Tagesanbruch eingefunden, und nie-. mand schenkt seiner Erzählung Man-l ben, daß er sich sechs oder sieben Stunden lang planlos in den Stra ßen und in den Parlanlagen herum getrieben habe. Auch die Verletzung an der Hand zeugt gegen ihn. Es ists zwar richtig. daß er sie sich-nicht beis dein Einbeuch, sondern schon vor weh-s reren Tagen bei seiner Berussarbeiti zugezogen hat, aber die ärztlichens Sachverständigen erklären seht die aus; dern Kopstissen Deiner Tante vorge-; sundenen Blutslecte damit, daß sich der von dem Mörder getragene Ver-s band während seines furchtbaren, Wertes leicht verschoben haben tönne,k so daß die noch unverheilte Mundes von neuem zu bluten begann. Diese j Erklärung würde sogar viel besserj als die ursprüngliche Annahme zu derf Thatsaehe stimmen, daß sich an ders eigentlichen Arbeitsstätte der Diebel keinerlei Blutspuren nachweisen lie ßen, sondern daß sie außer aus dern Pfühl nur noch an der äußeren Seite der Thiir gesunden wurden, die in das Schlaszinuner Deiner beklagend werthen Tante siihrteli« »Aber die Münzen? Hat man auch« nur eine einzige von ihnen bei Her-i rnami gesundenilm «Nein. Man konnte nur in seines Vaters Wohnung danach suchen, und · es war von vornherein nicht anzuneh men. daß er et gewagt haben würde, sie dort zu verbergen. Wenn er sie nicht an einein anderen Orte versteckt hat,ipbeftuveniietichvvchisdm "Häavm v-: Miischutvigeu. vie er pha allen Zweifel gehabt hat.« »Aber die Spur dieser Mttschuldis Igensm »Den-rann leugnet natürlich ihre Existenz ebenso deharrlich. wie er Iseiue eigene Schurk- in sur-rede steur. tAber die Behörden sind der Meinung, sdaß es sich um Leute aus seinem Ber liner Belanntenlreife handelt, die un sere Stadt vermuthlich schon unnüt telbar nach vollbrachtet That wieder verlassen haben.« Margarethe wollte eine weitere Frage thun,t da trat die Kranken pflegerin mit ganz besiitrztern Gesicht ins Zimmer und neigte sich nach ei nem vorwurfgoollen Blick auf den Konsul über die Patientin. »Sie diikfen fest nicht mehr sprechen, Fräulein Hunold -·— Und Sie dürfen auch nicht länger Besuch haben." Gerhard Brüning hatte sich sofort erhoben. »Die Schwester hat recht, Liebling," fliisterte er in Margarethes Ohr »und ich muß mich jetzt entfer nen.·' 18. Zwei Tage darauf wurde der Kon sul von neuem zu dem Untersuchungs richter gebeten. Lenzmann legte ihm zwei Gold münzen vor. »Ein Antiquitätenhiind: let überhrachte sie der Polizei mit der Erklärung, daß ein unbekannter Mann sie ihm zum Kauf angeboten habe. Der Händler vermuthete so gleich, daß die sehr werthvollen Stücke aus dem Diebstahl in Jhrem Hause herrührten. Er erlundigte sich bei dem Berliiufer, der wie’ein besserer Arbeiter gekleidet war, ob- er noch mehr derartige Münzen habe. Als das bejaht wurde, erklärte er sieh be reit, sie ihm abzutaufen, sagte jedoch, daß er die mitgebrachten Stücke zu nächst prüfen lassen müsse. Seine Absicht war, zur Polizei zu schicken und den Fremden festnehinen zu luf sen. Der Besitzer der Goldstücke fchien jedoch mißtrauifch zu werden« behaup tete, nicht warten zu können, und fagte. daß er später wiederkommen wolle. Die Münzen ließ er dem Händler zur Prüfung zurück. Dieser trug sie sofort zur Polizei, und es wurde ihm ein Krtminalfchutzmann mitgegeben, um den Unbekannten zu verhaften. Er hat sich jedoch nicht wieder sehen lassen." Brüning hatte die beiden Münzen einer eingehenden Prüfung unterzo gen. Es waren zwei römifche Gold denare, beides sehr seltene Stücke, die der Koniul an der Art der Brich-Libi gungen mit großer Bestimmtheit als fein Eigenthum wiedererlannte. »Ich habe diese Münzen erst vor ganz tur zer Zeit erworben,« sagte er. »Wir haben damit also den sicheren Beweis, daß Ollendorf heiser hatte, ;n deren händen sich die bei ihm ver gebens gesuchte Sammlung befindet,« meinte Doktor Lenzmann. »Da die Münzen offenbar noch nicht einge schmolzen sind, dürfen wir hoffen, sie den Spihbuben doch wieder abzuneh neu-" CFartsehung folgt.) Madame war einige Tage vorn Haufe abwesend. Bei ihrer Rückkehr frug sie das Dienstmädchen, ob ihr Gatte sie während ihres Fortfeins sehr vermißt hätte. — »Während der ersten Tage habe ich das nicht"bemertt.« gab Marh Bescheid, »aber heute morgen, wenige Stunden, bevor Sie zurückla knen, war ertder Yerzweljflung nahe.« Aus New York tomrnt die set-satte nelle Nachricht, daß eine Frau um ZMlberaubt wurde, als sie aus einem Gelchaft tam, wo sie sich eben einen neuin Osterhui getauft hatte. Und da will man uns glauben machen, daß sie noch soviel Jeld bei sich hatte? O Es gibt fo viele Leute, die Fäuste, aber leinen Kopf haben und dennoch aaeh Aemtern streben, die einen Kopf, aber teine Fäuste beanspruchen Bescheidenheit ist jene Tugend, die man aus deriRot z.u mache-n pflegt. f Wie»tvohl tann uns eine Träne tun, wie weh ein Lächelns I I O Noch mehr als im Theater wird bei den Tragödien des Lebens — ge klaschL ·- i Der Erfolg des einzelnen hiin häufig davon ab, tote frlth tm Lebegrt Itnan ausfindet, was man nicht tun ann. Tokiku -f j ..--.?’ » .Wir yab’n aber heuer an fein-I Summetftifchlek g«habt! So an lie ben, freundlichen her-n! Alle Suautag hat et mitg tat-its· F